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Schlagwort: Leben

Jennifer Lauck: Der Sommer liegt noch vor dir

Jennifer Lauck: Der Sommer liegt noch vor dir

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Die Mutter des fünfjährigen Mädchens Jenny ist schwer krank, jedoch verstehen sich beide gut. Nur mit ihrem älteren Bruder, der ihr schroff und abweisend gegenüber ist, hat sie so ihre Probleme. Der Vater wiederum ist sehr liebevoll zu ihr. Für eine schwere Operation der Mutter zieht der Vater mit den Kindern in die Stadt mit der Klinik. Die Therapie ist langwierig und mehrfach wechselt die Mutter zwischen Klinikaufenthalt und Aufenthalt daheim. Dabei kümmert sich die kleine Tochter, sie ist inzwischen etwas älter geworden ist, um die Mutter, sie wäscht sie manchmal, sie reinigt ihr Bett, macht das alles ohne Meckern und Murren. Ihr großer Bruder aber stänkert immer noch und erzählt ihr, dass sie nicht seine richtige Schwester wäre, sondern adoptiert ist.

Nachdem die Mutter verstorben ist, zieht der Vater mit den Kindern nach Los Angeles, aber die Großstadt gefällt Jenny nicht. Der Vater lernt eine neue Frau kennen, die ihrerseits drei Kinder hat. In dieser Gemeinschaft fühlt sich Jenny nicht wohl und wünscht sich nichts sehnlicher, als bei ihrer Mutter zu sein. In einem Ferienlager wird Jenny vom Schwimmlehrer schikaniert, muss Strafarbeit erledigen und wird schließlich von diesem sexuell missbraucht. Obwohl der Vater viel arbeitet, bekommt er mit, dass sich seine Tochter nicht besonders wohl fühlt und so macht er ihr zu ihrem neunten Geburtstag eine Überraschung über die sie sich freuen kann. Es scheint einige Zeit in der Familie besser zu laufen. Doch dann erleidet der Vater einen Herzinfarkt und die Patchworkfamilie steht nach dreitägigem Klinikaufenthalt ohne Ernährer da. Jenny wird von der Stiefmutter in einem kirchlichen Obdachlosenheim allein gelassen und muss für ihren Lebensunterhalt hart und viel arbeiten. Auch ihr Bruder wurde verstoßen. Beide hatten instinktiv gespürt, dass es irgendetwas mit dem Geld des Vaters zu tun haben musste.

Der auf autobiographische Erlebnisse basierende Roman ist aus der Sicht eines Ich-Erzählers verfasst. Während es sich anfangs scheinbar um eine Milieustudie handelt, in der die amerikanische Gesellschaft beschrieben wird, stellt sich immer wieder die Frage, worauf die Geschichte hinauslaufen soll. Uninteressant wird sie deshalb allerdings nicht, weil das Interesse des Lesers alleine deshalb schon geweckt ist, weil ein kleines fünfjähriges Mädchen etwas zu erzählen hat. Doch nach einer gewissen Zeit stellt sich die Frage ein, die man am Ende auch beantwortet haben möchte. Nach so vielen Schicksalsschlägen, die das Mädchen im Laufe der Handlung immer wieder hinnehmen muss, bleibt am Ende nur noch die Frage, wird ist ein Happy End geben oder nicht? Obwohl das Buch an manchen Stellen etwas langatmig wirkt, fasziniert doch der Umstand, wie geschickt die Autorin ihre eigene Kindheit in einer solch dramatischen Romanhandlung festhalten konnte. Zwar erlebt jeder Mensch in seinem Leben Schicksalsschläge, aber diese jeweils in eine Beschreibung so auf einen Höhepunkt zu treiben, bedarf meistens besonderen Geschicks. Das Bild einer amerikanischen Familie im Zeitraum 1969 bis 1975 gibt das Buch sehr gut wieder, was auch an der bildhaften Beschreibung liegen mag.

