Zugeinander

Zugeinander

Cartman, sein richtiger Name ist Max, will seine Wuchtbrumme, im wahren Leben Valerie genannt, endlich kennen lernen. Gespräche im Internet und per Telefon reichen ihm längst nicht mehr. Also setzt er sich in München in den Zug, um nach Berlin zu Valerie zu fahren. Valerie weiß davon nichts. Schließlich soll es eine Überraschung werden. Doch Valerie hat die gleiche Idee. Auch sie will Max überraschen und nimmt am selben Tag den Zug von Berlin nach München.

Max, der keine Reservierung hat, muss sich zunächst einen Platz suchen. Das ist gar nicht so leicht, da der Zug voll besetzt ist. Die Reise wird alles andere als ruhig. Besonders als drei Männer mit einem riesigen Vorrat an Bier sich seiner annehmen, kann er die Lage nicht mehr „nüchtern“ beurteilen. Er fragt sich, ob Valerie wirklich so ist, wie er sie sich bisher vorgestellt hat. Er klappt seinen Laptop auf und liest noch mal die alten Emails, erinnert sich zurück, wie alles begann.

Valeries Reise ist ebenfalls stressig. Sie lernt die unterschiedlichsten Menschen kennen, darunter eine Mutter mit zwei nervigen Kindern und eine Schwarzfahrerin. Auch Valerie hängt ihren Gedanken nach und blickt zurück. Ob das Foto, das Max geschickt hat wirklich echt ist? Ob er gemeint hat, was er gesagt hat? Wird er sich freuen, sie zu sehen?

Die Züge rollen aufeinander zu. Max und Valerie werden immer aufgeregter. Sie kommen ins Grübeln, müssen ihre widersprüchlichen Gefühle sortieren, ihre Freude aufeinander und das Bauchkribbeln aushalten. Werden sie aneinander vorbeifahren, ohne etwas zu ahnen? Oder werden sie sich begegnen?

Das Buch ist spannend gemacht. Der Autor wechselt zwischen Valerie und Max hin und her, unterscheidet die zwei Erzählstränge sogar optisch durch unterschiedliche Schriftbilder. In Rückblicken beschreibt vor allem Max, wie sich die beiden im Internet kennen lernten und wie sie dann feststellten, dass sie sich mögen und dass es sogar Liebe sein könnte. Für den Leser wird sehr gut nachvollziehbar, wie sich die Beziehung immer weiter entwickelte, bis beide die räumliche Trennung schließlich nicht mehr aushielten und die Idee hatten, sich mit einem Besuch zu überraschen. Dargestellt werden aber auch die Zweifel, die beide hegen und die ja nicht von der Hand zu weisen sind. Die Angst enttäuscht zu werden oder sich geirrt zu haben, lässt sich nicht so einfach wegwischen. Bei beiden nicht. Hier zeigt der Autor sehr viel Einfühlungsvermögen, was Gefühlsdinge angeht.
Interessant sind auch die vielen Dialoge mit den Mitreisenden und dem, was Valerie und Max diesen Gesprächen für sich entnehmen, oder wie sie sich gar davon beeinflussen lassen. Dabei geht es keineswegs immer Ernst zu. Der Autor schreibt mit viel Ironie und gibt auch ein ums andere Mal dem Leser viel Stoff zum Nachdenken.

Über den Autor:
Jochen Till, geboren 1966 in Frankfurt am Main, wollte eigentlich Rockstar werden, schreibt aber nun Romane für Jugendliche und Erwachsene. Mit seinem Roman „Ohrensausen“ war er 2003 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Rezension von Heike Rau

Jochen Till
Zugeinander
256 Seiten, gebunden
für junge Erwachsene
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 3-473-35255-1
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