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Kategorie: Psychologie

Ali Abdaal: Feel Good Produktivity – Produktiv sein ohne Stress – und mehr vom Leben haben

Ali Abdaal: Feel Good Produktivity – Produktiv sein ohne Stress – und mehr vom Leben haben

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Zu beruflichem Erfolg zu kommen, ist mit harter Arbeit verbunden, erfordert Disziplin und führt nicht selten zu schlaflosen Nächten. Der Spaß geht irgendwann verloren, Stress macht sich breit und Zweifel entstehen. Gibt es einen besseren Weg, der zu Erfolg führt? Ali Abdaal zeigt Alternativen auf.

Das Buch ist aus der eigenen Unzufriedenheit heraus entstanden. Die angestrebte Karriere als Arzt hat Ali Abdaal vor unlösbar scheinende Probleme gestellt und ihm Energie geraubt. Er hatte nicht erwartet, dass ihn die Arbeit so frustrieren und auslaugen würde. Und das hat ihn zum Nachdenken gebracht. Es sollte so nicht weitergehen.

Ali Abdaal beginnt zu recherchieren, zieht wissenschaftliche Studien heran und lässt die gewonnenen Erkenntnisse sowie eigene Ideen und Erfahrungen in dieses Buch einfließen. Es ist vor allem die Denkweise, die einen Unterschied macht. Schließlich kann man die Dinge auf verschiedene Art und Weise angehen. Und so ist die Feel-Good-Methode entstanden. Fühlen wir und gut, haben wir mehr Energie. So steigt auch die Produktivität und Erfolg stellt sich fast von selbst ein.

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Um seine Ziele erreichen zu können, muss man mit dem Buch arbeiten und die Dinge überdenken. Zunächst sollte zunächst einmal für sich festlegen, wohin die Reise überhaupt gehen soll. Das ist besonders wichtig, wenn man feststeckt. Die passenden Strategien können dem Buch entnommen werden. Und so kann sich auch ein völlig neuer Weg auftun.

Ali Abdaal zeigt sich positiv. Seine gute Laune spiegelt sich in seinem Schreibstil wider, ist ansteckend und motivierend. Mit vielen Beispielen und Anekdoten zeigt er auf, wie das Herangehen an Aufgaben positiv besetzt werden kann, wie man Energieblockaden löst oder sich die richtigen Fragen stellt, wenn man glaubt, festzusitzen. Es geht hier also nicht nur um die Theorie der Feel-Good-Produktivität, sondern direkt auch um Möglichkeiten zur Umsetzung. Das Schöne an dem Buch ist, dass man die Erkenntnisse auf alle Lebensbereiche anwenden kann.

Ali Abdaal
Feel Good Produktivity – Produktiv sein ohne Stress – und mehr vom Leben haben
272 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, Dezember 2023
ISBN-10: ‎3423263881
ISBN-13: 978-3423263887
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Eva Wlodarek: Souverän ich selbst – So gewinnen Frauen Sicherheit und Stärke

Eva Wlodarek: Souverän ich selbst – So gewinnen Frauen Sicherheit und Stärke

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Sich immer gelassen zu geben und selbstbewusst zu fühlen, ist eine schöne Vorstellung. Aber dann kommt wieder eine bestimmte Situation und das mühsam errichtete Kartenhaus stürzt zusammen. Selbstsicheres Auftreten sieht anders aus. Doch was passiert da eigentlich? Warum gelingt es nicht, mutig zu handeln, sich durchzusetzen oder sich mal was zu trauen?

Die Psychologin Dr. Eva Wlodarek schaut hinter die Kulissen und erklärt zunächst, was Frauen daran hindert, souverän aufzutreten, und dazu werden die Vergangenheit und bisher gemachte Erfahrungen beleuchtet. Wir alle haben unseren Erfahrungsschatz, der uns auf eine bestimmte Weise beeinflusst und diese Erkenntnis ist nicht unbedeutend.

Infolge zeigt die Autorin bewährte Strategien auf, die zu mehr Souveränität führen. Das Buch ist praktisch ein Seminar für ihre Leserinnen und es ist lebendig geschrieben und wirkt wie ein Vortrag mit direkter Ansprache. Fragen und Anmerkungen, die gestellt werden könnten, bindet sie mit ein, außerdem Checklisten und Tests, die eine bessere Selbsteinschätzung ermöglichen.

So geht es durch die Kapitel, die sich mit verschiedenen Aspekten des täglichen Lebens beschäftigen. Überlegungen werden vertieft und Anleitungen aufgezeigt, die eine Veränderung im Denken und Verhalten in Gang setzen können.
Die Autorin beschreibt viele persönliche Beispiele und zeigt zudem Erkenntnisse anderer Fachleute auf. Manchmal sind es auch einzelne Sätze, die, wie man gleich merkt, anders formuliert, viel besser wirken. Außerdem werden bestimmte Verhaltensweisen hinterfragt und bessere Optionen genannt, die überzeugen.

Ich kenne den YouTube-Kanal von Eva Wlodarek, fand die Buchform aber noch besser, da es eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema ermöglicht. Es ist ja nicht mit dem Hören eines Vortrags oder dem Lesen eines Buches getan, auch wenn das inspirierend sein kann. Vielmehr ist es ein Prozess, ein ständiges Lernen und mit sich selbst auseinandersetzen, das einen Fortschritt möglich macht. Also gilt es, das Buch immer mal wieder zur Hand zu nehmen und sich damit zu beschäftigen.

