J. Courtney Sullivan: Fremde Freundin

J. Courtney Sullivan: Fremde Freundin

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Elisabeth und Andrew, die viele Jahre in New York verbracht haben, leben nun in einer Kleinstadt, um hier ihren Sohn Gil aufzuziehen. Elisabeth vermisst ihre engste Freundin Nomi, die in Brooklyn geblieben ist. Eine von anderen Müttern gegründete Facebook-Gruppe und auch die anderen Frauen in der Laurel Street, die sie in ihren Buchclub aufgenommen haben, füllen die Leere nicht. Andrew erweist sich als liebevoller Vater, doch muss er sich um seine neueste Erfindung widmen. Elisabeth ist vertraglich gebunden und hat ein drittes Buch zu schreiben. Sie wird sich um eine Kinderfrau kümmern müssen, um Zeit zum Schreiben zu haben. Und so kommt Sam in die Familie, eine Kunststudentin, und kümmert sich um Gil. Die beiden Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein. Aber sie haben sofort einen guten Draht zueinander.

J. Courtney Sullivan zeigt auf, wie sich zwischen Elisabeth und Sam eine Freundschaft entwickelt, die von der älteren Frau angestoßen wird. Sie sieht sich selbst ein bisschen in Sam und möchte vermeiden, dass diese die gleichen Fehler macht wie sie selbst. Das mag gut gemeint sein, aber ihre Art und Weise Sam zu beeinflussen, ist ein bisschen übergriffig. Elisabeth sieht nicht, dass es nicht unbedingt gut für Sam sein muss, zu handeln, wie sie selbst es tun würde.

Die beiden Frauen stammen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten. Während Elisabeth reiche Eltern im Hintergrund hat, muss Sam sich mit einem Studienkredit verschulden und nebenbei in der Küche der Mensa und als Babysitterin etwas dazu verdienen. Und doch ist es auch ein Privileg, dass ihr überhaupt eine Bildungschance offensteht. Der Roman ist also durchaus gesellschaftskritisch. Das wird untermalt mit der Theorie vom Hohlen Baum, mit der sich Elisabeths Schwiegervater George sich auseinandersetzt. Elisabeth belächelt seine Ansichten. Aber Sam kann er dafür gewinnen.

Es ist interessant zu sehen, wie die beiden Frauen sich anfreunden und miteinander umgehen, besonders dann, wenn es Differenzen gibt. Sie sind nicht gleichberechtigt in dieser Beziehung, denn Sam ist auf das Geld, das sie beim Babysitten verdient, angewiesen. Dennoch findet eine Entwicklung statt, vor der sich auch Elisabeth nicht verschließen kann. Beide gewinnen durch diese Freundschaft, verlieren aber auch viel.

Rezension von Heike Rau

J. Courtney Sullivan
Fremde Freundin
Aus dem Englischen von Andrea O’Brien und Jan Schönherr
528 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag, Juli 2021
ISBN-10: 3552072519
ISBN-13: 978-3552072510
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Doris Knecht: Die Nachricht

Doris Knecht: Die Nachricht

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In einem ruhigen und beschaulichen Garten sitzt Ruth mit ihrem Laptop, als sie eine sonderbare Nachricht erhält: man verkündet ihr hämisch auf Facebook, dass ihr Mann, der vor drei Jahren verstorben ist, eine Affäre hatte. Ja natürlich wusste sie davon! Aber wer erdreistet sich, in dieser Weise in ihr Leben einzudringen?

Doris Knecht beginnt ihren Roman über eine gestandene Frau in einem schönen, verwunschenen und herrlich einsam gelegenen Haus mit Garten. So lieblich mutet das Ganze an, dass man sich auf einen erbaulichen Roman einstellen möchte. Doch ganz so wunderbar bleibt es nicht!

Im Verlauf der Geschichte lässt Doris Knecht das Leben von Ruth, ihren Kindern und Ehemann vor unserem inneren Auge erstehen. Man merkt bald, dass in der Familie so einiges nicht zum Besten steht. Man kann sich aber nur schwer vorstellen, dass sie Anlass für Stalking bot.

