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Gerd Meyer-Anaya: Mann + Frau = Problem

Gerd Meyer-Anaya: Mann + Frau = Problem

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Ein Buch über Irren und Täuschen, über Eigenheiten von Mann und Frau und Missverstehen aller Art.

Gerd Meyer-Anaya ist der Autor der vorliegenden Satiren.

Der Ansatz der Geschichten liegt auf satirischen Betrachtungen der Beziehungen zwischen Mann und Frau  und gleichgeschlechtlichen Partnern.

Das fängt bei Adam und Eva an und zeigt uns gleich einmal, dass uns die Geschichten aus fernen Zeiten gar nicht so fremd sein müssen. Alles hat sich über die Jahrtausende fortgesetzt, wenn man nur den rechten Blick darauf nimmt.

Auch Eva war schon eitel und gierig, und wollte, dass es ihr besser oder mindestens genauso gut geht wie den Nachbarn. Sie stichelt und nörgelt, um an eine bessere Höhle zu kommen. Und Adam schickt sich! Was bleibt ihm anderes übrig?

Es geht weiter so: warum heiraten, warum Bindungen scheuen oder eingehen? Und wenn ja wie? Und was wird aus den Beziehungen vom Anfang bis zu ihrem Ende?

Der Autor besitzt eine profunde Bildung, mit der er Zitate bekannter Autoren wie Lichtenberg oder Benn heranzieht, um Beziehungsstrukturen zu beleuchten. Widersprüche werden allenthalben aufgezeigt und neue Ideen fabriziert. Z.B. sollte es den „Püv“ geben —nicht etwa „Puff“, sondern ausdrücklich „ Püv“,den Partnerschaftsüberwachungsverein!

Es gibt zahlreiche Beispiele und Absurditäten dieser Art.

Altbekannte Weisheiten wie “drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob er nicht was Bessres findet“ wechseln ab mit statistischen Zahlen über eine niedrige Geburtenrate, die man durch verwaltungstechnische Maßnahmen zu erhöhen trachtet.

Ein langes Kapitel gleich zu Beginn des Werks widmet sich den Kosenamen, die der Autor tiefenpsychologisch angeht. Für Männer nennt er „Adörchen“, der aber nicht mit „Adörnchen“ verwechselt werden darf! Der Hinweis auf die intellektuelle, Soziologie studierende Freundin läge hier zu nahe. Auch sonst mögen Kosenamen zu allerlei Fehlinterpretationen führen!

Der Autor trifft mit seinen Beobachtungen den Nagel auf den Kopf. Gesellschaftskritik ist subtil mit hineingepackt in seine Geschichten.

Die Texte sind schmissig und flott geschrieben. Eine Episode oder witzige Persiflage reiht sich an die andere, so als schwappten die Gedanken geradezu über von Einfällen, mit denen sich GMA über die Zustände der Zweisamkeit zwischen Mann und Frau und Frau und Mann auslässt.

Munter geht es weiter durch die Spielwarenindustrie, die Kommunikationsmittel, tägliche Gewohnheiten und ihre Abarten. Kinder, Kochen, Sex und Spiele, Trennung und Versöhnung: Gerd Meyer-Anaya hat ein reiches Repertoire an Wissen und Fantasie, dazu einen ausgedehnten Sprachschatz, um über die Schwierigkeiten des Zusammenlebens zu referieren und seine Satiren zu bestücken.

Man muss beim Lesen die ganze Zeit schmunzeln, denn das Lachen kann einem angesichts der Aktualität seiner Analysen gelegentlich im Hals stecken bleiben.

Die Karikaturen auf dem Cover sind leider irreführend. Das Buch befindet sich auf höherem Niveau.

Für Menschen mit Hang zu Komik und Humor ist das Buch sehr zu empfehlen!

Gerd Meyer-Anaya ist psycho- paar- und sexualtherapeutisch tätig und lebt in Düsseldorf.

