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Monat: März 2005

Tim Parks: Weißes Wasser

Tim Parks: Weißes Wasser

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Mehrere Leute, Jugendliche und Erwachsene, treffen sich in den italienischen Alpen. Die Kajakfahrer wollen unter Anleitung von Clive und seiner Freundin Michaela, die gerade zurück sind von einer Antiglobalisierungs-Demo in Mailand, neue Erfahrungen sammeln und aufregende Abenteuer erleben. Doch jeder der Teilnehmer schleppt auch seine persönlichen Probleme mit an den Fluss. Zum Beispiel Vince, Bankdirektor, dessen Leben nach dem Tod seiner Frau durcheinander geraten ist. Er ist im Moment eigentlich gar nicht gemeinschaftstauglich. Doch mit der zu erwartenden körperlichen Anstrengung will er Kummer und Schmerz vertreiben. Auftretende Probleme zwingen ihn, sich mit den anderen Kajakfahrern auseinanderzusetzen.
Clive hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Kursteilnehmern, Respekt vor der Natur zu vermitteln. Doch was wirklich in seinem Kopf vorgeht, was er vorhat, und vor allem, wie weit er für seine Überzeugung gehen würde, durchschaut niemand.

Sechs Erwachsene und neun Jugendliche, die muss man erst mal auseinanderhalten. Doch kristallisieren sich als Hauptpersonen bald Clive, Vince und Michaela heraus. Zusammenhalt ist ein Muss bei diesem Sport. Jeder ist vom anderen anhängig, ob er will oder nicht. Kajakfahren ist gefährlich. Eine Woche Wildwasserfahren scheint gut geeignet, um durch Konzentration aufs Wesentliche, Probleme zu vergessen. Tatsächlich werden aber unter der Oberfläche ruhende Sorgen mit aller Macht hoch getrieben. Und durch den Gruppenzwang werden zusätzlich Konflikte provoziert. Das wirkt beängstigend. Zumal besonders von Clive, dem charismatischen Leiter der Gruppe, eine nicht abzuschätzende Gefahr ausgeht. Es lässt sich schlecht einschätzen, was wirklich in seinem Kopf vorgeht.
Der Autor schreibt sehr rastlos. Lässt sich keine Zeit für Zeichensetzung bei wörtlicher Rede oder bessere Strukturierung durch Absätze. Das Gelesene beunruhigt unterschwellig. Immer hat man das Gefühl, es passiert gleich etwas, gleich kommt es zur Katastrophe.
Das Ende lässt den Leser dann ratlos und nachdenklich, aber mit einer nicht ganz neuen Lebensweisheit zurück. Das Leben ist wie ein Wildwasserfluss – gefährlich und voller Tücken.

Über den Autor:
Tim Parks wurde 1954 in Manchester geboren. Er studierte in Cambridge und Harvard. Der mit seiner Familie in Verona lebende Autor gewann zahlreiche Literaturpreise.

Rezension von Heike Rau

Tim Parks
Weißes Wasser
Aus dem Englischen von Ulrike Becker
271 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann, München
ISBN: 3-88897-382-1

Überschuss

Überschuss

Bereits in die dritte Runde geht die Anthologiereihe des Wurdack-Verlages. Leider sind „Deus Ex Machina“ und „Walfred Goreng“, die Vorgänger dieser Anthologie, an mir vorüber gegangen, aber wenn „Überschuss“ eine konsequente Fortsetzung in Auswahl und Präsentation darstellt, sind auch die ersten beiden SF Kurzgeschichten Sammlungen eine nähere Betrachtung wert.
Der Herausgeber Armin Rößler spricht im Vorwort von einer Bewegung im Kurzgeschichtenbereich, von einer „positiven Entwicklung“. Diese ist an einer kreativen Schicht von Autoren gebunden, die sich aktiv um eine Veröffentlichung ihrer Werke bemühen und dabei zunächst nicht mit den großen Serien an die Öffentlichkeit treten, sondern ihre Ideen in kurzen Geschichten ausformulieren und dabei ein in Deutschland wenig genutztes Sprungbrett für sich entdecken, dass besonders durch den fehlenden Markt für Pulp- und SF-Magazinen wenig Aussicht auf Erfolg verspricht.
Aber vielleicht ist auch nur die Zeit der großen Verlage vorbei, die neben Star Trek ab und zu ein Erstlingswerk wagen.
Also her mit den Autoren der neuen deutschen Literatur!