Rezension von Heike Rau

Eva Wlodarek
Souverän ich selbst – So gewinnen Frauen Sicherheit und Stärke
244 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, Februar 2023
ISBN-10: 3423263458
ISBN-13: 978-3423263450
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Bodo Schäfer: Ich kann das. – Eine Geschichte über die drei Worte, die unser Leben verändern

Bodo Schäfer: Ich kann das. – Eine Geschichte über die drei Worte, die unser Leben verändern

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Mit dem Selbstbewusstsein ist das so eine Sache. Im entscheidenden Moment versagt es und so mancher fühlt sich klein und unbedeutend. Andere haben wiederum ein Auftreten, das scheinbar von unerschütterlichem Selbstvertrauen geprägt ist. Aber wie geht das? Bodo Schäfer vertritt die Meinung, dass Selbstbewusstsein trainierbar ist. Das zeigt er am Beispiel von Karl. Der junge Mann verursacht aus Unaufmerksamkeit einen Auffahrunfall und lernt so Marc kennen. Der lässt sich von dem Vorfall nicht aus der Ruhe bringen, was Karl, den der Unfall ganz schön mitgenommen hat, zutiefst verwundert. Er ist nun mal nicht selbstbewusst. Marc dagegen schon. Ihm gehört die „Akademie für Selbstbewusstsein“ und er will Karl helfen.

Der Autor zeigt mithilfe einer Geschichte, wie Karls Leben weitergeht. In den Text sind viele Fragen eingestreut, die zum Nachdenken anregen. Sprüche lenken die unweigerlich aufkommenden Gedanken in die richtige Richtung. Karl erfährt von Schlüsselsätzen, die ihm helfen sollen, sich weiterzuentwickeln. Es ist nicht einfach nur Glück, das ihn nun voranbringt, sondern sein gestärktes Selbstbewusstsein. Karl lernt die Liebe seines Lebens kennen und auch beruflich stellt sich Erfolg ein. Das mag etwas konstruiert wirken, erhöht aber das Verständnis.

Anfangs empfand ich den Schreibstil etwas zu aufdringlich und unnachgiebig. Dennoch inspiriert Bodo Schäfer mit seinem Buch. Das Lesen führt zu interessanten Einsichten. Verständnisprobleme gibt es keine. Die Geschichte ist einfach gehalten, sodass der darin verpackte Ratgeber gut nachzuvollziehen ist. Sicher sind die Erkenntnisse im Buch nicht neu. Doch meist gehen die Weisheiten, die man irgendwann einmal gehört hat, wieder verloren. Der Autor vermeidet das, indem er ein Ritual etabliert. Jeden Tag macht sich Karl bewusst, dass das Selbstbewusstsein trainiert werden muss und spricht sich gut zu. Das Leben ist nicht frei von schwierigen Situationen, die Ängste auslösen können. Doch wer ein starkes Selbstvertrauen hat und das Wissen, jede Situation meistern zu können, wird damit zurechtkommen.

Rezension von Heike Rau

Bodo Schäfer
Ich kann das. – Eine Geschichte über die drei Worte, die unser Leben verändern
256 Seiten, gebunden
dtv Verlagsgesellschaft, März 2021
ISBN-10:3423262931
ISBN-13:978-3423262934
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Annie Ernaux: Die Scham

Annie Ernaux: Die Scham

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Wie in ihren zahlreichen vorangegangenen Büchern, in denen sie sich mit Stationen ihres Lebens und besonders der Kindheit und Jugend befasst, behandelt Annie Ernaux auch in ihrem neuesten Werk einen Abschnitt aus ihrem Leben.

Hier geht es um „Die Scham“, ein besonderes Kapitel ihrer Erinnerungen.

Sie macht ihre Erkenntnisse in diesem Buch daran fest, dass ihr Vater die Mutter eines Sonntags „habe umbringen“ wollen. Wirklichkeit oder fantasierte Schrecken der Kindheit? Jedenfalls gehörte Brutalität nicht zum Alltag ihres Kinderlebens.

Zurück im Jahr 1952 beschreibt sie, was sie sah, und wie sie sich und andere erlebt hat.
Wunderbar präzise fängt Annie Ernaux Stimmungen ein, die genau in diese Zeit um 1950 gehören.
Wir wissen, dass ihre Eltern einfache Leute sind, und dass ihr der Absprung aus der Kleinbürgerlichkeit in die höheren Sphären des Bildungsbürgertums gelungen ist.
Mit dem Studium gelang es ihr, sezierend den Blick auf die Besonderheiten des kleinbürgerlichen Alltags zu richten.
Als sie zwölf Jahre alt ist, entwächst sie der Kindheit und wird zur Tochter, die weibliche Formen annimmt, Nylonstrümpfe tragen darf und noch vieles mehr. Es hindert die Eltern nicht, sie gelegentlich zu schlagen. Fast karikierend beschreibt sie die Tages- und Wochenverläufe: was „man“ wann isst, anzieht, welchen Tätigkeiten „man“ an welchem Tag nachgeht und wie „man“ sich zu benehmen hat. Es ist ein fest gefügtes Programm, aus dem es kein Entkommen gibt

Vorurteile über das, was gut und böse ist, und wie „man“ sich zu benehmen hat, gehören zur Summe der bitteren Bilanz, die Annie Ernaux auch in diesem Rückblick aufzeigt.

