Das rostrote Buch

Das rostrote Buch

Ein Literarisches Abenteuerbuch!
Anne, 11 Jahre alt, Emily, 9 Jahre alt, und Will, 6 Jahre alt, leben mit ihren Eltern in einem alten Haus in Queens / New York.
Der Sommer liegt vor ihnen, und die Mädchen genießen es, in der Hängematte zu liegen und zu lesen.
Unmengen von Büchern haben sie ausgeliehen, als ihnen unter den vielen Büchern in einem Korb ein rostrotes Buch auffällt. Es ist abgenutzt und sie haben es noch nie gesehen.
Als sie es aufschlagen und zu lesen anfangen, befinden sie sich unversehens in einer der Geschichten, die sie aus ihren Büchern kennen.
Sie sind im Wald von Sherwood Forrest unter den Anhängern Robin Hoods, des Königs der Diebe, und werden in vielfältige Abenteuer verwickelt.

Später ist es der Bruder Will, der sich in das Insektenland Jardinia verirrt.

In einer abenteuerlichen Collage verbindet Nina Bernstein Fantasie und Wirklichkeit.
Das Leben der Familie wird kurz eingeblendet: die Mutter schreibt Kolumnen über Gärten, und der Vater ist Auslandsredakteur. Das Familienleben klingt gemütlich. Die Mutter ist eine geliebte, schöne Frau, deren Parfümdüfte durchs Schlafzimmer wehen, wenn sie sich auf ein Fest vorbereitet. Den Vater sieht man lesend auf der Terrasse sitzen, die Füße auf das Geländer gelegt.

Die Kinder erleben das, was sie in den Büchern lesen, nun selber: sie steigen in ihre Geschichten ein und spielen mit. Ihre spannenden Abenteuer erzeugen einen magischen Sog.
Dass dafür eine gewisse Kenntnis der einschlägigen Kinderbuch- und Weltliteratur erforderlich ist, merkt man nach den ersten Seiten. Robin Hood ist so bekannt wie Richard Löwenherz, der von seinem Bruder John verdrängt werden soll. Natürlich sorgt Robin Hood für Abhilfe. Krieg und Frieden von Tolstoi mit den herrlichen Maskenbällen und der entzückenden Natascha und weitere Gestalten beleben eine Geschichte, die zwischen Traum und Wirklichkeit schwankt.

Da die Kinder in ihrer Zauberwelt ihren täglichen Sprachjargon verwenden, wird die Spannung und empfundene Grausamkeiten, wie z.B. die einer drohenden Hinrichtung der beiden Mädchen durch die Schergen Sir Johns, gebrochen. Das Stilmittel relativiert die Situation, die durch die erlebten Abenteuer beängstigend sein könnte.

In einem Nachwort gibt Nina Bernstein Quellen an, die sie für ihre Geschichte benutzt hat. Dazu zählen eine Reihe von Balladen aus dem 19. Jahrhundert, u.a. auch Joseph Jacobs English Fairy Tales von 1890, und natürlich Krieg und Frieden von Tolstoi.

Es ist ein kluges und gescheites Buch, zu dem jedoch eher gebildete Leseratten Zugang finden werden. Die kleinen Leserinnen sollten Sinn für Zauberei besitzen, Interesse für magische Abenteuer haben, fantasiebegabt und für diese Lektüre etwa 10 -13 Jahre alt sein.

Die Autorin lebt in New York. Das rostrote Buch ist ihr erstes Kinderbuch.

Claudine Borries

Nina Bernstein
Das rostrote Buch
Abenteuer im Leseland
ISBN:3827051215
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Die Piratenprinzessin – Die große Seeräuberjagd

Die Piratenprinzessin – Die große Seeräuberjagd

Mit Schrecken erinnert sich König Rudolpho an damals, als er von Piraten verschleppt und auf einer einsamen Insel ausgesetzt wurde. Kein Wunder, dass er Piraten nicht mag. Deswegen hält er viel auf die neueste Erfindung von Meister Severin. Leider scheint der Piraten-Enttarnungsautomat eine Macke zu haben. Wie sonst ist zu erklären, dass er Prinzessin Lara für einen halben Piraten hält.

