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Autor: hera

Die Nudel

Die Nudel

Die Nudeln haben möglicherweise ihren Anfang im heutigen Irak, in Syrien oder vielleicht in Afghanistan genommen. Aber das ist nur eine Hypothese, eine umstrittene dazu. Dass sie schnell ins Innere Asiens gelangten, steht aber fest. Vermutlich war die Nudel das erste verarbeitete Grundnahrungsmittel mit dem im großen Stiele Fernhandel betrieben wurde. Der Autor versucht den Weg der Nudel über die Welt zu verfolgen und ihrer Ausbreitung nachzugehen. Schon das kommt einem Abenteuer gleich. Der Autor verweist auf Erwiesenes und Vermutetes.

Jede Kultur hat ihre eigenen Nudelspezialitäten entwickelt. Es gibt unglaublich viele Sorten die in verschiedenen Variationen gegessen werden. Der Autor macht Station in Italien, China und anderen Ländern, schaut tief in die Töpfe und probiert was gegessen wird. Dabei wirft er auch einen Blick auf die Herstellungsarten der Nudel. Auch Deutschland gilt sein Interesse. Die Maultaschen sollen ja die Mönche von Maulbronn zu Zeiten Luthers erfunden haben. Vielleicht war aber auch alles ganz anders. Legenden gibt es genug. Die Beweislage ist schwierig. Möglicherweise sind die Maultaschen gar russische Pelmeni. Der Autor geht trotzdem der Frage nach, woher der Begriff kommt und wie genau sie zubereitet werden und wie man sie isst.

Die Herkunft von Rezepten zu erforschen, ist keine leichte Aufgabe. Die Vielfalt der Nudeltypen und Gerichte ist riesengroß. 320 Seiten braucht der Autor um die Geschichte der Nudel zu erzählen. Er tut dies auf eine sehr humorvolle und ausschweifende Art und Weise. Als Nudelliebhaber wird man damit sehr gut unterhalten. Vor der Lektüre des Buches sollte man sich aber einen Vorrat an Nudeln oder den Zutaten zum Nudelteig bereitstellen. Denn das schön gestaltete Buch hat eine nicht zu unterschätzende Nebenwirkung. Es macht großen Appetit.

Rezension von Heike Rau

Christoph Neidhart
Die Nudel
Eine Kulturgeschichte mit Biss
Gestaltet und illustriert von Günter Mattei
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien
320 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3552060425
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Gran Sol

Gran Sol

Nach dem Abschied von den Familien geht es an Bord. Die Leinen werden losgemacht und die „Aril“ sticht in See, gerade als das Gewitter beginnt und es die ersten Tropfen regnet. Es verläuft alles normal, auch wenn das Meer aufgewühlt ist und die Brecher das Schiff erzittern lässt.
Gran Sol ist das Ziel der Fischer. Die lange Fahrt dorthin verbringen die Männer mit Routinearbeiten und Gesprächen. Paulino Castro schreibt in sein Logbuch „Keine weiteren Vorkommnisse,…“
Dann endlich kommt Bewegung in den eintönigen Alltag. Das Netz wird zu Wasser gelassen, die „Aril“ und ihr Schwesterschiff die „Uro“ beginnen zu schleppen. Der Ton unter den Männern wird härter. Die anstrengende Arbeit zermürbt, zumal der Fang gering ausfällt. Schleppgang um Schleppgang müssen die Männer bewältigen.
Die Bank von Gran Sol liegt noch siebzig Meilen entfernt. In den Nachrichten wird noch schlechteres Wetter vorhergesagt. Trotzdem geht die Arbeit weiter, weil Kapitän Orozco es so will. Eine Havarie lässt nicht lange auf sich warten. Das Netzt verhakt sich in der Schraube der „Uro“. Der Fang geht verloren. Für die „Uro“ besteht nur eine Chance, wenn es gelingt mit Hilfe der „Aril“ das Schiff trotzt Schlechtwetterfront in einen sicheren Hafen zu ziehen.

