Mein Freund, der Husky

Mein Freund, der Husky

Zwei Jahre hat Jennifer als Krankenschwester im Providence Hospital in Everett gearbeitet. Aber da ihre Eltern, die Farmer sind, kein Verständnis für ihre Arbeit haben und sie außerdem einem Verehrer entkommen will, will sie weg. Sie möchte ans Maynard Columbus Hospital nach Nome in Alaska. Die Reise beginnt mit dem Zug. Von Anfang an fühlt sich Jennifer von einem Mann, der wie ein Landstreicher aussieht, verfolgt. Ihre hektische Flucht bei einem Zwischenstopp am Bahnhof führt dazu, dass sie Hendrik Arnesen ins Auto läuft. Zum Glück passiert nichts. Jennifer ist von dem Fallensteller, der vorhat, dasselbe Schiff zu nehmen, begeistert. Auch sein Husky gefällt ihr gut. Unweigerlich verlieben sich die beiden. Es ist jedoch eine Liebe ohne Hoffnung. Er lebt zwei Tagesreisen von Nome entfernt.
Jennifer wird herzlich am Krankenhaus, dem einzigen im Umreis von Hunderten von Meilen, empfangen. Sie stürzt sich in die Arbeit und lernt viel über die Eskimos, die sich selbst Inupiat nennen, und schließt Freundschaften. Jennifer mag den hohen Norden. Doch es droht Unheil. Eine Diphtherie-Epidemie droht sich auszubreiten. Die vorhandene Impfstoff reicht nicht aus und Nachschub ist im Winter kaum zu beschaffen.

Das Buch ist ein historischer Roman, denn die Diphtherie-Epidemie hat es tatsächlich gegeben. Die Geschichte wurde vom Autor in diese historischen Tatsachen eingebettet. Diese, in all ihrer Dramatik, bleiben allerdings im Hintergrund. Die Geschichte kommt romantisch-kitschig daher. Die zunächst aussichtslos scheinende Liebe zwischen Jennifer und Hendrik rückt in den Vordergrund.

Es ist interessant zu lesen, wie Jennifer sich in diese für sie fremde Welt einfügt. So dass sie bald nicht mehr als Außenstehende anzusehen ist. Ihre Arbeit ist aufreibend. Aber auch hier ist es, als würde der Leser eine rosarote Brille aufgesetzt bekommen. Denn trotzt Mangelbesetzung des Krankenhauses und der vielen zu versorgenden Patienten, bleibt Jennifer noch viel Zeit für Privates.
Auch die Lage der Inupiat, die mühsam versuchen an ihren Traditionen festhalten, nachdem die Weißen ins Land gekommen sind, wird nur oberflächlich beleuchtet.

Das Buch ist dennoch spannend. Das Augenmerk wurde auf Unterhaltung gesetzt. Auch der Schreibstil des Autors gefällt. Man kann ihm sehr gut folgen. Längen hat die Geschichte auch keine, so dass man ein paar sehr unterhaltsame Stunden mit dem Buch verbringen kann.

Rezension von Heike Rau

Christopher Ross
Mein Freund, der Husky
256 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter, Wien
ISBN: 978-3800053773

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Stephan Valentin: Wenn Kinder zu viel wiegen

Stephan Valentin: Wenn Kinder zu viel wiegen

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Dass viele Kinder übergewichtig sind, ist nicht zu übersehen. Es besteht also Handlungsbedarf. Kinder können aber nicht von allein abnehmen. Sie brauchen die umfassende und liebevolle Unterstützung ihrer Eltern. Hier anzusetzen ist der richtige Weg, auch gerade weil viele Kinder, das Essverhalten ihrer Eltern kopieren. Es gibt aber noch weitere Ursachen, die im Buch aufgezeigt werden. Der Autor erzählt, wie sich die Ernährung im Laufe der Zeit geändert hat, welche Rolle die Gene spielen, welche hormonellen Ursachen in eine Gewichtszunahme hineinspielen können oder welchen Stellenwert psychische Problem haben.

Analysiert wird, wann ein Kind übergewichtig oder adipös ist. Hier kann man anhand einer Tabelle BMI-Werte einsehen, die für Kinder und Jugendliche angelegt sind.
Der Autor geht aber auch auf Essstörungen ein. So kann man mit dem Buch erste Informationen zu Bulimie und Magersucht erhalten.