Sie ist gleichzeitig distanziert in ihren Betrachtungen und gefangen in ihrer Erinnerung. Ohne Umschweife und Einschränkungen oder Beschönigung schreibt sie darüber. Wie es im Umschlagtext treffend beschrieben ist
“Scham ist das beharrliche Gefühl der eigenen Unwürdigkeit“.

Dieses Gefühl der Scham beherrscht die Erzählung.
Wie ausgeschlossen sie sich fühlte beim Besuch einer vornehmen Schule mit Menschen höherer Bildung und kultureller Lebensart, das ist fast beklemmend. Gegenüber ihren Mitschülerinnen sieht sie sich in ihrer Gefühlslage und der Lebensformen weit unterlegen.
Ihr Bekenntnis, dass sie sich entgegen ihrer eigenen Aufgeklärtheit nicht aus den Fängen dieser einschränkenden Vergangenheit ganz befreien kann, ist absolut echt. Schreiben mag ihr helfen, alle Erfahrungen prüfend zu hinterfragen; los wird sie die Erinnerungen nicht.

Annie Ernaux ist eine mutige Frau, die mit ihrer Selbsterforschung zur Aufklärung psychischer Befindlichkeiten und deren gesellschaftlicher Zusammenhänge beiträgt. Es steht mir nicht zu, darüber zu räsonieren, warum sie sich selbst in ihren Schriften immer wieder zum Objekt der Forschung macht. Selbsterkenntnis und gesellschaftliche Zustandsbeschreibung stehen beide im Zentrum ihres Interesses.

Im Klappenztext heißt es, sie bezeichne sich als „Ethnologin ihrer selbst“. So kann man die Geschichte sehen.

Hoch gelobt von der Kritik und mit zahlreichen Preisen bedacht lebt sie in Frankreich.

Annie Ernaux
Die Scham
110 Seiten, gebunden
Suhrkamp Verlag, 17. August 2020
ISBN-10: 3518225170
ISBN-13: 978-3518225172
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Matthew Johnstone und Dr. Michael Player: Kein Stress! – Wie Sie Stress und Angstgefühle bewältigen und gelassener werden

Matthew Johnstone und Dr. Michael Player: Kein Stress! – Wie Sie Stress und Angstgefühle bewältigen und gelassener werden

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Etwas mehr Gelassenheit, wer wünscht sich das nicht? Nicht immer ist es der Stress von außen, der uns belastet. Vielmehr führt unser Umgang damit zu Problemen. Matthew Johnstone, Autor und Illustrator, hat damit seine Erfahrungen gemacht. Auch Dr. Michael Player ist dieses Phänomen nicht unbekannt. Er ist Psychologe, forscht zum Thema Stress und kennt sich ebenfalls bestens mit Bewältigungsstrategien aus.

Es gibt viele Ratgeber zu diesem Thema. Man liest sie und fällt, sofern man nicht ausreichend motiviert wird, irgendwann wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Sich eisern um Besserung bemühen zu müssen, ist nun mal auch Stress. Und so quält man sich durchs Leben. Es wird schon irgendwie gehen.

Die Autoren haben eine eigene Herangehensweise. Es geht ihnen nicht darum, dem Stress den Kampf anzusagen, denn der wird nicht verschwinden. Vielmehr ist er unvermeidlich und manchmal sogar nötig. Was wir aber ihrer Meinung nach ändern können, ist unsere Reaktion auf den Stress. Die Autoren führen dem Leser vor Augen, welche Mechanismen ablaufen und was dazu führt, dass wir vom Stress krank werden. Es wird ganz genau beschrieben, was im Körper in Gang kommt und warum. Unsere Bewertungen, unsere Verhaltensweisen und vor allem unsere Gedanken sind ausschlaggebend dafür, wie wir uns fühlen. Es ist wichtig, das zu erkennen, zu verstehen und einzusehen.

Unser Umgang mit Stress kann also verändert werden. Die Autoren zeigen Denkfehler auf. Sie beschreiben, wie wir die Fakten aus den Augen verlieren, stattdessen gedanklich katastrophisieren und so noch mehr Stress herbeiführen. Gezeigt wird nachfolgend, wie man seine Gedanken prüfen und Denkfehler überlisten kann. Es ist wichtig, sich in Achtsamkeit zu üben und zu lernen, wie man sich entspannen und Wohlbefinden herbeiführen kann. Anschließend wird ausgeführt, welche Möglichkeiten es gibt, etwas für sich selbst zu tun.

Matthew Johnstone und Dr. Michael Player sind ein gutes Team! Sie schlagen einen lockeren und persönlichen Ton an, der jedoch sehr deutlich und eingängig ist. Das ist eigentlich ein bisschen widersprüchlich. Aber es funktioniert und macht es möglich, das Thema anzunehmen, sich damit auseinanderzusetzen und mit dem Buch, das sehr verständlich geschrieben ist, zu arbeiten. Es ist wissenschaftlich auf dem neuesten Stand. Zu jedem Kapitel gibt es entsprechende Quellenangaben und Literaturhinweise. Für Auflockerung sorgen die witzigen und gleichzeitig anschaulichen Zeichnungen. Man kann sie als Zusammenfassung von Textpassagen sehen und als Erinnerungshilfe. Teils unterstützen sie das Vorstellungsvermögen. Es fällt so leichter, alte Gedankenmuster abzulegen. Nach meiner Meinung ist das Buch ein sehr hilfreicher Ratgeber!

