Browsed by
Schlagwort: Andreas Eschbach

Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

John Fontanelli, Sohn eines Schuhmachers, führt ein einfaches Leben. Er schlägt sich mit Aushilfsjobs durch, um seine Miete zahlen zu können.
Doch dann erbt er die unvorstellbare Summe von einer Billion Dollar aus einer Stiftung. Vor fünfhundert Jahren wurde das Geld angelegt und ist durch Zins und Zinseszins zu so einer Summe angewachsen. Ohne eigenes Zutun wird John der reichste Mann der Welt.
Doch so schön, wie er sich das in seinen Träumen vorgestellt hat, ist es nicht. John sieht sich von Leibwächtern und Angestellten umgeben. Kann keinen Schritt mehr unbemerkt tun. Welchen Ratgebern soll er trauen?
Und was hat es auf sich, mit dieser Stiftung? Ist John wirklich dazu ausersehen, die Welt mit dem Geld vor dem Untergang zu retten? Bald meldet sich ein mysteriöser Fremder und behauptet zu wissen, was zu tun ist.
Lange Zeit lässt John sich beeinflussen, bevor er sich selbst Gedanken macht und eigene Ideen zu verwirklichen sucht.

Eine nicht ganz neue Idee, einem Schustersohn unvorstellbar viel Geld zu geben und dann zu beobachten, was passiert. Die Umsetzung allerdings ist faszinierend und führt uns in die Welt der Wirtschaft. Das eher trockene Thema ist gut recherchiert und spannend aufbereitet für alle, die sich für Politik, Geldwesen und Umwelt interessieren. Der Autor liefert eine Flut komplexer Informationen, ohne den Leser zu überfordern.
Allerdings war es scheinbar schwierig, ein passendes Ende zu finden, denn das wirkt ein wenig seltsam.
Das Lesen lohnt sich aber in jedem Fall.

Rezension von Heike Rau

Andreas Eschbach
Eine Billion Dollar
Vom Pizzaausfahrer zum reichsten Mann der Welt
ISBN:3785720491
Bestellen

Quest

Quest

Nach eigener Aussage hat Andreas Eschbach zu „Quest“ unfreundliche, zum Teil bösartige eMails bekomen. Andererseits liegt das von ihm als Stückchen für SF-Liebhaber gedachte Werk inzwischen in der siebenten Auflage vor, hat also die SF-Leser-Szene offfenbar längst verlassen.
Nun mögen diese beiden Dinge die äußersten Extreme der Reaktionsskala sein – wundern kann ich mich über darüber nicht.

Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen und blieb am Ende unbefriedigt. Ich habe mich an den ausufernden Beschreibungen bizarrer Welten ergötzt und das Gefühl gehabt, die Handlung leide darunter. Ich habe die Lebendigkeit der Dialoge bewundert und gelegentlich den Überblick verloren, wer da gerade was sagt. Ich habe die Kraft der „Da ist ein extrem charismatischer alleinherrschender Captain“-Konstruktion genossen und mich gefragt, ob dieser Captain Eftalan Quest tatsächlich so präsent ist, wie Eschbach behauptet. Ich habe die (meisten) Figuren spüren können und war doch (bis auf wenige Ausnahmen) keiner von ihnen je nah. Ich wusste, dass es so enden musste, und war enttäuscht, dass die Handlung einfach so – ohne einen „Knall“ – in dieses Ende hineinplätscherte.

Worum geht es? Es geht um Eftalan Quest, der – schwer erkrankt – Gott sucht. Auf dem Planeten des Ursprung soll dieser zu finden sein und Quest bricht jede denkbare Regel, jedes Gesetz, nur um dorthin zu gelangen.

Aber das ist nicht das, was ich gelesen habe. Ich sah Schlaglichter auf eine jedem Fantasy-Epos Ehre machende Welt. Manches hob sich deutlich ab – der Tempel, in dem alles Wissen lagert zum Beispiel. Manches gab sich undurchsichtig – die politischen Verhältnisse jenes Universums blieben mir verschlossen, waren vage angedeutet und erfüllten offenbar nur den Zweck, Quests Entschlossenheit zu illustrieren, der die – angeblich – machtvollen Strukturen unterläuft, um zu seinem Ziel zu gelangen.

Vor allem aber sah ich Menschen. Und das in Eschbach‘scher Plastizität und Glaubwürdigkeit. Zum Teil und streckenweise zumindest. Quest beispielsweise bleibt bis zum und bis auf den Schluss uninteressant, obwohl er der Auslöser des Geschehens ist. Seine Geliebte ist wunderbar zart und stark, vernünftig und ihrem Gefühl ausgeliefert gezeichnet – unglaublich nah an dem, was ich für einen hochinteressanten Charakter halte. Dass sie im Interesse des – irgendwann hoffentlich folgenden – literarischen Fortgangs sterben musste, war (mir) klar. Aber ich hätte ihr ein doch etwas spektakuläreres Ende als einen simplen Leiter-Absturz „gegönnt“. Andererseits: Die allermeisten Leben enden unspektakulär…

Smeeth, der ominöse schwarze Mann, der immer mehr weiß, als irgendwer sonst, entwickelt sich schon bald nach seinem Auftauchen zum eigentlichen „Helden“ – doch er tritt dem Leser mit der selben Unberührbarkeit entgegen wie den Roman-Figuren. Seine in Jahrhunderten erworbenen Erfahrungen heben ihn über die anderen, geben ihm die – begründete (? – interessantes Thema!) – Egozentrik eines Gottes. Er weiß alles und kann alles, denn es gibt nichts, was er nicht schon mal gesehen oder erlebt hätte. Irgendwann wird es – so hoffe ich – eine Geschichte geben, die auch Smeeth menschlich zeigt…

Und dann ist da noch Bailan, der Junge, der erstmals in die Welt hinausstolptert und doch schon weiser ist, als viele andere an Bord. Und die Tiganerin, in die er sich verliebt und der – wenigistens ihr! – ein Happy End hätte gegönnt werden können.