Der Autor zeigt, wie man schon im Vorfeld Übergewicht vermeiden, bzw. wie man vorhandenes Übergewicht abbauen kann. Hier hat zum Beispiel die Bewegung einen hohen Stellenwert. Beschrieben wird, wie man ein Kind ausgewogen ernährt und es werden Fallen aufgezeigt, die zu Gewichtzunahmen führen können, wie etwas die sogenannten Kinderlebensmittel, die sehr eindringlich beworben werden. Auch was von Fastfood zu halten ist, wird begreiflich gemacht.

Im Buch gibt es eine Reihe von Rezepten. Anhand von Beispielen wird gezeigt, was ein Kind am Tag zu sich nehmen sollte und darf. Man kann sich hieran sehr gut orientieren. Es werden viele Fallbeispiele besprochen, die gerade bei unregelmäßigen Tagesverlauf, wie es bei Kindern mit Schule und Freizeitaktivitäten vorkommen kann, zeigen, wie man mit den richtigen Lebensmitteln gut über den Tag kommt.

Auch wenn der Text sehr sachlich geschrieben ist, ist er eine Quelle an Wissen. Somit ist das Buch ein guter, verständlicher und vor allem praktischer Ratgeber. Die Tipps und Ratschläge im Buch lassen sich sofort umsetzen. Wenn man in der Familie nicht weiter weiß und die angebotene Hilfe im Buch nicht ausreicht, kann man sich natürlich weiterwenden. Die entsprechenden Adressen zu Therapieeinrichtungen oder einer professionellen Ernährungsberatung findet man im Buch.

Rezension von Heike Rau

Stephan Valentin
Wenn Kinder zu viel wiegen
185 Seiten, broschiert
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3423344692
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Hunkeler und die goldene Hand

Hunkeler und die goldene Hand

Kriminalkommissar Hunkeler ist schon älter. Sein Rücken plagt ihn, und deswegen befindet er sich zur Kur in Rheinfelden. Ärgerlich nur, dass zwei alte Damen die Düsen mit dem warmen Wasserstrahl im Bad so lange besetzen! Aber man kennt das ja …
Als er gerade gemütlich im Solebad sitzt, sieht er eine Leiche mit aufgeschlitzter Kehle an sich vorbeischwimmen.
Natürlich kann er es nicht lassen und schaltet sich in die Ermittlungen ein. Es ist ihm sogar ganz recht so, denn die reine Ruhe ist gar nicht so sein Fall!
Wie sich alsbald herausstellt, ist der Tote ein schwuler Baseler Kunsthändler. Er war mit seinem Freund im Solebad Marina in Rheinfelden abgestiegen.
Die Spurensuche beschränkt sich auf Rheinfelden, Basel, den Aargau, aus dem Hunkeler stammt, und auf ein bisschen Schwarzwald. Zunächst aber gibt es Kompetenzstreitigkeiten. Wer ist zuständig? Die Polizeibehörde in Basel oder die in Rheinfelden?

Eine ganze Anzahl von Verdächtigten kommt ins Spiel.
Es gibt da eine Kunstfälscherbande, der man auf die Schliche kommt; Gastwirtinnen und Badegäste, Überfälle auf Kunstgalerien und Bahnhofsfächer verwirren den Leser und geben Rätsel auf, wer wohl als Mörder in Betracht kommt. Und wie sehen die Zusammenhänge aus, die zum Mord an dem Kunsthändler geführt haben?
Die Spur führt zu der sagenumwobenen goldenen Hand Rudolfs von Rheinfelden. Sie war von Kunsträubern in Sachsen-Anhalt gestohlen und nach Basel gebracht worden, um hier an einen Kunsthändler verkauft zu werden.