Die Nachricht bildete erst den Anfang einer unendlichen Folge von Netzeinträgen mit diffamierendem Charakter und hässlichen Anschuldigungen, die auch an den Grundfesten der Beziehung zu ihren Freunden und Freundinnen rüttelt.

Doris Knecht versteht es hervorragend, einen Spannungsbogen aufzubauen, der den Leser*in immer mehr in seinen Sog zieht.

Die nächstliegende Frage bewegt allmählich schon sehr: wer könnte der Absender der boshaften Nachrichten sein?

Je mehr wir in die näheren Lebensumstände und Gewohnheiten von Ruth eingeweiht werden, desto enger wird das Netz der Beschmutzungen, die sie ereilen.

Doris Knecht steigert die Geschichte zu einem ausnehmend fesselnden Psychothriller. Das Netz der Beschuldigungen engt Ruth immer mehr ein. Man fasst es nicht und denkt darüber nach, dass es Psychotiker gibt, die keine Möglichkeit der Verfolgung auslassen. Dass es sogar in den besten Kreisen Menschen dieser Psychostruktur gibt, überrascht am Ende nicht.

Dem Leser*in bleibt fast der Atem stehen. Unweigerlich nimmt man innerlich Partei für die Hauptprotagonistin und bangt mit ihr um eine Lösung dieses Wahnsinns.

Ein so fesselnder und gut durchstrukturierter Roman dieser Dimension ist mir lange nicht begegnet!

Ich kann ihn nur sehr empfehlen, zumal diese Geschichte in unserer Zeit durchaus Wahrheitscharakter hat.

Doris Knecht
Die Nachricht
256 Seiten, gebunden
‎Hanser Berlin, Juli 2021
ISBN-10: 3446271031
ISBN-13: 978-3446271036
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Mercedes Rosende: Der Ursula-Effekt – Montevideo-Romane Teil 3

Mercedes Rosende: Der Ursula-Effekt – Montevideo-Romane Teil 3

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Gerade mal ein Tag ist vergangen seit dem Überfall auf den Geldtransporter. Ursula hatte das Chaos genutzt und die Sache für sich entschieden. Nun wartet sie. Sie wartet sehr geduldig. Germán wird so lange mit der Beute untergetaucht bleiben wie nötig und sich dann melden.

Inspektor Clemen und Doktor Antinucci sind fassungslos. Der Überfall auf den Geldtransporter ist gründlich schiefgegangen. Was für eine Verwüstung hat Ricardo hier angerichtet? Aber man kann der Sache durchaus auch etwas Positives abgewinnen. Immerhin ist das Geld nicht verloren. Es hat nur den Besitzer gewechselt. Man wird herausfinden können, wo es ist und es zurückholen.

Germán ist außer Gefecht gesetzt. Seine Panikzustände machen ihm das Leben schwer. Und doch muss er einen Weg finden, die Beute in Sicherheit zu bringen. Noch ist es im Fluchtauto, doch hier kann es nicht bleiben.

Ursula ahnt nicht, dass das Misstrauen, das ihr ihre Schwester Luz entgegenbringt, bedenklich angewachsen ist, und diese erwägt, einen Privatdetektiv auf sie anzusetzen, um endlich Klarheit zu erhalten.

Kommissarin Leonilda, Inspektor Clemen hat ihr den Fall mal wieder entzogen, ist ebenfalls weiter im Spiel. Sie ermittelt nun jedoch auf eigene Faust. Dabei beschränkt sie sich aufs Beobachten. Da ist sie nicht die Einzige.

Wieder wird der Krimi aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Ursula selbst kommt zu Wort. Und da ist dann noch ein Erzähler, der nicht nur erzählt, sondern auch wertet. Er teilt seine Einschätzungen mit dem Leser. Diese innere und äußere Sichtweise ergibt ein facettenreiches Bild. Der gewohnt bissige und sezierende Humor kommt dabei nicht zu kurz.

Ursula kann diesmal nicht alles dem Zufall überlassen. Da ist eine Schlinge, die sich so langsam zuzieht. Ihr ist klar, dass ihr die Beute abgejagt werden soll. Sie weiß zudem, dass die Täter dabei einiges riskieren werden. Aber mit fähigen Leuten hat sie es wohl kaum zu tun, wenn man bedenkt, wie der Überfall abgelaufen ist. Es ist interessant zu sehen, wie sie agiert. Wie sie plant und vorausdenkt, aber auch den Zufall zu nutzen weiß. Ursula hat viel dazugelernt. Aber hat sie tatsächlich eine Chance, aus der Sache herauszukommen? Mit dem Geld? Es bleibt spannend bis zum Schluss.

