13 wahre Märchen 2.Teil (3-4)

nikko_rosko

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»Ich habe von einer Königin gehört, die laut den Kritiken eine sehr kalte Dame war, die einen Spiegel hatte, den ein Troll für sie gemacht hat. Der Spiegel zeigte alles in seinem wahren Licht. Was bedeutet es wirklich, fragst du, alles in seinem wahren Licht zu sehen? Es bedeutet, dass in dem, was man früher als schlecht empfand, plötzlich auch etwas Positives oder schlimmstenfalls Rechtfertigendes zum Vorschein kam, was bloß vorher nicht aufgefallen war. Und was eine Person zuvor für gut hielt - begann sie im wahren Licht etwas teilweise Schlechtes zu bemerken. Und am Ende kam es so: Wo vorher die Welt einfach und schön war, war klar und deutlich, was gut und was schlecht ist – es war, als ob ein Mensch anfing, auf der Seite des Bösen zu spielen. Er sieht das Böse etwas besser als es vorher schien, und das Gute ein wenig schlechter als es schien.

Keine echte Vergnügen, alles in seinem wahren Licht zu sehen.

Es ist viel besser, in einer Märchenwelt zu leben und alles heller und einfacher zu sehen, als es wirklich ist. Die Fäden im Puppentheater nicht zu sehen bedeutet, die Geschichte, die der Puppenspieler zeigt, aufrichtig und wahrhaftig zu erleben. Genau wie in der Kindheit. Wer liebt die Kindheit nicht? Dies ist die Zeit der schönen Illusionen.

Als die Schneekönigin diesen Spiegel aus ihren Händen fallen ließ, fiel er zu Boden, zersplitterte in Millionen winziger Stücke und zerstreute sich in eine Millionen Richtungen. Und wenn diese Stücke jemandem in die Augen oder ins Herz fielen, begann er alles im wahren Licht zu sehen.

In derselben Stadt lebten ein Junge und ein Mädchen. Es gab wenig Platz in der Stadt und die Straßen waren sehr eng. Aus dem Wunsch heraus, etwas mehr Raum zu gewinnen, wurde jedes nächste Stockwerk ein wenig größer gebaut als das vorherige, so dass die Häuser auf den gegenüberliegenden Straßenseiten mit jedem Stockwerk näher zusammenrückten und ganz oben fast geschlossen zusammen standen.
Genau in diesem obersten Dachgeschoss, unter dem Dach, in Häusern, die einander gegenüberstanden, lebten der Junge und das Mädchen. Sie waren nicht Bruder und Schwester, sie waren nur Freunde.

Sie wohnten ganz oben, weil ihre Familien arm waren und sich nur das billigste Dachgeschoss leisten konnten.

Denken Sie nur darüber nach. Zu einem anderen Zeitpunkt werden Penthouses die teuersten und prestigeträchtigsten sein. Aber damals war das Gegenteil der Fall, sie waren ein Zeichen von Armut. Und die Menschen, die unten in der Schlucht dunkler Straßen lebten, mit Fenstern, durch die die Sonne nie schien, zwischen den Geräuschen, Gerüchen und dem Flackern der Menschen, betrachteten ihre Unterkunft als die beste und bezahlten teuer für ein solches Privileg. Vielleicht, weil es noch keine Aufzüge gab und es schwierig war, mit den eigenen Füßen nach oben zu gehen, aber es ist immer einfach, nach unten zu kommen, indem man sich auf den Hintern setzt und wie mit einem Schlitten herunterpfeift. Der Mensch würde lieber im Dreck leben, als sich zu bemühen.

Was uns wieder einmal zeigt, wie einfach es ist, das Gute im Schlechten und das Schlechte im Guten zu finden.

Oder mit anderen Worten, es in seinem wahren Licht zu sehen.

Und Gerda und Kai, so hießen diese Kinder, lebten unter strahlend blauem Himmel, offen für Sonne und frische Luft. Sie konnten sich gegenseitig besuchen, indem sie einfach von Balkon zu Balkon gingen. Sie hatten Kisten mit Grünpflanzen und Rosenbüschen auf ihren Balkonen. Kinder nahmen die Welt wahr, wie sie war, und es gefiel ihnen – denn in dieser Welt hatten sie einander. Was auch immer auf der Welt passierte – sie hatten es gemeinsam bewältigt.
Im Winter konnten sie nicht auf dem Balkon in ihrem Rosengarten sitzen, weil es kalt war. Aber sie gingen einander besuchen, spielten oder sahen sich Bücher an, saßen in einem warmen Zimmer neben dem Ofen, wenn es vor dem Fenster dunkel war und ein böser, stechender Wind viele Schneeflocken tanzend umkreiste. Es machte ihre Welt bequem. Es ist immer gut, wenn das Böse dich nicht erreichen kann.

»Schneeflocken sind wie ein Bienenschwarm«, sagte Kai. »Die Bienen haben eine Königin. Gibt es eine Schneeflockenkönigin?«

Er war ein bisschen ein Naturphilosoph.

»Ja«, bestätigte Oma. »Sie fliegt mit ihnen und es ist immer ein ganzer Schwarm Schneeflocken in ihrer Nähe, wie eine wirbelnde Wolke. Manchmal schaut sie nachts in Stadtfenster und friert sie mit einem Blumenmuster ein.«

»Kann sie hier rein?«, Gerda hatte Angst.

»Lass sie es versuchen!«, verkündete Kai prahlerisch, »ich stell sie auf den Herd, und sie schmilzt!«

In diesem Moment schien es Kai, als ob der Schatten eines großen Vogels vor dem Fenster flog, aber er sagte es niemandem. Vielleicht, weil es nicht in die Naturphilosophie passte, oder vielleicht weil er einfach Angst hatte. Es ist immer einfacher etwas zu sagen als zu tun, was versprochen wird.

Und nach ein paar Tagen, als die Kinder aus Gewohnheit zusammen saßen und ein Bilderbuch ansahen, schrie Kai plötzlich auf. Irgendetwas traf ihn ins Auge und ins Herz. Das waren Teile des Spiegels.

»Was ist mit dir passiert?«, fragte Gerda unruhig.

»Als ob mich etwas gestochen hat, aber es ist schon vorbei«, antwortete Kai. Und plötzlich fügte er hinzu und sah das Mädchen an: »Und du bist nicht schön. Und dieses Buch ist dumm und läppisch.«

Dann warf er das Buch auf den Boden und rannte davon. Und Gerda weinte vor Groll.

Seitdem hatte er sich sehr verändert. Er wurde unhöflich zu Gerda, ging nicht mehr mit ihr an der Hand, spielte keine Kinderspiele und nannte das alles Unsinn. Er nannte Blumen und Schmetterlinge nicht mehr schön, aber eines Tages brachte er eine Lupe und zeigte ihr eine Schneeflocke:

»Schau, wie schön! Schade, dass sie schmilzt.«

Auch seine Spielchen wurden für Gerda knabenhaft, grob und uninteressant. Zum Beispiel fuhr er und andere Jungen auf Schlitten, klammerten sich an Bauernschlitten, was die Bauern dazu brachte, zu fluchen und mit ihren Peitschen zu drohen, aber sie taten nie etwas, weil sie selbst einmal Kinder waren.

Und dann, eines Tages, während eines solchen Spaziergangs, verschwand Kai. Diejenigen, die es sahen, sagten, er klammerte sich an einen großen, wunderschönen weißen Schlitten, in dem jemand fuhr, der von Kopf bis Fuß in einen reichen weißen Pelzmantel gehüllt war. Sie fuhren die Hauptstraße entlang, fuhren aus den nördlichen Stadttoren hinaus, und seitdem sah sie niemand mehr, weder Kai noch diesen weißen Schlitten.

Gerda weinte, als sie am Fenster saß und jeden Tag erwartete, ihn wiederzusehen, in seinem alten, schäbigen Mäntelchen, mit Stricken umgurtet, und mit dem Schlitten, den er auf dem Rücken trug. Das bedeutete natürlich nicht, dass sie ihn genau so arm und unglücklich sehen wollte, wie er seine Missetaten bereute. Sie war nicht so egoistisch. Sie würde sogar zustimmen, dass er reich und in einem echten Schlitten zurückkehren sollte, wenn es nur in seinem eigenen Interesse war. Es war ihr egal, wie sie ihn sehen sollte, nur bloß ihn zu sehen. Sie liebte ihn so, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Aber Kai kam nicht. Sie wartete bis zum Frühjahr auf ihn, als ihr klar wurde, dass Kai von der Schneekönigin entführt worden war. Wie sie darauf gekommen war, ist schwer zu sagen. Sie selbst hätte es nicht sagen können. Vielleicht sagte ihr Herz ihr, dass eine andere Frau beteiligt war. Und ohne jemandem ein Wort zu sagen, ging sie, um ihn vor der bösen Herrin des Schnees zu retten. In diesen Gegenden gab es wenig Land und viele Kanäle, daher war es logisch, dass sie sich entschied, auf dem Wasser zu reisen.«

Ein Mann, der eine Pfeife rauchte, was an dem Licht zu erkennen war, das von Zeit zu Zeit in der Dunkelheit aufleuchtete, bemerkte, dass der Erzähler innegehalten hatte und fügte hinzu:

»Ich möchte auch anmerken, dass sie neben der Bequemlichkeit der Wasserstraße sehr vernünftig auf die warme Jahreszeit wartete, als sie mit der Herrin der Kälte in den Kampf zog.«

»Ja, sie war sehr intelligent. Also kam sie zum Ufer des nächsten Kanals, sah dort das Boot eines anderen, und da Eigentumsrechte weniger wichtig waren als Liebe, beschloss sie, es zu benutzen. Ich habe gehört, dass der Besitzer des Bootes andere Prioritäten hatte – das Boot war sein eigenes, aber die Liebe eines anderen. Aber niemand fragte ihn nach seiner Meinung.

