Christian besaß nun 4 Schätze aus der Truhe: Das Fernrohr, das Fotoalbum, ein Märchenbuch und eine Spieluhr. Aber noch kein einziges Mal war er mit dem großen Planwagen gefahren. Sehnsüchtig winkte er hinter jeder Kutsche her, die in die Heidelandschaft verschwand. An einem strahlenden Sonntag hatte Henning wieder einmal 18 Gäste durch die Gegend kutschiert. Sie saßen nun in der Gaststube, aßen Schinken und Butterkuchen, tranken Bier und Kaffee und erzählten sich Witze. Der Großvater saß mitten unter ihnen und verstänkerte mit seiner Pfeife den ganzen Raum. Plötzlich rief Henning: „Leute, wir müssen los, der Zug wartet nicht.“
Birgit stieß Christian an: „Frag, ob wir mit dürfen. Oder traust du dich nicht?"
"Natürlich“, brummte Christian und ging zu Henning. „Nimmst du uns mit, die Birgit und mich?"
„Meinetwegen, aber frag erst noch deinen Großvater!" entgegnete Henning. Der Großvater runzelte die Brauen, strich sich über den Bart und sagte dann: „Zum Bahnhof und zurück, das geht in Ordnung, nur zu mein Junge!"
Christian hätte am liebsten einen Luftsprung gemacht. Freudestrahlend hastete er zum Planwagen. Die Gäste saßen schon auf ihren Plätzen und Henning trommelte ungeduldig mit den Fingern auf sein Bein.
„Wir dürfen!" rief Christian und kletterte flink neben Henning auf den Kutschbock. Birgit saß schon auf der anderen Seite. Henning zog die Zügel an, schnalzte mit der Peitsche in die Luft und rief den Pferden zu: "Los, Jungs!" Gehorsam setzten sich Tam und Ben in Bewegung, trabten immer schneller. Die Leute im Planwagen lachten und sangen. Die Fahrt dauerte nicht lang. Der Zug fuhr schon im Bahnhof ein. Die Gäste sprangen eilig vom Wagen und mit den Gästen verschwand auch Hennings Munterkeit. Er seufzte erleichtert auf und lenkte die Pferde schweigend zum Gasthof zurück. Der Großvater hatte schon das große Tor vom Nebengebäude geöffnet, und ohne anzuhalten zogen die Tiere den Wagen hinein. Henning spannte die Pferde aus und führte sie an einer langen Leine zur Hintertür hinaus. Er schwang sich auf sein Fahrrad, das an der Scheune lehnte und bat: „Kinder, macht mir das Gatter auf, ich muss die Pferde auf die hintere Koppel bringen!"
Birgit und Christian öffneten gemeinsam das Holztor. Während Henning vom Fahrrad aus die Pferde lenkte, rief er: „Schließt das Gatter und macht das nächste auf!“ Sie liefen über vier große Wiesen, öffneten und schlossen fünf Holzgatter bis sie endlich zur Pferdeweide kamen. Henning stieg vom Fahrrad und entfernte die Leine. Dann rief er: "Los Jungs, jetzt ist Feierabend", und die Pferde galoppierten davon. Nun schob Henning das Rad über die Koppel, öffnete und schloss das letzte Tor. Henning schwang sich wieder auf sein Fahrrad und ohne sich nach den Kindern umzudrehen, radelte er weiter.
„Wo fährt er wohl hin?" fragte Christian.
„Wahrscheinlich ins nächste Dorf, komm wir laufen zurück“, sagte Birgit. Sie rannten über die Weide, kletterten über das Gatter, überquerten die nächste Wiese und standen auf einmal vor zwei Toren. Birgit deutete auf das linke und sagte: "Hier geht es lang.“ Christian schüttelte zweifelnd den Kopf. Aber Birgit war schon auf der anderen Seite und rief: „Ich kenne mich aus.“
Diese Weide war sumpfig und feucht und auf der anderen Seite befand sich kein Gatter mehr, nur noch ein breiter Graben.
