Roman Graf: Herr Blanc

Roman Graf: Herr Blanc

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Auf den Spuren eines Sonderlings!

Versonnen geht Herr Blanc in einer hellen Mondnacht seiner Wege. Er kommt gerade aus der Wohnung seiner Mutter, wo er zu Abend gegessen hat wie immer an jedem Montag und Freitag, und wie immer gab es das gleiche Essen an jedem dieser Tage.

Seine Arbeit hat er nach zwanzig schönen Berufsjahren wegen Umstrukturierungen in der Firma verloren. Zu Recht nimmt er nun die Arbeitslosenunterstützung in Anspruch!

Ob er wohl ein anderes Leben geführt hätte, wenn er einstmals mit Heike in England geblieben wäre?

Er und die junge Deutsche haben in ihren jungen Jahren in Cambridge zusammen studiert, ein Vorzug, den er seinem Vater verdankte. Dieser hatte mit einer früh angelegten Sparsumme für sein Studium gesorgt. Verheiratet waren seine Eltern nie, und die Mutter hat sich redlich geplagt, um für ihren Jungen sorgen zu können. Nun sollte wenigstens er es zu etwas bringen!

Heike war seine erste große Liebe, die nur noch in der Erinnerung besteht, denn geheiratet hat er schließlich die Witwe Vreni, die ihn mit ihrem angepassten Wesen nervt.

Die gleitenden Gedanken, die ihm sein vergangenes Leben vor Augen führen, zeigen ihn als einen eigenbrötlerischen Sonderling, und er überlegt, was wohl aus Heike geworden sein mag!

In lakonischem Tonfall beginnt Roman Graf seinen Roman über Herrn Blanc, dessen Lebensweg ein einziges  langweiliges Desaster war. Immer zog es ihn wieder nach Hause in die Schweiz und zur Mutter, die bis an ihr Lebensende für ihren Sohn gesorgt hat. Als sie stirbt, ist Herr Blanc nun wirklich ganz alleine auf der Welt, und so fühlt er sich auch.

Roman Graf liefert das  überraschende Porträt  eines Menschen, der pedantisch bis zu Zwanghaftigkeit agiert und lediglich seine Zeit mit Heike als unbeschwert und frei von seiner beharrlichen Ordnungsliebe erlebt hat.

Die Charakterstudie dieses Mannes, der blass und fahrig durchs Leben geht, der fast immer Opfer ist und doch eine verhaltene Obsession nach Rebellion beweist, ist dem Autor hervorragend gelungen. Mit kleinen Details bekommen seine Figuren Stimme und Form, so dass man sie lebhaft in ihrem Element sieht: Vreni, die Witwe, die ihn zuvorkommend umhegt, Anton Blancs Mutter mit ihrer aufdringlichen Fürsorge,–und Herr Blanc selber! In dem man ihn immer nur mit dem Titel „ Herr Blanc“ beschrieben findet, ahnt man seine naive Einfalt, seine immerwährende Distanz zu Menschen  und Dingen und die Utopie einer Nähe, die er sich in der Erinnerung an Heike  vorgaukelt.

Mit seiner zurückgenommener Ausdrucksweise und seinem stillen Humor beweist Roman Graf, dass in einem Leben als Sohn und Mann, in dem eher der versorgte Sonderling zu sehen ist, auch ein verborgener Herausforderer des Schicksals lauert, der am Ende siegen wird, -und wie!

Das Debüt ist herausragend und lässt auf ein Talent schließen, auf dessen weitere Werke wir gespannt sein dürfen.

Roman Graf   Herr Blanc
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Limmat Verlag; Auflage: 1., Aufl. (August 2009)
ISBN-10: 3857915854
ISBN-13: 978-3857915857

