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Autor: hera

Pawel Sanajew: Begrabt mich hinter der Fußleiste

Pawel Sanajew: Begrabt mich hinter der Fußleiste

Es vergeht keine Stunde, ohne dass die Großmutter auf das Gröbste flucht und schimpft. Der Großvater ist für sie ein stinkender alter Esel und ihr Enkelkind Sascha ein dreimal verfluchtes, verkommenes Miststück. Während der Großvater seinem Zuhause Tage oder auch für Stunden den Rücken kehren kann, ist Sascha daran gefesselt. In die Schule geht er nur selten. Er ist krank. Ein Staphylococcus frisst sein Gehirn auf. Die Großmutter hält den Jungen am Leben. Sie kennt sich besser aus als die Ärzte und weiß genau wie die chronischen Stirn- und Kieferhöhlen- und Mandelentzündungen, der Leberschaden, die Niereninsuffizienz und die Pankreatitis zu behandeln sind. Sie weiß auch, woher die Krankheiten kommen. Sascha muss für die Sünden seiner Eltern büßen.

Die Großmutter redet dem Jungen ein, so gut wie tot zu sein. Sie macht ihm glauben, er verfaule ganz langsam. Sascha macht sie damit eine ungeheure Angst. Es ist für ihn ein Schreckenszenario, sich vorzustellen auf einem Friedhof in der Erde unter einem Kreuz zu liegen. Viel lieber möchte er hinter der Fußleiste begraben werden, wo durch die Ritzen etwas Licht fällt.

Der Autor lässt Sascha die Geschichte selbst erzählen. Sie gewinnt dadurch an Dramatik und an Glaubwürdigkeit. Einen Menschen wie die Großmutter kann man sich dennoch nur schwer vorstellen. Das Buch ist vollgestopft mit ihren Flüchen und Beschimpfungen, die sehr betroffen machen. Der Autor offenbart erst spät im Verlauf der Geschichte, warum die Großmutter so geworden ist, dass sie eine Wand um sich herum zum Selbstschutz gebaut hat. Eine Entschuldigung für ihre Art ein Kind und auch ihren Ehemann zu quälen, ist das aber nicht. Der Autor lässt den Leser auch manchmal durchblicken durch diese dicke Wand, zeigt, dass die Großmutter sehr wohl Liebe empfinden kann. Wenn Sascha sehr schwer krank ist, umgibt sie ein Hauch von Wohlwollen.

Das Buch löst daher sehr widersprüchliche Gefühle aus. Es ist nicht einfach zu lesen, so eindringlich ist seine Dramatik. Die Charaktere werden in ihrer Zerrissenheit sehr tiefgehend beschrieben. Viele Szenen wirken auf makabere Weise geradezu komisch. Aber diese Komik löst kein Lachen aus, sondern Traurigkeit. Das Buch liegt dann auch bleischwer im Magen. Entgehen lassen, sollte man es sich trotzdem nicht. Die Art des Autors zu schreiben, ist außergewöhnlich.

Über den Autor:
Pawel Sanajew, der einer berühmten russischen Schauspielerfamilie entstammt, wurde 1969 in Moskau geboren. Er studierte an der Filmhochschule und arbeitete dann als Drehbuchautor und Synchronisator. Sein erster Film, der Thriller „Letztes Wochenende“ kam 2005 in die Kinos und wurde auf Filmfestivals ausgezeichnet. „Begrabt mich hinter der Fußleiste“, das für den russischen Bookerpreis nominiert wurde, ist sein erstes Buch.

Rezension von Heike Rau

Pawel Sanajew
Begrabt mich hinter der Fußleiste
Aus dem Russischen von Natascha Wodin
240 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3-88897-464-9
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Das gestohlene Lachen

Das gestohlene Lachen

Miles ist 11 Jahre alt. Seit er aus dem Waisenhaus geflohen ist, lebt er in einem großen Weinfass. Bei ihm ist sein Stoffbär Mandarine. Eines Tages beobachtet Miles, wie ein Zirkus ankommt und das große Zelt aufgebaut wird. Er schläft darüber ein und als er wieder erwacht, sitzt ein Königstiger vor dem Fass. Der Tiger wundert sich, dass Miles nicht wegrennt. Miles dagegen kann kaum glauben, dass der Tiger sprechen kann und doch tut er es. Der Junge hat Angst, doch der Tiger will ihn gar nicht fressen. Er geht wieder.
Miles glaubt daraufhin, geträumt zu haben. Aber am nächsten Tag will er sich den Zirkus genauer ansehen und überprüfen, ob es da wirklich einen Tiger gibt.

