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Monat: Februar 2012

Helen FitzGerald: Tod sei Dank

Helen FitzGerald: Tod sei Dank

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Geschichten aus dem Gruselkabinett von Mördern, Drogendealern und anderen Straftätern.

Helen Fitzgerald besitzt die seltene Gabe, eine zunächst alltägliche Geschichte in eine makabere Handlung zu verwandeln.

In ihrem neuen Roman geht es um eine kaputte Familie, in der sich wahre Dramen um die sechzehnjährigen Zwillinge der Familie abspielen.

Will Marion ist von seiner Frau Cynthia mit den Zwillingen Georgie und Kay sitzen gelassen worden, als diese drei Jahre alt waren. Er kümmert sich rührend um die Erziehung der beiden Mädchen. Kay ist die liebe, fröhliche und leicht zu begeisternde Jüngere der beiden. Georgie hingegen ist cholerisch, unzufrieden und anspruchvoll. Der Umgang mit ihr kann gelegentlich zur Tortur werden. Als sie sechzehn Jahre alt sind, wird bei beiden eine schwere Nierenkrankheit diagnostiziert. Will stürzt das in große Nöte. Woher sollen die Nieren für eine erforderliche Transplantation kommen?

Mit diesem Aufhänger beginnt Helen FitzGerald ihren Thriller, der eine Familie im Unterschichtmilieu zeigt. Cynthia ist drogenabhängig und hat sich mit ihrem Pflegebruder aus dem Staub gemacht, der allerdings inzwischen im Knast sitzt.

Will kommt zu dem Ergebnis, dass nur die Transplantation einer Niere von ihm selbst und eine von seiner Frau Cynthia zur Rettung für seine Töchter beitragen könnte.

Mit der Suche nach ihr, die inzwischen ohne Adresse verschollen ist, erfährt man, in welchem Dunstkreis sie sich die Jahre über bewegt hat. Sie treibt sich durch die Welt ohne Sinn und ohne Halt. Will aber wendet seine ganze Energie auf und scheut keine Mühe, die Töchter auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden und bei ihren Krankheiten zu begleiten.

Die Mutter wird schließlich aufgefunden ist aber gesundheitlich und psychisch zerrüttet von ihrem über lange Jahre praktizierten Drogenmissbrauch.

Dem Milieu gemäß beschreibt Helen FitzGerald den Verfall und die Mühen eines Mannes, der seiner Ex-Frau schwach und unmännlich erschienen ist. In der Treue zu seinen Kindern zeigt er sich jedoch beständig und zuverlässig. Selbst der schwierigen Georgie hält er immer die Treue und sorgt sich um sie. Als sich am Ende herausstellt, dass die Nieren der Mutter nach langjährigem Drogenkonsum untauglich für eine Transplantation sind, steht der Vater vor der Kalamität, welchem der beiden Mädchen er nun eine seiner Nieren vermachen soll. Nicht genug damit kommt jetzt, wie bei Helen FitzGerald üblich, erst die richtige Spannung auf. Verwirrende Erkenntnisse, Mord und Totschlag berühren die Sphären der Abartigkeit, wie nur diese Autorin sie erfinden kann. Man kommt zu einem Ende, das unschuldige Seelen zufrieden stellen wird; unausgesprochene Gerechtigkeit waltet überall und bietet den letzten Kick zur Unterhaltung mit diesem spannenden Thriller.

Helen FitzGerald war vor ihrer Schriftstellerinnenkarriere als Sozialabeiterin im Strafvollzug tätig. Ihre Geschichten lassen den Hauch von Realität spüren, der sie zu echten Gruselschockern macht.

Helen FitzGerald
Tod sei Dank
263 Seiten, gebunden
Galiani, Berlin; Februar 2012
ISBN-10: 3869710500
ISBN-13: 978-3869710501
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David Servan Schreiber: Man sagt sich mehr als einmal Lebewohl

David Servan Schreiber: Man sagt sich mehr als einmal Lebewohl

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David Servan Schreiber hat den Kampf gegen den Krebs verloren. Er starb am 24. Juli 2011 im Alter von einundfünfzig Jahren.

Bekannt ist der Autor bei seinen Lesern durch seine Bücher „Das Antikrebs-Buch“ und „Die neue Medizin der Emotionen“ geworden.
Mit seinem Buch „Man sagt sich mehr als einmal Lebewohl“ nimmt er Abschied.

Neunzehn Jahre sind seit der ersten Diagnose vergangen. Jahre, die der Neurowissenschaftler auch der Krebsforschung gewidmet hat. Die zusammengetragenen Erkenntnisse haben sicher vielen Menschen geholfen. Ihm selbst natürlich auch und trotzdem ist der Krebs zurückgekommen. Wieder hat er den Kampf aufgenommen. Diesmal vergeblich.

Es wird Zeit, sich noch einmal an die Leser zu wenden, die auch diesen letzten Weg mit ihm im Rückblick gehen wollen. Es ist ein sehr persönliches Buch geworden, das aber nicht allein von Trauer getragen wird. David Servan Schreiber lässt den Leser an seiner inneren Kraft und Stärke teilhalben. Das ist etwas sehr Wertvolles.

Der Autor geht in seinem Buch noch einmal der Frage nach, inwieweit sein Antikrebs-Buch nun noch Berechtigung hat. Er gesteht ein, Fehler gemacht zu haben, was seine Art zu leben betrifft, auch wenn seine Bilanz insgesamt eine positive ist. Die Ratschläge im Buch erachtet er immer noch als richtig, auch wenn deren Wichtigkeit er nun in eine andere Reihenfolge bringen würde.