Ignacio Aldecoa nimmt seine Leser direkt mit an Bord eines Hochseekutters und lässt ihn teilhaben am Arbeitsalltag der dreizehn kantabrischen Fischer, die unterwegs zur Fischbank Gran Sol westlich von Irland sind. Ihre Gespräche, Rangeleien und derben Scherze untereinander kann man so hautnah miterleben. Es ist, als hätte man Anteil an ihren Sorgen, Nöten und Hoffnungen. Der Autor beschreibt ihr Leben an Bord akribisch genau, lässt verschiedene Stimmungen deutlich werden. Seine Schilderungen des unberechenbaren Meeres bei Wind und Wetter sind so gut, dass man dem nachspüren kann. Die Gefahr, der sich die Männer aussetzten, ist stets präsent.
Die Charaktere werden so lebendig beschrieben, dass man eine echte Chance hat, sie kennen zu lernen. Die Fischer, denen ihre Sterblichkeit praktisch angesichts des Unwetters jede Minute vor Augen geführt wird, sind die Helden des Buches. Sie werden vom Autor mit viel Einfühlungsvermögen beschrieben und genau beobachtet. Der Roman besticht durch seine deutliche Sprache, so dass sehr eindringliche Bilder bei der Lektüre des Romans entstehen.

Über den Autor:
Ignacio Aldecoa lebte von 1925-1968. Er studierte an der Universität von Madrid. Er gilt als einer der Wegbereiter der spanischen Literatur und ist einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Rezension von Heike Rau

Ignacio Aldecoa
Gran Sol
Übersetzt von Willi Zurbrüggen
300 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3866480575
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Das große Ravensburger Natur-Spielebuch

Das große Ravensburger Natur-Spielebuch

Man liest es immer wieder in der Presse. Unsere Kinder bewegen sich zu wenig, sitzen stattdessen vor dem Fernseher oder dem Computer. Vielleicht ist aber auch kein Spielplatz in der Nähe oder die Kinder haben einfach keine Idee, was sie draußen machen könnten. Diese Ausreden zählen nun nicht mehr. Der Autor erklärt Wiesen, Bäche, Wälder, Parks und sogar die Innenstädte zu Spielplätzen. Es gibt eine Menge Spiele, die man ohne großen Aufwand und mit den einfachsten Materialien spielen kann, aber auch solche, die gewisse Anforderungen an ein Team stellen.

Eltern und Erzieher finden in diesem Buch über 200 Spiele für ein bis zwei Kinder, aber auch für kleine und große Gruppen. Das Wetter spielt dabei fast keine Rolle und auch die örtlichen Gegebenheiten werden perfekt genutzt. Das Buch ist in die unterschiedlichen Spielorte gegliedert: „Spiele auf der Wiese und im Park“, „Spiele im Wald und im Gelände“, „Spiele in der Stadt und im Dorf“, „Spiele am und im Wasser“, Spiele mit Sand und Steinen“, „Spiele bei Regen oder Schnee“, „Spiele bei Dämmerung und in der Nacht“, „Spiele mit den vier Elementen“, „Spiele für alle Sinne“, „Spiele zum kreativen Gestalten“, „Spiele für größere Aktionen und Gruppen“, „Kooperative Spiele“.

Spiele auf der Wiese und im Park:
Hier werden Blatttabletts balanciert, Bäume bestimmt, auf selbst gebastelten Wippen balanciert, verstecken gespielt und Naturmaterialien erkundet. Es gibt ruhige Spiele und Spiele bei denen sich die Kinder austoben können. Die Natur spielt eine große Rolle.

Spiele bei Regen oder Schnee:
Hier werden auch die Stubenhocker vor die Tür gelockt. Die Ausrede, das schlechtes Wetter ist, zählt nicht. Je nach dem ob Regenwetter ist oder Schnee liegt, stehen beispielsweise folgende Spiel zur Auswahl: Pfützenweitsprung, Pfützenbüchsengolf, Tiefschneeball, Spurensuche oder Schneeballballern. Aus Schnee kann aber auch etwas gebaut werden, zum Beispiel eine Schnee-Bobbahn für Murmeln.

