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Autor: hera

Madagascar

Madagascar

Die Besucher kommen gerne in den Central Park Zoo in New York, um die Giraffe Melman, das Nilpferd Gloria und Löwe Alex zu sehen. Die Tiere lassen sich gerne bestaunen. Nur Zebra Marty ist mit dem Zooleben nicht so ganz zufrieden. Immer, wenn die Besucher gegangen sind, bricht für ihn die Langeweile aus. Dabei sehnt sich das Zebra danach, endlich einmal etwas Aufregendes zu erleben.
Plötzlich tauchen vier Pinguine in Martys Gehege auf. Mit Löffeln hatten sie sich einen Tunnel gegraben. Sie sind auf dem Weg in die Antarktis. Da sie im Zebragehege offensichtlich falsch sind, verschwinden sie wieder und graben weiter.
Auch Marty hat nun die Reiselust gepackt und von seinen tierischen Freunden wüscht er sich zum Geburtstag, in der Wildnis leben zu können. Die Tiere stört es jedoch nicht, nichts über das Leben außerhalb des Zoos zu wissen. Sie sind zufrieden mit dem Fressen, den Fans und der guten Versorgung und meinen, dass es ihnen nirgendwo besser als im Zoo gehen könnte.
Da zieht Marty auf eigene Faust los und seine Freunde können nicht anders, sie folgen ihm. So beginnt ein spannendes Abenteuer.

Die Geschichte ist interessant und ereignisreich. Die einzelnen Charaktere, also die Tiere, sind sehr liebevoll ausgearbeitet. Man folgt der Giraffe, dem Nilpferd, dem Löwen, dem Zebra und den Pinguinen gerne auf ihre abenteuerlichen Reise. Die Zeichnungen sind sehr farbenfroh und ausdrucksstark. Es gibt viel zu entdecken. Sehr lustig anzusehen sind die verschiedenen, sehr passenden und herrlich übertriebenen Gesichtsausdrücke der Tiere und ihr Mienenspiel in bestimmten Situationen. Hier ist das Zebra besonders beeindruckend. Interessant ist auch die Giraffe mit ihrem langen Hals, den sie manchmal fürchterlich verbiegen muss, wie in der U-Bahn beispielsweise. Der Spaß kommt also beim Ansehen und Lesen oder Vorlesen des Buches nicht zu kurz. Der Text verschmilzt dabei mit den Bildern, so dass ein gelungener Gesamteindruck entsteht.

Rezension von Heike Rau

Billy Frolick
Madagascar
Aus dem Amerikanischen von Tina Landwehr
Illustrationen: Koelsch Studios
56 Seiten, laminierter Pappband
Egmont vgs verlagsgesellschaft
ISBN: 3-8025-3435-2
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Der Lügner von Umbrien

Der Lügner von Umbrien

1348. Obwohl in Florenz die Beulenpest wütet, zieht Giuseppe Pagamino mit seinem Wäglein in die Stadt, um heimlich zu plündern. Ganz unbeobachtet bleibt er jedoch nicht. In einem der Häuser ist noch jemand am Leben. Ein Junge, genannt Aturo. Dieser schließt sich Giuseppe an, der weiter zur Kathedrale nach Lucca will. Giuseppe erzählt Aturo von seinem geheimen Vorhaben. Denn dort in Lucca soll sich ein Traum erfüllen. Nur eine Zutat fehlt ihm noch zu einem Elixier, das ewiges Leben schenkt: ein Stück von Luzifers Fingernagel. Es geht die Kunde, dass der Bischof von Lucca, der heilige Vater Agostino, in einem Kerker eine Mutter und ihren Sohn gefangen hält. Der Junge stammt nicht von ihrem Ehemann, er ist vielmehr Luzifers Sohn, heißt es.