David Servan Schreiber wusste, dass er sterben wird. Die Krankheit schritt unerbittlich fort. Seine Gedanken dazu schrieb er auf. Damit hat er Fragen beantwortet, die uns wohl allen im Herzen brennen. Der Text ist sehr ergreifend, aber er tröstet auch, nimmt ein wenig die Angst. Und er zeigt Angehörigen, was sie tun können, wie wichtig Freundschaft, Anteilnahme und vor allem auch der Zusammenhalt der Familie sind, damit es ein Abschied in Würde wird.

Rezension von Heike Rau

David Servan Schreiber
Man sagt sich mehr als einmal Lebewohl
Aus dem Französischen von Ursel Schäfer
152 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888977517
ISBN-13: 978-3888977510
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Klaus-Peter Wolf: Todesbrut

Klaus-Peter Wolf: Todesbrut

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Ein Bekannter empfahl mir, „Todesbrut“ zu lesen. Dieser Thriller von Klaus-Peter Wolf sei wunderbar filmisch geschrieben und trotz der Figurenmenge und Seitenfülle gut „runterzuschmökern“. Und obwohl ich die Euphorie meines Bekannten nicht ganz teile, muss ich ihm im Großen und Ganzen recht geben.

„Todesbrut“ erzählt auf 480 Seiten, was mit Menschen passiert, wenn sie in eine Ausnahmesituation geraten. In diesem Fall entsteht jene Situation durch den Ausbruch einer von der Vogelgrippe abstammenden Seuche. Die betreffenden Grippeviren sind durch die Luft übertragbar und lösen eine rasch zum Tod führende Erkrankung aus. Klaus-Peter Wolf erwähnt, dass die Epidemie in den USA und vielen Teilen Deutschlands grassiert und dass sie auch anderswo ausgebrochen ist, aber das Buch konzentriert sich ganz auf wenige Spielorte in Ostfriesland.

Einer der Spielorte ist eine Fähre. Sie hat von Emden abgelegt und befindet sich bereits kurz vor dem Ziel Borkum, als über Radio bekannt gegeben wird, dass sich die bisherigen Grippefälle als tödliche Vogelgrippe herausgestellt haben. Die Menschen auf Borkum – Bewohner und Touristen – hindern daraufhin die Fähre am Anlegen, um den Virus „draußen“ zu halten. Dummerweise kann die Fähre aber auch nicht zurück, denn Emden ist inzwischen unter Quarantäne gestellt und abgeriegelt worden.

Ausgehend von einigen Figuren an Bord und aus der Menge, die das Anlegen der Fähre verhindert haben, führt Wolf den Leser nach Borkum und nach Emden, wo weitere Figuren auftauchen. Ein weiterer zentraler Spielort ist eine große, gut abgeschottete Hühnerfarm, die Figuren dort sind der Besitzer, dessen Sohn und später hinzukommenden Personen.

Und hier wird es nun schwer: Wolf lässt so viel Figuren auftreten, dass es Wahnsinn wäre, auch nur die wichtigsten der jeweils wichtigsten Erzählstränge aufzuzählen. An Bord beispielweise gibt es nicht nur die kaputte Familie Rose und Benjamin, der eigentlich zu seiner geliebten Chris nach Borkum wollte, es gibt auch meuternde Fahrgäste, die zahlenmäßig unterlegene Schiffscrew und etliche weitere Passagiere, die ihren eigenen Weg suchen. Auf Borkum gibt es neben Chris als eine Rote-Faden-Figur zum Beispiel zwei Polizisten, deren sehr unterschiedlicher Weg verfolgt wird. Im Emden wird ab und zu ins Krankenhaus zu Dr. Maiwald, dem selbst erkrankten Seuchenexperten, geblickt. In Emden begleitet Wolf auch Bettina, eine junge Sängerin, die eigentlich nur bei einem Piratenfest für Kinder auftreten sollte. In der Hühnerfarm schwelt der Konflikt zwischen Vater Jansen und seinem Sohn, dem Tierschützer Tim, zu denen sich Tierschützerin Josy gesellt und die sich allesamt bald einer Meute brandschatzender und um sich schießender Leute gegenübersieht, die Panik vor der Geflügelansammlung haben. Dass Jansen weniger Brathähnchen als vielmehr Eier produziert, die von der Pharmaindustrie zum Herstellen von Impfstoffen gebraucht werden, kann er niemandem so richtig mitteilen. Ob es das Desaster verhindert hätte, wäre ohnehin fraglich gewesen.

Was – abgesehen von der Figurenfülle – dieses Buch anders als andere macht, ist die sachliche Brutalität des Geschilderten. Gleich am Anfang wird ein Mann, der ins Wasser fällt, zwischen Fähre und Kaimauer zerquetscht. Menschen beschimpfen sich, schlagen sich, verletzen sich. Schießen aufeinander. Töten sich. Und immer wieder sterben Menschen. Jeder ist sich selbst der Nächste. Oder auch nicht, je nach Charakter. Wolf schreibt all das so runter, führt eher eine Chronik als das er wirklich versucht, nachempfindbar zu erzählen.

