Der letzte Romantiker

Der letzte Romantiker

Koller sitzt so richtig in der Klemme. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als nach seinem kleinen Bruder Rocket zu rufen. Soll der ihn aus der verfahrenen Situation retten! Was genau passiert ist, will Koller aber nicht am Telefon verraten. Rocket hat es dann auch nicht leicht, bis zu seinem Bruder durchzudringen. Er muss eine Tür eintreten, bevor er das ganze Ausmaß der Katastrophe zu Gesicht bekommt. Koller liegt nackt im Bett. Und auch eine Frau ist anwesend. Die nackte Blondine ist tot und zwar richtig. Koller glaubt, dass es ein Herzkasper war, der sie beim Sex hinweggerafft hat. Das ist ziemlich unglaubwürdig, ist die Frau doch erst zwanzig. Leider besteht die Verbindung zwischen Koller und der Blondine noch. Er steckt gewissermaßen fest. Um die verkrampfte Situation zu entspannen, ist harte, unromantische Arbeit erforderlich. Zwar ist die Aktion erfolgreich, doch ein Sturz der jungen Dame konnte nicht vermieden werden. Nun hat die Tote auch noch ein schlimmes Loch im Kopf. Als hätte sie eine Begegnung mit einer Spitzhacke gehabt.

Die Polizei hinzuzuziehen, scheint abwegig. Flucht, so glaubt Koller, ist hier die bessere Option. Schließlich hat niemand etwas gesehen. Rocket dagegen glaubt, dass es schon besser wäre, die Polizei zu rufen. Schließlich ist hier kein Mord geschehen, sondern ein Unfall. Gerade als der Streit zu eskalieren droht, kommt Besuch. Koller holt die Knarre raus und verdonnert Cassidy zum Stillschweigen. Die junge Frau nimmt den Männern die Version vom Herzinfarkt nicht ab. Aber eins weiß sie genau, die Sache wird für Koller und Rocket tödlich enden. Die Tote ist die Tochter des Büffels. Er ist der Boss der lokalen Russen-Mafia. Ein rabiater Typ. Jetzt kann nur noch eine helfen. Koller und Rocket flüchten sich mit ihrer Geisel nach Hause – zu Mama.

Man kann nur vor diesem Hörbuch warnen. Man kann nicht nebenbei Auto fahren oder Hausarbeiten machen. Das Hörbuch hat ein sehr einnehmendes Wesen. Die 350 Minuten Laufzeit lassen sich schlecht unterbrechen. Das Buch ist viel zu spannend. Der Autor erzählt eine Geschichte die sich weit jenseits von Gut und Böse abspielt. Sie ist so urkomisch und fesselnd, dass es kaum zu übertreffen ist. Mal lacht man sich schlapp, man stöhnt man ungläubig auf, mal zieht man staunend die Augenbrauen hoch oder verzerrt schmerzhaft den Mund. Eine absurde Situation folgt der nächsten. Für Abwechslung beim Hören ist also gesorgt.
Die Charaktere sind perfekt ausgearbeitet. Dazu kommt, dass die Vorleser wirklich alles geben. Sie bringen die einzelnen Persönlichkeiten perfekt heraus und haben sichtlich Spaß daran. Ihre Begeisterung überträgt sich auch auf den Zuhörer.
Klar, das Hörbuch ist nichts für zartbesaitete Romantiker. Es geht ordentlich zur Sache. Da darf man nicht empfindlich sein. Allen anderen ist diese rabenschwarze Gaunerkomödie allerdings sehr zu empfehlen.

PS: Und alle, denen es gefallen hat, dürfen sich auf eine Verfilmung freuen. Till Schweiger hat beim Autor das Drehbuch in Auftrag gegeben.

Über den Autor:
Jochen Till wurde 1966 in Frankfurt am Main geboren. Er schrieb etlichen
Jugendbücher, z.B. „Ohrensausen“, für das er 2003 von der Jugendjury
für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. „Der letzte
Romantiker“ ist sein erster Roman für Erwachsene.

Rezension von Heike Rau

Jochen Till
Der letzte Romantiker
Sprecher: Michael Haase, Linus König, Dirk Pettenkofer, Nannette Waidmann
Live-Lesung
5 CDs, ca. 350 Minuten
Multibox mit Schuber
Produktion: Bild- und Tonwerkstatt Frankfurt und Eichborn Lido
ISBN: 3-8218-5411-1
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