Auch in den anderen Kapiteln geht es darum, die Natur kennen zu lernen und dem Bewegungsdrang nachzugeben. Ganz nebenbei werden die Kinder gefördert, beispielsweise in der Teamfähigkeit. Gefördert werden die Sinne, und damit auch Konzentration, Merkfähigkeit, Geschicklichkeit, Gleichgewichtssinn, Körpergefühl und vieles mehr. Eltern und Erzieher können die Spiele gezielt auswählen, denn es gibt ein Register mit Angabe der Förderbereiche. Hier kann man auch sehr gut ablesen, wie lange ein Spiel dauert, für welche Altersgruppe es geeignet ist, wie viele Kinder mitspielen können und ob ein Spielleiter gebraucht wird.
Der Autor beschreibt ein Spiel nicht nur, er gibt auch hilfreiche Tipps zum Gelingen. Auf einen Blick sieht man auch sofort, ob Materialen und wenn ja, welche, gebraucht werden. Hier liegt der Schwerpunkt auf Naturmaterialien, wie man sie überall finden kann.
Die witzigen Illustrationen sind eine zusätzliche Anregung, sich an den Spielen zu versuchen. Man kann mit Hilfe des Buches auch Kinderfeste, Aktionstage und Spielenachmittage für die ganze Familie vorbereiten. Viele Spiele lassen sich perfekt zwischendurch bei einem Spaziergang spielen. Sie wecken die Abenteuerlust und vertreiben die Langeweile.

Rezension von Heike Rau

Uli Geißler
Das große Ravensburger Natur-Spielebuch
Über 200 Spiele für Kinder
Mit Illustrationen von Birgit Rieger
140 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473556236
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Stefan Markus: Erste-Hilfe-Handbuch

Stefan Markus: Erste-Hilfe-Handbuch

Der Gedanke irgendwann einmal Erste Hilfe leisten zu müssen, macht vielen Menschen Angst. Meist liegt es daran, dass der Erste-Hilfe-Kurs schon länger zurückliegt und man glaubt, zu viel vergessen zu haben, um noch angemessen Handeln zu können. Man hat Angst, dem Verletzen mit falscher Hilfe zu schaden.

Mit dem vorliegenden Buch kann man noch einmal alle Aspekte der Ersten Hilfe durchgehen. Der Leser erhält Hilfestellung für alle möglichen vorkommenden Unfälle in den Bereichen Straßenverkehr, Freizeit, Haushalt und Arbeitsplatz.

Zunächst werden die Grundlagen der Ersten Hilfe besprochen. Der Leser erfährt, welche Aufgaben dem Ersthelfer zukommen und welche Sofortmaßnahmen beim Warten auf den Rettungsdienst eingeleitet werden müssen. Danach geht es ins Detail. Hier werden mögliche Verletzungen durch Unfälle gezeigt und die entsprechende Behandlung vorgeschlagen, ob es sich um Herz-Kreislauf-Störungen, Wunden, Verletzungen des Bewegungsapparates, Verbrennungen, Vergiftungen oder psychiatrische Notfälle handelt. Gezeigt wird aber auch die Behandlung von häufiger auftretenden Erkrankungen oder Befindlichkeitsstörungen wie Fieber, Erbrechen und Durchfall, Halsschmerzen oder Schwindel.

Das Buch ist für jeden geeignet, der Erste Hilfe leisten möchte oder muss. Die Erklärungen, immer in Wort und Bild, sind sehr gut nachvollziehbar. Die Erläuterungen erfolgen zudem in Schritten. Wichtige Aspekte werden oft wiederholt, so dass man diese schon beim Lesen des Buches automatisch verinnerlicht. Sehr hilfreich sind auch die Zusammenfassungen. Hier muss man sozusagen entscheiden, welchem roten Faden man folgt und sieht so auf einen Blick, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Diese Zusammenfassungen kann man leicht auswendig lernen.
Gut gefallen hat, dass dem Helfer Mut gemacht wird zu handeln, dass dabei aber auch auf seine Ängste und Zweifel eingegangen wird.

Damit man überhaupt einschätzen kann, wie es dem Patienten geht, muss man natürlich wissen, wie der menschliche Körper aufgebaut ist und funktioniert. Deshalb gibt es auch eine Einführung in Anatomie und Physiologie. Damit ist man gut gerüstet für alle Eventualitäten.

Fazit: Diese Buch sollte in jedem Haushalt vorhanden sein. Ein Notfall tritt schneller ein, als gedacht und dann ist richtiges und umsichtiges Handeln gefragt.