„Zieh bloß keinen Flunsch“, mahnte Birgit, „da müssen wir drüber." Sie schob sich unterm Stacheldraht durch, holte tief Luft und sprang auf die andere Seite. Ein paar Kühe lagen unter Bäumen, kauten und beobachteten die Kinder. Christian schluckte schwer, noch nie war er über so einen breiten Graben gehopst, und Anlauf nehmen konnte er auch nicht. Er quetschte sich unterm Stachelzaun durch und starrte in den Abgrund. „Spring doch endlich, das schaffst du schon“, ermunterte ihn Birgit. Christian schloss die Augen, atmete tief ein, sprang und landete direkt neben seiner Freundin.
„Dafür, dass du aus der Stadt kommst, bist du doch sehr mutig“, lobte sie. Erst schlenderten sie gemächlich über die Kuhweide, aber plötzlich drängte Birgit: „Wir müssen ins beeilen, wenn es dunkel wird, steigen die Moorhexen auf.“
„Moorhexen? Die gibt es doch nur im Märchen“, sagte Christian und wunderte sich, warum seine Stimme so schrill klang. „Du hast doch sicher noch keine gesehen, oder?" fügte er hinzu.
„Nein, die hat noch niemand gesehen, aber die Dampfgeister! Die steigen auch am Abend auf und legen sich wie Nebelschwaden um die Hexen. Sie hüllen Bäume und Tiere ein, jagen die Menschen ins Moor und verschlingen sie dort. Das hat meine Tante erzählt!“
„Ich kenne keine Dampfgeister“, keuchte Christian, „nur Dampfnudeln! Die kannst du essen!“
„Quatsch“, sagte Birgit kurz. Sie liefen auf den Sandweg zu, der im Dämmerlicht wie helle Asche glänzte. Ganz in der Nähe knallten Peitschenhiebe und ein seltsames Pfeifen erschreckte die Kinder. "Hörst du, sie sind schon unterwegs!“ flüsterte Birgit. Unheimlich schwarz stand vor ihnen ein Wacholderstrauch und daneben blinkte ein rotes Licht. Christian erkannte seine Freundin nicht wieder. Bleich und zitternd starrte sie dem Lichtschein entgegen. Sie murmelte tonlos: „Jetzt ist es aus, ganz aus, sie haben uns entdeckt!"
Die Kinder klammerten sich aneinander und erwarteten jeden Augenblick, dass die Geister und Hexen sie verschlangen. Da rief eine vertraute Stimme: „Wenn ihr noch weiter wandert, landet ihr im Moor. Das ist keine Gegend für zwei so nette Kinder!“
„Hille!“ schrie Birgit. Sie riss sich von Christian los und stürzte sich auf die große Freundin. Hille war mit dem Fahrrad unterwegs und noch nie hatte sich Christian so sehr über ihr Kommen gefreut, wie gerade eben. Birgits Geschichte hatte ihn doch mehr erschreckt als er zugeben wollte. Birgit erzählte nun auch Hille von den Hexen und Geistern. Doch sie lachte laut und sagte: „Birgit Schulze, Birgit Schulze, du schmökerst zu viel in Märchenbüchern!“
„Nein, nein“, verteidigte nun Christian die Freundin. "Ich habe auch Peitschen schnalzen und seltsame Pfiffe gehört!"
Hille sagte: „Diese Geräusche haben schon manche Leute erschreckt. Doch sie kommen nicht von Geistern oder Hexen, sondern von einem kleinen Vogel der Ziegenmelker heißt. Er lebt im Sommer hier in der Heide. Jetzt müssen wir aber schleunigst nach Hause!“ Christian setzte sich auf den Gepäckträger, Birgit schwang sich auf den Lenker und so machte sich Hille mit den beiden auf den Heimweg. Der Mond, der nun Gräben und Weiden in ein freundliches Licht tauchte, begleitete sie.
Birgits Mutter wartete schon an der Haustür. Hille legte ihre Hand auf Frau Schulzes Arm und sagte: „Tut mir leid, dass unser Ausflug solange gedauert hat, der Heimweg war ein wenig mühselig!"
Birgit lächelte sie dankbar an. Hille winkte den beiden zu und fuhr weiter. Nach einer Weile sagte Christian: "Du hast doch eben ein wenig geschwindelt!“
„Ja“, sagte Hille, „wenn ich dadurch Birgit eine Ohrfeige und Hausarrest erspart habe, so tut es mir nicht leid. Du wirst doch nicht petzen, oder?“
„Nein, niemals“, sagte Christian fest. Sie waren nun bei der Wirtschaft und Christian sprang vom Rad. Er streckte Hille die Hand entgegen und sagte: „Mein Papa hat gesagt, du bist ein feiner Kerl, jetzt weiß ich, was er damit gemeint hat!"
