Browsed by
Autor: hera

Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Heartsdale in Georgia. Chief Jeffrey Tolliver telefoniert gerade von der Skaterbahn aus, wo er sich mit seiner Exfrau Dr. Sara Linton getroffen hat, mit seiner Dienststelle, als er Schreie von draußen hört. Er geht sofort hinaus. Dort spielt sich ein unglaubliches Szenario ab. Die 13-jährige Jenny Weaver scheint außer sich zu sein. Sie zielt auf dem Parkplatz mit einer Pistole auf einen Jungen und droht, ihn zu erschießen. Auch Dr. Linton kommt heraus. Sie hat Blutspuren an ihrer Kleidung. Jeffrey wird klar, dass es auch drinnen einen Verletzen geben muss. Trotz der angespannten Lage, versucht er das Mädchen zu beruhigen und von ihrem Plan abzubringen. Das gelingt ihm jedoch ganz und gar nicht. Die Situation eskaliert schließlich. Jeffrey muss das Mädchen erschießen, um den Jungen zu schützen.

Drinnen auf der Toilette hat sich ebenfalls eine Tragödie abgespielt. Allem Anschein nach hat Jenny Weaver ihr zu früh geborenes Baby getötet. Doch bei der Obduktion des Mädchen stellt Dr. Sarah Linton fest, dass sie nicht schwanger war. Dafür kommen andere Dinge ans Tageslicht. Jenny muss brutal vergewaltigt worden sein. Doch das ist längst nicht alles.

Was sich hinter den Kulissen der kleinen Stadt abspielt, ist unbegreiflich. So werden die Ermittler mit Dingen konfrontiert, die eigentlich nicht zu verkraften sind. Wie ein Fall gelöst wird, hängt natürlich immer auch von der Persönlichkeit der Ermittler ab. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, so dass ihre Art, den Fall anzugehen, sehr überzeugend wirkt. Das geht selbstverständlich auch ins Privatleben hinein. Die Autorin trifft dabei immer den richtigen Ton, so dass man bald den Eindruck gewinnt, die Ermittler sehr gut zu kennen. Zudem beschreibt die sehr genau, wie die Lösung des schwierigen Falles, bei dem sich wahre Abgründe auftun, voranschreitet. Die Spannung kippt dabei keine Sekunde.
Jedes Kapitel umfasst einen Tag. So lässt sich das Buch auch sehr gut Abschnitt für Abschnitt lesen, für alle die nicht viel Zeit haben.

Karin Slaughter wurde 1971 in einer kleinen Stadt in Georgia geboren. Sie lebt heute in Atlanta. Schon ihr erster Roman „Belladonna“ wurde ein internationaler Bestseller.

Rezension von Heike Rau

Karin Slaughter
Vergiss mein nicht
Thriller
Deutsch von Teja Schwaner
508 Seiten, broschiert
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg
ISBN: 3-499-23243-X
Bestellen

Astrid Gravert (Hrsg.): Die Küche Norddeutschlands – Klassische Rezepte aus zwei Jahrhunderten

Astrid Gravert (Hrsg.): Die Küche Norddeutschlands – Klassische Rezepte aus zwei Jahrhunderten

Nach dem im Buch gesammelten norddeutschen Rezepten wurde in einem Zeitraum von etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gekocht. Die historischen Hintergründe dazu erläutert die Herausgeberin Astrid Gravert schon im Vorwort. Eine schöne Einstimmung auf die folgenden Gerichte. Dazu gehören Grützen und Mehlspeisen, Suppen, Gemüse und Eintöpfe, Fleisch, Fisch und Gebäck.

Los geht es mit Buchweizengrütze, welche in der armen Bevölkerung fast täglich auf den Tisch kam, war sie doch sehr nahrhaft und bekömmlich. Verfeinert wurde sie, wenn möglich, mit Zimt, Zucker Milch oder Früchten.
Gar nicht so unbekannt sind die „Armen Ritter“. Altes Weiß- oder Toastbrot wird in eine Mischung aus Milch, Eiern, Salz und Zucker gelegt und dann vollgesogen in der Pfanne goldbraun gebraten. Dazu gibt es beispielsweise Kompott.