Rezension von Heike Rau

Stefan Markus / Dr. Sybille Tönjes
Erste-Hilfe-Handbuch
Wissen – Ratschläge – Selbsthilfe
In Zusammenarbeit mit dem Malteser Hilfsdienst
Aus dem Englischen von Tobias Immenroth
288 Seiten, broschiert, über 400 Fotografien und 70 Illustrationen
Dorling Kindersley Verlag
ISBN: 978-3831010080
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Der weiße und der schwarze Bär

Der weiße und der schwarze Bär

Die Nacht ist schon ein wenig unheimlich, findet das kleine Mädchen. Wenn es mit offenen Augen im Bett liegt und ihr Zimmer betrachtet, fühlt es sich wie in einem Wald, man könnte sich verlaufen. Allein ist das Mädchen zum Glück nicht, denn im Wald, da gibt es Bären. Nachts sitzt ein weißer Bär am Bett des Mädchens, so ist es nicht ganz so stockdunkel. Der weiße Bär schimmert nämlich ein wenig im Dunklen. Wenn der weiße Bär nicht da ist, dann ist auch der Mond verschwunden. Dann sitzt der schwarze Bär am Bett. Sehen kann man ihn nicht, so unglaublich dunkel ist es, aber atmen kann man ihn hören.

Der Autor taucht ganz tief in die Fantasiewelt kleiner Kinder ein. Er bietet ihnen eine Sichtweise an, die es ermöglicht, die oft vorkommende nächtliche Angst in ihre Schranken zu weisen oder zu überspielen. Die Lichtverhältnisse sind nachts nicht immer gleich, so finden auch die Mondphasen Beachtung.
Das Buch ist sehr fantasievoll illustriert. Die Bären sehen schon ein wenig unheimlich aus, so groß, wie sie dargestellt sind. Aber wie man den Bildern entnehmen kann, fühlen sich Kinder wohl in ihrer Nähe. Die Bären nehmen der Nacht ihre Unheimlichkeit, auch wenn sie nur erfunden sind, wie jedes Kind weiß. Das Buch regt an, sich mit der nächtlichen Angst bewusst auseinander zu setzen, die Vorstellungskraft zu aktivieren und der Nacht ihre schönen Seiten abzugewinnen.

Über den Autor:
Jürg Schubiger wurde 1936 in Zürich geboren. Er arbeitete als Gärtner, Winzer, Holzfäller, Kartonagen-Zuschneider, Werbetexter und Verleger und hat dann Germanistik, Psychologie und Philosophie studiert und über Franz Kafka promoviert. Seit 1980 arbeitet er als Psychotherapeut. Als Autor schreibt für Kinder und Erwachsene und wurde vielfach ausgezeichnet, beispielsweise 1996 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und 1997 mit dem Silbernen Griffel für sein Kinderbuch „Als die Welt noch jung war“. Auch die Luchs-Jury hat seine Bücher zweimal prämiert. Für „Seltsame Abenteuer des Don Quijote“ und „Aller Anfang“ bekam der den Luchs.

Über die Illustratorin:
Eva Muggenthaler wurde 1971 in Fürth geboren. Sie studierte an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg Illustration und Grafik. Ihr erstes eigenes Bilderbuch „Der Schäfer Raul“ erschien 1997 im Peter Hammer Verlag und wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Eva Muggenthaler lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Nordfriesland.

Rezension von Heike Rau

Jürg Schubiger / Eva Muggenthaler
Der weiße und der schwarze Bär
32 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
Peter Hammer Verlag
ISBN: 978-3-7795-0078-0
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Roula Rouge

Roula Rouge

Weil Frau und Job weg sind und es mit der Gesundheit auch nicht zum Besten steht, geht Jonathan Schotter nach Berlin. Hier bezieht er nach einiger Zeit in einer Pension eine schicke Wohnung. Seine Zeit verbringt er wie ein Stadtstreicher, nur mit dem Unterschied, dass er Geld wie Heu hat. Während einer Zugfahrt in den Osten der Stadt nimmt er einen Rucksack an sich, den eine junge Frau liegen gelassen hat. Zunächst beabsichtigt er, den Rucksack im Fundbüro abzugeben, entscheidet sich dann aber dagegen.