Rezension von Heike Rau

Matthew Johnstone und Dr. Michael Player
Kein Stress! – Wie Sie Stress und Angstgefühle bewältigen und gelassener werden
Aus dem Englischen von Viola Krauss
204 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3956143280
ISBN-13: 978-3956143281
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Ulrich Hoffmann: Einschlafen ist gar nicht schlimm – Mini-Meditationen für Kinder

Ulrich Hoffmann: Einschlafen ist gar nicht schlimm – Mini-Meditationen für Kinder

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Das vorliegende Buch ist ein Ratgeber für Eltern, deren Kinder Schlafprobleme haben. Der Autor erklärt, was Grundschulkinder wach hält, auch Kinder, die eigentlich müde sind. Manchmal ist es ein richtiger Kampf, das Kind zum Schlafen zu bringen. Ziel ist es, dem Stress ein Ende zu machen. Mit einfachen Mitteln soll wieder Ruhe einkehren.

Zunächst wird erklärt, welche Schlafprobleme es gibt und wie Einschlaf- und Durchschlafprobleme zustande kommen. Hier wird auch Verständnis für das Kind geweckt. Es geht vor allem darum, zu erkennen, welche Verhaltensmuster dazu führen bzw. welche Sorgen Kinder nicht schlafen lassen. Der Autor zeigt auf, was helfen kann. Und das ist erstaunlicherweise gar nichts Weltbewegendes. Schon kleine Änderungen im Verlauf des Abends und Rituale können nach und nach eine Veränderung herbeiführen.

Zu den Ritualen können Kindermediationen gehören. Nun fragt man sich natürlich, wie ein Grundschulkind eine Meditation bewerkstelligen soll. Die Meditationen im Buch erinnern aber eher an Fantasiereisen. Die Vorstellungskraft der Kinder wird genutzt, um ihre Gedanken zu lenken. Dabei bleibt auch immer sehr viel Freiraum, die Gedanken zum jeweiligen Thema schweifen zu lassen. Eine Meditation dauert etwa drei Minuten und kann zu Beginn des Abendrituals oder vor dem Einschlafen stattfinden. Erwachsene können den Text vorlesen, aber noch besser ist es, selbst mitzumachen und diesen von der CD zu hören. So kommen auch die Eltern ein bisschen zur Ruhe.

Für mich klingt das erfolgversprechend. Den Tag zu verarbeiten und zur Ruhe zu kommen, ist Voraussetzung für guten Schlaf und mit Buch und CD kann das auf einfache Art und Weise verwirklicht werden. Vielleicht ist der Erfolg nicht sofort spürbar. Mit Hilfe des im Buch enthaltenen Tagebuches werden aber, wenn es regelmäßig geführt wird, auch kleine Erfolge sichtbar gemacht.

Rezension von Heike Rau

Ulrich Hoffmann
Einschlafen ist gar nicht schlimm – Mini-Meditationen für Kinder
Mit CD gesprochen von Ralph Caspers
144 Seiten, gebunden
Knaur Balance
ISBN-10: 3426675374
ISBN-13: 978-3426675373
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Leslie Jamison: Die Empathietests

Leslie Jamison: Die Empathietests

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Dieses in Amerika zum Bestseller erkorene Buch ist in seiner Substanz eindringlich.

Es geht um die Verstehbarkeit von Leid und die Fähigkeit zum Mitfühlen im weiteren auch Empathie genannt. Es handelt sich um ein vielschichtiges, wichtiges und interessantes Sujet.

Das Thema ist komplex und schwierig zu vermitteln. Wie weit können wir mitfühlen, und wo liegen unsere Grenzen?

Jamison beginnt ihre Essays mit Tests von Studenten und Schauspielern, die angehende Mediziner auf ihr Mitfühlen überprüfen. Die Mediziner wissen nicht, dass sie nur Scheinkranken gegenüberstehen. Diese sind geschult, auf die Echtheit der Gefühle zu achten und die Kälte oder den Mangel an Gefühlen heraus zu spüren.

Durch die Experimente wird dem Leser verdeutlicht, wie schwierig echtes Mitfühlen von der künstlichen Teilnahme oder der Übertreibung, womöglich gar dem Desinteresse, zu unterscheiden ist. Kann man Empathie überhaupt erlernen?