Ruhig und besonnen macht sich Hunkeler auf die Suche nach den wahren Tätern. Er ist froh, der Langweile zu entkommen, die ihn als Vorruheständler bedroht.
Er geht gerne in der freien Natur spazieren und trifft sich in angenehmen Lokalen zu seinen konspirativen Treffen. Die Schweiz, das Elsass und der Schwarzwald sind Hochburgen der Gastronomie. Sie gestatten Einblicke in das Bürgerdasein, hinter dem sich Neugierde, Klatsch, Gerede und versteckte Hinweise finden. Daneben liest man, was in der Kunstszene gespielt wird. Eine Apollostatue und seine Verehrer, alemannische und keltische Kunst im Wettbewerb und verrückte Brauchtumsaussteiger beleben eine Szene, die Hunkeler eher anödet als erfreut. Sein Alter und seine Knochen verursachen ihm Schmerzen und lassen ihn gelegentlich unwillig auftreten.
Er sucht eher genötigt als freiwillig auch in Homosexuellenkneipen und in der feinen Baseler Gesellschaft nach dem mutmaßlichen Täter. Besonnen, weise und unaufgeregt führt seine Suche am Ende zum Erfolg!

Da mag der Spannungsbogen eher klein gehalten sein:
der Roman ist mehr Gesellschaftsstudie denn Krimi, mehr Anschauungsmaterial zum Dreiländereck Schweiz- Elsass-Schwarzwald als rasanter Verfolgungsthriller. Die Figur des Hunkeler bildet den Plot, um den sich die Welt der Schurken und Kunstfälscher, der Aufklärer und der Klatschreporter, der braven Bürger und der neugierigen Zuschauer gruppiert. Seine Persönlichkeit, sein Lebensstil und seine Mentalität bieten hinreichend Stoff für die anregende Erzählung. Die Kriminalgeschichte bildet den Hintergrund für eine atmosphärisch amüsante und kluge ethnologische Studie über Land und Leute.
Hansjörg Schneiders Hommage an Land und Leute und seine hervorragend beschriebene Gastronomiegeschichte ist lesenswert!
Claudine Borries

Hansjörg Schneider
Hunkeler und die goldene Hand
Ein Kriminalkommissar mit Charakter!
ISBN:3250105163
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Phil & Susan Ershler

Phil & Susan Ershler

Es ist ihre letzte Chance. Die Saison ist zu Ende. Doch Phil hat Problem. Er ist nicht in Topform. Es geht ihm so schlecht, dass er Fehler macht. Sue hat ebenfalls Mühe sich zu motivieren. Doch sie will weiter, um jeden Preis. Es sind nur noch 430 Meter bis zum Gipfel, als feststeht, die beiden schaffen es nicht. Das Paar hat unterschiedliche Empfindungen. Sie redet von Fehlschlag, er ist erfüllt von Stolz, überhaupt soweit gekommen zu sein und auch davon, dass andere des Teams den Gipfel des Mount Everest erreicht haben.

Ein Traum scheint zerbrochen. Es wird Zeit für einen Rückblick. Phil erzählt, wie alles angefangen hat, wie sein Interesse am Bergsteigen erwacht ist. Es ist für ihn eine Möglichkeit mit seiner chronischen Krankheit umzugehen, die eigentliche die Ausübung einer Extremsportart nicht zulässt. Aber Phil liebt die Herausforderung. Er will nicht, dass die Krankheit die Hauptrolle in seinem Leben spielt. Bald verdient er mit Führungen seinen Lebensunterhalt.
Als er die beruflich sehr erfolgreiche und sportliche Sue trifft, glaubt er nicht, dass sie ebenfalls fürs Bergsteigen zu begeistern ist. Doch auch sie liebt die Herausforderung und so schließt sie sich Phil an. Ihr Ziel ist es, zusammen mit ihm die sieben höchsten Gipfel zu erklimmen. Aber zunächst scheint es unmöglich, das zu erreichen.