Die Titelgeschichte von Torben Kneesch präsentiert eine Methode zur Entsorgung menschlichen Überschusses, die die Motive von Zeitreise und Kälteschlaf mischt. Nicht wirklich neu, aber in seiner logischen Konsequenz sehr gut vorstellbar. Eigentlich fehlt nur die Technik, sonst könnte Kneeschs sarkastische Vision Realität sein.

Ähnlich dicht an die bekannte Welt lehnt sich auch Lutz Herrmanns „Der Irrtum“ an. Kaltes Managergehabe in einer gefühlsarmen Welt. Der Sieg des kleinen Mannes hinterlässt einen fahlen Geschmack, die Story bleibt im Grunde pessimistisch. Solide, wenn auch wenig inspirierend.

„Barrieren“ von Armin Rößler hat es schwer. Der Stoff ist für eine Kurzgeschichte eigentlich zu umfangreich. So bleiben zu viele Fragen übrig. Die Hauptfigur, die hier eine kolossale Weiterentwicklung der Evolution symbolisiert, bleibt ungewohnt blutarm.

Fritten ins Weltall schießt Birgit Erwin mit ihrer Groteske „Nur ein Gedanke“. Witzig, überraschend und kurz. Definitiv eine Glanzleistung der Spacigen Frittierkunst.

„Der Spaziergang“ von Markus K. Korb überzeugt in der präzisen und detailgetreuen Beschreibung eines Lost in Space-Erlebnisses. Allerdings hinterlässt diese kurze Skizze keine bleibenden Eindrücke, fehlt ihr eine Idee für eine Geschichte.

Die Mediensatire „Der Untergang der Titan“ von Bernhard Weißbecker verhilft den öffentlich-rechtlichen Sendern zu unverhoffter Unterstützung. Das unmenschliche Gerangel um die Übertragungsrechte der letzten Stunden einer vom Untergang bedrohten Raumschiffbesatzung ist pointiert und absolut realistisch in Szene gesetzt.

Andrea Tillmanns begleitet in „Nicht ganz Atlantis“ ein junges Mädchen, das die Grenzen ihrer Welt kennenlernt. Eine unaufdringliche Erzählung, die besonders durch die einfühlsame Sprache auffällt und dabei dennoch ein gewichtiges Thema angeht: Die menschliche Zivilisation ist nur eine hauchdünne Schicht über den Trieben des Tieres Mensch.

Eine rabiate Art zukünftiger Bestrafungen präsentiert Peter Hohmann in „Strafvollzug“: Den Delinquenten wird das aufgebrummte Strafmass in Form von Lebenskraft entzogen. Leider ist der Plot selbst zu vorhersehbar und wenig fesselnd.

In „Wider Willen“ werden Tradition und Familienehre einer Kolonialwelt in Frage gestellt. Mit drastischen Mitteln versucht ein Vater seinen Sohn zu einer Vernunftehe zu zwingen, allerdings gibt es genau gegen diese Ehen ein Gesetz; soll man nur aus Liebe heiraten.
Die Geschichte lässt den Leser irritiert zurück, handelt es sich doch um eine unübliche Science Fiction Story von Axel Bicker, die am ehesten noch mit einer Darkover Erzählung zu vergleichen ist.

Der Horror geht um im „Festtagsprogramm“ von Thorsten Küper. Die Raumstation Lowell ist Schauplatz einer grausigen Auseinandersetzung, die actionreich, mit Sarkasmus und einer gehörigen Menge Blut unter die Haut geht. Die Darstellung ist dabei sehr plastisch, was der Atmosphäre zu gute kommt.

Nina Horvaths „Spirale“ ist ein kurzer philosophischer Moment. Wenn auch wenig passiert, enthält die Kurzgeschichte genau jene Nachdenklichkeit, die nach dem gruseligen „Festtagsprogramm“ angebracht scheint. Die Frage, inwieweit das Leben in vorgefertigten Abläufen stagniert, und wie man diese durchbrechen kann, ist eindringlich bearbeitet worden.

„Der Besucher““ ist ein Alien vom Planeten Xeracox, der die Erde bereist und dort so seine Erfahrungen macht. Die leichtfüßige Geschichte von Uwe Herrmann macht Spaß ohne dabei mehr zu wollen.

Da hat es der Besucher in „Albas bestes Spiel“ von V. Groß schon schwerer. Um sein Leben wird gespielt. Die Geschichte ist solide, beschränkt sich aber mehr auf die Personen als auf eine tatsächliche Story.

Edgar Güttge bleibt seinem Ruf als Meister der Groteske treu. „Flasken“ ist eine großartige Parodie mit bösen Seitenhieben, neckigen Einfällen und einer temporeichen Erzählweise, die begeistert. Für mich ist Güttke eines der großen erzählerischen Talente unter den unentdeckten Autoren.

