Der Vermesser

Der Vermesser

William May, Ingenieur und Vermesser, ist traumatisiert aus dem Krimkrieg nach London zurückgekehrt. Er arbeitet nun für die Baubehörde, beurteilt den Zustand der Tunnel und Abwasserkanäle unter der Stadt. Es ist dringend erforderlich, dass das ganze Abwassernetz erneuert wird. Die verantwortungsvolle Stelle ermöglicht es ihm zudem, gemeinsam mit seiner Frau Polly und dem kleinen Sohn, ein angenehmes Leben zu führen.
Die dunklen, stinkenden Abwasserkanäle ziehen William magisch an. Vor dem Gestank ekelt er sich nicht. Hier kann er seiner Vergangenheit entfliehen.

Der Langarmige Tom verdient ebenfalls in den Kanälen seinen Unterhalt. Er ist Tunneljäger und sucht nach Brauchbarem. Außerdem fängt mit seinem Freund Joe Ratten, die er weiterverkauft. Die Ratten werden für Wettgeschäfte eingesetzt. Es könnte immer so weitergehen. Doch Tom und Joe hören immer öfter Stimmen fremder Menschen. Es ist etwas im Gange, das lässt sich nicht von der Hand weisen. Weil Tom um seine Zukunft fürchtet, lässt er sich auch auf eine Wette ein. Er glaubt, dass sein Hund der geborene Kämpfer ist, und in der Lage, in ungeheuer kurzer Zeit eine große Anzahl von Ratten zu töten.

Nicht nur die Zukunft Toms steht auf dem Spiel. Geschäftemacher sehen ihre Chance, beim Neubau der Abwasserkanäle viel Geld zu verdienen. Dabei steht der loyale und grundehrliche William May ihnen im Weg. Als eine Leiche in den Tunneln gefunden wird, gerät er sofort unter Verdacht. Und nur ein Mann kann ihm jetzt helfen: der Langarmige Tom.

Die Geschichte spielt größtenteils unter Tage, in einer geruchsintensiven, ekelhaften Welt, welche die Autorin so bildhaft beschreibt, dass der Geruchssinn beim Lesen direkt angesprochen wird. Das ist sicher nichts für Zartbesaitete. Auch die Gedankenwelt des traumatisierten Helden der Geschichte, der zu Selbstverstümmlung neigt, ist nicht leicht zu verkraften. Und dennoch fasziniert dieses Buch aufs Höchste. Die Geschichte ist interessant aufgebaut, sehr glaubwürdig und entwickelt sich schließlich zu einem spannenden Krimi. Dabei sind die Charaktere, teils wirklich ungewöhnliche Menschen, sehr gut ausgearbeitet. Auch der sehr gut lesbare Schreibstil der Autorin beeindruckt. Sie versteht es, den Leser zu fesseln, schreibt sie doch mit ungeheurer Intensität und Ausdruckskraft.

Über die Autorin:
Clare Clark, geboren 1967 in London, studierte Geschichte am Trinity College in Cambridge. Die lebt nach einem mehrjährigen USA-Aufenthalt heute in London. Ihr erster Roman „Der Vermesser“ wurde in England kurz nach dem Erscheinen für den Orange Prize nominiert.

Rezension von Heike Rau

Clare Clark
Der Vermesser
Eine Geschichte von Mord und Verderben unter den Straßen des alten London
414 Seiten, gebunden
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
ISBN: 3-455-00864-X
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Robert Griesbeck: Rita on the run

Robert Griesbeck: Rita on the run

Rita ist Animierdame in einer Bar. Mit den Männern, die sie so abschleppt, erlebt sie oft Überraschungen. Der Typ, den sie diesmal mit nach Hause genommen hat, scheint Buchhalter zu sein. Er hat komische Spielchen im Sinn, die Rita verunsichern und schließlich Angst machen. Am liebsten würde sie die Polizei rufen und doch bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Sache selbst zu regeln. Ihre Kollegin und Freundin Elli hat ihr ja sicherheitshalber die KO-Tropfen mitgegeben. Die mischt sie in den Fleischsalat und er fällt darauf rein. Die Tropfen haben eine ungeahnte Wirkung und schon hat Rite die erste Leiche auf dem Hals.