Gerd Meyer-Anaya
Mann + Frau = Problem
248 Seiten, broschiert
IATROS, März 2017
ISBN-10: 3869638273
ISBN-13: 978-3869638270
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Herr Faustini und der Mann im Hund

Herr Faustini und der Mann im Hund

Es gibt Herrn Faustini zu denken, als seine Nachbarin Frau Gigele ihm eine Botschaft aus dem Jenseits übermittelt. Er soll seine Eingeweide reinigen lassen, so die verstorbene Tante Fine.
Herr Faustini geht bummeln. Im Laden von Susi Kroth findet ein Hund Gefallen an seiner Hose. Der Hund lässt einen Blick in sein Innerstes zu. Herr Faustini entdeckt darin einen Mann. Das regt ihn an, über den Tod nachzudenken. Ob man den alten Mann wohl aus dem Hund befreien kann?
Susi Groth beteuert, dass ihr Hund sich noch nie derartig benommen hat. Er ist sonst ganz lieb. Von dem Mann im Hund erzählt Herr Faustini nichts. Es könnte eine Halluzination gewesen sein. Aber loslassen kann er nicht, so bittet er Frau Kroth um einen Spaziergang mit dem Hund.
Im Bus wird er auf einen Zeitungsartikel aufmerksam. Es geht um Darmreinigung. Da das kein Zufall sein kann, macht Herr Faustini einen Termin bei Dr. Gurgel-Etzel. Die Schwester, die sich seiner annimmt, findet er ganz nett. Die Darmreinigung bekommt ihm allerdings nicht so gut. Er wird immer schwächer. Zwar schafft er alle Behandlungstermine, landet aber dann völlig entkräftet im Krankenhaus und muss wieder aufgepäppelt werden.
Zuhause hat ihn niemand vermisst, weder sein Kater, noch die Nachbarin. Der Hund freut sich, Herrn Faustini wiederzusehen und endlich gelingt die Kontaktaufnahme mit dem Mann im Hund.

Herr Faustini ist anders als andere Menschen. Dass weiß, wer „Herr Faustini verreist“ gelesen hat. Herrlich kleinkariert ist er immer noch, aber vielleicht nicht mehr ganz so kontaktscheu. Die Langeweile hat ihn dennoch voll im Griff, bis er den Mann im Hund entdeckt. Es ist eine absonderliche Begebenheit, die ihn eigentlich vollkommen als Spinner entlarven müsste. Aber nein, seine Bekannten ziehen mit. Der Autor beweist, dass jede Geschichte wahr werden kann, wenn nur alle daran glauben oder vorgeben, daran zu glauben. Manch anderer ist auch nicht der, der er vorgibt zu sein.
Ein herrlich leiser Humor schwingt zwischen den Zeilen mit. Man liest dieses sehr feinfühlig geschriebene Buch sehr gerne, lässt sich berühren von dieser märchenhaften Geschichte, die Herrn Faustini ins Übersinnliche führt.

Rezension von Heike Rau

Wolfgang Hermann
Herr Faustini und der Mann im Hund
192 Seiten, gebunden
Deuticke im Zsolnay Verlag
ISBN: 978-3552060753
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Kommt ein Mann ins Zimmer

Kommt ein Mann ins Zimmer

Kommt ein Mann ins Zimmer Rowohlt
ISBN: 349803524X

Dieses ist die seltsame Geschichte von Samson Greene.

Er wird eines Tages verwirrt in der Wüste von Nevada aufgefunden, und man entfernt ihm einen Tumor aus dem Gehirn.
Seither hat er keine Erinnerung mehr an das, was nach seinem 12. Lebensjahr geschah.

Er wird von seiner Frau Anna nach New York zurückgeholt. Er weiß gar nicht, wer sie ist. Sie ist ihm ebenso fremd wie seine Stelle als Anglistikprofessor an der Universität. Man entlässt ihn gnädig aus dem Dienst, da man mit ihm nichts mehr anzufangen weiß.
Anna hofft und wartet, dass es ein Erkennen oder eine Nähe geben könnte. Es ist umsonst. Sie liebt ihn, kann aber seine Erinnerungen nicht wecken. Der ständige Druck auf Samson, dass er sich doch erinnern möge, ist ihm lästig und macht ihn unsicher.
Eines Tages wird Samson von einem Hirnforscher in Nevada aufgefordert, an einem wissenschaftlichen Experiment teilzunehmen. Er nimmt die Einladung freudig an.
Nun beginnt eine abenteuerliche Reise mit den sonderbarsten Begegnungen und Ereignissen. Es ist ein skurriles Aussteigerleben, das Samson da führt. Verrückte Gestalten bevölkern seinen Weg.
Was bleibt von alle dem?