Die Fähigkeit zur Empathie hängt von zahlreichen Variablen ab. Das eigene Gefühlsleben, das soziale Umfeld und die Herkunft, Beziehungen zu geliebten Menschen und soziale Kompetenz sind unabdingbare Voraussetzungen für die Fähigkeit zur Empathie. Wie soll man Empathie beschreiben? Es geht um die Sensibilität, sich in andere Menschen hineinzudenken und wahrzunehmen, wie es in deren Gefühlsleben und mit ihren Ängsten und Glücksmomenten aussieht. Die Selbstwahrnehmung über eigene Befindlichkeiten im Guten wie im Zweifel sind ebenso Bestandteil der Fähigkeit zur Empathie, wie die Bereitschaft, sich auf eine vorübergehende Nähe zu einem leidenden Menschen einzulassen. Das alles lässt sich bei entsprechenden Voraussetzungen und in Supervisionen verfeinern lernen. Die Reflexionen über die Konfrontation mit dem Leid anderer wird dazu führen, Selbst-und Fremdwahrnehmung zu differenzieren. Nur so lässt sich zwischen Kranken und Leidenden ein vorübergehendes Bündnis herstellen, das zur Heilung oder zum Ertragen des Mitleidens beitragen kann, gleichzeitig aber eine gewisse Distanz nicht überschreiten soll.

Empathie aber wird nicht nur von Menschen in helfenden Berufen erwartet, sondern kann einen jeden im Alltag berühren und hervorragende Schriftsteller und Künstler zu sensiblen Darstellern in Politik und Gesellschaft befähigen. Sie erklären uns auf diese Weise die Welt mit allen ihren Widersprüchen.

Was hat nun Leslie Jamison dazu beizutragen?

In ihren folgenden Essays geht es um eingebildete Kranke, um Gangster und Überfälle und allerlei Übel, die uns Menschen wiederfahren können. Ist das erste Kapitel noch eingängig nachzuvollziehen, so folgen dann Kapitel auf Kapitel, die in ihrer Absurdität gelegentlich ermüdend sind.

Zwischen Sachbuch und Literatur schwankend legt man das Buch nach einiger Zeit beiseite, um es bei passender Gelegenheit weiterzulesen.

Leslie Jamison wird mit so bekannten Namen wie Joan Didion und Susan Sonntag in einem Namen genannt. In ihrer sensiblen Beobachtungsgabe kann man sie mit diesen Autorinnen durchaus vergleichen.

Leslie Jamison
Die Empathie-Tests
336 Seiten, gebunden
Hanser Berlin, September 2015
ISBN-10: 3446249257
ISBN-13: 978-3446249257
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Sandra Hughes: Fallen

Sandra Hughes: Fallen

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Familientragödie…

Der fünfzehnjährige Luca will nur noch rasch zum Bankomaten, um sich Geld für eine Reise zu ziehen. Doch seine Rückkehr dauert sehr lange. Seine Mutter wird unruhig und zeigt sich besorgt.

In der Folge wird klar, dass dem Jungen etwas zugestoßen sein muß. In langen Sentenzen ergeht sich die Autorin Sandra Hughes im Schmerz einer Mutter. In ihren Fantasien befürchtet sie das Schlimmste.

Intensive Assoziationen und frei flottierende Gedanken um die Abwesenheit des Sohnes lassen den Leser unmittelbar teilnehmen am Innenleben einer schon immer ängstlichen Mutter. Wie oft hat sie in Gedanken Unheil befürchtet! Nun ist es also so weit!

Sandra Hughes ist empathisch berührt in ihren Gefühlen für eine Mutter, die zwischen Zweifel und Hoffen, nach und nach auch Verzweiflung und Wut, hin und her gerissen wird. Sie erfuhr schließlich, dass Luca lange ohne Hilfe auf dem Pflaster vor dem Bankomaten gelegen hat, bevor ihn ein Rettungswagen ins Krankenhaus brachte. Passanten haben ihn nicht wahrgenommen oder eigenen Ängsten Rechnung getragen. Er ist nach einem Hirnschlag schwerstbehindert. Hätte man ihm besser helfen können, wenn er früher in ärztliche Obhut gelangt wäre?

Mit diesen Fragen und gramvollen Gedanken schlägt sich eine Mutter herum, die schon in der langsamen Lösung des Sohnes hin zu mehr Selbständigkeit Schmerz und Ängste empfunden hat.

Nicht der Plot um den Unfall bildet den Kern der Erzählung, sondern die Trennung von Mutter und Sohn. Diese in allen Facetten zu beleuchten und zu reflektieren gelingt der Autorin ausgezeichnet.

„Fallen“ kann man als Metapher dafür verstehen, wie einem das Leben in Sekunden entgleiten kann. Unwiederbringliche Ereignisse, die außerhalb unseres Einflussbereichs passieren, legen das ganze bisherige Leben lahm. Neuorientierung und Umgestaltung aller bisherigen Normen und Formen sind die Folge! Die Summierung von Krankheit und schon zuvor begonnener Trennung wird in allen Schichten erforscht. Herausgekommen ist das Psychogramm einer Frau, die an ihrem Schicksal beinahe zugrunde geht. Leere, Angst und Verzweiflung sind darüber hinaus das Ergebnis einer schon längst angelegten Fehlentwicklung in Ehe und Familie. Sandra Hughes geht der Geschichte mit Akribie und tiefenpsychologischer Kenntnis auf den Grund.

Im Nachsatz erfahren wir, dass die Erzählung einer wahren Begebenheit nachempfunden ist.

Die Schweizer Autorin Sandra Hughes lebt und arbeitet in der Schweiz.