Auch die Fliederbeersuppe einmal auszuprobieren, empfiehlt sich. Der schwarze Holunder ist als Heilpflanze bekannt. Der Saft der kleinen schwarzen Beeren ist ein altes Hausmittel bei Fieber und Erkältungskrankheiten. Im vorliegenden Rezept gibt es Griesklöße zur Suppe.
Auch Gemüse findet Beachtung. Empfohlen werden Gerichte mit Erbsen, Bohnen, Möhre und Steckrüben, aber natürlich auch Rezepte mit Kartoffeln oder Kohl.

In der Norddeutschen Küche wurde alles verwertet, was verfügbar war. Und wenn es nicht Frisches gab, wurde auf Trockenfrüchte als Beigabe zurückgegriffen. In der Küche Mecklenburgs war die Verwendung von Backobst und Rosinen typisch. So werden für „Mecklenburger Gefüllter Rippenbraten“ Backpflaumen verwendet.
Große Bedeutung ab dem 15. Jahrhundert gewann der Heringsfang in der Nordsee. Das schlägt sich auch in den Rezepten nieder. „Matjes in Sahnesoße“ ist nur eins davon. Aber auch anderer Fisch findet Beachtung. Es gibt Rezepte mit Aal, Hecht und Scholle. Und für viele die Traditionen pflegen, ist sicher das Rezept „Karpfen blau“ interessant.

Gebacken wird natürlich auch. Es macht sicher Spaß, sich an das Rezept vom „Rosinenstuten“ heranzuwagen oder den „Ostfriesischen Butterkuchen“ auszuprobieren.

Die Rezepte bestehen aus der Zutatenliste und den gut strukturierten und sehr verständlichen Zubereitungsanweisungen. Immer wieder gibt es Vorschläge für eine Abwandlung des Rezeptes. Das sorgt für Abwechslung und regt an, auch mal selbst die Zutaten zu variieren. Interessant sind die vielen informativen Hintergrundinformationen zu den Rezepten. Der Leser erfährt so genau, warum bestimmte Zutaten in der Region verwendet wurden, bzw. was überhaupt verfügbar war. Man erfährt, was täglich auf den Tisch kam und was nur an Feiertagen. Die Auswahl an Rezepten im Kochbuch bezieht sich dabei vor allem auf die Ernährungsstandards der bürgerlichen Mittelschicht. Geeignet ist das Buch für Hobbyköche, die alte Rezepte wiederentdecken und Traditionen aufleben lassen wollen, die mit wenig Fleisch auskommen und die Zutaten wie Obst und Gemüse gern nach Saison auswählen. Auch die Aufmachung des Buches ist sehr passend und gefällt gut.

Über die Herausgeberin:
Astrid Gravert wurde 1956 geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Anglistik. Die gern kochende freie Lektorin hat unter anderem viele Kochbücher betreut. Sie lebt mit ihren vier Kindern in Schleswig-Holstein.

Rezension von Heike Rau

Astrid Gravert (Herausgeberin)
Die Küche Norddeutschlands
Klassische Rezepte aus zwei Jahrhunderten
127 Seiten, gebunden
Hoffmann und Campe, Hamburg
ISBN: 3-455-09525-9
Bestellen

Flugrausch

Flugrausch

Als Hal Challis sich auf dem Flugplatz in Waterloo aufhält, wo er seine Dragon Rapide restauriert, wird er Zeuge eines Mordversuchs. Janet Casements Flugzeug wird beim Landeanflug von einem Landrover gerammt. Der Schreck sitzt tief. Zwar ist Janet unverletzt, doch der Täter entkommt. Auch sein Motiv liegt zunächst völlig im Dunklen.

Bei einem weiteren Besuch im Hangar entdeckt Hal Challis auf einem an der Pinnwand befestigten Foto etwas Ungewöhnliches. Fast traut er seinen Augen nicht. Es ist die Luftaufnahme einer Cannabisanpflanzung. Janet Casement ist ebenfalls überrascht. Sie gibt vor, davon nicht das Geringste gewusst zu haben. Angeblich weiß sie nicht einmal, wie eine Cannabispflanze aussieht. Sie hat die Luftaufnahmen in der Gegend gemacht, um sie an Interessierte zu verkaufen. Hier handelt sich um eine Farm an der Five Furlong Road, die Ian Munro gehört.