Es ist die Einsicht, dass uns Gewohnheiten und Erinnerungen an Gelebtes zu sozialen Wesen machen. Eine tiefe, schmerzliche Einsamkeit bricht bei Samson immer wieder hervor, und macht ihn zu einer traurigen und verlorenen Gestalt.
Dass das Buch dennoch kein nur trauriges ist, liegt an den humorvollen und skurrilen Einfällen, mit denen Nicole Krauss die Gefährten auf dem den Weg des unglücklichen Professors schildert.
Mit ihrem zweiten Buch aber, Die Geschichte der Liebe, hat Nicole Krauss dieses Buch bei weitem übertroffen.
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Wilder Mann

Wilder Mann

« Anywhere out of the world »
Jürgen Cleffmann: Wilder Mann. Erzählungen
Allitera, 2006

Leise und ohne Werbetrommel erschien vor einigen Tagen ein Erzählband. Sein Autor ist Jürgen Cleffmann und es scheint, als möchte er nicht als sondern mit „Wilder Mann“ ins Rampenlicht treten. Eine Metapher, die auf das berufliche Umfeld des Autors hinweist. Hat er sich die Kunst der kleinen Form, der Kurzgeschichte zur Aufgabe gemacht, weil sie an Szenen aus einem Theaterstück erinnert? Oder war es innerer Zwang, der den Inhalten die Form vorschrieb?

Wie auch immer, eines wird schnell klar. Dosierung ist unumgänglich, denn der Leser stößt bald an Grenzen der Belastbarkeit. Da sitzt er vielleicht in seiner Reihenhausidylle und möchte zur Entspannung einen Cleffmann lesen. Trügerische Idylle. Der Bissen bleibt im Hals stecken und der Leser schließt das Buch. Aber nur für den Moment.

Denn es geht in den Kleinstudien nicht um das Vordergründige, zum Beispiel U-Bahnfahren in Sturzgeburt, Geburtstag in Die Umarmung, oder Müllabfuhr in Glück und Glas. Es ist offensichtlich auch nicht Absicht des Autors, den Leser zu hoffieren, ihn sich in den Stories einrichten zu lassen. Die Handlungsstränge in manchen Episoden geben den zerrissenen Zustand der Figuren wieder. Alles Sinnsuchende, die umherirren, vernichten, wegwerfen, klären oder von vorne anfangen. Das Hamsterrad quietscht und entmutigt.

Auch den Leser. Irgendwann stellt er sich die Frage: Warum weiterlesen? Gibt es einen Hoffnungsschimmer? Entlässt Cleffmann vielleicht den Hamster aus seinem Rad? Leider nicht. Nur an wenigen Stellen werfen Tagträume einen gnädigen Schleier über die alltägliche Trostlosigkeit. Deshalb auch die Notwendigkeit der Dosierung. Und genau darin liegt der Impetus, das Buch am nächsten Tag wieder aufzuschlagen, weiter zu suchen nach dem einen Sonnenstrahl, der das Elend durchbricht.

Und er findet ihn. In einem Schmetterling. Eine Frau weint: „Weint sie? Kotzt sie? Hat sie eine Fehlgeburt?“ Das Absurde scheint auf. Aber die Frau ist zartfühlend, mit schlanken Fingern? So eine weint und kotzt doch nicht. Nein, sie hält einen Schmetterling. Aufatmen, wenigstens für einen Augenblick. Schmerzhaft und wehmütig in Jäger, Sammler, Fallensteller.

In einer Sprache, die mit minimalen Mitteln auskommt, gelingt es Jürgen Cleffmann, seine Ohnmacht begreifbar zu machen und sich von den Gespenstern zu befreien, die ihn jagen. Er muss sie loswerden, um atmen zu können. Dass dafür der Leser in Atemnot gerät, spricht für diesen Autor, den die SZ eine Entdeckung nennt und sich fragt, warum man von ihm bisher so wenig gelesen hat. Baudelaire mag einem einfallen, der in einem seiner Petits Poèmes en Prose sein Herz befragte, wo es leben möchte, wenn es frei wäre, sich einen Ort zu wünschen. Und das Herz antwortete nach langem Schweigen: Anywhere out of the world.

Rezension von Dorothea Gilde

Über den Autor:
Jürgen Cleffmann, 1956 in Hamburg geboren, lebt in München, arbeitet am Theater. Er schreibt Theaterstücke, Erzählungen und Hörspiele. Veröffentlichungen (Auswahl): »Das Bunt« (Hörspiel BR, 2000), »Irgendwo hört der Spaß aber doch auf« (Prosa, 1999), »Nie wieder spielen« (Hörspiel, BR/ORF, 1997).