Nicht minder hochwertig geht es mit Ilka Sehnerts „Das Buch“ weiter. Im Autorenkästchen, deren Präsenz zu Beginn jeder Geschichte zunächst irritiert, aber zunehmend interessanter wird, stellt man die Schauspielerei der Autorin als Ursache für ihren knappen und rhythmischen Sprachstil dar. Tatsächlich fällt er aus den Rahmen der übrigen Texte; von graziler Schönheit, ist die Wiederfindung einer natürlichen Fortpflanzung auch inhaltlich ein Glanzstück dieser Sammlung.

Die Realität in Frage stellt Bernhard Schneider in „Der Bewohner“. Die Geschichte zielt auf die Pointe ab und ist trotz des bereits arg strapazierten Themas lesenswert.

Die dritte herausragende Geschichte der Anthologie ist Antje Ippensens „Alles wandelt sich“. Die grüne Evolution wird in treffsicheren Bildern und Wortspielen ausgeführt, sie wächst quasi zur vollen Blüte. Es ist bewundernswert, wie leicht der Autorin der Umgang mit dem pflanzlichen Sujet fällt, wie einleuchtend ihr die GRASWURZELDIMENSION (welch Wort!) gelingt.

Uwe Sauerbrei beschreibt eine etwas andere Art der Verwandlung in „Allmacht“. Aus einer sehr genau und detailliert dargestellten Alltagszenerie heraus entwickelt er eine Mutation über den menschlichen Status Quo hinaus, bis die Grenzen der Schöpfung erreicht werden.
Nach dem außergewöhnlichen Besuch der GRASWURZELDIMENSION erscheint die Erzählung etwas bieder.

Die Anthologie endet abrupt mit der „Fallstudie: Terroristin Jenny S.“ von Heidrun Jänchen. Hier wird recht gefühlvoll die Auswirkung einer rigiden Einsetzung der Klontechnologie beschrieben. Jenny Seidel gerät in die Zerhacker einer genmanipulierten Gesellschaft, in der es normal ist, Klone als Ersatzteillager zu halten.
Mit dieser bedrückenden Geschichte verschiebt sich die Waage der besonders guten Geschichten in dieser Anthologie noch weiter hin zur weiblichen Seite.

„Überschuss“ ist besonders im zweiten Teil eine Sammlung überaus interessanter und beeindruckender Erzählungen und Shortstorys.
Armin Rößler und der Wurdack Verlag sorgen dafür, dass der deutsche SF-Markt eine kreative Unterfütterung mit dem Nährboden guten Phantastik erhält: Brilliante Kurzgeschichten.

Armin Rößler (Hrsg.)
Überschuss
Kurzweilige SF-Anthologie aus der Reihe Science Fiction des Wurdack Verlages
ISBN:3938065087
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Total schaurig!

Total schaurig!

1. Zeit des Unheils
Ryan besucht seine Verwandten in einem kleinen Dorf in den Bergen. Ein Schneesturm wütet, macht die Atmosphäre im Haus unheimlich. So hat Ryan gleich in der ersten Nacht einen Albtraum. Und dann übermittelt ihm der kaputte Computer auch noch eine seltsame Botschaft. „Unheil“. Das kann wohl kaum am Wetter liegen.
Ryan stapft durch den Schnee, er will einer alten Frau ein eiliges Paket bringen. Im Haus dieser Frau entdeckt er ein Bild, dass eine Szene aus seinem Albtraum zeigt. So erfährt er von der „Turmuhr des Unheils“ und der Legende. Ryan ist dazu bestimmt, das Rätsel um die Turmuhr zu lösen und einen Fluch zu bannen.

Eine spannende Geschichte mit einem sehr schaurigen Einstieg. Allerdings spielt die beängstigende Szene mit dem Hund nur eine untergeordnete Rolle. Es geht vielmehr um die Turmuhr, die erschaffen wurde, die Zeit zu beherrschen. Albtraum und Wirklichkeit verschmelzen und niemand kann ahnen, wo das hinführen wird. Sehr aufregend, aber noch in einem gut verträglichen Maß!

2. Briefe aus dem Grab
Kate ist neu in der Klasse. Mary hat es auf sie abgesehen. Doch immer wenn Mary auf Kate losgeht, passieren merkwürdige Dinge. Hier scheint eine unbekannte Macht am Werk zu sein. Und das kann nur eins bedeuten: Kate ist eine Hexe.