Dann kommt Ellis Freund Fred zu Rita, um nach dem Rechten zu sehen. Das Spiel geht in die nächste Runde und Rita wird überdeutlich klar, dass sie nur benutzt wurde. Rita sollte nur als Kontaktperson für einen eingefädelten Drogendeal herhalten. Sie hält Fred nicht auf, als er sich vom Fleischsalat nimmt. Und schon liegt die nächste Leiche in der Wohnung. So schnell kann es gehen.

Rita hat Fred am Telefon verleugnet und weil Elli nun in Sorge ist, stattet sie Rita einen Besuch ab. Rita kann gerade noch die Leichen unter Bergen von Wäsche verstecken. Elli tobt durch die Wohnung, beschuldigt Rita Geheimnisse vor ihr zu haben und zu lügen. Sie riecht den Braten und findet die Toten schließlich. Rita greift zur Bratpfanne, der gusseisernen. Nun hat sie drei Leichen. Sie nimmt den Toten alles ab, was sie haben, einschließlich des Drogenkoffers und auch die zwei Autos, die vor der Tür stehen, kann sie gut gebrauchen. Schließlich hat sie noch Träume. Alles in allem könnte sie nun mit der gemachten Beute ein neues Leben anfangen, wenn da nicht ein paar Hindernisse den Weg versperren würden.

Die Geschichte hat es in sich. Es geht sofort zur Sache und eine Leiche folgt der nächsten. Dabei scheint Rita völlig harmlos zu sein. Und doch hat sie keine Wahl, als sich dieser entstandenen Eigendynamik zu ergeben. Die Geschichte wird zum Krimi und dann zum Thriller. Eine echte Überraschung! Auch der Stil des Autors gefällt. Er erzählt mit Tempo, Scharfsinn und viel Gespür für komische Situationen, spart nicht mit wohl dosierter Ironie, sprachlich elegantem Wortwitz und psychologischen Spitzfindigkeiten. Nichts verläuft in diesem Buch, wie erwartet. Dabei blickt der Autor genau auf Details. Denn in diesem Buch sind es die kleinen Dinge, die eine durchschlagende Wirkung haben. Ein wirklich beachtliches Werk, das sich deutlich abhebt aus der Masse an Büchern, die auf dem Markt sind. Unbedingt lesen!

Über den Autor:
Robert Griesbeck, geboren 1950 in München, studierte Politik, Fotografie und Grafikdesign. Er arbeitete als Fotograf, Illustrator und Art Direktor, als Autor für Kinder- und Sachbücher, als Ghostwriter für prominente Kabarettisten, als Reporter und Chefredakteur für das Jugendmagazin „Na-Und!“ und „Penthouse“.

Rezension von Heike Rau

Robert Griesbeck
Rita on the run
Männer sind alle Verbrecher
187 Seiten, gebunden
Europa Verlag, Hamburg
ISBN: 3-203-77501-8
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Karlheinz Rücker: Die Pflanzen im Haus

Karlheinz Rücker: Die Pflanzen im Haus

Die Kamelie hat leider nur wenige Blüten, die Grünlilie hat braune Blattspitzen und auf dem Roseneibisch sitzen Blattläuse. Jetzt ist guter Rat teuer oder auch nicht. Die vorliegende Sonderausgabe von „Die Pflanzen im Haus“ kostet nur 19,90 Euro. Das ist ein guter Preis für das Buch, das nicht nur ein Nachschlagewerk ist, sondern auch ein umfassender Ratgeber.