Jürgen Cleffmann
Wilder Mann
Jürgen Cleffmann: Wilder Mann. Erzählungen
ISBN:3865201709
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Der verpasste Mann

Der verpasste Mann

Marie findet in einer Schuhschachtel alte Fotos von Paul, ihrer Jugendliebe. Sie fragt sich, was eigentlich gewesen wäre, wenn sie sich damals für Paul und nicht für Hans entschieden hätte. Wäre ihre Ehe jetzt auch am Ende. Würde sie sich ebenso ausgenutzt und verbittert fühlen? Wäre das Leben ebenso mühsam geworden? Oder wäre Paul die große Liebe gewesen? Es macht Marie zu schaffen, dass sie nicht weiß, wie ihr Leben mit Paul verlaufen wäre.
Da kommt Onkel Gregor. Er ist so etwas wie ein Engel. Und er bietet Marie an, in eine Parallelwelt zu reisen, um festzustellen, ob das Leben mit Paul anders als mit Hans gewesen wäre. Marie lässt sich diese Möglichkeit nicht entgehen. Doch eine schwere Entscheidung steht nun an. Will sie bei Hans bleiben oder von nun an mit Paul zusammen leben?

Die Autorin hat sich mit einem interessanten Thema beschäftigt. Wohl jeder stand in seinem Leben schon mal an einem Scheideweg und musste sich entscheiden. In eine Parallelwelt eintauchen zu können, um zu sehen, was passiert wäre, wenn man sich anders entschieden hätte, ist sehr reizvoll. Marie wird diese Chance gegeben. Und dazu noch die Möglichkeit, ihre damalige Entscheidung zu ändern. Gleichzeitig analysiert sie ihre Ehe mit Paul. Dabei ist sie sehr ehrlich mit sich, spart nicht mit Seitenhieben und Ironie. Der Leser wird die eine oder andere eingefahrene Familiensituation selbst schon erlebt haben. Maries Leben steht praktisch still, ist unglaublich langweilig geworden. Ihr Mann bringt sich nicht mehr in die Beziehung ein. Viel zu lange hat Marie still gehalten. Es geht so nicht weiter, das wird dem Leser mit Eindringlichkeit deutlich gemacht. Das ganze Buch wirkt sehr gut durchdacht. Es ist nicht nur unterhaltsam, es regt auch sehr zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit bestimmten eingefahrenen Situationen in einer Ehe an. Männer kommen dabei allerdings nicht besonders gut weg. So entscheidet sich Marie dann doch ganz anders, als man erwartet hätte.

Über die Autorin:
Elfriede Hammerl studierte Germanistik und Theaterwissenschaft an der Uni Wien. Sie ist Kolumnistin beispielsweise bei „Vogue“, „stern“ und „Kurier“. Sie schrieb aber auch Kurzgeschichten und Essays für diverse Magazine. Sie erhielt 1999 den Publizistikpreis der Stadt Wien, den Frauenpreis 2002 und 2004 den Concordia Preis. Elfriede Hammerl lebt in der Nähe von Wien.

Rezension von Heike Rau

Elfriede Hammerl
Der verpasste Mann
264 Seiten, gebunden
Franz Deuticke Verlag
ISBN: 3-216-30719-0
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Der perfekte Mann

Der perfekte Mann

Er behauptet von sich, der perfekte Mann zu sein. Und wenn Sebastian Busch so von sich erzählt, möchte man ihm fast glauben, wäre da nicht diese extreme Angeberei, diese Selbstverliebtheit, diese bodenlose Arroganz. Auf Partnersuche ist Sebastian jedoch nicht. So trifft ihn die Liebe überraschend, beim Kaffee holen in der Kantine. Dabei geht er normalerweise gar nicht in Kantinen. Kantinen sind für den Agenten für Film- und Fernsehschauspieler kein guter Ort. Es ist nicht sein Revier. So könnte man es Schicksal nennen, dass Sebastian hier seine zukünftige Frau trifft, die gerade ihre Kollegen aufs köstlichste unterhält. Dabei ist sie ihm beim Casting gar nicht aufgefallen und auf dem Kommt-nicht-in-Frage-Haufen gelandet.
Mit der Liebe will es nicht so recht klappen. Dazu ist Sebastian viel zu rücksichtsvoll und zurückhaltend. Nie würde er sich aufdrängen. Erst die Kuppelversuche von seiner Chefin Frau Maibach zeigen Erfolg und so kommen Traumfrau und Traummann zusammen. Das Zusammenleben des Paares verläuft ohne Höhepunkte. Sebastian lässt seiner Frau jeden Willen und passt sich uneingeschränkt ihren Bedürfnissen an. Doch ein Mann, der nicht widerspricht, der keine Angriffspunkte hat, wird zur Witzfigur. Das ist zumindest gut für die Karriere der Frau. Für die Beziehung jedoch nicht.