Rezension von Heike Rau

Mercedes Rosende
Der Ursula-Effekt
Montevideo-Romane Teil 3
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
288 Seiten, Klappenbroschur
Unionsverlag, Juli 2021
ISBN-10: 3293005764
ISBN-13: 978-3293005761
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Daniela Krien: Der Brand

Daniela Krien: Der Brand

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Daniela Krien erzählt in ihrem Roman die Geschichte einer Ehe, die in der Krise steckt.

Rahel und Peter sind an die fünfzig Jahre alt und seit dreißig Jahren verheiratet. Sie haben zwei Kinder, die inzwischen aus dem Haus sind. Das Ehepaar hat sich eingerichtet mit der Zweisamkeit.

In langsamem Fortgang berichtet die Autorin überlegt und reflektiert, wie es zur inneren und äußeren Entfremdung zwischen den Eheleuten kam.
Beide haben angesehene Berufe als Professor und Psychotherapeutin.
Ein bevorstehender Urlaub scheitert, weil das Haus in den Bergen, wohin sie reisen wollten, einem Brand zum Opfer fiel.

Unvorhergesehen bittet eine alte Freundin der Familie das Paar um Hilfe. Ihr Hof in der Uckermark mit einigen Tieren muss versorgt werden, da der Mann erkrankt ist. Rahel sagt zu. Peter ist verärgert, weil sie ihn nicht einmal gefragt hat, ob er mit dieser Lösung einverstanden sei.

Unmerklich gelangt Daniela Krien mit dieser Szene zum eigentlichen Kern ihres Romans: die Krise der Ehe wird langsam sichtbar.
Die Autorin hat ein feines Gespür für die innerpsychischen Spannungen, die nicht direkt ins Auge fallen.

In gut platzierten Stimmungen und Aussprüchen wird der Leser*in Zeuge einer Entfremdung, die zu traurigen Einsichten bei Rahel führen. Da spielen Erinnerungen an ihre Mutter eine Rolle, da geht es um schwierige Mutter-Töchterbeziehungen, um Enttäuschungen auf Seiten des Mannes und um Wünsche und Sehnsüchte seiner Frau. Eine tiefe Sprachlosigkeit fällt ins Auge. Versuche der Annäherung scheitern am Unwillen von Peter. Als er schließlich sagt, was er nicht will, ist das für Rahel in ihrer eigenen Lebenskrise hart.

Man ist als Leser*in gefangen von den Vorgängen. Der Besuch der Tochter mit zwei wilden, kleinen Enkelsöhnen beschwört neue Schwierigkeiten herauf.
Daniela Krien entwickelt ihre Geschichte psychologisch überzeugend mit einem abgewogenen Spannungsbogen. Man glaubt ihr jedes Wort und ist fasziniert vom Fortgang der Familiendramatik mit allen gegenseitigen Abhängigkeiten, Vorwürfen und Versagensgefühlen.

Herausragend sind die Naturbeschreibungen. Seen, Wälder, Sonne und Wind lassen das Land in prächtigen Farben vor unserem inneren Auge erstehen.

Eine subtile Familiengeschichte öffnet den Blick auf Entwicklungen, die es in jedem Leben mit allen Höhen und Tiefen geben mag. Ehen folgen häufig dem gleichen Schema: lebendige Anfänge, Überwindung von Hürden, Erfolge und schließlich Ermüdung. Wie aber hält man ein weiteres Auseinanderdriften auf? Man darf gespannt sein, wie die Autorin ihr Geschichte ausführt!

Ein aufregendes und gelungenes Werk ist Daniela Krien gelungen. Es scheint der Wirklichkeit abgeschaut. Man kann das Buch uneingeschränkt empfehlen!

Die Autorin ist mit weiteren Romanen auf dem Buchmarkt vertreten und gilt als anerkannte Schriftstellerin. Sie lebt in Leipzig.

