Anne Rogge: Herbst – Winter – Gemüse

Anne Rogge: Herbst – Winter – Gemüse

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Gerade im Winter findet man unter dem einheimischen Gemüsesorten reichlich Auswahl. Doch was fängt man an mit Kohlkopf oder Roter Bete? Was kann man mit Kartoffeln machen, damit sie weniger langweilig erscheinen? Für manche Gemüsesorten wie Pastinaken oder Topinambur hat man gar kein Rezept mehr!

Da kommt das Buch „Herbst – Winter – Gemüse“ gerade recht. Hier werden die Klassiker unter den Gemüsesorten präsentiert. Man kann sie also neu kennenlernen oder wiederentdecken, alte Rezepte ausprobieren oder die Gemüsesorten nach neuen zubereiten. Ganz nebenbei kann man damit auch etwas für die Umwelt tun. Die Gemüsesorten sind von hier, kommen also aus regionalem Anbau.

Das Buch ist nach Gemüsesorten gegliedert. Den Anfang macht die Rote Bete. Es folgen Kürbis, Kartoffel, Kohl, Rüben, Topinambur, Wintersalate und Pastinake. Interessant sind die „Rote-Bete-Schnitzel mit Walnusskruste“. Die Ofenkartoffel wird im neuen Gewand mit Rapunzeln serviert. Ein Klassiker ist „Die obligatorische Kürbissuppe“. Der „Krautsalat“ wird mit Clementine und Walsnussöl verfeinert. Die althergebrachte Kartoffelsuppe wird zum raffinierten „Kartoffelgulasch“.

Die „Linguine mit Zitronenwirsing“ sah so lecker aus auf dem Foto, dass ich dieses Rezept gleich ausprobiert habe. Es ist ganz leicht nachzukochen und schmeckt toll. Die leichte Zitronennote in der Sahnesoße passt wunderbar zum Kohl. Dazu kommt, dass man das Rezept leicht abwandeln kann, je nachdem, was man zu Hause hat. Eine andere Nudelsorte oder andere Kerne zum Überstreuen, statt die der Sonnenblume, sind kein Problem.

Das Gemüse-Kochbuch lässt sich in der kalten Jahreszeit also ganz wunderbar nutzen. Die einheimischen Gemüsesorten lassen sich vielfältiger verwenden, als mancher vielleicht glaubt. Auch in Vergessenheit geratenen Sorten kommen wieder auf den Tisch. Jede Gemüsesorte wird im Buch beschrieben, ehe sie verarbeitet wird. So erfährt man zum Beispiel auch etwas über die wertvollen Inhaltsstoffe. Wer Wert auf eine gesunde Ernährung legt, kann seinen Speiseplan mit den Rezepten wunderbar erweitern.

Rezension von Heike Rau

Anne Rogge
Herbst – Winter – Gemüse
Wohlfühl-Rezepte für kalte Tage
122 Seiten, gebunden
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-10: 344011614X
ISBN-13: 978-3440116142

Jean Echenoz: Laufen

Jean Echenoz: Laufen

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Eine Sportlegende macht Furore!

Laufen kann er, – der sagenhafte tschechische Läufer Emil Zatopek!

Zu Beginn des zweiten Weltkriegs 1939 entdeckt er seine Freude am Laufen, obwohl ihn Sport bis dahin nie interessierte. Beim Militärdienst, zu dem er als 17-Jähriger antritt, entdeckt man sein Talent und er läuft, und läuft und läuft! Mit anfänglich noch unausgebildetem Laufstil gelingen ihm doch schon bald erste Erfolge. 1953 erklimmt er den Gipfel sportlicher Leistung und wird Olympiasieger in drei Langstreckendisziplinen.

Seine Karriere als Läufer nimmt überraschende Formen an und parallel dazu verläuft seine Beförderung beim Militär. „Die tschechische Lokomotive“ wird er genannt und sein Laufstil bleibt für alle seine Zuschauer und Konkurrenten ein Wunder.