Miles schleicht sich in die Nachmittagsvorstellung. Es ist unbequem unter der Sitzbank und die Sicht ist auch nicht gut. Bei einem besonderen Kunststück lässt er sich täuschen. Schon glaubt er, die kleine Artistin stürzt vom Turm. Doch wie es aussieht, kann das Mädchen fliegen. Miles, der unvorsichtig geworden ist, wird bei Zusehen erwischt und rausgeschmissen. Draußen setzt er seine Suche nach dem Tiger fort und entdeckt ein ihm unbekanntes furchterregendes Tier, das wie ein Yeti aussieht. Schnell läuft er weg und findet diesmal die kleine Artistin. Sie ist eingesperrt, doch Miles gelingt es, dem Großen Cortado den Schlüssel zu stehlen und sie zu befreien. Die Zirkusleute lassen das Zero los. Miles schafft es, das Untier auf die falsche Fährte zu locken. Trotzdem findet und zerstört das Zero sein Fass. Die kleine Artistin Little und Miles gehen zu Lady Partridge, die in einem Baumhaus lebt. Ihr vertrauen die Kinder die ganze Geschichte an. Nun erfährt Miles auch, dass Littles Flügel echt sind und sie ein Liedengel ist.

Sie ist dem Sturmengel Silverpoint auf die Erde gefolgt. Die beiden sind gefangengenommen worden. Nun sucht Little nach Silverpoint. Möglicherweise ist er im Palast des Lachens. Das jedenfalls haben die Affen gesagt. Miles besitzt eine gefundene Eintrittskarte. Er will Little bei ihrer Suche helfen. Dass es bei diesem Abenteuer auch gilt, die Welt zu retten, weil der Große Cortado mit fiesen Methoden das Land hypnotisiert, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Die Geschichte ist sehr spannend. Außerdem beweist der Autor Fantasie. Immer wieder überrascht er den Leser mit einem ungewöhnlichen Fortgang der Geschichte. Fast märchenhaft mutet die Geschichte um den Waisenjungen Miles an. Man empfindet Mitleid mit ihm. Doch das braucht er gar nicht. Tapfer nimmt der Junge allen Mut zusammen und beißt sich durch. Die Personen und Tiere in diesem Buch sind alle ungewöhnlich. Die Liedfee Little, der sprechende Tiger, die absonderliche alte Lady Partridge, das unheimliche Zero oder der gewissenlose Große Cortado sind nur einige davon. Es gibt in diesem Buch Engel und Ungeheuer, Menschen, die Kinder lieben und solche, die sie hassen. Trotzdem verliert man nicht den Überblick. Das könnte am Schreibstil des Autors liegen. Seine Geschichte wirkt, wie mit Worten gemalt. Jedes Detail ist klar zu erkennen. Die Buch wird dadurch zu einem wahren Leseerlebnis. Zudem vermittelt der Autor eine klare Botschaft zum Thema Freundschaften.
Das gestohlene Lachen ist der erste Band einer Trilogie und trotzdem erfreulicherweise in sich abgeschlossen.

Rezension von Heike Rau

Jon Berkeley
Das gestohlene Lachen
Die unglaublichen Abenteuer von Miles und Little
Aus dem Englischen von Gerald Jung und Katharina Orgaß
400 Seiten, gebunden
ab 10 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3-473-34491-8
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Schaf, Kindchen, Schaf!

Schaf, Kindchen, Schaf!