Giuseppe offenbart sich dem Henker del Sarto. Ein schwerer Fehler, denn noch ehe Giuseppe sich versieht, sitzt er ebenfalls im Kerker. Nach vier Tagen wird der Junge geholt und Giuseppe ist fortan allein. Später bei einem Verhör bereut er sein gotteslästerliches Verhalten. Doch wieder findet er nicht die rechten Worte, tappt in die Falle und beweist, dass er ein Ketzer ist. Auf Gnade braucht er nicht mehr zu hoffen. Und doch ist ihm das Schicksal gewogen. Giuseppe wird auf unerklärliche Weise zur Flucht verholfen. Als er später erfährt, dass der Sohn Satans möglicherweise doch noch lebt, erwacht sein Eifer wieder, das Lebenselixier doch noch herstellen zu können. Aber del Sarto ist ihm dicht auf den Fersen. Ein Entkommen scheint auf Dauer unmöglich.

Die spannende Geschichte wird vor allem von der Hauptfigur Giuseppe Pagamino getragen, einem gierigen Leichenfledderer, der so unglaublich geistreich lügt und hochtrabende Geschichten über seine Herkunft erfindet. Ständig bedauert er sich, zerfließt fast vor Selbstmitleid, simuliert Erschöpfungszustände und Wehwehchen der Bequemlichkeit zuliebe. Er lügt und nörgelt sich durchs Leben, biegt die Wahrheit bis zur Unkenntlichkeit zurecht und folgt seiner eigenen Logik. Immer wieder gerät er in Rage, redet sich um Kopf und Kragen. Giuseppe steht, im wahrsten Sinne des Wortes, stets mit einem Bein im Grab. Die Dialoge sind einzigartig und einfach köstlich, egal ob mit dem von ihm unterschätzen Aturo oder seiner streitbaren inneren Stimme. Damit ist die Geschichte höchst unterhaltsam und sehr abwechslungsreich. Der Autor versteht es, den Leser mit seiner Fantasie immer wieder zu verblüffen. Auch am Ende. Denn erst hier erfährt der Leser, was tatsächlich aus Giuseppes Traum vom Lebenselixier geworden ist. Unbedingt Lesen!

Über den Autor:
Bjarne Reuter wurde 1950 in Dänemark geboren. Er ist bekannt geworden durch seine Kinderbücher und psychologischen Spannungsromane. Dabei erhielt der Autor so gut wie alle dänischen Literaturpreise und außerdem zahlreiche internationale Auszeichnungen. Viele seiner Bücher wurden zudem verfilmt.

Rezension von Heike Rau

Bjarne Reuter
Der Lügner von Umbrien
Aus dem Dänischen von Knut Krüger
507 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN: 3-453-01206-2
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Frau Machova wartet auf den Postmann

Frau Machova wartet auf den Postmann

Frau Machova ist so allein. Sehnsüchtig wartet sie auf den Postmann. Doch während Herr Krokodil und Herr Elefant einen Brief bekommen haben und der kleine Iltis sogar ein großes Paket, geht sie leer aus. Der Postmann geht vorbei. Wie immer. Herr Sittich und die alte Gazelle bekommen auch nie Post, aber sie sind zu zweit und können sich die Langeweile gegenseitig vertreiben. Frau Machova dagegen wird immer traurigen. Kaum wagt sie sich noch unter Leute.
Doch eines Tages klingelt es. Frau Machova kann es nicht fassen. Der Postmann bringt einen Brief. Es sind sehr liebevolle Zeilen, doch der Absender fehlt. Frau Machova möchte so gern wissen, wer den Brief geschrieben hat. Sie begleitet den Postmann auf seiner Tour und fragt jeden nach dem Brief. Doch keiner weiß etwas. Und doch ist der Schreiber des Briefes ganz in ihrer Nähe.

Es ist eine Geschichte über das Alleinsein und die damit verbundene Sehnsucht nach Gesellschaft. Dabei hilft der Postmann Frau Machova aus ihrer Einsamkeit, nimmt sie mit auf seine Tour und Frau Machova lernt wieder, Kontakte zu knüpfen. Da stört es wenig, dass ihr auch mal einer die Nase vor der Tür zuknallt oder keine Zeit hat. So ist das im Leben. Dafür trinkt sie mit Frau Krokodil Mandelmilch und hört Geschichten. Mit dem Elefanten geht sie sogar ins Schwimmbad. Und der Postmann kommt mit. Die kleine gefühlvolle Geschichte tröstet und macht Mut. Sie ist zum Vorlesen und Selberlesen geeignet, nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die einsam sind.
Ganz einzigartig sind die Bilder. Die Illustratorin hat auf hellem Holz gezeichnet und eine auffallend großzügige Farbauswahl getroffen. Besonders interessant sind die verschiedenen Muster, die sie in ihre außergewöhnlichen Motive eingearbeitet hat.

