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Monat: Juni 2010

Berit Brockhausen: Warum machst du mich nicht glücklich?

Berit Brockhausen: Warum machst du mich nicht glücklich?

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Anfangs ist alles wunderschön. Doch wenn die Zeit des ersten Verliebtseins vorbei ist, gilt es den Alltag, meist mit Kindern, zu bewältigen. Und das ist gar nicht so einfach. Da wird gemeckert und geschimpft, um Notwendigkeiten und Bedürfnisse durchsetzten zu können. Aus dem einst verliebten Paar sind Streithähne geworden. Von Harmonie in der Beziehung kann keine Rede mehr sein. Vielmehr ist das Zusammenleben von Krisen und Auseinandersetzungen geprägt. Aber das ist nicht das, was man sich vorgestellt hat. Wo ist das Glück nur hin? Wie schafft man es, sich wieder zusammengehörig zu fühlen?

Die Diplom-Psychologin Berit Brockhausen plädiert für einen Neuanfang. Ihr Buch ist Therapie. Aus dieser heraus soll ich eine ebenbürtige Beziehung entwickeln, die gut funktioniert. Die Autorin erklärt, was man tun muss, wenn Bedürfnisse nicht mehr zusammen zu passen scheinen und Missverständnisse sich häufen. Dabei betrachtet sie immer beide Seiten. Sie wartet auf mit unerfreulichen Wahrheiten über Beziehungen, die man sich aber bewusst machen muss. Man sucht ja gerne, den Fehler beim Partner und übersieht dabei die eigenen.

Sie weiß, was Partner sich wünschen. Dabei sieht sie alle Wünsche als berechtigt an, allerdings zeigt sie auch, dass man keinen Anspruch auf Wunscherfüllung vom Partner hat. Wunsch bleibt Wunsch, man kann ihn nicht einklagen. Das muss man einsehen lernen. Von falschen Vorstellungen muss man sich also verabschieden. Und dazu gehört auch, den Partner für das eigene Glück verantwortlich machen zu wollen.

Die Aussagen, die Berit Brockhausen in ihrem Buch macht, sind alt hergebracht. Das beweisen die Märchen, die in das Buch Aufnahme gefunden haben. Lehrreich sind sie und führen unaufdringlich zur mehr Einsicht.
Es wird nach der Lektüre des Buches aber keinen Knall tun und die Partnerschaft ist wieder in Ordnung. Es ist ein langer Weg, den man zu gehen hat, wenn man will. Viel Denkarbeit steht an.

Aber man kann das Buch gut annehmen. Die Autorin bevormundet nicht, sondern gibt zu bedenken. Sie verlangt nicht, sie regt an. Und das wiederum lädt ein, sich mit dem Buch auseinander zu setzen, die Schritte nach und nach anzugehen. Schon das Nachdenken und die Einsicht werden zu Veränderungen in der Beziehung führen. Man gewinnt Klarheit, wird befähigt, die wahren Gründe hinter Streitigkeiten und Abwehrhaltungen zu sehen. Man begibt sich wieder auf Augenhöhe mit dem Partner. Vielleicht mag auch dieser das Buch lesen. Zumindest darf man es sich wünschen.

Rezension von Heike Rau

Berit Brockhausen
Warum machst du mich nicht glücklich?
176 Seiten, Klappenbroschur
Südwest Verlag
ISBN-10: 351708607X
ISBN-13: 978-3517086071

Rebecca Goldstein: 36 Argumente für die Existenz Gottes

Rebecca Goldstein: 36 Argumente für die Existenz Gottes

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Professor Cass Seltzer ist Religionspsychologe. Sein neues Buch mit dem Namen „Die Vielfalt religiöser Illusion“ verschafft ihm eine ungeahnte Aufmerksamkeit.
Erfolg scheint auch Frauen anzuziehen. Wie sonst ist es zu erklären, dass seine Exfreundin Roz sich wieder meldet. Sie überfällt ihn geradezu. Sie ist sogar bereit, Lucinda aus seinem Leben zu vertreiben, falls er das will. Nicht ahnend, dass diese Beziehung sich ohnehin gerade im Umbruch befindet.
Aber auch Cass Saltzer ist möglicherweise dabei, sich zu verändern. Um in die Zukunft blicken zu können, muss er die Vergangenheit Revue passieren lassen. Ist der Weg vorbestimmt, als Schicksal zu bezeichnen? Inwieweit haben sein eingeschlagener Bildungsweg und der Austausch mit anderen Menschen, zu seiner Meinungsfindung beigetragen? Was spielt der Glaube für eine Rolle? Für ihn und für andere? Lässt sich zwischen Erkenntnissen und Irrtümern die Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten?