Es gibt Menschen, die träumen ohne zu schlafen. Auch Tines Papa ist so ein Tagträumer. Ständig träumt er davon, Schafe zu besitzen. Wenn er beim Spazieren gehen, eine Schafherde sieht, ist er hin und weg. Eines Tages fragt er den Schäfer, ob er ihm ein Schaf schenken würde. Und der tut es tatsächlich. Schafe sind allerdings keine Einzelgänger. So kommt ein Schaf nach dem anderen in den Garten. Zum Schluss sind es zehn Tiere, die den Rasen kurz halten. Es macht Spaß, auf der Veranda zu sitzen und den Schafen beim Fressen zuzusehen, das finden auch Tochter Tine und ihre Mutter.
Als es langsam Winter wird, kommt die Familie in Bedrängnis. Die Schafe können schließlich nicht im Garten überwintern. Zum Glück ist das Haus groß genug.
Wenn die Familie aus dem Haus ist, tanzen die Schafe allerdings auf den Tischen und stellen allerhand Blödsinn an. Die Eltern streiten sich deswegen und Tine kann nicht einschlafen. Tine könnte Schafe zählen, doch sie weiß ja, dass es nur zehn Tiere sind. Und doch geht es. Jedes Schaf, das zum Zählen über das Bett gesprungen ist, läuft drumherum und springt noch einmal und noch einmal. Tatsächlich schläft Tine beim hundertsten Schaf ein. Sogar die Schafe werden müde davon.

„Schaf, Kindchen, Schaf!“ ist eine tolle Einschlafgeschichte. Zunächst sieht alles noch ganz normal aus. Schafe im Garten zu halten, ist völlig normal. Aber als sie ins Haus kommen, nehmen sie doch sehr menschliche Eigenschaften an. Es ist ausgesprochen witzig zu sehen, wie ein Schaf ein Bad nimmt und ein anderes im Sessel sitzt und Comics liest. Auch auf ihre eigentliche Berufung, Kinder in den Schlaf zu bringen, besinnen sie sich noch. Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Schließlich können auch andere Kinder nicht einschlafen.
Die Geschichte ist in einem sehr nüchternen Ton geschrieben. Dadurch wirkt sie noch witziger, als sie ohnehin schon ist. Auch die Bilder tragen dazu bei, dass die Geschichte rundherum perfekt ist.
Das Buch ist nicht nur für kleine Kinder empfehlenswert. Es eignet sich auch gut zum Verschenken an Bilderbuchsammler, ob diese nun Probleme beim Einschlafen haben oder nicht.

Rezension von Heike Rau

Papan / Gerhard Glück
Schaf, Kindchen, Schaf!
24 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 978-3-8303-1118-8
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Nina Blazon: Katharina

Nina Blazon: Katharina

Endlich hat die Großfürstin Katharina den lang ersehnten Thronfolger zur Welt gebracht. Die Zarin ist begeistert und nimmt das Baby in ihre Obhut. Katharina wird zunächst ohne Führsorge gelassen. Die Hofdame Valentina kümmert sich schließlich um sie. Im Gegenzug muss Katharina dafür sorgen, dass Valentina nicht gegen ihren Willen verheiratet wird.
Die Zarin geht davon aus, dass Valentina Katharina nicht gewogen ist. Doch die beiden schließen heimlich Freundschaft, spielen der Zarin ihre gegenseitige Abneigung nur vor.
Katharina ist wütend und enttäuscht. Sie wird in ihren Gemächern isoliert wie eine Gefangene. Ihren Sohn bekommt sie kaum zu sehen. Selbst die Gratulationsstunden sind nur eine Farce. Die Räume werden prunkvoll ausgestattet, aber nur für einige Stunden. Dann wird alles wieder abgebaut.
Ihr Gemahl will sie nicht an ihrer Seite haben. Es besteht sogar die Gefahr, dass er, als zukünftiger Zar, Katharina verstößt. Aber ohnehin will sie nicht die Frau eines Zaren sein, sondern lieber selbst regieren. Sie will Russland von der Sklaverei befreien.

Die Autorin erzählt nicht nur die Geschichte Katharinas auf ihrem steinigen Weg zum Thron. Weitere Hauptpersonen sind die geheimnisvolle Hofdame, auch die Schneegräfin genannt, das Samojedenmädchen Sinaida, das innerlich zerrissen ist und sich nach Freiheit sehnt. Und der Soldat Dima, der sich später in Sinaida verliebt. Diese Figuren sind wirklich gut beschrieben. Ihre Geschichten sind ergreifend geschildert.
Leider lenkt die Autorin damit zu sehr von Katharina ab. So ist es schwer Zugang zu ihr zu bekommen. Sie bleibt als Person recht blass. Viel zu wenig wird beschrieben, wie sie es letztendlich schaffen konnte, ihre Ziele zu erreichen. Die Autorin geht hier nicht ins Detail, überlässt viel der Fantasie des Lesers.
Dennoch, das Buch ist gut erzählt und liest sich leicht. Man kann gut folgen, da die historischen Hintergründe perfekt mit der Geschichte verwebt sind. Was historisch belegt ist und was Fiktion, kann man, falls Interesse besteht, in einem Nachwort noch mal nachlesen.