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Jennifer Lauck
Der Sommer liegt noch vor dir
Softcover, Taschenbuch
Goldmann Verlag
ISBN-13: 978-3442457465
ISBN-10: 3442457467
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010

David Shields: Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist

David Shields: Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist

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Eine kleine Lebens–und Sterbetrachtung!

Von der Wiege bis zur Bahre reichen die Stationen, mit denen uns David Shields in seiner „Anleitung zum Glücklichsein“ beglückt. Seine Mischung aus Sachbuch, Fachbuch und Biographie ist von erfrischender Ehrlichkeit.

Er berichtet abwechselnd über entwicklungsbiologische Tatsachen und Statistiken und belebt diese Fakten mit Erfahrungen seiner Beziehungen zu seinem Vater, zur Tochter und in Erinnerungen an seine eigenen Lebensetappen. Das Wechselspiel zwischen eigenen Erfahrungen und Sachinformation, mit denen der Autor aufwartet, ist belebend, und mit Humor zeigt er die Ambivalenzen, denen wir im Laufe des Lebens in verschiedenen Entwicklungsstufen ausgesetzt sind. Da wechseln Phasen zwischen Liebe und Hass, und der versierte Autor zeigt uns, dass diese ethnologisch überall auf der Welt parallel verlaufen.

Von der Entwicklung des Fötus bis zum Alter reichen seine Ausführungen, die er mit Zitaten aus Werken bekannter Philosophen, Abenteurern und Schriftstellern in loser Folge anreichert.

Zu Beginn schon zitiert er Kommentare zu den Hebräischen Heiligen Schriften, in denen es heißt, dass ein Baby mit geballten Fäusten auf die Welt kommt, als wolle es sagen:“ Alles gehört mir. Ich werde alles erben.“ Wenn der Mensch aber von der Welt geht, sind seine Hände geöffnet, als wolle er sagen:“Ich habe nichts von der Welt in meinen Besitz genommen.“

Die Zeit zwischen dem Leben und dem Tod sei gemessen an der Anzahl der Jahre, in denen die Welt besteht, als gering anzusehen.

Der Wechsel von philosophischer Weisheit und erfahrenem Leben macht den Reiz des Werkes von David Shields aus.

Von Beginn an vermerkt er die Gegenpole Leben und Tod als sich ergänzende Komponenten, die von uns Menschen als schwer verstehbare Ereignisse angesehen werden. Seine Aussagen kulminieren in dem Satz, den er in John Updykes „Hasenherz“gefunden hat:“ Die Fülle endet, wenn wir der Natur das Lösegeld gezahlt haben, wenn wir ihr Kinder übergeben. Dann ist sie fertig mit uns, und aus uns wird, erst innerlich, dann auch äußerlich, Abfall. Welke Blumenstengel.“ Mit anderen Worten, “ Sich vermehren und sterben. Fortpflanzen und Vergessen.“

Nicht zuletzt ist das Buch eine Hommage an den Vater von David Shields, den er mit amüsierten und erstaunten Blicken bei seinem Alterungsprozess begleitet. Ihm verdankt er die Liebe zum Sport und zur Sprache. Auf die Frage nach dem Fazit des Lebens antwortet der Vater: „Das Sterben ist einfach. Das schafft jeder. Zu leben ist das Kunststück!“

Die vielen Anekdoten und Zitate, dazu die melancholisch reflektierten Erinnerungen bieten eine sehr persönliche Note.

Ob wir mit den nüchtern -realistischen Betrachtungen dieses kleinen Werkes glücklich werden?

Diese Bilanz unseres Lebens ist radikal, sie ist genau, und sie ist ehrlich und treffend. Es bleibt bei „Einer Art Anleitung zum Glücksein,“ –in Abwandlung des Titels von dem bekannten Kommunikationsforscher Paul Watzlawik, der mit seinem Buch  „Anleitung zum Unglücklichsein“ Maßstäbe gesetzt und die Bestsellerlisten erobert hat.

Mit seinem Buch lag David Shields lange auf den New York Bestellerlisten.

