Die erste Begegnung
An einem strahlend hellen Maitag fuhren Michael und Nele mit ihrer Mutter zum Zahnarzt und verpassten dadurch den Einzug der neuen Nachbarn. Als sie gegen Abend nach Hause kamen, hingen wieder Gardinen an den Fenstern des Forsthauses. David und Florian warteten im Hof auf Michael und Nele.
„Die Neuen sind eingezogen“, berichtete David aufgeregt.
Florian ergänzte: „Sind Kinder dabei!“
„Ob wir die heute noch kennen lernen?" fragte Nele. Sie gingen zum Zaun, lauschten und starrten in den Nachbarhof. David hatte die Warterei bald satt. Er holte den Ball aus der Garage. Gerade, als er damit zurückkam, sahen sie die fremden Kinder im Forsthausgarten. Die Freunde verrenkten die Köpfe und stellten sich auf Zehenspitzen. Nele winkte ihnen sogar zu. Nun kamen sie langsam näher, jedoch nicht bis zum Zaun. Die Kinder musterten sich schweigend. Das Mädchen, so groß wie Michael, hatte lange, schwarze Zöpfe und braune Augen. Der Junge mit den hellblonden Haaren hatte die Hände in die Taschen seiner Latzhose gesteckt. Er war so groß wie Florian.
Nele hatte inzwischen einen roten Luftballon aufgeblasen. Sie warf ihn dem Mädchen zu und sagte:
„Den schenk ich dir, wenn du ihn haben willst!“ Zum ersten Mal lächelte das Mädchen.
Sie fragte: „Wie heißt ihr?"
„Moment mal“, erwiderte David, „sag erst, wer du bist!"
„Ich heiße Anne-Katrin Huber." Dann deutete sie auf den Jungen und fuhr fort: „Das ist mein Bruder Klaus. Unser Baby heißt Wolfram. Den Hund nennen wir "Sultan", die Katze "Muschka.“ Während sie die Namen nannte, nickte ihr Bruder bestätigend mit dem Kopf, sagte aber kein Wort.
„Ihr habt jede Menge Tiere!" stellte David fest. „Hund! Katze! Sicher ist auch ein Vogel dabei. Und weißt du, wie der heißt? Anne-Katrin!" spottete er und lachte schallend. Anne-Katrin warf den Kopf zurück, dass die Zöpfe nach hinten flogen und sagte:
„Du redest lauter dummes Zeug, wahrscheinlich gehst du noch nicht einmal zur Schule. Ich aber komme bald in die zweite Klasse!"
„Na und!“ Gib bloß nicht so an, du Zopfliese!“ fauchte David. Nele wollte den Streit der beiden beenden und nannte ihren Namen. Aber Anne-Katrin hörte nicht, was Nele sagte. Zornig schimpfte sie auf David ein. Als sie eine winzige Redepause zum Luft holen einlegte, rief David:
„Halt die Klappe.“ Er nannte sie eine „alte Zimtziege" und „schwarze Donnerhexe". Dann warf er ihr den Ball an, den er noch immer unterm Arm gehalten hatte.
Er deutete auf Anne-Katrin und sagte:
„Mit der wollen wir nichts zu tun haben! Wir spielen jetzt verstecken.“ Anne-Katrin schleuderte den Ball zurück bis in Frau Wegmanns Garten. Florian sauste hinterher.
„Toll, wie weit du werfen kannst!" sagte Michael anerkennend. Sie rümpfte nur die Nase, schüttelte den Kopf, dass die Zöpfe flogen und wandte sich an ihren Bruder: „Komm, wir gehen ins Haus!“
„Jetzt wissen sie nicht, wie wir heißen“, klagte Nele.
„Musst du denn mit den Nachbarskindern gleich streiten?" fragte Michael.
„Bah“, rief David „ hör mal, diese Zopf-Katrin benimmt sich so, als wäre sie der einzige Mensch, der zur Schule geht. Einfach frech, wie sie die Nase rümpft. Du musst doch zugeben, dass sie mich entsetzlich beschimpft hat!"
„Über dich dürfen wir auch keine Witze machen“, sagte Nele, „du würdest uns gleich eine boxen und nicht erst die Nase rümpfen!"
„Das ist nun wirklich etwas ganz anderes!" entgegnete David. „Wahrscheinlich wäre sie freundlich gewesen, wenn ich mich tief verbeugt hätte, wie vor einer Prinzessin. Ihr könnt das ja machen. Aber ich brauche keine Prinzessin und diese Donnerhexe erst recht nicht!"