Im Hintergrund ziehen die politischen Machthaber ihre Strippen und Zatopek bleibt ein Läufer, den beinahe nichts anderes interessiert. Fast ohne es zu bemerken, wird er sein Leben lang zum  Spielball der politischen Verhältnisse. Zuerst läuft er für das „Reichsprotektorat“ Böhmen und Mähren. Nach dem Ende des Krieges läuft er zunächst im Namen der Volksrepublik Tschechien und später des „Sozialismus“ bei Wettkämpfen in aller Welt. Er erkämpft sich eine Trophäe nach der anderen. 1968 erwischt ihn der Prager Frühling dann auf der falschen Seite: nun wird er degradiert und läuft in den Strassen Prags für die Müllabfuhr. Seine Anhänger, die ihn auf jedem Platz und an jedem Ort der Welt bejubeln, verliert er nie.

Jean Echenoz hat am Beispiel des legendären Sportlers und Läufers erzählt, wie man den Sport zu politischen Zwecken nutzen und den Menschen zum Werkzeug eigener Ideologien  missbrauchen kann. Der Ton, im dem er seine Geschichte erzählt, zeigt den Läufer Zatopek als naiven, lieben Mann, der nur ein Ziel kennt: Laufen! Dass der Autor mit seinem Bericht einen exklusiven Politikthriller verbindet, in dem das Klima und die Beschaffenheit eines verruchten Systems karikiert wird, macht sein Buch zu einem amüsanten und anspruchsvollen Unterhaltungsroman. Man folgt belustigt den Kehrtwendungen und den Auf- und Abwärtsbewegungen des Läufers Emil Zatopek, die von den politischen Strömungen seiner Zeit umrahmt werden. Jean Echenoz hat dem legendären Läufer Emil Zatopek ein würdiges Denkmal mit seinem kleinen Roman gesetzt.

Jean Echenoz
Laufen
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
Verlag: Berlin Verlag (Oktober 2009)
ISBN-10: 3827008638
ISBN-13: 978-3827008633

Konrad Soyez / Dieter Baier: Weniger Abfall, mehr Wert

Konrad Soyez / Dieter Baier: Weniger Abfall, mehr Wert

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Dass wir etwas für unsere Umwelt tun müssen, wissen wir. Die Strategie im Umgang mit Müll lautet „Vermeiden – Verwerten – Entsorgen“. Jeder einzelne Haushalt kann seinen Beitrag leisten. Das Buch bietet hier Information und Unterstützung.

Erklärt wird, wie man Müll vermeiden kann. Das fängt schon beim Einkauf von Lebensmitteln an, zum Beispiel indem man Verpackungsmüll vermeidet, wo es geht. Außerdem muss man lernen bedarfsorientiert einzukaufen. Oft wird viel zu viel weggeschmissen, weil man falsch geplant hat oder sich vom reichhaltigen Angebot verführen lassen hat. Es sollte nur gekauft werden, was man wirklich braucht. Beratung findet man im Buch aber auch zu anderen Waren des täglichen Bedarfs, etwa zu Pflege- und Kosmetikprodukten.
Bei größeren Anschaffungen wie Haushaltsgeräten sollte man überlegen, was man wirklich braucht, ob sich vielleicht eine Reparatur des Altgerätes lohnt oder ob man auch auf Gebrauchtwaren zurückgreifen kann. Muss es etwas Neues sein, gibt es Produktkennzeichnungen und Gütesiegel, die Orientierung geben. Auch die Ökobilanz ist eine gute Hilfe.

Natürlich lässt Müll sich nicht ganz vermeiden. Im Buch wird erklärt, was damit passiert, was wiederverwertet werden kann und was tatsächlich dann als Restmüll bleibt. Recycling ist ein Stichwort, auf das im Buch eingehend eingegangen wird. Bei der Entsorgung kommt es auf die Umweltverträglichkeit an. Im Buch findet man einen Abfallwegweiser zur Orientierung. Fragen, wohin was kommt, werden geklärt. Nach der Lektüre des Buches sollte jeder wissen, was in den gelben Sack oder die gelbe Tonne, die Biotonne, zum Altpapier in die Glasbehälter in den Restmüll oder zum Schadstoffmobil kommt. Gesetzliche Regelungen für die verschiedenen Abfallarten werden auch noch mal in Kurzform in einer Tabelle dargestellt.