Hinter dieser Geschichte steckt etwas ganz anderes, als man zunächst glauben mag. Das sorgt für unglaubliche Spannung. Immer weiter wird man hineingezogen in diese seltsame Geschichte, in der auch ein Geist eine Hauptrolle spielt. Beängstigende und vor allem zunächst unerklärbare Situationen entstehen, immer mehr spürt man eine unterschwellige Bedrohung. Kaum vermag man, eine Gänsehaut zu unterdrücken. Der Gruselfaktor ist im Vergleich zur ersten Geschichte um einiges angestiegen.

3. Das Phantom am Fenster
Stan und Floella haben mit ihrem Vater ein neues Haus bezogen. Direkt gegenüber, in einiger Entfernung, steht ein weiteres, aber verlassenes Haus. Um den ehemaligen Besitzer, einen Hirnforscher, ranken sich beängstigende Gerüchte. Und eines Tages glaubt Stan in einem der Fenster das Gesicht eines Jungen gesehen zu haben. Sicher ist das nur ein seltsames Phänomen oder eine optische Täuschung. Doch wenig später erfährt Stan, dass dieser Junge vermisst wird. Scheinbar hat er sich die seltsame Erscheinung doch nicht eingebildet. Aber was macht der Junge in diesem verlassenen Haus.

Jetzt geht es richtig zur Sache. Diese Geschichte ist wirklich nichts für schwache Nerven. Stan wird in eine unglaubliche Geschichte hineingezogen, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Es sieht so aus, als könnte er sich gegen bestimmte Einflüsse nicht wehren. Besonders grausige Szenen spielen sich dann in dem angeblich verlassenen Haus ab. Da bleibt einem wirklich fast das Herz stehen.

Fazit: Für Gruselfans ist das Buch ein Muss. Der Gruselfaktor steigt mit jeder Geschichte. Und der Preis kann sich sehen lassen! 6,00 Euro.

Rezension von Heike Rau

Paul Stewart/Felicity Everett/Emma Fischel
Total schaurig!
352 Seiten, gebunden
ab 11 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 3-473-34639-X
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Die Staubfee

Die Staubfee

Es ist unglaublich, was die Zwillinge Ben, Lisa und ihre Mutter da im Lampenschirm entdecken. Man könnte es schlicht für Dreck halten. Sieht man jedoch ganz genau hin, so wie die Kinder, kann man ein kleines zartes Wesen erkennen. Vor dem Putzlappen hat es große Angst. Blitzschnell kommt es aus der Lampe geflogen. Die kleinen Staubkörnchen folgen und bilden auf dem Boden Wörter. Jetzt wissen die drei, wen sie vor sich haben: Die Staubarmee und ihre Staubfee. Doch dann läutet das Telefon und verschreckt das Wesen, das mit seinem Gefolge aus Staubkörnchen das Weite sucht. Ben und Lisa haben aber noch viele Fragen. Sie wollen wissen, wer die Staubfee ist und woher sie kommt. Bald machen sie sich wieder auf die Suche und ein spannendes Abenteuer beginnt.

Eine sehr fantasievolle Geschichte. Ben und Lisa erleben ein zauberhaftes Abenteuer, und das direkt bei ihnen zu Hause. Sie lernen ein unbekanntes Wesen kennen und hören von seiner Vergangenheit. Die Geschichte eignet sich sehr gut für Leseanfänger. Einfache Wortwahl und große Schrift erleichtern das Lesen. Auch zum Vorlesen ist „Die Staubfee“ zu empfehlen, gern auch als Gute-Nacht-Geschichte. Zum Träumen lädt sie geradezu ein. Die Geschichte beeindruckt außerdem durch ihre Schlichtheit. Die Autorin erzählt mit Ruhe, kommt ganz ohne übertrieben dramatische Szenen aus. Leider wirken die Geschichte an einigen Stellen nicht perfekt ausformuliert. Trotzdem sind sie sehr spannen, machen neugierig und regen die Fantasie an. Staubflusen sieht man nach der Lektüre sicher mit anderen Augen. Dazu tragen auch die fantasievollen Illustrationen von Anette Kannenberg bei.

Über die Autorin:
Nicole Rensmann, Jahrgang 1970, wurde in Remscheid geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann und den zwei Kindern lebt. Sie arbeitet seit 2000 als freie Autorin und stieg 2002 beim Print-Magazin „phantastisch!“ ein.
www.nicole-rensmann.de

Rezension von Heike Rau

Nicole Rensmann
Die Staubfee
101 Seiten, broschiert
ab 6 Jahre
Verlag Eifelkrone Musik und Buch
ISBN: 3-937640-07-X
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Lisas Zoogeschichten

Lisas Zoogeschichten

Lisas Vater ist Zoodirektor. Da versteht es sich von selbst, dass Lisa ihre freie Zeit oft im Zoo verbringt. Doch sie hat eine ganz besondere Fähigkeit, sie kann die Tiere verstehen und sogar mit ihnen sprechen.
Als Lisa die Tiere vor einem Feuer rettet, wird sie zur Ehrendirektorin ernannt. Ab sofort setzt sie sich noch viel mehr für den Zoo ein. Sie sorgt dafür, dass Kängurus angeschafft werden, kümmert sich um die kranken Eisbären und erlebt eine Giraffengeburt Sie hilft, den flüchtigen Tiger wieder einzufangen, führt eine Schulklasse durch den Zoo und vieles mehr.