So geht es zunächst um die Beratung bei der Auswahl der Zimmerpflanzen, die richtige Pflege und Erhaltung der Pflanzen und auch um ihre Vermehrung. Die Grundlagen der Zimmergärtnerei können hier erlernt werden. Dazu kommt ein Kapitel für Fortgeschrittene. Hier geht es zum Beispiel um die Pflege kranker Pflanzen. Besonders Leser, denen ihre Pflanzen Sorgen machen, die Schädlinge haben oder Pflanzen die vor sich hin kümmern, erfahren hier kompetente Hilfe.

Im Pflanzenlexikon werden zunächst die wichtigsten Pflanzengruppen vorgestellt: Blattpflanzen, Palmen, Blütenpflanzen, duftende Pflanzen, Orchideen, Bromelien, Blumenzwiebeln und Knollen, Farne, Kakteen und andere Sukkulenten. Dann folgt die Vorstellung der Pflanzen von A – Z nach ihrem botanischen Namen. (Im Register findet man auch die deutschen Namen, soweit vorhanden.) Zunächst gibt es eine kleine Einführung und dann werden folgende Punkte abgearbeitet: Licht, Temperatur, Substrat, Feuchtigkeit, Düngen, Umpflanzen, Pflanzenschutz, Vermehren und Besonderheiten. Und natürlich werden auch Fotos zur Verfügung gestellt.

Mit diesem Lexikon fühlt man sich sofort sehr gut beraten. Die Pflanzen werden ausführlich, detailreich und sehr gut verständlich beschrieben. Die Fülle an wichtigen Informationen überzeugt. Die Seiten sind übersichtlich aufgebaut. Sehr hilfreich erweist sich der erste Teil des Buches mit 155 Seiten zu den Grundlagen der Zimmergärtnerei. Hier wird umfassend auf alles rund um die Pflege der Zimmerpflanzen eingegangen und Hilfestellung bei Problemen und eventuellen Fragen geleistet. In Tabellen kann man sich schnell einen Überblick verschaffen, beispielsweise zum Lichtbedarf einzelner Pflanzen. Auch Gestaltungsideen, etwa eines Blumenfensters, sind vorhanden.

Über den Autor:
Karheinz Rücker ist langjähriger Chefredakteur der Zeitschrift „Gartenpraxis“

Rezension von Heike Rau

Karlheinz Rücker
Die Pflanzen im Haus
450 Gattungen und mehr als 3500 Arten und Sorten
3. Auflage
484 Seiten, 638 Farbfotos, 320 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4905-2
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Andreas Heidtmann: Storys aus dem Baguette

Andreas Heidtmann: Storys aus dem Baguette

Woher nimmt ein Autor seine Einfälle? In der ersten Geschichte im Buch verdankt Tommy Stern seine Ideen kleine Zettelchen, die er ausgerechnet in einem Baguette findet. Es sieht nicht so aus, als hätte der Bäcker selbst das Papier mit eingebacken. Aber das ist dem Autor ohnehin egal. Hauptsache es läuft wieder. Die Schreibblockade ist vorbei. Was macht es da schon, dass das Brot nur durchschnittlich schmeckt. Er greift die Sätze auf und lässt sich inspirieren. Das setzt einen fast schon magischen Kreislauf zwischen dem zu lesenden Text, den Sätzen aus dem Baguette und dem was Tommy Stern schließlich schreibt in Gang. Die auf so wundersame Weise entstandenen Geschichten können sich sehen lassen und verhelfen dem Autor doch tatsächlich zum ersehnten Erfolg. Es scheint, als war es nur wenig Zauber im Alltag, der ihm gefehlt hat.

Auch die folgenden Geschichten wohnt etwas Fantastisches inne. Sie alle haben etwas Geheimnisvolles oder Unergründliches und doch lässt man sich gerne darauf ein, ohne diese inhaltlich hinterfragen zu müssen. Die Protagonisten brechen aus gewohnten Bahnen aus, folgen nicht irgendwelchen Erwartungen und tauchen nicht selten in eine Traumwelt ein, in der alles möglich scheint. So folgt man dem Autor gerne hinein in die Geschichten, die aus dem Rahmen fallen und die durch ihre Ungewöhnlichkeit einen ganz besonderen Reiz ausüben. Es ist ein Buch für Menschen, die noch zu träumen wagen, auch auf die Gefahr hin, das zwischen schöne Träume auch mal ein Albtraum gerät.

