T. C. Boyle: Drop City

T. C. Boyle: Drop City

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Wer diesen Roman zur Hand nimmt, was gleich vorneweg sehr zu empfehlen ist, der wird sich zunächst auf zwei Geschichten einlassen müssen, die im ersten Moment nichts miteinander zu tun haben. In den sechs Teilen, in denen das Buch untergliedert ist, wird im Wechsel zunächst die Geschichte von einer Hippie-Kommune irgendwo in Kalifornien berichtet.

Dabei stehen nicht nur die zwei Personen Star und Ronnie (genannt Pan) im Vordergrund, die den Auftakt bilden. Sondern mit einem detailgetreuen Wissen um die Abläufe in solch einem Mikrokosmos, was eine Kommune ursprünglich auch darstellen sollte, gibt der Ex-Hippie Thomas C. Boyle vielen Figuren Raum in dieser Geschichte. Vielleicht ist aber gerade das der Grund, warum die Geschichte so detailliert und authentisch wirkt. So gibt es Norm und seine Frau, dem das Grundstück gehört, auf dem die Kommune lebt, der dadurch in eine Anführerrolle gerutscht ist, die er gar nicht gewollt hat. Es gibt Alfredo, den Möchte-gern-Chef der Gruppe, mit seiner Familie, es gibt die Clique der Schwarzen um Lester, denen unterstellt wird, dass sie zwar von der Kommune leben, ihr aber nichts beisteuern wollen.

Jeder Tag im sonnigen Kalifornien läuft wie der vorhergehende, und wenn die Kleinkinder mal zu lästig werden, dann werden sie mit LSD im Orangensaft ruhig gestellt. Ein Drink, der eigentlich nur für die Erwachsenen gemixt wurde. Aufregendes, abgesehen von den alltäglichen Problemchen sowie den Klagen der Nachbarn über diese verlausten Nichtsnutze oder gar eine Vergewaltigung innerhalb der Kommune, passiert nicht.

In der Parallelhandlung der anderen Teile im Buch geht es um Sess Harder, ein Mann, der für sich herausgefunden hat, dass ein Leben als einsamer Fallensteller in einer Blockhütte in Alaska das Leben ist, was für ihn nur in Frage kommt. Doch er weiß, dass es sich mit einer Frau an der Seite in der Einsamkeit auch sehr gut anfühlen kann und ist umso mehr überrascht, dass sich Pamela für ihn interessiert. Ursprünglich wollte Pamela nicht ihn, sie kannte ihn da noch nicht, sondern Joe Bosky besuchen. Der jedoch nimmt es seinem Nachbarn später übel, Pamela geheiratet zu haben.
Die Liebesgeschichte um Pamela, Sess und Joe könnte sicherlich auch alleine als spannender Roman funktionieren, wenn Norm, der Chef von Drop City, nicht die Schnauze voll von den Behörden und kein Grundstück in Alaska geerbt hätte. Er setzt allen den Floh ins Ohr, dass sie als Kommune in Alaska ein phantastisches Leben vor sich hätten, ein Leben in völliger Freiheit und Natur, unbelästigt von dem ganzen spießigen Kleinbürgertum.

Man ahnt es: an dieser Stelle werden die beiden Handlungsstränge ineinander geführt. Die Wege von Norm, Ronnie, Star und Sess kreuzen sich und das Desaster nimmt seinen Lauf. Die Hippies treffen in Alaska auf ein Umfeld, mit dem sie nicht gerechnet hatten, so hatten sie dieses Land in ihren Vorstellungen und Träumen nicht gesehen. Es kommt zu einer Vermischung mit den Einwohnern und sie werden in deren Probleme hineingezogen. Die Unterschiede zwischen einer Kommune im ewig sonnigen Kalifornien und einer in einem sechs Monate lang bei Temperaturen weit unterhalb von Null liegendem Alaska sind so gravierend, dass das Auseinanderbrechen der Gemeinschaft zwangläufig sein muss.

Dass in der Kommune nicht viel passiert, ist natürlich weit untertrieben. Die detailgenaue Phantasie Boyles schafft genügend spannende Momente, die den Leser die Zeilen verschlingen lassen. Aber in der Phantasie des Autors mag zwar die Handlung in der Natur Alaskas gelegen haben, das detailreiche Wissen darüber verdankt er seinen Recherchen. Außerdem ist Boyle eines seit seiner Hippie-Zeit geblieben: die Liebe zur Natur. Auch heute noch wandert er tagelang durch abgeschiedene Landschaften.