Richard Stark: Das große Gold

Richard Stark: Das große Gold

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Da ist doch mal wieder was schief gegangen. Parker sitzt im Knast. Die Typen, die mit in seiner Zelle sitzen, halten Abstand, nur Williams ist etwas zugänglicher. Sein Anwalt Jacob Sherman weiß nicht viel über Parkers Mitstreiter. Walheim hatte einen Herzinfarkt, Bruhl liegt im Krankenhaus und wo Armiston ist, weiß er nicht zu sagen. Es gibt also momentan keine Kontaktmöglichkeit. Auch dass Parker nach Kalifornien ausgeliefert werden soll, geht ihm gegen den Strich. Schließlich ist er dort als Ausbrecher und Mörder aktenkundig. Zumindest kann der Anwalt Kontakt mit Parkers Freundin Claire aufnehmen. Ein paar Tage später ist ein neuer Anwalt zur Stelle. Claire hat also ganze Arbeit geleistet. Mr. Li arrangiert ein Treffen mit einem angeblichen Verwandten Ed Mackey. Mit seiner Hilfe bekommt Parker sein Ausbrecherteam, bestehend aus Williams und Marcantoni zusammen. Ganz unbemerkt bleiben die Pläne der drei nicht. Jelinek, bekannt als Spitzel, muss aus dem Weg geräumt werden. Aber Parker plagen noch andere Probleme. Marcantoni hat an seine Mithilfe Bedingungen geknüpft. Er hat da eine Sache laufen, die noch vollendet werden muss und ebenso gefährlich ist, wie der Ausbruch.

Auch dieser Krimi, mit Parker in der Hauptrolle, ist gut ausgedacht. Die Handlung ist äußerst spannend. Parker ist in einer eigentlich aussichtslosen Lage und man ist begierig darauf zu erfahren, wie er da wieder rauskommt. Gewohnt kaltschnäuzig beginnt er ohne eine Minute zu verlieren mit der Planung, nutzt dafür geschickt seine Kontakte. Obwohl Parker momentan auf der Verliererseite steht, sieht man ihn schon wieder auf der Überholspur. Parker ist ein wirklich außergewöhnlicher Charakter. Er hat Charme, wirkt verlässlich, aber eben auch eiskalt und er strahlt eine Gefährlichkeit aus, die Angst macht. Einige seiner Mitstreiter können ihm aber durchaus das Wasser reichen. So sind es diesmal besonders diese kurz angebundenen Dialoge der Gangster, die den Krimi zu etwas Besonderem machen.
Für Unterhaltung sorgt, dass diesmal nichts, aber auch gar nichts läuft, wie es soll. Immer wieder müssen sämtliche Pläne über den Haufen geworfen werden und es geht ums nackte Überleben. Der ein oder andere bleibt auf der Strecke. Man kann nur staunen über den Verlauf der Handlung. Kurzum, es macht Spaß, diesen Krimi zu lesen!

Rezension von Heike Rau

Richard Stark
Das große Gold
Ein Parker Roman
Aus dem Amerikanischen von Rudolf Hermstein
284 Seiten, Klappenbroschur
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552054804
ISBN-13: 978-3552054806

Nick Cave: Der Tod des Bunny Munro

Nick Cave: Der Tod des Bunny Munro

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Sexbesessenheit und ein verkrachtes Leben.
Bunny Munro ist eine ziemlich verkrachte Existenz. Er ist unterwegs in England, wo er lebt und als Vertreter für Kosmetikartikel Geld verdient und seine Tage verbringt. Mit Sex, Alkohol und Zigaretten vertreibt er sich die Zeit, während seine Frau zu Hause auf ihn wartet. Schon bald wird bekannt, dass sie depressiv ist, eine traurige Mitteilung, wenn man bedenkt, wie viele berühmte und unscheinbare Menschen daran kranken und auch sterben.
Bunny taxiert Frauen vor allem nach ihrer Verwertbarkeit für sein Sexbedürfnis. Dieses zusammen mit seinen anderen animalischen Triebbedürfnissen macht ihn zu einer armseligen Gestalt der Öde und der Leere.
Dann kommt er eines Tages nach Hause und seine Frau Libby hat sich umgebracht. In dem heftigen Durcheinander der Wohnung sitzt sein Sohn Bunny Junior und sieht fern!
Damit ist die Urszene des Buches vorgegeben: es handelt sich um ein psychisch und physisch abgewracktes Paar, das an den armseligen Bedingungen eines äußerst dürftigen Lebens herumlaboriert. Nach dem Tod von Libby steht den beiden Verlassenen, Vater und Sohn, ein trostloses Weiterleben bevor.
Durch das ganze Buch hindurch wird Bunny seine Sexfreuden, alleine oder mit vorübergehenden Partnerinnen, als Trost suchen, während Bunny Junior seine Zeit im Auto oder Hotelzimmern alleine verbringt. Nur teilweise komisch, wie es im Klappentext heißt, mehrheitlich aber traurig folgt man den beiden auf ihrem Weg, der heimatlos und entwurzelt erscheint. Freuden sind bescheiden angelegt: ein Essen zu zweit, Gespräche in Zweisamkeit und auf die Fragen des kleinen Bunny, z.B. warum er nicht wie andere Kinder zur Schule gehen darf, legt sich Munro eine Antwort nach seinen eigenen Bedürfnissen zurecht. Man gewinnt überhaupt den Eindruck, dass hier ein Egoist par excellence am Werke ist. Nur merkt er gar nicht, wie er selber nach und nach zugrunde geht. Die Leere bleibt durch das ganze Buch hindurch spürbar. Unter den verborgenen Strömungen dieser Lebensstrukturen spürt man die Hoffnungslosigkeit und eine Ergebenheit ins Schicksal, die einen schaudern lassen! Bunny wird und kann sich nicht wirklich zu einem beruhigten Leben aufraffen. Verstörend ist die Lektüre, wenn man nicht über die gelegentlich slapstickartig angelegten Ereignisse auch schmunzeln könnte.