Zuerst segelte Gerda lange mit einem Boot den Kanal entlang, bis sie am Ufer landete, wo sich neben einem Reetdachhaus ein schöner Garten befand. Die alte Frau, die Hausherrin, begrüßte sie herzlich und leutselig. Sie wusste nichts über den Jungen in einem alten Mantel mit einem Schlitten auf dem Rücken, aber sie überredete das Mädchen, eine Zeit bei ihr zu bleiben. Ihr Haus war auch einladend und gastfreundlich. Die Fenster im Haus waren aus mehrfarbigem Glas, und daher war das Licht im Raum erstaunlich, alle Farben des Regenbogens waren vorhanden. Auf dem Tisch stand immer ein Korb mit Süßigkeiten, und während Gerda aß, kämmte die Alte ihr das Haar mit einem goldenen Kamm. Es war kein gewöhnlicher Kamm. Je länger sie dem Mädchen die Haare kämmte, desto mehr vergaß Gerda, wer sie war, woher sie kam und wohin sie ging. Aber genau das unterscheidet uns voneinander – wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen.

»Ich wollte schon lange so ein hübsches Mädchen für mich haben, du wirst sehen, wie schön wir leben werden«, sagte die alte Frau zu ihr, während sie ihre Haare kämmte. Gerda lebte sehr gerne mit ihr in diesem schönen Haus - es war, als wäre die Zeit an einem schönen sonnigen Tag stehen geblieben. Aber dennoch störte sie etwas -- es schien ihr, als hätte sie etwas Wichtiges vergessen.

Die alte Frau erlaubte ihr, in den Garten zu gehen, verschloss aber das Tor. Es gab viele schöne Blumen im Garten, und Gerda mochte sie, aber darunter, so schien es ihr, musste noch eine andere Blume sein. Sie durchsuchte den ganzen Garten, sah sie aber nicht und erinnerte sich erst dann - eine Rose, es gab keine einzige Rose im Garten. Es ist leicht, sich an das zu erinnern, was Sie sehen, aber versuchen Sie sich durch Eliminieren des Gesehenen an das zu erinnern, was Sie nicht sehen, oder anders zu sagen Deduktion anzutreiben.

Aber sie hat das geschafft. Und als sie sich an die Rosen erinnerte, erinnerte sie sich an das Haus, ihren Garten auf dem Balkon, an sich und Kai. Und sie war entsetzt, dass sie fast vergessen hatte, wer sie war, woher sie kam und wohin sie ging. Sie verließ langsam, bis die alte Frau es sah, den Garten und rannte los. Außerdem würde eine Barriere in Form eines verschlossenen Tors nur einen Hund und kein Mädchen stören.

Aus irgendeinem Grund war es bereits Herbst und Schnee fiel auf die gelben Blätter. Seltsam, dachte Gerda, wie schnell die Zeit verging. Ihre Schuhe waren ihr unerwartet zu klein, sie rieben fürchterlich an den Füßen, und sie ging barfuß weiter. Sie ging lange, so lange, dass sie fast erstarrte, als sie vor sich ein großes, wunderschönes Schloss sah. In allen Geschichten der Kategorie »A« finden fast sterbende Menschen Erlösung. Es ist ein Fehler zu schlussfolgern, dass die Erlösung notwendigerweise nach genug Leiden folgen wird. Bloß dass diejenigen, die im letzten Moment kein großes schönes Schloss oder zumindest das Haus der alten Frau fanden, ihre traurige Geschichte niemandem mehr erzählen konnten. »Ich bin gelaufen, gelaufen, gelaufen, fast erstarrt und dann komplett gefroren« — es ist eine sehr kurze Geschichte, denn egal wie lange sie vorher dauert, das Ende macht alles Vorherige überflüssig.

So oder so, aber das Mädchen hatte das Schloss gefunden. Es hatte viele riesige Säle mit Säulen und Marmortreppen, alles war mit Gold, Edelsteinen und teuren Stoffen geschmückt. Viele Diener und Höflinge hasteten im Schloss hin und her. Das Mädchen wurde zum Prinzen und zur Prinzessin gebracht, und sie empfingen es mit Freude und Interesse. »Oh du armes Ding!«, sagten sie, nachdem sie ihre Geschichte gehört hatten. Leider wussten sie nichts von Kai, aber sie erzählten Gerda ihre eigene Geschichte. Ihre eigene Geschichte ist geeignet, jede andere zu ersetzen, besonders wenn Sie keine andere kennen.

Dieses Königreich wurde früher allein von der Prinzessin regiert. Schon damals war sie sehr gebildet und las alle Zeitungen der Welt. Aber sie hatte niemanden, mit dem sie auf der gleichen Ebene sprechen konnte. Also kündigte sie an, dass jeder nette junge Mann in den Palast kommen und mit ihr sprechen könne. Und wer sich als gelassener und eloquenter Mensch in der Kommunikation erwies, den nahm sie zum Mann. Aus irgendeinem Grund lud sie weder alte noch junge, aber unangenehme Männer ein.

Viele nette junge Bewerber kamen und sie sprachen alle schön vor den Schlosstoren, aber sobald sie eintraten, waren sie verblüfft über den Reichtum des Schlosses, die Bedeutung der Diener und die Notwendigkeit, etwas Kluges zu sagen. Infolgedessen fingen sie an, verlegen zu werden, zu erröten, zu stolpern und mit einem Gefühl der Scham und einem Mangel an Verstand aus dem Schloss zu rennen. Sie waren verloren wegen ihrer Fähigkeit, sich selbst kritisch zu betrachten.

Aber am dritten Tag erschien ein kleiner Mann im Schloss, mit leuchtenden Augen und langen schwarzen Haaren. Er kam nicht in einer Kutsche oder zu Pferd – er kam zu Fuß. Er bemerkte den Luxus des Schlosses nicht und war nicht verlegen über die Anzahl der Diener, sondern hatte sogar Verständnis dafür, dass es ihnen langweilig sein musste, hier zu stehen. Als er durch die Gänge ging, knarrten seine Stiefel stark, aber er war überhaupt nicht schüchtern darüber und schien es nicht einmal zu bemerkt, mit solch einem Interesse umsah er alles. Und als er sich der Prinzessin näherte, sagte er, dass er überhaupt nicht gekommen sei, um zu werben, sondern nur den klugen Reden der Prinzessin zuhören wolle. So begann ihre Unterhaltung, und sie mochten sich und spielten eine Hochzeit. Und jetzt sitzen sie vor ihr und erzählen diese Geschichte.

»Seltsam«, dachte Gerda. »Menschen sind so widersprüchliche Wesen.«

Die Prinzessin wollte kluge Reden hören, wählte aber den einzigen, der sich weigerte, dies zu tun, und lud sie im Gegenteil ein, ihm selbst etwas Kluges zu sagen. Wen suchte sie also – einen Erzähler oder einen Zuhörer? Wollte sie einen intelligenten und interessanten Gesprächspartner finden oder als intelligenter und interessanter Gesprächspartner wahrgenommen werden?

Und der Prinz? Er sympathisiert mit den Dienern – aber jetzt benutzte er sie. Er war dem Reichtum gegenüber gleichgültig, landete aber im Reichtum. Er kam nicht, um zu heiraten, sondern um zu reden, aber nach dem Gespräch ging er nicht, sondern heiratete. Er musste leiden – er musste tun, was er nicht wollte, was ihm unangenehm und uninteressant war. Wie ging er damit um?

Sie wollte den Prinzen und die Prinzessin schon fragen, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie war ein höfliches Mädchen und hielt sich nicht für berechtigt, ihre Gastgeber mit schlüpfrigen Fragen in Verlegenheit zu bringen.

Es stellte sich als die richtige Taktik heraus. Sie ernährten sie gut, brachten sie zum Schlafen auf ein Bett mit vielen Federbetten und überredeten sie am Morgen, bei ihnen zu bleiben, mit dem Versprechen, sich ihr ganzes Leben lang um sie zu kümmern. Aber sie weigerte sich, weil sie weiter gehen musste. Sie gaben ihr eine Kutsche, ganz aus Gold, einen warmen Kunstpelzmantel, weil der Winter schon da war, und schickten sie weiter. Wenn sie einen Plan hatte, sich im Sommer mit der Königin der Kälte zu treffen, dann scheiterte er. Obwohl die Königin der Kälte vielleicht nicht zu einem solchen Treffen gekommen wäre. Schließlich wurde ihre Ankunft von kaltem Wetter begleitet.

Jetzt fuhr Gerda ganz bequem, sie hatte warm in ihrem Pelzmantel, die Kutsche schwankte leicht auf den Federn, aber je weiter sie fuhren, desto besorgter war sie. Es war alles zu einfach. Davor erfreute ihr Leben sie nicht mit guten Überraschungen. Nicht anders zu erwarten, als irgendeine Art von Fang. Und als ob es orakelt wurde – sobald sie den dunklen Wald betraten, stürzten die Räuber herein, töteten die Diener, nahmen Gerda den Pelzmantel und die goldene Kutsche weg. Aber sie beruhigte sich sogar ein wenig, da zumindest der Maßstab der Probleme klar war.