Boyle ist ein großes Epos über ein als alternativ möglich gesehenes Gesellschaftsmodell, welches mit dem heutigen Abstand auch in seinen Augen als gescheitert anzusehen ist, gelungen. Er schreibt von Menschen, die davon reden, im Einklang mit der Natur zu leben (wie die Hippies) und von solchen, die es tatsächlich tun (wie die Einsiedler in Alaska). Boyle schreibt von Menschen, deren Naivität schier grenzenlos zu sein scheint, die damit aber nichts anderes als das blanke Chaos hervorrufen. Der Zusammenbruch der Gemeinschaft wird schließlich dadurch symbolisiert, dass die Hippies plötzlich ihre Namen auf das Geschirr kratzen, wo bis dato doch allen alles gehörte.
Ein Buch, welches unbedingt gelesen werden sollte.

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T. C. Boyle
Drop City
528 Seiten, gebunden
Hanser Verlag
ISBN-10: 3446203486
ISBN-13: 978-3446203488
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010
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Andrea Gräupel und Stefan Müller: Alamannen-Kochbuch

Andrea Gräupel und Stefan Müller: Alamannen-Kochbuch

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Die Autoren haben sich mit diesem Buch auf Spurensuche begeben und die Ess- und Kochgewohnheiten des germanischen Volksstammes der Alamannen erkundet. Quellen, wie zum Beispiel archäologische Ausgrabungen, bilden die Grundlage für die Rezepte. Gekocht wurde in nachgebauten Küchen, die so bei den Alamannen ausgesehen haben könnten. Zunächst kann man sich über die Zeitepoche informieren und Grundlegendes zur Ernährungswiese nachlesen. Und dann kann, wer möchte ins frühe Mittelalter zurückgehen und genauso kochen, wie es die Alamannen, die Selbstversorger waren, also Ackerbau und Viehzucht betrieben, taten.

Den Anfang machen Gerichte zum Schlürfen, also Suppen. Es gibt Bohnesuppe, Sauerkrautsuppe, Wildkräutersuppe mit pochiertem Ei, Dinkeleintopf oder Hackfleisch-Lauch-Topf.
Auch die Hauptgerichte versprechen althergebrachte Tafelfreuden. Man findet hier Dinkelbratlinge, Gulasch mit Pilzen und Hase am Spieß.
Auf dem Speisenplan steht auch Fisch. Es gibt Grillforelle und Fischbällchen.
An Beilagen kann man zwischen Bohnenmus, Brotfladen, Pfannkuchen oder Semmelknödeln wählen. Auch Saucen haben noch eine extra Rubrik. Hier findet man Pfeffer- und Dillsauce.
Ebenfalls interessant sind Gewürze und Öl. Man findet hier Gewürzmischungen zum Einlegen und Würzen
Auch süße Speisen fehlen nicht. Nachkochen kann man süßen Hirsebrei oder man bereitet die karamellisierten Feigen zu.

Es ist eine einfache, aber sehr nahrhafte Küche. Gerade wer mit frischen, natürlichen Zutaten kochen will, findet Anregung hierfür. Man kommt weg von industriell verarbeiteten Lebensmitteln.
Die Gerichte sind im Grunde leicht nachzukochen. An offener Feuerstelle wurde oft in nur einem Kessel gekocht. Wer Eintöpfe mag, findet reichlich Rezepte.
Viele Gerichte kann man auch auf dem Grill zubereiten. Wer nicht im freien kochen kann, kann dies aber auch einfach in der heimischen Küche tun.
Frisches Gemüse, Fleisch, Fisch und verschiedene Getreidesorten als volles Korn sorgen für Abwechslung. Kräuter und Gewürze machen die Gerichte schmackhaft.

Das Buch fällt aber auch durch seine schöne Gestaltung auf. Neben einem informativen Text sieht man Fotos von Ausgrabungsfunden. Auch die Bilder zu den Rezepten sind sehr passend und der Zeit nachempfunden. Man sieht auch eine Gruppe von Alamannen in entsprechender Kleidung in einer nachempfundenen Alamannen-Küche im Freien in Aktion.
Das Buch ist also Hobbyköchen mit Interesse an Geschichte unbedingt zu empfehlen.

