Kay-Henner Menge: Fruchtgummis natürlich selbst gemacht

Kay-Henner Menge: Fruchtgummis natürlich selbst gemacht

Fruchtgummis sind beliebt. Es gib sie in großer Vielfalt zu kaufen. Die Zutatenlisten verheißen aber manchmal nichts Gutes. Hier findet man beispielsweise künstliche Farb- und Aromastoffe. Wer möchte, kann Fruchtgummis selbst herstellen, ganz ohne Künstliches und auch ohne Gelatine. Im vorliegenden Buch stehen die passenden Rezepte.

In den Fruchtgummis steckt Agar Agar als pflanzliches Geliermittel und Apfelpektin als pflanzlicher Festmacher. Als Säuerungsmittel wird Zitronensäure verwendet. Zum Süßen nimmt man Agavendicksaft, Apfeldicksaft und Honig. Ganz billig wird die Herstellung nicht. Zu kaufen gibt es die Zutaten im Reformhaus oder im Naturkostladen.

Wie es geht, wird im Buch auf einer Doppelseite erklärt. Es sieht sehr einfach aus. Tatsache ist aber, dass man sehr genau arbeiten muss. Die Vorgaben in den Rezepten sind haargenau einzuhalten. Es kann gut sein, dass man ein paar Probedurchläufe hinnehmen muss. Man braucht Übung, damit die Fruchtgummis auch gut werden. Die fertigen Fruchtgummis erinnern von der Konsistenz her eher an Geleefrüchte. Das sollte man wissen.

Schön ist, dass es die Motivstempel gleich mit dazu gibt. Herstellen lassen sich damit Sanddorn-Honig-Bärchen, Cola-Dinos, Cappuccino-Blüten, Orangen-Eierlikör-Hasen oder Ananas-Rotbuschtee-Dinos. Das dürfte jeden Geschmack ansprechen. Zu vielen der Rezepte gibt es Fotos. Diese kann man gut als Herausforderung sehen. Denn so gut muss man die Fruchtgummis erst einmal hinbekommen. Wenn auch die Konsistenz nicht ganz überzeugt, der Geschmack tut es.

Rezension von Heike Rau

Kay-Henner Menge
Fruchtgummis natürlich selbst gemacht
64 Seiten, mit Motivstempeln
Südwest Verlag
ISBN: 978-3517084619
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Hilgensee

Hilgensee

Änne kommt auf der Suche nach einem Rückzugsort nach Hilgensee. Sie füllt damit die Lücke, die ihre Vorgängerin, von der man sagt, sie sei verrückt geworden, hinterlassen hat. Änne lebt sich schnell ein, gibt allerdings nicht ihre Zurückhaltung auf. Jede der Damen hat eine sinnvolle Aufgabe. Änne kommt es zu, Fräulein von Hasleben in der Bibliothek zu unterstützen. Doch bald entdeckt sie, dass das Fräulein dem Alkohol über die Maßen zuspricht. Gertrud von Rhoda überredet Änne hier einzugreifen. Dies wird der Auftakt einer Reihe von seltsamen Vorkommnissen.
Ein kopfloser Hahn wird im Apfelbaum hängend aufgefunden. Und als ob das noch nicht genug wäre, findet man in der Orangerie Elsbeth von Hasleben, die sich, wie es scheint, durch eigene Hand vom Leben zum Tode befördert hat. Und wie der hinzugezogenen Arzt feststellt, war hier auch Alkohol im Spiel. Das ist eine Katastrophe. Es gibt keine Anweisungen in den Hausregeln, was in diesem Fall zu tun ist. Aber es ist klar, es muss eine elegante Lösung für diese Sache gefunden werden, die am besten unter den Teppich gekehrt gehört, steht doch der gute Ruf der Damen Hilgensees auf dem Spiel. Der Oberstaatsanwalt wird informiert und der schickt Assessor von Wächter. Dieser hat allerdings keine gute Meinung von den Frauen. Leider lässt er auch das nötige Feingefühl bei seinen Ermittlungen vermissen.
Da der Fall nicht zur Zufriedenheit von Änne, Gertrud und Alwine behandelt wird, beschließen die drei Stiftfräulein die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Was sie herausfinden, ist mehr als haarsträubend.