Auch die Charaktere handhabt Wolf anders als andere Thriller-Autoren. Es scheint fast so, als ob jede einzelne Figur, die auch nur ansatzweise aus der Masse heraustritt, mit ihrem Namen auch unbedingt eine Biografie und ganz eigene Probleme bekommen hätte. Selbst dann, wenn sie nur ein, zwei Szenen lang mitspielt und am Ende stirbt. Da ist zum Beispiel ein altes Ehepaar auf der Fähre, über die Wolf nicht nur eine kurze Skizze der anscheinenden Beziehung zeichnet, nein er muss diesen Schein auch noch aufbrechen und den beiden jeweils einen „aus dem Versteck aufbrausenden“ Charakter zuschreiben. Dabei nehmen die beiden nur eine Statistenrolle für eine andere Figur ein, die wiederum auch eher Rand- als wichtige Figur ist.

An sich ist das gut und schön; dieses „den wahren Menschen in den Figuren hervorholen“ ist Sinn von Literatur und zwingt sich bei so einem Stoff geradezu auf. Aber Wolf tut das bei jedem und jeder. Die Beweggründe und seelischen Tiefen quasi jeder einzelnen Figur werden genannt. Sicher: In so einer Lage haben alle Menschen ihre ganz eigenen Ängste. Jeder hat seine eigenen Verstrickungen, in denen er gefangen ist und bleibt oder nicht bleibt. Aber Literatur ist eben keine Abschrift des wahren Lebens, sondern eine Verarbeitung des selben, ein selektiver Spiegel. Es ist – gelinde gesagt – nervig, wenn man fast jede mitspielende Nase als quasi gebrochenen (oder doch zu mindest ziemlich belasteten) Charakter vorgeführt bekommt. Dadurch wird jede einzelne Figur so aufmerksamkeitsfordernd, so „schwer“, dass man sich abgewöhnt, sich wirklich darauf einzulassen. Es überfordert einfach.

Dazu kommt, dass Klaus-Peter Wolf, laut SWF „einer der besten Drehbuchautoren deutscher Sprache“, extrem filmisch schreibt. Als Drehbuchautor zeichnet er dabei weniger an Kulisse und Stimmung, sondern konzentriert sich auf die Figuren und die Handlung. Das gibt dem Ganzen Tempo. Nur: Wolf schneidet auch noch kurze, zum Teil sogar extrem kurze Szenen, die ohne lange Umschweife in die Handlung reinbrechen und wieder rausbrechen. Ein strukturierender Spannungsbogen ergibt sich zwar in der Summe gesehen über das ganze Buch bzw. über die Handlungen an den verschiedenen Spielorten hinweg, aber kaum innerhalb der Szenen.

Der Effekt auf mich war folgender: Wolf warf mich mitten in eine Figur und zwar ganz tief rein (man bekommt sehr persönliche Dinge gezeigt). Dann warf er mich genauso tief in eine andere Figur. Und zwei, drei Absätze später in eine weitere Figur und so weiter und so weiter. Gerade, wenn ich ein Gefühl für eine Figur zu entwickeln begann, kam die nächste, ebenso fordernd. Mit der Zeit lernt man zwar die wiederkehrenden Personen kennen, aber eine Verbindung entsteht nicht. Ganz ähnlich funktioniert das auch mit den Szenen: Gerade hat man sich in die spezielle Stimmung versetzt und sich die Kulisse wieder vor Augen geführt (für beides bietet Wolf ja ohnehin nicht viel Futter), wird man schon wieder in die nächste Szene mit anderer Stimmung und Kulisse geworfen.

Das erzeugt zweifellos einen erhebliche Drive, macht das Lesen aber zur Schwerstarbeit. Weil der Text mich nicht im Buch hielt (fehlende Verbindung!), ich musste mich selbst immer wieder in das Buch hineinzwingen. Es interessierte mich einfach nicht. Weder interessierten mich die Figuren, die sich zu schnell an mir vorbeibewegten, als dass ich herzliches Interesse an ihnen hätte entwickeln können, noch erzeugte die Handlung Neugier, weil der Spannungsbogen einfach nicht ausreichte. Meist zumindest; nur im Hühnerfarm-Teil war ich öfter mal „in der Story“. Sogar das Ende interessierte mich nur mäßig, vielleicht, weil ich durch all die unspektakulären Lösungen (deren Hollywood-Ferne sicher etwas für sich hat) inneren Spannungsbögen nicht wirklich etwas Tolles erwartet habe.

Nun räume ich ein, dass jemand, der beruflich anders beansprucht wird als ich (Konzentration auf Text), vielleicht die hohe Plotdichte und die harte, ganz unsentimentale Sprache nicht als (zusätzliche) Belastung empfindet, und jemand, der das Buch zeitbedingt auf einen Rutsch (oder zwei) lesen kann, alle Figuren irgendwie solange im Kopf behalten kann, bis sie auch eine gefühlsmäßige Resonanz erzeugen. Ich räume ein, dass Sprache und Konstruktion nicht schlecht sind, dass Wolf insbesondere die dramatischen Seiten in und zwischen Menschen sehr (in dieser Menge fast zu) eindrücklich darzustellen versteht. Ich räume also ein, dass man das Buch lesen kann und wohl auch durchaus mit Vergnügen. Ich für meinen Teil bin froh, dass ich durch bin und das Buch meinen Bekannten zurückgeben kann.