Über den Autor:
Andreas Heidtmann wurde 1961 bei Wesel geboren. Er absolvierte ein Klavierstudium in Köln und studierte Germanistik und Philosophie in Berlin. Er schreibt Prosa und komponiert für das Klavier. Außerdem ist er der Herausgeber des Poetenladens (www.poetenladen.de). Andreas Heidtmann erhielt mehrere Stipendien und Preise. Er lebt in Berlin und Leipzig.

Rezension von Heike Rau

Andreas Heidtmann
Storys aus dem Baguette
Einundzwanzig Geschichten
Edition exemplum
127 Seiten, Klappenbroschur
ATHENA-Verlag, Oberhausen
ISBN: 3-89896-239-3
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Das Kindermädchen

Das Kindermädchen

Die Frau hatte Joachim Vernau schon auf einer Beerdigung gesehen, aber nicht weiter beachtet. Nun steht sie vor der Zernikowschen Villa. Sie hat einen Brief für Utz von Zernikow, will eine Unterschrift unter eine Bescheinigung. Joachim übergibt seinem zukünftigen Schwiegervater das Schriftstück, doch der verbrennt den vermeintlichen Bettelbrief. Wenig später erfährt Joachim mehr über die Frau. Ausgerechnet aus der Zeitung. Die Ukrainerin Olga W., die eine ehemalige Zwangsarbeiterin war, ist angeblich im Landwehrkanal ertrunken. Dann muss er feststellen, dass die Kopie, die er von dem Brief gemacht hat, aus seinem Büro verschwunden ist. Joachim trifft sich mit einer ehemaligen Kollegin zum Essen. Sie hat das Originalfax, das er ihr geschickt hat, um den Brief zu übersetzen, will es aber so schnell nicht wieder rausrücken. Nun ist Joachim auch noch erpressbar, ausgerechnet jetzt, wo die beiden sich wegen eines Falles uneinig sind. Dann wird Joachim zuhause von einer Frau überfallen und übel zugerichtet. Dabei hat sie es gar nicht auf ihn, sondern auf Utz von Zernikow abgesehen. Sie macht ernst und bedroht ihn mit einer Waffe. Joachim erfährt, dass ihre Mutter im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde und als Kindermädchen im Haushalt der Familie von Zernikow arbeiten musste. Doch Utz von Zernikow ist sich in einer Sache vollkommen sicher: Sein Kindermädchen Natalja Tscherednitschenkowa ist im November 1944 in Berlin gestorben. Und jetzt versucht jemand, an ihre Entschädigung zu kommen.

Wie man in der Danksagung der Autorin entnehmen kann, war es ein Zeitungsausschnitt, der die Idee zu diesem Buch lieferte. Sie hat aufwändig recherchiert und in Kiew Frauen ausfindig gemacht, die damals nach Nazi-Deutschland verschleppt wurden sind und als Kindermädchen arbeiten mussten. Den brisanten Stoff hat die Autorin zu einem spannenden Krimi verarbeitet.
Das Auftauchen der Ukrainerin wirft den Berliner Anwalt Joachim Vernau aus der Bahn. Seine zukünftige Frau Sigrun ist eine aufstrebende Politikerin und kann keinen Skandal gebrauchen. Und dennoch bahnt sich ein Drama an, das nicht aufzuhalten ist. Die Sache zu vertuschen, ist nicht Joachims Sache. Andere sind dagegen offensichtlich bereit, über Leichen zu gehen. Der Spannungsbogen in diesem Buch ist perfekt ausgearbeitet. Der Leser wird sozusagen gefesselt und am Buch festgezurrt. Man kann sich dieser unglaublichen Geschichte, die so explosiv ist, nicht entziehen. Die verschiedenen Erzählstränge, die immer wieder perfekt verbunden werden, sorgen dabei für ein gutes Maß an Abwechslung. Aber gerade dadurch entfalten die historischen Hintergründe ihre Wirkung so eindrucksvoll. Das ist anspruchsvolle Unterhaltung und ein Stück weit Aufklärung über geschichtliche Details in einem.