Cass Seltzer mit seine Gedanken, Meinungen und Argumenten, ist sicher eine beeindruckende Persönlichkeit. Er ist die Hauptperson im Buch, auf ihn ist der Blick gerichtet. Einen Einstieg ins Buch zu finden fällt trotzdem schwer, gerade auch, weil Cass Seltzer ein Fremder bleibt.
Man muss den Kopf frei haben für dieses Buch und die langen Schachtelsätze. Es liest sich nicht leicht. So manchen verschlungenen Satz, muss man mehrmals lesen, um ihn erfassen zu können. Es reicht im Grunde nicht, das Buch zu lesen, man muss es durcharbeiten, sich gedanklich damit auseinandersetzen, sonst wird man bereits nach den ersten Seiten hängen bleiben.
Cass Seltzer betrachtet die Welt und die Menschen um ihn herum auf seine Weise und analysiert. Er ist ein Denker und Zweifler. Er ist auf der Suche nach dem Lebenssinn im täglichen Einerlei.
Er verknüpft das Wissen aus Lehrbüchern mit seinen eigenen Erfahrungen und versucht Schlüsse daraus zu ziehen. Oft ist er im Dialog mit sich selbst. So erkundet er unter anderem in wieweit Glaubensüberzeugungen aus der Kindheit das Leben beeinflussen. Er sucht nach einem Lebenskonzept, auch für sich selbst, nach mehr Beständigkeit, nach Regeln, nach Halt.
Die Geschichte gipfelt in einen öffentlichen Streitgespräch mit Felix Fidley, einem Professor für Volkswirtschaft. Das Thema ist „Gott existiert“. Wobei Fidley für die Überzeugung der Existenz Gottes eintritt, während Professor Seltzer diese These bestreitet. Man könnte dieses Gespräch auch als Zusammenfassung sehen und als Höhepunkt der Geschichte. Denn hier werden endlich alle Aussagen des Buches auf den Punkt gebracht.

Rezension von Heike Rau

Rebecca Goldstein
36 Argumente für die Existenz Gottes
Aus dem Amerikanischen von Friedrich Maler
560 Seiten, gebunden
Karl Blessing Verlag
ISBN-10: 3896674234
ISBN-13: 978-3896674234

John Irving: Letzte Nacht in Twistet River

John Irving: Letzte Nacht in Twistet River

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Der große alte Mann der amerikanischen Erzählkunst hat mit diesem Roman erneut seine ausufernde Fabulierkunst unter Beweis gestellt.

Er breitet seine Geschichten gerne langsam und mit vielen Vorläufen vor uns aus.

So trifft man den Koch Dominic und seinen Sohn Danny hoch oben am Twistet River zwischen Holzfällern und groben Kerlen an. Woher Dominic stammt, wie es zu einer Verkrüppelung seines Beines kam, und wie er zum Koch wurde, das wird in der Erzählung erst später aufgeschlüsselt, denn zuerst geht es einmal um die Atmosphäre im Holzfällermilieu.

Danny ist zwölf, und er ist neugierig. Er lebt bei seinem Vater, denn seine Mutter ist tot. Ihr Tod bleibt vorläufig ein Geheimnis. Langsam, beschaulich und wenig spektakulär verläuft das Leben von Vater und Sohn, in dem allenfalls der frühe Unfalltod des jungen Kanadiers Angel im Fluss für Aufregung sorgt.

Mit sich steigernder Intensität nähert sich John Irving dem eigentlichen Plot: in dem wilden Milieu der Holzfäller kommt es immer wieder zu Sauf- und Sexexzessen. Zu karg und schwer ist das Leben, als dass das Wochenende nicht zu ausufernder Triebbefriedigung herhalten muss. Anlässlich eines solchen Abends geschieht ein Unglück bei Dominik im Haus: sein Sohn Danny verwechselt Indianer Jane beim Beischlaf mit seinem Vater mit einem Bären und erschlägt sie mit einer Bratpfanne! Zu allem Unglück ist sie die Geliebte des Dorfpolizisten, und seine Rache ist ihnen gewiss!

So beginnt ein Leben auf der Flucht für Vater und Sohn, das sie weit herumkommen lässt von Boston nach Vermont, Iowa und zuletzt nach Kanada. In großen Zeitabständen nehmen wir an der jahrelangen Flucht der beiden teil.

Danny will Schriftsteller werden; ist das als symbolische Annäherung an den Autor zu verstehen?

Die geschilderten Typen im Holzfällerlager sind von markiger Herzlichkeit zugleich grob und rau, feinfühlig und  burschikos: die Palette ist breit, mit denen Irving seine Figuren agieren lässt. Die Abenteuer von Vater und Sohn auf der Flucht füllen Seite um Seite.

Am Ende zeigt John Irving wieder einmal seine großartige Fähigkeit, stimmungsvolle Schilderungen über Land und Leute zu entwerfen, mit denen ihn die Komik des Augenblicks, die Liebe, der Humor und das Leben mit seinem ganzen Facettenreichtum verbindet. Teilweise melancholisch, weise und klug unterhält uns John Irving in alt bekannter Weise. Danny und Sixpack erinnern sich zuletzt an den alten Freund Ketchup mit den Worten: „Wir versuchen, uns unsere Helden am Leben zu erhalten; deshalb erinnern wir uns an sie“. Dieses Motto könnte vielen Werken von John Irving vorangestellt sein.