Klaus-Peter Wolf
Todesbrut
479 Seiten, Klappenbroschur
script5 im Loewe Verlag, September 2010
ISBN-10:383900117X
ISBN-13:978-3839001172
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Banana Yoshimoto: Ihre Nacht

Banana Yoshimoto: Ihre Nacht

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Eine Annäherung: geheimnisvoll und nachhaltig…

Die Tochter und der Sohn von Müttern, die Zwillinge waren, treffen sich nach Jahren der Entfremdung wieder.
Niemand weiß so genau, warum die Mütter sich schon in der Jugend ihrer beiden Kinder mit einem unwiederbringlichen Bruch getrennt hatten.
Waren es berufliche oder private Gründe? Jetzt sind die Mütter tot und eine langsame Annäherung von Cousin und Cousine soll Klarheit über all‘ das Vergangene bringen.

Shôichi sucht seine Cousine Yumiko, und als er sie in Tokio gefunden hat, verbringen sie eine lange Nacht und einen Tag zusammen.
Sie folgen in Gedanken ihrer letzten Begegnung in ihrer Kindheit und dem, was danach kam, denn diese Suche verbirgt eine Menge unerklärlicher Geheimnisse. Die kürzlich verstorbene Mutter von Shôichi hat ihren Sohn beauftragt, sich um die verschollene Cousine zu kümmern.

Das Geheimnis, mit dem die Abkömmlinge der ungleichen Zwillinge gelebt haben, bestand in einer Reihe okkulter aber daneben auch handfester materieller Vorkommnisse, die beide Familien schon in frühen Kinderjahren auseinander gerissen hat.

Yumiko verbringt ihre Tage ohne rechtes Lebensziel. Sie arbeitet nicht, hat keine Freunde und erinnert sich nur gelegentlich an ihr Leben in Italien, wo es ihr in der Nähe eines Freundes und in der herrlichen Natur mit den wunderschönen Blumen und Olivenbäumen so gut gefallen hat. Welcher Fluch hat ihre Vergangenheit aus ihrer Erinnerung gelöscht?

Shôichi ist ein lieber, anständiger und freundlicher Cousin, mit dem sie sich auf die Suche macht, um herauszufinden, was es mit dem Leben ihrer Eltern und dem der Großmutter auf sich hatte.
Andeutungen über irrsinnige Erlebnisse lassen den Leser erschaudern; wie konnte Yumiko nur froh werden mit den okkulten Praktiken einer Mutter, die sich selber und anderen mit ihren Séancen offensichtlich Schaden zugefügt hat?

In ihrer blumigen Sprache ist sich die Autorin mit ihren Protagonisten einig: da gab es Geheimnisse, die man besser dem Vergessen überlässt.
Schnell und sanft lesen sich diese Zeilen einer Geschichte, die neben dem ausgezeichneten Sprachklang einen grausamen Plot beherbergt.

War am Ende alles nur ein Traum?

Der Leser und die Leserin mögen sich überraschen lassen!
Wer sich für geheimnisvolle Vorgänge mit okkulten Färbungen interessiert, der wird auf seine Kosten kommen.

Banana Yoshimoto
Ihre Nacht
208 Seiten, gebunden
Diogenes, Februar 2012
ISBN-10: 3257068166
ISBN-13: 978-3257068160
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Marcus Sedgwick: Weiße Krähe

Marcus Sedgwick: Weiße Krähe

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Das Mädchen, das neu in die Stadt gekommen ist, interessiert Ferelith. Gleich bei ihrer ersten Begegnung an den Klippen erschreckt Ferelith Rebecca jedoch so sehr, dass diese ohnmächtig wird. Ihre erste Unterhaltung verläuft dann auch recht holprig. Ferelith bietet Rebecca ihre Freundschaft an, erntet aber Ablehnung. Dennoch finden die beiden später zueinander und werden Freunde. Rebecca wäre sonst allein. Winterfold ist nämlich ein Zufluchtsort, nachdem ihr Vater die Folgen einer beruflichen Fehlentscheidung zu tragen hat. Vater und Tochter kommen nicht gut miteinander klar. Um sich die Zeit zu vertreiben, trifft Rebecca sich also doch mit Ferelith, auch wenn diese sehr befremdlich und undurchschaubar auf sie wirkt. Ihr Hang, oft über den Tod zu sprechen, macht es nicht besser.

Durch Ferelith lernt Rebecca Winterfold kennen. Eine Stadt, die dem Untergang geweiht ist durch die immer weiter voranschreitenden Abbrüche an der Steilküste. Eines Tages wird der Ort nur noch von Legenden leben. So wird auch sicher die unheimliche Geschichte vom alten Herrenhaus bleiben, die Ferelith ihrer Freundin nicht vorenthält.
Gemeinsam bestehen die beiden einige Mutproben, bis Ferelith zu weit geht. Und doch, um wieder mit Ferelith zusammen sein zu können, akzeptiert sie die vorher abgesprochene Strafe, die im alten Herrenhaus vollzogen werden soll. Rebecca ahnt nicht, in welche gefährliche Lage sie sich begibt.

“Weiße Krähe” ist ein sehr beeindruckender Mystery -Thriller. Von Anfang an liegt eine unheimliche Stimmung über den Geschehnissen. Das mag am grusligen Ort Winterfold liegen. Aber auch an Ferelith, die sich sehr absonderlich gibt. Sie ist die Geheimnisvolle im Buch, die Unnahbare. Ihre wahren Ziele deckt der Autor erst nach und nach auf. Das führt zu einigen Überraschungen. Man glaubt, dass Ferelith böse Absichten hat, ohne das direkt an etwas festmachen zu können. Selbst Rebecca fühlt Unbehagen. Ihr Instinkt warnt sie. Aber eine andere Freundin wird sie in Winderfold nicht finden.