Daniela Krien
Der Brand
Diogenes, 28. Juli 2021
272 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3257070489
ISBN-13: 978-3257070484
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Stefan Hornbach: Den Hund überleben

Stefan Hornbach: Den Hund überleben

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Das Buch des jungen Autors Stefan Hornbach, Jahrgang 1986, „Den Hund überleben“ besticht durch eine unmittelbare Direktheit, mit der man sich sogleich in die erste Szene der Geschichte hineinversetzt findet.

Ein junger Student, der Icherzähler, bummelt mit seiner Freundin durch Paris. Sie haben ein paar Tage zusammen verbracht und haben Spaß zusammen.
Die beiden landen in einem Secondhand Shop, wo sie verschiedene Kleidungsstücke anprobieren. Sie amüsieren sich, trödeln von diesem zu jenem Ort und fotografieren sich. Ihnen fallen immer neue kleine Albernheiten ein. Schließlich erfährt Su von einer Party, die in irgendeinem Park stattfinden soll. Dort trinkt man, isst, tanzt und sitzt herum. Zeit spielt keine Rolle, aber fröhlich wirkt die ganze Geschichte nicht. Sebastian geht es nicht besonders gut. Er wirkt leicht angeschlagen, etwas überrumpelt von dem Geschehen und ein wenig verkatert.

Kurz gesagt: es ist eine vorübergehende kleine Episode mit Sex und Fun, bis Sebastian wieder als Mitfahrer Richtung Heimat nach Frankfurt und Gießen in seine Studenten WG startet.

Er fährt zu seinen Eltern, wo er sich in ärztliche Behandlung begibt, weil er sich nicht gut fühlt.
Beim Arzt erfährt er von einer bedrohlichen Diagnose. Man spricht von Geschwulst bis Tumor, von „raumfordernd“, von klein bis groß, verharmlosend bis Ernst.
Anschließend wird er sich einer langen Chemotherapie unterziehen müssen. Er leidet am non-Hodgkin-lymphom.

Stefan Hornbach hat die Krankheit als Rahmenhandlung genutzt, um uns Einblicke in das Leben des noch jungen Mannes von 24 Jahren zu gewähren.
Zwei gute Freundinnen, Su und Jasna, begleiten Sebastian auf allen seinen Wegen und nehmen Anteil an seinen kleinen Liebesaffären. Er ist schwul.

Auffälliges Merkmal dieser Erzählung ist die Offenheit und unaufdringliche Teilnahme, die dem Jungen von Eltern und Freunden*innen entgegengebracht wird. Da kommt kein falscher Ton auf, keine Sentimentalität oder Gefühlsduselei. Lakonisch, direkt und unmittelbar sind seine Begegnungen und Erfahrungen. Gelegentlich wird durch Überziehen der Sätze ins Humoreske eine ernste Situation entschärft. Fast protokollarisch muten die Sätze zuweilen an. Selbstverständlich bestimmen die Krankheit und Chemotherapie das Leben des Helden innerlich und äußerlich.
Sebastian­­­­­­ versucht sein Leben als Student mit Spaß und Erlebnissen zu wahren.

Obwohl sich alle um Nüchternheit im Umgang mit ihm bemühen, spürt man den Schmerz der Beteiligten, die sich um ihn scharen. Wie der Autor die Eltern, nicht zu vergessen die Oma, agieren lässt, das zeigt das Können des jungen Stefan Hornbach. Unter der Oberfläche der Sachlichkeit schwelt bei allen eine tiefe Sorge um ihren Sohn und Freund. Es gibt Szenen von selten poetischer Schönheit. Die Liebe zur Natur, die Suche nach Einsamkeit, die Sehnsucht von Sebastian nach einem normalen Leben oder einer verlorenen Liebe ist unübersehbar. Sensibel und feinfühlig wird er uns präsentiert.
Er ist eine Figur, die so realitätsnah auftritt, dass man meint, es gäbe ihn wirklich.

Die Frage bleibt: was kann einen Autor zu diesem Sujet verleitet haben?

Stefan Hornbach ist ein ernsthafter Autor, dem man eine starke innere Nähe zu seinem Helden glaubt.

Ihm ist mit diesem Debütroman ein großer Wurf gelungen.