Obwohl es sich nicht um einen Mord handelt, will Detektiv Inspector Hal Challis sich der Sache annehmen. Die Ermittlungen gestalten sich von Anfang an schwierig. Munro ist ein seltsamer, unnahbarer Typ, an den nur schwierig ranzukommen ist.

Der Fall ist sehr undurchsichtig und es dauert lange, bis sich einige Puzzleteile finden, die zusammenpassen. Die Ermittler um den ruhigen, oft abwesend wirkenden Hal Challis, den auch private Probleme beschäftigen, treten lange auf der Stelle. Dann kommt plötzlich eins zum anderen und der durchgeknallte Ian Munro beschäftigt die Polizei über alle Maßen. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen oder Zusammenhänge mit anderen Fällen werden klar. Aber es ist ein bisschen viel um die eigentliche Story drumherumgeschrieben. Zwar lernt man auf diese Weise die Polizeiarbeit und die Protagonisten samt ihrem Privatleben sehr gut kennen, aber der so schon sehr komplizierte Krimi wirkt dadurch unnötig in die Länge gezogen.

Über den Autor:
Garry Disher wurde 1949 geboren. Er wuchs im ländlichen Südaustralien auf und lebt an der Südküste in der Nähe von Victoria. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kriminalromane und Kinderbücher. „The Sunken Road“ wurde für den Booker-Preis vorgeschlagen und „Drachenmeer“ stand auf der Auswahlliste für den „Ned Kelly Award“. Außerdem gewann er zweimal den Deutschen Krimipreis.

Rezension von Heike Rau

Garry Disher
Flugrausch
Aus dem Englischen von Peter Torberg
285 Seiten, gebunden
Unionsverlag, Zürich
ISBN: 3-293-00352-4
Bestellen

Der Vermesser

Der Vermesser

William May, Ingenieur und Vermesser, ist traumatisiert aus dem Krimkrieg nach London zurückgekehrt. Er arbeitet nun für die Baubehörde, beurteilt den Zustand der Tunnel und Abwasserkanäle unter der Stadt. Es ist dringend erforderlich, dass das ganze Abwassernetz erneuert wird. Die verantwortungsvolle Stelle ermöglicht es ihm zudem, gemeinsam mit seiner Frau Polly und dem kleinen Sohn, ein angenehmes Leben zu führen.
Die dunklen, stinkenden Abwasserkanäle ziehen William magisch an. Vor dem Gestank ekelt er sich nicht. Hier kann er seiner Vergangenheit entfliehen.

Der Langarmige Tom verdient ebenfalls in den Kanälen seinen Unterhalt. Er ist Tunneljäger und sucht nach Brauchbarem. Außerdem fängt mit seinem Freund Joe Ratten, die er weiterverkauft. Die Ratten werden für Wettgeschäfte eingesetzt. Es könnte immer so weitergehen. Doch Tom und Joe hören immer öfter Stimmen fremder Menschen. Es ist etwas im Gange, das lässt sich nicht von der Hand weisen. Weil Tom um seine Zukunft fürchtet, lässt er sich auch auf eine Wette ein. Er glaubt, dass sein Hund der geborene Kämpfer ist, und in der Lage, in ungeheuer kurzer Zeit eine große Anzahl von Ratten zu töten.

Nicht nur die Zukunft Toms steht auf dem Spiel. Geschäftemacher sehen ihre Chance, beim Neubau der Abwasserkanäle viel Geld zu verdienen. Dabei steht der loyale und grundehrliche William May ihnen im Weg. Als eine Leiche in den Tunneln gefunden wird, gerät er sofort unter Verdacht. Und nur ein Mann kann ihm jetzt helfen: der Langarmige Tom.

Die Geschichte spielt größtenteils unter Tage, in einer geruchsintensiven, ekelhaften Welt, welche die Autorin so bildhaft beschreibt, dass der Geruchssinn beim Lesen direkt angesprochen wird. Das ist sicher nichts für Zartbesaitete. Auch die Gedankenwelt des traumatisierten Helden der Geschichte, der zu Selbstverstümmlung neigt, ist nicht leicht zu verkraften. Und dennoch fasziniert dieses Buch aufs Höchste. Die Geschichte ist interessant aufgebaut, sehr glaubwürdig und entwickelt sich schließlich zu einem spannenden Krimi. Dabei sind die Charaktere, teils wirklich ungewöhnliche Menschen, sehr gut ausgearbeitet. Auch der sehr gut lesbare Schreibstil der Autorin beeindruckt. Sie versteht es, den Leser zu fesseln, schreibt sie doch mit ungeheurer Intensität und Ausdruckskraft.