David Shields
Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: C.H. Beck
ISBN-10: 3406592856
ISBN-13: 978-3406592850

Tessa Kiros: Familien-Rezepte – Bunt wie das Leben

Tessa Kiros: Familien-Rezepte – Bunt wie das Leben

Tessa Kiros hat für dieses Buch Familien-Rezepte gesammelt. Sie ist Tochter finnisch-zypriotischer Eltern, erlebte ihre Kindheit zwischen Südafrika und England. Dementsprechend abwechslungsreich sind die Rezepte im Buch. Es sind Rezepte für die ganze Familie, von Generation zu Generation weitergegeben. Es sind Lieblingsrezepte aus aller Welt.

Schon die Art und Weise wie die Rezepte sortiert sind, überrascht. Die Farben geben hier den Ausschlag. Unter der Farbe „Rot“ findet man Nudelsuppe mit Tomate und Basilikum, Spaghetti mit Fleischbällchen oder Beeren-Buttermilch-Kuchen. Unter „Gelb“ gibt es Zitronenlimonade, Risotto mit Spiegelei oder Zitronenbaiser-Eistorte.
Es gibt ganz einfache Rezepte, die schnell gemacht sind. Man findet aber auch Rezepte, die für Festtage geeignet sind. Man kann sich von den außergewöhnlich schönen Fotos inspirieren lassen und Gerichte nach Lust, Laune und Lieblingsfarbe auswählen.
Gleichzeitig ist das Kochbuch aber auch ein Lesebuch. Die Kindheitserinnerungen Tessa Kobers werden mit diesem Buch wach. Nicht selten verbindet sie ein Gericht mit einer ganz bestimmten Erinnerung und erzählt dem Leser davon. Das kommt gut an.
Die Rezepte selbst, sind gut nachvollziehbar. Jeder Arbeitsschritt wird genau beschrieben, auch wenn die Gliederung etwas deutlicher als nur mit Absätzen hätte ausfallen können.

Insgesamt findet man 220 Rezepte im Buch – viele traditionelle, aber auch viele kreative. Ein ganz einfaches aber leckeres Mittagessen sind die Bratkartoffeln mit Spiegelei, eine Herausforderung für die Kaffeetafel dagegen die Karamelltorte mit Pfefferminz-Crisp. Wem es immer mal wieder an Ideen mangelt, der wird sich über dieses Kochbuch freuen. Gerade auch wer für und mit der Familie kocht. Es gibt viele Rezepte, die gerade Kinder mögen werden.
Die gut ausgewählten Rezepte und die Erinnerungen Tessa Kiros’ zusammengenommen, machen dieses Kochbuch zu etwas Besonderem.

Rezension von Heike Rau

Tessa Kiros
Familien-Rezepte – Bunt wie das Leben
400 Seiten, gebunden
Dorling Kindersley Verlag
ISBN: 978-3831012794
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Louise Rivard: Kochen für Leib und Leben

Louise Rivard: Kochen für Leib und Leben

Sicherlich kann man keine Krebserkrankung über die Ernährung heilen. Darum geht es im Buch auch nicht. Das Anliegen der Autorin ist es vielmehr, mit einer gesunden Ernährung vorzubeugen, um das Risiko der Entstehung einer Krebserkrankungen zu verringern. Mit einem ausgewogenen Speiseplan kann man sich schützen und das Immunsystem stärken. Damit kann noch weitere gesundheitliche Störungen verhindern.

In einer Einleitung wird erklärt, wo krebsfördernde und krebserregende Stoffe in unserer Nahrung lauern und welche Nahrungsmittel man meiden oder sparsam verwenden sollte. Dann wird auch schon der Focus auf Gesundes gelenkt. So findet man zum Beispiel eine Übersicht mit den Zutaten die bekannt für ihre Krebs vorbeugende Wirkung sind. Die Ratschläge kann man dann gleich in den täglichen Speiseplan integrieren. Die vielen Rezepte sind eine Einladung zum Nachkochen.

