Franzobel: Einsteins Hirn

Franzobel: Einsteins Hirn

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Eigentlich soll Albert Einstein nach seinem Tod umgehend verbrannt werden. Doch der Pathologe Thomas Stoltz Harvey erdreistet sich, bei der Autopsie das Gehirn zu entnehmen, nicht ahnend, dass es ihn über 40 Jahre lang begleiten wird. Die Familie empört sich, aber schließlich stimmt der Nachlassverwalter Otto Nathan, der auch ein enger Freund Albert Einsteins war, unter gewissen Bedingungen einer entsprechenden Forschungsarbeit zu, die den Pathologen allerdings gnadenlos überfordert. Harvey will der Genialität des Physikers auf die Spur kommen, hat aber nicht die entsprechenden Möglichkeiten. Er pokert hoch, wird berühmt und zahlt dafür einen Preis. Er lügt, hält hin und erfindet dies und das. Aber er ist fasziniert von diesem Hirn, das von ihm zersäbelt und konserviert in Einmachgläsern ausharrt und schließlich beginnt, mit ihm zu sprechen.

Die Jahre kommen und gehen. Das Rad der Geschichte dreht sich weiter. Der Leser bekommt einen tiefen Einblick in das Leben des Pathologen und das Zeitgeschehen. Das Hirn des Nobelpreisträgers beendet seine berufliche Laufbahn, bringt ihm Ärger ein, lässt drei Ehen scheitern, setzt ihn unter Druck und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Und doch will er es nicht hergeben.

Es ist eine erstaunliche Geschichte entstanden, die sich genau so ereignet haben könnte oder zumindest so ähnlich. Der Rahmen stimmt jedenfalls und die Hintergründe sind perfekt recherchiert und soweit Tatsache. Und so einiges, das die Geschichte spannender macht, ist mit viel künstlerischer Freiheit und einem gewissen Hang zu bissiger Ironie eingewoben. Das funktioniert ganz gut. Es ist schon interessant, wie der Autor die Vorstellungskraft anregt, indem er Personen zeichnet, das Zeitgeschehen einfließen lässt und Begebenheiten auf seine Weise ausschmückt. Das nicht eben geradlinig verlaufende Leben des Pathologen Thomas Stoltz Harvey ist auf faszinierende Weise dargestellt. Im letzten Drittel zieht es sich allerdings dann doch ein bisschen.

Rezension von Heike Rau

Franzobel
Einsteins Hirn
544 Seiten, gebunden
‎Paul Zsolnay, Januar 2023
ISBN-10: 3552073345
ISBN-13: 978-3552073340
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