Der Inhalt des Rucksacks lässt keine Rückschlüsse auf die Identität seiner Besitzerin zu. Aber es befindet sich ein Laptop darin, der wohl Auskunft geben wird, so Jonathans Hoffnung. Die Eigentümerin nennt sich Roula Rouge. Das ist wohl ein Pseudonym. Das iBook selbst ist passwortgeschützt. Doch Jonathan findet im Rücksack einen Hinweis und so kommt er an die gespeicherten Daten. Alles will er über Roula Rouge wissen, er beginnt sie systematisch auszuspionieren. Als er ins Internet geht, erhält er eine Nachricht von Roula Rouge. Sie beschimpft den Dieb ihres Laptops und droht ihm. Das bremst Jonathan keineswegs. Er macht weiter, liest Briefe, Emails, Tagebucheinträge und sieht Fotos und Filme an. Er findet kein Ende und arrangiert sogar ein zufällig aussehendes Treffen mit der jungen Frau, in die er sich verliebt hat.

Das Buch ist eine echte Überraschung. Der Ich-Erzähler ist zwar von Anfang an eine interessante Persönlichkeit, doch was er im Verlauf der Geschichte erzählt, hätte man ihm einfach nicht zugetraut. Der Rücksack mit dem Laptop ist der Anlass, dass Jonathan sein eben in Berlin neu begonnenes Leben wieder völlig umkrempelt. Der eben noch durch und durch seriöse Mann raucht plötzlich wieder, achtet nicht mehr so sehr auf seine Ernährung, trägt Jeans statt Anzug und lässt sich als Krönung des Ganzen tätowieren. Er, der eigentlich Arbeit suchen sollte, verwandelt sich in einen Privatdetektiv und schnüffelt ungeniert einer anderen Person hinterher. Schuld daran ist die Liebe zu einer zunächst fremden Person.
Der Autor schildert diese sagenhafte Wandlung glaubwürdig. Mit Staunen folgt man dem Fortgang der Geschichte. Was immer Jonathan auch über Roula Rouge herausfindet, die einseitige Liebe hält.

Eine interessante Wendung nimmt das Buch, als Jonathan beschließt, Kontakt zu Roula Rouge aufzunehmen, die sich ja rächen will an dem Dieb ihres Laptops. Blauäugig vertraut Jonathan darauf, dass er sie nicht erkennt. Selbst als er Fehler macht, hofft er auf einen guten Ausgang der Geschichte.
Das Hinterherschnüffeln lässt Jonathan nicht sein. Die Geschichte nimmt noch einmal an Dramatik zu, als er etwas in Roula Rouges Vergangenheit ausgräbt. Seine Einmischung kennt keine Grenzen. Kein Wunder, dass die Lage sich ungemein zuspitzt. Man hört den Knall schon förmlich. Der Autor spielt mit den Erwartungen des Lesers und überrascht ihn am Ende dann doch noch einmal.
Nicht nur inhaltlich begeistert das Buch. Auch der Schreibstil des Autors gefällt ausgesprochen gut.

Über den Autor:
Mathias Nolte wurde 1952 in Reinbek bei Hamburg geboren. Er absolvierte eine Lehre als Buchhändler, arbeitete dann als Journalist. Heute lebt er als freier Autor in Berlin und München.

Rezension von Heike Rau

Mathias Nolte
Roula Rouge
365 Seiten, gebunden
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag Wien
ISBN: 978-3552060531
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Teich kompakt. Bauen – Pflanzen – Pflegen

Teich kompakt. Bauen – Pflanzen – Pflegen

Einen Teich im Garten zu haben, ist für viele ein Traum. In Gartencentern und Baumärkten wird alles dafür Nötige angeboten. Dennoch gibt es einiges zu bedenken und genau hier setzten die Autoren mit ihrem Buch an.
Eine gute Planung ist wichtig. Schon der Standort für den Teich muss gut ausgesucht sein, ob er an der Terrasse liegen soll, mitten im Garten oder eher an der Gartenmauer. Nicht nur Lichtfaktoren und Bewuchs in der Nähe des zukünftigen Teiches spielen eine Rolle. Welche Punkte man bedenken sollte, wird genau erklärt.