Über die Autorin:
Harriet Grunewald, geboren 1969 in Berlin, wuchs in Büsum an der Nordsee auf. Studiert hat sie Lehramt und Kulturwissenschaften. Außerdem lebte sie zwei Jahre in Barcelona. Ihre Ideen für Kinder entwickelte sie als Lehrerin, als Werbetexterin und al Mitbegründerin der Agentur „Die Kernbotschafter“. Zusammen mit ihrer Partnerin gewann sie 2003 den Ideenwettbewerb der Sparda-Bank-Hamburg. Die Autorin hat schon mehrere Kinderbücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann in Hamburg.

Über die Illustratorin:
Selda Marlin Soganci, geboren 1973 in Hof an der Saale, studierte Grafik-Design vor allem in Münster und schloss als Diplom-Designerin ab. Seit 1994 lebt sie in Münster und arbeitet dort beispielsweise für ein Kindertheater und illustriert Bücher.

Rezension von Heike Rau

Harriet Grunewald (Text)/ Selda Marlin Soganci (Illustrationen)
Frau Machova wartet auf den Postmann
34 Seiten, gebunden
Peter Hammer Verlag, Wuppertal
ISBN: 3-7795-0024-8
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Abnehmender Mond

Abnehmender Mond

Cleveland um 1930. Als der Vater während der Weltwirtschaftskrise bei „Fred´s Radio & Repair“ seinen Job verliert muss die sechsköpfige Familie notgedrungen aufs Land ziehen und fortan in einem Zelt leben. Die drohende Erblindung der Mutter, nur durch eine Operation aufzuhalten, schreitet voran. Das es so Ernst ist, weiß nur Lethea, die Freundin der Mutter. Sie informiert schließlich die Familie und bietet ihre Hilfe an. Doch den Notgroschen hat der Vater heimlich in ein Geschäft investiert, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Die Mutter erblindet schließlich. Und dann stirbt auch noch Tochter Margie.

Das Buch ist in vier große Kapitel unterteilt. Zunächst erzählt Stephen aus der Zeit, als die Familie im Zelt leben musste. Danach folgt ein Zeitsprung und Katharine Lennox erzählt aus ihrer Sicht die Geschichte weiter. Sie, die Pianistin, verliebt sich in Stephen. Doch die Liebe verliert an Reiz und Katharine wendet sich Stephens Bruder Philipp zu. Aber der flüchtet vor den großen Gefühlen. Nicht planlos, sondern durchdacht. Als Soldat zieht er in den Zweiten Weltkrieg. Vergessen können beide Brüder Katherine nie.
Im dritten Kapitel erzählt James, der Sohn von Philipp. Er beginnt 1968. Von seinem Vater hält er nicht viel, versucht aber zu verstehen, warum er so geworden ist, warum er trinkt und sich von seiner Familie abgrenzt.
Abschließend erzählt noch einmal Stephen. Fünf Jahrzehnte sind vergangen, seit die Geschichte begann…

Der Autor erzählt diese tragische Familiengeschichte aus verschiedenen Perspektiven, so dass der Leser umfassenden Einblick erhält. Kein Schicksalsschlag, kein Familiengeheimnis, keine Streitigkeiten bleiben verborgen. Das ist vom Inhalt her nicht einfach zu lesen. Vom Schreibstil her dagegen schon. Joseph Coulson schreibt mit einer Intensität, der man sich nicht zu entziehen vermag und spart dabei nicht mit scharf gezeichneten Details. Die Geschichte nimmt gefangen und holt längst vergessene eigene Erinnerungen ans Tageslicht zurück. „Abnehmender Mond“ ist ein beeindruckendes Werk, dass sicher nicht so schnell in Vergessenheit gerät.