Über die Autorin:
Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Nach einer abgebrochenen Bauzeichnerlehre hat sie als Betonbauerin und Maurerin gearbeitet. Sie holte ihr Abitur nach und studierte in Frankfurt und Berlin, arbeitet nun als Fernsehjournalistin der Abendschau des RBB. Für ihren ersten Roman „Mondspaziergänge“ wurde sie mit dem „Frauengeschichtenpreis“ ausgezeichnet.

Rezension von Heike Rau

Elisabeth Herrmann
Das Kindermädchen
433 Seiten, gebunden
Rotbuch Verlag / EVA Europäische Verlagsanstalt, Hamburg
ISBN: 3-434-53138-6
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Gehölze für den Hausgarten

Gehölze für den Hausgarten

Neben bewährten und bekannten Arten werden in diesem Buch auch unbekannte oder exotisch wirkende Arten gezeigt, die nach den Erfahrungen des Autors im heimischen Garten aber gut gedeihen. Das Angebot in den Gartencentern ist groß, da fällt es mitunter schwer, eine Auswahl zu treffen, die für die eigenen Bedürfnisse genau zugeschnitten ist, gerade auch in kleinen Gärten, wo vielleicht nur ein Baum für eine ganz besondere Atmosphäre und für einen ausgewogenen Anblick sorgen soll.

Im ersten Kapitel werden Bäume vorgestellt, die in jeden Garten passen und dennoch ihren Reiz haben, wie Rotbuche, Magnolie oder Robinie. Viele Hobbygärtner möchten ihrem Garten aber ein ganz besonderes Flair verleihen und ihre Bäume nach besonderen Gesichtspunkten auswählen. Dem trägt der Autor in den folgenden Kapiteln Rechnung.

So entfaltet ein Garten mit Gehölzen aus Japan oder China eine ganz besondere Wirkung. Dargestellt werden Gehölze wie der Japanische Fächer-Ahorn, Strauch-Päonie oder Higan-Kirsche. Auch immergrüne Gehölze stellt der Autor vor. Dazu zählen der Gemeine Wachholder, in interessante Formen geschnittene Buchsbäume oder die Lorbeer-Schneebälle. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Ein Blickfang sind sicher sehr schön blühende Gehölze wie Zier-Äpfel, Magnolie oder Japanische Blüten-Kirsche. Wer das ganze Jahr über blühende Gehölze in seinem Garten habe möchte, findet ebenfalls Anregungen im Buch, damit es tatsächlich auch im Winter blüht.

Der Autor stellt aber noch mehr Varianten vor. Interessant sind Bäume, die zwar im Winter kein Laub tragen, dafür aber einen Blick auf ihre auffällige Wuchsform oder die außergewöhnliche Rinde zulassen. Aber auch Kletterkünstler, die sich Hauswände hinaufwagen oder die Zäune für fremde Blicke undurchschaubar machen, findet man im Buch. Auch Gehölze, die sich in schattigen Ecken wohlfühlen, werden benannt. Ebenso wie Bäume, die für ein Dschungel-Feeling sorgen. Auch die buntlaubigen Gehölze dürften schnell Liebhaber finden. Aber auch wer einen klassischen Obstbaum in seinem Garten haben möchte, wird gut beraten. Zu entdecken gibt es im Buch aber noch viel, viel mehr.

Die Vielfalt der Sorten und Arten ist riesengroß. Damit man hier den Überblick nicht verliert, hat der Autor das Buch in 16 Kapitel unterteilt. „Nadelbäume für jeden Garten“, „Für Herbstfreunde“, „Für Kenner und Liebhaber“, „Für schwierige Standorte“ sind nur einige davon.
Der Autor informiert immer ganz genau, wie der ausgewählte Baum sich entwickeln wird, welchen Platzbedarf er hat, welche Ansprüche und an welchen Standorten er sich besonders gut macht. Dabei werden die Besonderheiten eines jeden Baumes herausgestrichen und die Wirkung auf den Betrachter beschrieben. Und natürlich gibt es auch Vorschläge zu effektvollen Pflanzenkombinationen. In aller Kürze können sämtliche Baumdaten dann auch noch mal in kleinen Steckbriefen nachgelesen werden.