Ein geköpfter aufgehängter Hahn, eine erdrosselte Frau und ein mysteriöses Liebespaar bringen das Leben im Stift gehörig durcheinander. Drei der Damen beschließen der Sache auf den Grund zu gehen. Ihre Ermittlungsarbeiten gestalten sich turbulent. Und dass, wo doch eigentlich Ruhe und Eintracht im Stift herrschen sollte.
Der Leser darf sich über einen ausgesprochen spannenden Krimi freuen, der im Jahre 1904 spielt. Die Kulisse bildet ein Damenstift mit strengen Regeln. Die Fräulein geben sich introvertiert. Das spiegelt sich im Schreibstil der Autorin wieder, der wirklich einzigartig ist und genau den Zeitgeist trifft. Für den Leser ist es äußerst amüsant verfolgen zu können, wie die Damen, selbstverständlich unter Wahrung von Anstand und Würde, agieren. Auch, wenn ihr Urteilsvermögen durch Glühwein getrübt wird. Der Fall ist tragisch, und dennoch ist man beim Lesen immer wieder am Schmunzeln. Die Autorin liebt die leisen Töne, untermalt mit wohl dosiertem Humor. Das ist perfekte Unterhaltung.

Rezension von Heike Rau

Renate Petry
Hilgensee
400 Seiten, Klappenbroschur
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3423246972
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Elfenseele – Hinter dem Augenblick

Elfenseele – Hinter dem Augenblick

Tanya steckt in Schwierigkeiten. Nach Ansicht ihrer Mutter macht das Mädchen nur Probleme. Dabei sind es die Elfen, die ihr böses Spiel mit Tanya treiben. Sie verursachen ein Chaos, um Tanya zu bestrafen, die über die Elfen in ihrem Tagebuch geschrieben hat. Aber das kann Tanya ihrer Mutter nicht erklären. So wird sie zu ihrer Großmutter gebracht. Elfesden Manor ist ein altes Herrenhaus. Hier könnten sämtliche Spukgeschichten wahr werden, so der Eindruck von diesem großen, heruntergekommenen Anwesen.
Gut aufgehoben ist Tanya an diesem Ort ohnehin nicht. Es wimmelt hier vor Elfen, die außer ihr aber niemand zu sehen scheint.
In dem alten Haus gibt es eine Bibliothek. Hier versucht Tanya etwas über Elfen herauszufinden. Dabei stößt sie auf einen alten Zeitungsartikel, der zwischen die Seiten eines Buches geklemmt ist. Offensichtlich ist vor fünfzig Jahren ein Mädchen im nahen Henkerswald verschwunden. Genau diesem Mädchen, das einmal eine Freundin ihrer Großmutter war, begegnet sie mit Fabian, dem Sohn des Verwalters, im Henkerswald, als sie nach ihrem entlaufenen Hund sucht. Das Mädchen sieht genau noch so aus wie vor fünfzig Jahren. Tanya ahnt, dass sie einem Geheimnis, mit dem auch die Elfen zu tun haben müssen, auf der Spur ist.

Ein altes Herrenhaus und ein unheimlicher Wald bilden die Kulisse zu diesem Fantasy-Meisterwerk. Schon das allein verspricht Spannung. Die Geschichte hat aber noch viel mehr zu bieten. Tanya kommt einem alten Familiengeheimnis auf die Spur und setzt sich damit ungeahnten Gefahren aus. Den alten Vermisstenfall kann nur sie lösen. Nur sie kann herausfinden, ob Fabians Großvater ein Mörder ist, so wie viele es glauben. Der alte Mann ist darüber verrückt geworden. Tanya aber verfügt über besondere Fähigkeiten. Sie kann die Elfen sehen, die es auf Elvesden Manor und im Henkerswald gibt. Und so kommt sie der Lösung des Familiengeheimnisses immer näher.
Für den Leser liest sich das ausgesprochen gut. Die Autorin schreibt mit viel Fantasie. Und auch ihr Schreibstil ist ein besonderer. Sie schafft es den Leser mit dem, was sie erzählt, vollkommen gefangen zu nehmen. Man taucht völlig ein in die Geschichte. Vom Anfang bis zum Ende begeistert das Buch. Ganz zauberhaft!