Der Autor führt unablässig hinein in die Geschichte. Sein Schreibstil ist einzigartig. Das Gänsehautgefühl wird immer stärker. Man spürt das Unheil kommen.

Neben der Geschichte, die in der Gegenwart spielt, gibt es noch einen zweiten Erzählstrang. Es sind alte Tagebucheinträge aus dem Jahre 1798, geschrieben vom Pfarrer des Dorfes. Diese zeugen von gespenstigen Vorgängen im Herrenhaus, von Experimenten, deren Beobachter er ist. Als Leser weiß man also, dass die Legende um das alte Haus auf wahre Begebenheiten beruht, die jetzt in die Gegenwart übertragen werden. Das alles zusammengenommen macht das Buch sehr spannend.

Thematisch dreht sich die Geschichte um die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Das will auch Ferelith wissen und geht dabei abenteuerliche Wege. So ist auch das Ende des Buches einfach nur unglaublich.

Rezension von Heike Rau

Marcus Sedgwick
Weiße Krähe
Aus dem Englischen von Renate Weitbrecht
Gothic Thriller
280 Seiten, Klappenbroschur
Dtv – Deutscher Taschenbuchverlag
ISBN-10: 342324884X
ISBN-13: 978-3423248846
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Pali Meller: Papierküsse

Pali Meller: Papierküsse

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Liebevolle und schmerzliche Erinnerungen…

Zahlreiche Erinnerungsbücher über die quälenden Erlebnisse im Dritten Reich sind im Laufe der Jahre seit Beendigung des zweiten Weltkriegs erschienen.

In den hier vorliegenden Briefen von Pali Meller an seine Kinder zeigt sich einmal mehr eine Erinnerungslektüre, die ungewöhnlich und zutiefst anrührend ist. Es handelt sich um Briefe, die ein jüdischer Bürger ungarischer Herkunft an seine Kinder aus dem Zuchthaus geschrieben hat.

Zur Zeit der Verhaftung im Februar 1942 wohnte Pali Meller mit seinen Kindern in Berlin. Sie waren nach dem frühen Tod der Mutter der Obhut einer Haushälterin anvertraut.

Pali Meller entstammte einer ungarischen Großbürgerfamilie mit jüdischen Wurzeln. Sein Architekturstudium führte ihn zu einer Gruppe von namhaften Bauhausarchitekten. Vorübergehend lebte und arbeitete er in Holland, wo er seine Frau, eine Tänzerin, kennen gelernt hatte. Aus der 1929 geschlossenen Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter hervor. 1935 verlor P.M. seine Frau durch einen Autounfall. Mit ihrem Tod büßte er als Jude zugleich den Schutz seiner katholischen Mischehe ein.

Ab 1935 galt das auf dem Reichsparteitag der NSDAP erlassene Blutschutzgesetz, das Ehen und Beziehungen zwischen Juden und „Deutschblütigen“ ab sofort unter Strafe stellte. Dieses Gesetz sollte Pali Meller zum Verhängnis werden.

Zunächst konnte er noch lange mit gefälschten Papieren seine jüdische Herkunft verschleiern. Vermutlich durch Verrat geriet er in die Mühlen der Nazijustiz und wurde im Februar 1942 verhaftet und bald darauf wegen Rassenschande und Urkundenfälschung zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 31. März 1943 verstarb er im Zuchthaus Brandenburg – Görden an Krankheit und Entkräftung.

Seine Briefe an den elfjährigen Sohn Pila und die siebenjährige Tochter Barbara bilden eine Art Vermächtnis und Zeugnis über das Jahr, in dem er zuletzt den schikanösen Haftbedingungen zum Opfer fiel.

Pali zeigte sich in seinen Briefen aufgeklärt und gleichberechtigt im Umgang mit seinen Kindern. Er teilt seine Gedanken mit ihnen und versucht, ihnen Hoffnung, Trost und Zuversicht zu bieten! Sein unverbrüchliches Interesse gilt ihrem Werden und Gedeihen, und immer wieder bezeugt er ihnen seine innige Liebe und Zugehörigkeit. Die Briefe der Kinder sind nicht erhalten, doch darf man aus seinen Antworten schließen, dass auch sie sich bemühten, den Kontakt zum Vater eng zu gestalten.

Zu seinem eigenen 40. Geburtstag schreibt er dem Sohn, wie schnell die Zeit vergeht, und wie kurz alles im Nachhinein erscheint. “Denn zurückblickend ist alles nur eine Sekunde, ein Bild, ein Klang, ein Wort! Also wir glauben daran: das Leben beginnt mit vierzig! Und wir werden uns das Leben schon lebenswert machen, mein Alter!“

Diese Diktion zeigt seine Fähigkeit, die Kinder gleichberechtigt in seine Gedanken mit einzubeziehen und sie ernst zu nehmen.

Wie schmerzvoll seine Erfahrungen aber auch in ihrer Dimension menschlicher Not und Verzweiflung waren, kann man ebenfalls aus den so liebevoll formulierten Briefen ablesen.

Herausgegeben wurden die Briefe mit vielen Anmerkungen, Quellenangaben, Faksimiles, Fotos und einem Nachwort versehen von Dorothea Zwirner.