Die Autoren erklären sehr gut, wie Müllvermeidung aussehen kann. Dabei wird gezeigt, wie sich das direkt auswirkt. Man sieht also, was es bewirkt, wenn man Anstrengungen unternimmt, seinen Haushalt hier neu zu organisieren. Das ist gar nicht so schwer. Es gibt Checklisten, die zeigen, wo man steht. Es ist ein gutes Gefühl etwas für die Umwelt zu tun und auch noch den ein oder anderen Euro zu sparen.
Das Buch ist sehr informativ. So liest man beispielsweise was es mit dem Öko-Fußabdruck auf sich hat, wie das Prinzip der Nachhaltigkeit aussieht, was der Grüne Punkt bedeutet und was im Abfallrecht festgelegt wird.
Trotz der umfassenden Darstellung des Themas sind die Texte sehr gut verständlich geschrieben. Die Seiten sind zudem übersichtlich gestaltet. Bildmaterial ist reichlich vorhanden.
Das Buch sollte in keinem Haushalt fehlen. Man kann es nach der Lektüre auch gut als Nachschlagewerk benutzen.

Rezension von Heike Rau

Konrad Soyez / Dieter Baier
Weniger Abfall, mehr Wert
DIN-Ratgeber
144 Seiten, broschiert
Beuth Verlag
ISBN-10: 3410174680
ISBN-13: 978-3410174684

David Shields: Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist

David Shields: Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Eine kleine Lebens–und Sterbetrachtung!

Von der Wiege bis zur Bahre reichen die Stationen, mit denen uns David Shields in seiner „Anleitung zum Glücklichsein“ beglückt. Seine Mischung aus Sachbuch, Fachbuch und Biographie ist von erfrischender Ehrlichkeit.

Er berichtet abwechselnd über entwicklungsbiologische Tatsachen und Statistiken und belebt diese Fakten mit Erfahrungen seiner Beziehungen zu seinem Vater, zur Tochter und in Erinnerungen an seine eigenen Lebensetappen. Das Wechselspiel zwischen eigenen Erfahrungen und Sachinformation, mit denen der Autor aufwartet, ist belebend, und mit Humor zeigt er die Ambivalenzen, denen wir im Laufe des Lebens in verschiedenen Entwicklungsstufen ausgesetzt sind. Da wechseln Phasen zwischen Liebe und Hass, und der versierte Autor zeigt uns, dass diese ethnologisch überall auf der Welt parallel verlaufen.

Von der Entwicklung des Fötus bis zum Alter reichen seine Ausführungen, die er mit Zitaten aus Werken bekannter Philosophen, Abenteurern und Schriftstellern in loser Folge anreichert.

Zu Beginn schon zitiert er Kommentare zu den Hebräischen Heiligen Schriften, in denen es heißt, dass ein Baby mit geballten Fäusten auf die Welt kommt, als wolle es sagen:“ Alles gehört mir. Ich werde alles erben.“ Wenn der Mensch aber von der Welt geht, sind seine Hände geöffnet, als wolle er sagen:“Ich habe nichts von der Welt in meinen Besitz genommen.“

Die Zeit zwischen dem Leben und dem Tod sei gemessen an der Anzahl der Jahre, in denen die Welt besteht, als gering anzusehen.

Der Wechsel von philosophischer Weisheit und erfahrenem Leben macht den Reiz des Werkes von David Shields aus.

Von Beginn an vermerkt er die Gegenpole Leben und Tod als sich ergänzende Komponenten, die von uns Menschen als schwer verstehbare Ereignisse angesehen werden. Seine Aussagen kulminieren in dem Satz, den er in John Updykes „Hasenherz“gefunden hat:“ Die Fülle endet, wenn wir der Natur das Lösegeld gezahlt haben, wenn wir ihr Kinder übergeben. Dann ist sie fertig mit uns, und aus uns wird, erst innerlich, dann auch äußerlich, Abfall. Welke Blumenstengel.“ Mit anderen Worten, “ Sich vermehren und sterben. Fortpflanzen und Vergessen.“

Nicht zuletzt ist das Buch eine Hommage an den Vater von David Shields, den er mit amüsierten und erstaunten Blicken bei seinem Alterungsprozess begleitet. Ihm verdankt er die Liebe zum Sport und zur Sprache. Auf die Frage nach dem Fazit des Lebens antwortet der Vater: „Das Sterben ist einfach. Das schafft jeder. Zu leben ist das Kunststück!“

Die vielen Anekdoten und Zitate, dazu die melancholisch reflektierten Erinnerungen bieten eine sehr persönliche Note.