„Na, was denn?" fragte Hille und schüttelte kräftig seine Hand.
„Freunde darf man nicht im Stich lassen und du bist Birgits beste Freundin!"
„Und du? Was wirst du dem Großvater sagen?“
„Um mich brauchst du dich nicht zu sorgen. Ich werde dem Großvater alles erzählen, gleich nachher, wenn ich im Bett liege. Er hört nämlich so gern Geschichten. Und über die Moorhexen und Dampfgeister wird er sich bestimmt sehr freuen!“
Bisher kannte Christian seinen Großvater nur leise lächelnd und mit ernster Miene. Doch als er ihm von seinem Erlebnis mit Birgit berichtete, lachte der Großvater laut heraus. "Ja, ja, von den Moorhexen gibt es viele Geschichten.“
„Erzähl doch mal“, bat Christian und der Großvater antwortete: „Du weißt ja, ich bin kein Geschichtenerzähler. Aber ich kann mich erinnern, dass meine Schwester sagte, in der Nacht würden die Hexen tanzen und dabei schreien. Wenn sie dann mit dem Besen durch die Luft reiten, könnte jeder das Rascheln und Rauschen ihrer Hexenröcke hören. Aber weißt du, das Schreien kommt von den Käuzchen und den Eulen.“
„Und dem Ziegenmelker“, ergänzte Christian. „Woher kommt das Rauschen?"
"Das kommt vom Wind, vielleicht auch noch vom Flügelschlag der Nachtvögel. Morgen gebe ich dir aus meinem Büro ein Buch über diese Gegend. Vielleicht sind da auch Dampfgeister und Moorhexen Geschichten drin.“
„Au, fein“, rief Christian. Dann aber bat der Großvater, Christian möge nicht mehr allein mit Birgit über die Weiden gehen. Kühe können auch gefährlich werden, schnell aufspringen und Menschen verletzen. Hennig solle gefälligst die Tore selber auf und zu machen, das sei seine Arbeit. „Klar“? fragte der Großvater. Christian nickte ernsthaft, danach sprang er noch einmal mit Großvaters Hilfe vom Bett auf die Truhe und zurück und legte sich zufrieden unter seine Decke.
*
Birgit stieß Christian an: „Frag, ob wir mit dürfen. Oder traust du dich nicht?"
"Natürlich“, brummte Christian und ging zu Henning. „Nimmst du uns mit, die Birgit und mich?"
„Meinetwegen, aber frag erst noch deinen Großvater!" entgegnete Henning. Der Großvater runzelte die Brauen, strich sich über den Bart und sagte dann: „Zum Bahnhof und zurück, das geht in Ordnung, nur zu mein Junge!"
Christian hätte am liebsten einen Luftsprung gemacht. Freudestrahlend hastete er zum Planwagen. Die Gäste saßen schon auf ihren Plätzen und Henning trommelte ungeduldig mit den Fingern auf sein Bein.
„Wir dürfen!" rief Christian und kletterte flink neben Henning auf den Kutschbock. Birgit saß schon auf der anderen Seite. Henning zog die Zügel an, schnalzte mit der Peitsche in die Luft und rief den Pferden zu: "Los, Jungs!" Gehorsam setzten sich Tam und Ben in Bewegung, trabten immer schneller. Die Leute im Planwagen lachten und sangen. Die Fahrt dauerte nicht lang. Der Zug fuhr schon im Bahnhof ein. Die Gäste sprangen eilig vom Wagen und mit den Gästen verschwand auch Hennings Munterkeit. Er seufzte erleichtert auf und lenkte die Pferde schweigend zum Gasthof zurück. Der Großvater hatte schon das große Tor vom Nebengebäude geöffnet, und ohne anzuhalten zogen die Tiere den Wagen hinein. Henning spannte die Pferde aus und führte sie an einer langen Leine zur Hintertür hinaus. Er schwang sich auf sein Fahrrad, das an der Scheune lehnte und bat: „Kinder, macht mir das Gatter auf, ich muss die Pferde auf die hintere Koppel bringen!"