Nick Cave ist ein erfolgreicher und berühmter Rockstar. Leben auf der Bühne kommt sicher dem Leben „on the road“ nahe, so dass er aus dem eigenen Leben beim Verfassen des Romans geschöpft haben mag.

Nick Cave
Der Tod des Bunny Munro
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3462041290
ISBN-13: 978-3462041293

Krimiverfilmung TANNÖD

Krimiverfilmung TANNÖD

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Krimiverfilmung TANNÖD ab 19. November im Kino

Zum Kinostart verlosen wir 2 x das Buch aus dem btb Verlag. Dazu bitte einfach eine Mail an info(ät)leselupe.de schicken oder hier einen Kommentar zum Buch/Film schreiben.

Abgelegen im blauschwarzen Tannenwald liegt er, der Mordhof. Hier wurde die gesamte Familie Danner brutal mit der Spitzhacke erschlagen, auch die Kinder und die neue Magd. Niemand im Dorf hat von der grausamen Tat etwas mitbekommen. Wundern tut es aber keinen, war doch der alte Danner (Vitus Zeplichal) ein alter Tyrann und Geizhals, der es sich mit jedem in der Umgebung verscherzt hatte. Seine frömmelnde Frau (Lisa Kreuzer) sprach mit niemandem, und die Kinder seiner Tochter Barbara (Brigitte Hobmeier) sollen auch von ihm gewesen sein …
Als zwei Jahre später die junge Kathrin (Julia Jentsch) im Dorf auftaucht, ist der Täter noch immer nicht gefunden.
Bald erkennt sie hinter dem dichten Netz aus Lügen und Schweigen eine tiefe Schuld im Dorf, und ahnt, dass der Fall mehr mit ihr zu tun hat, als ihr lieb sein kann …

TANNÖD, das Debüt der 1962 geborenen Andrea Maria Schenkel erschien im Januar 2006 und wurde mit mittlerweile über einer Million verkaufter Exemplare zum absoluten Überraschungserfolg. Der Roman (basierend auf einer wahren Begebenheit) wurde mit dem Deutschen Krimi Preis 2007 ausgezeichnet.

Nun hat Regisseurin Bettina Oberli zusammen mit Drehbuchautorin Petra Lüschow aus diesem Stoff einen geheimnisvollen und mystischen Film gemacht, mit wunderbaren Bildern, der ab dem 19. November im Kino laufen wird.

Trailer:

www.tannoed.film.de

Kinostart: 19. November 2009 im Verleih der Constantin Film Regie und Drehbuchmitarbeit: Bettina Oberli
Produzenten: Hejo Emons, Stefan Schubert, Ralph Schwingel, Kristina Löbbert (Wüste Film West)
Co-Produzenten: Martin Moszkowicz (Constantin Film) und Christof Neracher (Hugofilm)
Drehbuch: Petra Lüschow nach dem gleichnamigen Roman von Andrea Maria Schenkel, erschienen in der Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg
Darsteller: Julia Jentsch, Monica Bleibtreu , Volker Bruch, Brigitte Hobmeier, Filip Peeters, Gundi Ellert, Vitus Zeplichal, Lisa Kreuzer, Janina Stopper, u.v.a.