Etwas breit angelegt und Geduld fordernd ist die ausufernde Schilderung. Irving-Liebhaber werden auf ihre Kosten kommen, wenn der Autor auch schon bessere Romane verfasst hat.

John Irving
Letzte Nacht in Twistet River
736 Seiten, gebunden
Diogenes, Mai 2010
ISBN-10: 325706747X
ISBN-13: 978-3257067477

Susanne Rieder: Das Selbstversorgerkochbuch

Susanne Rieder: Das Selbstversorgerkochbuch

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Man kann sich ein Stück weit mit Obst und Gemüse selbst versorgen. Aber auch wenn man keinen Garten hat, kann man einiges auf dem Balkon oder dem Fensterbrett kultivieren oder sich in der Natur bedienen. Das Kochbuch ist genau darauf ausgerichtet. Frische saisonale Zutaten bereichern jede, natürlich selbst zubereitete, Mahlzeit.

Geordnet ist die Rezeptauswahl nach Jahreszeiten. Salate, Suppen, Hauptgerichte und Desserts werden präsentiert.
In der Rubrik „Frühling“ findet man Folgendes: Einen „Frühlingssalat“ mit jungen Löwenzahn- und Bärlauchblättern, eine „Brunnenkressesuppe“, „Wildkräuterklöße“ mit Brennesel, Löwenzahn und Giersch und „Holunderküchlein“ als Dessert.
Für den Sommer gibt es eine reichhaltige Rezeptauswahl. Unter den Salaten findet man „Bunten Salat mit Himbeeren“, unter den Suppen „Kalte Gurkensuppe mit Rucola“. (Diese habe ich ausprobiert. Sie ist sehr erfrischend, auch durch die Schärfe des Rucolas, der an den Geschmack von Kresse erinnert.) Als Hauptspeise gibt es „Forellenfilet auf Mangold“ und als Dessert „Heidelbeerdatschi“.
Weiter geht es mit dem Herbst. Da kann man zum Beispiel wählen zwischen „Rote-Bete-Salat mit Nüssen“, „Pilzsuppe mit Semmelknödeln“, „Wirsingauflauf“ und „Apfelkompott“.
Auch für die kalte Jahreszeit, den Winter, werden Rezepte angeboten. Als Salat wird „Knackiger Feldsalat mit Birne“ vorgeschlagen. Als Suppe „Kartoffelsuppe mit Würstchen“, als Hauptgericht „Pastinaken in Sahnesauce“ und zum Dessert könnte es „Reisauflauf mit Trockenfrüchte“ geben.
So hat jede Jahreszeit ihre Highlights und für Abwechslung wird gesorgt.

Im Buch werden aber nicht nur Rezepte präsentiert. In jeder Jahreszeit kann man einiges selbst tun, um den Speiseplan zu bereichern. So erfährt man, wie man vorgehen muss, wenn man Wildkräuter sammeln will und wie man diese haltbar macht, etwa durch das Trocknen und Einfrieren oder das Einlegen in Öl, Essig oder Salz.
Joghurt und Frischkäse werden selbst zubereitet. (Den Joghurt habe ich versucht, selbst zu machen. Besonders fest ist er nicht geworden, hat sich aber gut als Trinkjoghurt geeignet. Mit dem Joghurtbereiter geht es dann doch besser. Aber es ist eine interessante Erfahrung.)
Man erfährt, wie man Sirup oder Obstsäfte herstellen kann und Dörrobst. Wie man Gemüse über den Winter einlagert. Mit Hilfe des Buches kann man Chutneys, Relishes und Saucen einkochen. Auch Weine und Liköre werden hergestellt und der Rumtopf angesetzt.
Man erhält sogar Anleitung wie man ein Brot selbst backen kann. (Ich habe das Dinkelvollkornbrot im Brotbackautomaten ausprobiert. Ich musste noch etwas Mehl nachgeben, weil der Teig nicht die richtige Konsistenz bekam. Dass man Obstessig zusetzen soll, hat mich skeptisch gemacht, so dass ich davon weniger genommen habe. Das Brot schmeckte aber sehr gut, fast wie ein Sauerteigbrot durch den Obstessig, in meinem Fall war es Apfelessig.)

Mit dem Buch hat man also viel Spaß. Man kann es das ganze Jahr über nutzen und mit den Sorten an Gemüse, Kräutern und Obst kochen, die nach Jahreszeit zur Verfügung stehen. Man kann für den Winter vorsorgen, in dem man die Möglichkeiten des Haltbarmachens für sich nutzt.
Die Rezepte sind, wenn man ein bisschen Erfahrung im Kochen hat, gut nachzuvollziehen. Manches ist kinderleicht zuzubereiten, anderes erfordert etwas mehr Aufwand. Die vorgestellte Küche ist aber hervorragend für die ganze Familie geeignet. Immer wieder findet man Rezepte die zwar einfach, aber dennoch so wunderbar sind, so dass man auch gut Gäste damit beeindrucken kann. Vieles ist so lecker, das muss man einfach mal wieder selber machen!