Rezension von Heike Rau

Andrea Gräupel und Stefan Müller
Alamannen-Kochbuch
128 Seiten, gebunden
Verlag J. Neumann-Neudamm
ISBN-10: 386738052X
ISBN-13: 978-3867380522
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Anne-Gabriele Michaelis: Nordische Dichterinnen und Dichter

Anne-Gabriele Michaelis: Nordische Dichterinnen und Dichter

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Mit dem fünften Band in der Reihe „Die Welt der Poesie für neugierige Leser“ stellt Anne-Gabriele Michaelis dieses Mal nordische Dichterinnen und Dichter vor. Nach Bänden mit den Dichtern aus drei Jahrhunderten, den Romantikern aus Schwaben, den deutsch-jüdischen Poeten und den humoristischen Versschmieden nun eine gelungene Zusammenstellung der und Information über die Dichter aus dem Norden. In flüssig und wenig lehrbuchhaft zu lesender Weise widmet sich die Autorin dem Leben und Wirken von Tania Blixen, Theodor Storm, Hans Christian Andersen und Selma Lagerlöf.

Zu keiner Zeit gelangt der Leser zur Ansicht, ein Fachbuch mit schwerem Stoff in den Händen zu halten, wie es bei so manchem Sachbuch der Fall ist. Mit interessanten Details und kleinen Anekdoten aus dem Leben der Schriftsteller plaudert die Autorin über das Heranwachsen, über die ersten Lieben, die ersten Ehen, die Musen, die sie küssten, die Werke, die sie schufen. Nur eine umfangreiche Recherche macht es möglich, mit so viel Lockerheit über das Leben dieser wahrlich in der Literatur anerkannten Menschen zu schreiben. Gespickt werden die Biografien zusätzlich kontextbezogen mit Tipps zum Weiterlesen, in denen auf besondere Verse, Erzählungen und Novellen hingewiesen wird, bei denen es sich lohnt, sie in die Hand zu nehmen.

Anzumerken ist den Texten allerdings, dass sie zeitlich unabhängig voneinander entstanden zu sein scheinen. Obwohl immer in dem lockeren Stil so wirkt die ansonsten eingehaltene chronologische Reihenfolge bei Hans Christian Andersen etwas durcheinander geraten. An manchen Stellen musste die Chronologie dem Verfolgen eines Themas weichen, wodurch dann, wenn das Thema beendet war, ein Zeitsprung eintreten musste, um in die Chronologie zurückzukehren. Dem Lesevergnügen tut das keinen Abbruch, genauso wenig wie der fehlende Verweis auf das prominenteste Werk von Tania Blixen: „Jenseits von Afrika“.
Insgesamt ist dieses überaus kurzweilige all jenen literarisch Interessierten zu empfehlen, die ihren Blick nicht nur auf die Werke der Schriftsteller und Dichter sondern auch auf deren Biografie richten.

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Anne-Gabriele Michaelis
Nordische Dichterinnen und Dichter
Sachbuch, Taschenbuch
Engelsdorfer Verlag
ISBN-10: 3869018887
ISBN-13: 978-3869018881
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010
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Ranga Yogeshwar: Sonst noch Fragen?

Ranga Yogeshwar: Sonst noch Fragen?

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Wissen macht Spaß!

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen.“

Diesen Spruch von Albert Einstein findet man auf der Homepage von Ranga Yogeshwar, und er passt sehr gut zu ihm und seiner Auffassung von Wissensvermittlung.

Wer kennt ihn nicht, den sympathischen, Optimismus ausstrahlenden Ranga Yogeshwar, der uns im Fernsehen mit seinen Wissenschaftssendungen die schönsten Stunden bereitet? Seine Experimente sind immer anregend, werden aufwendig dargeboten, und man kann viele von ihnen zu Hause nachprüfen.

Nun hat er ein Buch geschrieben, in dem viele Alltagsfragen, auf die wir gerne eine Antwort hätten, mit der gleichen Leichtigkeit wie im Fernsehen mit lockeren Erklärungen beantwortet werden.

Warum Frauen kalte Füße haben findet eine einleuchtende Beantwortung, – nicht einmal ein Arzt konnte der Rat suchenden Patientin dieses Phänomen bisher erklären! Und warum man einen Blitz im Faradayschen Käfig überleben kann, wird ebenso lustig und amüsant erklärt wie so viele andere Fragen, die uns ganz nebenbei im Alltag beschäftigen. Die simple Frage, warum es im Sommer im Keller feucht und muffig riecht, kann Ranga Yogeshwar ebenso beantworten wie die Frage, woher das Croissant stammt, …nämlich wider alle Erwartung nicht aus Frankreich. Dabei beantwortet Yogeshwar die Fragen ausführlich und genau, belegt sie mit Beispielen, mit eigenen Erfahrungen und zeigt sein breites Wissen aus den Gebieten der Physik, Biologie, Naturkunde, Chemie und sogar der Medizin.