Teiche kann man auf verschiedene Arten bauen, zum Beispiel mit Folie, einem Fertigbecken oder auch mit Naturbaustoffen. Im Buch werden die verschiedenen Teichbauarten vorgestellt und das Für und Wider abgewogen. Um abzusehen, welche Kosten auf den Gartenbesitzer zukommen, gibt es auch eine Beispielrechnung.
Sind die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen, kann es ans Bauen des Teiches gehen. Die Autoren zeigen wie die Teichsohle vorbereitet werden muss, wie man die Folie verlegt und abdichtet und wie ein Überlauf anzubringen ist. Beachtung finden bei den Bauanleitungen alle Bauarten.

Seine entgültige Gestalt nimmt der Teich aber erst nach dem Bepflanzen ein. Auch hierfür gibt es zahlreiche Vorschläge, auch zur Dekoration mit Steinen. Auch schöne Randeinfassungen werden vorgestellt oder auch andere gestalterische Elemente, wie Brücken oder Sitzplätze. Manche Gartenbesitzer wünschen sich aber auch einen kleinen Bachlauf oder einen Sprudelstein. Auch darauf gehen die Autoren ein.

Ein Teich braucht viel Pflege. Um zu verstehen, wie das Biotop funktioniert, werden von den Autoren die chemischen und physikalischen Vorgänge im Teich ausführlich erklärt und wichtige Wasserwerte zum Vergleich aufgelistet. Auch leidigen Problemen wie dem ausufernden Algenbewuchs wird auf den Grund gegangen. Nicht selten ist es nötig, das Teichwasser zu reinigen. Hier kommen beispielsweise Filter oder auch verschiedene chemische oder biologische Mittel zur Regulierung des Teichwassers zum Einsatz.

Guten Rat gibt es auch bei anderen Problemen mit dem Teich, zum Beispiel wenn dieser undicht geworden ist. Sehr hilfreich ist auch der Arbeitskalender, dem man alle anfallenden Arbeiten am Teich Monat für Monat entnehmen kann. Im letzten Kapitel findet der Leser ein kleines Lexikon der Sumpf- und Wasserpflanzen.

Sieht man sich das Buch näher an, wird sehr schnell klar, dass man leider sehr viele Fehler beim Bau eines Gartenteiches machen kann. Es ist nicht so einfach, dafür zu sorgen, dass der Teich immer im biologischen Gleichgewicht bleibt. Mit Hilfe des Buches kann es aber gelingen, einen Teich zu bauen, der Freude macht. Besonders gut gefallen hat, dass die Autoren sehr ausführlich auf alle möglicherweise auftretenden Probleme eingehen und genau zeigen, was zu beachten ist. So kann man einen Gartenteich sehr gut planen, vom den Vorbereitungsarbeiten, über den Bau und die Bepflanzung bis hin zur Pflege.
Zu allen Kapiteln findet man hilfreiche Zeichnungen und anschauliche Fotos, so dass man sich ein umfassendes Bild von allen Arbeiten rund um den Gartenteich machen kann. Die Autoren bringen auf den Punkt, was wichtig ist und bleiben dabei immer verständlich. Wer dennoch weiteren Informationsbedarf hat, kann auf die Verlagsseite im Internet gehen und über im Buch angegebene Webcodes entsprechende Seiten aufrufen. Hier findet man die Texte aus dem Buch, einige weitere Informationen und Buchtipps.

Rezension von Heike Rau

Peter Hagen / Martin Haberer
Teich kompakt. Bauen – Pflanzen – Pflegen
381 Seiten, 364 Farbfotos, 46 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer Stuttgart
ISBN: 978-3-8001-5189-9
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Die Träumer

Die Träumer

Auch diesmal kommt Robert nicht zu Iris’ Veranstaltung. Er hat sich aus diesem Teil ihres Lebens zurückgezogen. Dabei ist Iris mit ihrem Catering-Service sehr erfolgreich. Für andere Männer, wie den Bürgermeister oder den Bauunternehmen wirkt der Erfolg anziehend. Dass Iris’ Mann sich unsichtbar macht, bedeutet für sie, dass Iris zu haben ist.
Nach einer dieser gelungenen Partys, am nächsten Morgen, erfährt Ines, dass ihr Mann tot aufgefunden worden ist. Sie muss glauben, was sie nicht glauben will, denn sie identifiziert ihn. Sie bricht nicht zusammen und dennoch ist das Leben um sie herum plötzlich ein anderes. Es findet nicht mehr mit ihr statt, sondern eher um sie herum.
Nach der Beerdigung trifft Iris einen Bekannten ihres Mannes. Er macht glaubhaft, zu wissen, warum Robert sich umgebracht hat.