Lisa erlebt im Zoo eine ganze Reihe von spannenden Abenteuern. Den Wunsch, mit Tieren sprechen zu können, hat bestimmt jedes Kind schon einmal verspürt. Lisa gelingt es so, die Tiere mit ihren Sorgen besser zu verstehen. Das hilft ihr, sich für die Tiere gezielt einzusetzen. Dabei geht Lisa sehr unbeschwert mit den Tieren um, sie kennt keine Berührungsängste. Die Texte sind gut zum Vorlesen geeignet. Grundschulkinder können natürlich selber lesen. Die Schrift ist schön groß und die einzelnen Geschichten haben genau die richtige Länge, um Leseanfänger nicht zu überfordern. Mit im Buch sind eine Reihe fantasievoller Illustrationen, die kindgerecht sind und sehr gut gefallen.

Über den Autor:
Markus Salomon wurde 1967 geboren. Der Dipl. Kfm (FH) arbeitet als Flugdienstberater und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Köln.

Rezension von Heike Rau

Markus Salomon
Lisas Zoogeschichten
123 Seiten, broschiert
ab 6 Jahren
Verlag Eifelkrone Musik und Buch
ISBN: 3-937640-04-5
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Überleben!

Überleben!

Februar 1945. Niederschlesien. Die Russen rücken näher. Der Evakuierungsbefehl ist da. Die Großmutter, die schwangere Mutter und die Kinder, die 15jährige Gisel, der 12jährige Erwin, der 6jährige Harald und der noch nicht mal 2 Jahre alte Wolfi müssen zum Bahnhof. Alles was ihnen lieb und teuer ist, müssen sie zurücklassen. Nur was sie schleppen können und was für das Überleben wichtig ist, darf mit. Unterwegs bekommt die Mutter Wehen. Sie muss raus aus dem Zug und in ein Krankenhaus. Die Großmutter verspricht, die Kinder nach Dresden zu bringen und dann zurückzukehren.
Bei einem Zwischenstopp auf einem Bahnhof verlieren die Kinder ihre Großmutter, aus den Augen. Irgendwo steht sie am Schalter an. Dann schrillt die Sirene. Fliegeralarm! Gisel versucht die Kleinen zu beruhigen. Sie muss mit ihnen in einen Luftschutzkeller. Gepäck bleibt zurück und dann verliert sie im Chaos auch noch Harald. In der Damentoilette des Luftschutzbunkers finden die Kinder sich wieder. Doch dann schlagen die Bomben ein. Das Licht geht aus. Die Kinder sind allein. Die Tür lässt sich nicht öffnen. Wenigstens hat Harald den Rucksack mit dem Proviant gerettet. Bald stellen die Kinder fest, dass nebenan jemand sein muss. In der Herrentoilette ist ein Soldat. Er ist schwer verletzt. Durch ein Rohr hindurch können die Kinder sich mit ihm verständigen. Der Mann vermittelt den Kindern, was jetzt wichtig ist, da es dauern kann, bis sie gefunden werden. Die Zeit schleicht dahin.

Das Buch ist ein Geburtstagsgeschenk. Geschrieben von einer Großmutter für ihre Enkelin. Gisela, genannt Gisel, erzählt, was sie um ihren 16. Geburtstag auf der Flucht erlebte. Ganz auf sich allein gestellt, saß sie mit ihren Geschwistern und einem nicht zur Familie gehörenden Mädchen in der Damentoilette des Luftschutzbunkers fest. Es war ein Kampf ums Überleben. Gisel orientierte sich an dem Verhalten, das ihre Mutter, wäre sie da gewesen, an den Tag gelegt hätte. Sie griff die Ratschläge des schwer verwundeten Soldaten von nebenan auf. Die Geschichte ist dramatisch und sehr packend. Sie zeigt jungen Leuten von heute, wie Kinder und Jugendliche den Krieg erlebten, wie ausgeliefert sie den Geschehnissen waren und wie verzweifelt, welches Schicksal sie und ihre Verwandten traf. Dabei wird ihre Sehnsucht nach Frieden und ihr Überlebenswille deutlich gemacht. Gisel wird nicht als Heldin dargestellt. Sie ist ein Mensch mit Fehlern und Schwächen. Doch sie gibt ihr Bestes, entwickelt Stärke und das macht die tragische und unglaubliche tiefgründige Geschichte so glaubwürdig, eine Geschichte, die unter die Haut geht und sehr berührt.