Die Räuber schleppten sie in eine dunkle Höhle, in der nur Fackeln an den Wänden Licht gaben, zu ihrem Anführer, der die kleine Räuberin genannt wurde. Dass sie klein war, war an ihrer Größe zu erkennen, und dass sie eine Räuberin war – an ihrem Verhalten und einem großen gebogenen Messer an ihrem Gürtel.

Die Räuberin zog dieses Messer heraus, ging zu Gerda und sagte:

»Soll ich dich töten?«

»Nein, natürlich nicht«, beeilte sich Gerda zu versichern.

»Und mir ist egal was du willst, Hauptsache ich will! Chak - und du bist tot!«

Sie stieß den Gefangenen ein wenig mit einem Messer an und fügte hinzu:

»Aber ich will nicht. Ich mache immer das, was ich nicht will. Das heißt, ich will, dass ich etwas nicht will. Was ich nicht will, oder ich will, was ich will. Nun, du hast es verstanden.«

Gerda nickte. Die prahlerische Räuberin stellte ihren Fuß auf einen Schemel und umkreiste mit einer breiten Geste die Wände der Höhle mit einem Messer:

»Hast du gesehen, was für Villen? Das ist es. Ich nehme mir immer, was ich will, und es ist mir egal, welchen Preis andere dafür zahlen. Freiheit, mein Bruder, das heißt meine Schwester, na ja, du verstehst - das ist völliger Mangel an Kontrolle. Ich lebe, wie ich will, ohne mich mit allem zu belasten, was ich nicht will. Nicht das Leben, sondern ein Märchen. Vielleicht werde ich dich nicht töten, sondern dich als Freundin zurücklassen.«

Seltsam, dachte Gerda, kein Leben, sondern ein Märchen, nur gibt es keine Freunde, weil du niemandem ein Freund bist. Aber natürlich sagte sie es dem Besitzer eines so großen Messers nicht laut. Und sie sagte, dass sie nach einem Freund suchte, um ihn zu retten, und erzählte ihre ganze Geschichte. Die Räuberin entschied, dass sie sie auf die Suche nach ihrem Freund schicken wollte, um ihn zu retten. Und gab sogar ein Rentier, um darauf zu reiten. Sie hat die Kutsche bei den Pferden behalten, sagt sie, sie sind an solche Kälte nicht gewöhnt, und sie kennen den Weg nicht wie die Rehe. Sie entschied sich dafür.

Und sie tat, was sie wollte.

Dieser Hirsch brachte Gerda bis vor die Tore der Domäne der Schneekönigin mitten in eine eisige Wüste, weigerte sich aber, weiter zu gehen. Sie, die nördliche Hirsche, sagte er, glauben, dass einem Hirsch, das in ihr Reich wandert, Gefahr läuft, sein Schicksal zu ändern. Aber es ist nicht bekannt, welches Schicksal er zuerst hatte, und dementsprechend wird es unbekannt, in welches Schicksal er es ändert. Schlecht für gut oder gut für schlecht, gut für besser oder schlecht für noch schlechter. Und da Rentiere normalerweise mit etwas Gutem rechnen, wird natürlich jede Veränderung automatisch als Veränderung zum Schlechteren empfunden. Daher mögen Rentiere keine Veränderungen. Ihr Leben ist bereits hart genug, um Veränderungen zu riskieren. Wenn dein Leben schon so schlecht ist, kann nicht jede Veränderung aufrechterhalten werden.

Hirsch war es wichtig, Gerda zu erklären, dass dies keine Feigheit, sondern eine zutiefst berechtigte philosophische Position war. Und Gerda verstand ihn perfekt. Sie verabschiedete sich von dem Hirsch und ging weiter zu Fuß. Außerdem war bis zum Palast der Schneekönigin absolut nichts mehr übrig, und wäre da nicht ein schrecklicher Schneesturm, in dem sie nicht verstehen konnte, wo es vorne und wo es hinten war, wo es links oder rechts war, wo es oben oder unten war, wäre sie noch schneller angekommen. Aber am Ende hörte der Schneesturm auf und sie sah ein wunderschönes Schloss, dessen hohe Türme im Licht der Sterne glitzerten, als wären sie aus Edelsteinen.

Als sie die Haupttüren betrat, öffnete sich vor ihr eine riesige Halle, in der Eissäulen in den Himmel ragten. Kai saß mitten im Saal, seine Lippen waren blau, aber er schien die Kälte nicht zu spüren. Er konzentrierte sich darauf, etwas von den Eisstücken zu sammeln.

»Kai!«, rief die entzückte Gerda, rannte auf ihn zu und versuchte ihn zu umarmen. Aber Kai schien sie nicht zu erkennen und setzte seine Arbeit fort.

»Kai! Ich bin’s, deine Gerda! Ich bin gekommen, um dich vor der Schneekönigin zu retten. Weißt du wo sie ist?«

»Die Schneekönigin? Sie flog weg. Sie sagte, sie wolle die Berge weit weg von hier mit Schnee bedecken.«

»Dann müssen wir uns beeilen, bevor sie zurückkommt!«

Sie begann, an seiner Hand zu ziehen, aber Kai wehrte sich:

»Ich werde alles erreichen, wenn ich aus diesen Würfeln mit Buchstaben das Wort »Ewigkeit« sammle.«

»Aber du hast hier nur die Buchstaben S, A, C, H und R!«

Kai hörte ihr nicht zu und Gerda fing an zu weinen:

»Du Armer! Was hat sie dir angetan!«

Und ihre Tränen schmolzen die Spiegelsplitter in Kais Augen und Herz. Er schien plötzlich aufzuwachen, sah sich um und erkannte Gerda:

»Gerda! Bist du hier? Wow, es ist kalt hier drin.«

Und sie umarmten sich fest und vergossen Tränen.

Auf der oberen Empore, die den Saal umgab, stand die Schneekönigin und blickte auf Gerda und Kai herab, die sich umarmten. Ein Mädchen lugte hinter ihr hervor.

»Hihi«, sagte das Mädchen, »das sind so dumme Kinder. Wie können sie glauben, dass, sobald jemand kam, um sie zu retten, der Entführer, wie sich herausstellte, für eine lange Zeit wegflog, als würde er die Flucht absichtlich erleichtern? Sie sehen nicht alles in seinem wahren Licht.«

»Aber du bist zu schlau bei uns«, sagte die Schneekönigin mit müdem Sarkasmus und blickte weiter nach unten. Kai und Gerda rannten gerade aus ihren Hallen davon.

»Und was haben sie weiter gemacht?«, fragte das Mädchen.

»Shh, ich schaue nur… Sie gehen durch den Schneesturm… Aus irgendeinem Grund planen die Leute immer ihren Weg dorthin, aber vergessen, dass der Rückweg noch schwieriger ist… Jetzt haben sie keine Rentiere und sie laufen eine lange Zeit und wären fast gestorben, aber trotzdem kamen sie in die Höhle der kleinen Räuberin. Die Räuberin wollte Kai als Freund gefangen halten und Gerda – Chak – töten. Es ist seltsam, wie sie entschieden hat, wen sie behalten und wen sie töten will? Nein, es war nicht seltsam. Es machte keinen Sinn, sie beide zu verlassen. Gerda verlassen - sie hatte nichts zu teilen, außer dem, was sie selbst hatte. Und wenn sie beide Kai teilen müssten, dann war es besser, es gleich zu teilen und die Konkurrentin zu entfernen. Und so wäre es auch gekommen, aber Gerda zahlte sich mit dem Versprechen aus, sie eines Tages wieder zu besuchen und gemeinsam Abenteuer zu erleben, wie Freundinnen.

Wieder gingen wir lange zum Palast des Prinzen und der Prinzessin. Die Pferde wurden ihr daher nie zurückgegeben. Gerda wollte dem Vorschlag des Prinzen und der Prinzessin zustimmen und für immer mit Kai da bleiben, um kluge Gespräche miteinander zu führen. Doch Kai wollte dort nicht bleiben. Er nannte das Leben des Prinzenpaares »Spießbürgertum« und ihren Palast »Kitsch«. Alles Gold entpuppte sich als Kupfer, die Zimmer und Diener wurden durch den maßlosen Einsatz von Spiegeln im Inneren vervielfacht, und ihre vermeintlich intelligenten Gespräche waren nur eine Nacherzählung von Zeitungsartikeln. Gerda fand dies tatsächlich kein starkes Argument gegen das Leben in einem Palast, egal ob es sich um echtes Gold oder eine Fälschung handelte, aber Kai war ihr lieber.

Sie rannten wieder weg. Bei der alten Frau in dem bunten Haus saßen sie mehrere Tage fest. Diesmal waren sie zu zweit und die Magie der alten Frau konnte sie nicht überwinden, einander zu vergessen. Also ruhten sie sich einfach aus und wurden mit dem Lebkuchen etwas besser. Kai half Gerda ins Boot, aber er selbst blieb knietief im Wasser stehen, als wollte er das Boot wegschieben und selbst bei der Alten bleiben. Jetzt wollte er nicht mehr weiter.

»Mach das nicht!«, sagte Gerda, »Sie stiehlt die Zeit des Lebens. Lass uns nach Hause gehen, Kai!«

»Und warum? Ist es nicht das, wonach wir unser ganzes Leben lang streben werden? Und hier ist es schon da.«

»Nein! Hier ist eine Täuschung, sie ist Fee Morgana, und dort, zu Hause, ist alles echt.«

»Und was ist der Unterschied?«

»Die Gegenwart wird Spuren hinterlassen.«

Kai blickte zum letzten Mal zurück auf das Haus mit den bunten Glasscheiben und sauste trotzdem ins Boot.