Man findet im Buch Rezepte zu Vorspeisen und Beilagen, Suppen, Salaten, Geflügel, Fisch und Meeresfrüchten, Fleisch, Pasta und Quiches und Desserts. Man hat die Auswahl zwischen Alltagstauglichem und auch Rezepten für besondere Anlässe. Bei den Suppen findet man beispielsweise Tofu-Gemüse-Suppe oder Fisch-Nudel-Suppe. Bei Fleischrezepten Kohlrouladen europäischer Art oder Schweinebraten mit Salbei-Porree-Füllung und Brombeersauce. Und bei den Desserts Beerenauflauf mit Knusperkruste oder asiatischen Obstsalat. Man findet schnelle Gerichte, aber auch aufwändige und kann, wenn man will, sogar ein komplettes Menü zusammenstellen.

Wer glaubt, gesunde Ernährung ist kompliziert, eintönig oder wenig schmackhaft, wird mit dem Buch eines Besseren belehrt. Es macht sehr viel Spaß, inmitten der vielen abwechslungsreichen Rezepte eine Auswahl für die Woche zu treffen. Die gesundheitsfördernden Zutaten in den Listen sind farbig abgesetzt, so dass man sie leicht erkennen kann. Das Nachkochen macht im Grunde keine Probleme, wenn man schon ein wenig Erfahrung hat. Vorgeschlagen werden meist auch verschiedene Varianten. Oft gibt es Hinweise und Tipps zu den Gerichten. Appetit holen kann man sich auch, wenn man die Bilder betrachtet. Sie sind ein Blickfang.
Sehr praktisch ist die Themenuntergliederung im Buch. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die Übersichtlichkeit.
Die gesundheitsfördernde Wirkung vieler Zutaten wird direkt ins Licht gerückt. Mit dem Kochbuch macht es Spaß, sich mit viel Genuss Gutes zu tun.

Rezension von Heike Rau

Louise Rivard
Kochen für Leib und Leben
200 Rezepte gegen Krebs
256 Seiten, gebunden
Egmont Vgs
ISBN: 978-3802517648
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Das Lied von Leben und Tod

Das Lied von Leben und Tod

Der Latein sprechende Wolf war wahrscheinlich nicht real. Die Frau scheint es aber zu sein, zumindest verarztet sie Teos Wunden, die er sich auf der Flucht vor dem möglicherweise imaginären Wolf zugezogen hat.
Pat lebt mit ihrer Tochter in einiger Entfernung vom Dorf Santa Brígida in Patagonien. Eine Gegend, die Teo gefällt. Er ist ein Riese, der immer auffällt, deswegen mag er die Abgeschiedenheit. Im Moment ohne Arbeit, hat er die Freiheit zu bleiben und tut dies auch. Nicht nur die eine Nacht, die mit ihr zu verbringen, Pat ihn überredet hat. Auch Pats Tochter Miranda freundet sich mit die Riesen an. Pat und Teo leben zusammen ohne Pläne, ohne Versprechen und ohne Bedingungen. Das geht auch eine Weile gut.

In dieser Geschichte kommen zwei Menschen zusammen, die sich eigentlich nicht kennen. Das Pat auf der Flucht ist, und ein Geheimnis mit sich herumträgt, ahnt Teo aber schon bald. Weil Pat sich ihm nicht anvertrauen will, wird ihre Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Ihr Handeln müssen die beiden vor dem Kind verantworten, es findet aber auch eine Beeinflussung von außen statt, etwa durch die Dorfbewohner. Man spürt als Leser die Bedrohung, die auf die kleine Familie zukommt sehr deutlich. Unbehagen macht sich breit. Die Familiengeschichte gerät immer mehr zum tragikkomischen Drama, dessen Höhepunkt das Sever ist. Dieses Dorffest setzt dem Ganzen die Krone auf. Es fungiert als Spiegel und zeigt die Verlogenheit hinter der Wahrheit.