Über die Autorin:
Nina Blazon studierte in Würzburg und Ljubljana Germanistik und slawische Sprachen, unterrichtete dann an mehreren Universitäten und absolvierte ein Redaktionsvolontariat. Sie lebt heute als freie Journalistin und Autorin in Stuttgart. Ihr erster Roman „Im Bann des Fluchträgers“ wurde 2003 mit dem Wolfgang-Hohlbein-Preis ausgezeichnet.

Rezension von Heike Rau

Nina Blazon
Katharina
412 Seiten, gebunden
für junge Erwachsene
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3-473-35268-5
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Prinzessin Rosamund, die Starke

Prinzessin Rosamund, die Starke

Weil König und Königin einen Krieg nach dem anderen verloren haben und auch sonst von nichts eine Ahnung haben, leben sie nun in einem schäbigen Wohnwagen am Rande des finsteren Waldes. Als die Königin schwanger wird, hofft der König auf einen Knaben, der zum Helden heranwachsen und sich eine reiche Prinzessin angeln kann, damit er seine Land zurückbekommt.

Allerdings wird es ein Mädchen. Aber auch sie könnte zu einer schönen Prinzessin heranwachsen, die von einer bösen Fee verwünscht wird. Denn dann müsste ein Prinz kommen und sie erlösen und alles wäre wieder gut.

Rosamund wächst heran, bis endlich die Zeit gekommen ist, dass sie heiratsfähig ist. Leider ist es gar nicht so einfach, eine geeignete böse Fee zu finden, die Rosamund verwünscht. Und doch gelingt es schließlich. Rosamund allerdings hat keine Lust auf eine Verwünschung. Sie schlägt die böse Fee kurzerhand nieder. Sie will sich selbst einen Prinzen suchen und macht sich mit dem Fahrrad des Königs auf den Weg.

Dem Märchenerzähler sind in seiner Fantasie die Pferde durchgegangen, anders kann man es nicht sagen. Zwar klingt das Märchen noch wie ein Märchen und natürlich gibt es gute und böse Feen, Drachen, Kobolde, Dämonen und ein hundertköpfiges Ungetüm, aber sonst, ist doch alles ein wenig anders. Prinzessin Rosamund scheint das Wort Emanzipation zu kennen. Sie lässt sich nichts gefallen oder vorschreiben. Sie ist frech und draufgängerisch und will sich ihren Mann selber suchen. Gerade für Kinder, die nur klassische Märchen kennen, ist das ein gelungener Spaß. Jede neu aufgeschlagene Seite ist für eine weitere Überraschung gut. Es ist schon verblüffend, welche unerwarteten Wendungen das Buch nimmt und wie gut die Geschichte damit in unsere Zeit passt, wo ja kleine Mädchen auch noch davon träumen Prinzessinnen zu sein, nur eben nicht wie früher.

Auch die Zeichnung sind anders als vom Märchenbuch gewöhnt. Prinzessin Rosamund hat kein langes blondes Haar. Sie trägt kein wunderschönes Kleid. Sie fällt auf durch ihre Größe, ihre Stärke und die vorwitzige Nase. Die Zeichnungen sind im Comic-Stil gehalten und passen so perfekt zu dieser außergewöhnlichen Geschichte.
Geeignet ist das Buch für Kinder ab 4 Jahren und für junge Frauen im heiratsfähigen Alter.

Über den Autor:
Martin Waddell wurde 1941 in Belfast geboren. Er arbeitete in verschiedenen Berufen und ist heute einer der bekanntesten Kinderbuchautoren England und kann mit zahlreichen Auszeichnungen aufwarten.

