Annette Pehnt: Chronik der Nähe

Annette Pehnt: Chronik der Nähe

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Nähe und Distanz: Bilanz einer schwierigen Beziehung.

Wohl jeder hat schon gelesen, gehört oder selber erlebt, wie problematisch das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern sein kann.

Annette Pehnt hat diese so schwierige Beziehung in Worte gefasst, die andeutend eine Ambivalenz aufweisen, die ihresgleichen sucht.

Großmutter, Mutter und Tochter: in der Gegenseitigkeit erlebt jede die andere als bedrängend, fordernd, einmischend und beklemmend.

Zwischen den Zeilen erfährt man, zu welcher Zeit die eine oder andere gelebt und mit den Erfahrungen des Lebens die eigene Tochter als Stütze, Hilfe oder störendes Wesen empfunden hat.

Annie ist die im Krieg geborene Tochter. Ihre Mutter musste nach dem Zweiten Weltkrieg ums Überleben und das tägliche Brot kämpfen. Da die Worte und Assoziationen der Autorin ungebunden und frei schwebend in die Texte einfließen, gehen Erinnerungen zurück bis zu der Zeit, als Annie schon als Baby die Mutter mit ihrem Geschrei gequält und geärgert hat. Später dann gibt es die Zweifel, ob sie den richtigen Freund hat. Lebt Annie in den Augen der Mutter auch konform, wo eckt sie an, und wo geraten Mutter und Tochter aneinander?

Diese Kriegsmutter will eine Nähe, die ihre Tochter Annie kaum aushalten kann. Der „Richtige“, das ist später der Mann von Annie, und so bleibt er benannt: Mutter war also einverstanden mit ihm.

Zwischen Liebe, Nähe und Distanz pendeln diese Frauen im Verhältnis zu ihren Müttern bzw. Großmüttern. Mehr als einmal spürt man einen fast tödlichen Hass, mit der die Mutter von Annie ihr mögliches Sterben als Mittel zum Zweck missbraucht. Es gilt, fast erpresserisch die töchterliche Liebe zu ertrotzen. Annie ist als Kind klein und hilflos. Sie gibt alles, was sie kann, und als sie selber Mutter wird, ist sie in ihrer Ambivalenz zu der fordernden Mutter hin und her gerissen. Als sie ihren Töchtern liebevolle Nähe und Daueraufmerksamkeit bietet, löst das ungeahnten Neid und Spannungen bei der „Kriegs“-Mutter aus.

Es bleibt Fremdheit, schwer lastende Suche nach Nähe und eine Trauer über die Vergeblichkeit dieser mütterlichen Liebe. Sie schwankt zwischen Unsicherheit, Geben und Versagen. Bedrückend erlebt man hier Mutterbeziehungen, die ratlos und sprachlos eine Distanz und fast Kälte verbreiten, die sich niemand wünscht. Sie sind eingebettet in eine Weltgeschichte und in Zeitläufe, die jeweils unterschiedliche Verhaltensweisen von Müttern forderten.

Annette Pehnt hat eine authentisch wirkende Geschichte verfasst, die von Ambivalenzen berichtet, die durchaus möglich sind. Für die Betroffenen sind sie fast bedrohlich. Die Ausruckskraft, Sensibilität, Empathie und der analytische Verstand der Autorin sind beachtlich. Sie scheint ihre Geschichte dem realen Alltag abgerungen zu haben.

Annette Pehnt
Chronik der Nähe
224 Seiten, gebunden
Piper, März 2012
ISBN-10: 3492055060
ISBN-13: 978-3492055062
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2 Gedanken zu „Annette Pehnt: Chronik der Nähe

  1. Vielen Dank für den Kommentar
    Ja, ich habe auch schon einige Bücher von ihr gelesen und mag sie sehr!

    BG

    Claudine B.

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