Das Drama gerät zum Krimi. Wo andere Geschichten aufhören, geht diese unbarmherzig weiter. Die Vergangenheit holt jeden ein. Und bald zeigt sich, warum der Autor die politischen Hinergründe, der Geschichte, die im Jahre 1984 spielt, so anschaulich aufzeigt. Für den Leser ist das eine ungeahnte Wendung.
Das Buch lebt von den teils grotesken Figuren. Teo, Pat und Miranda sind die Hauptfiguren, aber auch viele Bewohner des Dorfes müssen ihr Innerstes offen legen und kommen dabei nicht gut weg.
Es scheint zunächst verwirrend, dass hier auch fantastische Elemente zum Tragen kommen. Auf der anderen Seite verstärkt dies die Wirkung des Buches.
Die Geschichte ist traurig, auch wenn der Autor zwischendurch immer wieder versucht, für Auflockerung zu sorgen. „Das Lied von Leben und Tod“ ist eine ewige Tragödie, der man aber immer auch Positives abgewinnen kann.

Rezension von Heike Rau

Marcelo Figueras
Das Lied von Leben und Tod
Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg
Nagel & Kimche
528 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3312004171
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Liebe ein Leben lang?

Liebe ein Leben lang?

Es gibt Paare, die über viele Jahre glücklich verheirat sind. Selbstverständlich scheint das nicht zu sein. Die Scheidungsraten heutzutage sind erschreckend hoch. Manche Paare heiraten gar nicht erst, weil es eine Trennung leichter macht. Woran liegt es, dass so viele glücklich begonnenen Beziehungen nach wenigen Jahren wieder auseinander gehen?

Die Autoren des Buches gehen von einer anderen Seite an die Problematik heran. Sie fragen nach dem Erfolgsrezept für langjährige Partnerschaften. Grundlage ist ein Forschungsprojekt aus dem Jahre 2001. 663 Ehepaare aus den alten Bundesländern wurden zu ihrer Partnerschaft befragt. Es wird aber auch auf andere statistische Erhebungen und Studien geschaut.

Ein bestimmtes allgemeingültiges Rezept für eine gute Ehe gibt es zwar nicht, aber es gibt einige Erfolgsfaktoren, die im Buch näher betrachtet werden. Sie sind der Grundpfeiler einer guten Ehe. Man sollte sich also an ihnen orientieren. Die Autoren analysieren diese Grundsätze, so dass man mit der eigenen Situation vergleichen und Schlussfolgerungen daraus ziehen kann. Nun ist es nicht neu, dass zu einem guten Miteinander Dinge wie Liebe, Vertrauen und Toleranz gehören, doch mit der Umsetzung scheint es oft zu hapern. Also besteht Informationsbedarf.

Die eigene Ehe kann man mit Hilfe von anspruchsvollen Fragebögen analysieren und nach Schwachstellen abtasten. Jeder Bogen wird im Anschluss ausgewertet. Wer schlecht abschneidet, kann sich an den zahlreichen Ratschlägen orientieren, die die Autoren machen. Dabei geht es vor allem auch darum, eigene Denk- und Verhaltensweisen, die einer guten Ehe nicht zuträglich sind, abzulegen. Es ist aber schon nötig, dass beide Partner sich gemeinsam das Buch anschauen und zusammenarbeiten. Die Autoren gehen mit ihren Lesern sehr feinfühlig um. Man kann ihren Rat, als Ergebnis der Studie, gut annehmen.

Rezension von Heike Rau

Eva Wunderer / Klaus A. Schneewind
Liebe ein Leben lang?
Was Paare zusammenhält
220 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3423246774
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Launologie – Mit neuem Schwung durchs Leben

Launologie – Mit neuem Schwung durchs Leben

Die Deutschen sind ein Volk von Schwarzmalern. Depressionen sind auf dem Vormarsch. Dabei geht mit guter Laune alles besser. Doch wie kommt man dahin, wenn das Leben eine Last ist, wenn äußere Lebenseinflüsse den Spaß nachhaltig verderben? Die Autoren dieses Buches wissen es. Eine Änderung der Lebenseinstellung muss her und zwar von innen heraus. Die Welt kann man nicht ändern, sich selbst aber schon.

