Genton saß in seinem Zelt und beugte sich über ein Pergament, das auf dem kleinen Tisch vor ihm ausgebreitet war. Die Steuereinnahmen waren in diesem Jahresviertel zurückgegangen. Außerdem hatte vor ein paar Stunden die Narbe über seinem erblindeten linken Auge zu jucken begonnen. Ein untrügliches Zeichen für Ärger, wie Genton aus Erfahrung wusste.
Als außerhalb des Zeltes Rufe laut wurden, erhob er sich zu seiner vollen Größe von knapp zwei Metern und fuhr sich instinktiv mit der Hand über den kahlen Schädel. Er hatte breite Schultern und trug den ledernen Brustpanzer mit den Insignien eines Gardeoffiziers.
Die Zeltplane wurde zur Seite geschlagen und einer seiner Unteroffiziere trat ein.
„Was ist da draußen los, Laront?“, erkundigte sich Genton unwirsch.
„Wir haben einen Mann aufgegriffen, der versucht hat, den Gefangenen zu befreien, Hauptmann.“ Laront hatte Haltung angenommen.
Der Hauptmann kniff das gesunde Auge zusammen.
„Schafft ihn herein!“, befahl er barsch und baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor dem kleinen Tisch auf.
Laront steckte den Kopf zum Zelt hinaus und kurze Zeit später führten zwei Gardisten einen Mann herein. Der Fremde war klein und schmächtig, in mittleren Jahren und hatte schütteres braunes Haar. Sein schmales Gesicht wurde von einer scharf hervor springenden Nase beherrscht, unter der zwei volle, fast sinnliche Lippen einen etwas feminin wirkenden Mund bildeten. Die Augen waren aufmerksam und intelligent, standen aber etwas nah beieinander. Seine fremdartige Kleidung bestand aus einer grauen Weste, einem dünnen, hellen Hemd und einer blauen Hose, alles aus undefinierbarem Material. Genton erinnerte sich, dass der Gefangene Kleidung aus ähnlichem Material trug. Und bei diesem Gefangenen hatte er einen Ring des Alten Geschlechts gefunden!
„Habt ihr ihn durchsucht?“, erkundigte sich Genton.
„Ja, Hauptmann, er hatte nichts bei sich nicht einmal eine Waffe.“ Laront schüttelte mit einem ungläubigen Grinsen den Kopf.
Genton musterte den Fremden.
„Wer bist du?“, fragte er dann mit gefährlich ruhiger Stimme.
„Bilbo Beutlin“, antwortete der Fremde.
Wieder so ein merkwürdiger Billigname. Genton schüttelte den Kopf.
„Wer ich bin, weißt du sicher?“ Das war keine Frage, eher eine Feststellung und der Fremde nickte auch. „Dann weißt du auch, was du zu erwarten hast.“
Der Fremde schwieg, aber man sah ihm an, dass er sich nicht sehr wohl fühlte in seiner Haut. Genton trat näher an ihn heran und musterte ihn von oben herab.
„Was wolltest du von dem Gefangenen?“
Der kleine Mann schaute zu ihm auf.
„Ich fühlte mich einsam und wollte mich mit jemandem unterhalten“, antwortete er dann. Genton trat einen Schritt zurück und schlug ihm mit dem Rücken der flachen Hand ins Gesicht.
„Ich bin nicht unbedingt für meinen Sinn für Humor bekannt!“ Seine Stimme war weiterhin gefährlich ruhig.
„Das habe ich befürchtet“, nuschelte der Fremde, dessen rechte Wange sich gerötet hatte.
„Also, zum letzten Mal: was wolltest du von dem Gefangenen?“ Gentons Stimme wurde schärfer.
„Ich dachte, ich kenne den Mann. Ich habe ihn heute Nachmittag in Torfing gesehen. Aber ich habe mich getäuscht.“
Genton schaute ihn einen Moment lang nachdenklich an und nickte langsam.
„Du dachtest also, dass du ihn kennst, hä?“ Sein Auge heftete sich am Gesicht des Fremden fest.