Ob wir mit den nüchtern -realistischen Betrachtungen dieses kleinen Werkes glücklich werden?

Diese Bilanz unseres Lebens ist radikal, sie ist genau, und sie ist ehrlich und treffend. Es bleibt bei „Einer Art Anleitung zum Glücksein,“ –in Abwandlung des Titels von dem bekannten Kommunikationsforscher Paul Watzlawik, der mit seinem Buch  „Anleitung zum Unglücklichsein“ Maßstäbe gesetzt und die Bestsellerlisten erobert hat.

Mit seinem Buch lag David Shields lange auf den New York Bestellerlisten.

David Shields
Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: C.H. Beck
ISBN-10: 3406592856
ISBN-13: 978-3406592850

Andreas Bärtels: Gehölze von A – Z

Andreas Bärtels: Gehölze von A – Z

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Gehölze sind aus unseren Gärten und Parks nicht wegzudenken. Allerdings gibt es so viele Arten, das man hier wohl kaum den Überblick behalten kann. „Gehölze von A – Z“ hilft hier Hobby- und Berufsgärtnern weiter. 1500 Bäume und Sträucher werden vorgestellt.

Zunächst kann man sich aber mit den ersten Kapiteln, die von Dorothea Haag verfasst wurden, beschäftigen. Hier geht um die Gartengestaltung. Viele mögliche Gartensituationen werden angesprochen. Wer bestimmte Gartenräume schaffen möchte, findet hier Anregungen. Weiter geht es mit Informationen rund um die Gehölzpflege. Hier erfährt man beispielsweise, wie man pflanzt oder wie ein Gehölzschnitt auszusehen hat.

Die Beschreibung der Gartengehölze nimmt den größten Teil des Buches ein. Über 1500 Laub- und Nadelgehölze, Kletterpflanzen, sowie Bambus findet man im Buch. Geordnet sind diese in der alphabethischen Reihenfolge der botanischen Namen. Die Bilder sind ebenfalls mit dem wissenschaftlichen Namen unterzeichnet. Erst im Porträt findet man den deutschen. Die Beschreibung erfolgt in Stichworten wie Aussehen, Verwendung, Standort, Pflege und Vermehrung.

Das Buch ist beeindruckend. Die Auswahl an Gehölzen gefällt gut. Man findet oft auch verschiedene Sorten einer Art und hat so grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten. Die Vielfalt an Clematis-Sorten oder verschiedener Rosen sind nur zwei Beispiele.
Blättert man im Buch fallen die vielen besonderen Gehölze auf, wie beispielsweise der Bodnant-Schneeball, der im Winter blüht oder die Scharlach-Eiche mit ihrer leuchtend roten Blattfärbung im Herbst.

Es gibt sehr viel Bildmaterial. Meist sind das erstklassige Fotos. Nur hin und wieder hat sich ein verschwommen wirkendes dazwischen geschlichen. An die Aufteilung der Seiten muss man sich auch erst gewöhnen. Dafür wurde jeder Zentimeter gut ausgenutzt und auch die verwendete Schriftgröße liest sich gut. Auf den letzten Seiten findet man den Serviceteil mit Bezugsquellen. Ein Register der wissenschaftlichen und deutschen Pflanzennamen ist ebenfalls vorhanden.

Rezension von Heike Rau

Andreas Bärtels
Gehölze von A – Z
1500 Bäume und Sträucher
286 Seiten, 800 Farbfotos, 23 Zeichnungen
Eugen Ulmer Verlag
ISBN-10: 3800158493
ISBN-13: 978-3800158492