Sandra Hughes
Fallen
160 Seiten, gebunden
Dörlemann, Februar 2016
ISBN-10: 3038200298
ISBN-13: 978-3038200291
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Emma Farrarons: Das Achtsamkeits-Malbuch – Ein Anti-Stress-Vergnügen

Emma Farrarons: Das Achtsamkeits-Malbuch – Ein Anti-Stress-Vergnügen

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Ausmalen beruhigt. Man konzentriert sich auf das vorgegebene Bild und füllt das Motiv nach und nach mit Farben. Die Achtsamkeit stellt sich von ganz alleine an. Man kann sich bewusst eine Auszeit nehmen, kleine Pausen damit füllen oder sich auch für längere Zeit mit einem Bild beschäftigen. Verschiedene geometrische Formen und auch Blumenmuster hält das Buch vor.

Allerdings sehe ich beim Betrachten der Seiten viele sehr unruhig wirkende Motive. Wellenlinien, Bögen, sich windende Formen und sich wiederholende filigrane Blütenmuster verwirren das Auge. Manche Motive sind mir auch zu einfach. Eine karierte Seite, fast wie im Schulheft, ist nicht kreativ genug.
Es gibt aber auch einige Motive, die mir sehr gefallen, wie die verschiedenen Blätter auf einer Doppelseite, die Schmetterlinge und die kleinen Vögel, die ich am liebsten sofort ausmalen möchte. Auch an einem Bild, das eine ganze Naturszene zeigt, und das man nach und nach aufbauen kann, möchte ich mich gerne versuchen. Leider lässt sich das kleine Taschenbuch geöffnet nicht flach auf den Tisch legen. Ich versuche es mit Gewalt! Aber es ist nichts zu machen. Ich muss die Buchseiten mit einer Hand herunterdrücken, um mit der anderen Hand malen zu können. Eine Chance, das gesamte Bild auszumalen, habe ich auch nicht, weil das Seite dann in die Bindung läuft. Einen ausgesparten inneren Rand gibt es nicht. Entspannend ist das Malen dadurch eher nicht. Format und Bindung sind also falsch gewählt. Das Buch passt zwar durch das kleine Format in jede Tasche, aber manches Motiv ist dann eben sehr filigran.

Das nicht jedes Bild meinen Geschmack trifft, ist nur natürlich. Aber dass man nicht wirklich gut mit dem Buch arbeiten kann, ist wirklich schade. Für eine Achtsamkeitsmeditation ist das Buch, durch die störenden Faktoren, also eher weniger gut geeignet.

Rezension von Heike Rau

Emma Farrarons
Das Achtsamkeits-Malbuch – Ein Anti-Stress-Vergnügen
112 Seiten, broschiert
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426877228
ISBN-13: 978-3426877227
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Peter Simon Fenkart: Wurzeln im Sein – Wir sind zur Erfüllung berufen

Peter Simon Fenkart: Wurzeln im Sein – Wir sind zur Erfüllung berufen

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Peter Simon Fenkart schreibt am Anfang seines Buches, er wolle mit „Wurzeln im Sein“ keinen Ratgeber vorlegen, er wolle nur erzählen, wie man seiner Erfahrung nach Erfüllung findet. Fünf Jahre habe er an dem Thema herumgedacht und darüber gelesen und mit anderen darüber gesprochen und sich – wie man so sagt – damit auseinandergesetzt. Und nun …

… hat man als Leser einen Ratgeber in der Hand, einen, der sehr gute Tipps dafür gibt, wie man den Zustand Erfüllung (oder wenigstens Zufriedenheit) erreichen kann. Ich zumindest fand genau die „Handlungsanweisungen“, die meiner Erfahrung nach zum Erfolg führen. Dabei geht es nicht um Atemübungen, Meditationsformeln oder Vorschriften der Art „Lebe vegan!“, „Zieh aufs Land!“, „Tritt einer Hilfsorganisation bei!“ oder dergleichen. Nein, es läuft auf eine tiefgreifende innere Veränderung hinaus, die nicht unbedingt den Charakter eines revolutionären Umbruchs haben muss, sondern eher evolutionär abläuft.

Aber fangen wir von vorn an, mit der Frage, was „Erfüllung“ eigentlich ist. Für Fenkart ist dieser Zustand nicht dasselbe wie „Glück“, denn dieses sei nur ein vorübergehender Zustand, ein relativ rasch erlöschendes Hochgefühl. Ein Rausch gewissermaßen. Wie bei anderen Räuschen ist man geneigt, nach dessen Abklingen einen neuen Rauschschub zu suchen, und in der Regel braucht man dafür einen noch ein stärkeren Stimulus und einen noch stärkeren und einen noch stärken … und ehe man sich versieht, ist man die meiste Zeit damit beschäftigt, dem Rausch nachzujagen. Dabei fühlt man sich zunehmend unzufrieden, weil es immer schwerer wird, „Glück“ zu empfinden und dieses Gefühl, wenn man es doch erreicht, immer weniger hoch brandet. Erfüllung hingegen brandet nicht hoch – auch wenn sie durchaus Glücksmomente bringt – und geht zugleich doch über ruhige Zufriedenheit hinaus. Sie ist mit dem Gefühl verbunden, Teil von etwas Größerem zu sein, den Blick auf oder in etwas Größeres werfen zu können. Das kann etwas Spirituelles oder Religiöses sein, wissenschaftliche Erkenntnisse, die sich zu einem intuitiven Verstehen des Ganzen weiten, das Finden von haargenau dem Platz im Leben, für den man sich berufen fühlt, der einem als Sinn seines Lebens fühlbar wird.