Über den Autor:
Joseph Coulson, geboren 1957 in Detroit, hat bisher Gedichtbände und Theaterstücke veröffentlicht. Mit seiner Arbeit über amerikanische Literatur promovierte er an der Universität des Staates New York in Buffalo. „Abnehmender Mond“ ist sein erster Roman. Joseph Coulson lebt in der Nähe von San Francisco.

Rezension von Heike Rau

Joseph Coulson
Abnehmender Mond
Aus dem Englischen von Ingo Herzke
416 Seiten, gebunden
C.H.Beck, München
ISBN: 3-406-52977-1
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Edward

Edward

Als Edward es geschafft hatte, das Feuer vom Berg zu holen, stieg der Lebensstandard der kleinen steinzeitlichen Sippe ins Unvorstellbare. So konnte zum Beispiel das leidige Wohnungsproblem gelöst werden. Mit Feuer ließen sich die Bären nicht zweimal bitten, ihre Höhle zu räumen. Endlich ein festes Dach über dem Kopf! Endlich warm und trocken schlafen, ohne Angst vor wilden Tieren. Und auch die Ernährung wurde umgestellt. Was war es doch für ein Luxus für die Familie, um das Feuer herumzusitzen und gegrillte Elefantensteaks und Spießbraten genießen zu können. Nur Onkel Wanja hatte wieder was zu meckern. Er befürchtete Karies. Doch Edward ließ sich von diesem Gerede nicht aus der Fassung bringen. Für ihn war die Beherrschung des Feuers nur der Anfang einer ganz neuen Zeit.

Der Autor erzählt vom Leben unserer Vorfahren auf eine sehr witzige und unterhaltsame Art. Dabei unterscheiden sich seine Steinzeitmenschen gar nicht so sehr von den Menschen heute. Es sind ähnliche Probleme, die sie versuchen zu meistern, nur eben auf einer anderen Stufe der Evolutionsleiter. Die Verhaltensmuster sind dabei vergleichbar. Edward ist clever, sehr fortschrittlich denkend und erfinderisch. Er treibt mit seinen Ideen die Entwicklung voran und lässt sich von Rückschlägen überhaupt nicht aus dem Konzept bringen. Dabei sind besonders die Dialoge und die Gedankengänge Edwards sehr vielsagend. Der Autor hat Edward zudem mit vielen Begriffen aus unserem modernen Wortschatz versorgt, und das so passend, dass man sich beim Lesen nicht wundert, sondern einfach nur amüsiert in sich hineinlacht.

Über den Autor:
Roy Lewis, geboren 1913 in Birmingham, studierte in Oxford und besuchte danach die London School of Economics und arbeitete als Anthropologe und Journalist. Er war mehr als zwanzig Jahre als Auslandskorrespondent für die Zeitungen „The Economist“ und The Times“ tätig, beispielsweise in Afrika. Später lebte er in London und besaß einen kleinen Lyrik-Verlag. Roy Lewis starb im Jahr 1996.

Rezension von Heike Rau

Roy Lewis
Edward
Roman aus dem Pleistozän
190 Seiten, broschiert
Unionsverlag, Zürich
ISBN: 3-293-20352-6
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Klondike

Klondike

1897 – Die Nachricht von den sagenhaften Goldfunden am Klondike ist in aller Munde. Oben im Rettungsboot der „Delta Queen“ verstecken sich die blinden Passagiere Lou und ihr Sohn Zack. Auch sie hat der Goldrausch gepackt. Doch als die Mutter ihrem Sohn zum vierzehnten Geburtstag Kuchen stehlen will, wird sie geschnappt. Sie ist natürlich nicht in der Lage, Kapitän Poole ihre Fahrkarte vorzuweisen. Mr. Plow schlagt vor, Lou die vierhundert Meter bis an Land schwimmen zu lassen. Doch der Gang übers Fallreep bleibt ihr dank der Hilfe eines Passagiers namens Benjamin Redd erspart. Dieser opfert ein Whiskeyfass. Dafür bekommt er ein Ruderboot, nicht größer als eine Badewanne. Ausrüstung und Gepäck werden umgeladen. Dann geht es an Land, einem verlassenen Strand an der Küste Alaskas.