Andreas Gößling: Die Dämonenpforte

Andreas Gößling: Die Dämonenpforte

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Weil Marthelm Hegendahl verstorben ist, kommen Marian und seine Mutter zur Beerdigung nach Croplin. Marian ist seinem Urgroßonkel nie begegnet. Er weiß jedoch, dass er an Dämonen, Zeitreisen und Magie so interessiert war, wie er selbst. Mutter und Sohn hoffen auf eine kleine Erbschaft, sie hätten ein bisschen finanzielle Unterstützung bitter nötig. Der Plan geht allerdings nicht auf. Vielmehr erbt die „Loge zu den Spiegeln des Lichts“. Allerdings übergibt der Logenmeister Dr.Godobert während des Leichenschmauses im Hinterhof des „Moorgrafen“ heimlich einen Umschlag an Marian.
Der Urgroßonkel spricht in seinem Brief von einem Fluch. Marian soll nun berufen sein, diesen zu brechen.
Dem Brief liegt ein seltsamer Gegenstand bei. Marthelm nennt ihn Talmibro. Er sieht einer Muschel ähnlich. Aufgeklappt wird der Gegenstand zu einem Spiegel, einer Art Durchgang in die Vergangenheit.
Marian reißt es hinein in das Talmibro. 333 Jahre verschlägt es ihn zurück in die Vergangenheit und direkt hinein in den jungen Famulus Julian. Der junge Mann hält Marian fortan für sein Gewissen, das zu ihm spricht. Mehr vermag Marian nicht. Er kann Julian nicht steuern. Aber was er durch seine Augen sieht, kann ungewöhnlicher kaum sein.
In der Gegenwart ist Julians einzige Vertraute die mysteriöse Billa, die draußen bei den Waldfrauen ihre Ferien verbringt und die hier nach ihrem Bruder sucht, der einst im Bannwald verschwand.
Beide zusammen versuchen das Geschehen aufzuhalten. Das Wiedererwachen der vor 333 Jahren erschaffenen Golems muss verhindert werden.

Die Geschichte ist eine echte Überraschung. Mit Geisterbeschwörung, Alchemie, Spuk, Magie und Hexenzauber bringt der Autor dem Leser ordentlich das Gruseln bei. Dabei hat das Buch auch noch richtig Tempo, so dass man kaum zum Atemholen kommt. Die Spannung ist nicht zu überbieten. Man wird in eine Abenteuer hineingezogen, dem man sich nicht entziehen kann. Kleine Pausen werden einem aber hin und wieder durch humorvolle Szenen gegönnt oder Ausdrücke, wie sie ein 15jähriger eben verwendet, der auf dem Laufenden ist.
Dass die Sprache manchmal stolpert und der Textfluss etwas hängt, wird unbedeutend. Die Geschichte ist gut ausgedacht. Alte Legenden werden genauso eingewoben wie geschichtliche Tatsachen. Der Rest ist reine Fantasie und trotzdem so unglaublich gut nachvollziehbar.
Marian ist eine Figur, der man gerne folgt. Unvoreingenommen geht er an die Sache heran und ist bereit zu glauben, was er sieht und seine Skepsis beiseite zu schieben. Nur so ist es überhaupt auch möglich, dass er sich in Billa verliebt. Das verleiht der Geschichte eben auch Romantik. Auf diese Art und Weise wird der Autor ein breites Publikum für sein Buch finden und das sollten längst nicht nur Jugendliche sein. Auch für Erwachsene hat das Buch seinen Reiz.

Rezension von Heike Rau

Andreas Gößling
Die Dämonenpforte
512 Seiten, Klappenbroschur
ab 12 Jahren
cbt Verlag, München
ISBN-10: 3570304914
ISBN-13: 978-3570304914

Philip Militz & Kai Pannen: Tom und die Schimpfwortpolizei

Philip Militz & Kai Pannen: Tom und die Schimpfwortpolizei

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Der kleine Tom hat wirklich ein merkwürdiges Hobby. Er sammelt Schimpfwörter. In ein kleines rotes Notizbuch trägt er diese ein und wenn er schlechte Laune hat, dann kriegen seine Mitmenschen was auf die Ohren. Sogar Oma Brakelmann ist entsetzt, auch wenn sie Tom trotzdem lieb hat.
Als Tom aber eines Tages eine ganze Reihe von Schimpfwörtern zum Küchenfenster auf ahnungslose Passanten hinunterschmettert, ist der Spaß vorbei. Schimpfwortpolizist Karl-Bruno Bitterbeck vom Dussel-Dezernat steht vor der Tür. Mit seinen riesigen Hörrohren entgehen ihm auch die leisesten Schimpfwörter nicht. Er ist gekommen, um Tom mit Seife den Mund auszuspülen. Tatsächlich macht Tom den Mund auf, aber nur, um weiter zu schimpfen. Die schlimmsten Kraftausdrücke fallen ihm ein und kriechen in die Hörrohre. Immer weiter plustert sich der Polizist auf. Bis er nicht mehr an sich halten kann und eine unglaubliche Schimpftirade aus ihm herausplatzt.