Jetzt stehen sie auf dem Pier in ihrer Heimatstadt und halten sich an den Händen, sagte die Schneekönigin.

»Lass uns nach Hause gehen«, bat Gerda.

Aber Kai nahm seine Hand weg:

»Nein. Ich erinnere mich an unseren Balkon, unsere Rosen, unsere Bücher. Aber all das war in der Kindheit. Wir waren nur Kinder. Jetzt schau, wir sind erwachsen geworden. Und die Vergangenheit kann nicht zurückgegeben werden, und es besteht keine Notwendigkeit, sie zurückzugeben. Und das Neue... es muss erst noch geschaffen werden. Tun wir etwas, das Spuren hinterlässt.«

»Warum können wir es nicht gemeinsam schaffen?«

»Ich will nicht«, sagte Kai.

»Ich dachte, du hättest es wegen der Scherben des zerbrochenen Spiegels der Schneekönigin im Auge und im Herzen. Aber jetzt sind sie weg!«

»Welche Scherben?«, Kai war überrascht. »Es gab keine Scherben. Es ist nur die dumme Geschichte meiner Großmutter. Ich bin bloß erwachsen geworden.«

Und er ging. Gerda stand am Pier und weinte.

»Sie weint die ganze Zeit«, sagte das Mädchen hinter der Schneekönigin. »Es ist nicht verwunderlich, dass niemand mit einer solchen Heulsuse befreundet sein will. Ihre Augen sind immer feucht. Hysterisch.«

»Es hat wieder nicht geklappt, aber vielleicht beim nächsten Mal«, murmelte die Schneekönigin, holte einen Spiegel aus ihrer Tasche und glättete ihr Haar, indem sie hineinsah. Dann wandte sie sich dem Mädchen zu. »Was machst du hier? Keine Arbeit? Du hast seit einer Woche kein Federbett gemacht. Aber ich habe dir gesagt - wenn du Federbetten wählst und Flusen daraus fliegen, dann schneit es auf dem Boden, dort unten, bei den Menschen. Und wenn du Wäsche trocknen lässt, scheint unten die Sonne.«

»Frau Holle!«, das Mädchen war beleidigt, »ich bin nicht geboren, um Federbetten auszuschlagen! Ich kam, um wie meine Schwester eine reiche Belohnung zu erhalten.«

»Aber deine Schwester hat hart gearbeitet.«

»So soll sie arbeiten, dumme Ziege. Und ich verdiene schon das Beste!«

Dann sah die Schneekönigin sie so an, so dass das Mädchen ging, um die Federbetten auszuschlagen. Sie tat es aber mit solcher Wut, dass sie den Stoff zerriss und der Flaum in ganzen Wolken abhob, kreiste und herunterflog.

»Hol mir Schnee!«, murmelte das Mädchen wütend, »ich werde dir so viel Schnee machen, dass du bis zum Hals darin ertrinken wirst.«

Die Schneekönigin stand am Fenster, sah sie vom Haus aus an und schwieg...«




Die Kohlen im Herd wurden so rot wie Blut, dann so schwarz wie die Nacht. Blaue Lichter blitzten über ihnen auf. Als er bemerkte, dass die Kohlen durchbrannten, zog ein Typ in einer grauen Filzjacke, der links neben dem Mönch saß, einige Holzstücke unter der Bank hervor und warf sie ins Feuer. Blaue Lichter flimmerten, liefen, wurden manchmal orange und gingen schließlich in Flammen auf, erhellten Gesichter und ließen die Schatten von Menschen an den Wänden entlanghuschen.

»Ja, so viele Abenteuer - und alles vergebens, wie sich herausstellt«, sagte jemand auf der linken Seite. Jetzt, da das Feuer wieder aufgetaucht war, wurde klar, dass eine dunkle Treppe an der Wand entlang in den zweiten Stock führte, und davor war so etwas wie eine Bar, nach dem schwachen Spiegelbild der dickbäuchigen Flaschen auf den Wandregalen zu urteilen. Ein Mann mit Mütze saß auf der Bartheke und ließ, wie Humpty Dumpty, der auf einem Zaun sitzt, die Beine baumeln. Neben ihm war der Schatten einer anderen Person, die hinter der Theke stand. Sein Hut war spitz wie der eines mittelalterlichen Zauberers.

»Denkst du, war es umsonst?«, fragte der Magier nachdenklich hinter seinem Kameraden.

»Das dachte ich mir«, Humpty Dumpty zuckte mit den Schultern und blickte zu seinem Nachbarn zurück.

»Trotzdem sagt uns jede Geschichte etwas über die daran beteiligten Personen. Einschließlich einer Geschichte des Scheiterns. Wie Wissenschaftler sagen: Auch ein negatives Ergebnis ist ein Ergebnis.«

»Ja, ich verstehe«, sagte Humpty Dumpty nach kurzem Nachdenken. »Jedes positive Ergebnis ist auch ein negatives Ergebnis für die Alternativgeschichte. Oder wie unser heiliger Pfarrer sagt: »Klick die Stute in die Nase - sie wedelt mit dem Schwanz.« Übrigens kenne ich nur eine Geschichte mit einem doppelten Ergebnis und einem gelehrten Menschen, der gerne auf der Couch sitzen und kein Abenteuer suchen würde, aber es ist schwer zu sagen, wie erfolgreich er war.«

Alle warteten schweigend und Humpty Dumpty, der den Hinweis richtig verstanden hatte, zögerte nicht mit der Geschichte:

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»Man sagt, dass Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige ist und dass der Fluch der Könige die Langeweile ist.

Ich habe einmal von einem König gehört, der Pünktlichkeit nicht mochte, aber Langeweile schon.

Sein Name war König Jadober. Oder vielleicht nicht Jadober, und der Name wurde geändert. Es spielt jedoch keine Rolle. Dieser König Jadober liebte es, sich zu langweilen und litt sehr darunter, dass es so selten war, allein und gelangweilt zu sein. Das Leben des durchschnittlichen Königs war aus seiner Sicht zu voll von Ereignissen und Unterhaltung.

Stellen Sie sich vor – als die letzten Gruppen betrunkener aristokratischer Jugend aufhörten, durch den Palast zu wandern und ihre Lieder zu grölen, und er auf etwas Schlaf hoffte, begannen schon die ersten Morgenkutschen von adeligen alten Männern, die aufgrund ihres Alters nicht schlafen konnten und die den Palast benutzten wie ein Versammlungsclub, zum Palast vorzufahren. Es gab Lärm und Geschrei im Hof des Haushalts, als Verkäufer Waren für die königliche Küche lieferten. Gänse fingen an zu gackern, Schafe zu meckern, der Fisch schwieg, also wurde es durch einen lauten Streit zwischen Köchen und Fischern ersetzt - »Glaubst du, das ist ein Fisch? Da lachen ja die Hühner«, »Ja, versuchen Sie was Besseres zu finden, das ist ein Diätprodukt, kein Gramm Cholesterin, ein reines Vitamin.« Diener begannen mit Geklapper die Treppe hinaufzulaufen, und bald klopfte bereits ein Gefolge respektvoll an seine Tür, das damit beschäftigt war, den König morgens in übermäßig prächtige und zahlreiche Kleider zu kleiden. Es gab auch Mittags-Umkleiden und Abend-Ausziehen.

Die Mahlzeiten waren ganze Zeremonien, und auch Audienzen, Staatsversammlungen, Spiele, Bälle, sogar Spaziergänge im Garten - er blieb nie ohne Menschenmenge. Aber er wollte einfach nur ruhig bleiben, sich mit seinem Kopfinhalt und etwas nur für ihn Interessantes beschäftigen, ohne lästige und zudringliche Beteiligung anderer Leute. Aber jeder Kampf, ihr Leben zu vereinfachen, erwies sich als nutzlos. Er hatte schon höflich nachgefragt und strenge Anordnungen erlassen, aber trotzdem war nach einer kurzen Ruhephase alles wieder zurückgekommen.

Ja, all diese Leute taten ihm leid, die damit beschäftigt waren, sein Leben in leere und sinnlose Aufregung zu bringen -- sie waren alle zu abhängig vom Palastleben. Hier zum Beispiel ein alter Kammerdiener mit einer Schar von Ankleidegehilfen, die allesamt Nachkommen adeliger Familien waren. Was war er ohne diese sinnlose Arbeit? Eine Reihe von Mägden, die Geschirr servierten und den Tisch abräumten, er erkannte, dass alles Halbgegessene von der königlichen Tafel mit nach Hause genommen wurde, ihre Familien wurden damit ernährt. Die Küche war meist voll mit Köchen, und wenn er wie früher als Student Rührei und Würstchen aß, gingen sie auf die Straße. So viele Menschen haben es aus irgendeinem Grund zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht.

Er hatte keinen Ausweg. Und obwohl er anfangs daran interessiert war, ein König zu sein, kamen immer wieder neue Emotionen und Eindrücke, aber mit der Zeit ermüdeten sie ihn und er wurde immer mehr von seiner Rolle belastet, nachdem er entschieden hatte, dass er die Bedeutung der Worte »Goldener Käfig« verstand.

Darüber hinaus wuchs die Bevölkerung des Palastes jedes Jahr und ähnelte bereits den Bewohnern eines Ameisenhaufens. Jeder Mitarbeiter erwarb Stellvertreter und Assistenten, die auch Diener und Assistenten bekamen, so dass jeder Versuch, etwas zu ändern, in diesem Sumpf unterging, es führte nur zur Vervielfachung der Personen, die aufgefordert wurden, etwas zu ändern, und eine energische Aktivität ohne Ergebnis.