Am Ende findet Quest seinen Gott. Ob er „echt“ ist, lässt Eschbach ohne jeden Hinweis offen. Die Menschen, deren Weg sich bei dieser Queste berührten, durchdrangen und verwoben, gehen weiter. Selbst die Toten bleiben als Erinnerung Teil des Lebens in jenem Universum…

„Quest“ ist eine klassische Space-Opera. „Quest“ ist ein Buch über Menschen. „Quest“ ist ein Schlaglicht darauf, wie das Leben eben so ist. „Quest“ ist phantastisch, ist grundsatz-philosopisch und individuell-lebensanschauend, ist bizarr und ganz und gar normal. Und vor allem ist es – egal, ob man Erwartungen gern oder ungern unerfüllt bleiben sieht – in erwartungsgemäß brillanter Sprache geschrieben.

Am 21. 9. 2002 konnte Andreas Eschbach in Leipzig den Kurd Lasswitz Preis der Kategorie „Bester deutschsprachiger Science-Fiction-Roman mit Erstausgabe von 2001“ entgegennehmen.

Andreas Eschbach
Quest
SF für Fantasy-Freunde und Leser, die Menschen treffen möchten. Ein Buch, das erwartungesgemäß Erwartungen nicht erfüllt. Ein Blick auf Leben.
ISBN:ISBN:3453187733
Bestellen

Die Haarteppichknüpfer

Die Haarteppichknüpfer

Obwohl schon 1995 erschienen – und 1996 prompt mit dem Literaturpreis des Science Fiction-Clubs Deutschland bedacht – ist dieser Erstling des inzwischen bekannten Autors noch immer großartig…

Eine ganze Kultur widmet sich der Aufgabe, Teppiche aus Menschenhaar zu fertigen. Ein Leben ist gerade lang genug, einen Teppich zu knüpfen, ein Sohn gerade genug, die Tradition fortzuführen. Viele Töchter dagegen sind erwünscht – als Haarlieferantinnen. Karawanen ziehen über den Planeten, die fertigen Haarteppiche aufzukaufen. Die Lebenswerke werden dann in Raumschiffe verfrachtet und fortgebracht. Zum Kaiser. Tausende Haarteppiche, Millionen seit Beginn dieser Kultur. Und alle sind sie für den fernen Palast bestimmt.

Sind sie das?

Das Buch beantwortet die Frage und die Antwort ist so entsetzlich, dass sie sich dem Leser einbrennt.

Doch bis er sie bekommt, erfährt er in Erzählungen von Haarteppichknüpfern und Haarteppichhändlern, von Räubern und Raumfahrern, von einem Archiv fast magischen Alters und von einem Palast, dessen Scheiben im Lauf von Äonen schon längst zu Boden geflossen sind.

Es sind meisterhaft erzählte Geschichte, und selbst wenn „nichts passiert“ eilt man gierig durch die Zeilen, gierig nach noch mehr Worten und Bildern wie diesen, und am Ende…

…am Ende schließt sich ein Kreis, der mit den Haarteppichen begonnen hat, und der dennoch von etwas ganz anderem handelt. Von Menschen.

Obwohl schon 1995 erschienen – und inzwischen in drei Fremdsprachen übersetzt – sind die „Haarteppichknüpfer“ von Andreas Eschbach noch immer und immer wieder empfehlenswert.

Andreas Eschbach
Die Haarteppichknüpfer
Zu recht prämiert: SF im Fantasy-Ton mit so realistischen Menschen, dass es tief erschüttert.
ISBN:3453133188
Bestellen

Die Haarteppichknüpfer

Die Haarteppichknüpfer

Das Herstellen von Haarteppichen ist eine alte Tradition. Die Haarteppichknüpfer sitzen an ihren Knüpfrahmen, so wie es schon ihre Väter taten und so, wie es auch ihre Söhne tun werden. Die filigranen Arbeiten, aus den Haaren ihrer Frauen, sind für den Palast des Gottkaisers bestimmt, der auf einem fernen Planeten residiert – glauben die Haarteppichknüpfer. Keiner ahnt, dass Rebellen den Gottkaiser längst gestürzt haben.
Aber warum werden dann immer noch jedes Jahr Tausende von Teppichen von den Händlern abgekauft? In der Bibliothek des Kaiserpalastes liegt die Antwort versteckt und ein unglaubliches Geheimnis wird gelüftet.

Eine fantastische Erzählung, die den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann zieht und zu einem unfassbaren Ende führt.

Andreas Eschbach
Die Haarteppichknüpfer
Fantastisches über einen Planeten, der merkwürdigen Gesetzen folgt
ISBN:3453133188
Bestellen