Lara muss vorsichtiger sein. Der Enttarnungsautomat hat nämlich genauso funktioniert, wie er sollte. Zusammen mit der Tochter ihrer Amme schleicht sie sich immer wieder aus dem Palast, um Freunde im Hafenviertel zu treffen. In einem unsichtbaren Baumhaus ziehen die beiden sich um, so sind sie nicht zu erkennen. Ihre Freunde wissen nämlich nicht, dass Lara eine Prinzessin ist. Im Palast weiß auch niemand Bescheid, was Lara und Mia so treiben. Nur Laras nerviger Bruder Marek ahnt etwas und macht den beiden das Leben schwer.

Die Kinder treffen sich bei Bodos Großvater. Der war früher mal ein wilder Pirat gewesen. Seine Geschichten werden gerne gehört. Auch die Kinder träumen davon, als Piraten über die Meere zu segeln und Abenteuer zu erleben. Jonny, der gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, er hatte Essbares gestohlen, hat gehört, das ganz in der Nähe ein Piratenschiff in einer Bucht vor Anker liegt.

Als Lara und Mia auf dem Heimweg sind, werden sie von Marek erwischt. Die Gefahr ist groß, dass er die Mädchen verpetzen wird. Der König bekommt noch etwas ganz anderes zu Ohren. Er erfährt vom Gefängnisausbruch und von den Piraten, die die Gegend unsicher machen. Die Stadtwache soll das Hafenviertel durchsuchen. Lara und Mia müssen ihre Freunde warnen. Doch dazu kommen sie nicht. Es gibt Neuigkeiten. Das Piratenschiff ist mittlerweile in ihrem Besitz. Gerade als das Schiff inspiziert wird, rücken die Soldaten auch schon an.

Die Geschichte gefällt gut. Sie erzählt vom Freiheitsdrang zweier Mädchen von unterschiedlicher Herkunft, die aber dennoch gut zusammen passen. Die Geschichte wirkt frei und ungezwungen erzählt. Die Mädchen tun was sie wollen, handeln wie es ihnen gefällt. Das bringt sie zwar in Gefahr, aber genau das ist der Stoff für ein spannendes Abenteuer.

Dass Lara ihre Freunde belügt, was ihre Herkunft angeht, ist kein Problem. Es führt immer wieder zu komischen Situationen, weil Lara nicht ganz ihre vornehme Abstammung verleugnen kann. Der König ist allerdings nur ihr Stiefvater. Wer Lara wirklich ist, weiß man nicht so recht. Die Autorin spannt ihre Leser damit ein wenig auf die Folter. Aber dass Piratenblut in Laras Adern fließt, ist unverkennbar.

Die Charaktere im Buch sind spannend angelegt. Es sind allerdings sehr viele Figuren, die man daher mit dem ersten Band nicht alle richtig kennen lernt.
Überhaupt, der erste Teil, scheint viel mehr eine Einleitung in die Reihe zu sein. Die ganz großen Abenteuer werden wohl erst mit dem zweiten Buch beginnen. Auf alle Fälle ist es der Autorin gelungen, Interesse zu wecken.

Rezension von Heike Rau

Marlies Arold
Die Piratenprinzessin – Die große Seeräuberjagd
160 Seiten, gebunden
ab 9 Jahren
Loewe Verlag
ISBN: 978-3785559246
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Herr Röslein kommt zurück

Herr Röslein kommt zurück

Moritz fühlt sich in Not: durch ein Zauberfernrohr, das er von seinem freundlichen Nachbarn Herrn Röslein geliehen hat, konnte er mit ansehen, dass die Eisverkäuferin Pippa in der grauen Vorstadt entführt worden ist! Herr Röslein, der für alles Rat und Hilfe weiß, ist zu einer Hilfsaktion in Kappadokien. Er hat einen langen grauen Zopf und besitzt magische Kräfte.
Was soll Moritz nur tun?

Zuerst versucht er es mit Hilfe seiner Freunde Ole und Lili. Sie suchen alle Häuser ab nach der Adresse von Alfons Meyerbeer, einem Freund von Herrn Röslein–und finden ihn sogar!
Er lebt mit seinem Schwein Hinrich zusammen. Die beiden bilden ein gutes Gespann. Und dann gibt es noch den gruseligen Theophil, der vorübergehend in Herrn Rösleins Wohnung nach dem Rechten sieht.
Herr Röslein taucht unverhofft wieder bei Alfons Meyerbeer auf, und jetzt überlegen sie gemeinsam, wie sie Pippa befreien könnten.