„Stimmt, das dachte ich“, behauptete der Fremde und reckte Genton keck seine lange Nase entgegen.
„Hm ... und wo dachtest du, hast du ihn schon gesehen?“
„Im ... im Süden, an der Küste.“
„An der Küste, soso ... und wo da? Etwa in Schornar? Oder vielleicht in Reinhaven?“
„Schornar, ich glaube es war in Schornar ... aber wie gesagt: Er ist es nicht!“
„Du kommst also aus Schornar?“ Genton wartete die Antwort des Fremden gar nicht ab. „Du bist nie in Schornar gewesen!“, brüllte er den kleinen Mann an, der erschrocken zurück zuckte. „Auch nicht in Reinhaven oder sonst wo! Du kommst aus einer anderen Welt und du lügst verdammt schlecht!“
„Naja, vielleicht war’s auch in Michelbinge“, murmelte ‚Beutlin’ kleinlaut.
„Wo hast du deinen Ring versteckt?“, erkundigte sich Genton, ohne auf die Worte seines Gefangenen zu achten, und näherte sich dem Gesicht des Fremden bis auf ein paar Zentimeter.
„Ich trage keinen Schmuck“, behauptete der und versuchte, das Gesicht wegzudrehen. „Mit Ringen hat man nur Ärger. Fragen Sie meinen Neffen Frodo.“
„Du wirst schon reden, wenn dich Verline befragt, nachdem du ein paar Wochen in den Kerkern der Feste verbracht hast – falls du das überlebst.“ Er grinste freudlos. „Schafft ihn raus und fesselt ihn. Und seht euch draußen um, ob sich noch andere hier herumtreiben, vielleicht dieser Frodo! Ich habe keine Lust, Reas Fei zu erklären, warum uns zwei der Angekündigten entkommen sind, nachdem wir sie schon in unserem Gewahrsam hatten!“
Die Gardisten schleiften den Fremden hinaus. Genton stand noch einen Moment nachdenklich in seinem Zelt, bevor er sich wieder seinen Papieren zuwandte. Sein juckendes Auge hatte ihn wieder einmal nicht getrogen. Es würde Ärger geben, verdammt großen Ärger sogar!
Als außerhalb des Zeltes Rufe laut wurden, erhob er sich zu seiner vollen Größe von knapp zwei Metern und fuhr sich instinktiv mit der Hand über den kahlen Schädel. Er hatte breite Schultern und trug den ledernen Brustpanzer mit den Insignien eines Gardeoffiziers.
Die Zeltplane wurde zur Seite geschlagen und einer seiner Unteroffiziere trat ein.
„Was ist da draußen los, Laront?“, erkundigte sich Genton unwirsch.
„Wir haben einen Mann aufgegriffen, der versucht hat, den Gefangenen zu befreien, Hauptmann.“ Laront hatte Haltung angenommen.
Der Hauptmann kniff das gesunde Auge zusammen.
„Schafft ihn herein!“, befahl er barsch und baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor dem kleinen Tisch auf.
Laront steckte den Kopf zum Zelt hinaus und kurze Zeit später führten zwei Gardisten einen Mann herein. Der Fremde war klein und schmächtig, in mittleren Jahren und hatte schütteres braunes Haar. Sein schmales Gesicht wurde von einer scharf hervor springenden Nase beherrscht, unter der zwei volle, fast sinnliche Lippen einen etwas feminin wirkenden Mund bildeten. Die Augen waren aufmerksam und intelligent, standen aber etwas nah beieinander. Seine fremdartige Kleidung bestand aus einer grauen Weste, einem dünnen, hellen Hemd und einer blauen Hose, alles aus undefinierbarem Material. Genton erinnerte sich, dass der Gefangene Kleidung aus ähnlichem Material trug. Und bei diesem Gefangenen hatte er einen Ring des Alten Geschlechts gefunden!
„Habt ihr ihn durchsucht?“, erkundigte sich Genton.