Rezension von Heike Rau

Michelle Harrison
Elfenseele – Hinter dem Augenblick
336 Seiten, gebunden
Loewe Verlag
ISBN: 978-3785566077
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Der kleine Bruder

Der kleine Bruder

Frank, der bundeswehruntaugliche kleine Bruder, macht sich auf, seinen großen Bruder Manni, der sich als frei schaffender Künstler in Berlin betätigt, zu besuchen.

Mit Wolli fährt er die lange Strecke von Bremen nach Berlin. Als sie in Berlin ankommen, tauchen die alt bekannten Namen der aus Dörfern zusammen gefügten Stadtteile auf: Charlottenburg, Wilmersdorf, der Kudamm, –Frank staunt, wie lange es dauert, bis man die Stadt wirklich sieht. Endlich sind sie in Kreuzberg! Das ist das Stadtviertel der Bohème, der Punker, Hippies und Gammler. In einem Hinterhof findet Frank wirklich die WG des Bruders,–nur ist dieser nicht da! Es weiß auch so recht niemand, wo er sich aufhält. Also taucht Frank nach einigen Überredungskünsten erst einmal ein in das Leben als Mitbewohner. Kurt und Erwin, Chrissie und andere gestalten ihren Alltag recht legère. Man raucht, trinkt, gammelt, —und schwingt irre Reden! Das Wort > Scheiße< wird in allen Variationen vielfach verwendet. Berlin ist immer noch die westliche gelegene Insel im Osten vor der Wende. Sven Regener hat in seinem Roman ein bestimmtes Klima in der Stadt treffend eingefangen: junge Leute, die gegen eine in ihren Augen überholte Bürgerlichkeit aufbegehren, und die einen eigenen Lebensstil pflegen, der gegen jegliche Konvention angelegt ist. Die Abenteuer, die Frank auf der Suche nach seinem Bruder durchläuft, lassen einen Blick zu in die Hinterhöfe und Punkkneipen und in die Szenetreffs für junge Leute. Zwischen 20 und 25 Jahren meint man, die Welt halte noch alle Möglichkeiten offen, und man müsse sich nur aussuchen, wohin es einen treibt. Zwischen Kneipenwirt und Taxifahrer, Gallerist, Künstler oder Kellner,--Frank hat die Qual der Wahl. Er beschaut sich in Ruhe, was um ihn herum so läuft, bleibt aber ein stiller Beobachter, der sich teils naiv und teils genervt von seinen Beobachtungen zeigt. Wer noch keinen der bisher erschienenen Lehmannromane kennt, wird sich amüsieren, wenn auch die übertriebene Fäkaliensprache gewöhnungsbedürftig ist. Atmosphärisch gekonnt zeigt Regener einen Ausschnitt aus dem Berlin der achtziger Jahre. Zwischen Pubertät und Erwachsenwerden liegt eine lange Zeit. Hier ist sie beschrieben auf eine schnodderige Art im Berliner Schnauzestil! Sven Regener
Der kleine Bruder
Berlin einmal aus der WG Perspektive betrachtet!
ISBN:382180744X
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Vögel im Garten