Diese Geschichte ist mit außergewöhnlich feinem pädagogischem Gespür erdacht.
Moritz ist ein fantasievolles Kind, das aus einer netten Familie stammt. Die Mutter ist Architektin, und Herr Röslein hat ihren doofen Chef mit seinem magischen Salzstreuer schon zu einem netten Menschen verwandelt. Die Welt der Kinder ist in Ordnung, wenn auch die gelegentlichen Sorgen der Eltern nicht ausgespart bleiben. So weiß die Mutter nicht, ob sie ihren Job behalten wird. Der Vater geht liebevoll und mit Verständnis auf seinen Sohn Moritz zu. Er betreut zugleich den kleineren Bruder Tim. In der Familie herrscht ein netter Ton: jeder begrüßt jeden ausdrücklich bei den passenden Gelegenheiten. Moritz weiß, dass er immer um sechs Uhr zu Hause sein muß. Besorgt hält er sich daran, wenn er einmal mit Herrn Röslein ein Vorhaben plant.
In der Schule gibt es Kabbeleien zwischen den Jungs. Moritz ist ein aufrechter kleiner Kerl, der seinen Freund Ole verteidigt. Die Strafarbeit über das Lösen von Konflikten in der Schule schreibt er glänzend.

Dieses Buch schwankt zwischen Magie, Zauberei, krimineller Spannung und den ganz realen Alltag in einer Familie.
Es ist so spannend geschrieben, dass auch der erwachsene Vorleser sein Vergnügen dabei haben wird.
Karsten Teich hat die Erzählung mit dezenten und sehr lustigen Illustrationen versehen. Besonders Herr Röslein soll hier erwähnt werden. Er ist lang und dünn und erinnert ein wenig an eine Wilhelm-Busch-Figur.
Nett, rund und harmonisch wie die ganze Geschichte, die von Höhepunkt zu Höhepunkt schreitet, sind die Illustrationen die richtige Ergänzung. Das Buch ist für Mädchen wie Jungen ab 8 Jahren zu empfehlen.

Claudine Borries

Silke Lambeck
Herr Röslein kommt zurück
Zauber, Krimi und Magie
ISBN:3827052831
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Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer: Richtig gut kochen!

Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer: Richtig gut kochen!

Richtig gut kochen zu können, wer wünscht sich das nicht! Ein gutes Kochbuch kann ein Anfang sein. Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer besitzen jede Menge Erfahrung. Dass sie kochen können und Spaß daran haben, sieht man ihnen an. Es macht Spaß, ihnen beim Kochen zuzusehen und sich inspirieren zu lassen. Sich von den beiden beim Kochen unterstützen zu lassen, sollte also von Erfolg gekrönt sein.

Im Buch werden ganz verschiedene Rezepte vorgestellt. Zum einen sind das die klassischen Rezepte. In welchen Buch wird schon noch ausführlich erklärt, wie man ein perfektes Wiener Schnitzel macht oder eine Lammkeule brät. Längst vergessene Rezepte werden hervorgeholt, und neu belebt, wie die in Butter gedünsteten Rübchen, bis der Bogen hin zur „modernen“ Küche mit neuen Rezepten wie dem Schokoladenkuchen mit Chili gespannt wird.

Unterteilt ist das Buch in verschiedene Kapitel. In den Vordergrund gerückt werden Nudelrezepte, Rezepte mit Spinat, mit Wild, mit Fisch und vielem mehr. Dabei wird auf saisonale Zutaten geachtet. Die Rezepte führen damit auch durchs Jahr. Das garantiert Abwechslung.
Man kann unglaublich viel ausprobieren. Wie wäre es, Brot mal selbst zu backen oder Gäste mit einem klassischen Fondue zu überraschen.
Auch Feiertage spielen eine Rolle im Buch. Man kann ein perfektes Oster- oder Weihnachtsmenü selbst zubereiten.

Vor den eigentlichen Rezepten steht Warenkunde. Hier erfährt man Wissenswertes zu verschiedenen Zutaten, erhält Tipps zum Einkauf und zur Verarbeitung. So geht man gut informiert ans Kochen. Damit man sich ein Bild von einem Rezept machen kann, gibt es immer eine kleine Einführung. Schon das macht Lust, ein Rezept auszuprobieren. Neben der Zutatenliste findet man die gut nachvollziehbare Zubereitungsanleitung, die auch sehr übersichtlich ist. Sogar der passende Wein wird empfohlen.