„Ja, Hauptmann, er hatte nichts bei sich nicht einmal eine Waffe.“ Laront schüttelte mit einem ungläubigen Grinsen den Kopf.
Genton musterte den Fremden.
„Wer bist du?“, fragte er dann mit gefährlich ruhiger Stimme.
„Bilbo Beutlin“, antwortete der Fremde.
Wieder so ein merkwürdiger Billigname. Genton schüttelte den Kopf.
„Wer ich bin, weißt du sicher?“ Das war keine Frage, eher eine Feststellung und der Fremde nickte auch. „Dann weißt du auch, was du zu erwarten hast.“
Der Fremde schwieg, aber man sah ihm an, dass er sich nicht sehr wohl fühlte in seiner Haut. Genton trat näher an ihn heran und musterte ihn von oben herab.
„Was wolltest du von dem Gefangenen?“
Der kleine Mann schaute zu ihm auf.
„Ich fühlte mich einsam und wollte mich mit jemandem unterhalten“, antwortete er dann. Genton trat einen Schritt zurück und schlug ihm mit dem Rücken der flachen Hand ins Gesicht.
„Ich bin nicht unbedingt für meinen Sinn für Humor bekannt!“ Seine Stimme war weiterhin gefährlich ruhig.
„Das habe ich befürchtet“, nuschelte der Fremde, dessen rechte Wange sich gerötet hatte.
„Also, zum letzten Mal: was wolltest du von dem Gefangenen?“ Gentons Stimme wurde schärfer.
„Ich dachte, ich kenne den Mann. Ich habe ihn heute Nachmittag in Torfing gesehen. Aber ich habe mich getäuscht.“
Genton schaute ihn einen Moment lang nachdenklich an und nickte langsam.
„Du dachtest also, dass du ihn kennst, hä?“ Sein Auge heftete sich am Gesicht des Fremden fest.
„Stimmt, das dachte ich“, behauptete der Fremde und reckte Genton keck seine lange Nase entgegen.
„Hm ... und wo dachtest du, hast du ihn schon gesehen?“
„Im ... im Süden, an der Küste.“
„An der Küste, soso ... und wo da? Etwa in Schornar? Oder vielleicht in Reinhaven?“
„Schornar, ich glaube es war in Schornar ... aber wie gesagt: Er ist es nicht!“
„Du kommst also aus Schornar?“ Genton wartete die Antwort des Fremden gar nicht ab. „Du bist nie in Schornar gewesen!“, brüllte er den kleinen Mann an, der erschrocken zurück zuckte. „Auch nicht in Reinhaven oder sonst wo! Du kommst aus einer anderen Welt und du lügst verdammt schlecht!“
„Naja, vielleicht war’s auch in Michelbinge“, murmelte ‚Beutlin’ kleinlaut.
„Wo hast du deinen Ring versteckt?“, erkundigte sich Genton, ohne auf die Worte seines Gefangenen zu achten, und näherte sich dem Gesicht des Fremden bis auf ein paar Zentimeter.
„Ich trage keinen Schmuck“, behauptete der und versuchte, das Gesicht wegzudrehen. „Mit Ringen hat man nur Ärger. Fragen Sie meinen Neffen Frodo.“
„Du wirst schon reden, wenn dich Verline befragt, nachdem du ein paar Wochen in den Kerkern der Feste verbracht hast – falls du das überlebst.“ Er grinste freudlos. „Schafft ihn raus und fesselt ihn. Und seht euch draußen um, ob sich noch andere hier herumtreiben, vielleicht dieser Frodo! Ich habe keine Lust, Reas Fei zu erklären, warum uns zwei der Angekündigten entkommen sind, nachdem wir sie schon in unserem Gewahrsam hatten!“
Die Gardisten schleiften den Fremden hinaus. Genton stand noch einen Moment nachdenklich in seinem Zelt, bevor er sich wieder seinen Papieren zuwandte. Sein juckendes Auge hatte ihn wieder einmal nicht getrogen. Es würde Ärger geben, verdammt großen Ärger sogar!