Stefan Hornbach
Den Hund überleben
Carl Hanser Verlag, 26. Juli 2021
288 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3446270787
ISBN-13: 978-3446270787
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Stickerlexikon Tiere – Mit über 600 Stickern

Stickerlexikon Tiere – Mit über 600 Stickern

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Das Stickerlexikon macht Kinder zu Tier-Experten. Es beschäftigt sich mit mehr als 100 Tieren und ordnet diese ein. Den Anfang machen die Säugetiere mit den Affen, den Katzen, den Hunden, den Bären sowie den großen Landtieren, den Meeressäugern und den Beuteltieren. So geht es weiter über die Vögel, die Fische, die Reptilien, die Amphibien, die wirbellosen Tiere und die Insekten.

Zu jeder Tierklasse und dann wiederum zu jeder Tierfamilie gibt es eine kleine Einführung, bis dann einzelne Tier vorgestellt werden. Hier ist auch der lateinische Name mit aufgeführt. Es folgt ein kurzer kindgerechter Text mit spannendem Informationen. Außerdem werden auf den Seiten tierische Rekorde und überraschende Fakten genannt.

Die Bilder sind sehr einfach gehalten und deuten jeweils nur einen Umriss an, denn sie sind Platzhalter für die Sticker. Der passende Sticker findet sich im hinteren Teil des Buches. Die Umrisse und Beschriftungen helfen bei der Suche. Und so werden die Seiten nach und nach bunter und die Namen der Tiere prägen sich ein. Ein Kind gestaltet praktisch sein Lexikon selbst. Das ist eine schöne Beschäftigung für zu Hause, aber auch für unterwegs. Es kommt auf das Alter des Kindes an, ob es dabei Hilfe benötigt oder nicht.

Mit weiteren Stickern lassen sich die Lebensräume verschiedener Tierarten gestalten. Das sind Grasland und Meer. Der Tropische Regenwald muss leider mit nur einer Seite auskommen, während es bei den anderen Lebensräumen eine Doppelseite ist. Mit Vorschlägen wird dem Kind geholfen, passende Tiere zu finden.

Die Tiersticker sind besonders, denn es handelt sich hier um fotografierte Bilder, die eine gute Größe haben. Wobei es auch noch eine Doppelseite mit kleinen Tierstickern zur freien Verwendung gibt. Und was macht man mit den kleinen Sternchen? Diese Aufkleber können vielleicht Tiere markieren, die das Kind schon zweifelsfrei bestimmen kann. Einmal eingeklebte Sticker lassen sich leicht wieder ablösen. Sie sind wiederverwendbar.

Das Sticker-Lexikon ist für Kinder ab 4 Jahren gedacht. Es vermittelt Wissen mit viel Spaß. Ist alles fertig eingeklebt, ist es ein sehr schönes Nachschlagewerk.

Rezension von Heike Rau

Stickerlexikon Tiere – Mit über 600 Stickern
72 Seiten, broschiert
ab 4 Jahren
Dorling Kindersley Verlag, Juli 2021
ISBN-10: 3831040524
ISBN-13: 978-3831040520
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Zeruya Shalev: Schicksal

Zeruya Shalev: Schicksal

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Zeruya Shalev hat die ganz große Begabung, die man ähnlich bei anderen israelischen Schriftstellern wie Amos Oz oder David Großmann findet: aus einer Vielzahl Assoziationen, träumerischen Erinnerungen und Gegenwartserlebnissen ein Geflecht von Beziehungsmustern sichtbar werden zu lassen.

In ihrem neuen Roman „Schicksal“ geht es um zwei Paare: Rachel und Menos und Atara mit Alex.

Rachel und Menos hatten sich 1948 in der Terrororganisation Lechi engagiert, die die Befreiung Israels aus der englischen Mandatsregierung zum Ziel hatte. Menos verschwindet schnell spurlos aus der Geschichte und aus Rachels Leben.

Die Icherzählerin Rachel ist inzwischen an die neunzig Jahre alt, als eine nicht mehr ganz jungen Frau zu ihr kommt. Wie sich herausstellt ist Atara die Tochter von Menos. Sie spürt der Geschichte ihres Vaters und seiner ersten Ehe nach.