Bronn, sein erster Minister und Mentor in der Politik, kritisierte ihn ständig für seine Weichheit, die Könige, die Könige bleiben wollten, verboten sei.

Tatsache war aber, dass er nicht König werden wollte, da er nur durch Zufall ein König wurde. Alles wurde für ihn von den verdammten dynastischen Verteilungen entschieden. Von der gesamten monarchischen Dynastie war er am weitesten von Ehrgeiz und Machtinteresse entfernt. Am liebsten stöberte er im Universitätslabor herum. Zwischen Chemikalien, Reagenzgläsern und Brennern fühlte er sich zu Hause.

Aber es geschah einfach so, dass nach dem Tod eines Großonkels Streit unter den aristokratischen Verwandten ausbrach, die dieses Königreich regieren sollten. Der Krieg aller gegen alle dauerte mehrere Jahre, es wurde viel Blut von Untertanen vergossen, und als sich am Ende alles beruhigte, stellte sich heraus, dass die ursprüngliche Frage ungelöst blieb. Das Stück war zu groß. Wem auch immer sie es geben würden, es würde eine der Parteien übermäßig stärken und dies würde einen neuen Krieg zwischen den Königreichen um die Neuverteilung von Einflusssphären auslösen. Dann kam jemand auf die Idee, das Königreich »niemand« zu geben, wofür sie den für königliche Arbeit ungeeignetsten Verwandten aus den staubigen Bibliotheken holten und erklärten, dass er ein empfindliches Gleichgewicht aufspare. Zusammen mit dem Königreich erbte er vom ehemaligen König den ersten Minister, der ihn das Wesen der Macht lehrte und ihn vor Fehlern warnte.

Also litt er schrecklich und fand nirgendwo Ruhe vom öffentlichen Leben, bis er eine Lücke in der Jagd fand - eine der lautesten und aktivsten königlichen Unterhaltungen.

Es stellte sich heraus -- er fragte mehrmals, nachdem er es zunächst nicht geglaubt hatte — dass der König nicht selbst hinter der Bestie herreiten durfte, im waghalsigen Rennen mit Hunden und einer Menge Reiter, sondern im Hinterhalt wartete. Eine solche Änderung der Regeln der königlichen Jagd hatte eine lange Geschichte – sie wurde von einem der Ururgroßväter des derzeitigen Königs namens Brenzlav III, der auch für seine Hämorrhoiden bekannt war, in die Bräuche eingeführt. Er zögerte auch, auf dem Thron zu sitzen, was sein Neffe einst geschickt ausnutzte und seinen Onkel sowohl vor dem Thron als auch davor bewahrte, darauf zu sitzen.

Nachdem Jadober von solchen königlichen Privilegien erfahren hatte, war er schrecklich von der Drückjagd hingerissen und schickte die gesamte große Schar von Höflingen so weit wie möglich und zu Fuß, um die Tiere in seine Richtung zu treiben, wonach er eine gute Stunde oder zwei lang Ruhe genießen konnte, danach wiederholte er die Prozedur und schickte sie aus einer anderen Richtung zum gleichen Zweck. Anfangs war er durch die entgegenkommenden Tiere etwas genervt, aber mit der Zeit gewöhnte er sich daran und hörte auf, auf sie zu achten.

Das war das lange Vorwort, das erklärt, wie er dahin kam, wo er war, und tat, was er tat.

Er saß wie damals am Waldrand, lehnte sich zurück an einen Baum, kaute einen Grashalm und dachte über die hygienischen Eigenschaften von Fettsäuresalzen nach, die man durch Mischen der schmutzigsten Abfälle der Schlossküche erhielt, wie Asche und verbranntes Öl. Diese Umwandlung von Schmutz in Reinheit hatte etwas Verheißungsvolles und teilweise sogar philosophisches. Wenn Sie zum Beispiel ein allgemeines Prinzip entwickeln, nach dem dies geschieht, dann könnte dies auf globaler Ebene geschehen, indem Abfall zu etwas Sauberem und Angenehmem verarbeitet wird, so dass universelle Reinheit entsteht, sowohl physisch als auch moralisch. Warum müssen Menschen streiten und kämpfen, wenn sie alles, was sie brauchen und was gut ist, von dem bekommen, was sie davor ihrem Nachbarn über den Zaun werfen wollten?

Schon von weitem waren Jagdhörner und Hundegebell zu hören, aber es war noch Zeit. Ganz allein war er natürlich nicht. Seine persönlichen Leibwächter, die Ritter namens Moretti-Brüder, standen etwas weiter entfernt in den Büschen, bewachten die Pferde und besprachen leise etwas untereinander. Und der erste Minister Bronn stand daneben wie immer bereit. Er hielt eine gespannte Armbrust in den Händen und spähte wachsam in das Dickicht des Waldes – anders als der König liebte er es zu töten und kehrte von der Jagd nicht ohne Beute zurück.

Die Pferde waren die ersten, die sich Sorgen machten. Dann die Moretti-Brüder. Dann hob Minister Bronn seine Armbrust. Und erst als der Ast knackte, drehte der König den Kopf, hat etwas im Busch bemerkt und allerletzte Moment zurechtkommt, an Bronn zuzurufen: »Nicht schießen!«.

Alles, was er in diesem Moment sah, waren nur erschrockene Augen zwischen den Blättern, und das genügte, um zu verstehen, dass dies kein Tier war.

»Tritt aus«, sagte Bronn.

Und eine unverständliche Kreatur kroch vorsichtig aus den Büschen. Mit verschmiertem Gesicht, in schmutzigen und zerfetzten Lumpen, mit irgendwelchen Fellen auf den Schultern und um die Taille, mit einem selbstgemachten Hut aus Zweigen und Blättern über einem verfilzten Haarschopf und mit einem Arm voll Gras in den Händen - auf den ersten Blick könnte man es wirklich mit Tieren verwechseln.

Hinter dem König war ein Schnauben zu hören. Einer der zwei - entweder waren das die Pferde oder die Moretti-Brüder. Einige von ihnen fanden die Kreatur komisch. Da man die Moretti-Brüder nie lächelnd gesehen hatte, waren das höchstwahrscheinlich immer noch Pferde.

»Wer bist du?«, fragte Bronn und behielt für alle Fälle seine Armbrust an. Die Kreatur sah ihn bittend an, sagte aber nichts. Der König glaubte jedoch nach einigen sekundären Anzeichen, dass vor ihnen ein junges Mädchen stand.

»Erschrecke sie nicht«, sagte der König zu seinem Gehilfen, »das ist ein Mädchen vom Dorf, sie muss von den Schreien der Treiber und dem Gebell der Hunde verscheucht worden sein.«

»Sie ist nicht dörfisch«, zweifelte Bronn, »ich würde sagen, Majestät, dass sie schon mehr als einen Tag im Wald unter freiem Himmel verbracht hat.«

»Wie heißt du?«, fragte der König das Mädchen, aber sie antwortete nicht.

Der König wartete. Die Schreie der Treiber, die Geräusche von Jagdhörnern und das Bellen von Hunden kamen näher. Das Mädchen schwieg und blickte mit diesen großen Augen, die ihr gerade das Leben gerettet hatten.

»In Ordnung«, entschied der König, »wir bringen sie zum Palast, und dann werden wir es herausfinden.«

Er wollte einen Arm voll Gras aus ihren Händen nehmen, aber sie gab es nicht zurück, und er verbrannte sich nur umsonst - es war Brennnessel. Das Mädchen war neben der äußeren Unvollkommenheit offensichtlich auch ein wenig krank im Kopf. Warum Brennnesseln sammeln? Vielleicht zum Essen, aber Brennnesseln zu essen ist schon eine völlig seltsame Idee. Was kommt als nächstes - Frösche essen? Obwohl... Der König begann darüber nachzudenken. Frösche sollten morgens auf jeden Fall weniger Lärm machen als Gänse, doch aber mehr als Fische, und sie sind wahrscheinlich einfacher zu kochen.

Nur durch die gemeinsame Anstrengung der Moretti-Brüder war es möglich, sie gewaltsam auf ein Pferd zu setzen, zusammen mit einem Arm voll Brennnesseln, die sie nicht mehr losließ. Die ganze Gesellschaft ging zum Palast und vergaß die Treiber. Diese sahen nach einigen Minuten, nachdem sie auf die Lichtung hinausgegangen waren, den König dort nicht, verstanden also nicht einmal, dass dies das Ende des Ereignisses war, und setzten die Jagd mit der gleichen Geschwindigkeit in der gleichen Richtung fort. Erschöpft und müde wurden sie eine Woche später an der Grenze zu einem benachbarten Königreich erwischt.

Bronn grummelte die ganze Zeit.