Vögel im Garten

Vögel bringen Leben in den Garten. Sie unbemerkt vom Fenster aus zu beobachten, macht sehr viel Spaß. Noch schöner ist es, wenn man weiß, welche Vogelarten sich da im Garten aufhalten. Wer mehr über Gartenvögel wissen möchte, kann sich mit dem Buch eingehend informieren.
Man erfährt, wie man Vögel in den Garten locken kann. Einen Garten vogelfreundlich zu gestalten, ist gar nicht schwer. Die Vögel müssen ihre Grundbedürfnisse decken können, dann kommen sie gerne zu Besuch. Im Buch wird genau beschrieben, wie man den Garten gestalten sollte, damit er möglichst attraktiv auf Vögel wirkt. Es werden Beispiele für ländliche Gärten und Stadtgärten vorgestellt. Besondere Aufmerksamkeit kommt Bäumen, Büschen, Sträuchern, Kletterpflanzen und krautigen Pflanzen zu. Hier gibt es Pflanzenführer, die eine gezielte Auswahl ermöglichen. Man erfährt, wo man Nistkästen anbringen kann, wie man für ein Vogelbad sorgt oder wann man Zusatzfutter anbieten sollte.

Wenn man möchte, kann man seine Beobachtungen intensivieren. Man lernt mit dem Buch, wie man Vogelarten bestimmt, mit dem Fernglas beobachtet oder fotografiert. Und man lernt auch, das Vogelverhalten zu verstehen. So erfährt man, wie ein Vogel, je nach Jahreszeit, den Tag verbringt. Man erfährt beispielsweise, wie Vögel sich ernähren, wie sie untereinander kommunizieren, wie sie sich verhalten oder auch wie sich ihr Brutverhalten gestaltet.
Die Vogelporträts sind sehr ausführlich gehalten, gehen meist über eine Doppelseite und sind mit vielen aussagekräftigen Fotos geschmückt. Diese Bilder sind wirklich beeindruckend.
Das Buch gefällt ausgesprochen gut. Inhaltlich überzeugt es. Die Texte sind leicht verständlich. Es ist ein Buch, das für jeden, der sich für Gartenvögel interessiert, bestens geeignet ist. Man kann es von vorn bis hinten durcharbeiten und dann später als Nachschlagewerk nutzen.

Rezension von Heike Rau

Robert Burton
Vögel im Garten
Dorling Kindersley Verlag
224 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3831013173
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Helmut Schmidt und Giovanni DiLorenzo: Auf eine Zigarettenlänge mit Helmut Schmidt

Helmut Schmidt und Giovanni DiLorenzo: Auf eine Zigarettenlänge mit Helmut Schmidt

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Wie sehr wünschen sich Menschen in unserer Republik Vorbilder in Politik und Gesellschaft!

Einer der wenigen, die uns geblieben sind, hat bereits ein hohes Alter erreicht. Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt ist in seinem gradlinigen, aufrechten und gelegentlich kantigen Auftreten unsentimental aber mit verborgenen Gefühlen versehen einer dieser wenigen. In wöchentlichen Gesprächen und Interviews mit dem Chefredakteur Giovanni di Lorenzo und anderen Gesprächspartnern der Wochenzeitung > Zeit< hat er sich zu Fragen der Gegenwart geäußert und Gedanken zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft artikuliert. Die stetig brennende Zigarette ist sein unverkennbares Markenzeichen bei allen seinen Auftritten. In den Gesprächen kommt sein Charakter zur Geltung: klar, kurz, präzise und bestimmt sind seine Antworten auf die Fragen zur Politik. In ähnlicher Weise beantwortet er persönliche Fragen zu Eindrücken von Weggefährten, Politikern, seiner Einstellung zur Jugend und Fragen zur Kriminalität. Das Kapitel mit Fragen über seine Vorlieben in der Musik beantwortet Helmut Schmidt sachlich, ohne dass verborgen bliebe, wie viel sie ihm bedeutet. Die Verhaltenheit im äußern eigener Gefühle ist anrührend. In diesen Kurzinterviews wird fast die ganze Geschichte der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts gestreift. Helmut Schmidt hat mehr als einmal für richtig befundenen Entscheidungen auch gegen Widerstände durchgesetzt. Der bedeutendste neben anderen war der Nato- Doppelbeschluss, mit dem er sich Feinde in der eigenen Partei gemacht hat. In seinen fast einem Lebensabriss gleich kommenden Gesprächen gibt er auch über sein Privatleben, seine Lektüren und fast über alles Auskunft, was den wissbegierige Leser interessieren könnte. Dennoch gibt es Grenzen, selten, in denen er ganz einfach die Antwort verweigert. Helmut Schmidt ist heute fast so etwas wie eine legendäre Figur der Geschichte. Wer 90 Jahre alt werden konnte, geistig fit, wenn auch körperlich beeinträchtigt, seinen Interessen folgen durfte, wer ein Leben reich an politischen und menschlichen Erfahrungen gesammelt und Begegnungen mit allen politischen Größen der Zeit erlebt hat, dem sind ein Zuwachs an Einsichten und Erkenntnissen gewiss. Da er bis in sein hohes Alter, an den politischen Geschehnissen, zuletzt als Herausgeber der >Zeit >, aktiv beteiligt ist, legen auch heute noch Politiker aus aller Welt Wert auf sein Urteil.