Rezension von Heike Rau

Susanne Rieder
Das Selbstversorgerkochbuch
Ernten, Sammeln, Zubereiten
160 Seiten, gebunden
VGS, Egmont Verlagsgesellschaften
ISBN-10: 380253705X
ISBN-13: 978-3802537059

Helga Pohl: Unerklärliche Beschwerden?

Helga Pohl: Unerklärliche Beschwerden?

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Es gibt Schmerzen, die lassen sich nicht erklären. Obwohl man von Arzt zu Arzt gegangen ist, konnte keine Diagnose gestellt werden. Eine organische Ursache für die Schmerzen wird also nicht gefunden und doch sind sie da. Dann wird man an einen Psychologen verwiesen. Denn manchmal drücken sich psychische Probleme auch in Schmerzen aus. Manchmal, aber eben nicht immer.

Dr. Helga Pohl arbeitete viele Jahre als Psychotherapeutin. Bis bei ihr die Rückenschmerzen zuschlugen und kein Arzt ihr helfen konnte. Erst körpertherapeutische Verfahren brachten Linderung. Helga Pohl weiß also, wie man sich fühlt, wenn man gesagt bekommt, dass Schmerzen nur eingebildet seinen. Sie hat sich deshalb beruflich neu orientiert und die „Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl®“ entwickelt, mit der sie Patienten von ihren psychosomatischen Beschwerden erlösen kann.

Besonders Patienten mit chronischen Schmerzen sprechen darauf an. Die Autorin findet die Ursache in Fehlhaltungen und Verspannungen. Mit Hilfe der Patienten sucht sie nach diesen verspannten Stellen und behandelt Muskeln und Bindegewebe gezielt.

In ihrem Buch erklärt die Autorin, wie Verspannungskrankheiten entstehen und wie diese dauerhafte Anspannung zu Schmerzen, einer ängstlichen Grundstimmung und zu Niedergeschlagenheit führen kann. Da hier also auch Gefühle und Empfindungen eine Rolle spielen, sieht sie psychische psychosomatische, funktionelle und orthopädische Störungen im großen Ganzen, behandelt entsprechend und knüpft an mit einem Körperbewusstseinstraining.

In ihrem Buch bietet Helga Pohl auch Hilfe zur Selbsthilfe. Man wird in die Lage versetzt, selbst zu erspüren, wo Schmerzen oder Missempfindungen herkommen könnten und kann dann mit Lockerungsübungen oder Haltungsänderungen schon einmal anfangen, für Abhilfe zu sorgen.

Schmerzgeplagten dürfte das Buch neue Hoffnung machen. Aber auch wer an anderen Befindlichkeitsstörungen leidet, wie etwa Angstzuständen, Übelkeit, Kloß im Hals oder sich in seiner Beweglichkeit eingeschränkt fühlt, sollte das Buch lesen. Erst einmal draufgebracht, sieht man seinen Körper mit anderen Augen. Kritisch betrachtet man sich selbst. Die Spürübungen und die anschließenden therapeutischen Übungen kann man ja gefahrlos ausführen. Sie sind in Textform ohne Bilder erklärt. Beim Lesen die Übungen auszuprobieren, geht natürlich nicht. Man muss sie also von jemanden vorlesen lassen oder selbst eine Tondatei aufnehmen.

Die Autorin schreibt sehr einfühlsam. Endlich wird der Patient mit seinen Schmerzen, seinen Gefühlen und Empfindungen ernst genommen. Nicht alles wird auf die Psyche geschoben, vielmehr finden sich tatsächlich körperliche Ursachen für das Leiden. Man lernt, seinen Köper mit seinen Reaktionen besser zu verstehen und bekommt erste Hilfsmaßnahmen genannt, den Verspannungen in Muskeln und Bindegewebe etwas entgegenzusetzen. Man hört, wie die Autorin Menschen in ihrer Praxis behandelt und welche erstaunlichen Erfolge sie mit ihrer Therapie erzielt hat.

Rezension von Heike Rau

Helga Pohl
Unerklärliche Beschwerden?
Chronische Schmerzen und andere Leiden
körpertherapeutisch verstehen und behandeln
448 Seiten, gebunden
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426656566
ISBN-13: 978-3426656563

Martin Page: Die besten Wochen meines Lebens

Martin Page: Die besten Wochen meines Lebens

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Ein liebestoller kluger Tor auf der Suche nach dem Glück!

Voller Selbstzweifel, Furcht und eingebildeter Krankheiten zieht der dreißigjährige Virgile durch Paris, immer auf der Suche nach dem Liebesglück. Seine Psychoanalytikerin versucht ihr Bestes, er aber bleibt verfolgt von seinen Zwängen und wartet auf Erlösung von seinen Ängsten.