»Hat man je gesehen«, sagte er unterwegs, »dass der König im Wald einen Schmutzfink aufsammeln würde, und noch dazu einen stummen, und ihn zum Palast bringen würde? Dies untergräbt alle hierarchischen Grundlagen des Feudalismus. Welcher König würde das tun?«

»Wahrscheinlich derjenige, der sich vorher nicht wie ein normaler König benommen hat«, antwortete ihm der König. »Was Stummheit angeht, ist es ja nur ein Vorteil. Hier hat mein Cousin zweiten Grades, der König, mehr als einmal gesagt, dass er sich freuen würde, wenn seine Frau weniger plaudern würde. Sie zwitschert und zwitschert, ich musste sie töten, sagt er. Das Gericht entschied auf Notwehr und höhere Gewalt. Zwar war er selbst der oberste Richter...«

Da sah der König, dass die Hände und Füße des Mädchens mit Brennnesseln übersät waren, und das arme Ding tat ihm noch mehr leid. »Warum haben manche Menschen so ein Leben, obwohl sie es überhaupt nicht wollen, während andere so ein Leben haben, obwohl sie es auch nicht wollen?«, dachte er. Für einen externen Beobachter sah die Maxime wie Unsinn aus, aber für ihn war sie voller Bedeutung – da scheint eine Art Ungerechtigkeit darin zu liegen. Um ehrlich zu sein, sah er zu diesem Zeitpunkt auch unter der schmutzigen Kleidung, dass das Mädchen jung und körperlich attraktiv war, und dies trug auch zu Mitleid bei. Doch kleine Kätzchen tun den Menschen meist mehr leid als kleine Frösche.

»Übrigens über die Grundlagen des Feudalismus«, unterbrach er seinen Minister, der derweil weiter über die richtigen Könige jammerte. »Wie lange sagst du mir schon, dass der König unbedingt heiraten und Erben haben soll, damit es einen ganz normalen feudalen Erbstreit, Verschwörungen und Attentate gibt?«

»Nun, ja«, bestätigte Bronn vorsichtig und vermutete irgendeinen Trick.

»Na, ich werde sie heiraten!«, der König zeigte auf das gerettete arme Mädel.

Alle hier waren überrascht. Bronn und die Moretti-Brüder und Pferde und sogar die neue Braut selbst. Alle starrten den König mit einem Ausdruck äußersten Erstaunens auf ihrem Gesicht an, und auch die Braut begann negativ den Kopf zu schütteln, was zeigte, dass sie dieser Idee gegenüber ablehnend war. Aber das bestärkte den König nur noch mehr in seiner Absicht – »Sie ist auch noch dazu bescheiden!«, schloss er. Wen würde eine so bescheidene Ehefrau stören, dass sie nicht einmal Ehefrau sein will? Dies ist diejenige, die Sie unbedingt heiraten sollten.

Im Palast wurde das Mädchen gewaschen, angezogen und gefüttert, was sehr von einem Arm voll Brennnesseln gestört wurde, die sie nicht von den Händen lassen wollte. Sie bekam das beste Zimmer im Palast.

»Aber niemand sah, als sie schlief.«, wurde dem König von seinem ersten Minister in ein paar Tagen gemeldet. »Die ganze erste Nacht hat sie die Brennnessel mit den Füßen getrampelt und mit den Händen geknetet, gestern hat sie gekräuselt und gekratzt, sie hat die ganze Nacht gesponnen, heute strickt sie den ganzen Tag etwas. Kommt es Ihnen nicht vor, Majestät, dass sie verrückt ist? Wer bei klarem Verstand würde so etwas tun, in einem königlichen Palast leben, alles bereit haben und die besten Seidenkleider haben? Und was für Kinder können von einer verrückten Frau sein? Der König ist verpflichtet, über solche Dinge nachzudenken.«

»Vielleicht ist sie nur eine harte Arbeiterin«, wandte der König ein, aber der Gedanke an ihren möglichen Wahnsinn beunruhigte ihn immer noch. Exzessives Essen konnte er immer noch verstehen, aber Exzesse im Eifer ließen ihn auf der Hut sein. Fleiß an sich war keineswegs schlecht, besonders wenn man selbst nicht fleißig war, sondern jemand anderes. Außer wenn die Arbeit ein Selbstzweck war. Es wurde unklar, was man sonst noch von einer solchen Person erwarten konnte. Nun, wenn er anfing, mit den Fröschen zu sprechen, konnte es immer noch geduldet werden. Und wenn es von hinten hochkommt und mit einem Hocker schlägt? Nun, da sie ihr Leben gerne von Grund auf verkompliziert, zum Beispiel durch unnötige zwecklose Arbeit und Fertigung willkürliche Sachen, warum sollte sie nicht auf die Idee kommen, es auf andere Weise zu verkomplizieren? Die Idee, vom hinten mit Hocker zu schlagen, liegt definitiv in gleicher Ideenreihe.

Deshalb ging er abends zu ihr und sah, wie sie wirklich schnell etwas auf die Nadeln strickte, ihn nicht beachtete und nicht auf seine Versuche reagierte, über das Wetter zu sprechen. An diesem Tag war es düster. Ich meine das Wetter. Obwohl das Mädchen ungefähr gleich fröhlich war.

»Hören Sie, Madam«, beschloss der König schließlich, auf die ihn beunruhigende Frage hinzuweisen, »sind Sie von Sinnen?«.

Das Mädchen war so überrascht über den Übergang des Gesprächsthemas vom Wetter zu psychischen Störungen, dass sie sogar mit dem Stricken aufhörte. Aber so sehr sie auch über die Frage nachdachte, sie fand keine Antwort, gemessen an der Tatsache, dass sie zum Stricken zurückkehrte, ohne irgendetwas zu antworten, weder mit Worten noch mit Gesten. Also ging der König ohne eine Antwort und wusste nicht, was er davon halten sollte.

»Sie strickt entweder ein Hemd oder einen Pullover. Die Größe sei groß, eindeutig männlich«, berichtete der Minister am nächsten Tag.

»Ach so«, sagte der König erfreut. »Hier ist die Lösung des Rätsels. Sie strickt einen Pullover für mich.«

»Auch für Sie ist die Größe zu groß, außerdem hat sie, wie sich herausstellte, bereits mehrere fertige Hemden gestrickt, bevor wir uns trafen, und alle in verschiedenen Größen. Sie haben mir alles genau erzählt. Sie strickt sie für jemand anderen. Ich fürchte, Eure Majestät«, Bronn sah sich um, prüfte, ob jemand zuhörte, und flüsterte dem König zu, »unsere Braut hat vielleicht eine reiche Geschichte von Beziehungen zu Männern. Was wissen wir über sie? Stellen Sie sich vor, was für eine Schande es für einen König wäre, die Braut vieler Männer zu heiraten?«

»Was Vergangenheit war, wird Vergangenheit bleiben«, sagte der König. »Wer von uns ist ohne Sünde?«

Er fing an, mental seine Finger zu beugen, erinnerte sich an die Menge der Sünden, und als er mental zu seinen Zehen wechselte, beschloss er, mit dem Zählen aufzuhören. Außerdem waren die Sünden zu diesem Zeitpunkt beendet.

»Die Vergangenheit ist immer bei uns«, wandte der Minister ein. »Sie definiert die Zukunft. Und was, wenn sie in Zukunft solche Bekanntschaften wieder aufnimmt? Oder hat sie vielleicht schon einen Freund? Können Sie sicher sein, dass Ihre königlichen Kinder von Ihnen stammen?«

Dieser Gedanke ließ den König nicht gleichgültig. Obwohl er in alltäglichen Dingen ziemlich sorglos war, war er in wissenschaftlichen Angelegenheiten sehr gewissenhaft. Ein paar peinliche Zwischenfälle im Labor überzeugten ihn davon, dass die Inhaltsstoffe im Reagenzglas genau definiert und in der richtigen Menge sein mussten, sonst würde es was werden. Deshalb ging er abends noch einmal zu seiner Braut und stellte sicher, dass ihm die Wahrheit über die Hemden gesagt wurde. Er hatte sie sogar gezählt. Zehn waren fertig und sie strickte das elfte Hemd. »Ja, wie viele Männer hatte sie vor mir?!«, dachte er und befürchtete, dass sie ihn in Bezug auf die Menge an Sünde überflügeln könnte. Diesmal fragte er sofort und direkt, ohne jeden Hinweis:

»Madame, werden Sie mir treu sein?«

Das Mädchen war wieder überrascht, nachdenklich und antwortete wieder nicht, kein Wort, keine Geste, kein Blick.

Der König verließ sie schweren Herzens und konnte lange nicht schlafen. Groll nagte an ihm. Er hatte sie vor den königlichen Jägern gerettet, und sie war nicht einmal bereit, ihm Loyalität zu versprechen. Welche Undankbarkeit von ihrer Seite! Übrigens sollten wir herausfinden, wo die Treiber sind, sonst sind sie noch nicht in den Palast zurückgekehrt.

Er war also wach, als Bronn an die Tür klopfte.

»Eure Majestät! Schneller! Bereit machen!«

Seine Spione berichteten ihm, dass sich die einschürige Braut des Königs plötzlich mitten in der Nacht versammelt hatte und aus dem Palast geschlichen war, also eilte er seinerseits mit der Nachricht zum König.

Der König und der Minister nahmen die Verfolgung auf. Die Spione zeigten ihnen den Weg und sie holten das Mädchen schnell ein, hielten sie aber nicht auf, sondern folgten ihr leise, um herauszufinden, wohin sie ging. Und so folgten sie ihr zum Stadtfriedhof, wo sie sich hinter einem mit Efeu bewachsenen Steinzaun versteckten und zusahen, wie das Mädchen anfing, in der Nähe der Gräber Brennnesseln zu pflücken - sie war im Licht des fast vollen Mondes deutlich sichtbar.