Mechthild Scheffer: Bach-Blüten-Selbsthilfe in Krisensituationen

Mechthild Scheffer: Bach-Blüten-Selbsthilfe in Krisensituationen

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Mechthild Scheffer ist eine Wegbereiterin der Bach-Blütentherapie. Im Jahre 1981 führte sie das Werk von Dr. Edward Bach bei uns ein und entwickelte es weiter. Die Expertin für Naturheilkunde ist die Gründerin der „Institute für Bach-Blütentherapie, Forschung und Lehre“ in Hamburg, Wien und Zürich. Mit dem vorliegenden Buch beschreibt sie wie eine Selbsthilfe in Krisensituationen mit Hilfe der Bach-Blütentherapie aussehen kann.

In einer Krisensituation steckt wohl jeder einmal. Manchmal ist es schwer, dann die richtige Entscheidung zu treffen. Die Sorgen und Nöte beeinträchtigen das Wohlbefinden. Es muss etwas geschehen. Die Bach-Blütentherapie, so die Autorin, kann hier helfen.

Im Buch werden ganz unterschiedliche Musterfälle aufgezählt. Dabei werden die Bereiche „Familie & Kinder“, „Partnerschaft & Beziehungen“, „Karriere & Beruf“ und „Älter werden“ abgedeckt. Diese sind so wage gehalten, dass jeder sich hier wiedererkennen sollte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Reaktion auf die Krise, mit Ratlosigkeit oder Unzufriedenheit zum Beispiel. Auch andere Bachblüten-Cluster, die man im Buch weiter hinten findet, können hier mit hineinspielen. Nach dieses Vorgaben wird dann eine Blütenmischung zusammengestellt, die man einnehmen muss.

Man erfährt mit dem Buch also eine psychologische Beratung, deren Umsetzung mit einer Bach-Blütenmischung unterstützt wird. Ausgenutzt wird damit der von Dr. Bach entdeckte positive Einfluss bestimmter Pflanzen auf den Menschen. Die Erfahrungen zeigen, dass so zum Beispiel die Stimmung positiv beeinflusst wird. Das ist ein entscheidender Punkt bei der Krisenbewältigung. Da es für den Laien nicht leicht ist, die entsprechenden Mischung aus Blüten-Essenzen zusammenzustellen, gibt die Autorin hier Hilfestellung.
Es fällt jedoch auf, dass die Ausführungen im Buch sehr allgemein gehalten sind. Hier dürfte sich jeder mit seinen Sorgen und Nöten wiederfinden. Besonders gut kommt die Verallgemeinerung dieser doch auch sehr persönlichen Geschichten aber nicht an.
Ausprobieren kann man die Bach-Blütentherapie sicher gefahrlos. Nebenwirkung, so sagt die Autorin, gibt es keine. Sicher gibt es viele Skeptiker, was die Bach-Blütentherapie betrifft. Die gemachten positiven Erfahrungen damit sprechen hier aber für sich.

Rezension von Heike Rau

Mechthild Scheffer
Bach-Blüten-Selbsthilfe in Krisensituationen
192 Seiten, broschiert
Knaur MensSana
ISBN-10: 342687427X
ISBN-13: 978-3426874271

F. G. Klimmek: Ein Fisch namens Aalbert

F. G. Klimmek: Ein Fisch namens Aalbert

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Der Aal mit dem bezeichnenden Namen Aalbert lebt im Rhein-Herne-Kanal und ist Privatdetektiv….

Seine großen Vorbilder scheinen Philip Marlowe, Mike Hammer oder Thomas Magnum zu heissen. Ähnlich wie sie ist er als Detektiv aber nur ein kleiner Fisch, der sich mit den üblichen Beschattungsaufträgen und Ermittlungen in Sachen Ehescheidungen mehr schlecht als recht unter Wasser hält. In seiner Kasse herrscht chronische Leere. Auch Harry´s Auftrag, dessen Freundin Wilma, die als Kellnerin arbeitete und plötzlich verschwunden war, aufzuspüren, scheint ihn nicht gerade zum Millionär zu machen .