Über die Autorin:
Clare Clark, geboren 1967 in London, studierte Geschichte am Trinity College in Cambridge. Die lebt nach einem mehrjährigen USA-Aufenthalt heute in London. Ihr erster Roman „Der Vermesser“ wurde in England kurz nach dem Erscheinen für den Orange Prize nominiert.

Rezension von Heike Rau

Clare Clark
Der Vermesser
Eine Geschichte von Mord und Verderben unter den Straßen des alten London
414 Seiten, gebunden
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
ISBN: 3-455-00864-X
Bestellen

Robert Griesbeck: Rita on the run

Robert Griesbeck: Rita on the run

Rita ist Animierdame in einer Bar. Mit den Männern, die sie so abschleppt, erlebt sie oft Überraschungen. Der Typ, den sie diesmal mit nach Hause genommen hat, scheint Buchhalter zu sein. Er hat komische Spielchen im Sinn, die Rita verunsichern und schließlich Angst machen. Am liebsten würde sie die Polizei rufen und doch bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Sache selbst zu regeln. Ihre Kollegin und Freundin Elli hat ihr ja sicherheitshalber die KO-Tropfen mitgegeben. Die mischt sie in den Fleischsalat und er fällt darauf rein. Die Tropfen haben eine ungeahnte Wirkung und schon hat Rite die erste Leiche auf dem Hals.

Dann kommt Ellis Freund Fred zu Rita, um nach dem Rechten zu sehen. Das Spiel geht in die nächste Runde und Rita wird überdeutlich klar, dass sie nur benutzt wurde. Rita sollte nur als Kontaktperson für einen eingefädelten Drogendeal herhalten. Sie hält Fred nicht auf, als er sich vom Fleischsalat nimmt. Und schon liegt die nächste Leiche in der Wohnung. So schnell kann es gehen.

Rita hat Fred am Telefon verleugnet und weil Elli nun in Sorge ist, stattet sie Rita einen Besuch ab. Rita kann gerade noch die Leichen unter Bergen von Wäsche verstecken. Elli tobt durch die Wohnung, beschuldigt Rita Geheimnisse vor ihr zu haben und zu lügen. Sie riecht den Braten und findet die Toten schließlich. Rita greift zur Bratpfanne, der gusseisernen. Nun hat sie drei Leichen. Sie nimmt den Toten alles ab, was sie haben, einschließlich des Drogenkoffers und auch die zwei Autos, die vor der Tür stehen, kann sie gut gebrauchen. Schließlich hat sie noch Träume. Alles in allem könnte sie nun mit der gemachten Beute ein neues Leben anfangen, wenn da nicht ein paar Hindernisse den Weg versperren würden.

Die Geschichte hat es in sich. Es geht sofort zur Sache und eine Leiche folgt der nächsten. Dabei scheint Rita völlig harmlos zu sein. Und doch hat sie keine Wahl, als sich dieser entstandenen Eigendynamik zu ergeben. Die Geschichte wird zum Krimi und dann zum Thriller. Eine echte Überraschung! Auch der Stil des Autors gefällt. Er erzählt mit Tempo, Scharfsinn und viel Gespür für komische Situationen, spart nicht mit wohl dosierter Ironie, sprachlich elegantem Wortwitz und psychologischen Spitzfindigkeiten. Nichts verläuft in diesem Buch, wie erwartet. Dabei blickt der Autor genau auf Details. Denn in diesem Buch sind es die kleinen Dinge, die eine durchschlagende Wirkung haben. Ein wirklich beachtliches Werk, das sich deutlich abhebt aus der Masse an Büchern, die auf dem Markt sind. Unbedingt lesen!

Über den Autor:
Robert Griesbeck, geboren 1950 in München, studierte Politik, Fotografie und Grafikdesign. Er arbeitete als Fotograf, Illustrator und Art Direktor, als Autor für Kinder- und Sachbücher, als Ghostwriter für prominente Kabarettisten, als Reporter und Chefredakteur für das Jugendmagazin „Na-Und!“ und „Penthouse“.