Die Faszination des Autors für Gehölze wird in den Texten spürbar. Mit seinem gefälligen Schreibstil, vermag er zu begeistern. Seinen Ausführungen zu folgen, ist eine Freude. Der Funken springt über. Man fühlt sich gut informiert und sachgerecht beraten. Den eigenen Vorstellungen der Hobbygärtner wird dabei aber nicht der Platz genommen. Im Gegenteil, die eigene Kreativität wird gezielt angeregt. Nur die Schrift, die ist wirklich sehr klein geraten. Dafür haben die Fotos viel Platz. Von den stimmungsvoll in Szene gesetzten Gartenbildern kann man sich kaum losreißen. So wirkt das Buch in seiner Gestaltung sehr harmonisch und ansprechend.

Über den Autor:
Oliver Kipp ist Redakteur der Zeitschrift „Eden – das Magazin für Gartengestaltung. Er beschäftigt sich seit seiner Kindheit intensiv in der Gartenpraxis mit Gehölzen.

Das vorliegende Buch entstand in Zusammenarbeit mit der traditionsreichen Baumschule Lorenz von Ehren.

Rezension von Heike Rau

Lorenz von Ehren / Oliver Kipp
Gehölze für den Hausgarten
Die schönsten Arten und Sorten
256 Seiten, gebunden, 400 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4893-3
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Nicole Krauss: Die Geschichte der Liebe

Nicole Krauss: Die Geschichte der Liebe

Es ist ein seltsames, irrwitziges und merkwürdiges Buch, das Nicole Krauss hier geschrieben hat. Aber am seltsamsten und sehr überraschend ist, dass hier eine erst 29 Jährige Schriftstellerin so lebensnah und echt das Leben eines über 80 Jährigen Mannes auf seinen Wegen und in seiner armseligen Altersexistenz zu beschreiben vermochte.
Leo Gursky hat es als polnischen Juden während des Krieges in jungen Jahren nach Amerika, NY, verschlagen. In seiner Heimat und in seiner Jugend liebte er ein Mädchen mit Namen Alma. Sie ist es, an der sein Herz hängt und um die sich in allerlei verwirrenden Formen die ganze Geschichte der Liebe dreht, denn er hat sie aufgeschrieben, seine und Almas Geschichte.
Mal ist diese Geschichte in der Geschichte ganz verloren gegangen, dann taucht sie wieder auf, als ein früher Jugendfreund von Leo sie im argentinischen Exil als sein Buch ausgibt.
Ein auch sehr seltsames Mädchen mit Namen Alma, die von ihren Eltern nach der Alma im Buch der Geschichte benannt wurde, sucht der Geschichte auf den Grund zu kommen. Ihr früh verstorbener Vater hat das Buch “ Die Geschichte der Liebe“ ihrer Mutter geschenkt, die wiederum einer Tages mit der Übersetzung des Textes aus dem Spanischen betraut wurde. Von wem? Einem Mann Namens Jacob Marcus. Auch dieser aber hat eine fremde Identität, die nichts mit dem Namen J.M. zu tun hat.
Es sind viele Geschichten in diesem Buch, die sich immer wieder überschneiden und in einander greifen.
Das Erzählte ist verwirrend und verschachtelt und schlingert von einem Geheimnis zum nächsten. Die Spannung aber bleibt.
Die kurzen, überschaubaren und fast lakonischen Sätze geben dem Ganzen zu Zeiten eine gewisse Komik und auch Tragik.