»Eure Majestät, sie ist eine Hexe!«, flüsterte der Minister seinem König hitzig zu, »befehlen Sie, sie zu ergreifen und auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen!«

»Wofür?«, der König war überrascht. »Sie hat noch nichts Schlimmes getan, oder?«

»Dann wird es zu spät sein!«

»Ja, aber es ist jetzt zu früh, es braucht ein Verbrechen, um es zu bestrafen.«

»Warum?«, jetzt war der Minister aufrichtig überrascht. »Im Gegenteil, stochastische Gewalt ist die beste. Schließlich beruht alle königliche Macht auf Gewalt.«

»Nun, sagen wir mal«, der König verzog das Gesicht. »Aber es darf nur nach den Regeln angewendet werden.«

»Es wird alles ruinieren. Wenn die Bestrafung nur nach klaren Regeln erfolgt, haben die Bürger keine Angst mehr vor ihr. Schließlich genügt es, sich an die Regeln zu halten und du bist sicher vor dem König und seiner Gewalt. Und Angst ist Respekt. Ein Mangel an Angst führt also zu einem Mangel an Respekt. Wer respektiert einen Hund an einer Kette?«

Der König stimmte nicht zu, dass Respekt Angst ist, aber er musste zugeben, dass in diesen Argumenten eine gewisse Alltagslogik steckte.

»Außerdem«, fuhr der Minister fort, »wird Respektlosigkeit in Verachtung umschlagen. Das Brechen der Regeln wird zur populären Unterhaltung, zum Zeichen des Mutes und der Freiheitsliebe, und ihre Einhaltung zum Zeichen der Schwäche und Demut. Sie werden höher sein als der König, weil er ein Sklave der Regeln ist, aber sie sind es nicht. Um die Regeln zu brechen, brauchst du nichts als deinen eigenen Willen, aber lass ihn zuerst vom König fangen, und dann lass ihn es beweisen, und das alles nur nach den Regeln und nicht wie er will und wann er will... Der König wird als sein Diener betrachtet und seine Regeln - seine Kette als Hund, den man mit Lügen auf Feinde hetzen kann und sich selbst nicht respektiert. Das Königreich wird in einen Abgrund der Unmoral und Gesetzlosigkeit stürzen!«, der Minister vergaß sich während seiner Rede so sehr, dass er sogar seine Stimme erhob. Das Mädchen auf dem Friedhof sah sich um, versuchte zu verstehen, wo sie in der Stille der Nacht Stimmen hörte, und bekreuzigte sich.

»Nicht weil wir so sind«, der Ministerpräsident wechselte wieder ins Flüstern, »sondern weil sie so sind!«

Er zeigte mit dem Finger auf das Mädchen. Der König wurde blass, wischte sich den plötzlichen kalten Schweiß von der Stirn und flüsterte:

»Ich muss nachdenken... Folge ihr und berichte, was sie tun wird.«

Der König kehrte in den Palast zurück und verbrachte den Rest der Nacht mit einer Flasche und versuchte, sich und die Welt in Ordnung zu bringen. Am Morgen kam der Minister zu ihm und berichtete, das Mädchen habe wieder Garn aus den gesammelten Brennnesseln gemacht und fing wieder an zu stricken.

Der König, dessen Augen entweder von Tränen oder vom Schlafmangel gerötet waren, stand schwerfällig auf und ging in das Zimmer des Mädchens. Diesmal klopfte er nicht einmal an, sondern öffnete einfach die Tür mit dem Fuß und fragte von der Schwelle:

»Bist du eine Hexe?«

Und wieder dachte das Mädchen, und wieder antwortete sie nicht, weder durch ein Zeichen noch durch eine Geste.

»Wache!«, schrie der König. »Fang sie und bring sie in den Kerker. Heute richten wir diese Hexe hin!«

Ohne ein Wort gehorchte das Mädchen ihm und ging selbst in den Kerker, nahm die fertigen Hemden und hörte keinen Moment auf zu stricken. Sie strickte, auch wenn sie bereits von Brennholz auf dem Platz umringt war, um es zu verbrennen. Alle Stadtbewohner versammelten sich um sie herum – sie liebten es, die stochastische Gewalt zu beobachten, wenn es andere berührte. Wer ihm gerade nicht zusehen wollte, war meist gefesselt und stand mitten auf dem Platz.

»Nun, sag wenigstens ein Wort zu deiner Verteidigung«, flehte der König. »Oder gestehe wenigstens Hexerei, damit mich mein Gewissen nicht quält!«

Aber das Mädchen sagte nichts und bewegte ihre Stricknadeln weiter schnell, schnell.

Der König gab dem Minister ein Zeichen, aber sobald er eine Fackel hob und Feuerholz anzündete, fegten große Schatten über die Erde - zwölf weiße Schwäne flogen herein, löschten das Feuer mit ihren Flügeln und setzten sich um das Mädchen. Sie fing an, ihnen die Hemden, die sie gestrickt hatte, eins nach dem anderen überzuwerfen, und sie wurden zu zwölf schönen jungen Männern und mäßig gutaussehenden Männern. Sie streuten Brennholz aus und befreiten das Mädchen unter den Überraschungsschreien der auf dem Platz versammelten Menschen. Überraschungsschreie gehörten, wenn sie in getrennte Stimmen aufgeteilt und in eine Kultursprache übersetzt werden konnten, zu zwei Arten von Ausrufen. Der eine sagte fragend so etwas wie »Haben Sie dieses äußerst erstaunliche Phänomen gesehen?«, und der andere bejahend: »Ja, ja, ich selbst war ziemlich überrascht und jetzt bin ich in einem emotional instabilen Zustand!«

»Deshalb habe ich geschwiegen«, sagte das Mädchen zum König. »Wenn ich auch nur ein Wort gesagt hätte, wären die Brüder Vögel geblieben.«

»Ja, aber wie wurden sie zu Vögeln?«, fragte der überraschte König.

»Oh, das ist eine lange Geschichte. Kurz gesagt, ein böser Zauberer hat mich verzaubert, sodass ich den Weg nach Hause nicht finden konnte. Ich wanderte lange Zeit wie ein Tier durch Wälder und Berge und fand keinen Weg zurück. Und so sah ich eines Nachts die Reflexionen eines Feuers und ging hinaus auf eine Lichtung, wo zwölf Brüder saßen. Ich erzählte ihnen meine Geschichte und bat sie, mir zu helfen, meinen Weg nach Hause zu finden. Zuerst wollten sie mich abweisen, aber einer der Brüder setzte sich für mich ein. Dann erzählten mir die Brüder ihre Geschichte.

Es stellte sich heraus, dass mein Haus sehr weit entfernt ist, auf der anderen Seite des Wassers. Man kann es nicht erreichen, selbst wenn man sein ganzes Leben lang geht. Man kann dorthin nur fliegen.

Einst, vor sehr langer Zeit, versklavte eine böse Zauberin sie, verwandelte sie in Vögel und zwang sie zu dienen - und zwar kleine Kinder für sie in der Menschenwelt zu stehlen. Ob spät oder früh, aber die Zauberin starb schließlich, sie gingen nicht ins Detail. So wurden sie von ihrem Bann befreit, aber nicht ganz. Sie können sich in Schwäne verwandeln und auf die andere Seite des Wassers fliegen. Mich können sie auch mitnehmen. Aber das Problem ist, dass sie sich nur tagsüber in Schwäne verwandeln können und nachts wieder zu Menschen werden müssen.

Und Fliegen ist harte Arbeit. Um an Ort und Stelle zu bleiben, musst du so hart wie möglich fliegen, und um irgendwohin zu gelangen, musst du noch schneller fliegen. Trotzdem dauert es nur einen Tag, um dorthin zu gelangen. Sie haben kaum Zeit, mit den letzten Sonnenstrahlen ans Ufer zu fliegen und sich wieder in Menschen zu verwandeln. Und wenn sie mich tragen, werden sie definitiv keine Zeit haben. Und sie werden sich nicht in Menschen verwandeln können, denn dann werden wir alle aus der Höhe fallen und zerbrechen. Und wenn sie sich nicht in Menschen verwandeln, nach Sonnenuntergang Vögel bleiben, dann werden sie für immer Schwäne, Tag und Nacht. Das war der Fluch dieser bösen Hexe.

Ich setzte mich auf den Boden und weinte bitterlich. Werde ich nie mein eigenes Zuhause sehen?

Die Brüder berieten sich untereinander und sagten: Einige von uns weigern sich Ihnen zu helfen, da finden sie Ihr Weinen als psychologische Manipulation, und andere, obwohl gleiche Meinung über Manipulation haben, neigen trotzdem dazu, diese Sünde zum ersten Mal zu vergeben, und Ihnen zu helfen, obwohl dies uns sehr teuer kosten kann.

Wenn sie mich übers Wasser tragen, bleiben sie für immer Schwäne. Aber dann kann ich sie entzaubern. Dazu muss ich in einer dunklen Nacht auf dem Friedhof Brennnesseln sammeln, ohne Angst vor Geistern zu haben, die um mich herum tanzen und mit schrecklichen Totenstimmen sprechen, die aus der Luft zu hören scheinen. Knete es mit meinen bloßen Füßen, spinne das Garn mit meinen bloßen Händen und stricke für jeden von ihnen ein Hemd. Egal wie schmerzhaft und beängstigend es für mich war, ich musste dies auf jeden Fall vor dem Vollmond tun und gleichzeitig von diesem Moment an kein einziges Wort mehr sagen. Wenn ich auch nur ein Wort sagen würde, würde die Magie nicht funktionieren und sie würden für immer Schwäne bleiben. Sie würden mir helfen, wenn ich verspreche, sie später zu retten.

Ich versprach dies, und sie trugen mich über das Wasser und schafften es nicht vor Sonnenuntergang und blieben für immer Vögel.

