Melissa Harrison: Vom Ende eines Sommers

Melissa Harrison: Vom Ende eines Sommers

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Auf einer Farm in Suffolk/ England lebt in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts Edith Mather im Kreise ihrer Familie.
Sie ist eine intelligente Schülerin muss aber fleißig auf der elterlichen Farm helfen, da alle Hände gebraucht werden. Es ist die Zeit wirtschaftlicher Not nach dem ersten Weltkrieg. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise machen allen schwer zu schaffen.
Ediths ältere Schwester ist verheiratet und hat schon ein Baby. Frank, der Bruder arbeitet ebenfalls mit auf der Farm und hilft beim Ernten und beim Bestellen der Felder.

Eines Tages erscheint Constance FitzAllen aus der fernen Stadt London. Sie gibt sich als Journalistin aus und will eine Kolumne über das Landleben schreiben.
Edie ist eher introvertiert. Sie liest viel und durchstreift die Wälder. Sie empfindet das Glück der Natur, die Farben, den Duft des Heus, die wechselnden Jahreszeiten.
Constance aber löst Bewunderung in ihr aus. Dass diese ihre Nase überall hat, stört sie nicht.

Melissa Harrison, die Autorin des vorliegenden Romans, hat eine besondere Gabe, den wechselnden Farben und Stimmungen der Natur Ausdruck zu geben. Man fühlt sich beinahe mit hineinversetzt in die Wunder des Landlebens mit allen seinen Gerüchen und Geräuschen. Hingerissen vermeint man den Gesang der Vögel zu hören und staunt über die in prächtigen Farben beschriebenen Getreidefelder mit dem weiten Blick. Die Beobachtungen von Mensch und Tier in dem gleichmäßigen Trott der Jahre sind beruhigend, und die Feinheit der Beschreibungen von Melissa Harrison ist mitreißend.

Gelegentlich sieht es so aus, als solle die Geschichte ewig mit den Alltäglichkeiten der Menschen, ihren kleinen oder großen Sorgen, Klatschgeschichten und den seltenen Festen so weitergehen.

Unterschwellige Spannungen zwischen Edies Eltern, strikt befolgte Regeln im Zusammenleben von Mann und Frau, in denen Gedanken emanzipatorischen Charakters unterdrückt und ausgeschlossen werden, zeigen die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit ihren gesellschaftlichen Ausprägungen.

Der erste Weltkrieg, bei dem so viele Männer ihr Leben lassen mussten, macht sich in der Landwirtschaft durch Arbeitskräftemangel ständig bemerkbar. Alle Hände müssen mit anpacken, auch Edie und ihre Mutter sind gefordert. Es ist ein hartes und entbehrungsreiches Leben.

Edie ist mit ihrer Jugend noch voller Enthusiasmus, und man spürt in ihr eine sensible Seele.

Die Geschichte soll aber nicht so beruhigend bleiben. Über lange Strecken darf man sich zunächst weiter über diese herrlichen Landschaftsbeschreibungen freuen. Dann beginnt vorsichtig und kaum wahrnehmbar der Geist der Journalistin Raum einzunehmen.
Ohne hier zu viel vorweg zu nehmen, kann man sagen, dass die Geschichte an Fahrt aufnimmt und immer rasantere Veränderungen im Verhältnis der Menschen untereinander spürbar werden.
Ein ungewöhnliches Ende bricht fast wie eine Bombe ein und lässt den Leser*in atemlos zurück.

Das Verhältnis der langen Geschichte zum erschreckenden Ende ist nicht ganz stimmig.
Der ansonsten gut erzählten Geschichte fehlte hier die Ausgewogenheit.

Melissa Harrison
Vom Ende eines Sommers
320 Seiten, gebunden
DuMont Buchverlag, Juni 2021
ISBN-10: 3832181520
ISBN-13: 978-3832181529
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