Die meiste Zeit hält sich Aalbert in Nick´s Café, gleich über seinem Büro, auf. Hier verbringt er die vielen Stunden und Tage, die er ohne Auftrag durch die Wasser treiben muss. Obwohl er noch nicht so richtig weiß, wie er Wilma finden kann, torkelt plötzlich ein weiterer Auftrag in seine Nähe: der Empfang und die Aufbewahrung eines Päckchens. Anschließend taucht ein erster Toter auf, der unter Umständen etwas mit dem Päckchen zu tun haben könnte oder auch nur ein weiteres Opfer des Serienkillers ist, der seit geraumer Zeit die Gewässer des Kanals in Unruhe versetzt. Zwar sollte sich in dem Päckchen eine Statue von höchstem Wert befinden, die für einen der Gangsterbosse in dieser Unterwasserwelt gedacht ist. Es stellt sich jedoch heraus, dass dem nicht so ist und der Gangster gelinkt wurde. Von diesem bekommt Aalbert den Auftrag, die Statue bei den Russen zu suchen und sie diesen gegebenenfalls abzujagen. Jedoch lehnt er diesen Auftrag ab. Dahingegen nimmt er einen Auftrag zur Identifizierung von fünf Leichen des Serienkillers an. Das Problem: von den Leichen sind nur noch die Schwanzflossen übrig. Dr. Meduse, der trotzdem eine unproblematische Identifizierung versprach, ist letztendlich ein Scharlatan.

Nun soll Aalbert erneut mit der Suche nach der wertvollen Statue beauftragt werden, diesmal von einem anderen Ganoven, dem reichsten Fisch des Rhein-Herne-Kanals. Aalbert lehnt wieder ab und der Serienkiller scheint erneut zugeschlagen zu haben.

Dieser humorvolle Krimi im Stile eines Detektivromans, der wie in diesem Genre üblich in der Form eines Ich-Erzählers verfasst wurde, gibt tiefe Einblicke in das Innenleben des Rhein-Herne-Kanals. Die Adaption des Milieus eines einsamen, ermittelnden Verlierers ist dem Autor hervorragend gelungen. Es scheinen sich in dieser Unterwasserwelt alle zwielichtigen Typen zu treffen, die in der Kriminalliteratur schon einmal vertreten waren: rivalisierende Gangsterbanden, mafiöse Paten, gehirnlose Leibwächter; und selbst die Bar, in der sich alle treffen, ist mit Nick´s Café vorhanden. Humphrey Bogart läßt grüßen.
Jedoch sollte der Leser die Erwartungen nicht zu hoch hängen, was die Geschichte an sich angeht. Liebhaber des Detektivromans, die ihre Freude an der Szenerie und den skurilen Typen haben, kommen voll auf ihre Kosten. Dass es sich bei den handelnden Personen um Fische, Krebse und Frösche handelt, ist der Sache nicht abträglich und hebt das Buch in das Satirische. Aber Leser, die einen spannungsvollen und actionreichen Krimi erwartet haben, werden ein wenig enttäuscht sein. Es dauert einfach zu lange, bis der Leser mit der entscheidenden Frage konfrontiert wird, wonach der Privatdetektiv überhaupt sucht, woran er ermittelt. Die Satire und die vielen kleinen Geschichten sind es, die den Leser lange Zeit bei der Stange hält. Beispielsweise die mit den drei Ratten, denen Aalbert zu entkommen versucht, als er einen seiner Aufträge abwickelt.

Kurz vor dem Ende werden dann alle Stränge und Personen im Showdown wieder zusammengeführt und die Leser darüber aufgeklärt, worum es eigentlich ging. Von diesem Moment an wird das Buch keinesfalls wieder aus den Händen gelegt werden.

Als liebevolle Hommage an den großen Detektivroman ist das Buch lesenswert, äußerst amüsant und bereitet dem Leser sicherlich viel Vergnügen.