Über die Autorin:
Gudrun Pausewang musste als 16jährige das Elend von Flucht und Vertreibung am eigenen Leib erfahren. Mit ihren Büchern über den Krieg kämpft sie gegen das Vergessen.

Rezension von Heike Rau

Gudrun Pausewang
Überleben!
Ravensburger Buchverlag
220 Seiten, gebunden
für junge Erwachsene
ISBN: 3-473-35254-3
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Martin Waddell: Gute Nacht, kleiner Bär!

Martin Waddell: Gute Nacht, kleiner Bär!

Der große Bär putzt die Bärenhöhle. Der kleine Bär geht nach draußen zum Spielen. Hinter der Bärenhöhle, ein kleines Stück die Felsen hinauf, entdeckt er einen Platz, der für eine eigene kleine Bärenhöhle wie geschaffen ist.
Der große Bär vermisst bald den kleinen Bär und macht sich auf die Suche. Er klettert die Felsen hinauf und staunt über die kleine Bärenhöhle. Sogar ein Bett ist vorhanden. Nur Spielsachen fehlen dem kleinen Bär noch. Die holen die beiden Bären gemeinsam. Der kleine Bär fühlt sich wohl in der neuen kleinen Höhle, so dass er darin ganz allein übernachten will. Wie er da so in seinem Bettchen in der kleinen Höhle liegt, fragt er sich aber dann doch, ob der große Bär ihn nicht vermisst. Und eine Gute-Nacht-Geschichte hat er auch noch nicht vorgelesen bekommen…

Kinder bauen sich gerne ein eigenes Reich, ob nun mit Decken unter dem Tisch oder in einer Ecke des Zimmers. Dem kleinen Bär geht es da nicht anders. Er stattet sein kleines Reich nach seinen Bedürfnissen aus und findet lieb gemeinte Unterstützung und viel Verständnis beim großen Bär. Damit ist die kleine Geschichte für Kinder sehr gut nachvollziehbar. Und sicher kennen sie auch die Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit, die kommt, wenn man sich in der Nacht in der ungewohnten Umgebung so allein fühlt und alles ringsherum ganz still ist. Erzählt wird die spannende Geschichte in einfachen und kurzen Sätzen.
Die Illustrationen sind liebevoll gemacht und sehr kindgerecht. Sie sind in zarten Pastellfarben gehalten und wirken sehr ansprechend und stimmungsvoll.

Rezension von Heike Rau

Martin Waddell (Text)/Barbara Firth (Bilder)
Gute Nacht, kleiner Bär!
Großer und kleiner Bär Band 5
32 Seiten, lam. Pappband
ab 3 Jahren, durchgehend vierfarbig illustriert
Annette Betz Verlag, Wien
ISBN: 3-219-11196-3
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Butchers Hill

Butchers Hill

Tess Monaghan, Privatdetektivin in Baltimore, sitzt in ihrem nagelneuen Büro und wartet sehnsüchtig auf ihren ersten Klienten. Es ist ausgerechnet Luther Beale, bekannt als der Schlachter von Butchers Hill. Er hat vor Jahren einen Jungen erschossen und will nun die andern Kindern, die Zeugen waren, ausfindig machen, um Wiedergutmachung zu leisten. Er behauptet sogar, damals gar nicht geschossen zu haben. Tess Monaghan, immer zu gutmütig, nimmt ihm seine Geschichte ab, obwohl ein Freund sie warnt. Vielleicht hätte sie die Warnung besser ernst nehmen sollen. Denn bald ist der nächste Junge tot und verdächtigt wird Luther Beale.

Mary Browne ist die nächste Klientin. Sie braucht Hilfe, um ihre Schwester ausfindig machen zu können, die sie aus den Augen verloren hat. Doch Tess stößt auf Ungereimtheiten. Die Geschichte von der Schwester wird immer unglaubhafter. Tess liegt überraschenderweise richtig. Der Fall entwickelt sich anders als zunächst vermutet und hat, es ist kaum zu fassen, mit ihrer eigenen Familie zu tun.