Als er eines Tages auf dem Anrufbeantworter eine Frau mit Namen Clara hört, die mit ihm Schluss machen will, ist es ganz um ihn geschehen, denn er kennt überhaupt keine Clara, von einer Beziehung ganz zu schweigen. Er macht sich auf die Suche, diese ominöse Frau zu finden.

In seiner Werbeagentur ist er fleißig und zuverlässig. Dort erlebt er den Tag in einem fest gelegten Zeitrahmen, so dass er sich sicher und geborgen fühlt. Als ihm eines schönen Tages ein Aufstieg mit einer Gehaltserhöhung in der Agentur angekündigt wird, lehnt er das Angebot ab. Er hält es mit Marc Aurel: „Man muss im Leben gleichermaßen danach trachten, nicht zu verlieren und nicht zu gewinnen.“ Das ist ein schwieriges Unterfangen, das von Gegensätzen bestimmt wird.

Wir erleben einen Virgile, der gescheit, witzig und mit Selbstironie ausgestattet seinen Weg im Leben sucht immer bedroht von seiner Hypochondrie.

Mit Witz und Humor erzählt Martin Page von einem Helden, der einem Woody Allen gleich durchs Leben marschiert. Geistreich und überbordend kreiert der Autor immer neue Einfälle, mit denen er den Leser begeistert. Die Analytikerin trägt den symbolträchtigen Namen Zetkin, der an die bekannte sozialistische deutsche Frauenrechtlerin und ihr Wirken zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnert. Dass der Held seine Kindheit ausgerechnet in einem Wanderzirkus verbracht hat, gibt der Geschichte eine besondere Note.

In Bezug auf die merkwürdige Liebe zu Clara sagt Virgile den denkwürdigen Spruch: “Wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, diejenigen zu verlieren, die wir lieben könnten, gibt es nur ein einziges Mittel: Wir dürfen sie nicht in unser Leben hineinlassen“. Fantasie und Wirklichkeit vermischen sich bei ihm zu irrwitzigen Vorausahnungen.

Man darf sich amüsieren und erfreuen an einem Helden, der sich auf die Suche nach der vermeintlich nicht existierende Clara begibt. Paris mit einer Mischung aus Freiheit, Kunst und gutem Leben wird hautnah spürbar.

Teils als Hypochonder und teils als verliebt – ängstlichen jedoch klugen Toren sieht man den Helden der Geschichte auf der Suche nach dem Glück! Das Ende wird überraschen!

Martin Page ist ein erfolgreicher französischer Autor, der bereits mit zahlreichen Romanen von sich reden machte. Seinem ersten Roman „Antoine oder Idiotie“ war gleich ein großer internationaler Erfolg beschieden. Dieses Buch reicht an seinen ersten Erfolg nicht ganz heran glänzt jedoch auch mit Witz und Einfallsreichtum.

Martin Page
Die besten Wochen meines Lebens
208 Seiten, gebunden
Thiele Verlag, Februar 2010
ISBN-10: 3851791207
ISBN-13: 978-3851791204

Rafael Sabatini: Captain Blood

Rafael Sabatini: Captain Blood

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Als Kapitän Jeremiah Pitt den Arzt Peter Blood bittet, Lord Gildoy, der schwer verwundet ist, zu helfen, kommt dieser sofort mit und folgt ihm auf den Hof des Freibauern Baynes. Er beginnt mit der Behandlung bis Hauptmann Hobert von Colonel Kirkes Dragonern auftaucht und in Lord Gildoy natürlich sofort einen Rebellen ausmacht, der an den Galgen gehört. Auch Jeremiah Pitt wird gefunden. Lord Gildoy wird weggebracht, die anderen verhaftet. Zwei Monate später wird Peter Blood vor Gericht gestellt und wegen Hochverrats angeklagt. Sein Zorn gegen König James II. wächst.
Blood, Pitt und Baynes überleben die Kerkerhaft. Ihrer Verhandlung sitzt Richter Lord Jeffreys vor, der einen furchtbaren Ruf hat. Auch wenn Mr. Blood diesen Richter mit seinem Widerspruch fast zum Wahnsinn treibt, kommt es zum Todesurteil. Dies wird allerdings nicht vollstreckt, vielmehr sollen die Gefangenen nach Barbados verbracht werden, wo auf den Plantagen Sklaven gebraucht werden. Die drei Sträflinge überstehen die Überfahrt, dank Mr. Bloods medizinischen Kenntnissen.
Blood weckt die Aufmerksamkeit Arabella Bishops, der daraufhin von ihrem Onkel, dem jähzornigen Plantagenbesitzer Colonel Bishop, gekauft wird.
Mr. Blood hat Glück im Unglück. Er darf seinen Beruf ausüben, statt auf den Plantagen zu schuften. Dennoch schmiedet er bei erster Gelegenheit mit Pitt Fluchtpläne. Er nutzt die vielleicht einzige Chance, übernimmt mit seinen Männern in einer waghalsigen Aktion ein Piratenschiff und wird zu Captain Blood, einem gefürchteten Freibeuter.