Bis Dawson City sind es noch rund 700 Meilen. Lou, Ben und Zack sitzen ganz schon in der Klemme. Der ganze Reisproviant besteht aus, als Lebensmittel getarnten, Whiskeyfässern, mit denen Ben in Dawson City in eine Partnerschaft mit Dan McGrew treten wollte. Dennoch schaffen es die drei sich bis nach Skagway durchzuschlagen. Hier treffen sie Mr. Plow wieder, der allerdings wegen seiner Geschäfte erschossen wird. Ben ist in die Schießerei verwickelt. Überstürzt müssen Lou, Zack und Ben weitereisen. Nun ist ihnen wahrscheinlich auch noch Soapy Smith, dem Mr. Plow Geld schuldete, auf den Fersen. Doch Mr. Plows Ausrüstung kommt den drei zukünftigen Goldsuchern sehr gelegen.

Der Roman beginnt mit der „Ballade von Lou und Dangerous Dan McGrew“ von Robert Service. Das ist eine gelungene Einstimmung in die folgende Geschichte, die sehr kurzweilig und spannend im Rückblick aus der Sicht des mittlerweile hundertvierzehnjährigen Zack erzählt wird, der damals gerade vierzehn Jahre alt war. Von Anfang bis Ende ist es ein harter Überlebenskampf, der, sehr zum Erstaunen des Lesers, auch mit der Zahl der noch vorhandenen Whiskeyfässer steht und fällt.
Der Autor beschreibt mit viel Ironie und auch schon mal mit als Weisheit getarnten Kaltschnäuzigkeit, die prekäre Lage von Lou, Zack und Ben, die hier stellvertretend für die vielen vom Goldfieber erfassten Menschen stehen, die alles aufgaben und auf Reichtum hofften. Von den Verlierern und den Gewinnern. So kommt in diesem Buch eine ganz besondere Stimmung zum Tragen.

Über den Autor:
Robert Kroetsch, geboren 1927 in Alberta, gehört zu den angesehensten Schriftstellern der kanadischen Gegenwartsliteratur. Er hat Gedichte, Erzählungen, mehrere Romane und zahlreiche wissenschaftliche und essayistische Schriften veröffentlicht. Für „The Studhorse Man“ erhielt er den Governor General’s Award. Zum Officer of the Order of Canada wurde er im Jahre 2004 ernannt. Der Autor lebt in Winnipeg.

Rezension von Heike Rau

Robert Kroetsch
Klondike
Die Ballade von Lou und Dangerous Dan McGrew
Aus dem Englischen von Martina Tichy
384 Seiten, gebunden, mit Karten
Unionsverlag, Zürich
ISBN: 3-293-20317-5
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Gouldamadinen

Gouldamadinen

1838 und 1840 reiste der englische Naturforscher und Tiermaler John Gold nach Australien und sammelte und zeichnete dort viele Vögel, auch einen Prachtfinken, den er nach seiner Frau Lady Gould´s Amadine benannte, die ihn begleitet hatte und bald nach der Rückkehr verstorben war.

Die Gouldamadinen begeistern durch ihre wunderschöne Färbung. Und so keimte beim Autor dieses Buches der Wunsch auf, diese schöne Vögel selbst zu züchten. Diesen Wunsch hat er sich erfüllt. Horst Bielfeld hält seit über 33 Jahren die kleinen Prachtfinken und kann auch auf Zuchterfolge verweisen.

Zunächst beschreibt der Autor die Gouldamadine genau und geht auf die verschiedenen Färbungen ein. Er erzählt von ihren Lautäußerungen, ihrem Gesang, ihrem natürlichen Lebensraum, ihrer Fortpflanzung und über Feinde und Gefahren, denen der kleine Vogel ausgesetzt ist und wie der Wildvogel zum Volierenvogel wurde, über frühe Erfahrungen bei Pflege und Zucht und vieles mehr.

Im nächsten Kapitel geht es um die Pflege und Ernährung der Gouldamadine, über Haltungsbedingungen, das Futter, Keimfutter und Grünfutter und auch das notwendige tierische Futter. Hier geht der Autor ins Detail, denn was die Fütterung betrifft, sind die Tiere sensibel. Er beschreibt genau, welche Erfahrungen er gemacht hat. So ist auch das Trink- und Badewasser Thema.