Beide Fälle laufen nebeneinander. Für Tess ist es ein Balanceakt, für zwei Klienten zu arbeiten. Aber sie hat sich nun mal gerade entgültig als Privatdetektivin (mit verschlafenem und verfressenem Windhund Esskay) niedergelassen, wenn sie auch zugeben muss, nicht in der besten Gegend. Die Finanzen stehen schlecht, Tess ist pleite und hat kaum eine Wahl. Die beiden Fälle beginnen recht unspektakulär, so ist auch der Anfang des Buches nur mäßig spannend. Davon sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen. Beide Fälle haben es in sich und es dauert seine Zeit, bis die wahren Motive der Klienten ans Tageslicht kommen. Doch dann überstürzen sich teilweise die Ereignisse und es kommen einige Skandale ans Tageslicht. Tess agiert wieder auf ihre gewohnt lässige Art und Weise, immer eine Anspielung auf den Lippen. Bei Klientin Mary Browne kann sie damit allerdings nicht landen. Sie versteht diese Art Humor nicht, was zu interessanten Dialogen führt. Doch ergänzen die beiden sich bei den Ermittlungsarbeiten hervorragend und nicht nur ihr sagenhafter Appetit verbindet die beiden Frauen. Tess setzt sich für beide Klienten voll und ganz ein. Dabei ermittelt sie auch schon mal recht unkonventionell und lebt ihren Hang, zu dreisten Notlügen zu greifen, voll aus.
Vom Stil her lässt sich der Story sehr gut folgen, auch wenn sich manchmal der Eindruck einschleicht, es fehlt hin und wieder an Schwung. Das wird jedoch durch wirklich gute und sehr dramatische Szenen wieder ausgeglichen.

Über die Autorin:
Laura Lippman ist Jahrgang 1959. Sie war Journalistin bei der „Baltimore Sun“ Für ihre Krimis um die Ermittlerin Tess Monaghan erhielt sie alle großen amerikanischen Krimi-Preise. Laura Lippman lebt als freie Schriftstellerin in Baltimore.

Rezension von Heike Rau

Laura Lippman
Butchers Hill
Aus dem Amerikanischen von Ulrich Hoffmann
322 Seiten, gebunden
Rotbuch / EVA Europäische Verlagsanstalt, Hamburg
ISBN: 3-434-53118-1
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Ideen für Topfgärten

Ideen für Topfgärten

Schon auf den ersten Blick, beim ersten Durchblättern, staunt man über die phantasievollen Pflanzeninszenierungen, die berauschend schön, stilvoll oder auch mal überraschend einfach gehalten sind.

Zunächst geht es um die Grundlagen hinsichtlich der Gestaltung. Gesprochen wird über die Wirkung von Farben, Blatttexturen, Größe und Proportionen von Pflanzen und Pflanzgefäßen und über die Wirkung von Pflanzenarrangements in Gruppen.

Es folgen die Topfporträts. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Eine wahre Augenweide ist beispielsweise der „Rote Zauber“ mit schwarzem Holunder, Buntnessel, Petunie, Kriechspindel und Verbene. Dazu kommt ein schwarz glasierter Topf aus Keramik. Interessant auch „Frisches Lindgrün“. Hier bildet eine Keulenlilie den Mittelpunkt. Rundherum werden Tabak, Venushaar und Ananasblume in einem schokoladenbraunen Keramikkübel arrangiert. Sehr schon ist auch „Violetter Schleier“, mit Hibiskus, Buntnessel, Hornklee und Petunie. Dazu passt ein einfach gehaltener Terrakottatopf.
Die Topfporträts sind nach einem bestimmten Prinzip aufgebaut. Ein großes Foto zeigt das Pflanzenarrangement. Auf kleinen Fotos werden alle verwendeten Pflanzen einzeln gezeigt, mit Hinweis zu den betreffenden Seiten im Pflanzenportrait. Der Autor führt aus, was ihn zur gezeigten Komposition inspiriert hat und gibt Erklärungen ab zu den Pflanzen und zum Gefäß. Hinweise zu Standort, Winterhärte, Lebensdauer und Platzbedarf sind ebenfalls vorhanden.

Im nächsten Kapitel geht es um die zur Verfügung stehenden Materialien. Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Pflanzgefäße werden besprochen. Es wird eine Auswahl Tontöpfe, Holzgefäße, Steintöpfe, Pflanzgefäße aus Metall oder Kunststoff gezeigt und auf ihre Pflege hingewiesen.

Und nun gibt es jede Menge zahlreiche Tipps für Topfgärtner. Was muss man beim Kauf beachten? Wie stellt man fest, ob eine Pflanze gesund ist? Wie bereitet man das Gefäß für die Bepflanzung vor? Zu erfahren gibt es Wissenswertes über Topferde, erfolgreiches Bepflanzen, Pflanzenpflege, Erziehung von Kletterpflanzen, Schädlingsbekämpfung, Winterschutz, Umtopfen und mehr.

