Simone Lappert: Der Sprung

Simone Lappert: Der Sprung

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Eine Frau Steht auf dem Dach eines Hauses in einer mittelgroßen Kleinstadt. Sie wird entdeckt von Menschen, die sie kennen und von anderen, die sich fürchten vor dem, was da kommen mag. 

In einer Reihe von literarischen Porträts der Zuschauer des aufregenden und beängstigenden Vorgangs erfährt man, wie ein jeder sein Leben lebt. Durch die Dramatik des Spektakels verlieren einige das innere Gleichgewicht. Andere sind eher sensationslüstern, erleben das Ganze als Nervenkitzel, das sie aus dem öden Alltag reißt.

Ja, diese Frau will offensichtlich Suizid begehen.

Klug aufgebaut macht uns die Autorin bekannt mit dem, was ein Kleinstadtleben ausmacht. Jeder hat sein eigenes Schicksal. Glück und Unglück, Eintönigkeit und Langeweile liegen nahe beieinander. Aber ein Einsatz wie den, den die Frau auf dem Dach bei Polizei und Feuerwehr auslöst, findet man nicht alle Tage. Schlagartig beleuchtet das Schicksal von Manu, so heißt die Frau auf dem Dach, auch die Schicksale der anderen. In einzelnen Kapiteln wird jeder/ jede in seinem Umfeld beobachtet.

Der Polizist wird früh morgens zum Einsatz gerufen, gerade als er sich überlegt, wie er sich seiner Frau verständlich machen könnte, die sich über sein ständiges Schweigen beschwert hat.

Finn bewundert seine Freundin, die Frau auf dem Dach, für ihre gärtnerischen Fähigkeiten und ihre Naturliebe.
Seine Äußerung „Ich kenne wirklich niemanden, der so ist wie du“ und ihre Antwort „Trifft das nicht auf jeden zu, dem man begegnet“ (S. 43) stehen in ihrer Einfachheit fast als Beispiel für alle Begegnungen in dem Roman.
Es sind zahlreiche Figuren, auf die man trifft. Fast möchte man meinen, eine jede Romanfigur gleicht in ihrer Darstellung einer eigenen kleinen abgeschlossenen Erzählung.
Doch eines treibt alle, auch den Leser, an: wie wird die Geschichte weitergehen, wie wird sie ausgehen?

Mit ihrer lebensklugen und feinen Beobachtungsgabe wird der Leser von Simone Lappert mitgenommen auf eine Reise ins Ungewisse. Der Alltag ringsum, und die Entwicklungen, die sich beim Lesen auftun, nehmen einen ganz gefangen. Bei einigen gibt es nur die Öde und Langeweile, die sie zu Zuschauern der Schauergeschichte machen. Denn Manu schmeißt auch noch mit Ziegeln um sich. Neugierde und Sensationslust füllt rundum die Straßen und Gaststätten mit Gaffern und Zuschauern. Simone Lappert gewährt einen Blick hinter die Kulissen des schönen Scheins. Aufgewühlt durch die Nähe des möglichen Suizids brechen Familienkonflikte auf und schwelende Wut, Eifersucht und gelegentlich auch Einsicht bringen die Menschen aus dem Gleichgewicht. Die Autorin wählt mir ihrer Darstellung das Soziogramm eines kleinen Bezirks der Stadt, in der die festgefügte Ordnung zwischen Freunden, Verwandten und losen Beziehungen innerhalb weniger Tage aufbricht.

Der Roman bietet Spannung pur ohne mit einer gewissen Ruhe im Detailreichtum der Geschichten einzelner für den Ausgleich zu sorgen, mit dem man sich geduldig dem Ende nähert. 

Sehr lesenswert!

Simone Lappert
Der Sprung
336 Seiten, gebunden
Diogenes, August 2019
ISBN-10: 3257070748
ISBN-13: 978-3257070743
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