Peter Simon Fenkart betrachtet in dieser Anfangsphase des Buches diesen Unterschied zwischen Glück und Erfüllung, schaut auf das Phänomen Berufung, entwirft ein Etagenmodell, in dem die Befriedigung elementarer Bedürfnisse als Kellergeschoss, die „übliche“ Zufriedenheit mit Glücksmomenten als Erdgeschoss und der Zustand der Erfüllung als oberste Etage formuliert sind. Daran macht er klar, dass zum einen die oberen Geschosse ohne die unteren keinen Halt hätten, zum anderen aber eine Durchlässigkeit nötig ist: Man lebt nicht ständig ganz oben, manchmal muss man profane Kellerjobs machen – wichtig ist, dass man den Weg nach oben kennt und so oft wie möglich auch geht.

Schon in diesen Abschnitten des Buches betont Fenkart immer wieder, dass Erfüllung einem nicht zufällt. Der Weg dahin beginnt mit dem Beschluss, Erfüllung finden zu wollen. Das klingt trivial, ist es aber nicht. Fenkart erklärt in diesem Zusammenhang den Unterschied zwischen Wünschen und Wollen. Das tut er – wie fast immer im Buch – wortreich und mithilfe verschiedener Bilder. Das mag redundant wirken und wahrscheinlich ist es das auch. Aber das ist bei diesen Projekt auch nötig, denn es geht in dem Buch nicht darum, eine Abhakliste zu erstellen, sondern das Innere des Suchenden so zu formen, dass er erfolgreich bei seiner Suche sein kann. Es geht um nichts Geringeres als eine psychische Umschulung, ein Ändern von Automatismen, von Denk- und Verhaltensmustern. Es geht um eine Modifizierung des Unbewussten und – und das vor allem – einen neuen Zugang zum Unbewussten. Und das braucht Zeit, braucht übende Wiederholung.

Das alles bringt Peter Simon Fenkart allerdings in viel bodenständigeren Worten an den Leser als ich es hier zusammenfassen kann. Deshalb ist das Projekt ja auch ein etwa 200 Seiten dickes Buch und nicht nur ein Artikel, der die Schlüsselworte nennt und kurz erläutert. Vor allem aber lässt es sich deutlich besser lesen.

Im Buch geht es nach der Beschlussfassung … nein nicht mit dem „Umkrempeln der Lage“ weiter, sondern mit der Beschäftigung mit dem Ist-Zustand. Unmittelbar damit verbunden ist das Erlernen von „Achtsamkeit“, wie es neuerdings genannt wird, wenn man wahrnimmt, was um einen herum passiert und – und das ist das Wichtigere – was das in einem auslöst. Erst danach geht es darum, sich, sein Verhalten und – wenn nötig – sein Umfeld so zu verändern, dass das, was man da wahrnimmt, sich richtig anfühlt. Richtig in Bezug auf das Ziel, auf die Erfüllung, die Berufung, den Sinn – Fenkart zäumt da das Pferd von verschiedenen Seiten her auf.

Während er zu „Erfüllung“ und „Berufung“ bereits die Methode unterfütternde Betrachtungen angestellt hat, widmet sich Fenkart im Mittelteil des Buches der Sinnfrage. Aus meiner Sicht nicht sehr glücklich, auch wenn man den Bereich nicht ganz weglassen kann. Immerhin ist „Was für einen Sinn hat mein Leben denn?“ die häufigste Formulierung in diesem Themenkreis. Fenkart spricht dazu von einem Sinn, der angeblich jedem Menschen eigen ist, und den jener finden muss, um Erfüllung zu erlangen. So, als sei es haargenau dieser eine Diamant, ohne den alles unfertig bliebe. Und wie bei einer Schaufel, die sich ja auch ihren Sinn nicht selbst geben könne, würde es auch für den Menschen einen externen Sinnstifter geben. Dieser habe vernünftigerweise den Menschen mit allem ausgestattet, was nötig ist, um diesen Sinn zu finden, und er würde ihn mittels „Leitplanken“ – gemeint sind schmerzliche Ereignissen – unterstützen, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Dass man da berechtigterweise fragen kann, wieso dieser Stifter den Menschen nicht einfach so den Sinn erfüllen lässt, sondern sogar in Kauf nimmt, dass viele, sehr viele Menschen diesen Sinn nie finden, nie Erfüllung finden, zwingt den Autor zu einer nicht ganz handfesten Abhandlung über den freien Willen. Hier klingt das Wortreiche dann auch eher schwaflig, wie man es oft findet, wenn jemand gedanklich noch nicht zum Punkt gekommen ist oder der Punkt nicht wirklich in das Gesamtkonstrukt passt, sondern mühsam hineingeredet werden muss.

Wer dieses Buch liest – und ich empfehle das durchaus – sollte also in diesem mittleren Bereich Vorsicht walten lassen. Anders als Fenkart am Anfang des Buches behauptet, ist es nämlich nicht unerheblich, welches Modell man einer Methode zugrunde legt. Das Motto „Hauptsache, es funktioniert“ gilt nur in dem auf die eine Sache begrenzten Maß. Nehmen wir das Beispiel Barbara Pachl-Eberhart. Diese Frau hat innerhalb kurzer Zeit erst ihren Mann dann ihre beiden kleinen Töchter an den Tod verloren. Sie schrieb ein Buch über die Zeit danach („Warum gerade du?“), das vielen Menschen half. Nach Fenkarts These war es also nicht ihre Bestimmung, nicht ihr Sinn, diesem Mann und diesen Kindern Frau bzw. Mutter zu sein. Was sie in jenen Tagen an Erfüllung fühlte, war demzufolge Selbstbetrug. Schlimmer noch: Was war dann der Sinn des Mannes und der Kinder?