Er erzählt so frei und ungebremst aus seinem Leben wie aus seinen Berufserfahrungen, mischt das Wissen um Tradition mit dem um neue Erkenntnisse, so dass wir das runde Bild eines großen Fragenkomplexes  erhalten.

Wer Kinder hat und ihre Fragen ernst nimmt, der wird sehr gerne Antworten geben können, denn niemals ist die Wissbegier größer als im Kleinkindalter. In diesem Buch von Ranga Yogeshwar kann der Vater oder die Mutter nachschlagen, was sie selber nicht wissen und doch gerne beantworten würden.

Manches erscheint so einfach und ist doch nicht so leicht zu erklären. Warum z. B. die Sterne funkeln!

Wissen macht Spaß könnte als Motto über diesem Buch stehen! Lesen Sie es oder blättern Sie einfach nur gelegentlich in Yogeshwars Buch, Sie werden Ihre Freude daran haben!

Ranga Yogeshwar
Sonst noch Fragen?
240 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch Verlag, April 2009
ISBN-10: 3462041088
ISBN-13: 978-3462041088
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David Lozano Garbala: Puerta Oscura – Totenreise

David Lozano Garbala: Puerta Oscura – Totenreise

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Was da im Bad im Haus seiner Großmutter vor sich geht, kann Pascal nicht erklären. Beinahe hätte ihn eine geisterhafte Gestalt in den Spiegel gezogen. Das muss ein böser Traum gewesen sein.
Auch die Wahrsagerin, zu der Dominique ihn schleppt, versetzt ihn in Schrecken. Eigentlich hatte er nur wissen wollen, wie Michelle zu ihm steht.
An der Ghost-Party bei Jules Marceaux möchte Pascal im Grunde auch nicht teilnehmen. So hat er nicht mal eine geeignete Verkleidung. Auf dem Dachboden des Gastgebers sucht er schließlich nach etwas Brauchbarem und steigt in eine alte Kleidertruhe. Doch irgendetwas passiert und plötzlich ist Pascal darin gefangen. Es ist, als wäre er lebendig begraben, bis er den Tunnel in einer Truhenwand entdeckt.
Dieser führt Pascal in eine anderen unheimlichen Welt. Von den Toten erfährt er, dass er die Pforte durchschritten hat und sich auf dem Friedhof von „Montparnasse“ befindet, natürlich in einer anderen Dimension. Die Wahrsagerin hatte also Recht, auch wenn er das damals nicht verstanden hat. Aber hatte sie nicht auch gesagt, Michelle würde bei ihm sein?

Das Tor steht für Pascal nun offen. Er kann also zurück und auch wiederkommen, wenn er sich an bestimmte Regeln hält, die um jeden Preis einzuhalten sind, wenn ihm sein Leben lieb ist. So kehrt er zurück zur Ghost-Party in perfekter Verleidung. Seine Freunde kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus.
Doch die Öffnung der Pforte hat etwas ins Rollen gebracht. Bald wird ein Lehrer ermordet aufgefunden. Zwei Partygäste, Raoul und Melanie, werden vermisst. Und dann verschwindet auch noch Melanie auf mysteriöse Art und Weise. Pascal ist nicht der einzige Reisende. Ein Untoter hat den Weg in die Welt der Lebenden gefunden und treibt hier sein Unwesen. Und Pascal ist, wie es scheint, der einzige, der diesen blutrünstigen Vampir in seine Welt zurückschicken kann.

Das Buch überrascht. Vampir-Romane gibt es schon so viele. Doch dieses ist anders. Auch wenn hier ebenfalls das Gute und das Böse gegeneinander kämpfen. Die Gegenspieler sind Pascal, ein ganz normaler Schüler, und dieser Vampir, der seine Mitmenschen täuscht. Er hat nur eins im Sinn, die Pforte zu zerstören und dafür geht der Blutsauger über Leichen.
Das Thema ist also inhaltlich sehr originell aufbereitet. Natürlich lebt auch diese Buch von Klischees, die man auch erwartet. Sie sind aber toll umgesetzt. Weiterhin sind die Charaktere sehr authentisch beschrieben. Und mancher ist hier für eine Überraschung gut. Die Rolle eines Akteurs ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich.
Dazu kommt, dass die Geschichte in verschiedenen Welten, ja sogar mehreren Zeitepochen spielt. Dabei sind es die flotten Szenewechsel, die für ordentlich Tempo sorgen.
Das Buch ist spannend und zeitweise auch überaus gruselig und unheimlich. Selbst romantisch wird es, denn Pascal liebt Michelle. Vor allem für sie wird er zum Held.
Der Autor hat sich also viel einfallen lassen, damit über die 600 Seiten hinweg keine Langeweile aufkommt. Und trotzdem ist es ihm gelungen dem Leser noch Raum für die eigene Fantasie zu lassen.