Über den Illustrator:
Patrick Benson wurde 1956 geboren. Er studierte klassisches Zeichnen und Grafik Design. Bevor er sich ganz dem Illustrieren von Bilderbüchern zuwandte, zeichnete er Trickfilme, schuf Skulpturen und arbeitete im Modegeschäft.

Rezension von Heike Rau

Martin Waddell / Patrick Benson
Prinzessin Rosamund, die Starke
32 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
ab 4 Jahren
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 978-3-8303-1122-5
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Neue Vollkornküche

Neue Vollkornküche

Getreide in seiner naturbelassenen Form ist sehr gesund. Die Ernährung mit Vollkorn verringert das Risiko an Herzkrankheiten, Schlaganfall, Diabetes und Darmkrebs zu erkranken. Zudem können Blutdruck und Cholesterinspiegel gesenkt werden. Mit einer vollkornreichen Ernährung lässt sich aber auch Übergewicht abbauen. Wer es also mit einer Vollkorn-Diät probieren möchte, ist mit diesem Buch gut beraten.

Die Autoren stellen hinsichtlich des Gesundheitswertes von Vollkorn aber nicht irgendwelche Behauptungen in den Raum. Sie stützen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien und legen diese in aller Ausführlichkeit dar. Das wirkt sehr überzeugend. Die Autoren erklären aber auch, wie man Vollkorn am besten einkauft. Hier gibt es nämlich einiges zu beachten. Außerdem werden bekannte Arten wie Gerste, Buchweizen, Mais, Hirse, Hafer, Reis, Roggen und Weizen beschrieben, aber auch wenig bekannte wie Amaranth, Emmer, Kamut, Quinona, Sorghum, Dinkel, Teff und Triticale. Dass man damit abwechslungsreich kochen kann, liegt auf der Hand.

Die Autoren raten zu drei Mal täglich Vollkorn. Das scheint auf den ersten Blick sehr viel. Aber der Gesundheitswert spricht für sich. Außerdem erleichtern die Wochenpläne die Umstellung. Ein beliebiger Tag der Vollkorn-Diät sieht so aus: Zum Frühstück gibt es Vollkorn-Cerealien mit Magermilch, einen Pfirsich und ein Glas Gemüsesaft. Als kleinen Imbiss werden ein hartgekochtes Ei mit einem Esslöffel fettarmer Mayonaise und sechs Vollkorn-Kräcker empfohlen. Mittags gibt es Buchweizen-Nudel-Salat mit Artischocken und Tofu. Zum Abendessen bereitet man gegrillte Hühnerbrust mit Gersten-Risotto, Strauchtomaten, Feta und gedämpfter Zucchini zu. Als kleinen Snack für zwischendurch gibt es eine Nektarine.

Die Rezepte findet man dann in einem eigenen Teil des Buches. Diese eigenen sich für die ganze Familie und sind auch meist auf vier Personen zugeschnitten. Die Zutaten werden aufgelistet. Die Zubereitung der Gerichte erfolgt Schritt für Schritt. Das ist leicht nachvollziehbar. Nährwertangaben sind vorhanden und auch Hinweise zu Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Zutaten. Die Fotos regen den Appetit an.

Man kann natürlich nicht jeden Tag kochen. Aber auch wer öfter auswärts isst oder mal in Eile ist, bekommt wertvolle Tipps. Das Buch bietet damit eine ausgewogene Zusammenstellung zwischen gesundheitlichen Informationen, Warenkunde und Rezeptvorschlägen für ein gutes gelingen der Vollkorn-Diät.

Rezension von Heike Rau

Dr. Lisa Hark / Dr. Darwin Deen
Neue Vollkornküche
Die besten Rezepte für eine gesunde Ernährung
Aus dem Englischen von Anja Lazarowicz
160 Seiten, broschiert, mit über 80 Farbfotografien
Dorling Kindersley Verlag
ISBN: 978-3-8310-1028-8
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Das Ravensburger Werkbuch Papier