Birgit und Christian öffneten gemeinsam das Holztor. Während Henning vom Fahrrad aus die Pferde lenkte, rief er: „Schließt das Gatter und macht das nächste auf!“ Sie liefen über vier große Wiesen, öffneten und schlossen fünf Holzgatter bis sie endlich zur Pferdeweide kamen. Henning stieg vom Fahrrad und entfernte die Leine. Dann rief er: "Los Jungs, jetzt ist Feierabend", und die Pferde galoppierten davon. Nun schob Henning das Rad über die Koppel, öffnete und schloss das letzte Tor. Henning schwang sich wieder auf sein Fahrrad und ohne sich nach den Kindern umzudrehen, radelte er weiter.
„Wo fährt er wohl hin?" fragte Christian.
„Wahrscheinlich ins nächste Dorf, komm wir laufen zurück“, sagte Birgit. Sie rannten über die Weide, kletterten über das Gatter, überquerten die nächste Wiese und standen auf einmal vor zwei Toren. Birgit deutete auf das linke und sagte: "Hier geht es lang.“ Christian schüttelte zweifelnd den Kopf. Aber Birgit war schon auf der anderen Seite und rief: „Ich kenne mich aus.“
Diese Weide war sumpfig und feucht und auf der anderen Seite befand sich kein Gatter mehr, nur noch ein breiter Graben.
„Zieh bloß keinen Flunsch“, mahnte Birgit, „da müssen wir drüber." Sie schob sich unterm Stacheldraht durch, holte tief Luft und sprang auf die andere Seite. Ein paar Kühe lagen unter Bäumen, kauten und beobachteten die Kinder. Christian schluckte schwer, noch nie war er über so einen breiten Graben gehopst, und Anlauf nehmen konnte er auch nicht. Er quetschte sich unterm Stachelzaun durch und starrte in den Abgrund. „Spring doch endlich, das schaffst du schon“, ermunterte ihn Birgit. Christian schloss die Augen, atmete tief ein, sprang und landete direkt neben seiner Freundin.
„Dafür, dass du aus der Stadt kommst, bist du doch sehr mutig“, lobte sie. Erst schlenderten sie gemächlich über die Kuhweide, aber plötzlich drängte Birgit: „Wir müssen ins beeilen, wenn es dunkel wird, steigen die Moorhexen auf.“
„Moorhexen? Die gibt es doch nur im Märchen“, sagte Christian und wunderte sich, warum seine Stimme so schrill klang. „Du hast doch sicher noch keine gesehen, oder?" fügte er hinzu.
„Nein, die hat noch niemand gesehen, aber die Dampfgeister! Die steigen auch am Abend auf und legen sich wie Nebelschwaden um die Hexen. Sie hüllen Bäume und Tiere ein, jagen die Menschen ins Moor und verschlingen sie dort. Das hat meine Tante erzählt!“
„Ich kenne keine Dampfgeister“, keuchte Christian, „nur Dampfnudeln! Die kannst du essen!“
„Quatsch“, sagte Birgit kurz. Sie liefen auf den Sandweg zu, der im Dämmerlicht wie helle Asche glänzte. Ganz in der Nähe knallten Peitschenhiebe und ein seltsames Pfeifen erschreckte die Kinder. "Hörst du, sie sind schon unterwegs!“ flüsterte Birgit. Unheimlich schwarz stand vor ihnen ein Wacholderstrauch und daneben blinkte ein rotes Licht. Christian erkannte seine Freundin nicht wieder. Bleich und zitternd starrte sie dem Lichtschein entgegen. Sie murmelte tonlos: „Jetzt ist es aus, ganz aus, sie haben uns entdeckt!"