Die Geschichte Captain Bloods ist überaus abenteuerlich beschrieben. Der ausgefeilte Schreibstil ist beeindruckend. Der Autor spricht den Leser direkt an, bezieht ihn praktisch in seine Überlegungen mit ein. Man ist ganz nah am Geschehen dran, so der Eindruck.
Dr. Blood ist eine überaus beeindruckende Persönlichkeit. Selbst mit dem Kopf in der Schlinge, versucht er noch zu diskutieren und setzt so manchen Gegner allein mit Worten außer Gefecht. Er wird als Gentlemen-Pirat vom Autor beschrieben, der nie auf das Niveau eines wilden Abenteurers herabsinkt. Stets sind Würde und Anstand zu wahren. Er ist ein Genie, nicht nur was seine Fähigkeiten als Arzt angeht. Auch als Captain hat er einen guten Stand und verblüfft mit überaus genial geplanten Seegefechten, denen man mit ungeahnter Spannung beiwohnt. Blood beweist sich als großartiger und tollkühner Seemann.
Aber auch die Liebe hat in diesem Abenteuerroman ihren festen Platz. Es ist die leidenschaftliche und schmerzhafte Liebe zu Arabella Bishop, die Blood umtreibt. Sie hat einen festen Platz in seinem Herzen, sogar sein Schiff benennt er nach ihr. Diese Liebe bringt ihn fast zu Fall, da sie von Missverständnissen geprägt ist. Auch tiefe Gefühle werden authentisch beschrieben.
Man hält Captain Blood für einen wahren Helden, auch wenn ihm der Autor mit einiger Ironie begegnet. Wie weit Wahrheit und Dichtung tatsächlich zusammenhängen erfährt man am Ende des Klassikers (die Originalausgabe erschien 1922) durch einer Einschätzung des Autors George MacDonald Fraser, die sehr aufschlussreich ist.

Rezension von Heike Rau

Rafael Sabatini
Captain Blood
Aus dem Englischen von Joachim Pente
Unionsverlag, Zürich
409 Seiten, broschiert
ISBN-10: 3293204902
ISBN-13: 978-3293204904

Christine Scholtyssek: Papageienspielplatz selbst gemacht

Christine Scholtyssek: Papageienspielplatz selbst gemacht

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Papageien und Sittiche wollen beschäftigt werden. Jeder Tierhalter weiß das. Nicht ist schlimmer als Langeweile. Wenn dann die Tapete angeknabbert wird oder an den Möbeln die Krallen gewetzt werden, muss man handeln. Anregung findet man im Buch „Papageienspielplatz selbst gemacht“. Teuer werden muss das nicht. Denn Haushalt und Natur halten genug bereit, das man nutzen kann.

Es gibt im Buch eine kleine Materialkunde. Hier kann man sehen, was man für den Spielplatzbau nutzen kann. Einer Tabelle kann man entnehmen, welche Gehölzarten unbedenklich für Vögel sind und auf was man achten muss, wenn man sich in der Natur bedient. Auch Dinge aus dem Haushalt werden genutzt. Das können Flaschenkorken, Eierkartons, Papprollen und anderes sein. Dazu kommt eine kleine Auswahl an Werkzeug, das man aber ohnehin meist Zuhause hat. Etwas Paketschnur, Karabinerhaken, Ketten usw. und schon hat man alles, was man braucht.

Dann kann man sich von den vorgestellten Ideen im Buch inspirieren lassen und loslegen: Mobiles bauen und Schaukeln, Leitern oder Brücken fertigen. Ganze Abenteuerspielplätze kann man zusammenstellen.

Das Highlight ist eine selbst gebaute Zimmervoliere. Das stellt man sich äußerst schwierig vor. Doch mit der Anleitung im Buch sollte es klappen. Man muss kein Profi sein, aber schon über etwas handwerkliches Geschick verfügen. Die Anleitung ist sehr ausführlich gehalten. Jeder noch so kleine Schritt wird bedacht. Dazu gibt es viele Tipps und Ratschläge, die man beachten sollte, damit das Vorhaben gelingt. Fotos verdeutlichen die Ausführungen im Text.
Man erhält natürlich auch eine Anleitung zum Einrichten der Voliere, so dass die Vögel sich dann auch richtig wohlfühlen können.

Das folgende Kapitel erwartet man nicht im Buch, freut sich dann aber umso mehr, dass man es vorfindet. Es geht um „Leckeres aus der Vogelküche“. Auch mit selbstgepflückten Kräuter- und Gräsersträußchen von der Wiese kann man Papageien und Sittiche gut beschäftigen und etwas für ihre Gesundheit tun. Wieder kann man einer Tabelle entnehmen, welche Pflanzen geeignet sind und erfährt, was man beim Sammeln beachten muss. Beschrieben wird außerdem, wie man Quellfutter herstellt. Und wer nicht oft Gelegenheit hat, in die Natur zu gehen, kann einen eigenen kleinen Garten im Blumentopf anlegen. Interessant ist auch das selbst hergestellte Knabbergebäck in beliebiger Form. Da weiß man genau, was drin ist.