Florian kam mit dem Ball zurück und schlug vor, auf der Straße "Hase und Jäger" zu spielen.
„Jetzt mag ich nicht mehr“, antwortete David.
"Vielleicht komme ich morgen wieder, aber das muss ich mir erst noch überlegen!" Er steckte seine Fäuste in die Hosentaschen und rannte davon.
Michael und Nele gingen zur ihrer Mutter und erzählten ihr von der misslungenen Begegnung. Sie richtete das Abendessen und bat die Kinder, den Tisch zu decken. Die beiden wuschen sich die Hände und erledigten im Nu ihre Arbeit. Sie erinnerten die Mutter an ihr Problem und diese meinte, die Kinder könnten sich wie früher auf die Treppe vom Forsthaus setzen. Schließlich seien sie die Nachbarn und nicht David.
Die Kinder setzten sich schweigend auf die unterste Treppenstufe vom Nachbarhaus. Nele bemerkte, wie der Vorhang am Fenster kurz einmal zur Seite geschoben wurde.
„Sie haben sicher die Nase voll von uns“, flüsterte sie. Gleich darauf ging die Tür auf und Klaus stand vor ihnen. Er setzte sich auf die oberste Treppe, Anne-Katrin jedoch blieb im Haus. Die Kinder lächelten sich an und nach einer Weile erklärte Michael, dass David eigentlich ein guter Spielkamerad sei. Klaus nickte nur und holte ein kleines Auto aus seiner Hosentasche. Alle durften es in die Hand nehmen. Nele setzte sich zu ihm auf die oberste Treppe und sagte, wie froh sie sei, dass im Nachbarhaus endlich Kinder wohnten. Sie plauderten miteinander, als würden sie sich schon lange kennen. Nun läuteten die Glocken.
„Komm morgen raus“, bat Florian und lief heim.
„Bring deine Schwester mit“, sagte Nele. Bevor sie in ihr Haus gingen, drehten sie sich um. Klaus stand noch immer auf der Treppe und winkte ihnen nach.
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In der nächsten Geschichte gibt es ein ungewöhnliches Wettrennen
An einem strahlend hellen Maitag fuhren Michael und Nele mit ihrer Mutter zum Zahnarzt und verpassten dadurch den Einzug der neuen Nachbarn. Als sie gegen Abend nach Hause kamen, hingen wieder Gardinen an den Fenstern des Forsthauses. David und Florian warteten im Hof auf Michael und Nele.
„Die Neuen sind eingezogen“, berichtete David aufgeregt.
Florian ergänzte: „Sind Kinder dabei!“
„Ob wir die heute noch kennen lernen?" fragte Nele. Sie gingen zum Zaun, lauschten und starrten in den Nachbarhof. David hatte die Warterei bald satt. Er holte den Ball aus der Garage. Gerade, als er damit zurückkam, sahen sie die fremden Kinder im Forsthausgarten. Die Freunde verrenkten die Köpfe und stellten sich auf Zehenspitzen. Nele winkte ihnen sogar zu. Nun kamen sie langsam näher, jedoch nicht bis zum Zaun. Die Kinder musterten sich schweigend. Das Mädchen, so groß wie Michael, hatte lange, schwarze Zöpfe und braune Augen. Der Junge mit den hellblonden Haaren hatte die Hände in die Taschen seiner Latzhose gesteckt. Er war so groß wie Florian.
Nele hatte inzwischen einen roten Luftballon aufgeblasen. Sie warf ihn dem Mädchen zu und sagte:
„Den schenk ich dir, wenn du ihn haben willst!“ Zum ersten Mal lächelte das Mädchen.
Sie fragte: „Wie heißt ihr?"
„Moment mal“, erwiderte David, „sag erst, wer du bist!"
„Ich heiße Anne-Katrin Huber." Dann deutete sie auf den Jungen und fuhr fort: „Das ist mein Bruder Klaus. Unser Baby heißt Wolfram. Den Hund nennen wir "Sultan", die Katze "Muschka.“ Während sie die Namen nannte, nickte ihr Bruder bestätigend mit dem Kopf, sagte aber kein Wort.