Das Buch ist mit vielen Fotos illustriert. Sie zeigen die Gerichte oder auch Schritte der Kochanleitung. Immer wieder sind die Autoren zu sehen, so dass der Bezug zu ihnen erhalten bleibt.
Die Gerichte sind meist für vier bis sechs Personen gedacht. Es gibt Gerichte, die alltagstauglich für Familien sind, aber auch solche die zum Verwöhnen von Gästen gut geeignet sind. Die Gerichte sind für jedermann gedacht, für Menschen, die Wert auf gesunde Ernährung legen, aber auch für Genießer, die einmal nicht auf die Kalorien achten möchten.
Dieses Kochbuch wird sicher viel benutzt werden, einfach, weil es eine Vielzahl gut zu gebrauchender Rezepte enthält.

Rezension von Heike Rau

Martina Meuth / Bernd Neuner-Duttenhofer
Richtig gut kochen!
Das Begleitbuch zur Servicezeit „Essen & Trinken“
208 Seiten, gebunden
Egmont vgs Verlagsgesellschaften
ISBN: 978-3802517532
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Der Lord ohne Namen

Der Lord ohne Namen

Nach einer Auseinandersetzung mit seinem Vater reist Peter zusammen mit Aupairmädchen Margrit nach Derbyshire auf den Bauernhof von Freunden. Peter wird von Familie Dyer herzlich aufgenommen. Dr. Dyer nimmt ihn, seine Tochter Kate und den Labrador Molly mit zum Labor, wo noch Arbeit auf ihn wartet. Peter ist fasziniert, vor allem von dem gerade in Entwicklung stehenden Generator, der einmal winzige Mengen Antischwerkraft erzeugen soll. Bei der Beschäftigung mit dem Van-der-Graaf-Generator passiert etwas Unvorhersehbares. Wie im Traum wird Peter durch einen Tunnel gesaugt. Er ist plötzlich draußen, sieht sich einem seltsamen Mann gegenüber. Dessen Pferd macht sich mitsamt Wagen und der Maschine, die eben noch im Labor stand, aus dem Staub. Der Mann setzt dem Pferd nach und ruft Peter noch zu, wo er zu finden ist.
Zum Glück ist Peter nicht allein. Kate ist bei ihm, aber auch sie ist verwirrt. Für beide geht es zunächst nur ums Überleben. Irgendwo hoffen sie Hilfe zu finden.
Die Kinder treffen auf Gideon Seymour. Nach und nach wird Peter und Kate klar, dass sie sich in der Zeit verirrt haben und sich nun offenbar in der Vergangenheit, im Jahre 1763, befinden und daran ist offenbar der Generator schuld. Der seltsame Mann, der nun im Besitz der Maschine ist, war hinter Gideon her, ist aber nun von seinem Plan abgekommen. Die Kinder müssen ihm hinterher. Gideon bringt sie zunächst auf das Landgut Basow Hall der Adelsfamilie Byng, natürlich mit einer zurechtgelegten Geschichte. Die Reise geht weiter nach London, zusammen mit Pastor Ledbury und Kindern der Familie Byng, die zu Mrs Byngs Bruder gebracht werden sollen. Eine Kutschfahrt in diesen Zeiten ist gefährlich. Und Gideon, der die Kinder eigentlich beschützen soll, bringt sie vielmehr in Gefahr.

Die Geschichte ist überaus spannend. Die Kinder Peter und Kate verschlägt es in die Vergangenheit, wo sie sofort ihrer Rückkehrmöglichkeit beraubt werden. Ihr Ziel ist es, wieder an den Van-der-Graaf-Generator zu kommen, allerdings müssen sie es mit einem gefürchtetem Schurken, dem Teermann, aufnehmen.
Das Faszinierende an der Geschichte ist, dass die Kinder die Fähigkeit besitzen, mit der Zukunft Kontakt zu halten, in dem sie „verschwimmen“ und als vermeintlich Geister in ihrer Zeit erscheinen können, was dort natürlich für Verwirrung sorgt, auch wenn man nach und nach dahinter kommt, was im Labor passiert sein könnte.
Gegenwart und Vergangenheit werden perfekt verbunden. Historische Fakten sind eingewebt.
Die Geschichte ist flott erzählt. Die Autorin achtet sehr darauf, dass der Spannungsbogen nicht unterbrochen wird. Man wird also perfekt mit einem sehr fesselnden und hin und wieder auch sehr unheimlichen Buch unterhalten.
Rätsel gibt allerdings der Titel auf. Einen „Lord ohne Namen“ gibt es nämlich nicht.
Das Buch ist in sich abgeschlossen, auch wenn es der 1. Teil der „Chroniken der Zeitwandler“ ist. Aber man freut sich auf den nächsten Teil und weitere hoffentlich spannende Abenteuer mit Peter und Kate.