Pali Meller
Papierküsse
144 Seiten, gebunden
Klett-Cotta; Auflage, Februar 2012
ISBN-10: 3608946993
ISBN-13: 978-3608946994
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Rudi Beiser: Mein Heilpflanzengarten – Gesunde Kräuter pflanzen, ernten und anwenden

Rudi Beiser: Mein Heilpflanzengarten – Gesunde Kräuter pflanzen, ernten und anwenden

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Rudi Beiser betreibt eine eigene Kräutermanufaktur. Mit dem Buch gibt er sein Wissen zum Thema weiter. Man erfährt also, wie man Heilpflanzen anbaut und zu heilenden Tees, gebrauchsfertigen Gewürzen und Pflegeprodukten für den Eigenbedarf verarbeitet.
Es geht dabei nicht nur um den Anbau im Garten. Im kleinen Rahmen lassen sich Kräuter auch in Töpfen auf dem Balkon und der Terrasse heranziehen.

Aufgezeigt werden Ideen für Bepflanzungen von Kräuterbeeten. Man kann hier nach verschiedenen Themen gehen und beispielsweise ein Kräuterbeet gegen Husten anlegen oder auch eines mit Pflanzen, welche die Abwehrkräfte steigern.
Wie man sich auch entscheidet, zum Anbau der Pflanzen erhält man viele Ratschläge. Man erhält Tipps zur Standortauswahl. Wie man die Bodenbeschaffenheit einzuschätzen lernt, wird unter anderem am Beispiel der „Zeigerpflanzen“ sehr schön erklärt. Weiterhin wird das Mulchen beschrieben. Gedüngt wird organisch. Besprochen werden die Vermehrung von Pflanzen und die Anzucht durch Samen. Natürlich kann man viele Kräuter auch in Töpfen kaufen, im Topf belassen oder auspflanzen. Möchte man Heilpflanzen in größerem Umfang anbauen, bekommt man auch hier entsprechende Tipps, beispielsweise zu Mischkultur und Fruchtwechsel. Interessant ist auch die im Buch beschriebene Wechselwirkung von Kräutern aufeinander oder auch auf Gemüsepflanzen. Bei schlauer Zusammenstellung kann man Krankheiten und Schädlinge in Schach halten. Dem natürlichen Pflanzenschutz wird viel Platz eingeräumt.

Wichtig bei Kräutern ist es, zum richtigen Zeitpunkt zu ernten und dies natürlich auf schonende Art und Weise zu tun. Man liest, wie Kräuter getrocknet und gelagert werden.
Weiterhin gibt es zahlreiche Rezepte. Aus den Pflanzen lassen sich Heilmittel herstellen, Teemischungen, Tinkturen, Ölauszüge oder Badezusätze. Auch in der Küche finden die Kräuter Verwendung als Kräuteressig, Kräuteröl, in Kräutersalz oder als Kräuterlikör.
Anschließend stellt der Autor seine Lieblingskräuter in ausführlichen Porträts vor, von Anis-Ysop bis Zitronenverbene.

Das Buch ist sehr inspirierend für alle, die sich mit dem Kräuteranbau beschäftigen wollen oder nach Informationen auf diesem Gebiet suchen. Der Autor schreibt mit Begeisterung über den Heilkräuteranbau, die Pflanzenpflege, Ernte und Verarbeitung. Man erhält praktische Hilfe, die gut umsetzbar ist. Die Texte sind dementsprechend einfach zu lesen und problemlos zu verstehen. Dazu kommt eine große Vielfalt sehr gutes illustrierendes und erklärendes Bildmaterial. Da hier Pflanzen nicht in der Natur gesammelt werden, ist man auch als Anfänger auf der sicheren Seite, da Verwechslungen ausgeschlossen sind.

Rezension von Heike Rau

Rudi Beiser
Mein Heilpflanzengarten
Gesunde Kräuter pflanzen, ernten und anwenden
150 Seiten, gebunden
Verlag Eugen Ulmer
ISBN-10: 3800176629
ISBN-13: 978-3800176625
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Das Haus der Krokodile – Gewinnspiel mit Trailer zum Kinostart am 22.03.12

Das Haus der Krokodile – Gewinnspiel mit Trailer zum Kinostart am 22.03.12

DAS HAUS DER KROKODILE – ab 22. März 2012 im Kino!

Ein dunkles Herrenhaus, rätselhafte Spuren, ein spannendes Abenteuer und eine ordentliche Portion Gänsehaut: In DAS HAUS DER KROKODILE, einem Thriller für und mit Kindern, begibt sich ein kleiner Junge auf die Spur eines mysteriösen Verbrechens, das viele Jahre zurückliegt. Der Gruselkrimi für kleine und große Zuschauer kommt am 22. März 2012 in die Kinos.