Rezension von Heike Rau

David Lozano Garbala
Puerta Oscura
Totenreise
Aus dem Spanischen von Susanne Mende
607 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Loewe Verlag
ISBN-10: 3785568630
ISBN-13: 978-3785568637
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T. C. Boyle: Zähne und Klauen

T. C. Boyle: Zähne und Klauen

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„Er wusste nicht, wie es passiert war – mangelnde Voraussicht seinerseits, mangelndes Engagement, mangelnde Planung, mangelnde Rücklagen für schlechte Zeiten -, aber in rascher Folge verlor er seinen Job, seine Freundin und das Dach über dem Kopf, und eines Morgens erwachte er auf dem Gehsteig vor der Post.“ („Hier kommt“)

Mit solch faszinierender Spannung, die auf das Porträt eines Verlierers hinweist, kann der Leser rechnen, wenn er sich den vorliegenden Erzählband zur Hand nimmt. Wer Boyle kennt, ist schon gespannt auf das Ende einer Geschichte, bevor er sie überhaupt zu lesen begonnen hat, bevor er weiß, wovon sie handelt. Mit diesem 2005 in den USA erschienenen Erzählband zeigt der Autor einmal mehr seinen Spaß beim Feinschleifen seiner Sätze. Novellen, Erzählungen und Kurzgeschichten haben auf der anderen Seite des Teiches einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland, wo solche Schreibübungen lediglich von preisgekrönten Schriftstellern geduldet werden. Für die Amerikaner gehören solche kürzeren Geschichten ganz einfach zu jedem Autor. Boyle ist die Lust am Gestalten dieser Geschichten anzumerken. Damit schafft er selbst in sehr kurzen Geschichten eine solche Dichte an Umfeld und Geschehen, dass man das Gefühl hat, trotzdem einen ganzen Roman gelesen zu haben. So ist es auch bei den 14 Geschichten dieses Bandes.

Bei „Windsbraut“ entwickelt sich auf einer stürmischen Insel eine romantische Liebesbeziehung zwischen einem eher zurückgezogen lebenden Inselbewohner und einer amerikanischen Vogelkundlerin, die von den Inselbewohnern nur die Frau mit den Vögeln oder die Vogelfrau genannt wird. Sehr humorvoll wird eine Romanze aufgebaut, bis es schließlich in einem Desaster endet.
In „Der freundliche Mörder“ geht es um einen Rekordversuch im Wachsein eines Radiomoderators, bei dem er die Leute auf der Straße durch ein Schaufenster zuschauen lässt.
In „Chicxulub“ erfährt ein Ehepaar vom Unfall ihrer Tochter, auf dem Weg in die Klinik leiden sie Qualen.
Meteoriteneinschläge in Sibirien und in Mittelamerika demonstrieren die Unabwendbarkeit mancher Ereignisse und erhöhen mit ihrer ständigen Unterbrechung der laufenden Handlung die Spannung, die darin besteht, zu erfahren, wie es der Tochter geht.
„Hier kommt“ erzählt die Geschichte eines Mannes, der alles verloren hat und gerade auf der Straße wach geworden ist. So langsam wird ihm bewusst, dass ihn der Alkohol im Griff hat, weil alle seine Probleme verschwinden, sobald er etwas getrunken hat. Bis er schließlich ein Verbrechen beobachtet.
„Geblendet“ spielt auf den südamerikanischen Estancias, auf welcher sich ein Wissenschaftler an die Untersuchung der UV-Strahlung macht. Doch so unaufhörlich er den Estancieros von den negativen Auswirkungen der Strahlung auf Mensch und Tier predigt, so unnachgiebig muss er von einer Estancia zur nächsten ziehen.
„Gegen die Wand“ wird sprichwörtlich das Leben eines jungen Mannes gefahren, der sich vor dem Vietnamkrieg drückt, vom Kiffen auf harte Drogen umsteigt und nichts anderes als Rausch im Sinn hat, obwohl sich ihm Alternativen bieten.