Rezension von Heike Rau

Lind Buckley-Archer
Die Chroniken der Zeitwandler Teil 1
Der Lord ohne Namen
Die Zukunft liegt in der Vergangenheit
Aus dem Englischen von Irmela Brender
416 Seiten, gebunden
ab 10 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473347193
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Motte, die Piratenkatze

Motte, die Piratenkatze

Motte ist keine normale Katze, sondern eine Piratenkatze. Für sie sieht die Welt ein bisschen anders aus. Motte ist auf der Pirsch. Wie alle Piraten, ist sie auf der Suche nach einem Schatz. Über das gefährlich Schaummeer kommt sie daher, besiegt Ungeheuer, balanciert auf der Kante eines Wasserfalls, kann sich mit beherztem Griff nach einer Liane vor einem gefährlichen Wasserstrudel retten, schleicht sich am Piranhatümpel vorbei, befreit sich mit dem Holzschwert aus dem Netz der gefährlichen Häkelspinne, scheut die Begegnung mit den furchteinflößenden schnarchenden Riesen nicht, wagt sich an der Folterkammer vorbei und schafft es schließlich bis zur Schatztruhe vorzudringen.

Die Geschichte ist sehr fantasievoll. Das Ganze spielt sich in einer normalen Wohnung ab, die die Katze in ihrer Fantasie zu einem spannenden Abenteuerland gemacht hat. Zum Beispiel ist der Piranhatümpel das Goldfischglas. Kinder werden ihren Spaß an der Geschichte und den tollen, sehr auffälligen Zeichnungen haben. Mit ihrer Fantasie werden sie die Erlebnisse von Motte bestimmt gut nachvollziehen können und viel Anregung für das eigene Spiel finden. Im Buch gibt es nämlich einen Bastelbogen. Man kann sich Motte, die Piratenkate basteln und zum Beispiel als Fingerpuppe verwenden. Zusammen mit der kleinen Figur kann dann das Kinderzimmer mit Piratenkatzenaugen erobert werden.

Rezension von Heike Rau

Daniel Kratzke
Motte, die Piratenkatze
32 Seiten, durchgehend illustriert, mit Bastelbogen
ab 3 Jahren
Lappan Verlag
ISBN: 978-3830311355
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Frau Hagedorn, Heinz-Berti und der Kurt

Frau Hagedorn, Heinz-Berti und der Kurt

Zwei verschiedene Ehen werden von Elisabeth Jansen in ihren Kurzkrimis „Leonce und Lena“ und „Das Mitbringsel“ beschrieben. In der einen geht es um einen Ehemann, der es nicht schafft, seine ehelichen Pflichten einzufordern und von der Tatsache überfordert wird, dass seine Frau dennoch keine Jungfrau ist. Dass nun in Heinz-Berti die Mordlust geweckt wird, ist kein Wunder. Doch der präparierte Harzer Käse sucht sich ein anderes Opfer.
Ernst-Friedolin ist von ganz anderem Kaliber. Auch er ist nicht zufrieden mit seiner Ehefrau. Sein Plan etwas zu ändern, scheint zunächst aber aufzugehen. Es ist ganz einfach, ihr die Geliebte Pink-Sue als Haushaltshilfe unterzujubeln. Roberta scheint mitzuspielen, in Gedanken schmiedet sie aber schon einen teuflischen Plan.
Beide Krimis sind kurzweilig und amüsant. Die Männer sind Opfer und Täter zugleich, das macht die Sache spannend. Geschrieben sind die Texte mit Sensibilität. Die Autorin beobachtet sehr genau, dass macht die Krimis tiefgründig.