Im Buch wird analysiert, was auf die Seele drückt und die Stimmung verhagelt. Die Autoren kennen die Sorgen und Nöte der Menschen und steuern mit ihrem Konzept gegen. Ja genau, so geht es mir auch, möchte man sagen, wie mies sich mancher Mensch fühlt. Und der Eindruck entsteht, mit dem Buch etwas gegen die beklagenswerte Stimmung tun zu können. Im Grunde verpacken die Autoren das positive Denken neu. Launologie ist das Schlagwort.

Einen richtigen Miesepeter mit diesem Buch auf einen anderen Weg zu bringen, dürfte allerdings schwer fallen. Angesprochen wird eher eine begrenzte Zielgruppe, die sich leicht führen lässt. Vom Lesen des Buches allein bekommt man nämlich keine gute Laune. Mann muss bereit sein, verschiedene Persönlichkeits-Test zu machen und sich in sehr kritischer und vor allem ehrlicher Selbstbetrachtung üben. Zudem muss man ein Logbuch der guten Laune führen, eine launologische Checkliste erstellen, Ziele mit einzuhaltenden Fristen schriftlich formulieren und selbstkritisch die Fortschritte prüfen. Da besteht schon die Gefahr, dass es bei den guten Vorsätzen bleibt.

Um dem Missmut ein Ende zu machen, ist eine umfassende Änderung der Lebenseinstellung nötig. Dazu gehören auch Bewegung und gesunde Ernährung. Manche Aussagen sind allerdings fraglich. Kaffee zum Beispiel zählt bei Gewohnheitstrinkern nicht mehr als Wasserräuber. Ihm werden sogar, in Maßen genossen, mittlerweile einige gesundheitliche Vorteile nachgesagt.

Negative Denkmuster zu ändern, ist ein vielversprechender, aber keineswegs neuer Ansatz. Die Meinungen zum Buch werden sicherlich auseinandergehen. Aber wer es schafft, sich ganz und gar auf das Buch einzulassen, wird sicher Erfolge erzielen.

Rezension von Heike Rau

Helmut Fuchs / Dirk C. Gratzel
Launologie – Mit neuem Schwung durchs Leben.
304 Seiten, Klappenbroschur
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN: 978-3453144002
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Das gute Leben

Das gute Leben

Jay McInerney Das gute Leben Kiepenheuer &Witsch

ISBN 3462039180

New York, Upper East Side: hier lebt der Börsenmillionär Luke McGavock mit seiner Frau Sasha und der Tochter Ashley. Letztere beginnt flügge zu werden, und der Vater, der gerade eine Auszeit aus seinem Beruf nimmt, betrachtet ihren Umgang mit Argwohn.

In einem schicken Loft in der nicht ganz so feinen Gegend TriBeCa wohnt Corinne, ehemalige Anwältin, mit ihren Zwillingen und ihrem Mann Russel, Lektor in einem großen Verlag.

Anläßlich des 9/11, Anschlag auf das WTC, sollen sich die Wege von Luke und Corinne kreuzen!

In den Kreisen der McGavocks trifft man sich zu Partys, erörtert den neuesten Klatsch der High Society, legt Wert auf Kleidung, Komfort und das gewisse Etwas, das die Reichen von den Armen unterscheidet.
Man kennt natürlich Paul Auster; auch Salman Ruhshdie gehört zur Clique der Auserwählten, mit denen man Umgang pflegt. Investmentbanker, Schriftsteller, Künstler, die ganze Palette derjenigen, die in der Gesellschaft eine Rolle spielen oder zu spielen glauben, ist in diesen Kreisen anzutreffen.

Es ist eine blasierte Gesellschaft, deren Inneres verborgen bleibt oder von unübersehbarer Leere ausgehöhlt erscheint.

Öde und gelangweilt geben sich Frauen der eigenen Körperpflege hin, betätigen sich bei Benefizveranstaltungen oder leben unzufrieden in den Tag hinein wie Corinne, deren Bedauern über ihr Hausfrauendasein und den Verlust eines erfolgreichen Jobs ihr sichtlich zu schaffen macht.