Familie Laroche wohnt seit kurzer Zeit in einer alten, unheimlichen Villa. Als die Eltern (THOMAS OHRNER und KATJA WEITZENBÖCK) auf Geschäftsreise gehen, ist der elfjährige Viktor (KRISTO FERKIC) mit seinen älteren Schwestern Cora (JOANNA FERKIC) und Louise (VIJESSNA FERKIC) für ein paar Tage allein zuhause. Beim Streifzug durch die alten Räume findet der Junge auf dem Boden ein kleines, ausgestopftes Krokodil, das irgendjemand aus den verstaubten Regalen genommen hat. Kurz darauf starrt Viktor mit schreckgeweiteten Augen in einen großen Spiegel: Hinter ihm huscht eine dunkle Gestalt durchs Zimmer. Ein Einbrecher? Ein Geist? Alle Fenster und Türen waren verschlossen. Viktor sucht nach einer Spur, wie der Unbekannte in die Wohnung gelangen konnte. Dabei findet er im „verbotenen Zimmer“ das Tagebuch seiner Großcousine Cäcilie. Das Mädchen ist vor vielen Jahren auf mysteriöse Weise in dem Haus ums Leben gekommen. Fasziniert blättert Viktor durch das Tagebuch und entdeckt darin rätselhafte Spuren. Viktor folgt ihnen und macht sich auf eine abenteuerliche Reise durch das alte Gemäuer. Aber die strenge Frau Debisch (GUDRUN RITTER) aus dem ersten Stock und ihr seltsamer Sohn Friedrich (CHRISTOPH MARIA HERBST) stellen sich ihm dabei immer wieder in den Weg. Und auch der zwielichtige Nachbar Strichninsky (WALDEMAR KOBUS) benimmt sich merkwürdig. Haben sie etwas mit Cäcilies Tod zu tun? Viktor spürt, dass er einem großen Geheimnis auf der Spur ist …

Die jugendlichen Hauptrollen in der Kino-Verfilmung des Jugendroman-Klassikers und der legendären TV-Serie DAS HAUS DER KROKODILE sind mit tatsächlichen Geschwistern besetzt: Kristo Ferkic (HENRY IV) als Viktor sowie Joanna und Vijessna Ferkic („Die Pfefferkörner“, „Krimi.de“) als Cora und Louise. In weiteren Hauptrollen spielen u.a. Gudrun Ritter (BOXHAGENER PLATZ), Uwe Friedrichsen („Der Alte“, u.a. Synchronstimme für Peter Falk, Donald Sutherland), Waldemar Kobus (WICKIE AUF GROSSER FAHRT) und Christoph Maria Herbst (HUI BUH – DAS SCHLOSSGESPENST). Thomas Ohrner, der in der gleichnamigen 70er-Jahre-Fernsehserie einst als kleiner Viktor zu sehen war, hat in der Kinoversion einen Gastauftritt als Vater. Mehr auch auf dashausderkrokodile.de!

Das Gewinnspiel zum Kinostart von Das Haus der Krokodile am 22.03.12:

Wer ein Verlosungspaket zum Film, bestehend aus je einem Hörspiel von EUROPA, einem Soundtrack von Ratside, einem Filmplakat und zwei Freikarten gewinnen möchte, der verlinke dieses Gewinnspiel bitte einfach an geeigneter Stelle im Internet (Facebook, Twitter, Forum, Blog…) und schreibe einen kurzen Kommentar mit Hinweis zum Link hier unter diesem Beitrag (damit wir wissen, wer gewinnen möchte).
Einsendeschluss ist der 31.03.2012

Der Trailer zum Kinostart von Das Haus der Krokodile:

Viel Glück allen Teilnehmern!

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Jessica Durlacher: Der Sohn

Jessica Durlacher: Der Sohn

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Familiendrama mit weit in die Nazizeit reichenden Wurzeln.

Saras Vater ist gestorben! Er, der doch für alle der behütende und versorgende Ehemann und Vater war! Wie konnte das geschehen?

Obwohl er bereits achtzig Jahre alt war, glauben seine Töchter und die Ehefrau Iezebel einfach noch nicht, dass er gestorben ist.

Im Zuge der Nachforschungen nach seiner Vergangenheit erfahren sie, wie er unter den Nazis der Vernichtung der Juden entging, seine Eltern aber ermordet wurden. Warum hat er nie darüber gesprochen?

Es ist das alte Thema neu komponiert: wie konnte man dem Holocaust entgehen, und wie verliefen Lebensläufe, die durch die schrecklichen Ereignisse geknickt und gebrochen wurden? Jessica Durlacher baut ihren Roman aus vielen kleinen Einzelteilen auf. Da sind die Schwestern Sara und Tara, die sich in Eifersucht und sehr unterschiedlichen Gefühlsreaktionen an einander aufreiben.

Sara hat es mit ihrem Mann Jacob, der es als Filmproduzent arbeitet, zu Wohlstand gebracht. Sie bewohnen eine große Villa in Overveen/ Holland. Inzwischen genießt Sara ihr gutes Leben, obwohl das nie ihr erstes Lebensziel war. Mitch, ihr gemeinsamer Sohn, geht mit 18 Jahren zum Studium nach Berkeley/USA. Sara trauert schon jetzt, weil sie ihn so lange nicht sehen kann. Ihre Tochter Tess ist mit ihren dreizehn Jahren noch zu jung, um zu verstehen, was die Erwachsenen umtreibt.

Zunächst ist die Geschichte in einem ganz normalen Familienalltag angesiedelt. Doch dann geschehen schreckliche Dinge: Sara fällt beim Joggen fast einer Vergewaltigung zum Opfer. Mitch besteht zum Entsetzen seiner Mutter darauf, sich bei den Marines, einer besonders hart geschulten Elitetruppe der amerikanischen Armee, einzuschreiben. Da beide Kinder des holländischen Paares in den USA geboren wurden, ist das ohne weiteres möglich.

Inzwischen passiert im Haus der Familie in Overveen ein Raubüberfall mit gravierenden Folgen für alle Beteiligten.