Abwechselnd beschreiben Phil und Sue ihren Lebensweg, der zunächst unabhängig voneinander verläuft, bis die beiden sich kennen lernen. Dann erzählen beide über ihr gemeinsames Leben und ihr großes Ziel.
Schon das Lesen des Buches kommt einem Abenteuer gleich. Nicht selten klopft das Herz schneller, wenn man erfährt, wie das Leben der beiden sich gestaltet hat und welche enormen Leistungen erreicht wurden.
Es ist ein sehr persönliches Buch geworden. Beide lassen den Leser an ihren Gefühlen teilhaben. Dadurch gewinnt es unglaublich an Tiefgang.
Es ist die Geschichte einer Liebe mit Höhen und Tiefen, wie das Leben sie schreibt.
Das Buch berührt, treibt Tränen in die Augen. Es tröstet aber auch, denn die Autoren zeigen, was man schaffen kann, wenn man nur will, wenn man uneingeschränkt am Leben festhält.
In den Vordergrund gerückt werden die Bergbesteigungen. Der Leser bekommt ein Gefühl dafür, was die beiden treibt und warum sie die Strapazen auf sich genommen haben, die sieben höchsten Berge der Welt zu erklimmen. Die Beschreibungen ihrer Touren sind absolut lesenswert, weil sie aus erster Hand kommen. Man muss sich immer wieder vor Augen halten: Das ist kein fiktiver Roman, sondern die Wirklichkeit.

Rezension von Heike Rau

Phil & Susan Ershler
Dem Himmel ganz nah
Das erste Paar auf allen Gipfeln der Seven Summits
320 Seiten, gebunden
Kosmos Verlag
ISBN: 978-3440114612
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Mein Nachbalkon

Mein Nachbalkon

Auch wer keinen Garten hat, kann Obst und Gemüse ernten. Terrasse oder Balkon machen es möglich. Der Ertrag wird immer klein bleiben, dafür ist der Spaßfaktor aber ausgesprochen groß. Alles, worauf man Lust hat, wird in Töpfen und Kübeln angebaut. Es gibt viele Sorten, die dafür geeignet sind.

Die Autorin beginnt mit dem Gemüse. Sie stellt Salate vor, die gut im Blumenkasten wachsen, zeigt, welche Tomatensorten gerne im Kübel gedeihen. Einen schönen Sichtschutz kann man mit Bohnen und Erbsen ziehen. Sogar Möhren und Kartoffeln wachsen im Topf.

Auch wer Lust auf Kräuter hat, findet die passenden Sorten im Buch. Von Petersilie bis Schnittlauch ist alles dabei. Wer das Besondere mag, kann es mit Sauerampfer und Brunnenkresse versuchen. Sehr dekorativ sieht eine rankende Kapuzinerkresse aus, die sich auch gut als Ampelpflanze macht. Selbst eine Grüne Apotheke mit Zitronenmelisse, Lavendel oder Salbei hat Platz auf dem Balkon.

Wer nur einen Balkon oder eine Terrasse hat, braucht auch nicht auf frisches Obst zu verzichten. Es gibt kleinwüchsige Apfelbäume, die gut in Kübeln wachsen. Schön sehen auch Orangen- und Mandarinenbäumchen aus. Eine gute Ernte versprechen auch Johannisbeeren als Stämmchen gezogen. Sogar der Traum vom eigenen Weinstock lässt sich erfüllen. Wer es exotisch mag, versucht es mit Feigen, Maracujas.

Die Autorin berät umfassend. Sie macht eine Kaufberatung, sodass der Leser sofort weiß, welche Sorten sich für Balkon oder Terrasse eignen. Ausführlich wird beschrieben, wie die Pflanzen zu pflegen sind. Dabei geht die Autorin auch auf Probleme ein, die etwa ein Schädlingsbefall mit sich bringen könnte.
Man erhält als Leser das nötige Wissen, das man braucht, um die Gemüse-, Obstsorten und Kräuter optimal beim Wachsen unterstützen zu können. Auch wenn die Ernte kleine sein wird, so macht es doch ungeheuer viel Spaß, die Pflanzen zu pflegen und zu beobachten. Die Ernte wird entweder sofort vernascht oder aber auch weiterverarbeitet. Im Buch findet man auch gleich die passenden Rezepte von Kräuterquark über Blütentee bis hin zu Estragonessig.
Damit ist das Buch für alle Balkongärtner ausgesprochen empfehlenswert.