Luke ist nachdenklich und beobachtet das gesellschaftliche Treiben mit einer gewissen Distanz. Der Rückzug aus dem Beruf macht eine Neuorientierung erforderlich. Ihm stellt sich unumwunden die Sinnfrage.

Sasha mit ihrer Schönheit und lasziven Anziehung wirkt ebenso präsent wie die Figuren von Luke, Corinne und Russel.
Die middleage Generation, ihr Überdruss und die Frage, ob das Leben nicht vielleicht noch mehr zu bieten hat, ist das Thema!

Verführung und Untreue ist in den gängigen Kreisen die Regel.

Und dann folgt 9/11, das Datum der Apokalypse!
Plötzlich gerät das ganze gute Leben aus den Fugen. Freunde werden vermisst, und auf den Straßen begegnen sich Arm und Reich in gemeinsamen Hilfsaktionen. Gespräche von erstaunlicher Offenheit und Intimität verbindet Menschen, die sich einander unter anderen Umständen nie offenbart hätten.
Luke und Corinne lernen sich bei einer Hilfsaktion um den Ground Zero kennen, und eine sehr offene und ehrliche Freundschaft und Liebe beginnt.

Es ist die aufwühlende, reiche, künstlerische und offene Stadt, in der die Grundfesten aller Bindungen durch das Ereignis des 9/11 infrage gestellt werden. Die Atmosphäre der verwüsteten Stadt, die vielen Toten, das allgemeine Chaos und die Erschütterung, die durch alle Gesellschaftskreise zieht, lässt einen erschauern.

Die alten Fragen nach dem Sinn eines Lebens, das die Erwartungen der Jugend hinter sich gelassen hat und mit dem Erlangten nicht immer glücklich geworden ist, wird mit dem Sehnen nach immer neuen Überraschungen und erregenden Kicks klar erkennbar. Ground Zero und der 11. September bieten die Folie, auf der sich Familientragödien abspielen.

Zugleich nimmt der Autor die Melancholie des Abschieds und der Trauer vorweg, die mit der Erkenntnis verbunden ist, dass man verlorene Illusionen nicht aufleben lassen kann. Vorbei ist vorbei und die Frage nach dem guten Leben erübrigt sich.

In dem aufregenden und spannenden Gesellschaftsroman werden Liebe, Tod, Vergänglichkeit und die Fragen nach dem Sinn und der Erfüllung des Lebens abgehandelt. Die New Yorker Gesellschaftssphäre wird dabei kritisch unter die Lupe genommen.

Jay McInerney gehörte zu Beginn der Achzigerjahre mit einer Reihe anderer Autoren zum , einer Gruppe junger, wilder und glamouröser Erfolgsautoren.

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Zwei Leben und ein Tag

Zwei Leben und ein Tag

Anna Mitgutsch Zwei Leben und ein Tag

Luchterhand Verlag ISBN 3630872565
Psychogramm einer Ehe

Die Prallelen zweier Lebensgeschichten: H. Melville gibt den Stoff zu der einen, das Leben von Edith und Leonard beinhaltet die zweite.

Letztere sind sich in jungen Jahren begegnet. Leonard schrieb an einer Dissertation über Melville und hatte damit Ediths Interesse geweckt. Sie willigte nur zögerlich in eine Beziehung zu ihm ein, die in eine Ehe mündete.

Nach vielen Jahren ist sie geschieden von Leonard und erinnert sich in der Form des Briefromans noch einmal an die Stationen ihrer Ehe.

Eingebettet in Beschreibungen der Natur um den Hudson River, wo alles begann, wird zugleich Hermann Melvilles Leben, seine Ehe und seine Dichtung in die Erzählung einbezogen.
Es gibt Parallelen zwischen beider Ehen: das anfängliche Glück z.B., das schon bald von einem unsteten Nomadenleben und mangelnder Behaustheit bei beiden Paaren gekennzeichnet ist.
Edith und Leonard sind beruflich viel in Ländern Südostasiens und Osteuropas unterwegs gewesen, weil Leonhard in Amerika keine Stelle finden konnte.
Aus der Ehe von Edith und Leonard ging ein Sohn hervor, der psychisch krank ist. Schreckliche Panikzustände und auffällige Verhaltensweisen haben die Eltern auf eine harte Probe gestellt und ließen sie verzweifeln an seiner Fortentwicklung. Er bleibt ein Außenseiter, der sich in keine Gesellschaft einfügen kann. Durch seine Entwicklung bekommt die Geschichte eine nachhaltige Dramatik.