Rezension von Heike Rau

Robert Griesbeck
Rita on the run
Männer sind alle Verbrecher
187 Seiten, gebunden
Europa Verlag, Hamburg
ISBN: 3-203-77501-8
Bestellen

Karlheinz Rücker: Die Pflanzen im Haus

Karlheinz Rücker: Die Pflanzen im Haus

Die Kamelie hat leider nur wenige Blüten, die Grünlilie hat braune Blattspitzen und auf dem Roseneibisch sitzen Blattläuse. Jetzt ist guter Rat teuer oder auch nicht. Die vorliegende Sonderausgabe von „Die Pflanzen im Haus“ kostet nur 19,90 Euro. Das ist ein guter Preis für das Buch, das nicht nur ein Nachschlagewerk ist, sondern auch ein umfassender Ratgeber.

So geht es zunächst um die Beratung bei der Auswahl der Zimmerpflanzen, die richtige Pflege und Erhaltung der Pflanzen und auch um ihre Vermehrung. Die Grundlagen der Zimmergärtnerei können hier erlernt werden. Dazu kommt ein Kapitel für Fortgeschrittene. Hier geht es zum Beispiel um die Pflege kranker Pflanzen. Besonders Leser, denen ihre Pflanzen Sorgen machen, die Schädlinge haben oder Pflanzen die vor sich hin kümmern, erfahren hier kompetente Hilfe.

Im Pflanzenlexikon werden zunächst die wichtigsten Pflanzengruppen vorgestellt: Blattpflanzen, Palmen, Blütenpflanzen, duftende Pflanzen, Orchideen, Bromelien, Blumenzwiebeln und Knollen, Farne, Kakteen und andere Sukkulenten. Dann folgt die Vorstellung der Pflanzen von A – Z nach ihrem botanischen Namen. (Im Register findet man auch die deutschen Namen, soweit vorhanden.) Zunächst gibt es eine kleine Einführung und dann werden folgende Punkte abgearbeitet: Licht, Temperatur, Substrat, Feuchtigkeit, Düngen, Umpflanzen, Pflanzenschutz, Vermehren und Besonderheiten. Und natürlich werden auch Fotos zur Verfügung gestellt.

Mit diesem Lexikon fühlt man sich sofort sehr gut beraten. Die Pflanzen werden ausführlich, detailreich und sehr gut verständlich beschrieben. Die Fülle an wichtigen Informationen überzeugt. Die Seiten sind übersichtlich aufgebaut. Sehr hilfreich erweist sich der erste Teil des Buches mit 155 Seiten zu den Grundlagen der Zimmergärtnerei. Hier wird umfassend auf alles rund um die Pflege der Zimmerpflanzen eingegangen und Hilfestellung bei Problemen und eventuellen Fragen geleistet. In Tabellen kann man sich schnell einen Überblick verschaffen, beispielsweise zum Lichtbedarf einzelner Pflanzen. Auch Gestaltungsideen, etwa eines Blumenfensters, sind vorhanden.

Über den Autor:
Karheinz Rücker ist langjähriger Chefredakteur der Zeitschrift „Gartenpraxis“

Rezension von Heike Rau

Karlheinz Rücker
Die Pflanzen im Haus
450 Gattungen und mehr als 3500 Arten und Sorten
3. Auflage
484 Seiten, 638 Farbfotos, 320 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4905-2
Bestellen

Andreas Heidtmann: Storys aus dem Baguette

Andreas Heidtmann: Storys aus dem Baguette

Woher nimmt ein Autor seine Einfälle? In der ersten Geschichte im Buch verdankt Tommy Stern seine Ideen kleine Zettelchen, die er ausgerechnet in einem Baguette findet. Es sieht nicht so aus, als hätte der Bäcker selbst das Papier mit eingebacken. Aber das ist dem Autor ohnehin egal. Hauptsache es läuft wieder. Die Schreibblockade ist vorbei. Was macht es da schon, dass das Brot nur durchschnittlich schmeckt. Er greift die Sätze auf und lässt sich inspirieren. Das setzt einen fast schon magischen Kreislauf zwischen dem zu lesenden Text, den Sätzen aus dem Baguette und dem was Tommy Stern schließlich schreibt in Gang. Die auf so wundersame Weise entstandenen Geschichten können sich sehen lassen und verhelfen dem Autor doch tatsächlich zum ersehnten Erfolg. Es scheint, als war es nur wenig Zauber im Alltag, der ihm gefehlt hat.