Rezension von Heike Rau

Natalie Faßmann
Mein Nachbalkon
Gemüse, Kräuter & Obst
124 Seiten, 100 Farbfotos, 10 Tabellen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN 978-3-8001-5351-0
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Lisa Gardner: Kühles Grab

Lisa Gardner: Kühles Grab

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Bobby Dodge, Detektive der Staatspolizei von Massachusetts wird in der Nacht von seiner Vorgesetzen D. D. Warren aus dem Bett geholt. Für Bobby, eben am Tatort angekommen, werden Erinnerungen an einen alten Fall wach. Auf dem Gelände des ehemaligen Boston State Mental Hospital, wurde eine unterirdische Kammer mit sechs Kinderleichen entdeckt. Eine von ihnen wird anhand eines Anhängers identifiziert.
Annabelle liest in der Zeitung, dass die Polizei glaubt, dass sie tot ist und meldet sich. Sie erzählt von ihrer Familie, ihren Eltern, mit denen sie immer auf der Flucht war. Das Medaillon hat sie ihrer besten Freundin Dori Petracelli gegeben, weil sie es nicht behalten durfte und sie dann wegen eines fluchtartigen Umzuges nie wieder gesehen.
In Verdacht, die Morde begangen zu haben, fallt Richard Umbrio. Auch er hatte ein Mädchen entführt und in eine Erdgrube gesperrt. Sie wurde jedoch gefunden und hat überlebt. Umbrio saß zum Zeitpunkt der späteren Morde im Gefängnis.
Nach und nach finden die Ermittler heraus, warum die Eltern von Annabelle so oft umgezogen sind. Offenbar fürchteten sie um das Leben ihrer Tochter. Möglicherweise musste Annabelles Freundin sterben, weil der Täter ihrer nicht mehr habhaft werden konnte. Der Mörder ist auf freiem Fuß und möglicherweise immer noch hinter Annabelle her.

Es ist sicher kein Vergnügen, einen Krimi zu lesen, in dem kleine Mädchen Opfer eines pädophilien Serienkillers geworden sind. Doch die Autorin spielt nicht um jeden Preis mit den Gefühlen ihrer Leser. Sie setzt das Hauptaugenmerk nicht auf die Opfer, sondern auf die Ermittlungsarbeiten. Und die sind wirklich spannend. Dennoch kommt das kalte Grausen hoch, denn die Aufklärung des Falls gestaltet sich alles andere als einfach. Puzzlestein für Puzzlestein wird mühsam zusammengesetzt. Immer mehr Details kommen ans Tageslicht, aber ohne dass das Buch für den Leser vorhersehbar wird. So wird die Spannung bis zum Ende des Buches gehalten.
Sehr interessant gestaltet sind die Figuren des Buches. Das Ermittlerteam, hier insbesondere Bobby und D. D. sind sehr eigenwillige Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten, die auch mal aneinandergeraten.
Interessant ist auch Annabelle, deren Vergangenheit und wahre Identität lange ein Geheimnis bleibt. Hier tappt nicht nur die Polizei im Dunklen. Annabelle selbst kann keine Auskunft geben. Sie weiß nicht, warum ihre Eltern immer wieder geflüchtet sind und die Identität gewechselt hat. Ihre Eltern können keine Auskunft geben, da sie nicht mehr am Leben sind.
Es gibt Bücher, deren Lektüre ist ermüdend. „Kühles Grab“ dagegen macht munter. Es ist eine Herausforderung für den Leser, selbst zu überlegen und Schlüsse aus den Ermittlungsarbeiten zu ziehen. Die Autorin legt die Fährten geschickt, auch wenn es dem Leser bald so vorkommt, als hätte er keine Chance, denn Fall noch vor Abschluss der Ermittlungen zu lösen. Kurzum, man wird gut und anspruchsvoll unterhalten.

Rezension von Heike Rau

Lisa Gardner
Kühles Grab
Aus dem Amerikanischen von Ursula Walther
360 Seiten, gebunden
Rütten & Loening
ISBN: 978-3352007552
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In 180 Tagen um die Welt

In 180 Tagen um die Welt

Johann Gottlieb Fichtl ist nur ein kleiner Finanzbeamter. Dass er nun auf Weltreise gehen kann, verdankt er einem Gewinn seiner Lotto- und Toto-Tippgemeinschaft. Da das Geld aber nicht für alle reicht, wird ausgelost. Fichtel ist der Glückliche, der auf Kreuzfahrt geschickt wird, mit der Auflage alles Erlebte täglich frisch zu berichten.