Atara ist mit Alex verheiratet und hat mit ihm den gemeinsamen Sohn Eden. Beide hatten schon Kinder aus vorherigen Ehen. Die Beziehungen in dieser Familie sind kompliziert und konfliktträchtig.

So beginnt eine Erzählung, in der es um Krieg, Liebe, Verlust und psychisches Leid geht.

In der Erzählung laufen die Lebensgeschichten von Rachel und Atara parallel. Besonders Letztere ist in einem Netz aus Zweifeln und Selbstzweifeln gefangen. Als ihr Mann Alex sehr plötzlich und unerwartet stirbt, ist die Handlung weitgehend mit ihrem Schicksal und ihrer problematischen Ehe befasst.

Mühsam sind in der Folge die Zeitsprünge zwischen der Staatsgründung und dem späteren Israel. Man spürt die allgegenwärtige Gewalt kriegerischer Handlungen.

Nahe kommt einem in der Beschreibung von Zeruya Shalev die Landschaft, die Städte und das allgemeine politische Klima seit der Staatsgründung 1948, als es noch eine britische Mandatsbesatzung gab. Die Verfolgung, der Holocaust und die Jahrhunderte währende Ghettoisierung haben die Bewohner Israels zu Überlebenskünstlern und Kämpfern gemacht, die sich nie wieder einem Untergang ergeben werden.

Wenn der Roman auch zu Anfang interessante Einblicke in das Leben, die Geschichte und das Schicksals Israels verspricht, so kommt im Laufe der Erzählung Langweile auf. Zu wenig stringent und zu ausschweifend verliert sich die Autorin in langatmigen Schilderungen über die innerlichen Befindlichkeiten ihrer Protagonisten. Bei einer Autofahrt zu Rachel erlebt Atara lange Verzweiflungsausbrüche und unendliche Gefühlsberichte über ihre innere Zerrissenheit. Irgendwann fühlt man Überdruss, weil rein gar nichts vorangeht. Die Sprache ist schön, ästhetisch und ausdrucksvoll, gelegentlich fast biblisch; sie reicht aber nicht, den Roman zu einem anhaltend interessanten Leseerlebnis werden zu lassen.

Vom Ansatz her geht es um ein interessantes Familiengeflecht mit vielen Irrungen und Wirrungen, Enttäuschungen und Verlusten. Die Schilderung der Beziehungsdramen und Ataras Anklagen gegen sich und andere machen den Roman zu einem Stück tragischer Familiengeschichte.

Wer an dieser Art Psychodrama interessiert ist und ganz allgemein am Leben in Israel gerne teilnimmt, wird auf seine Kosten kommen.

Die Übersetzung von Anne Birkenheuer wird allenthalben als große Leistung gewürdigt.

Zeruya Shalev
Schicksal
Berlin Verlag: 2. Edition, Mai 2021
416 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3827011868
ISBN-13: 978-3827011862
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Claudia Rösen: Igel sucht Unterschlupf – So helfe ich Tieren über den Winter

Claudia Rösen: Igel sucht Unterschlupf – So helfe ich Tieren über den Winter

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In der Nachbarschaft und in den Gärten leben viele Tiere. Claudia Rösen lädt dazu ein, Vögeln, Eichhörnchen, Igeln und Insekten mehr Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen zu helfen, gut über den Winter zu kommen.
Doch was machen diese Tiere eigentlich in der kalten Jahreszeit? Viele halten Winterschlaf bzw. Winterruhe oder fallen in eine Kältestarre. Einige zehren von ihren Vorräten, andere gehen zumindest ab und an auf Futtersuche oder benötige täglich Futter. Jedes Tier ist auf seine Weise angepasst und dennoch ist Hilfe gerne gesehen.

Die Autorin zeigt viele Ideen auf, die den Tieren helfen, den Winter gut zu überstehen. Besonders wichtig ist die Gartengestaltung. Davon profitieren kleine Wildtiere und Insekten das ganze Jahr über. Sie sind angewiesen auf heimische Pflanzen und einen Unterschlupf für den Winter.
Die Vorschläge, den Garten naturnaher zu gestalten, lassen sich leicht umsetzen. Es sind die kleinen Dinge, die helfen. Naturnah heißt, auch einige wilde Ecken zuzulassen. Wer mag, kann einen Holzstapel aufschichten, Nistkästen anbringen oder ein Insektenhotel. Die Stauden dürfen über den Winter stehen bleiben und werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten. Bäume und Büsche werden nicht vollständig abgeerntet.