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F. G. Klimmek
Ein Fisch namens Aalbert
Roman, 220 Seiten, Softcoverausgabe
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN: 978-3-94007-15-8
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2009

Svend Otto S.: Weihnachten – wie es früher einmal war

Svend Otto S.: Weihnachten – wie es früher einmal war

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Weihnachten ist ein Fest mit Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Ein Blick in die Vergangenheit dürfte trotzdem spannend sein. „Weihnachten – wie es früher einmal war“ wird in poetischen Bildern im Buch gezeigt. Über hundert Jahre geht der Leser beim Betrachten der Bilder zurück und sieht das winterliches Szenario einer Stadt. Viele Menschen sind unterwegs. Pferdewagen rumpeln durch die Straßen. Händler rufen ihre Waren aus. Es ist laut und hektisch. Einkäufe müssen erledigt werden. Aber so mancher hat kein Geld, kann nur schauen. Und dann ist Heiligabend. Die Straßen werden leer.

Das Buch ist schön anzusehen. Es ist genau das richtige für beschauliche Stunden mit den Kindern. Man wird in eine Zeit versetzt, die so anders ist und sich doch in den Traditionen kaum unterscheidet. Weihnachten ist ein bisschen so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Man kommt zum Innehalten und zum Nachdenken. Denn nicht nur die schönen Seiten des Weihnachtsfestes werden betrachtet. Klassenunterschiede werden aufgezeigt. Und auch heute noch geht die Schere auseinander zwischen arm und reich.
Man findet auf den Seiten keine Märchenbuchbilder. Vielmehr sind es realistische Zeichnungen mit vielen Details. Der Text ist einfach gehalten und damit auch für Kinder gut nachvollziehbar. Ein schönes Buch!

Rezension von Heike Rau

Svend Otto S.
Weihnachten – wie es früher einmal war
Text: Peter Faber
32 Seiten, gebunden
ab 5 Jahren
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830311524
ISBN-13: 978-3830311522

Kim Echlin: Der verschollene Liebhaber

Kim Echlin: Der verschollene Liebhaber

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Liebe in Zeiten des Krieges und des Untergangs.

Wie überall in den großen Städten der westlichen Welt war Montreal zu Ende der siebziger Jahre erfüllt von Lebenslust, Musik und den ungebundenen und fröhlichen Klängen einer Jugend, die sich frei und unbeschwert amüsierte.

Anne Greves ist sechzehn Jahre alt und macht erste Erfahrungen in den Clubs und Musikkneipen der Stadt. Blues und Rock sind die Musikströmungen, denen sie anhängt. Ihr Vater ist ein eigenbrötlerischer Sonderling, Prothesenbauer von Beruf und Professor an der Universität. Nach dem frühen Tod von Annes Mutter lebt sie mit ihrem Vater alleine. Als sie mit ihrem ersten Freund, einem Kambodschaner, bei ihrem Vater erscheint, ist er nicht gerade beigeistert und hält ihr immer wieder vor, dass sie ihr Leben mit diesem Freund ruinieren wird.

Die Liebesgeschichte von Anne und Serey steht am Beginn einer Erzählung, die uns später nach Kambodscha führt, wo wir uns mit Land und Leuten und den Folgen des unsäglichen Krieges unter der Gewaltherrschaft Pol Pots konfrontiert sehen. Von 1975 -1979 haben bekanntlich die marodierenden Truppen der Roten Khmer grausamen Völkermord an den Kambodschanern begangen.

Serey ist vor den Roten Khmer aus Kambodscha geflohen. Als Musiker, Student und Tutor an der Universität schlägt er sich wacker durch. Anne verliebt sich tief und ernst in den aparten und ungewöhnlichen Exilanten. Zart und warmherzig leben sie ihre Liebe, die sie unzertrennlich macht. Doch Sereys Heimweh ist größer als seine Liebe. Als er eine Möglichkeit sieht, in das vom Krieg zerstörte Land seiner Vorfahren zurückzukehren, verlässt er Anne,–und zehn Jahre hört sie nichts mehr von ihm.
Abenteuerlich und irrwitzig macht Anne sich nach langer Zeit Anfang der neunziger Jahre auf, um Serey in Phnom Penh zu suchen. Sie findet ihn tatsächlich, und für eine kurze Weile leben sie wieder zusammen.