Die MS Europa, dieses riesige Luxushotel, beeindruckt Fichtl über alle Maßen. Er fügt sich sofort ein, obwohl er nicht zu den Reichen und Schönen gehört. Auch die Seekrankheit schlägt nur bei den anderen zu, bei im liegt das Unwohlsein an der Doppelportion Jacobsmuscheln und Riesengarnelen. Seine Tischgesellschaft rätselt um seine Identität. Den Aldi-Smoking hält man für eine Verkleidung. Bald redet man Fichtel mit dem Doktortitel an. Er spielt mit, wird zum genauen Beobachter seiner Umwelt. Was er erlebt zwischen Fressgelagen und Diätkost, zwischen dem Nachtleben an Bord und den Landgängen, zwischen Beach-Barbecue und Bayerischen Frühschoppen, zwischen Gottesdienst und PC-Kurs für Anfänger schildert er seinen Freunden zu Hause. Er schickt sogar Fotos, ganz nach Fichtl-Art.

Das Buch ist schon interessant zu lesen. Schließlich muss Fichtl sich in einer für ihn gänzlich unbekannten Welt bewegen. Luxus war ihm bisher fremd. Und auch der Umgang mit privilegierten Menschen, denen er nun näher kommt, als ihm lieb ist, in deren Privatleben er hineingezogen und -gezwungen wird. Und alles spielt sich in dieser kleinen Welt ab, der man nicht entfliehen kann. Dieses aufgesetzte Zusammengehörigkeitsgefühl wirkt komisch. Und Fichtel berichtet darüber in einer sehr trockenen humorlosen Art, die zum Schmunzeln reizt.
Der Schreibstil des Autors ist gewöhnungsbedürftig. Die Tagebuchform ist in Ordnung. Es wird aber nicht in vollständigen Sätzen geschrieben, vielmehr wird sich auf das Wesentliche beschränkt. Der Text wirkt so zusammengeklatscht und strukturlos. Das ist sicherlich beabsichtigt, weil es zu Fichtl passt, liest sich aber schlecht.

Rezension von Heike Rau

Matthias Politycki
In 180 Tagen um die Welt
Das Logbuch des Herrn Johann Gottlieb Fichtl
384 Seiten, gebunden
Marebuchverlag
ISBN: 978-3866480803
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Herr Faustini und der Mann im Hund

Herr Faustini und der Mann im Hund

Es gibt Herrn Faustini zu denken, als seine Nachbarin Frau Gigele ihm eine Botschaft aus dem Jenseits übermittelt. Er soll seine Eingeweide reinigen lassen, so die verstorbene Tante Fine.
Herr Faustini geht bummeln. Im Laden von Susi Kroth findet ein Hund Gefallen an seiner Hose. Der Hund lässt einen Blick in sein Innerstes zu. Herr Faustini entdeckt darin einen Mann. Das regt ihn an, über den Tod nachzudenken. Ob man den alten Mann wohl aus dem Hund befreien kann?
Susi Groth beteuert, dass ihr Hund sich noch nie derartig benommen hat. Er ist sonst ganz lieb. Von dem Mann im Hund erzählt Herr Faustini nichts. Es könnte eine Halluzination gewesen sein. Aber loslassen kann er nicht, so bittet er Frau Kroth um einen Spaziergang mit dem Hund.
Im Bus wird er auf einen Zeitungsartikel aufmerksam. Es geht um Darmreinigung. Da das kein Zufall sein kann, macht Herr Faustini einen Termin bei Dr. Gurgel-Etzel. Die Schwester, die sich seiner annimmt, findet er ganz nett. Die Darmreinigung bekommt ihm allerdings nicht so gut. Er wird immer schwächer. Zwar schafft er alle Behandlungstermine, landet aber dann völlig entkräftet im Krankenhaus und muss wieder aufgepäppelt werden.
Zuhause hat ihn niemand vermisst, weder sein Kater, noch die Nachbarin. Der Hund freut sich, Herrn Faustini wiederzusehen und endlich gelingt die Kontaktaufnahme mit dem Mann im Hund.