Tom ist ein Auskenner. Er weiß genau, dass zu schimpfen gut tut, wenn man Frust hat. Allerdings übertreibt er es ein bisschen. So sehr, dass er die Schimpfwortpolizei auf den Plan ruft.
Natürlich vergreift sich jeder mal im Ton. Kinder müssen erst lernen, angemessen mit Ärger umzugehen. Während der kleine Tom keine Beherrschung zeigt, nimmt der Schimpfwortpolizist die Sache zu ernst. Es ist spannend mit anzusehen, was passiert, wenn zwei so in ihrem Verhalten gegensätzliche Personen aufeinandertreffen.

Kinder brauchen natürlich kein Buch, das ihnen Schimpfwörter vorgibt. Und tatsächlich findet man im Buch auch kein einziges böses Wort. Vielmehr sind es Zeichnungen, welche die Schimpfwörter darstellen. Da sieht man zum Beispiel ein Huhn mit Blindenstock und Sonnenbrille. Die meisten Zeichnungen sind aber noch viel fantasievoller, so dass Kinder ganz eigene Wortkreationen schaffen können und die werden sicher sehr lustig sein. Kinder trainieren ihre Sprache, indem sie lustige zusammengesetzte Begriffe zu finden versuchen, die zu den Bildern passen. Wirkliche Schimpfwörter geraten in den Hintergrund. Da gibt es doch wirklich Fantasievolleres. An dem Buch haben Kinder und Eltern gleichermaßen Spaß!

Rezension von Heike Rau

Philip Militz & Kai Pannen
Tom und die Schimpfwortpolizei
32 Seiten, gebunden
ab 4 Jahren
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830311435
ISBN-13: 978-3830311430

Manfred Lütz: Irre

Manfred Lütz: Irre

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Geistige Krankheit und Gesundheit: Unterscheidungsmerkmale!

Sich mit der gesunden Reaktion Kranker auf ihre Umgebung und der Krankheit der Gesunden zu befassen, ist schon den englischen Antipsychiatern Ronald D. Laing und David Cooper vor mehr als sechzig Jahren gelungen. Hatten sie doch früh erkannt, dass der Wahnsinn eine gesunde Reaktion auf den ganz normalen Alltag sein kann; der schizoide oder paranoide Patient reagiert vollkommen adäquat auf eine Umgebung, die in ihrem Verhalten die vermeintlich kranken Reaktionen hervorrufen.

Manfred Lütz, der bekannte Psychiater und Theologe, hat den verdienstvollen Versuch gewagt, diese frühe Erkenntnis über den ganz alltäglichen Wahnsinn in humorvoller Weise an den Mann/ die Frau zu bringen, wobei sein Ansatz überwiegend auf der organisch bedingten Krankheit liegt.

Seine Eingangskapitel sind launig und spritzig und beschreiben unseren gewöhnlichen Alltag, in dem nicht jeder, der sich im Verhalten außerhalb der Norm bewegt, schon einer „Diagnose“ oder gar „Behandlung“ bedarf. Für den Laien verständlich und witzig zugleich sind seine Einführungskapitel, wozu auch die heiteren Betrachtungen des Arztes und Komikers Eckart von Hirschhausen im Vorwort beitragen.

Ein Zustand wird nach Lütz erst dann zur behandlungsbedürftigen Krankheit, wenn der Anteil eines so genannter „Leidensdrucks“ als belastendes Kriterium bei der Selbsteinschätzung und Fremdwahrnehmung hinzu kommt. Der Autor berichtet in überschaubarer Form über vielfältige Behandlungsmethoden in der Psychiatrie. Von den Gesprächsmethoden, Verhaltenstherapien und Hypnoseverfahren über die Medikamentenbehandlung bis zum Elektroschock reichen seine Hinweise. Eingeflochten sind Beispiele aus seiner Praxis, so dass er einen gründlichen Eindruck vermittelt, wie mit psychischen Störungen umzugehen sei.

Da der Laie häufig zu vorschnellen „ Diagnosen“ neigt, wird in einem anschließenden Kapitel auch darüber berichtet.