Das Buch liest sich sehr gut. Sich damit auseinanderzusetzen, macht sehr viel Spaß. Der Leser erhält spannende Infos zum Leben kleiner Wildtiere und viele Tipps zum naturnahen Gärtnern. Aber auch wer nur einen Balkon hat, kann einiges tun und zum Beispiel Wildblumen im Balkonkasten aussäen oder eine Vogeltränke und ein selbst gebautes Futterhäuschen für die Vögel aufstellen.

Den heimischen Vögeln wird im Buch viel Platz eingeräumt. Dazu gibt es viel Bildmaterial, sodass es möglich ist, die wichtigsten Arten zu bestimmen.
Auch zu Igeln und Eichhörnchen, Fröschen, Eidechsen, Insekten und Spinnen wird spannendes Wissen vermittelt. Jeder kann sich am Arten- und Naturschutz beteiligen. Das Buch bietet viele Anregungen und unkomplizierte Projekte für Hobbyhandwerker. Es ist außerdem ein gutes Nachschlagewerk.

Rezension von Heike Rau

Claudia Rösen
Igel sucht Unterschlupf – So helfe ich Tieren über den Winter
128 Seiten, Klappenbroschur
Verlag Eugen Ulmer, Juni 2021
ISBN-10: 3818614164
ISBN-13: 978-3818614164
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Melissa Harrison: Vom Ende eines Sommers

Melissa Harrison: Vom Ende eines Sommers

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Auf einer Farm in Suffolk/ England lebt in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts Edith Mather im Kreise ihrer Familie.
Sie ist eine intelligente Schülerin muss aber fleißig auf der elterlichen Farm helfen, da alle Hände gebraucht werden. Es ist die Zeit wirtschaftlicher Not nach dem ersten Weltkrieg. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise machen allen schwer zu schaffen.
Ediths ältere Schwester ist verheiratet und hat schon ein Baby. Frank, der Bruder arbeitet ebenfalls mit auf der Farm und hilft beim Ernten und beim Bestellen der Felder.

Eines Tages erscheint Constance FitzAllen aus der fernen Stadt London. Sie gibt sich als Journalistin aus und will eine Kolumne über das Landleben schreiben.
Edie ist eher introvertiert. Sie liest viel und durchstreift die Wälder. Sie empfindet das Glück der Natur, die Farben, den Duft des Heus, die wechselnden Jahreszeiten.
Constance aber löst Bewunderung in ihr aus. Dass diese ihre Nase überall hat, stört sie nicht.

Melissa Harrison, die Autorin des vorliegenden Romans, hat eine besondere Gabe, den wechselnden Farben und Stimmungen der Natur Ausdruck zu geben. Man fühlt sich beinahe mit hineinversetzt in die Wunder des Landlebens mit allen seinen Gerüchen und Geräuschen. Hingerissen vermeint man den Gesang der Vögel zu hören und staunt über die in prächtigen Farben beschriebenen Getreidefelder mit dem weiten Blick. Die Beobachtungen von Mensch und Tier in dem gleichmäßigen Trott der Jahre sind beruhigend, und die Feinheit der Beschreibungen von Melissa Harrison ist mitreißend.

Gelegentlich sieht es so aus, als solle die Geschichte ewig mit den Alltäglichkeiten der Menschen, ihren kleinen oder großen Sorgen, Klatschgeschichten und den seltenen Festen so weitergehen.

Unterschwellige Spannungen zwischen Edies Eltern, strikt befolgte Regeln im Zusammenleben von Mann und Frau, in denen Gedanken emanzipatorischen Charakters unterdrückt und ausgeschlossen werden, zeigen die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit ihren gesellschaftlichen Ausprägungen.

Der erste Weltkrieg, bei dem so viele Männer ihr Leben lassen mussten, macht sich in der Landwirtschaft durch Arbeitskräftemangel ständig bemerkbar. Alle Hände müssen mit anpacken, auch Edie und ihre Mutter sind gefordert. Es ist ein hartes und entbehrungsreiches Leben.

