1. Kapitel für neues Projekt

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Anonym

Gast
1
Die Sonne stieg als großer, roter Ball am Horizont aus dem Meer und verwandelte das Wasser scheinbar in glühende Lava. Während der Feuerball höher kletterte, erschien die Wasseroberfläche als funkelndes, goldenes Fließ und spiegelte den blauen Himmel wieder. Ein kleines, silbergraues Flugzeug durchschnitt mit dem Krach der zwei turbogetriebenen Propeller die romantische Stille und jagte, sich nur knapp, über die sich kräuselnden Wellen.
„Chris, ich hoffe wir werden auf diese Weise nicht vom Radar der Flugüberwachung erfasst“, sagte ein kleiner, dicker Mann der sich den Schweiß, der sich auf seiner Stirn und im Nacken gebildet hatte, mit einem Taschentuch abwischte.
„Nur keine Sorge Mister Mayers, meine Männer wissen was sie tun“, antwortete der Angesprochene und grinste seinen Gegenüber an.
„Ist auf den Piloten wirklich verlass? Bist du sicher?“, fragte eine großgewachsene braunhaarige Frau mit strenger Miene, „Ich mein ja nur ... weil er direkt auf den Küstenstreifen dort drüben links zuhält, wir doch aber eigentlich in die andere Richtung wollen. Oder sehe ich das falsch?“, dabei schaute sie aus dem Fenster der kleinen Maschine und zeigte schräg nach vorn. Chris traute seinen Augen nicht und lief vor Wut rot an.
„Das kann doch nicht wahr sein“, fluchte er. „Ich kümmere mich sofort darum.“
Schnell stand der Mann auf. An seinem Rücken zeichnete sich die Kontur des Griffes einer Waffe unter dem Jackett ab, die er im Hosenbund stecken hatte. Leicht gebeugt lief er nach vorn zu den beiden Piloten.
„Jim, kannst du mir sagen wo du hin willst? Das ist nicht der richtige Kurs. Unsere Geschäftspartner wollen wo anders hin“, sagte der Mann, durch dessen Antlitz sich eine breite Narbe zog, zu dem Flugkapitän, der die Maschine steuerte.
„Das stimmt Mister Anderson“, gab der sommersprossige, rothaarige Mann grinsend zu. „Ihr habt mich als Piloten angeheuert, aber nicht als Massenmörder. Da spiele ich nicht weiter mit. Ich werde die Maschine auf dem Flughafen in Hurghada landen und auspacken. Mir ist das alles zu heiß geworden.“ Im selben Moment zog er das Flugzeug mit heulenden Turbinen nach oben, um vom Radar der Flugsicherheit und der Küstenwache erfasst zu werden. Chris Anderson reagierte sofort. Er zog seine Waffe, richtete sie auf den Kopf des Piloten und schrie im selben Moment den Copiloten an.
„Bob übernehmen sie die Maschine und bringen sie uns augenblicklich zurück unters Radar und auf den richtigen Kurs!“, dann drückte er ab. Ein Knall hallte lautstark durch die Passagierkabine. Jim, der Pilot, kippte vornüber und vor ihm spritzte das Blut auf die Frontscheibe.
Im letzten Reflex schob er das Steuer nach vorn. Das Flugzeug reagierte in Sekundenbruchteilen und senkte seine Nase, noch bevor der zweite Pilot die Steuerung übernehmen und den Flieger abfangen konnte. Die Maschine sauste im steilen Sturzflug nach unten und schlug wenig später auf der Wasseroberfläche auf. Mit gierigen Händen griffen die Wellen nach der Piper und zogen sie weiter nach unten. Das kleine Flugzeug versank in Sekundenschnelle in den Tiefen des Meeres, als wäre es nie da gewesen. Nur das Rauschen der Wellen und das Kreischen der Möwen durchbrachen die Stille.
 



 
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