Fingerübungen sind diese Geschichten vom amerikanischen Autor, der selbst einen Großteil seiner Jugend als Hippie durchlebte, allemal. Dem Boyle-Leser wird die eine oder andere Figur nicht ganz fremd vorkommen. So weisen die Inselbewohner in „Windsbraut“ eine gewisse Ähnlichkeit mit den kauzigen Einwohnern des Alaska-Örtchens Boynton auf und von dem rauschbesessenen Typen in „Gegen die Wand“ gibt es in „Drop City“ gleich eine ganze Kommune. Die Geschichten gleichen Charakterstudien, die früher oder später den Protagonisten und Antagonisten in seinen Romanen als Grundlage dienen. Die behandelten Themen sind sehr vielschichtig und obwohl so manche von ihnen mit einem Desaster endet, in welcher der Protagonist ein Chaos hinterlässt, sind viele sehr humorvoll geschrieben und treiben dem Leser ein Schmunzeln oder gar die Tränen ins Gesicht. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er nicht alles so ernst nehmen sollte, wie es am Ende aussieht. Boyle ist perfekt in der Lage, mit dem zwinkernden Auge und eine alle Sinne ansprechende Weise seine Geschichten an die Leser zu bringen.
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T. C. Boyle
Zähne und Klauen
384 Seiten, broschiert
DTV, Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423211946
ISBN-13: 978-3423211949
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Tom Ang: Digitale Fotografie für Einsteiger

Tom Ang: Digitale Fotografie für Einsteiger

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Ein paar Bilder im Urlaub zu knipsen, ist mit einer Digitalkamera kein Problem. Man nutzt einfach die Automatikfunktion. Wer höhere Ansprüche stellt, muss sich mit den Grundlagen der Fototechnik näher auseinandersetzen. Einen Anfang kann man mit dem vorliegenden Buch machen. Es geht hier aber nicht nur um das Fotografieren, sondern auch um die anschließende Bildbearbeitung.

Man lernt zunächst einmal alles über die Bildkomposition, die Bildperspektive, Farbkomposition, Belichtungssteuerung, Schärfentiefe und vieles mehr. Die Einstellungen, die man an der Kamera macht, sind entscheidend für das Ergebnis. Um das Gelernte dann auch anwenden zu können, werden im nächsten Teil des Buches Projekte vorgestellt, die man auch selbst umsetzen kann. So kann man Erfahrungen sammeln und dabei von den Ratschlägen des Autors profitieren. Ganz nach Interesse kann man sich zum Beispiel der Makro- oder der Sportfotografie widmen.

Im Kapitel über die Bildbearbeitung lernt man zunächst erst einmal, wie man seine Bilddateien auf dem Computer archivieren kann. Man erfährt, wie man Bilder gekonnt verbessert, nachschärft oder störende Bildelemente entfernt. Wer gerne künstlerisch seine Fotos verändern möchte, bekommt auch die entsprechende Anleitung.

Natürlich will man auch andere an seiner Arbeit Anteil haben lassen. So geht es in einem weiteren Kapitel, um das Drucken der Bilder und auch um das Veröffentlichen im Internet. Wer gerne eine eigene Homepage erstellen will, erfährt auch, wie es geht.

Zum guten Schluss gibt es noch Einkaufstipps. Wer an die Grenzen seiner Kamera gekommen ist, denkt vielleicht an eine neues Modell, das besser den eigenen Ansprüchen genügt. Man findet in der Einkaufsberatung verschiedene Kameratypen, die sich für Fortgeschrittenen eignen. Auch ein Blick auf Zubehör, wie etwa Speicherkarten oder Blitzgeräte wird geworfen.

Etwas Vorwissen scheint Tom Ang von seinen Lesern aber doch zu erwarten. Für Anfänger dürfte es schwierig sein, dem Text folgen zu können, weil zu wenig ins Detail gegangen wird. Die Erklärungen müssten tiefgreifender sein und mehr erläuternd. Es werden zu oft Begriffe verwendet, die ein Anfänger möglicherweise noch gar nicht kennt. Man weiß auch nicht so genau, welche Kamera der Autor voraussetzt. Oftmals beziehen sich seine Ausführungen aber auf eine Spiegelreflexkamera, mit der man nun mal andere Möglichkeiten als mit einer digitalen Kompaktkamera hat.

Wer Vorkenntnisse hat, wird mit dem Buch aber zufrieden sein. Um sich mit den Möglichkeiten der Kamera und des Fotografierens vertraut zu machen, ist ein solches Buch dann natürlich zu empfehlen. Zumal es sehr praxisbezogen ist und man Tipps und Ratschläge gleich umsetzen kann. Im Buch gibt es zahlreiche Fotos von Tom Ang, die veranschaulichen, wie Einstellungen Bilder beeinflussen. Man kann direkt vergleichen. Das schult das Auge. So lernt man recht schnell, seine Vorstellungen, ein Foto betreffend, umzusetzen.