Am Ende ist es eine Geschichte von Liebe und Finsternis, von Träumen, Verrat, Suche und Einsamkeit,–eine einfach ganz wunderbare Geschichte, wie es sie über viele jüdische Schicksale mit der Endstation Amerika gibt.
Cl.B.

Nicole Krauss
Die Geschichte der Liebe
Eine seltsame und wunderbare Irrfahrt des Lebens
ISBN:3498035231
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Die einsame Giraffe

Die einsame Giraffe

Morgens im Dschungel. Die Kakadus schütteln ihre Federn, Elefanten und Schlangen begrüßen den Tag. Beim Frühstück am Fluss gibt es viel Neues zu erzählen. Auch die Giraffe hätte etwas zu sagen. Leider ist sie nicht gerade auf Augenhöhe mit den anderen Tieren und sich so weit hinunterzubeugen, fällt ihr schwer. Und die Tiere, die in den Baumwipfeln leben, erschrecken wenn plötzlich ihr Kopf zwischen den Blättern auftaucht. Die Giraffe scheint zur Einsamkeit verdammt.

Dann kommt die Regenzeit. Die großen Tiere machen sich zur Hochebene auf und die kleinen suchen Schutz im Gebüsch. Ununterbrochen regnet es. Alle haben Angst, dass der Fluss über die Ufer treten könnte. Immer höher steigt er. Und plötzlich ist ein fernes Grollen zu hören. Die Giraffe mit dem langen Hals hält Ausschau und sieht eine Wasserwand kommen. Zum Weglaufen ist es längst zu spät. Also, rauf auf die Bäume! Doch einige Tiere können nicht klettern. Da hat die Giraffe die rettende Idee.

Es ist eine spannende Geschichte über Freundschaft und Hilfsbereitschaft, die auch sehr gut nachvollziehbar ist. Genau richtig zum Vorlesen für Kindergartenkinder. Die Zeichnungen sind sehr farbenfroh und ausdrucksstark. Die Darstellung der Tiere begeistert. Die verschiedenen Szenen wirken sehr lebendig. Und da auf unnötige Details verzichtet wurde, sind sie auch leicht erfassbar. Kinder können beim Betrachten der Bilder sehen, ob sie die Tiere des Dschungels benennen können oder nach bestimmten Tieren suchen. So können die Kleinen auch nach dem Vorlesen noch eine Weile beschäftigt werden, was sicher viel Spaß macht.

Rezension von Heike Rau

Peter Blight
Die einsame Giraffe
illustriert von Michael Terry
aus dem Englischen von Monica Plange
28 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
Bloomsbury Kinder & Jugendbücher, Berlin
ISBN: 3-8270-5049-9
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Burkhard Bohne und Peter: Dietze:Taschenatlas Heilpflanzen

Burkhard Bohne und Peter: Dietze:Taschenatlas Heilpflanzen

Die 130 vorgestellten Heil- und Gewürzpflanzen wachsen überwiegend in heimischen Gärten und finden oft auch in der Volksmedizin Verwendung. Der Wunsch nach einem eigenen Kräutergarten am Haus bietet viele Vorteile. Ohnehin sind viele Kräuter nicht mehr in ausreichender Menge in der Natur zu finden, also sollte man ihnen Erholung gönnen. Auch die Gefahren, die eine Verwechslung der Pflanzen mit sich bringen, sind nicht zu unterschätzen.

Mit Hilfe der Heilpflanzenbuches kann man sich gezielt über Heil- und Gewürzpflanzen informieren und aussuchen, welche zukünftig im eigenen Kräutergarten angebaut werden sollen. Die Pflanzenporträts sind dabei sehr hilfreich.

