Richard Ford: Valentinstag

Richard Ford: Valentinstag

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Richard Ford nimmt uns noch einmal mit zu seinem Helden Frank Bascompe, mit dem wir schon so lange Jahre in zahlreichen Büchern die amerikanische Gesellschaft kennenglernt haben.
Jetzt ist er 74 Jahre alt. Er wollte ein zurückgezogenes Dasein fristen, hat er doch lange genug gearbeitet.

Nun aber ist sein zweiter Sohn Paul schwer krank. Er ist 47 Jahre alt und wird nicht mehr lange leben.
So machen sich die zwei zu einer Fahrt im Wohnwagen durch Amerika auf den Weg. Von Minnesota bis zum Mount Rushmore soll die Reise gehen.
Sie waren sich nie sehr nah. Jetzt fordert sie das Schicksal heraus, denn der Tod ist nicht mehr fern.

Wie immer sind es die Details der kleinen Leute, die das amerikanische Kleinstadtidyll prägen.
Frank erinnert sich seiner Ehe und prüft auf dieser Reise ein letztes Mal seine männliche Anziehungskraft.
Paul, sein Sohn, ist bizarr in seinen Gesten, seinem Auftreten und in seinem Verhalten. Er hat ALS, eine Nervenkrankheit, die nach und nach alle Organe mit Lähmungen befällt. Ihn erwartet ein trauriges Ende. Frank ist sich dessen sehr bewusst.
Es entsteht ein Roadmovie, bewegend und den Alltag spiegelnd auf einer langen Reise.

Kein wirklicher Handlungsstrang ist erkennbar. Man fährt durchs Land und lässt die Landschaft auf sich wirken. Die Reiserfahrungen sind nicht aufregend. Ein Hotel hier, ein Motel dort; eine Autopanne und das Fortkommen auf andere Weise. Menschen, die den beiden begegnen, einmal hilfreich, dann wieder reizvoll anziehend: Fantasien über Sex und die Liebe. Und immer wieder Ärzte, wenn es Paul schlecht geht.

Vater und Sohn kommen sich näher. Paul ist witzig, zuweilen sarkastisch, manchmal auch einfach albern. Der Vater lässt sein Leben vor seinem inneren Auge vorüberziehen. Die missglückte Ehe, den Tod seines ersten Sohnes: es gab Ereignisse, die ihn in der Erinnerung melancholisch stimmen. Die Gegenwart mit den Unbilden der Reise fordern seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit.
Mit wachem Blick umkreist er sein Leben und das seines Sohnes. Wie wird das Ende sein?

Wie alle Romane über den Helden Bascombe zeigt auch dieser Roman, wie viel Richard Ford vom Leben und den Menschen versteht. Sein Held ist von reger Beobachtungsgabe und durchaus dem Leben zugewandt. Vor allem aber beginnen Vater und Sohn einander zu verstehen. Es entbehrt nicht einer gewissen Rührung, wenn Frank seinem Sohn bei den Intimverrichtungen helfen muss. Mit einer gewollt burschikosen Weise gehen sie diese Dinge an.

Spürt man am Ende nicht eine gewisse Zärtlichkeit?
Die ganze Reise ist ein „Miteinander-leben-lernen“.

Niemand versteht die amerikanische Gesellschaft und ihre Lebensweise besser als Richard Ford, der diese Kenntnis hier wieder einmal unter Beweis stellt. Gelegentliche Längen können den Gesamteindruck nicht schmälern, dass es sich hier um ein abgerundetes Meisterwerk handelt.

Richard Ford
Valentinstag
Hanser Berlin, August 2023
384 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3446277323
ISBN-13: 978-3446277328
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