„Ihr habt jede Menge Tiere!" stellte David fest. „Hund! Katze! Sicher ist auch ein Vogel dabei. Und weißt du, wie der heißt? Anne-Katrin!" spottete er und lachte schallend. Anne-Katrin warf den Kopf zurück, dass die Zöpfe nach hinten flogen und sagte:
„Du redest lauter dummes Zeug, wahrscheinlich gehst du noch nicht einmal zur Schule. Ich aber komme bald in die zweite Klasse!"
„Na und!“ Gib bloß nicht so an, du Zopfliese!“ fauchte David. Nele wollte den Streit der beiden beenden und nannte ihren Namen. Aber Anne-Katrin hörte nicht, was Nele sagte. Zornig schimpfte sie auf David ein. Als sie eine winzige Redepause zum Luft holen einlegte, rief David:
„Halt die Klappe.“ Er nannte sie eine „alte Zimtziege" und „schwarze Donnerhexe". Dann warf er ihr den Ball an, den er noch immer unterm Arm gehalten hatte.
Er deutete auf Anne-Katrin und sagte:
„Mit der wollen wir nichts zu tun haben! Wir spielen jetzt verstecken.“ Anne-Katrin schleuderte den Ball zurück bis in Frau Wegmanns Garten. Florian sauste hinterher.
„Toll, wie weit du werfen kannst!" sagte Michael anerkennend. Sie rümpfte nur die Nase, schüttelte den Kopf, dass die Zöpfe flogen und wandte sich an ihren Bruder: „Komm, wir gehen ins Haus!“
„Jetzt wissen sie nicht, wie wir heißen“, klagte Nele.
„Musst du denn mit den Nachbarskindern gleich streiten?" fragte Michael.
„Bah“, rief David „ hör mal, diese Zopf-Katrin benimmt sich so, als wäre sie der einzige Mensch, der zur Schule geht. Einfach frech, wie sie die Nase rümpft. Du musst doch zugeben, dass sie mich entsetzlich beschimpft hat!"
„Über dich dürfen wir auch keine Witze machen“, sagte Nele, „du würdest uns gleich eine boxen und nicht erst die Nase rümpfen!"
„Das ist nun wirklich etwas ganz anderes!" entgegnete David. „Wahrscheinlich wäre sie freundlich gewesen, wenn ich mich tief verbeugt hätte, wie vor einer Prinzessin. Ihr könnt das ja machen. Aber ich brauche keine Prinzessin und diese Donnerhexe erst recht nicht!"
Florian kam mit dem Ball zurück und schlug vor, auf der Straße "Hase und Jäger" zu spielen.
„Jetzt mag ich nicht mehr“, antwortete David.
"Vielleicht komme ich morgen wieder, aber das muss ich mir erst noch überlegen!" Er steckte seine Fäuste in die Hosentaschen und rannte davon.
Michael und Nele gingen zur ihrer Mutter und erzählten ihr von der misslungenen Begegnung. Sie richtete das Abendessen und bat die Kinder, den Tisch zu decken. Die beiden wuschen sich die Hände und erledigten im Nu ihre Arbeit. Sie erinnerten die Mutter an ihr Problem und diese meinte, die Kinder könnten sich wie früher auf die Treppe vom Forsthaus setzen. Schließlich seien sie die Nachbarn und nicht David.
Die Kinder setzten sich schweigend auf die unterste Treppenstufe vom Nachbarhaus. Nele bemerkte, wie der Vorhang am Fenster kurz einmal zur Seite geschoben wurde.
„Sie haben sicher die Nase voll von uns“, flüsterte sie. Gleich darauf ging die Tür auf und Klaus stand vor ihnen. Er setzte sich auf die oberste Treppe, Anne-Katrin jedoch blieb im Haus. Die Kinder lächelten sich an und nach einer Weile erklärte Michael, dass David eigentlich ein guter Spielkamerad sei. Klaus nickte nur und holte ein kleines Auto aus seiner Hosentasche. Alle durften es in die Hand nehmen. Nele setzte sich zu ihm auf die oberste Treppe und sagte, wie froh sie sei, dass im Nachbarhaus endlich Kinder wohnten. Sie plauderten miteinander, als würden sie sich schon lange kennen. Nun läuteten die Glocken.
„Komm morgen raus“, bat Florian und lief heim.
„Bring deine Schwester mit“, sagte Nele. Bevor sie in ihr Haus gingen, drehten sie sich um. Klaus stand noch immer auf der Treppe und winkte ihnen nach.
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In der nächsten Geschichte gibt es ein ungewöhnliches Wettrennen