Das Buch bietet wirklich sehr viel Anregung. Für Beschäftigung zu sorgen, ist so gar kein Problem. Es macht Spaß zu basteln und Pflanzen zu sammeln. Hier kann man auch gut Kinder mit einbeziehen. Wer die Herausforderung sucht, kann sich am Bau der Voliere ausprobieren. Schön ist, dass immer die Bedürfnisse der Vögel im Auge behalten werden. Man spart mit dem Buch auch Geld, weil man nicht mehr so viel in der Zoohandlung kaufen muss. Vieles, was in der Papiertonne landen würde, wird noch einmal wiederverwertet. Wenn man die Ratschläge im Buch beachtet, sind der Kreativität beim Vogelspielplatzbau kaum Grenzen gesetzt.
Zusätzlich gibt es im Buch einen Service-Teil. Hier findet man weiterführende Literatur und Adressen zu hilfreiche Webseiten

Rezension von Heike Rau

Christine Scholtyssek
Papageienspielplatz selbst gemacht
96 Seiten, 50 Farbfotos, 34 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 3800151723
ISBN-13: 978-3800151721

Yasmina Khadra: Die Sirenen von Bagdad

Yasmina Khadra: Die Sirenen von Bagdad

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Leben und Sterben in einem ausweglosen Krieg.

Einmal mehr geht es in diesem Roman um den Irakkrieg, der ganze Familien auseinander gerissen und ein Volk in Trauer und Verzweiflung gestürzt hat. Am Einzelschicksal erkennt man die Tragweite eines Krieges, der vor keinem Übel und keiner moralischen Verwerfung halt macht.

Fernab vom Kriegsgeschehen in Bagdad leben die Dorfbewohner in Kafr Karam abgeschottet und zufrieden ihr Leben. Der Icherzähler ist Student und konnte sein Studium seit dem Ausbruch des Irakkrieges nicht mehr fortsetzen. Die meisten Dorfbewohner sind weitläufig verwandt. Jeder gehört auf irgendeine Weise zum gleichen Stamm. Als Suleiman, der geistig behinderte Sohn des Schmieds, sich eine schwere Verletzung zuzieht, hält auch in diesem abgeschiedenen Ort das Unheil Einzug. Auf der Fahrt zur nächsten Krankenstation geraten der Schmied mit seinem Sohn und der Icherzähler in eine amerikanische Militärkontrolle. Die Ereignisse danach zeigen die ganze Härte und Grausamkeit des Krieges. Suleiman verliert sein Leben und das Dorf seine Unschuld. Fortan regieren auch hier Furcht und Misstrauen. Symbolträchtig, apokalyptisch und dramatisch wächst später mit einem Überfall auf das Dorf ein unbändiger Hass bei den Bewohnern. Als Folge seiner traumatischen Erfahrungen flieht der Student nach Bagdad, um sich Terroristen anzuschließen. Er will die Ehre seiner Familie retten und gegen die Unterdrückung seines Landes kämpfen. Der perfide Auftrag, zu dem er auserkoren wird, könnte am Ende die ganze Menschheit zerstören.

Yasmina Khadra kennt die Worte und weiß um die Gefühle seiner Protagonisten, die ihre eigenen Riten haben und Traditionen folgen, die niemand verletzen und herabsetzen darf.

Wortmächtig und mit poetischer Kraft begabt bezeugt Y. Khadra wie aus einfachsten Anfängen Hass entsteht, der die Verständigung zwischen Orient und Okzident zerstört. Tief steigt man in die mythologische Geistesgeschichte des Orients ein. Khadra zeigt uns die Unterschiede zwischen den Kulturen, die eine Annäherung unmöglich machen. Da gibt es keine Übereinstimmung und keine Verständigung, denn hier begegnen sich Welten, die nichts mit einander gemein haben. Keine Überzeugungsarbeit und keine Kriege können aus Beduinen westlich orientierte Demokraten machen. Zu tief verankert sind sie in ihren hierarchischen und familiären Strukturen, nach denen sich im Orient die Menschen richten.

Ein aufrüttelndes und aufklärendes Buch ist dem Autor gelungen, das nachhaltig beeindruckt.

Der unter dem Pseudonym Yasmina Khadra schreibende Schriftsteller stammt aus Algerien und lebt heute in Frankreich. Er war einst hoher Offizier in der algerischen Armee, bevor er nach Frankreich ins Exil ging. Er begann schon früh zeitkritische und anspruchsvolle Kriminalromane zu schreiben, die mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden.