Die Interviewpartner sind dem Staatsmann gewogen; sie dürfen Fragen stellen, die nicht jedem erlaubt wären. Sie machen das gut: einfühlsam, direkt, nachdrücklich und respektvoll.

Die Leser der „Zeit“ sind Helmut Schmidts Ausführungen mit hohem Interesse und begeisterter Aufmerksamkeit gefolgt.

Helmut Schmidt und Giovanni DiLorenzo
Auf eine Zigarettenlänge mit Helmut Schmidt
Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 3462040650

Das fünfte Schaf

Das fünfte Schaf

Lina zählt zum Einschlafen Schafe. Das fünfte Schaf sieht ein wenig anders aus als die anderen. Es hat zwar ein Schaffell, aber spitze Ohren und scharfe Zähne. Ein Wolf im Schafspelz hat sich da unter die Schafe gemischt. Lina stellt den Wolf zur Rede. Schließlich hatte er gerade ihr Einschlafritual durcheinander gebracht. Die Schafe sind verunsichert. Als der Wolf zugibt, dass er eigentlich in einem Rudel durch die Wälder zieht und arglose Lämmer jagt, bricht Panik aus. Sie verstehen, dass sie reingelegt worden sind. Doch der Wolf gibt an, schon lange bei den Schafen zu sein. Keiner hat es bemerkt. Leise flüsternd gibt er zu, dass er viel lieber zu den Schafen gehören würde. Er springt gern über die Wolken. Vielleicht hat ein Wolf auch sein Gutes, denkt Lina. Er könnte die Monster verjagen, die sie jede Nacht in ihren Träumen verfolgen. Der Wolf findet also Aufnahme in der Schafherde, zumal er den Schaffell an das arme geschorene Schaft zurückgibt.

Dies Einschlafgeschichte gefällt ausgesprochen gut. Sie ist spannend gemacht, das Thema kindgerecht umgesetzt. Der Wolf im Schafspelz sorgt für eine echte Überraschung. Die vorgefertigte Meinung über ihn muss revidiert werden.
In den Zeichnungen spiegelt sich die nächtliche Stimmung wieder. Braun, Rotbraun und Grau sind die dominierenden Farben. Lina in ihrem Bett und die Schafherde stehen im Mittelpunkt. Dennoch können Kinder viele Details erkennen. Ein Schaf strickt, ein anderes hat eine Brille und das nächste einen Hut auf dem Kopf. So macht es Spaß, das Buch zu betrachten. Die Nacht verliert ihren Schrecken, hat Lina doch einen Monsterjäger im Rudel. Die Geschichte regt die Fantasie an. Jede Kind kann selbst, was immer es in der Nacht ängstigt, aus seinen Träumen verbannen.