Die Hauptrolle in dem amüsanten Krimi „Nichts zu verlieren“ von Michael Norden spielt ein Butler, der im Ruhestand ist, weil sein Herr spurlos verschwand. Die Witwe hat den Butler entlassen. Aber der kann die dritte Frau Schüppe ohnehin nicht leiden. Amelie Hagedorn, eine Sitzengelassene aus der Vergangenheit, als Schüppe noch keinen Butler hatte, hat allerdings Verwendung für ihn. Bertram hat Lust für sie zu arbeiten, auch wenn er es nicht nötig hat. Er hätte seiner Neugier lieber im Zaum halten sollen. Das Haus, das vom Enkel der alten Dame „Frankeinsteins Hütte“ genannt wird, hat diesen Namen zurecht. Das wird Bertram klar, als er den Schrumpfkopf im Keller findet. Die Warnung kann deutlicher nicht sein. Und dennoch wird der Butler Opfer seiner eigenen Leichtgläubigkeit und auch seiner Dienstbeflissenheit.
Dieser Krimi kommt einem Verwirrspiel gleich, bei dem nicht so schnell klar wird, wer Opfer und wer Täter ist. Der Autor überrascht mit interessanten Wendungen, versteht es, den Leser damit zu fesseln. Der gut durchdachte Krimi liest sich leicht, auch wenn er sehr makaber ist.

Wie wichtig die richtige Kopfbekleidung ist, die man bei einem Banküberfall zur Tarnung aufsetzt, zeigt Detlef Knut mit seinem Krimi „Unter der Last“. Ein weiteres Risiko ist das eigene Gewissen, gerade dann, wenn man es unterschätzt. Mit aller Macht zerstört es jedes bisschen Selbstsicherheit. Den Rest erledigt die Fantasie.
Der Autor spielt einen ganz „gewöhnlichen“ Banküberfall durch. Sein Bankräuber ist ein normaler Mensch in schwieriger finanzieller Situation, der sich nicht anders zu helfen weiß. Der Banküberfall selbst gelingt, die Polizei tappt zunächst im Dunkeln. Der Bankräuber manövriert sich allerdings selbst ins Abseits.
Es macht Spaß, die Geschichte zu lesen und sich in die Sorgen und Nöte des Räubers hineinzudenken, der Opfer seines eigenen Gewissens wird. Auch die andere Seite wird beleuchtet, also das Ermittlerteam. Der Leser, der ja praktisch Zeuge des Überfalls war, erfährt, wie nah oder fern die Polizisten dem Täter sind. Hier sticht besonders der Ehrgeiz einer neuen jungen Kollegin heraus, die den Fall entscheidend vorantreibt. Der Autor schreibt sehr detailreich, so dass man sich gut in diesen Krimi hineinversetzen kann. Satirisches spielt unterschwellig mit, genau im richtigen Maß.

Fazit: Eine lesenswerte Anthologie, für alle, die spritzige Kurzkrimis mögen.

Rezension von Heike Rau

Elisabeth Jansen / Michael Nolden / Detlef Knut
Frau Hagedorn, Heinz-Berti und der Kurt
Die Kriminalgeschichten der 3. Mönchengladbacher Kriminacht (2007)
142 Seiten, broschiert
Engelsdorfer Verlag 2008
ISBN: 978-3867036511
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Wer war das? – Forscher und Erfinder

Wer war das? – Forscher und Erfinder

Dass wir heute nicht im Dunklen sitzen müssen, dass wir Autos haben, am Computer lernen können, dass bestimmte Krankheiten ihren Schrecken verloren haben und vieles mehr, das haben wir Menschen zu verdanken, die mutig, erfinderisch und wissbegierig sind oder waren. Über die Forschungsergebnisse und die vielen Erfindungen lernt man auch immer einiges in der Schule. Aber nicht jeder Schüler ist an Physik, Mathematik, Chemie und Biologie interessiert. Zu viel muss man sich mit Formeln und Gesetzen abplagen. Und doch sind diese Wissenschaften überaus spannend. Die Autorin geht gekonnt daran, Wissen zu vermitteln. Sie erzählt von den Forschern und Erfindern.

Jedem Porträt geht eine kleine Geschichte oder Anekdote voraus. Hier wird noch kein Name genannt. Manchmal ahnt man schon, wer gemeint ist. Auf alle Fälle wird das Interesse geweckt, weiterzulesen. Mit dabei sind Archimedes von Syrakus – der Vater des Pi, Leonardo da Vinci – das malende Universalgenie, James Watt – der Herr der Pferdestärken, Werner von Siemens – der Mann unter Strom, Gottlieb Daimler – der Kutscher ohne Pferde, Otto Lilienthal – der Ikarus von Anklam, Lisa Meitner – die Mutter der Kernspaltung, Stephen Hawking – der Meister des Universums und viele mehr. Man gibt sich mit dem Buch auf eine Zeitreise, die bis in die Gegenwart reicht.