Das Ravensburger Werkbuch Papier

Mit Papier kann man wunderbar basteln. So lassen sich aus einem einfachen Papierstreifen durch gezielte Einschnitte und geschicktes Rollen, Wellen oder Knicken Schlangen, Schnecken oder auch ein Tausendfüßer herstellen. Das kann jedes Kind mit etwas Fantasie oder mit Hilfe der Anleitungen im Buch.
Auch klassische Bastelideen, wie etwa der Fröbelstern oder die Papierschiffchen findet man. Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken. Leicht nachzumachen sind die Papiergirlanden, die Windräder oder die Faltflieger. Wer etwas mehr Zeit für dieses schöne Hobby hat, kann sich an einem Kugelturm, Handpuppen, oder Papierblumen versuchen. Und wer dem Papierbasteln verfallen ist, kann sich im Konstruieren von Pfahlbauten oder dem Bau eines Puppenhauses mit einer Mäusefamilie als Bewohner austoben. Es wird gefaltet, geklebt, geflochten, geformt, geschnitten, gerissen, gefärbt und gestaltet mit Materialien wie Buntpapier, Krepppapier, Milchtüten, Schachteln und Kartons, Seidenpapier, Wellpappe, Zeitungspapier und vielem mehr.

Das Buch kann Zuhause, im Kindergarten und der Schule zur Hand genommen werden. Jede Bastelanleitung ist in Schritte unterteilt. Dazu gibt es viele Bilder und Zeichnungen. Man hat keine Mühe, diesen Anweisungen zu folgen. Aber bei schwierigen Bastelarbeiten sollte man schon über etwas Geschick verfügen. Die Bastelideen gefallen gut. Es ist für jede Altersgruppe etwas dabei. Und auch für die Jahreszeiten oder Feiertage geeignete Basteleien fehlen nicht. So kann man mit Hilfe der Anleitungen Weihnachts- oder Osterschmuck basteln. Man findet Dekoratives oder Bastelarbeiten mit denen Kinder sehr kreativ spielen können. Viele Bastelideen eignen sich auch sehr gut für Kindergruppen, wie zum Beispiel der Windradbaum. Einige Basteleien fallen aber auch durch ihre Originalität auf, wie etwas die Ballon-Kopfmasken. Viele der gebastelten Dinge eigenen sich auch als Geschenk, so etwa die Steckrosen-Töpfchen.
Die Fotos laden zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Auf Perfektion wird keinen Wert gelegt. Die Bastelarbeiten bestechen durch ihre Einzigartigkeit. Man sieht ihnen an, dass sie mit viel Freude und Enthusiasmus selbstgebastelt worden sind.
Mit im Buch kann man auch Geschichtliches über das Papier nachlesen und damit sein Allgemeinwissen aufbessern. Hilfreich sind auch die Kurzinformationen hinten im Buch zu den verschiedenen Papierarten, Arbeitsmaterialien und Werkzeugen.

Fazit: Ein tolles Buch mit kreativen Bastelideen rund ums Papier.

Rezension von Heike Rau

Ute & Tilman Michalski
Das Ravensburger Werkbuch Papier
Schneiden, Falten, Gestalten
140 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3-473-55629-8
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Johannistag

Johannistag

Courtillon ist ein kleines, abgeschiedenes Dorf in der französischen Provinz. Hierher flüchtet der Ich-Erzähler. Er will um seine verloren Liebe trauern und sich einlullen lassen vom beschaulichen Dorfleben.
Die Idylle trügt allerdings. Die Gefühle kochen hoch, als Valentine Charbonnier in einer Vollmondnacht aus dem Fenster fällt. Jean meint, er sei schuld, auch wenn keiner weiß, wie er darauf kommt. Zum Glück hat sie sich nicht ernsthaft verletzt. Auf alle Fälle hat die Dorfgemeinschaft nun wieder etwas zum Tratschen. Vielleicht ist das Mädchen ja nur geschlafwandelt. Leise denkt man darüber nach, ob sie möglicherweise gestoßen worden ist oder gar selbst gesprungen.

Es kehrt schon fast wieder Ruhe ein, als Jean zusammengeschlagen wird. Geprügelt taucht er beim Erzähler auf und berichtet von den zwei jungen Männern mit Motorradhelmen, die beim Pilzesammeln auf ihn losgegangen sind. Die Sache muss geplant gewesen sein, aber über die Gründe kann man allerdings nur spekulieren. Also ist es besser, meint Jean, einen Unfall vorzutäuschen.
Aber wie das so ist, Lügen haben kurze Beine.