Yasmina Khadra
Die Sirenen von Bagdad
320 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag, April 2010
ISBN-10: 3423138653
ISBN-13: 978-3423138659

Peter Dempf: Das Haus der roten Dämonen

Peter Dempf: Das Haus der roten Dämonen

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Prag im Jahre 1570. Jan lebt im Waisenhaus. Mit 15 Jahren holt ihn Messer Arcimboldo zu sich, der ein Maler ist. Sein Adlatus Contrario spricht allerdings noch von ganz anderen geheimnisvollen Talenten, die sein Meister haben soll. Contrario selbst, schein ein Arzt zu sein. An seinem ersten Tag begleitet Jan den Adlatus zu Patienten, die von diesem zur Ader gelassen werden.

Das Haus des Malers beeindruckt mit einem großen Atelier. Jan bekommt ein eigenes Zimmer, wenn auch kein schönes. Beim Erkunden des Hauses erlauscht Jan ein Gespräch zwischen Messer Arcimboldo und seinem Adlatus. Es geht um das Blut von Sterbenden. Jan fragt sich, ob Arcimboldo möglicherweise ein Alchemist ist.

Jan hilft bei der Herstellung von Farbpulver. Als er zurück in seinem Zimmer ist, fallen ihm Veränderungen auf. Alles ist ein bisschen anders, die Wände, das Fenster, die Stelle, wo das Bett steht. Aber vielleicht hat auch nur jemand von der Dienerschaft aufgeräumt.

Julias Großvater ist durch den Aderlass, denn Contrario durchgeführt hat, verstorben. Das Mädchen glaubt, der Adlatus habe ihn auf dem Gewissen. Jan begegnet ihr auf der Burg, wo Seine Majestät Rudolf der II. sich von Messer Arcimboldo und dem Bildhauer Messer Mond Ideen für den Festumzug aufzeigen lässt. Messer Mond glaubt die besseren Einfälle zu haben. Doch Arcimboldo ha ein seltsames Wesen auferstehen lassen. Jan und Julia halten es für einen Dämon. Doch Rudolf der II. wünscht sich, dass solche Tiere beim Festumzug mitlaufen. Hans Mont ist aus dem Spiel und sehr verärgert darüber.

Julia erfährt von Rabbi Löw, dass der Meister über eine ganz besondere Gabe verfügt. Jan wird vom Haus des Malers, das ein Eigenleben führt und seine Bewohner manipulieren kann, gezwungen, sich etwas anzusehen. Jan sieht, wie Contrario ein Dämonenwesen malt und zum Leben erweckt. Auch er kann offenbar Bilder lebendig werden lassen. Doch führt er damit nichts Gutes im Schilde.

Messer Arcimboldo verfügt tatsächlich über ganz besondere Fähigkeiten. Er kann Bilder lebendig werden lassen und damit ganz außergewöhnliche Wesen für den Festumzug auferstehen lassen. Sein Adlatus Contrario soll ihm eigentlich eine Stütze sein. Doch er wird zum Gegner Arcimboldos. Auch er übt sich in der Erschaffung von Wesen. Grässliche Kreaturen, die ihm zu Macht und Ansehen verhelfen sollen.

Jan, eigentlich froh, aus dem Waisenhaus zu sein, glaubt zunächst eine Ausbildung bei einem Maler beginnen zu dürfen. Aber im Haus Arcimboldos fallen ihm sofort Merkwürdigkeiten auf. Von Anfang an spürt man eine Unheimlichkeit zwischen den Zeilen mitschwingen, die sofort Interesse an der Geschichte weckt, die ganz außergewöhnlich zu sein scheint. Und tatsächlich ist das Buch ein ganz besonderes. Man wird von der Spannung gefangen genommen, bis man alles um sich herum vergisst. Messer Arcimboldo tut etwas in seinem Haus, das eigentlich unmöglich ist. Und sein Adlatus lernt eifrig, verfolgt aber ganz andere Ziele, bis die beiden auf teuflische Art und Weise aneinandergeraten.

Zum Glück gewinnt Jan in Julia eine Freundin, auch wenn die Annäherung am Anfang von Misstrauen überschattet wird. Als Leser freundet man sich schnell mit den beiden an. Sie sind der Orientierungspunkt in einer Geschichte, die immer düsterer, unheimlicher und auch turbulenter wird. Aber nicht nur diese beiden Personen sind gut charakterisiert. Man kann nur staunen, welchen Figuren man im Verlauf der Geschichte begegnet. Hier werden Grenzen überschritten, bis bald alles möglich scheinen lassen.

Man kann die Fantasie des Autors nur bewundern. Immer wieder wird man mit neuen, unglaublichen Ideen überrascht. Spektakulär zu nennende Szenen gibt es viele. Und trotzdem erscheint die Geschichte wirklich, weil sie gut erzählt ist. Ein wirklich aufregendes Buch!

Rezension von Heike Rau

Peter Dempf
Das Haus der roten Dämonen
464 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
cbj Verlag, München
ISBN-10: 3570137538
ISBN-13: 978-3570137536