Rezension von Heike Rau

Harriet Grundmann
Illustrationen von Tobias Krejtschi
Das fünfte Schaf
24 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
Peter Hammer Verlag
ISBN: 978-3779502012
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Die Käferfrau

Die Käferfrau

Die Käfer, die in der Leiche gefunden worden sind, lassen Dörte keine Ruhe. Sie sind hier nicht heimisch. Außer in Dörtes Labor und bei ihr zu Hause. Für den Tod des Kollegen verantwortlich sind aber nicht die Käfer, sondern ein tropisches Virus. Dörte vermutet einen Mord. Mit solchen Gedanken ist sie schnell. Auch was sie persönlich betrifft, macht ihr zu schaffen. Sie ist ein Hypochonder. Mag sein, dass es an ihrer Vergangenheit liegt. Diese scheint jemand hinter ihrem Rücken wieder aufzurollen. Möglicherweise ihr Chef. Sie muss dem zuvorkommen, rauskriegen, wer ihre Eltern sind und auch was mit ihrem Kind, dass sie mit 15 bekam und das im Krankenhaus gestorben ist, wirklich passiert ist. Es gab keinen Grund zu sterben. Dörte hat nicht, wie der Arzt vermutet hatte, ihr Kind erstickt. Möglicherweise war auch das ein Mord. Es könnte um eine geplante illegale Organentnahme gegangen sein.
Ihr Freund Viktor, in den sie sich auf keinen Fall verlieben will, stachelt Dörtes Ängste noch an. Er sieht Dörte als nächstes Opfer. Möglicherweise soll sie mit Gelbfieber umgebracht werden, weil sie herumgeschnüffelt hat und nun zu viel weiß.

Das Buch ist äußerst unterhaltsam. Es lebt vor allem von der Hauptfigur Dörte, einer komplizierten Frau. Im Beruf ist sie unschlagbar, im Privatleben aber alles andere als perfekt. Betrachtet man ihre Vergangenheit, ist das auch kein Wunder. Der Leser bekommt beides parallel präsentiert. Die Vergangenheit und die Gegenwart. So erschließt sich nach und nach Dörtes Persönlichkeit. Tiefgründig wird ihre Gefühlswelt dargestellt. Unfassbar!
Dörte lebt in ihrer eigenen Welt, die sich sie eingerichtet hat, so dass es für sie auszuhalten ist. Ungewollt muss sie sich ihrer Vergangenheit und ihrem Leben stellen. Es passiert so vieles, vor dem sie die Augen nicht verschließen kann.
Dörte mag sich selbst nicht. Doch andere tun es. Viktor ist bis über beide Ohren verliebt. Und auch Petra, eine Kollegin, hat sich Dörte als Freundin auserkoren.
Es ist spannend, mit anzusehen, wie sich diese Verbindungen, gegen die sich Dörte mit Händen und Füßen sträubt, entwickeln.
Nicht zuletzt ist das Buch auch ein Krimi. Schließlich geht es um die Aufklärung eines Mordes. Und dieser Fall hat es wirklich in sich!
Gut gefällt auch der Schreibstil. Es ist ein Vergnügen, diese spannende und gut gemachte Geschichte zu lesen.

Rezension von Heike Rau

Mika Frankenberg
Die Käferfrau
Die Käfer, der Russe, die Liebe und ich
384 Seiten, Klappenbroschur
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3423246989
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Annik Wecker: Anniks göttliche Kuchen

Annik Wecker: Anniks göttliche Kuchen

Einen wirklich guten Torte selbst zu backen, ist eine Herausforderung. Nur mit viel Können und Erfahrung kann man sich an ein solches Meisterwerk heranwagen. Annik Wecker hat das nötige Wissen und genügend Erfahrung im Kreieren solcher Kunstwerke und gibt dies nun mit dem Backbuch weiter. Aber keine Sorge, auch im Backen nicht besonders Geübte kommen zum Zuge. Im Buch gibt es auch leichter Nachzubackendes. Dazu gehören zum Beispiel verschiedenen Rührkuchen, die dennoch eine raffinierte Note nicht vermissen lassen. Der Joghurtkuchen mit Obst oder auch die Nektarinen-Buttermilch-Tarte gehören dazu. Das nötige Basiswissen wird in einem eigenen Kapitel vermittelt.

Dennoch ist das Buch eher für jene Hobbybäckerinnen geeignet, die die Herausforderung suchen. Neue Rezepte findet man im Buch ausgesprochen viele. Annik Wecker lässt ihre Fantasie spielen, probiert gerne Neues aus. Man hat die Wahl: Champagnertrüffeltarte mit Kirschen, Erdnussbutter-Tarte, Rotweinbirnen-Ricotta-Torte oder auch der Quark-Mohn-Kuchen wecken den Appetit.