Edie ist mit ihrer Jugend noch voller Enthusiasmus, und man spürt in ihr eine sensible Seele.

Die Geschichte soll aber nicht so beruhigend bleiben. Über lange Strecken darf man sich zunächst weiter über diese herrlichen Landschaftsbeschreibungen freuen. Dann beginnt vorsichtig und kaum wahrnehmbar der Geist der Journalistin Raum einzunehmen.
Ohne hier zu viel vorweg zu nehmen, kann man sagen, dass die Geschichte an Fahrt aufnimmt und immer rasantere Veränderungen im Verhältnis der Menschen untereinander spürbar werden.
Ein ungewöhnliches Ende bricht fast wie eine Bombe ein und lässt den Leser*in atemlos zurück.

Das Verhältnis der langen Geschichte zum erschreckenden Ende ist nicht ganz stimmig.
Der ansonsten gut erzählten Geschichte fehlte hier die Ausgewogenheit.

Melissa Harrison
Vom Ende eines Sommers
320 Seiten, gebunden
DuMont Buchverlag, Juni 2021
ISBN-10: 3832181520
ISBN-13: 978-3832181529
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Mercedes Rosende: Krokodilstränen

Mercedes Rosende: Krokodilstränen

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Ursula, die in einer heruntergekommenen Wohnung in der Altstadt von Montevideo lebt, ist begeistert. Endlich passiert wieder etwas. Sie wird an einem Überfall auf einem Geldtransporter teilnehmen. Gérman hat ihr von dem Vorhaben erzählt, nachdem es Anwalt Antinucci geschafft hat, ihn aus dem Gefängnis herauszuholen. Ja, Gérman war an dieser Entführung damals beteiligt, genau wie Ursula. Das ist jedoch eine andere Geschichte. Außer ihr kennt niemand die ganze Wahrheit. Auch diesmal wird sich Ursula schön im Hintergrund halten können, aber dennoch eine entscheidende Rolle spielen.

Wer die Sache zum Laufen gebracht hat, weiß Ursula nicht. Nur dass Ricardo mit von der Partie ist, ist klar. Er hat seine Haftstrafe, so sieht es jedenfalls auf den ersten Blick aus, auf eigene Faust beendet. Er hat also nichts zu verlieren.

Von Ursulas Plänen weiß Ricardo nichts. Gérman dagegen schon. Sein Nerven beruhigt das allerdings kein bisschen. Und es wird nicht besser, als erkennbar wird, dass der Überfall sich nicht entwickelt wie angedacht. Ursula läuft zu ihrer Bestform auf und tut, was getan werden muss. Man darf gespannt sein, ob Kommissarin Leonilda Lima das Verwirrspiel durchschauen wird.

Eins vornweg, ohne die „Falsche Ursula“ gelesen zu haben, funktioniert das Buch meiner Meinung nach nicht wirklich. Es sind zwar einige Rückblicke eingebunden, jedoch es handelt sich nur um kurze Episoden. „Krokodilstränen“ beschreibt zwar einen eigenen Fall, aber die Geschichte ist schon auch als Fortsetzung zu sehen.

Das Buch lebt von bissigem Humor. So manche Szene wir geradezu mit Worten bis ins Kleinste durchleuchtet. Welche kriminelle Energie in Ursula schlummert, wissen wir bereits. Und auch Ursula selbst weiß mittlerweile von ihrem Talent. Auch dieses Mal handelt sie intuitiv und ist dabei skrupellos und kaltblütig. Blitzschnell trifft sie Entscheidungen mit großer Tragweite. Das muss sie, denn wieder hat sie es mit einer Reihe von Versagern zu tun. Es sind alte Bekannte dabei.

Ausgebremst wird Ursula nur von ihrem Vater, der allerdings tot ist. Es war wohl Selbstmord. Scheinbar jedenfalls. Wie ein Geist betritt er in unmöglichsten Situationen die Szene. Auch diese Einwürfe tragen sehr zum Unterhaltungswert des Buches bei. Es bleibt bis zum Ende außergewöhnlich spannend.

Rezension von Heike Rau

Mercedes Rosende
Krokodilstränen
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
224 Seiten, broschiert
Unionsverlag, August 2020
ISBN-10: 329320872X
ISBN-13:‎ 978-3293208728
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