Schon die Überschriften wecken Interesse und laden ein zum Weiterschmökern. Nach den Lebensdaten werden aber nicht einfach nur die Forschungsarbeiten und Erfindungen aufgelistet. Die Autorin erzählt die Lebensgeschichte, die meist schon in der Kindheit beginnt. Die biografischen Daten sind dort untergebracht. Aber der Autorin gelingt es, den Menschen darzustellen, was ausgesprochen gut gefällt. Man bekommt Zugang zu den Erfindern und Forschern, lernt die Beweggründe kennen. Das liest sich wirklich gut, ist spannend und informativ. Man liest Fakten und Anekdoten und wo nicht viel überliefert ist, wird auf schlüssige Annahmen zurückgegriffen. So entsteht ein umfassendes Bild jeder Person. Zu jedem Porträt gibt es außerdem eine Abbildung, zum Beispiel eine Zeichnung oder auch ein Foto.

Fazit: Das Buch ist ein kleines Lexikon und doch ganz anders. Es beschränkt sich nicht auf Fakten, vielmehr wurde es in einem erzählenden Stil geschrieben, der sich sehr gut lesen lässt. Es zeigt nicht nur die Erfindungen und Forschungsergebnisse, es beschreibt auch den Menschen, der dahinter steht. Das Buch ist für Kinder ab 12 Jahren bestens geeignet, auch gerade dann, wenn diese noch keinen Zugang zu den Wissenschaften finden konnten. Aber auch für Erwachsene ist das Buch spannend.

Rezension von Heike Rau

Christine Schulz-Reiss
Wer war das? – Forscher und Erfinder
285 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Loewe Verlag, Bindlach
ISBN: 978-3785559994
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Die unglaubliche Reise der Lillian Leyb

Die unglaubliche Reise der Lillian Leyb

Amy Bloom
Die unglaubliche Reise der Lillian Leyb
Hoffmann und Campe
ISBN 3455400914

Abenteuerreich und vielschichtig ist die Geschichte über das Leben und die Reisen der Lillian Leyb.
Wir schreiben das Jahr 1920 und erleben sie als junge Frau in New York.
Sie ist gerade mit einem Einwandererschiff angekommen und schleppt sich buchstäblich mit letzter Kraft zur Adresse einer Cousine. Dort wird sie unter ärmlichsten Bedingungen in ein Schlafquartier eingewiesen, das sie sich mit noch anderen Ankömmlingen teilen muss.
Sie ist Jüdin und kommt aus Russland. Dort hat sie bei einem Pogrom ihre ganze Familie verloren, nur ihre kleine Tochter ist verschwunden.
Lillian beginnt in New York als Näherin bei einer jüdischen Theatergruppe. Mitglieder der Truppe, ein imposanter Vater und sein Sohn, Regisseur der eine und Schauspieler der andere, werden ihre Liebhaber. Beide sind recht sonderbare Gestalten. Lillian ist alles egal: es gilt nur, das Szenario des Untergangs hinter sich zu bringen.

Niemand kann Lillian aufhalten, als sie erfährt, dass ihre Tochter Sophie angeblich noch lebt,–in Sibirien!
Sie macht sich auf die Reise, um die Tochter zu finden.

Es geht aber in der Erzählung nicht vordergründig um die Suche nach der Tochter. Vielmehr scheint die Reise und Suche nach ihr den Plot zu geben für ein Leben, das von außergewöhnlichen Randbedingungen gekennzeichnet ist.

Die Geschichte spielt zwischen Neuankömmlingen in New York, zwischen Ganoven und Lebenskünstlern, Theaterleuten aus russisch jüdischen Einwandererzirkeln und allerhand verlorenen Gestalten.

Lillian taumelt zwischen Traum und Wirklichkeit dahin. Sie wirkt fast unbeteiligt und spielt ein Spiel mit, von dem nicht klar ist, wie es enden wird. Es geht immer nur ums nackte Überleben und dazu gehört Geld, wie immer man es sich beschafft.