Weiter geht es mit der Zucht und der Gesundheit der Gouldamadinen. Für die Zucht müssen natürlich eine ganze Reihe von Vorraussetzungen erfüllt werden. Auch hier informiert der Autor sehr ausführlich, beispielsweise über Nistgelegenheiten und Nistmaterial oder Balz, Nestbau und Eiablage und die Brut. Er berichtet über die Entwicklung der Jungen und über Probleme, die auftreten können und hält viele praktische Hinweise parat. Hinsichtlich der Gesunderhaltung der Vögel steht er mit vielen Ratschlägen zur Seite. Hier geht es beispielsweise um Mauserschwierigkeiten oder die Luftsackmilben, von denen die Vögel befallen werden können.

Für alle Züchter beschreibt der Autor die verschiedenen Farbspielarten der Gouldamadinen, im besonderen die drei natürlichen Varianten und zeigt auf wie die verschiedenen Farben vererbt werden. Hierzu gibt es Kreuzungstabellen und Tafeln zur besseren Übersichtlichkeit.
Auch die durch Menschenhand entstandenen Farbspielarten werden betrachtet, wenn auch etwas verhaltener. In einer abschließenden Betrachtung fasst der Autor seine nachdenklich stimmenden Ansichten dazu zusammen.

Das Buch ist für Anfänger, Hobbyzüchter, Halter oder auch interessierte Liebhaber dieser Prachtfinken gleichermaßen geeignet. Der Autor informiert ausführlich zu allen Themen rund um die Gouldamadinen. Dabei sind die Texte leicht verständlich, praxisnah und übersichtlich. Den einzelnen Kapiteln lassen sich eine Menge hilfreiche Sachinformationen, Tipps und Wissenswertes entnehmen. Die vom Autor gemachten Erfahrungen und Ratschläge helfen auch bei möglicherweise auftretenden Problemen bei Haltung und Zucht weiter. So kann das Buch auch als Nachschlagewerk genutzt werden. Ganz wunderbar sind die teilweise seitengroßen Fotos, die fast ausschließlich vom Autor selbst stammen. Die Schönheit der Vögel mit ihren verschiedenen Farbspielarten wurde perfekt eingefangen.

Über den Autor:
Horst Bielfeld ist Naturfotograf und Autor mehrerer Fachbücher.

Rezension von Heike Rau

Horst Bielfeld
Gouldamadinen
3.aktualisierte und erweiterte Auflage
126 Seiten, 83 Farbfotos, 22 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4687-8
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Der kleine Moses

Der kleine Moses

„Der kleine Moses“ ist ein Sammelsurium von unterhaltsamen Informationen, spannenden Fakten, hilfreichen Anleitungen und kurzweiligem Wissenswerten aus verschiedenen Bereichen, wie Naturwissenschaft, Mathematik und Geschichte. Der Leser erfährt, wie eine Kuh gemolken wird, wie man sich gegen ein Krokodil erfolgreich zur Wehr setzt, sich vor Vampiren schützt, ein Papierflugzeug baut oder ein Flugzeug steuert. Vorgestellt werden Rätsel, interessante Ausreden, tierische Rekorde und verblüffendes Zahlenmaterial. Die Strafen im Mittelalter werden aufzeigt und auch die wenigen Unterschiede zwischen Mensch und Affe.

Das Besondere an diesem unterhaltsamen und mit Augenzwinkern geschriebenen Buch ist die Themenvielfalt. Es geht wirklich quer durchs Gemüsebeet. Erstaunliches wechselt sich mit Lustigem ab. Vieles weiß man, vieles hat man schon einmal gehört. Aber wer kann schon die Namen aller sieben Zwerge auf Anhieb nennen oder alle sieben Weltwunder ohne nachzudenken aufzählen? Die Lektüre bringt viel Spaß und auch die vielen kleinen Zeichnungen gefallen. Man kann sein Wissen auffrischen und ganz nebenbei noch ein wenig schlauer werden. Geeignet ist das Buch nicht nur für Kinder, auch Erwachsene werden ihre Freude daran haben. Vielleicht ist es ja sogar ein Anreiz für ein spannendes Quiz beim Familienabend.