Auch die folgenden Geschichten wohnt etwas Fantastisches inne. Sie alle haben etwas Geheimnisvolles oder Unergründliches und doch lässt man sich gerne darauf ein, ohne diese inhaltlich hinterfragen zu müssen. Die Protagonisten brechen aus gewohnten Bahnen aus, folgen nicht irgendwelchen Erwartungen und tauchen nicht selten in eine Traumwelt ein, in der alles möglich scheint. So folgt man dem Autor gerne hinein in die Geschichten, die aus dem Rahmen fallen und die durch ihre Ungewöhnlichkeit einen ganz besonderen Reiz ausüben. Es ist ein Buch für Menschen, die noch zu träumen wagen, auch auf die Gefahr hin, das zwischen schöne Träume auch mal ein Albtraum gerät.

Über den Autor:
Andreas Heidtmann wurde 1961 bei Wesel geboren. Er absolvierte ein Klavierstudium in Köln und studierte Germanistik und Philosophie in Berlin. Er schreibt Prosa und komponiert für das Klavier. Außerdem ist er der Herausgeber des Poetenladens (www.poetenladen.de). Andreas Heidtmann erhielt mehrere Stipendien und Preise. Er lebt in Berlin und Leipzig.

Rezension von Heike Rau

Andreas Heidtmann
Storys aus dem Baguette
Einundzwanzig Geschichten
Edition exemplum
127 Seiten, Klappenbroschur
ATHENA-Verlag, Oberhausen
ISBN: 3-89896-239-3
Bestellen

Das Kindermädchen

Das Kindermädchen

Die Frau hatte Joachim Vernau schon auf einer Beerdigung gesehen, aber nicht weiter beachtet. Nun steht sie vor der Zernikowschen Villa. Sie hat einen Brief für Utz von Zernikow, will eine Unterschrift unter eine Bescheinigung. Joachim übergibt seinem zukünftigen Schwiegervater das Schriftstück, doch der verbrennt den vermeintlichen Bettelbrief. Wenig später erfährt Joachim mehr über die Frau. Ausgerechnet aus der Zeitung. Die Ukrainerin Olga W., die eine ehemalige Zwangsarbeiterin war, ist angeblich im Landwehrkanal ertrunken. Dann muss er feststellen, dass die Kopie, die er von dem Brief gemacht hat, aus seinem Büro verschwunden ist. Joachim trifft sich mit einer ehemaligen Kollegin zum Essen. Sie hat das Originalfax, das er ihr geschickt hat, um den Brief zu übersetzen, will es aber so schnell nicht wieder rausrücken. Nun ist Joachim auch noch erpressbar, ausgerechnet jetzt, wo die beiden sich wegen eines Falles uneinig sind. Dann wird Joachim zuhause von einer Frau überfallen und übel zugerichtet. Dabei hat sie es gar nicht auf ihn, sondern auf Utz von Zernikow abgesehen. Sie macht ernst und bedroht ihn mit einer Waffe. Joachim erfährt, dass ihre Mutter im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde und als Kindermädchen im Haushalt der Familie von Zernikow arbeiten musste. Doch Utz von Zernikow ist sich in einer Sache vollkommen sicher: Sein Kindermädchen Natalja Tscherednitschenkowa ist im November 1944 in Berlin gestorben. Und jetzt versucht jemand, an ihre Entschädigung zu kommen.