Stellen wir die Sache mal auf die Füße: Es gibt keinen „objektiven“ Sinn. So wie die Schaufel an sich keinen Sinn hat, sondern der Sinn sich erst im Einsatz der Schaufel – zum Schippen, zum Dekorieren, zum Morden oder als provisorischer Ersatzzaunspfahl – ergibt, so ergibt Sinn erst im Handeln des Menschen. Und so, wie der Schaufelbenutzer den momentanen Sinn der Schaufel bestimmt, so bestimmt der handelnde Mensch den Sinn seines Handeln (Nachdenken, Planen etc. eingeschlossen). Noch ein Haken bei Fenkarts Ansatz: Wenn der Mensch nur Erfüllung spürt, wenn er seine ihm aufgetragene Aufgabe erfüllt, wie kann es dann sein, dass er schon mit Erfüllung „belohnt“ wird, wenn er die Aufgabe nicht erfüllt, sondern nur daran arbeitet? Selbst Fenkart betont aber – völlig zu Recht aus meiner Sicht – dass Erfüllung eben nicht vom Abschließen einer Arbeit abhängt.

Nachträglich wundere ich mich, dass Peter Simon Fenkart in der Unterüberschrift des Buches schon einen Schlüsselsatz sagt, den er im Buch selbst jedoch nicht aufgreift. „Wir sind zur Erfüllung berufen“ steht vorn drauf – drinnen wird aber von allen möglichen Berufungen geredet, außer eben der, nach Erfüllung zu streben. Dabei wäre das der am besten handhabbare Ansatz. Die Verbindung zur Sinn-Frage, wie sie in der Regel gemeint ist, stellt Fenkart in seinem Buch selbst her: Am besten dienen wir der Gemeinschaft oder eine Sache, wenn wir nicht mit uns um möglichst viele Glücksmomente kämpfen. Es ist in jeder Sichtweise – egal ob mit Sinnstifter oder ohne – sinnvoll, Erfüllung zu fühlen und mit der daraus erwachsene Kraft und Ausstrahlung eine wie immer geartete Aufgabe zu erfüllen.

Und sogar die „Methode“, die Fenkart de facto vermittelt, ist völlig unabhängig davon, ob man an einen Sinnstifter glaubt oder Naturgesetze als das nimmt, was sie sind (sie haben keinen Sinn, denn sie sind ziellos, sie beschreiben nur Zusammenhänge). Am Ende geht es „nur“ darum, zu lernen. Zu lernen, äußere An/Forderungen als solche zu erkennen. Zu lernen, innere An/Forderungen wahrzunehmen, also der ureigenen Bedürfnisse gewahr werden, die sich im Unbewussten manifestieren und sich per Emotion oder unerwarteter Handlung – „Keine Ahnung, warum ich das eben gemacht habe.“ – ins Bewusstsein spiegeln. Und zu lernen, im Handeln (Denken und Planen inklusive) dieses Innere zu seinem „Recht“ kommen zu lassen, es nicht zu ignorieren, zu übertönen oder dauerhaft zu unterdrücken. Dieser „Achtsamkeit“ widmet Fenkart im Kapitel, in dem er die „Säulen“ für den „Berufungsweg“ zusammenfasst, dann auch die meisten Seiten.

Dann kommt das Buch auf die „Schlussgerade“. Hier ist dies und das erwähnt, was als Ergänzung dienen kann, insbesondere die Berufung rückt noch einmal in den Mittelpunkt. Vor allem der Aspekt, den Fenkart schon am Anfang in seiner erfrischenden Art so beschrieb: „Ich bin davon überzeugt, dass es Berufungen in allen Kollektionsgrößen gibt. Dabei müssen wir nichts ,von der Stange‘ nehmen …“

Fazit: Denkt man sich die mittleren Passagen des Buches vereinfachend in „es gibt einen Sinn (egal, wer den bestimmt)“ um, dann hat man mit diesem Buch einen recht universellen Schlüssel auf dem Weg zu Erfüllung oder wenigstens zur Zufriedenheit in der Hand. Wie man das konkret anstellt mit der Achtsamkeit und dem Loslassen und all dem, muss man selbst erkunden – Fenkarts Entspannungstipps zum Beispiel taugen für mich überhaupt nicht –, aber das ist ja immer so bei einem guten Coaching. Auch, dass es Zeit braucht und stetes Tätigsein, vor allem im Geiste. Zu diesem Zweck kann man gut und gerne öfter in „Wurzeln im Sein“ reinschauen – Fenkarts Vorschlag, das Buch nach der Lektüre weiterzugeben, ist also nicht sein bester Rat.

Peter Simon Fenkart
Wurzeln im Sein – Wir sind zur Erfüllung berufen
BOOKSun limited, Februar 2015
ISBN-13: 978-3941527188
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