Auch in H. Melvilles Leben gab es Unvereinbarkeiten zwischen Eltern und Söhnen und das Außenseitertum.

Ediths Betrachtungen zwischen kontemplativer Rückschau, empathischer Einfühlung in die Familiengeschichte Melvilles und realistischer, traurig-melancholischer Einsicht in die nicht gelungene eigene Ehe, ist anrührend.
Anna Mitgutsch kann mit ihrem Sprachtalent psychische Empfindungen zwischen Menschen beschreiben, die außerordentlich nahe an der Realität sind.
Sprachlosigkeit, Angst, Beklemmung, Nähe – und Distanz finden präzisen Ausdruck.
Sie beschreibt wechselnde Gefühlswelten, die für die Beziehung zwischen zwei Menschen beängstigend und befremdlich sind.
Mitgutsch beweist mit dieser Geschichte eine klare Denkungsart. Sie spiegelt uns ein Bild zwischenmenschlicher Beziehungen, das im täglichen Leben vorkommt, das aber selten in dieser reflektierten Weise vorgetragen wird.

Zugleich entsteht ein Panorama der Welt Melvilles, das fast einer Biographie dieser unsteten, düsteren, von Zweifeln, Wut, Hass und Getriebensein bedrückten Persönlichkeit gleichkommt.

Die Spannung der Erzählung wird durch die zügig vorangetriebene Geschichte bewirkt. Der Roman ist anspruchsvoll, psychologisch -analytisch klug aufgebaut und sehr genau konstruiert und schlüssig durchgearbeitet.
Man liest ihn mit anhaltender Spannung.

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Das kleine Buch vom guten Leben

Das kleine Buch vom guten Leben

Glücklich zu sein, wünscht sich jeder Mensch. Unser Alltag ist aber meist von Stress, Hektik und Überforderung geprägt. Es gelingt nicht mehr zur Ruhe zu kommen. „Das kleine Buch vom guten Leben“ springt hier ein. Anselm Grün vermittelt, was wirklich wichtig ist im Leben. In kurzen Abschnitten gib er Denkanstöße und Tipps für ein gutes Leben. Dabei beschäftigt er sich mit vielen Themen des Alltags und vermittelt eine bessere Sichtweise auf das Leben. Zwischenmenschliches und sehr Persönliches finden hier natürlich besondere Beachtung. Er untermauert seine Ansichten mit Geschichten, Zitaten und Sprichwörtern.

„Das kleine Buch vom gutem Leben“ wird vorgetragen von Nadja Schulz-Berlinghoff und Markus Hoffmann. Beide Sprecher haben eine angenehme, ruhige Stimme, die ins Bewusstsein dringt.
Sehr gut gefallen hat auch die stimmungsvolle und sehr entspannend wirkende Musik von Michael Proksch. Flöte und Klavier sind hier die dominierenden Musikinstrumente. Die Musikstücke ermöglichen es, sich zurückzulehnen und den Text wirken zu lassen, eigene Gedanken zum Thema zu entwickeln. Das Hörbuch ist ja in erster Linie als Denkanstoß zu sehen. Und tatsächlich ist es sehr hilfreich. Anselm Grün bringt auf den Punkt, was glücklich und zufrieden macht im Leben.

Rezension von Heike Rau

Anselm Grün
Das kleine Buch vom guten Leben
Eine Auswahl mit Musik von Michael Proksch
Sprecher: Nadja Schulz-Berlinghoff & Markus Hoffmann
1 CD, ca. 75 Minuten
Herder & steinbach sprechende Bücher
ISBN: 978-3-88698-894-5
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