Rezension von Heike Rau

Tom Ang
Digitale Fotografie für Einsteiger
224 Seiten, broschiert
Dorling Kindersley Verlag
ISBN-10: 3831016291
ISBN-13: 978-3831016297
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Petra Hulová: Endstation Taiga

Petra Hulová: Endstation Taiga

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Mit ihrem Roman „Endstation Taiga“ entführt Petra Hulová in eine fremde, archaische Welt.

Der Forscher Hablund Doran verlässt eines Tages im Jahr 1946 seine Frau Marianne in Kopenhagen. Es zieht ihn in eine fernab der Zivilisation gelegene Gegend in Sibirien. Charyn ist das Dorf am Ende der Welt, in dem Hablund einen Dokumentarfilm drehen will.

Eine fremde Welt ist das wahrlich, in die der Held schließlich eindringt. Zuerst wird er von Buro gefangen gehalten, bis ihn dieser wieder laufen lässt, und er sich in dem Dorf umsehen kann. Buro hat den zweiten Weltkrieg mit gemacht und ist ein echter Sowjet geworden. Er weiß etwas von der Welt, das er seinen Mitbewohnern abspricht. Er musste Befehle vollziehen, Gefangene zurückbringen und in gewisser Weise ist ihm Hablund verdächtig.

Viele eigenartige Figuren tauchen auf und werden in ihrem sozialen Verbund gezeigt.

Es zeigt sich, dass hier Gefangene des Krieges ihrer Arbeit nachgehen, und dass Hunger, Not und Kälte die täglichen Begleiter des Lebens sind.

Hablund will eines Tages endlich seine Marianne anrufen. Es gelingt ihm nicht!  Nichts funktioniert und so allmählich dämmert ihm, dass man ihm nicht glaubt, dass er so ganz freiwillig hier ist. Wie kann man ihm glauben, da er keinen Reisepass und keinen Zugfahrschein und keine Aufenthaltsbewilligung besitzt?

Wie ein düsteres Gewitter zieht sich eine Schlinge um seinen Hals, von der er nichts ahnt.

Sechzig Jahre, nachdem Hubland verschwunden und in Kopenhagen nie wieder aufgetaucht ist, macht sich der Student Erske auf, um den Spuren Hublands nachzugehen.

Verworren und vielschichtig zeigt die Autorin eine Kultur, die der unseren total fremd ist. Düster und dräuend will keine rechte Freude aufkommen, weil die Geheimnisse um Land und Leute zu groß sind.

Petra Hulová schreibt in einem Stil, der dem nüchternen, abergläubischen und archaischen Inhalt gerecht wird. Kriegsfolgen, Gefangenschaft, mystische Gepflogenheiten und die Abgeschiedenheit der Gegend wachsen zu einem unheimlichen Gebilde heran. Man ahnt mehr, als dass man weiß, dass sich hier ein dramatisches Unheil zusammenbraut.

Fremdartig bleibt die Geschichte bis zuletzt. Was ist Sinn und Absicht dieser Erzählung? Sind es Zustände, von denen wir in den westlichen Zivilisationen nichts wissen?

Mir hat sich der Sinn nicht erschlossen.

Die Autorin Petra Hulová gilt jedoch als hoffnungsvolles Talent in Tschechien.

Petra Hulová
Endstation Taiga
480 Seiten, broschiert
Sammlung Luchterhand, Juli 2010
ISBN-10: 3630621910
ISBN-13: 978-3630621913
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Jutta Profijt: Schmutzengel

Jutta Profijt: Schmutzengel

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Corinna hatte eigentlich geglaubt, einen festen Job in der Werbebranche zu haben. Doch ohne Vorwarnung wird sie entlassen. Dann erwischt sie auch noch ihren Freund Greg, in der gemeinsamen Wohnung beim Fremdgehen. An nur einem Tag wird sie also arbeitslos und droht obdachloser Single zu werden. Doch dann beschließt sie, zu bleiben und im Arbeitszimmer ihres Exfreundes unterzuschlüpfen.
Sie schreibt unzählige Bewerbungen und geht zu Vorstellungsgesprächen. Arbeit findet sie nicht. Und doch weckt eines dieser Vorstellungsgespräche eine Idee in ihr. Sie will sich selbstständig machen und einen „Wohnungsrundumbetreuungsservice“ gründen.
Eine Exkollegin und Freundin, Tabea Trollinger, Troll genannt, die sehr kreativ ist, schlägt für die Agentur den Namen „Putzengel“ vor.
Ihre Oma, auf die Corinna große Stücke hält, vermittelt die erste Mitarbeiterin. Deren alte Freundin Liesbeth ist nämlich gelernte Hauswirtschafterin.
Corinna sucht sich eine neue Wohnung mit Büro und zieht um.