Das Buch ist ein Knaller. Zunächst glaubt man nicht, dass diesen selbstverliebten und von sich selbst überzeugten und so leidenschaftslosen Mann irgendetwas aus der Ruhe bringen kann. Doch mit Erstaunen stellt man fest, dass Sebastian doch ein ganz massives Gefühl zulassen kann. Eifersucht. Und die überfällt ihn praktisch in dem Augenblick, als er seine Frau kennen lernt. Und als sie dann zusammenleben, fällt es ihm immer schwerer, den lockeren Lebenswandel seiner Frau zu tolerieren. Mit Spannung wartet der Leser darauf, dass die Schmerzgrenze endlich erreicht wird und Sebastian über seinen eigenen Schatten springt und aufwacht, nicht nur zuschaut, das Verhalten seiner Frau nicht immer nur vor sich selbst rechtfertigt. Es ist nicht zum Aushalten. Als Leser möchte man am liebsten ins Geschehen eingreifen und Sebastian wachrütteln. Das macht die Spannung in diesem Buch aus. Dazu kommt der tolle Schreibstil. Das Buch ist mit viel Witz und Ironie geschrieben und dennoch kann man eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht absprechen. Als Leser wird man gut unterhalten, aber auch nachdenklich gemacht.

Über den Autor:
Morten Feldmann ist Jahrgang 1967. Er studierte Publizistik in Berlin und Köln und arbeitete in verschiedenen Jobs bei Film und Fernsehen. Neben einigen Drehbüchern schrieb er vor allem Kurzprosa und arbeitete gelegentlich als Dialog- und Script-Doctor. Morton Feldmann ging 2001 in die USA, wo er in der Nähe von Los Angeles lebt. „Der perfekte Mann“ ist sein erster Roman.

Rezension von Heike Rau

Morten Feldmann
Der perfekte Mann
186 Seiten, gebunden
Kunstmann Verlag, München
ISBN: 3-88897-365-1
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Wie erschieße ich meinen Mann?

Wie erschieße ich meinen Mann?

Plötzlich ist da dieser Fremde in ihrem Bett. Pixie nimmt die Pistole aus ihrem Nachtschrank, die schon jahrelang dort liegt, tritt ein paar Schritte zurück, schließt die Augen und schießt. Die Kinder kommen ins Zimmer gerannt und
plötzlich ist Pixie wieder im normalen Leben. Pixie erkennt, dass der Fremde kein Fremder ist, sondern ihr Ehemann. Alles passiert wirklich, es ist nicht irgendein Film. Trotzdem ist Pixie erleichtert, denn endlich ist in ihrer Welt alles so verkehrt, wie es sich immer angefühlt hat.

Nach dieser erschreckenden und vor allem überraschenden Tat muss Pixie in ein psychiatrisches Krankenhaus und Ezra zu seinem schwulen Vater. Während Pixie endlich ihre Vergangenheit aufarbeitet, ihr Leben rekonstruiert und Licht in das Dunkel der Irrungen, Verwirrungen und Irrtümer bringt, hat Ezra genug mit der Gegenwart zu tun. Ezra macht Angst, was mit seinem Leben geschieht. Ihm wird bewusst, dass er auf den Schuss gewartet hat. Er bekommt Wut auf seine Mutter. Mit ihrer Tat muss er sich auseinandersetzen und mit der Tatsache, dass ihm niemand gesagt hat, dass sein richtiger Vater schwul ist. Zumindest erklärt es einiges.

„Wie erschieße ich meinen Mann?“ ist kein Krimi, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern eine Familientragödie. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Pixie und ihrem 16jährigen Sohn Ezra. Dem Leser wird ein langer Blick hinter die Fassade einer chaotischen Familie gewährt, mit all ihren Geheimnissen, verdrängten Erlebnissen und Peinlichkeiten. Die Geschichte ist ergreifend, aufwühlend und psychologisch ausgefeilt. Die Charaktere sind stimmig gezeichnet. Die Autorin beweist ein gutes Gespür für Stimmungen und vor allem Situationen, die aus der Ferne betrachtet oft komisch wirken, in dem Moment, als sie passieren aber alles andere als komisch sind.

Über die Autorin:
Julianne Baggott ist Jahrgang 1969. Sie studierte Literatur in North Carolina. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Newark, Delaware.

Julianna Baggott
Wie erschieße ich meinen Mann?
Aus dem amerikanischen Englisch von Miriam Mandelkow
300 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche
ISBN: 3-312-00323-7

Rezension von Heike Rau
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