Wie man in der Danksagung der Autorin entnehmen kann, war es ein Zeitungsausschnitt, der die Idee zu diesem Buch lieferte. Sie hat aufwändig recherchiert und in Kiew Frauen ausfindig gemacht, die damals nach Nazi-Deutschland verschleppt wurden sind und als Kindermädchen arbeiten mussten. Den brisanten Stoff hat die Autorin zu einem spannenden Krimi verarbeitet.
Das Auftauchen der Ukrainerin wirft den Berliner Anwalt Joachim Vernau aus der Bahn. Seine zukünftige Frau Sigrun ist eine aufstrebende Politikerin und kann keinen Skandal gebrauchen. Und dennoch bahnt sich ein Drama an, das nicht aufzuhalten ist. Die Sache zu vertuschen, ist nicht Joachims Sache. Andere sind dagegen offensichtlich bereit, über Leichen zu gehen. Der Spannungsbogen in diesem Buch ist perfekt ausgearbeitet. Der Leser wird sozusagen gefesselt und am Buch festgezurrt. Man kann sich dieser unglaublichen Geschichte, die so explosiv ist, nicht entziehen. Die verschiedenen Erzählstränge, die immer wieder perfekt verbunden werden, sorgen dabei für ein gutes Maß an Abwechslung. Aber gerade dadurch entfalten die historischen Hintergründe ihre Wirkung so eindrucksvoll. Das ist anspruchsvolle Unterhaltung und ein Stück weit Aufklärung über geschichtliche Details in einem.

Über die Autorin:
Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Nach einer abgebrochenen Bauzeichnerlehre hat sie als Betonbauerin und Maurerin gearbeitet. Sie holte ihr Abitur nach und studierte in Frankfurt und Berlin, arbeitet nun als Fernsehjournalistin der Abendschau des RBB. Für ihren ersten Roman „Mondspaziergänge“ wurde sie mit dem „Frauengeschichtenpreis“ ausgezeichnet.

Rezension von Heike Rau

Elisabeth Herrmann
Das Kindermädchen
433 Seiten, gebunden
Rotbuch Verlag / EVA Europäische Verlagsanstalt, Hamburg
ISBN: 3-434-53138-6
Bestellen

Gehölze für den Hausgarten

Gehölze für den Hausgarten

Neben bewährten und bekannten Arten werden in diesem Buch auch unbekannte oder exotisch wirkende Arten gezeigt, die nach den Erfahrungen des Autors im heimischen Garten aber gut gedeihen. Das Angebot in den Gartencentern ist groß, da fällt es mitunter schwer, eine Auswahl zu treffen, die für die eigenen Bedürfnisse genau zugeschnitten ist, gerade auch in kleinen Gärten, wo vielleicht nur ein Baum für eine ganz besondere Atmosphäre und für einen ausgewogenen Anblick sorgen soll.

Im ersten Kapitel werden Bäume vorgestellt, die in jeden Garten passen und dennoch ihren Reiz haben, wie Rotbuche, Magnolie oder Robinie. Viele Hobbygärtner möchten ihrem Garten aber ein ganz besonderes Flair verleihen und ihre Bäume nach besonderen Gesichtspunkten auswählen. Dem trägt der Autor in den folgenden Kapiteln Rechnung.

So entfaltet ein Garten mit Gehölzen aus Japan oder China eine ganz besondere Wirkung. Dargestellt werden Gehölze wie der Japanische Fächer-Ahorn, Strauch-Päonie oder Higan-Kirsche. Auch immergrüne Gehölze stellt der Autor vor. Dazu zählen der Gemeine Wachholder, in interessante Formen geschnittene Buchsbäume oder die Lorbeer-Schneebälle. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Ein Blickfang sind sicher sehr schön blühende Gehölze wie Zier-Äpfel, Magnolie oder Japanische Blüten-Kirsche. Wer das ganze Jahr über blühende Gehölze in seinem Garten habe möchte, findet ebenfalls Anregungen im Buch, damit es tatsächlich auch im Winter blüht.

Der Autor stellt aber noch mehr Varianten vor. Interessant sind Bäume, die zwar im Winter kein Laub tragen, dafür aber einen Blick auf ihre auffällige Wuchsform oder die außergewöhnliche Rinde zulassen. Aber auch Kletterkünstler, die sich Hauswände hinaufwagen oder die Zäune für fremde Blicke undurchschaubar machen, findet man im Buch. Auch Gehölze, die sich in schattigen Ecken wohlfühlen, werden benannt. Ebenso wie Bäume, die für ein Dschungel-Feeling sorgen. Auch die buntlaubigen Gehölze dürften schnell Liebhaber finden. Aber auch wer einen klassischen Obstbaum in seinem Garten haben möchte, wird gut beraten. Zu entdecken gibt es im Buch aber noch viel, viel mehr.