Über Schizophrenie, Depression und Demenz, über Alkohol -und Medikamentenabhängigkeit berichtet er so geläufig wie über Obdachlose und ihre oftmals erschütternden Geschichten.

In einem kurzen Kapitel finden noch die sozial verursachten psychischen Schäden Erwähnung und die Behandlungsmöglichkeiten dafür. Insgesamt ist der Ansatz von Manfred Lütz jedoch organmedizinisch. Den Theorien einer Gruppe von Wissenschaftlern um den Anthropologen Gregory Bateson, der den Begriff des „ double bind“ erfunden hat und in seine Theorien über das menschliche Verhalten einführte, misst Lütz bei seinen Ausführungen keinerlei Bedeutung bei. Er legt Wert auf eine humanitäre Einstellung zu allen Abartigkeiten in der Gesellschaft und vermittelt ein liebevolles und durchaus dem Humor zuneigendes Menschenbild. Der Theologe mit Fähigkeiten zur Wahrnehmung der Komik im Verhalten des Menschen führt hier das Wort. Seine Begründungen für zahlreiche psychische Krankheiten betonen immer wieder die organisch bedingten Ursachen. Damit schafft er Erleichterung für alle jene, die sich „ schuldig“ fühlen, sei es für die eigene Sucht oder für die psychischen Krankheiten ihrer Nächsten.

Für den Laien gut verständlich hat Manfred Lütz ein hilfreiches Buch geschrieben, das auf knapp 208 Seiten einen aufschlussreichen Beitrag zum Thema „ psychische Krankheit“ leistet.

Manfred Lütz
Irre
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
ISBN-10: 3579068792
ISBN-13: 978-3579068794

Jennifer Valoppi: Das Allheilmittel

Jennifer Valoppi: Das Allheilmittel

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Claire hat Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Es gibt eigentlich keine Hoffnung mehr und doch überrascht sie ihre Tochter Helen und ihren Enkelsohn Justin mit unglaublichen Neuigkeiten. Ein fremder Arzt aus China ist zu ihr unterwegs. Dr. Smith Viviee kann etwas gegen den Krebs tun. Gegen alle Zweifel lässt Claire sich einen Nanochip einsetzen, der sie heilen soll. Tatsächlich geht es der alten Dame bald viel besser. Doch Justin fällt auf, dass seine Großmutter sich immer mehr verändert. Sie wird zu einem völlig anderen Mensch. Helen ist blind für diese Veränderung, zumal Dr. Viviee von vorübergehenden Nebenwirkungen gesprochen hat. Sie ist Fernsehjournalistin und hat nur noch eines im Sinn. Dr. Viviee muss in ihrer Sendung auftreten, damit die Menschheit erfährt, dass er Krebs zu heilen vermag und damit ihre Einschaltquoten wieder steigen.
Die Fernsehsendung schlägt, wie erwartet, hohe Wellen. Doch bald stellt sich heraus, dass der charismatische Dr. Viviee noch eine ganz andere Seite und vor allem auch andere Absichten hat, als angenommen. Und auch das Heilmittel hat seine Tücken.

Der Autorin spielt in ihrem Buch ein Horrorszenario durch, das Gänsehaut verursacht. Es ist wirklich spannend zu sehen, auf welche dramatische Art und Weise, die zunächst sehr viel Hoffnung bringende Handlung kippt.
Und doch, ist die Umsetzung des Stoffs nicht so ganz gelungen. Es läuft zu viel parallel. so dass der Eindruck entsteht, mit der Handlung gehe es nur langsam vorwärts. Auch muss man sich mit viel zu vielen Personen auseinander setzten und das gleich von Anfang an. Die Glaubwürdigkeit der Geschichte bleibt irgendwann auf der Strecke, vom überaus seltsamen Ende gar nicht zu sprechen!
Dennoch ist das Buch über weite Strecken durchaus sehr interessant zu lesen. Das Thema weckt eben Interesse. Was da nach bekannt werden des Allheilmittels, was die Menschen, die Medien und die Pharmaindustrie betrifft, passiert, liest sich spannend. Der Thriller ist ausgesprochen mysteriös.