„Anniks göttliche Kuchen“ ist ein anspruchsvolles Backbuch. Die Rezeptauswahl überzeugt. Die verwendeten Zutaten übertreffen die Erwartungen. Das Besondere steht im Vordergrund.
Die Anleitungen sind sehr ausführlich gehalten und damit gut nachvollziehbar. Genaues Nacharbeiten ist auch unbedingt erforderlich.
Kalorienangaben findet man im Buch nicht, leider auch keine Angaben zum zeitlichen Aufwand, den man einplanen muss.
Das Besondere am Buch sind die Fotos, die nicht künstlich aufgestylt sind, sondern die Kuchen und Torten frisch gebacken zeigen. Man kann sich gut daran orientieren und davon ausgehen, diese, wenn man geschickt ist, ähnlich gut hinzubekommen.

Rezension von Heike Rau

Annik Wecker
Anniks göttliche Kuchen
288 Seiten, gebunden
DK – Dorling Kindersley Verlag
ISBN: 978-3831012787
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Kalter Wind in Genua

Kalter Wind in Genua

Bacci Pagano ist Privatdetektiv. Im Moment nimmt er jeden Auftrag an, den er kriegen kann. So beschattet er Signorina Alma Montello, die gerade ihrem zukünftigen Ehemann Gustavo Camillo betrügt. Alberto Losurdo hat sich aber sicherlich nur an Alma herangemacht, um Informationen über die Firma Pellegrini zu beschaffen. Bacci fordert Losurdo auf, die Finger von Alma zu lassen und das auf einer sehr eindringliche Art und Weise, was allerdings wenig nützt. Denn in diesem Machtspiel geht es längst nicht nur um Alma.
In der gleichen Nacht werden Plakate in der Stadt angebracht. „Fünf Kugeln und Italien ist sauber“ kann man lesen. Die Bevölkerung wird aufgerufen bei Radiosender Baba Yaga anzurufen und fünf Namen zu nennen. Der Rest soll mit einer Präzisionswaffe erledigt werden. Samuel Largrange, ein Genueser Verleger, wollte damit ein wenig provozieren. Doch die Sache schlägt hohe Wellen. Als dann das Gewehr aus der Radioredaktion gestohlen wird, kommen bei Bacci ungute Gefühle auf. Schließlich reist demnächst der Ministerpräsident an. Bacci bekommt den Auftrag, den Dieb zu finden. Und auch hier kommt in ihm bald ein böser Verdacht auf. Er weiß, wer es gewesen sein könnte. Der Ministerpräsident schwebt tatsächlich in höchster Gefahr.

Politik und der Kampf um die Macht spielen in diesem Buch die entscheidende Rolle. Eigentlich scheint die Sache eine Nummer zu groß für Bacci Pagano. Trotzdem legt er sich ins Zeug. Manchmal zieht er die falschen Schlüsse und manchmal schießt er über das Ziel hinaus. Er ist eben auch nur ein Mensch. Nicht nur seine Ermittlungsarbeit ist spannend, auch sein Privatleben ist von Interesse. Auch das hat er nicht so recht im Griff. Aber er bemüht sich.
„Kalter Wind in Genua“ ist also ein eher ruhiger Krimi, auch wenn die Fälle an sich schon als brisant zu bezeichnen sind. Das Augenmerk wird vor allem auf den Ermittler, und das Umfeld in dem er lebt, gerichtet, der aus seiner Sicht die Ereignisse schildert. Er ist kein Draufgänger, auch wenn er den mitunter spielt. Seine Gefühle können ihm schon mal einen Strich durch die Rechnung machen. Die Spannung im Buch steigert sich nur langsam. Die große Überraschung kommt erst am Ende des Buches.

Rezension von Heike Rau

Bruno Morchio
Kalter Wind in Genua
320 Seiten, gebunden
Unionsverlag, Zürich
ISBN: 978-3293003743
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