Herr Faustini ist anders als andere Menschen. Dass weiß, wer „Herr Faustini verreist“ gelesen hat. Herrlich kleinkariert ist er immer noch, aber vielleicht nicht mehr ganz so kontaktscheu. Die Langeweile hat ihn dennoch voll im Griff, bis er den Mann im Hund entdeckt. Es ist eine absonderliche Begebenheit, die ihn eigentlich vollkommen als Spinner entlarven müsste. Aber nein, seine Bekannten ziehen mit. Der Autor beweist, dass jede Geschichte wahr werden kann, wenn nur alle daran glauben oder vorgeben, daran zu glauben. Manch anderer ist auch nicht der, der er vorgibt zu sein.
Ein herrlich leiser Humor schwingt zwischen den Zeilen mit. Man liest dieses sehr feinfühlig geschriebene Buch sehr gerne, lässt sich berühren von dieser märchenhaften Geschichte, die Herrn Faustini ins Übersinnliche führt.

Rezension von Heike Rau

Wolfgang Hermann
Herr Faustini und der Mann im Hund
192 Seiten, gebunden
Deuticke im Zsolnay Verlag
ISBN: 978-3552060753
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Tagebuch einer Katze

Tagebuch einer Katze

Remco Campert
Tagebuch einer Katze
Arche Verlag
ISBN 3716023779

Der bekannte und feinfühlige holländische Autor Remco Campert hat ein entzückendes kleines Büchlein für Katzenliebhaber geschrieben.

Da berichtet die Katze mit dem prosaischen Namen Pöff über ihr Leben im Hause von Rock und Brille!
Na, wer kann das anderes sein, als Frauchen und Herrchen?
Brille arbeitet zu Hause und Rock geht morgens aus dem Haus.
Sonst haben die Katzen erhabene Namen wie Madonna, Napoleon, T.S. Eliot, Venus und Sokrates…
Aber so weit her ist es damit dann auch nicht!
Lautet doch der Spitzname von Madame de Pompadour: Po.

Pöff also berichtet aus ihrer Sicht der Dinge, wie sie die Welt wahrnimmt. Sie ist nämlich weiblichen Geschlechts, was dem Namen nicht zu entnehmen ist.

In dem leichten, unbeschwerten Ton eines Vierbeiners sieht man, wo die Freuden sind und wo die Unbilden des Lebens zwicken.
Ihr Wohlbehagen hängt von der Fütterung im rechten Umfang ab. Auch die Zeit sollte eingehalten werden, sonst kann Pöff sehr ungehalten reagieren.

Zum Tierarzt, der erschreckend wirkt, geht sie nicht so gerne.
Dem Hund der Nachbarn oder gar unfreundlichen Katern entzieht sie sich zur rechten Zeit.

Die Launen ihres Herrchens und Frauchens weiß sie wohl zu orten! Und sie versteht etwas von Schabernack! Verstecke unter der Couch oder im Kleiderschrank legen Zeugnis ab, wie man Frauchen und Herrchen verschrecken oder ärgern kann!

Kein Zweibeiner versteht, dass tote Spielzeuge mit lebenden keinesfalls mithalten können. Insekten, Mäuse und Vögel sind hurtig und beweglich. Die Jagd nach ihnen ist kurzweilig und macht einfach Spaß. Was weiß eine Katze schon vom Leiden der anderen Kreatur? Alles dreht sich um das eigene Vergnügen und um das, was im Leben Abwechslung verspricht.
Die Katzenperspektive bleibt ständig gewahrt.

Für den Katzenfreund oder für Kinder, denn auch für sie eignet sich das Buch, ist es einmal eine ganz neue Sicht der Dinge, wie die Welt aus den Augen eine Hauskatze aussieht.
Sie kann sich ja nicht verständlich machen und muß die Zeichen deuten …

Der Ton in diesem unspektakulären kleinen Buch reicht von naiver Lebensfreude bis zu Ingrimm über die Unpässlichkeiten, denen man als Haustier ausgesetzt ist.

Dass eine Katze denkt und sich äußert, macht uns Pöff sympathisch und vertraut. Kleine Ärgernisse und Wut über Vernachlässigung oder Missachtung sind gut nachvollziehbar. Sieht man doch herkömmlich ein Haustier als Unterhaltung und zu Erbauung der Zweibeiner ohne Schwanz, wie sie hier bezeichnet werden, an. Nun kann man einmal erleben, dass auch Katzen eigene Bedürfnisse, gar ein Seelenleben haben. Beobachtungen am Tierbesitzer geben Aufschluß über die Nachlässigkeit, mit der das Tier zur eigenen Befriedigung von Liebe, Unwillen oder gar Überdruss mißbraucht wird.