Rezension von Heike Rau

Jennifer Valoppi
Das Allheilmittel
Aus dem Englischen von Michael Krug
478 Seiten, gebunden
Otherworld Verlag
ISBN-10: 3800095068
ISBN-13: 978-3800095063

Wallace Stegner: Die Nacht des Kiebitz

Wallace Stegner: Die Nacht des Kiebitz

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Subtile Ehegeschichte und Rückschau auf ein langes Leben.

Das Alter bedeutet nicht für jeden nur Spaß und Freude!

Da gibt es die kleinen Wehwehchen überall, und der Körper will nicht mehr so wie einst. Wallace Stegner weiß lebendig davon zu berichten. Sein alter ego ist Joe Allston, ein pensionierter 69 jähriger Literaturagent, der mit seiner Frau Ruth den Lebensabend im geruhsamen Kalifornien verbringt. Er führte alle die Jahre eine gute Ehe mit ihr und ist seiner Frau stets treu gewesen. Ein kleines Geheimnis blieb lange unentdeckt, bis Joe seine Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1954 wiederfindet. Auf der Reise in die Vergangenheit entdeckt man eine fast kriminelle Familiengeschichte, die es in sich hat.

Sein Berufsleben hat Joe in der anregenden und kulturell lebendigen Stadt New York verbracht. Jetzt bestimmen die Gartenarbeit und gelegentliche Geselligkeiten sein Leben.    Aber ist Joe wirklich zufrieden?

Sein italienischer Freund Césare ist entsetzt über die Abgeschiedenheit seines jetzigen Lebens und den Mangel an abwechslungsreicher Unterhaltung hier im friedlichen Umfeld seiner neuen kalifornischen Heimat.

Mit Witz, Ironie und einer guten Portion Sarkasmus bei gleichzeitiger Empfindsamkeit erzählt Joe Allston über seine kleinen Maläsen, über seine lange Ehe mit Ruth und über ihre eingeübten Gewohnheiten, die sehr originell beschrieben sind. Sie witzeln und kennen die Eigenarten des anderen. Gemütlich ist es allemal, wenn sie zusammen sitzen und Musik hören oder fernsehen. Seine Freunde sind ebenfalls alt, und er sieht, wie der eine oder andere schon scheiden muss. Die alltägliche Gegenwart ist absolut witzig und treffend gezeichnet. Gespräche über den Gartenzaun erzeugen eine sehr persönliche Atmosphäre. „ Der Wind rüttelt sanft, doch energisch am Haus. Man hörte den Regen gegen die Scheiben prasseln. Nichts konnte mehr Geborgenheit bieten als das. Und nichts ist so vergänglich.“

Depressionen überfallen ihn heute zuweilen, wenn er die Kürze der Zeit bedenkt, die seine Altersperspektive ihm gewährt.

Die Tagebücher, aus denen er Ruth eines Abends vorliest, führen die beiden zurück nach Dänemark, wo sich Joe im Jahr 1954 auf Spurensuche nach seinen Vorfahren begeben hatte. Hier beschreibt er ein mit reisendes Paar  als  “ fromm, kleinkariert, strikt gegen Rauchen, Trinken, Kartenspiel, Kino, Bücher, Sprachen, Denken.“ Spießbürger par excellence!

Die Abenteuer in Dänemark wirken fast wie eine eigene eingeschobene Geschichte, die nur mittelbar mit seinem Lebensbericht in Verbindung steht. Das Bild rundet sich und man beobachtet Joe Allston beim Nachdenken und Sinnieren. Geheimnisse werden aufgedeckt, die seiner Geschichte eine spannende Wende geben.

Wallace Stegners Werke handeln vom einfachen Leben, von Freude, Leid und der Vergänglichkeit. Sehr nahe kommt man seinen Empfindungen, denn er schreibt seine Romane wie Berichte an einen guten Freund. So fühlt man sich heimisch bei der Lektüre und meint, man könnte auch zu seinen Gästen zählen. Dieser Autor bietet Geschichten an, in denen es wie im wirklichen Leben zugeht: fröhlich, traurig, ehrlich, aufrichtig und nicht zuletzt oft versöhnlich.

Der Autor Wallace Stegner, 1909 -1993, gehört zu den wichtigsten amerikanischen Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts. Er wurde mit dem National Book Award 1977 ausgezeichnet.

Wallace Stegner  
Die Nacht des Kiebitz
Taschenbuch: 280 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247460
ISBN-13: 978-3423247467