Anne besteht in der Folgezeit zahlreiche Irritationen und berichtet rückblickend nach dreißig Jahren von ihrem und dem Schicksal ihres geliebten Serey.

Die Autorin nutzt die Liebesgeschichte, die von besonderer Nähe und Innigkeit ist, um das Leid der Menschen in einem vom Terror geplagten Land krass herauszustellen. Anne stößt bei ihrer Suche nach Serey, der eines Tages wieder verschollen ist, weit in das Landesinnere Kambodschas vor. Sie findet neben der Verwüstung des Landes und den vielfach traumatisierten Menschen eine liebenswerte Gesellschaft, gastfreundlich und aufgeschlossen, die jedoch in erbärmlichen Unterkünften haust. Fast alle haben Familienmitglieder oder sogar die ganze Familien durch den Krieg verloren. Angst begleitet beinahe alle Kontakte, so dass man sich einem verschüchterten und resignierten Volk gegenüber sieht.

In fazettenreichen und eindrucksvollen Bildern zeigt uns die Autorin das Bild der bunten und orientalisch- exotischen Stadt Phnom Penh. Diese bietet in einem Land von einzigartiger Naturschönheit ein Bild der Zerstörung, der Armut, mangelnder Hygiene und des Untergangs.

Spannende Unterhaltung pur bietet der Roman, der nebenbei auch noch ein Stück Zeitgeschichte beinhaltet.

Auf Deutsch ist diesem ersten Roman von Kim Echlin in der guten Übersetzung von Claudia Feldmann hoffentlich ein ausgezeichneter Erfolg beschieden.

Kim Echlin
Der verschollene Liebhaber
Gebundene Ausgabe: 263 Seiten
Verlag: Kiepenheuer
ISBN-10: 3378011041
ISBN-13: 978-3378011045

Petra Kasch: Bye-bye, Berlin

Petra Kasch: Bye-bye, Berlin

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Nadjas Mutter ist weggezogen von Ostberlin nach Hamburg. Im Westen hat sie einen besseren Job gefunden. Sie hofft darauf, dass Nadja und ihr Vater nachkommen. Doch daraus scheint nichts zu werden. Nadjas Papa versinkt in seiner Depression. Immer wieder geht er in die Kneipe gegenüber und betrinkt sich. Dabei kann die Miete schon nicht mehr bezahlt werden. Aus dem versprochenen Urlaub am Schwarzen Meer, zu dem sogar Nadjas Freund Timm mit sollte, scheint nichts zu werden. Nadja ist so wütend, dass sie beginnt, das Lebenswerk ihres Vater zu zerstören. Nadjas Vater war einer bekanntesten Fotografen in der DDR, doch nun ist er schon seit zwei Jahren arbeitslos. Draußen im Container zündet Nadja die Fotos an. Als die Feuerwehr anrückt, haut sie ab.
Am nächsten Tag kommt Frau Möller vom Jugendamt. Sie sieht, in welch schlimmen Zustand die Wohnung ist. Nadja und ihr Vater versichern ihr, dass alles in bester Ordnung ist. Sie will in einer Woche noch mal wiederkommen und sehen, ob die Wohnung, so wie Nadja behauptet hat, tatsächlich renoviert wird.
Timm trommelt die Freunde zusammen. Es muss etwas geschehen. Einer borgt Geld für die Miete und beim Streichen wollen auch alle helfen. Aber Nadja wird alles zu viel. Sie will kein Mitleid. Doch ihre Freunde lassen nicht locker. Etwas ganz Besonderes fällt ihnen ein, um Nadja und ihren Vater zu unterstützen.

Die Geschichte spielt in Ostberlin nach dem Mauerfall. Der Vater ist arbeitslos geworden. Die Wohnung ist voll von seinen Fotos, die DDR-Geschichte erzählen. Die Mutter, auf der Suche nach einem besseren Leben für die ganze Familie, ist in den Westen gegangen. Nadja und ihr Vater halten an ihrem bisherigen Leben fest, das aber von Hoffnungslosigkeit geprägt ist. Mit Spannung verfolgt man wie Nadja kämpft. Die Sorge um ihren Papa scheint sie zu erdrücken. Sie will nicht zu ihrer Mutter nach Hamburg, aber auch nicht ins Heim. Sie will bei ihrem Papa bleiben, doch der scheint sich aufgegeben zu haben. Und das Jugendamt hat schon Wind davon bekommen. Doch Nadja kann auf ihre Freunde zählen. Und was die sich ausdenken, ist eine gelungene Überraschung. Und dennoch wackelt hier die Glaubwürdigkeit der Geschichte. Denn im Grunde verprellt Nadja ihre Freunde einmal zu viel.