Immerhin gehen am Ende sowohl Katze als auch Besitzer eine Alliance zu beider Wohlbefinden ein!

Mit Gedankenwitz und Einfallsreichtum wird der Einmaligkeit der Würde einer jeden Kreatur gedacht.

Dieses schnell erzählte und gelesene Büchlein eignet sich bestens für Katzenliebhaber und solche, die es werden wollen.

Für Kinder und Erwachsene ist es gleichermaßen lesenswert und berückend!

Claudine BorriesBestellen

Charlie Bone und das magische Schwert

Charlie Bone und das magische Schwert

Charlies Familie ist nun endlich wieder vollständig. Charlie und seine Eltern wollen wieder in das alte Haus ziehen. Mit Onkel Paton geht Charlie zur Besichtigung. Doch jemand ist im Haus. Charlie sieht gerade noch die zwei Eindringlinge flüchten. Das ganze Haus ist verwüstet, offensichtlich hat jemand etwas Bestimmtes gesucht. Zuhause ist es auch nicht gerade lustig. Charlies Eltern sind in den zweiten Flitterwochen und Grandma Bone, die das Haus wegen Charlies Vater verlassen hat, ist zurückgekehrt und stiftet Unfrieden. Charlie flüchtet zu seinem Freund Benjamin. Die beiden gehen mit dem Hund raus. Charlie ist nervös, er fühlt sich verfolgt.
Aber es geschehen noch viele andere merkwürdige Dinge. Charlie wird Patenschüler für einen neues Kind. Dagbert Endlo hat eine seltsame Fähigkeit. Er ertränkt Leute, auch wenn keiner weiß, wie genau er das anstellt. Er macht Charlie das Leben schwer und bringt seine Freunde gegen ihn auf.
Dann ist da noch dieses nächtliche Wolfsgeheul, das Billy, der mit den Tieren sprechen kann, für einen Hilferuf hält.
Onkel Paton versucht die seltsamen Gestalten, die im Haus eingebrochen waren, zu schnappen und wird gebissen. Dennoch glaubt er, die Wesen sind menschlich.
Die Kinder bekommen schließlich heraus, was es mit dem nächtlichen Geheul auf sich hat. Ein Freund ist in Gefahr. Und bei all dem haben die Bloors ihre Hände im Spiel. Sie haben einen Plan und wollen nicht nur einem Freund Charlies an den Kragen, sondern auch wieder seinen Eltern.

Nach fünf Bänden ist noch lange nicht die Luft aus der Geschichte raus, das beweist die Autorin nun mit diesem sechsten Band. Charlies Familie, gerade wieder vereint, gerät erneut in Gefahr. Die Bloors geben eben nicht auf. Für Charlie bedeutet das: Abenteuer ohne Ende. „Charlie und das magische Schwert“ ist der wohl unheimlichste Band. Ein leichtes Gänsehautgefühl verspürt man fast die ganze Geschichte hindurch.
Gekonnt führt die Autorin durch das Buch, lässt den Leser mit Charlie hoffen und bangen. Sie begeistert mit neuen Ideen, so dass das Lesen Spaß macht.
Wenn viele Figuren in einem Buch zusammenkommen, wird es oft unübersichtlich. Nicht so bei Jenny Nimmo. Ihre Figuren sind unverwechselbar, die guten, wie auch die bösen. Man trifft alte Bekannte wieder, aber auch neue Personen, wie Dagbert Endlos, den Ertränker.
Auch diese Geschichte ist wieder in sich abgeschlossen. Selbstverständlich zieht sich ein roter Faden durch alle Bände, so begegnet Charlie dem Roten Ritter, dessen Nachfahre er ist. Aber, es bleibt auch Luft für neue Abenteuer.

Rezension von Heike Rau

Jenny Nimmo
Charlie Bone und das magische Schwert
Aus dem Englischen von Caroline Fichte
304 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473347230
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