Dann wird der Erzähler von einem alten Mann gewarnt. Sehr eindringlich, aber wovor er warnt, bleibt unverständlich. Dem Erzähler kommt es vor, als bekomme er ein Theaterstück geboten.
Valentine taucht ab sofort nur noch in Begleitung zweier junger Kerle auf. Der Erzähler hat natürlich sofort einen Verdacht. Er erzählt Jean von Valentines verdächtigen Freunden. Jean interessiert sich nicht dafür, er hat etwas viel Spannenderes zu erzählen. Eine Geschichte aus dem Krieg. Damals war der General, also der alte Mann, der die Warnung ausgesprochen hat gerade mal achtzehn. Die Dorfgemeinschaft hat damals ein Attentat auf einen Zug verhindert. Die Deutschen wurden von jemanden aus dem Dorf informiert. Dass die Sache Hintergründe hatte und nur ein Ablenkungsmanöver war, konnte man nicht wissen. Der Kurier mit dem Geld wurde erschossen.

Jean hat nun etwas Licht in die dunkle Sache gebracht. Mit einem Metalldetektor hat er eine Gürtelschnalle ausfindig gemacht. Nun weiß er, wo das Grab des Kuriers ist. Er kann jetzt beweisen, dass des Bürgermeisters Vater, der Mörder gewesen ist. Auch wenn die Sache fünfzig Jahre her ist, kann man den Bürgermeister noch damit erpressen.

Der Autor hat hier eine sehr interessante Geschichte vorgelegt. Der Erzähler gerät in eine Sache hinein, von der er nie zu Träumen gewagt hätte. Er, der nur nach Ruhe und Abgeschiedenheit gesucht hat, wird zum Spielball einer Intrige, welche die Dorfgemeinschaft mit Hingabe spinnt. In einem arrangierten Theaterstück übernimmt der Erzähler die Aufgabe eines Detektivs und wird bei seiner Suche nach der Wahrheit schamlos manipuliert. Die Dorfbewohner sind im Vertuschen sehr geschickt. Sie füttern ihn mit leckeren Häppchen, um vom Wesentlichen abzulenken. Es ist dementsprechend spannend, den Fortgang der Geschichte zu verfolgen.

Das Dorf, als Kulisse, wird sehr bildhaft beschrieben. Es ist ein Ort, der mehr Geschichten als Häuser hat. Die Einwohner kompensieren ihre Langeweile mit Neugier, die um jeden Preis befriedigt werden muss. Da wird zur Wirklichkeit gemacht, was einmal Lügen waren. Und dies beschreibt der Autor so fließend, dass die Grenze zwischen Wahrheit und Erfindung tatsächlich immer mehr verschwimmt. Man kann sich dem auch als Leser nicht entziehen.

Der Schreibstil des Autors ist als äußerst gekonnt zu bezeichnen. Seine bildhaften Beschreibungen sind von einer unglaublich tiefen Direktheit geprägt, obwohl es nur Wortspiele im weitesten Sinne sind. Man staunt über die geschickte Wortwahl. Auch die Beschreibung der Charaktere, in ihrer kleinkarierten Dramatik ist brillant. Aber der Autor beschreibt sie nicht nur, er „durchschaut“ sie. Selbst der Erzähler hat ein Geheimnis, das dem Leser nur langsam offenbart wird.
Unbedingt lesen!

Über den Autor:
Charles Lewinsky wurde 1946 geboren. Er lebt in Frankreich und Zürich, arbeitet als Dramaturg, Regisseur und Redakteur, schreibt Romane, Theaterstücke und Fernsehsendungen. Für das Buch „Johannisttag“ erhielt er den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung 2004.

Rezension von Heike Rau

Charles Lewinsky
Johannistag
316 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche
ISBN: 978-3-312-00388-4
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Mama und Papa sind weg!

Mama und Papa sind weg!

Clara ist begeistert vom Jahrmarkt. So einen Rummel hat sie noch nicht erlebt. Sie staunt über das große Riesenrad, die Geisterbahnen und Losbuden, die laute Musik. Als Clara ihrem Papa die Achterbahn zeigen will, ist er verschwunden. Auch die Mutter ist weg. Überall sind so viele Menschen, aber ihre Eltern kann das Mädchen nicht entdecken.