Hinter den Ereignissen stecken subtil verborgen Vorkommnisse der nahen europäischen Geschichte, in die auch Holländer, nicht alle aber doch einige, mit ihrem persönlichen Judenhass verwickelt waren.

Familienzusammengehörigkeit und die Liebe unter einander fügen sich in die Handlung schlüssig ein. In anrührenden Passagen weiß die Autorin über die Veränderungen der Mutterliebe zu berichten.

Zwischen Familienglück und unerwartetem Unglück pendelt das Leben der einzelnen Familienmitglieder hin und her.

Dramatisch steigert die Autorin ihren  Roman zu einem dynamischen Thriller, dessen Stränge bis in jene traurige Vergangenheit des Naziregimes und der Judenverfolgung reichen.

Jessica Durlacher fügt die einzelnen Puzzlesteinchen zu einer spannenden Handlung zusammen, deren Hintergründe durchaus der Realität entnommen sein könnten. Ein sehr zu empfehlender spannender Roman ist ihr gelungen, der historische Tatsachen zeitgemäß mit verarbeitet.

Jessica Durlacher
Der Sohn
416 Seiten, gebunden
Diogenes, Februar 2012)
ISBN-10: 3257068115
ISBN-13: 978-3257068115
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Bernhard Kegel: Ein tiefer Fall

Bernhard Kegel: Ein tiefer Fall

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Professor Hermann Pauli ist noch spät in seinem Büro im Biologiezentrum der Christian-Albrecht-Uni in Kiel, als etwas passiert. Zunächst glaubt Pauli an einen Rohrbruch. Aber dann entdeckt er auf der Etage von Franz Moebus die kaputten Aquarien. Überall sind Wasser und Glasscherben. Und mittendrin ein Toter. Pauli holt Hilfe.

Die eilig einberufene Sonderkommission, angeleitet von Kriminalhauptkommissarin Anne Detlefsen, hat also möglicherweise in einem Mordfall zu ermitteln. Hermann Pauli kann den Toten identifizieren. Es ist Dr. Moritz Barthelmess, ein Assistent von Frank Moebus. Später wird noch ein zweiter Toter gefunden. Möglicherweise hat er sich aus dem Fenster gestürzt oder ist gestoßen worden. Es ist Johannes Hilpert, der auch in der Moebus-Gruppe gearbeitet hat. Was genau passiert ist, lässt sich allerdings nicht nachvollziehen. Möglicherweise hatten die beiden einen Streit. Bei ihren Forschungsarbeiten geht es jedenfalls um die Moebus-Zellen, eine bisher unbekannte Lebensform.

Frank Moebus selbst hat sich zur Tatzeit in Brüssel aufgehalten, wo er sich unter anderem darum bemühte die Finanzierung eines wichtigen Projektes durchzusetzen, das in Zusammenhang mit den Moebus-Zellen steht.

Hermann Pauli wird von der Polizei ordentlich durch die Mangel genommen. Es ist, als würde man ihn verdächtigen. Er kann die Vorwürfe aber weitgehend entkräften.

Frank Moebus ist ein berühmter Wissenschaftler. Seine neueste Entdeckung ist spektakulär. Seltsamerweise dringt aber nicht viel von seiner Forschungsarbeit nach draußen. Er scheint niemanden Anteil daran nehmen lassen zu wollen. Der Autor erzählt, wie Paulis Interesse geweckt wird. Pauli merkt, dass vieles im Institut an ihm vorbeigegangen ist, weil er zu beschäftigt mit seiner eigenen Arbeit war. Er beginnt nachzuforschen und deckt Ungereimtheiten in Moebus‘ wissenschaftlicher Arbeit auf. Es ist ein Unding.

Parallel dazu werden die Ermittlungsarbeiten der Polizei dargestellt. Anne Detlefsen weiß allerdings nicht so recht, wo sie ansetzen soll. Sie kann sich die Vorkommnisse nicht erklären. Zwar gibt es Hinweise auf eine dritte Person am Tatort und auch die Meinung eines Ermittlers, der glaubt, dass es Moebus gewesen sein könnte. Doch erstens hat dieser ein Alibi und zweitens kann man einen berühmten Wissenschaftler einem Verdacht öffentlich nicht so einfach aussetzen. Dieser Zwiespalt wird sehr ausführlich dargestellt. Der Fall muss schließlich auf etwas fadenscheinige Art und Weise abgeschlossen werden, obwohl klar ist, dass die Polizei längst nicht alle Einzelheiten kennt. Detlefsen bleibt dennoch weiter aufmerksam und agiert weiter aus dem Hintergrund heraus.

Es ist spannend zu lesen, wie zwischen Pauli und Detlefsen nach und nach eine Beziehung entsteht. Pauli mit seinem Wissen und Detlefsen mit ihren kriminalistischen Möglichkeiten könnten den Fall doch noch vollständig zum Abschluss bringen.
Allerdings stürzt das Pauli, als ihm das Ausmaß der Sache bewusst wird, in einen Gewissenskonflikt. An dieser Stelle wird das Buch, das zwischendurch schon einige Längen hat, hochdramatisch. Was Moebus im Namen der Wissenschaft tut, ist ein Skandal. Aber wie geht man damit um?
Auch wenn diese Geschichte erfunden ist, bringt diese doch sehr zum Nachdenken.

Rezensionen von Heike Rau

Bernhard Kegel
Ein tiefer Fall
Mareverlag, Hamburg
ISBN-10: 3866481659
ISBN-13: 978-3866481657
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