Rezension von Heike Rau

Matthew Morgan und Samantha Barnes
Der kleine Moses
Alles, was du niemals brauchen wirst, aber unbedingt wissen solltest
Aus dem Englischen von Andrea Fischer
Mit Illustrationen von Niki Catlow
128 Seiten, gebunden
ab 8 Jahre
moses. Verlag
ISBN: 3-89777-279-5
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Safrantod

Safrantod

Hamburg im Jahre 1353. Der Domvikar Diederich Ryben wird mit durchschnittener Kehle in der Cloaka des Domkapitels aufgefunden. Es ist nicht zu übersehen, dass im übel mitgespielt wurde. Am ganzen Körper finden sich Folterspuren.
Seine Schwester Reymburg ereilt die schreckliche Nachricht im Kloster Harvestehude. Das stürzt Reymburg in noch tiefere Verzweiflung, ist doch erst kürzlich ihre kleine stumme Schwester Marie verstorben.
Beichtvater Willekin scheint es nicht so sehr daran gelegen zu sein, Reymburg wieder aufzurichten. Vielmehr interessiert ihn das nicht unbeträchtliche Erbe, das nicht aufzufinden ist. Damit ist er nicht allein. Dennoch übergibt er Reymburg ein Reliquienkreuz, das einst ihrem Vater gehört hat.
Zu ihrem Erstaunen findet Reymburg in diesem eine Botschaft und erfährt, dass Marie gar nicht tot ist. Sie soll ins Kloster Lilienthal bei Bremen gebracht worden sein.
Der Gewürzhändler und Nachbar der Rybens, Hannes Michaelis, bietet seine Hilfe an und macht sich auf den Weg, um Marie zurückzuholen. Doch das Mädchen ist nie im Kloster angekommen. Sie wurde unterwegs geraubt.
Schwester Reymburg hält es nicht länger im Kloster. Auch sie macht sich auf die Suche nach Marie und dem Mörder ihres Bruders.

Der Streit um das verschwundene Erbe des ermordeten Diederich Ryben gerät zur Posse. Einzig Marie könnte wissen, wo das Geld versteckt ist. Aber das stumme Kind ist verschwunden. Doch schon bald sind ihr die Geldgierigen auf der Spur und wahre Abgründe tun sich auf. Nur Reymburg und Hannes geht es um das Wohlergehen des Kindes. Dennoch geraten auch sie in große Gefahr und gerade Reymburg wird mit Dingen konfrontiert, denen sie im Kloster zu entgehen hoffte.
Zeitweise ist das Buch ein wenig schwer zu lesen, zu verwickelt ist die Geschichte. Ein hohes Maß an Aufmerksamkeit ist gefragt. Für diese Durchhaltevermögen wird man aber sehr oft mit unglaublich turbulenten Szenen belohnt. Nicht selten überstürzen sich die Ereignisse geradezu und interessante Wendungen ergeben sich. Zudem überzeugt die Autorin mit vielen historischen Details und Alltagsbeobachtungen. So kann man dem Buch beispielsweise entnehmen, wie wertvoll Gewürze waren, wie damals gekocht wurde und was die Menschen gerne aßen.

Über die Autorin:
Silke Urbanski wurde 1964 in Hamburg geboren. Sie ist promovierte Historikerin. Sie nimmt über ihre Tätigkeit als Lehrerin hinaus, Lehraufträge am Historischen Seminar der Universität Hamburg wahr.

Rezension von Heike Rau

Silke Urbanski
Safrantod
Ein Hansekrimi
263 Seiten, gebunden
Die Hanse / EVA Europäische Verlagsanstalt, Hamburg
ISBN: 3-434-52818-0
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Unter der Geisterbahn

