J. Courtney Sullivan: Fremde Freundin

J. Courtney Sullivan: Fremde Freundin

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Elisabeth und Andrew, die viele Jahre in New York verbracht haben, leben nun in einer Kleinstadt, um hier ihren Sohn Gil aufzuziehen. Elisabeth vermisst ihre engste Freundin Nomi, die in Brooklyn geblieben ist. Eine von anderen Müttern gegründete Facebook-Gruppe und auch die anderen Frauen in der Laurel Street, die sie in ihren Buchclub aufgenommen haben, füllen die Leere nicht. Andrew erweist sich als liebevoller Vater, doch muss er sich um seine neueste Erfindung widmen. Elisabeth ist vertraglich gebunden und hat ein drittes Buch zu schreiben. Sie wird sich um eine Kinderfrau kümmern müssen, um Zeit zum Schreiben zu haben. Und so kommt Sam in die Familie, eine Kunststudentin, und kümmert sich um Gil. Die beiden Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein. Aber sie haben sofort einen guten Draht zueinander.

J. Courtney Sullivan zeigt auf, wie sich zwischen Elisabeth und Sam eine Freundschaft entwickelt, die von der älteren Frau angestoßen wird. Sie sieht sich selbst ein bisschen in Sam und möchte vermeiden, dass diese die gleichen Fehler macht wie sie selbst. Das mag gut gemeint sein, aber ihre Art und Weise Sam zu beeinflussen, ist ein bisschen übergriffig. Elisabeth sieht nicht, dass es nicht unbedingt gut für Sam sein muss, zu handeln, wie sie selbst es tun würde.

Die beiden Frauen stammen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten. Während Elisabeth reiche Eltern im Hintergrund hat, muss Sam sich mit einem Studienkredit verschulden und nebenbei in der Küche der Mensa und als Babysitterin etwas dazu verdienen. Und doch ist es auch ein Privileg, dass ihr überhaupt eine Bildungschance offensteht. Der Roman ist also durchaus gesellschaftskritisch. Das wird untermalt mit der Theorie vom Hohlen Baum, mit der sich Elisabeths Schwiegervater George sich auseinandersetzt. Elisabeth belächelt seine Ansichten. Aber Sam kann er dafür gewinnen.

Es ist interessant zu sehen, wie die beiden Frauen sich anfreunden und miteinander umgehen, besonders dann, wenn es Differenzen gibt. Sie sind nicht gleichberechtigt in dieser Beziehung, denn Sam ist auf das Geld, das sie beim Babysitten verdient, angewiesen. Dennoch findet eine Entwicklung statt, vor der sich auch Elisabeth nicht verschließen kann. Beide gewinnen durch diese Freundschaft, verlieren aber auch viel.

Rezension von Heike Rau

J. Courtney Sullivan
Fremde Freundin
Aus dem Englischen von Andrea O’Brien und Jan Schönherr
528 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag, Juli 2021
ISBN-10: 3552072519
ISBN-13: 978-3552072510
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