Sehen wir uns eins genauer an. Melissa offincinalis (Zitronen-Melisse, Melisse) Zuerst fallen natürlich die Fotos ins Auge. Zu sehen ist ein ganzseitiges Foto, ein Detailfoto und ein Foto mit den zur Verwendung aufbereiteten Pflanzenteilen, hier beispielsweise die getrockneten Blätter der Melisse. Symbole informieren darüber, dass die Pflanze für Menschen ungiftig ist, dass es sich um eine mehrjährige, krautige Pflanze handelt, die vorwiegend im Sommer blüht und die einen sonnigen bis schattigen Standort bevorzugt. Dargestellt werden in kurzen stichpunktartigen Texten nun Details zu folgenden Punkten: Verbreitung, Blatt, Blüte, Frucht, Wuchs, Standort, Drogen, Inhaltsstoffe, Wirkungen, Verwendungen und Allgemeines. Es folgt eine Kästchen mit zusätzlichen, immer sehr interessanten Informationen. Findet eine Pflanze in der Homöopathie Verwendung, wird darauf hingewiesen. Warnhinweise zu giftigen Pflanzen oder zu Pflanzen deren Anwendung nicht ratsam ist, sind nicht zu übersehen.

Der Taschenatlas ist sehr gut zum Nachschlagen geeignet. Botanische Merkmale und Heilwirkungen werden kurz und knapp vermittelt. Der Seitenaufbau ist dabei sehr übersichtlich. Vorhanden ist auch eine kurze Einführung zur Geschichte, dem Anbau und der Pflege von Heilpflanzen. Die Fotos sind aussagekräftig. Es macht aber auch Spaß, in diesem handlichen Buch zu blättern und sich zu informieren, ohne gezielt nach einer bestimmten Pflanze zu suchen.
Im Anhang befinden sich ein Glossar und ein Register, aber auch zwei Seiten mit Adressen zu Heilpflanzengärten ist vorhanden.

Über die Autoren:
Der Gärtnermeister Burkhard Bohne leite den Arzneipflanzengarten der TU Braunschweig. Peter Dietze, ebenfalls Gärtnermeister, arbeitet an der Georg. August-Universität in Göttingen.

Rezension von Heike Rau

Burkhard Bohne / Peter Dietze:
Taschenatlas Heilpflanzen
130 Pflanzenporträts
192 Seiten, über 300 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4759-9
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Everwood – Ein neues Leben

Everwood – Ein neues Leben

Ephram tut sich schwer damit, sich in Everwood einzuleben. Amy ist weiterhin für ihn unerreichbar. Erst recht, seit ihr Freund Colin nach einer riskanten Operation endlich aus dem Koma erwacht ist. Zwar hat er sein Gedächtnis verloren, doch er holt schnell auf und geht schließlich sogar wieder zur Schule. Im Grunde ist er dort so neu wie Ephram. Und wohl deshalb sucht Colin ausgerechnet Ephrams Freundschaft. Ephram rauscht von einem Gefühlschaos ins nächste. Dann lernt er Colins Schwester Laynie kennen, die eine Zeit lang im Internat war. Beim Skifahren hat er Gelegenheit sie näher kennen zu lernen. Die beiden liegen zwar auf gleicher Wellenlänge, aber das Ephram sich und ihr nur etwas vormacht, merkt Laynie schließlich. Aus dieser Freundschaft kann keine Liebe werden.

Die Schatten der Vergangenheit liegen noch auf den Ereignissen. Auch in diesem Band steht der schwierige Vater-Sohn-Konflikt im Vordergrund. Außerdem muss Ephram damit klar kommen, dass seine Liebe zu Amy unerwidert bleibt. Es sind die typischen Probleme eines Jugendlichen mit denen er sich auseinander zu setzen hat.
Das zweite Buch unterhält eben so gut wie das erste. Trotz aller Dramatik schwingt in Situationen, in denen es passt, eine ganze Menge mehr Humor mit. Auch wirkt der zweite Teil von der Schreibweise her etwas flotter . Die Geschichte berührt, ist sie doch mit viel Sensibilität geschrieben.

Rezension von Heike Rau

Emma Harrison
Everwood – Ein neues Leben
Aus dem Amerikanischen von Antje Göring
Auf Basis der gleichnamigen Serie von Greg Berlanti
212 Seiten, gebunden
Egmont vgs verlagsgesellschaft, Köln
ISBN: 3-8025-3443-3
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