Die Kinder klammerten sich aneinander und erwarteten jeden Augenblick, dass die Geister und Hexen sie verschlangen. Da rief eine vertraute Stimme: „Wenn ihr noch weiter wandert, landet ihr im Moor. Das ist keine Gegend für zwei so nette Kinder!“
„Hille!“ schrie Birgit. Sie riss sich von Christian los und stürzte sich auf die große Freundin. Hille war mit dem Fahrrad unterwegs und noch nie hatte sich Christian so sehr über ihr Kommen gefreut, wie gerade eben. Birgits Geschichte hatte ihn doch mehr erschreckt als er zugeben wollte. Birgit erzählte nun auch Hille von den Hexen und Geistern. Doch sie lachte laut und sagte: „Birgit Schulze, Birgit Schulze, du schmökerst zu viel in Märchenbüchern!“
„Nein, nein“, verteidigte nun Christian die Freundin. "Ich habe auch Peitschen schnalzen und seltsame Pfiffe gehört!"
Hille sagte: „Diese Geräusche haben schon manche Leute erschreckt. Doch sie kommen nicht von Geistern oder Hexen, sondern von einem kleinen Vogel der Ziegenmelker heißt. Er lebt im Sommer hier in der Heide. Jetzt müssen wir aber schleunigst nach Hause!“ Christian setzte sich auf den Gepäckträger, Birgit schwang sich auf den Lenker und so machte sich Hille mit den beiden auf den Heimweg. Der Mond, der nun Gräben und Weiden in ein freundliches Licht tauchte, begleitete sie.
Birgits Mutter wartete schon an der Haustür. Hille legte ihre Hand auf Frau Schulzes Arm und sagte: „Tut mir leid, dass unser Ausflug solange gedauert hat, der Heimweg war ein wenig mühselig!"
Birgit lächelte sie dankbar an. Hille winkte den beiden zu und fuhr weiter. Nach einer Weile sagte Christian: "Du hast doch eben ein wenig geschwindelt!“
„Ja“, sagte Hille, „wenn ich dadurch Birgit eine Ohrfeige und Hausarrest erspart habe, so tut es mir nicht leid. Du wirst doch nicht petzen, oder?“
„Nein, niemals“, sagte Christian fest. Sie waren nun bei der Wirtschaft und Christian sprang vom Rad. Er streckte Hille die Hand entgegen und sagte: „Mein Papa hat gesagt, du bist ein feiner Kerl, jetzt weiß ich, was er damit gemeint hat!"
„Na, was denn?" fragte Hille und schüttelte kräftig seine Hand.
„Freunde darf man nicht im Stich lassen und du bist Birgits beste Freundin!"
„Und du? Was wirst du dem Großvater sagen?“
„Um mich brauchst du dich nicht zu sorgen. Ich werde dem Großvater alles erzählen, gleich nachher, wenn ich im Bett liege. Er hört nämlich so gern Geschichten. Und über die Moorhexen und Dampfgeister wird er sich bestimmt sehr freuen!“
Bisher kannte Christian seinen Großvater nur leise lächelnd und mit ernster Miene. Doch als er ihm von seinem Erlebnis mit Birgit berichtete, lachte der Großvater laut heraus. "Ja, ja, von den Moorhexen gibt es viele Geschichten.“
„Erzähl doch mal“, bat Christian und der Großvater antwortete: „Du weißt ja, ich bin kein Geschichtenerzähler. Aber ich kann mich erinnern, dass meine Schwester sagte, in der Nacht würden die Hexen tanzen und dabei schreien. Wenn sie dann mit dem Besen durch die Luft reiten, könnte jeder das Rascheln und Rauschen ihrer Hexenröcke hören. Aber weißt du, das Schreien kommt von den Käuzchen und den Eulen.“
„Und dem Ziegenmelker“, ergänzte Christian. „Woher kommt das Rauschen?"
"Das kommt vom Wind, vielleicht auch noch vom Flügelschlag der Nachtvögel. Morgen gebe ich dir aus meinem Büro ein Buch über diese Gegend. Vielleicht sind da auch Dampfgeister und Moorhexen Geschichten drin.“
„Au, fein“, rief Christian. Dann aber bat der Großvater, Christian möge nicht mehr allein mit Birgit über die Weiden gehen. Kühe können auch gefährlich werden, schnell aufspringen und Menschen verletzen. Hennig solle gefälligst die Tore selber auf und zu machen, das sei seine Arbeit. „Klar“? fragte der Großvater. Christian nickte ernsthaft, danach sprang er noch einmal mit Großvaters Hilfe vom Bett auf die Truhe und zurück und legte sich zufrieden unter seine Decke.
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