Das Geschäft läuft gut an, auch dank der Werbemaßnahmen von Troll. Corinna und Liesbeth arbeiten Hand in Hand. Corinna erledigt das Geschäftliche und Liesbeth kümmert sich um den Service in den Wohnungen und Häusern reicher Leute.
Dann holt Liesbeth sich die Grippe und Corinna muss ihre Arbeit übernehmen. Sie sorgt für Ordnung im Hause Rüdiger Lauensteins, vergisst dann aber die Tür zum Kühlraum, der auch von außen zu begehen ist, ordnungsgemäß zu schließen. Sie muss also noch mal zurück, doch da liegt der Obdachlose, den sie bei der letzten Anfahrt vor dem Grundstück gesehen hatte, tot im Kühlraum auf dem Boden. Corinna hat also im Haus eines Kunden, in dem sie zu dieser Stunde eigentlich nicht zu suchen hat, einen Toten gefunden.
Klar, die Leiche muss weg! Aber so einfach ist das nicht, wenn man einen stressigen Job und eigentlich keine Zeit hat.

Zunächst ist es der Schreibstil der Autorin, der fesselt. Frech und witzig wird die Geschichte erzählt. Die Autorin lässt Corinna diese im Rückblick aufschreiben. Von Anfang an weiß man, dass irgendwann in ihrem Kofferraum eine Leiche liegen wird. Corinna ist eine sehr zurückhaltende, fast schon verklemmt wirkende, junge Frau, die von einem Tag auf den anderen mit dem harten Leben konfrontiert wird. Aber sie hat auch den Mut, ein Wagnis einzugehen. Und sie entwickelt sich, zu einer schlagfertigen Geschäftsfrau. Sie kommt im Buch trotz dieser Wandlung sehr glaubwürdig rüber. Und sie weckt Sympathien.

Durchweg spannend ist das Buch und damit auch sehr unterhaltsam. Immer wieder muss man als Leser schmunzeln, weil der Verlauf der Geschichte so kurios ist.
Die Autorin hat Sinn für Situationskomik. Ihre Wortwahl ist oft unglaublich witzig. Außerdem hat die Handlung Tempo, so dass es nie langweilig wird.
Wer ein Buch sucht, das unterhaltsam, witzig und spannend ist, liegt hier also genau richtig.

Rezension von Heike Rau

Jutta Profijt
Schmutzengel
288 Seiten, broschiert
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423212063
ISBN-13: 978-3423212069
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Gewinnspiel zu „Freche Mädchen 2“

Gewinnspiel zu „Freche Mädchen 2“

Stress lass nach…! Da waren die „frechen Mädchen“ gerade noch bis über beide Ohren verliebt und auf einmal geraten alle Gefühle durcheinander. Mila (EMILIA SCHÜLE) hat sich mit Markus (JONATHAN BECK) gestritten und während sie zusammen mit Hanna (SELINA SHIRIN MÜLLER) und Kati (HENRIETTE NAGEL) auf Chorfahrt in den bayerischen Bergen ist, verbringt Erzfeindin Vanessa (CHRISTINA PEIFER) die Ferien bei Markus auf dem Reiterhof. Mila kocht vor Eifersucht. Hanna und Kati haben derweil ganz andere Probleme: Branko (BEN UNTERKOFLER) will Hannas Musik-Karriere vorantreiben und gerät dabei mit ihr mächtig aneinander. Und Kati weiß mal wieder gar nicht, wo ihr der Kopf steht: Bekommt Tobi (VINCENT BRUDER) auf der Verliebtheitsskala noch die Höchstpunktzahl oder ist der attraktive und vor allem ältere Robert (DENNIS HERRMANN) nicht viel cooler? Auf der Jubiläumsfeier der Schule kommt es schließlich zum großen Gefühlsfinale. Wie gut, dass in all dem Chaos eines sicher ist: Nichts geht über eine echt „freche“ Mädchen-Freundschaft!

Produzent: Ulrich Limmer
Drehbuch: Maggie Peren
Nach den Büchern von Bianka Minte-König aus der Reihe „Freche Mädchen – freche Bücher“ erschienen im Thienemann Verlag
Regie: Ute Wieland
KINOSTART: 05. August 2010

Weitere Infos zum Film findet ihr auf www.frechemaedchen.film.de

Wer eines von zwei Fanpakete (die jeweils aus dem Buch und einem Plakat zum Film bestehen) gewinnen möchte, der schreibt hier einfach in einem Kommentar, warum er oder sie gewinnen sollte.