Abenteuerlich, phantasievoll und fast betäubend wird über die Leiden der Lillian Leyb auf ihrem Weg zurück nach Russland berichtet.
Mit Chuzpe und Geschick setzt sie unbeirrt ihre Reise durch.

Auf ihrer Reise landet Lillian einmal im schwarzen Prostituiertenmilieu in Seattle mit unglaublichen Zuständen, dann wieder im Knast auf dem Weg nach Kanada.
Ob sie ihr Ziel je erreichen wird?

Neben dem New Yorker jüdischen Viertel ist es die gefährliche Reise über den halben Kontinent nach Alaska und Sibirien, die mit vielen Abenteuern aufwartet. Charakterstudien und Lebenskunst sind die herausragenden Merkmale der Erzählung.
Milieustudien von seltener Vielfarbigkeit bieten bestechende Unterhaltung.
Die Geschichte ist gelegentlich in epischer Breite angelegt.

Trotz wortgewaltiger Passagen und der phantasiereichen Geschichte möchte ich das Buch eher dem Genre gehobener Unterhaltung als der großen Literatur zurechnen.

Rezension von Claudine Borries

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Check out!

Check out!

Das Hotel Mama hat sicherlich seine Vorteile, aber irgendwann wird es Zeit auszuziehen, vielleicht weil man eine Lehrstelle in einer anderen Stadt gefunden hat, weit weg von zu Hause studieren möchte oder weil irgendwo fernab der Heimat ein toller Job wartet. Für viele junge Leute heißt es nun, ins kalte Wasser zu springen, denn oft ist nicht so richtig klar, was einen erwartet.
Das Buch hilft hier weiter. Es geht los mit der Wohnungssuche. Beherzigt man die Ratschläge, sollte sich eine geeignete Bleibe, die man auch finanzieren kann, finden lassen. Man erfährt zum Beispiel, wie eine Wohnungsbesichtigung abläuft und was man bei der Wohnungsübergabe beachten muss.
Der Umzug sollte nicht ungeplant stattfinden. Ganz ohne Chaos geht es mit den Ratschlägen im Buch. Man bekommt sogar Tipps, damit die neue Wohnung richtig gemütlich wird. Die Einweihungsparty wird aufgrund der Rezepte, die man im Buch findet, sicher ein voller Erfolg.
Die ersten Hürden sind genommen. Dennoch kommt noch jede Menge an Herausforderungen auf jeden zu, der zum ersten Mal alleine lebt. Zum Beispiel muss der Umgang mit dem Geld gelernt werden. Es gibt viele Tipps, wie man seine Einnahmen sichtet und die Ausgaben plant, damit man gut über den Monat kommt. Hier helfen auch die Einkauftipps weiter.
Mit Hilfe des Buches kann man auch Kochen lernen. Grundsätzliches wird hier vermittelt und damit man auch gleich loslegen kann, gibt es einfache Rezepte für Anfänger und etwas aufwändigere für Fortgeschrittene.
Das war aber längst noch nicht alles. Wer sich fragt, wie das mit dem Putzen geht, wie man Ordnung hält, wie man Wäsche wäscht und bügelt und was man bei kleinen Wehwehchen tut, findet Antwort im Buch.

Geeignet ist das Buch für junge Leute, die sich bisher im Hotel Mama so richtig verwöhnt haben lassen. Mancher, der das Buch liest, wird sich wundern, dass ganz einfache Dinge erklärt werden, aber das ist ja genau das, was gebraucht wird, wenn man bisher höchstens mal bei den Hausarbeiten geholfen hat.
Die Autoren erklären alles sehr verständlich. Ihr lockerer Ton gefällt gut, man kann die Ratschläge so viel besser annehmen. Das Buch liest man am besten von vorn bis hinten durch. Später kann man es als Nachschlagewerk benutzen. Man findet kleine Psychotest, Checklisten, hilfreiche Listen, zum Beispiel für die Vorratshaltung, tolle Rezepte, auch für den schmalen Geldbeutel oder auch eine Fleckenapotheke.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt also. Das Geld ist gut angelegt. Das Buch nimmt auch die Angst vor der ersten eigenen Wohnung. Man kann es schaffen. Das Buch ist eine große Hilfe für den Alltag.

Rezension von Heike Rau

Natalie Stowasser / Patrick Choinowski
Check out!
Hotel Mama adé – Start ins eigene Leben
182 Seiten, broschiert
Grondrom Verlag
ISBN: 978-3811231245
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