Clara weint. Da beugt sich auch schon ein Mann zu ihr herunter und bietet Hilfe an. Da erinnert sich Clara, was ihre Mutter mal zu ihr gesagt hat. Wenn Clara Hilfe braucht, soll sie sich an eine Frau mit Kindern wenden. So läuft Clara zu einer Frau mit einem Jungen hinüber und erzählt, was passiert ist. Auch Frau Schmielke hat ihre Eltern verloren. Aber Ralf-Dieter sagt, er kann Kinder zu ihren Eltern zurückzaubern.

Das kann natürlich jedem Kind passieren, dass es im Getümmel seine Eltern verliert, egal ob auf dem Jahrmarkt oder auch in einem Einkaufszentrum. Kinder sollten darauf vorbereitet sein und genau das tut dieses Buch auf eine sehr fantasievolle Art und Weise und zwar ohne irgendwelche Schuldzuweisungen, sondern mit viel Einfühlungsvermögen. Dabei wird Claras Angst sehr Ernst genommen.
Das Buch kann also für dringend nötige Absprachen zwischen Eltern und Kind für den Fall der Fälle herangezogen werden. Im Buch werden einfache praktische Tipps dazu vermittelt, die das Wiederfinden erleichtern.
Es macht viel Spaß, die kleine lehrreiche Geschichte vorzulesen. Sie ist sehr schön und farbenfroh bebildert und geht natürlich gut aus.

Über den Autor:
Andreas Dierßen wurde 1962 geboren. Nach dem Besuch der Fachhochschule für Rechtspflege und Verwatung studierte er Illustration in Hamburg. Er veröffentlichte zahlreiche Comicalben und Kinderbücher.

Über den Illustrator:
Jürgen Rieckhoff wurde 1953 geboren. Er studierte Illustration und Kommunikationsdesign in Hamburg und ist seit 1984 freiberuflich als Cartoonist und Illustrator tätig und seit 1995 Professor für Zeichnen and der Hochschule Anhalt in Dessau.

Rezension von Heike Rau

Andreas Dierßen / Jürgen Rieckhoff
Mama und Papa sind weg!
32 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
ab 4 Jahren
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 978-3-8303-1116-4
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Das kleine Buch vom guten Leben

Das kleine Buch vom guten Leben

Glücklich zu sein, wünscht sich jeder Mensch. Unser Alltag ist aber meist von Stress, Hektik und Überforderung geprägt. Es gelingt nicht mehr zur Ruhe zu kommen. „Das kleine Buch vom guten Leben“ springt hier ein. Anselm Grün vermittelt, was wirklich wichtig ist im Leben. In kurzen Abschnitten gib er Denkanstöße und Tipps für ein gutes Leben. Dabei beschäftigt er sich mit vielen Themen des Alltags und vermittelt eine bessere Sichtweise auf das Leben. Zwischenmenschliches und sehr Persönliches finden hier natürlich besondere Beachtung. Er untermauert seine Ansichten mit Geschichten, Zitaten und Sprichwörtern.

„Das kleine Buch vom gutem Leben“ wird vorgetragen von Nadja Schulz-Berlinghoff und Markus Hoffmann. Beide Sprecher haben eine angenehme, ruhige Stimme, die ins Bewusstsein dringt.
Sehr gut gefallen hat auch die stimmungsvolle und sehr entspannend wirkende Musik von Michael Proksch. Flöte und Klavier sind hier die dominierenden Musikinstrumente. Die Musikstücke ermöglichen es, sich zurückzulehnen und den Text wirken zu lassen, eigene Gedanken zum Thema zu entwickeln. Das Hörbuch ist ja in erster Linie als Denkanstoß zu sehen. Und tatsächlich ist es sehr hilfreich. Anselm Grün bringt auf den Punkt, was glücklich und zufrieden macht im Leben.

Rezension von Heike Rau

Anselm Grün
Das kleine Buch vom guten Leben
Eine Auswahl mit Musik von Michael Proksch
Sprecher: Nadja Schulz-Berlinghoff & Markus Hoffmann
1 CD, ca. 75 Minuten
Herder & steinbach sprechende Bücher
ISBN: 978-3-88698-894-5
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