Unter der Geisterbahn

Es ist Halloween. Die Lehrerin Frau Anders ist mit ihrer Klasse in den Fantasiapark gefahren. Lorenzo ist die ganze Sache nicht geheuer, obwohl er sich als Skelett verkleidet, schon einigermaßen wohl fühlt. Doch beim Gedanken an die bevorstehende Geisterbahnfahrt wird ihm doch mulmig. Ausgerechnet mit Dina Großmaul, die heute als Blutige Gräfin verkleidet ist, soll er fahren und dann auch noch in Wagen Nummer 13.
Zunächst glauben Dina und Lorenzo an einen coolen Trick, als sie den Putzteufel mit Eimer und Schwamm sehen, der den Schwarzmagier einfach wegputzt. Doch als der Putzteufel einen Teil vom Wagen verschwinden lässt und dann die Kinder direkt angreift, wird es brenzlig. Zum Glück ist Antonella zur Stelle. Das Geistermädchen schafft es, die beiden zu retten. Doch der Notausgang führt nicht hinaus, sondern in das Land unter der Geisterbahn, genannt Gravalon.

Dina und Lorenzo lernen die Familie des Feuergeistermädchens Antonella Fosfera von Rodenburg kennen und Antonellas Mutter Momsy Aqua, einen Wassergeist und ihren Vater, Pavarotti genannt, ein Verschwindegeist. Zur Familie gehört auch Baby Achmed, ein Flaschengeist und Höllenhund Fips. Nicht unerwähnt bleiben sollte das Ohr, welches zu Antonellas Großvater gehört, einem Klopfgeist. Der Rest von ihm lebt im Keller. Dann sind da noch ihr Freund Vampir Lord Rasputin von Radovicchio und sein Vater Lord Corvin von Radovicchio.

Gravalon ist in ernsten Schwierigkeiten. Orkula hatte einst eine Armee von Putzteufeln erschaffen und gegen ihre Schwester Erdmute ausgesandt. Sie sollten ihr Schloss wegputzen. Dann war Orkula erkrankt. Nun schafft sie es nicht mehr, die Putzteufel wieder wegzuhexen. Die Hexe, die unter einem unglaublichen Schluckauf leidet, muss unbedingt geheilt werden. Doch wie? Dina hat eine Idee. Sie meint, man müsste Orkula nur tüchtig erschrecken. Und da die Hexe nichts mehr fürchtet als Menschenmädchen, werden Dina und Lorenzo ausgeschickt, die Hexe zu finden und mit einem ordentlichen Schreck zu heilen. Auf dieser abenteuerlichen Reise werden sie begleitet von Antonella, Rasputin, Baby Achmed, Dschinn Finn und Dinas lebendig gehexter Stofffledermaus Fledi.

Die Geschichte ist sehr originell und wahnsinnig komisch. Die Autorin zieht alle Register und übertreibt dabei leider ein bisschen. Zu viele seltsame Horrorgestalten betreten die Bühne. Als ein siebenköpfiger Drache, Rumpelstilzchen oder der Froschkönig auftreten, wundert man sich schon nicht mehr. Auch die Reise durch die Gelächterschlucht, Feuerland, den Wald der tausend Augen, Skelettland und das Flori-Colori-Gebiet wirkt etwas in die Länge gezogen. Dabei läuft die Uhr. Die Putzteufel sind eifrig am wegputzen. Trotzdem, das Buch ist spannend, ein bisschen gruselig und manchmal auch bauchkribbelnd ekelhaft, wie beim ohrenschmalzbesetzten Ohrrakel oder bei den massenweise grellgrünen Schleim niesenden Riesen beispielsweise. Ein Wechselbad für die Gefühle. Lustig ist dieser dicke Dschinn Finn mit seinem Sprachfehler. Es macht Spaß zu raten, was er denn nun eigentlich sagen will.
„Unter der Geisterbahn“ ist ein Buch für alle, die verrückte Fantasy mit schrägen Charakteren mögen und davon nicht genug kriegen können.

Über die Autorin:
Isabel Abedi, Jahrgang 1967, hat 13 Jahre als Webetexterin gearbeitet. Inzwischen hat sie mehrere Kinderbücher veröffentlicht, von denen einige ausgezeichnet und in andere Sprachen übersetzt wurden. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Hamburg.

Rezension von Heike Rau

Isabel Abedi
Unter der Geisterbahn
352 Seiten, gebunden
ab 10 Jahre
Loewe Verlag, Bindlach
ISBN: 3-7855-5344-7
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