Die Autorin erzählt die Geschichte mit sehr viel Feingefühl. Sie geht besonders auf die Gefühle Nadjas ein. Die Folgen der Wiedervereinigung werden deutlich gemacht. Das Schicksal von Nadjas Familie ist eines von vielen. Man kann die Zeit ein wenig nachempfinden. Die Geschichte wäre sicher böse ausgegangen, wenn Nadja nicht so gute Freunde und Nachbarn gehabt hätte. Aber so hat das Buch dann wenigstens ein gutes Ende, auch wenn es fast zu schön ist, um wahr zu sein.

Rezension von Heike Rau

Petra Kasch
Bye-bye, Berlin
252 Seiten, gebunden
ab 11 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN-10: 3473347914
ISBN-13: 978-3473347919

Daniel G. Keohane: Plage der Finsternis

Daniel G. Keohane: Plage der Finsternis

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Sheya und Bill Watts haben sich mit dem Ausbau der alten Kirche zum Wohnhaus einen Traum erfüllt. Die Einweihung des Hause nimmt Reverend Joyce Lindu vor. Auch Gem, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, nimmt daran teil, obwohl das Haus ihr Gänsehaut verursacht. Sie hört dann auch merkwürdige Stimmen, die sich nicht erklären lassen. Das Seltsame ist, dass die anderen auch etwas hören. Es ist, als würde es spuken. Und dann auf einmal wird das Haus von einer Finsternis verschluckt, die sogar in die Ohren vordringt, so dass nichts mehr zu hören ist.
Für jeden der Anwesenden beginnt ein Albtraum, wie er schrecklicher nicht sein kann. Ein ohnmachtsähnlicher Zustand tritt ein, der immer wieder klare Momente voller Schrecken aufweist. Vergangenes, Unverarbeitetes wird noch einmal erlebt.

Es geht vorüber. Alle sind noch im Haus. Aber immer noch stimmt etwas nicht. Die kleine Gruppe ist eingeschlossen. Die Telefone sind tot. Sogar die Schränke sind verschlossen. Bis auf einer. Eine Schublade lässt sich öffnen. Sheya verrät das den anderen jedoch nicht. Scheinbar hat sie etwas zu verbergen.
Jeder hat etwas Belastendes in der Vergangenheit erlebt. Zusammenhänge mit dem Geschehen können aber nicht hergestellt werden. Es kann nicht geklärt werden, was vor sich geht. So müssen die Anwesenden die nächste Welle Finsternis ertragen.

Diese Aneinanderreihung von Albträumen mag Horrorvorstellungen wecken. Leider schafft es der Autor nicht, den Leser damit zu berühren. Dazu sind diese Träume zu verworren und langwierig.
Auch lernt man die Menschen im Buch praktisch nur über ihre Albträume kennen. Zumindest ihre Vergangenheit. Es fehlt an Tiefgang.
So bleibt das Geschehen ein Rätsel und auch das Ende, wo man dann eigentlich weiß, was passiert ist, ist nicht zufriedenstellend geschrieben. Die Zusammenhänge bleiben unklar.
Klare Strukturen und der Bezug auf das Wesentliche fehlen. Die Charaktere sind zu oberflächlich dargestellt.
Das Buch könnte gefallen, wer Unheimliches und Unerklärliches mag. Wer das Grauen gut an sich ranlassen kann und wer auch am Ende eines Buches gerne noch etwas Stoff zum Nachdenken hat.

Rezension von Heike Rau

Daniel G. Keohane: Plage der Finsternis
Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner und Michael Krug
Otherworld Verlag
283 Seiten, gebunden
ISBN-10: 380009505X
ISBN-13: 978-3800095056