Es folgt das Pflanzenverzeichnis. Es enthält alle Arten und Sorten, die zu den bevorzugten Topfgewächsen des Autors gehören und die ohne aufwändige Pflege auskommen. Die einzelnen Pflanzen lassen sich durch eine Seitenangabe wieder zu den Topfporträts zurückverfolgen. Neben den lateinischen Namen sind hier auch die deutschen Bezeichnungen vorhanden.

Den Schluss bilden ein Verzeichnis mit nützlichen Adressen, ein Glossar und ein Register.

Sehr gut gefallen hat, dass der Autor den Leser direkt anspricht. Ausführlich legt Paul Williams dar, was ihn inspiriert, warum er die Pflanzen so und nicht anders zusammengestellt hat. Er beschreibt die Wirkung und erklärt, wie er beim Bepflanzen vorgegangen ist und was bei der Pflege zu beachten ist. Seinen Topfporträts hat er fantasievolle Namen gegeben. Seine Begeisterung ist spürbar und überträgt sich auf den Leser. Und dennoch lässt er dem Leser genügend Freiraum für die eigene Kreativität. Er macht Mut, sich selbst auszuprobieren. Er bringt sozusagen die Fantasie des Lesers mit zum Erblühen, egal ob dieser einen Hinterhof mit tollen Pflanzen aufwerten will, einen Balkon oder eine Terrasse verschönern möchte.

Über den Autor:
Paul Williams wurde an einer der renommiertesten britischen Gartenbauschulen ausgebildet. Der erfahrene Gärtner und kreative Gartendesigner verfasste bereits mehrere erfolgreiche Bücher und Artikel für Fachmagazine.

Rezension von Heike Rau

Paul Williams
Ideen für Topfgärten
Kreative Arrangements und Pflege
Aus dem Englischen von Reinhard Ferstl
Fotos: Craig Knowles
192 Seiten, gebunden, mit über 600 Farbfotos
Dorling Kindersley Verlag
ISBN: 3-8310-0666-0
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Pferde und andere Dickköpfe

Pferde und andere Dickköpfe

Die aus Deutschland stammende Andy lebt auf einem Reitstall, dem Rainbow-Hof, in England. Befreundet ist sie mit Julian. Doch zwischen den beiden stimmt es nicht mehr. Andy hat das Gefühl, dass Julian nur noch Pferde und Turniere im Kopf hat und sie darüber oft einfach vergisst. Irgendwie ist die Luft raus. Vielleicht wäre eine verübergehende Trennung das Beste. Und tatsächlich gehen Andy und Julian auseinander, als Julian auf eine Turnierreise geht.
Dann verliebt sich Andy in einen ehemaligen Schulfreund aus Deutschland. Jetzt kommen ihre Gefühle ganz durcheinander. Es besteht die Möglichkeit, dass sie für Daniel England verlässt, ihren geliebten Grauschimmel Mirko auf dem Reiterhof zurücklässt und ihren Traum, eine berühmte Springreiterin zu werden aufgibt.

Für alle Pferdefans ist das Buch ein Muss. Erzählt wird von dem abenteuerlichen Leben mit den Pferden auf dem Reiterhof im Jahresverlauf, von anstrengenden Turnieren, Ausritten in die Natur und Abenden am Lagerfeuer. Anfangs hat man etwas Mühe, die vielen Akteure einzuordnen, doch die meiste Aufmerksamkeit richtet sich ohnehin hauptsächlich auf Andy und Julian, die um ihre Liebe kämpfen, sich jedoch neu orientieren müssen.
Der Höhepunkt der Geschichte ist der traumhaft schöne Wanderritt in die Schottischen Highlands. Hier gerät man direkt ins Schwärmen, so schön wird die Landschaft geschildert. Mit zum Buch gehören vier glitzernde Herzchensticker, die man beispielsweise auf die Haut oder Textilien kleben kann. Eine hübsche Idee!

Über die Autorin: Sandra Ziegler, geboren 1979 in Aschaffenburg, studiert seit Herbst 2000 in Würzburg das Lehramt an Grundschulen. Sie reitet selbst seit sechs Jahren und ist zudem Großbritannien-Fan.

Rezension von Heike Rau

Sandra Ziegler
Pferde und andere Dickköpfe
Mit Glitzerstickern
144 Seiten, Broschur
ab 12
Verlag Karl Ueberreuter, Wien
ISBN: 3-8000-5098-6
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