Die Geschichte erzählt von einem Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat, dass sich nicht mehr beachtet und das trotzdem an der Verbindung festhält. Iris bleibt in der Geschichte im Hintergrund. Sie erfährt nicht, was ihr Mann getan hat, wenn er nicht bei ihr war und warum er sich letztendlich umgebracht hat. Der Leser dagegen schon. Ihm wird schonungslos offenbart, was die Ehefrau nie erfahren wird. Und das macht den Reiz dieses Buches aus. In Wahrheit ist Robert in eine Geschichte hineingeraten, aus der es kein entrinnen gab, weil es Dinge gibt, die er aus gutem Grund nicht gewillt war, hinzunehmen.
Seiner Frau konnte er sich nicht anvertrauen, sie ahnte nicht mal, dass er seinen Job verloren hat. Ohne hier zu viel zu verraten, die Geschichte ist brisant, ihre Entwicklung dramatisch.
Interessant ist, wie der Autor das gegensätzliche Ehepaar in seiner Zerrissenheit darstellt. Er geht dabei, psychologisch gesehen, sehr tief und beeindruckt mit den charakterlichen Beschreibung seiner Protagonisten und erzählt sehr gekonnt aus den zwei Perspektiven von Iris und Robert ohne diese Erzählstränge zusammenzuführen.

Über den Autor:
Peter Truschner, geboren 1967 in Klagenfurt, studierte Kommunikationswissenschaften und Philosophie in Salzburg. Er lebt heute in Berlin.

Rezension von Heike Rau

Peter Truschner
Die Träumer
255 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN: 978-3-552-05326-7
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München Blues

München Blues

Die abendliche Ruhe wird von einem seltsamen Geräusch gestört. Auf der Schwelle zu seinem Laden entdeckt Gossec einen stark alkoholisierten Mann. Er ist scheinbar ausgeraubt worden, denn er hat nichts von Wert bei sich. Visitenkarten sagen Gossec, dass er hier einen Landtagsabgeordneten vor sich hat. Hilfsbereit wie er nun mal ist, schleppt er die Bierleiche vom Oktoberfest in seine Wohnung, führt die üblichen Wiederbelebungsmaßnahmen durch und ruft ein Taxi.
Zwei Stunden später verschaffen sich ungefragt zwei Herren Zutritt zu Gossecs Wohnung hinter dem Laden. Dem Abgeordneten ist nämlich ein Schriftstück abhanden gekommen. Das hat Gossec aber nicht. Ein paar Tage später schickt das Büro des Abgeordneten einen Boten mit den rückzuerstattenden Auslagen. Damit ist die Sache vom Tisch.

Gossec hat die Nase voll vom schlechten Wetter und beschließt erst einmal Urlaub zu machen. Seinen Freund Julius, der gerade eine schwierige depressive Phase durchmacht, überredet er mitzukommen. Als die beiden wieder in München sind, finden die beiden Julius’ Wohnbüro komplett ausgeräumt vor. Einem Brief ist zu entnehmen, dass Rechtsanwalt Zwicklhuber im Auftrag seines Klienten das „vertragswidrige Sperrmülllager“ über die Firma Bärnbichl und Partner räumen lassen hat. Gossec will das nicht hinnehmen. Er holt den Totschläger aus dem Schrank, um sich Bärnbichl vorzuknöpfen.

Bärnbichl ist ein Schlägertyp, besser bekannt als Mongolen-Adi. Weil Gossec es wagt, auf dessen Schreibtisch herumzuwühlen, nimmt Mongolen-Adi ihn sich zur Brust und schmeißt ihn dann in hohen Bogen vor die Tür. Das kann Gossec nicht auf sich sitzen lassen. Er geht zurück. Er fackelt nicht lange und schon sitzt Mongolen-Adi gefesselt und mit heruntergelassener Hose auf einem Bürostuhl. Gossec findet das verlorengeglaubte Schriftstück und erfährt, als er es später liest, dass das Schlachthofviertel in ein attraktives Wohnviertel umgebaut werden soll. Gossecs Zukunft ist in Gefahr. Mongolen-Adi muss noch einmal eingehender befragt werden. Doch der kann nicht mehr auf Fragen antworten. So gerät Gossec unter Mordverdacht.