Die Vielfalt der Sorten und Arten ist riesengroß. Damit man hier den Überblick nicht verliert, hat der Autor das Buch in 16 Kapitel unterteilt. „Nadelbäume für jeden Garten“, „Für Herbstfreunde“, „Für Kenner und Liebhaber“, „Für schwierige Standorte“ sind nur einige davon.
Der Autor informiert immer ganz genau, wie der ausgewählte Baum sich entwickeln wird, welchen Platzbedarf er hat, welche Ansprüche und an welchen Standorten er sich besonders gut macht. Dabei werden die Besonderheiten eines jeden Baumes herausgestrichen und die Wirkung auf den Betrachter beschrieben. Und natürlich gibt es auch Vorschläge zu effektvollen Pflanzenkombinationen. In aller Kürze können sämtliche Baumdaten dann auch noch mal in kleinen Steckbriefen nachgelesen werden.

Die Faszination des Autors für Gehölze wird in den Texten spürbar. Mit seinem gefälligen Schreibstil, vermag er zu begeistern. Seinen Ausführungen zu folgen, ist eine Freude. Der Funken springt über. Man fühlt sich gut informiert und sachgerecht beraten. Den eigenen Vorstellungen der Hobbygärtner wird dabei aber nicht der Platz genommen. Im Gegenteil, die eigene Kreativität wird gezielt angeregt. Nur die Schrift, die ist wirklich sehr klein geraten. Dafür haben die Fotos viel Platz. Von den stimmungsvoll in Szene gesetzten Gartenbildern kann man sich kaum losreißen. So wirkt das Buch in seiner Gestaltung sehr harmonisch und ansprechend.

Über den Autor:
Oliver Kipp ist Redakteur der Zeitschrift „Eden – das Magazin für Gartengestaltung. Er beschäftigt sich seit seiner Kindheit intensiv in der Gartenpraxis mit Gehölzen.

Das vorliegende Buch entstand in Zusammenarbeit mit der traditionsreichen Baumschule Lorenz von Ehren.

Rezension von Heike Rau

Lorenz von Ehren / Oliver Kipp
Gehölze für den Hausgarten
Die schönsten Arten und Sorten
256 Seiten, gebunden, 400 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4893-3
Bestellen

Die einsame Giraffe

Die einsame Giraffe

Morgens im Dschungel. Die Kakadus schütteln ihre Federn, Elefanten und Schlangen begrüßen den Tag. Beim Frühstück am Fluss gibt es viel Neues zu erzählen. Auch die Giraffe hätte etwas zu sagen. Leider ist sie nicht gerade auf Augenhöhe mit den anderen Tieren und sich so weit hinunterzubeugen, fällt ihr schwer. Und die Tiere, die in den Baumwipfeln leben, erschrecken wenn plötzlich ihr Kopf zwischen den Blättern auftaucht. Die Giraffe scheint zur Einsamkeit verdammt.

Dann kommt die Regenzeit. Die großen Tiere machen sich zur Hochebene auf und die kleinen suchen Schutz im Gebüsch. Ununterbrochen regnet es. Alle haben Angst, dass der Fluss über die Ufer treten könnte. Immer höher steigt er. Und plötzlich ist ein fernes Grollen zu hören. Die Giraffe mit dem langen Hals hält Ausschau und sieht eine Wasserwand kommen. Zum Weglaufen ist es längst zu spät. Also, rauf auf die Bäume! Doch einige Tiere können nicht klettern. Da hat die Giraffe die rettende Idee.

Es ist eine spannende Geschichte über Freundschaft und Hilfsbereitschaft, die auch sehr gut nachvollziehbar ist. Genau richtig zum Vorlesen für Kindergartenkinder. Die Zeichnungen sind sehr farbenfroh und ausdrucksstark. Die Darstellung der Tiere begeistert. Die verschiedenen Szenen wirken sehr lebendig. Und da auf unnötige Details verzichtet wurde, sind sie auch leicht erfassbar. Kinder können beim Betrachten der Bilder sehen, ob sie die Tiere des Dschungels benennen können oder nach bestimmten Tieren suchen. So können die Kleinen auch nach dem Vorlesen noch eine Weile beschäftigt werden, was sicher viel Spaß macht.

Rezension von Heike Rau

Peter Blight
Die einsame Giraffe
illustriert von Michael Terry
aus dem Englischen von Monica Plange
28 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
Bloomsbury Kinder & Jugendbücher, Berlin
ISBN: 3-8270-5049-9
Bestellen