Tief im Hirn

Tief im Hirn

Helmut Dubiel ist Professor der Soziologie und lehrt in Deutschland und Amerika.
Helmut Dubiel ist krank.
Zunächst weiß er es nicht. Er rätselt über merkwürdige Muskelunregelmäßigkeiten, die er an sich beobachtet.
Steifigkeit der Gelenke, unkontrollierte Bewegungen und unerklärliche Missempfindungen, sowohl körperlicher als auch psychischer Art, machen ihm zu schaffen.
Langsam tastet er sich an die Symptome heran, indem er in Büchern nachsucht: ist es Parkinson? Er ist doch erst 46 Jahre alt, noch zu jung für diese Krankheit, die als Alterskrankheit gilt.

Am Ende kommt er nicht umhin: er sucht eine Klinik auf.
Seitens der Assistenzärzte findet die Krankheit Parkinson erste Erwähnung. Er glaubt es nicht!
Am Ende steht die Diagnose fest: es ist Parkinson.
Es beginnt eine lange Zeit der Verleugnung und des sich Täuschens,–er will es nicht glauben.

Alles das, was man aus der Beobachtung von Parkinsonkranken kennt, gewinnt hier Wort und Gestalt.

Endlich bedient er sich der anerkannten medikamentösen Behandlungen, die zu einer Milderung der Krankheitssymptome verhelfen können. Heilen kann man die Krankheit nicht.

Helmut Dubiel ist ein scharfer Beobachter seiner selbst und auch seiner Umwelt.
Er erlebt und beschreibt die Tragödie, wie man als kluger, autonomer Mensch langsam merkt, dass die körperliche Autonomie dem eigenen Willen entgleitet.
Freunde, Kollegen, Verwandte und Bekannte reagieren unterschiedlich. Bei aller eigenen Betroffenheit versucht er, die Reaktionen der Menschen um sich herum zu verstehen.

So beargwöhnt er sich selber und die anderen und beginnt, Bilanzen über sein Leben zu treffen. Er lernt immer kritischer mit sich selbst zu werden und am Ende neue Wege zu suchen, wie er den medizinischen Fortschritt für sich nutzen kann. Dabei kommt es zu komplizierten und schwerwiegenden Überlegungen. Er liefert sich Ärzten und ihren schwankenden Entscheidungen bezüglich neuer neurologischer Eingriffe aus, die ihm als einzige Chance erscheinen, sein Leben weiterhin im Griff zu behalten.
Dass es ihm nach einem Eingriff mit einem Hirnschrittmacher eher noch schlechter geht, er sich wie ein an und auszuschaltender Roboter fühlt, das macht die Lektüre bedrückend. Gleichzeitig gibt es einen Schimmer vom Kampf ums Glück, der die Weisheit und den Lebensmut des Autors erahnen lässt.

Es ist ein dramatisches, kluges, anrührendes und zutiefst menschliches Buch, mit dem Helmut Dubiel an die Herzen der Menschen rührt und so ein Beispiel dafür gibt, wie man mit schweren Schicksalsschlägen und insbesondere mit der immer noch nicht heilbaren Krankheit Parkinson umgehen kann.
Da das Buch keinesfalls rührselig oder selbstmitleidig ist, eher einer kritischen Selbstanalyse gleicht, auch philosophische Betrachtungen beinhaltet, ist es spannend und fesselnd zugleich.

Helmut Dubiel gilt meine ganze Hochachtung!

Helmut Dubiel
Tief im Hirn
Krankheit als Unglück und Chance
ISBN:3888974518
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