Gossec ist schon ein außergewöhnlicher Typ. Der Autor zeichnet ihn als Draufgänger mit Herz. Mit der Selbstbeherrschung hat er es nicht so, er wird mehr von seinen Adrenalinschüben gesteuert. So kommt es immer wieder zu extrem aus dem Ruder laufenden Situationen, bei denen Gossecs Gegenspieler, aber auch er selbst, einiges einstecken müssen. Es kann schon passieren, dass man die eigentliche Geschichte mal aus den Augen verliert und nur darauf wartet, was Gossec als Nächstes von sich gibt oder sich leistet oder mit welcher ungeahnten Charakterstärke er sich unvermutet präsentiert.
Auch wenn der Krimi wirklich gut ist, wird er doch hauptsächlich von der Figur Gossecs getragen. Er ist eine vielseitige Persönlichkeit und lässt kaum Raum für andere Charaktere. Die bleiben notgedrungen im Hintergrund.
Die Geschichte zu lesen, ist ein Vergnügen. Sie ist erfrischend witzig, lebendig und voller überraschender Szenen. Der Schreibstil des Autors tut ein Übriges. Durchweg wird man gut unterhalten.

Über den Autor:
Max Bronski wurde 1964 in München geboren. Hier lebt er auch heute noch. Er hat sich nach einem abgebrochenen Theologiestudium mit verschiedenen Jobs durchgebracht, gemalt und geschrieben.

Rezension von Heike Rau

Max Bronksi
München Blues
175 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3888974632
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Perlen

Perlen

Schmuck selbst zu gestalten, ist ein ganz besonderes Hobby. Mit Hilfe des Buches gelingt es ganz verschiedenen Halsketten, Armbänder und Ohrringe zu fertigen. Die zum Einsatz kommenden Perlen können aus Keramik, Perlmutt, Holz, Glas, Kunststoff oder Metall sein. Der eigenen Fantasie sind bei der Verwendung der Werkstoffe keine Grenzen gesetzt.

Die Autorin erklärt, worauf es ankommt und berichtet über alles Wissenswerte rund um die Perlen. Sie beschreibt die Perlenvielfalt sehr genau und geht dabei auf die verschiedenen Materialien, Formen und Farbgebungen ein. Anhand der vielen Fotos kann man sich ein Bild davon machen, welche Perlen man käuflich erwerben kann. Schon an dieser Stelle wird klar, dass bei diesem schönen Hobby der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt werden. Wichtig ist, dass man sich mit den verschiedenen Techniken der Schmuckherstellung gut auskennt. Das kann man mit Hilfe des Buches lernen. Die Autorin zeigt sämtliche Zubehörteile wie Haken, Ringe, Endstücke und Verschlüsse und erklärt den Umgang mit den verschiedenen Werkzeugen wie Zangen, Fadenschneider und Pinzetten. Auch wie der Arbeitsplatz idealer Weise auszusehen hat, wird gezeigt.

Vorgestellt werden dann ganz verschiedene Projekte, die man nachgestalten oder als Anregung nehmen kann. Hergestellt werden Ohrringe, Armbänder, Halsketten von verspielt bis klassisch, kitschig bis edel. Je nach Anlass kann man hier das geeignete Schmuckstück heraussuchen, für festliche Anlässe genauso wie für die Faschingsfeier. Viele der vorgestellten Schmückstücke dürften auch jungen Mädchen gut gefallen.

Die Autorin gibt zahlreiche Tipps und verrät interessante Tricks, die das Arbeiten erleichtern. Die Anleitungen selbst sind sehr gut nachvollziehbar. Jeder Arbeitsschritt wird in Wort und Bild erklärt. Auch die Pflege der Schmuckstücke findet Beachtung. Es gibt viele Hinweise, wie man Schmuck reinigen, reparieren oder auch älteren Schmuck wieder aufpeppen kann.

Rezension von Heike Rau

Maya Brenner
Perlen
Schmuck selbst gestalten
Aus dem Englischen von Wiebke Krabbe
224 Seiten, gebunden, mit über 165 Farbfotografien
Dorling Kindersley Verlag
ISBN: 978-3-8310-1016-5
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