Ich habe Brennnesseln gepflückt und Hemden für sie gestrickt, als Eure Majestät mich im Wald fand...«

»Gut«, sagte der König, »du bist ein einfaches Mädchen und kannst nicht schreiben. Aber hättest du mir wenigstens ein Zeichen geben können, als ich fragte, ob du bei Verstand bist?«

»Ich hätte ein Zeichen geben können, wenn ich die Antwort wüsste. Jeder wird denken, dass er gesund ist, selbst wenn er verrückt ist. Wie können wir feststellen, wer von uns beiden gesund ist, wenn wir davon ausgehen, dass der andere nicht gesund ist? Also dachte ich darüber nach und gab keine Antwort.«

»Gut. Aber um die Frage zu beantworten, wirst du mir treu sein, ist es ganz einfach?«

»Überhaupt nicht. Schließlich würden beide Antworten bedeuten, dass ich solche Verpflichtungen übernehme, ob ich sie verletze oder nicht, aber ich habe nicht zugestimmt, Sie zu heiraten.«

»Wie ist es?«, der König war erstaunt. »Ich bin doch ein König.«

»Was ist die Beziehung, die um des Profits willen ging?«

»Du hast recht, daran habe ich nicht gedacht«, stimmte er zu. »Nun, warum hast du es nicht abgestritten, als ich dich gefragt habe, ob du eine Hexe bist?«

»Weil ich es selbst nicht weiß«, gab das Mädchen zu.

Dann wandte sich der Minister an den König, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, und hörte dem Mädchen zu:

»Eure Majestät, etwas in ihrer Geschichte passt nicht zusammen. Sie sagt, die Brennnesseln müssen vom Friedhof stammen, aber wir haben sie im Wald gefunden, wo es meilenweit keine Friedhöfe gibt. Sie hat etwas vor! Befiehl den Wachen, sie und ihre Brüder festzunehmen, und ich werde die Wahrheit aus ihr herausquälen!«

Die Moretti-Brüder machten einen Schritt nach vorne.

»Ich rate nicht«, sagte das Mädchen zu ihnen, »sonst mache ich Moretti-Schwestern aus euch.«

Die Moretti-Brüder traten einen Schritt zurück.

»Muss man immer die ganze Wahrheit wissen?«, fragte der König nachdenklich. »Zumindest musst du dich nicht selbst belügen, wenn die Wahrheit anders erscheint, als du hören willst. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob im Allgemeinen die ganze Geschichte mit Hemden und Nesseln nicht erdichtet ist. Zum Beispiel von zwölf Brüdern, die die Opferbereitschaft des Mädchens für ihr Ziel testen wollten. Also keine Fragen an sie.«

»Aber warum haben Sie sie ausgewählt und beschützt?«, rief der Minister und sprach den König etwas unpassend für einen Untergebenen an.

Der König seufzte.

»Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht. Und ich glaube, ich habe es verstanden. Ich sah in ihr ein armes Ding, genau wie ich. Und ich dachte, dass wir wahre Freunde sein würden, in einer Welt, die uns beiden gegenüber grausam ist. Wir werden vereint sein, weil wir beide nur uns beide haben werden.«

»Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte«, sagte das Mädchen.

»Ja, Schade. Nun, jetzt verstehe ich zwei Dinge. Dass Mitleid nicht Liebe ist, und dass Schweigen nicht immer ein Zeichen der Zustimmung ist... Ah, nein, drei Dinge. Dass ein negatives Ergebnis auch ein Ergebnis ist.«

»Lüg nicht«, sagte der Magier hinter Humpty Dumpty und überprüfte die Flaschen in den Regalen der Bar auf ihren Inhalt. »Das hat er nicht gesagt.«

»Nun, ja«, Humpty Dumpty gab leichthin zu, »Das ist mir gerade eingefallen. Tatsächlich sagte er, das dritte, was er verstehe, sei, dass jemand hingerichtet werden müsse, wenn sich die Menschen bereits dafür versammelt hätten.«

»Und wir werden meinen Premierminister Bronn hinrichten«, sagte der König.

»Warum ich?«, der Minister bekam Angst. »Ich habe nichts getan, oder?«

»Nun, ich war beeindruckt von Ihrer Rede über stochastische Gewalt, also werden wir Ihre Theorie auf Sie anwenden. Außerdem war ich irgendwie beunruhigt über die Anwesenheit Ihrer Spione im Palast.«

Der blasse Minister versuchte zu widersprechen:

»Eure Majestät! Hat es Sie nicht überrascht, dass das Mädchen nicht gefesselt war, auf dem Scheiterhaufen stand und darauf wartete, auf dem Scheiterhaufen zu sterben? Niemand tut das jemals. Das steht absolut außer Frage, das ist der erste derartige Fall in der Geschichte. Glauben Sie, es könnte ein Zufall sein?«

»Ich denke, dass dies kaum ein Zufall sein kann«, gab der König zu. »Und was ist die Erklärung?«

»Das war mein Befehl. Aber wenn ich das nicht befohlen hätte, hätte das Mädchen die Hemden nicht fertigstellen können und die ganze Geschichte hätte traurig geendet.«

Der König überlegte.

»Ich glaube, du hast das angeordnet, um bis zuletzt zu prüfen, ob es sich nicht tatsächlich um Zauberei handelt, die mich vernichten und dich zum König machen wird.«

»Majestät, das ist eine Kasuistik!«

»Und wer hat mir das beigebracht?«

»Haben Sie Gnade, Eure Majestät!«, Der Minister fiel auf die Knie.

Der König überlegte kurz und sagte:

»Ich kann dich nicht entbehren, aber sie kann dich schonen. Du hast sie verleumdet und beinahe umgebracht.«

Er zeigte auf das Mädchen. Das Mädchen überlegte, aber sie sagte wieder nichts, sie gab keine Antwort mit Worten, Gesten oder Blicken, sondern drehte sich nur um und verließ mit ihren Brüdern den Stadtplatz, und die Leute machten ihnen Platz.

Und der Minister wurde sofort ergriffen und verbrannt.

Der König hatte sich seitdem verändert, wurde ein normaler König, gierig und prinzipienlos, und zog mit seinen Nachbarn in den Krieg, und alles wurde, wie es immer war...«



Der junge Mann, der von Baron Blaubart sprach, sagte mit einem Glucksen:

»Ja, trotz schwieriger Lage kommt das Mädel aber doch noch davon. Aber dem König, der in Ruhe bleiben wollte, kamen die Abenteuer direkt auf das Sofa.«

»Nicht lustig«, streng begradigte ihn Humpty Dumpty. »Trotzdem starben Menschen.«

»Aber dieser Minister zum Beispiel hat eben selbst darum gebeten«, wandte der junge Mann ein.

»Macht das seinen Mörder zu einem guten Charakter?«

Jetzt haben mehrere Leute gleichzeitig gesprochen.

Während die Leute untereinander stritten, dachte der Esel, der langsam und traurig Hafer kaute, an einen normalen König. In der Tat, wie unterschiedlich die Vorstellungen von Normalität von Menschen sein können, und gibt es eine Norm, die wirklich normal ist? Von allem sah es so aus, wie es hätte sein sollen, sonst hätte es so ein Wort nicht gegeben. Aber andererseits gibt es Wörter, die etwas bezeichnen, das nicht wirklich da ist. Alle möglichen abstrakten Konzepte, zum Beispiel »Donut Hole«. Was, wenn der Begriff »Norm« auch so ein Donutloch ist, wenn es ein Wort gibt, dessen Inhalt man aber nicht spürt? Mehr als ein oder zweimal in seinem Eselleben bekam er ein Donutloch, und es stellte sich nie als etwas Materielles heraus, abgesehen von Bitterkeit und Enttäuschung. Gemäß dieser Analogie können alle Menschen äußerst anormale Handlungen verschiedener Art begehen, und »Normalität« wäre jene Leere zwischen ihren Handlungen, die niemand ausdrücklich tut, aber jeder kann sich darauf beziehen. Ein Donutloch kann man nicht essen, aber man kann es sich leicht vorstellen.

Zu diesem Zeitpunkt war der Esel vollständig ausgetrocknet und aufgewärmt, und Gedanken über Bagels führten ihn zu einer interessanten Schlussfolgerung. Als sie durch den Sturm gingen, war ihm kalt und er war nass, und er dachte überhaupt nicht an Essen, weil er so schnell wie möglich warm haben wollte. Sobald er warm war, wollte er essen. Nachdem er den ersten Hunger gestillt hatte, verspürte er das Bedürfnis zu philosophieren. Gott weiß, was er will, wenn dieses Bedürfnis befriedigt ist. Es stellte sich heraus, dass die Bedürfnisse eines Esels in Form einer Schichttorte dargestellt werden konnten. Bedürfnisse, die in diesem Moment dringender waren, übertönten weniger dringende, die dennoch die ganze Zeit über bestanden, auch wenn sie nicht auf der Zunge zu spüren waren. Sie können die tieferen Schichten nur erreichen, indem Sie die oberen Schichten essen. Er hätte diesen Gedanken aufgeschrieben, aber er hatte weder Hände noch Schreibgeräte. So ist es, ein Wesen mit zwei zusätzlichen Beinen, aber ohne Arme zu sein. Man hoffte, dass die Leute eines Tages selbst auf diese Idee kommen würden. Obwohl es wenig Hoffnung dafür gab. Er hatte sehr lange darauf gewartet, dass sie an die kalte thermonukleare Fusion dachten, die er in seiner Jugend erfunden hatte, aber bisher waren die menschlichen Erfolge gering.

Inzwischen ließ der Streit zwischen den Menschen nach, und als es eine Pause gab, löste sich eine neue Person von der Mauer. Bisher hatte er in der dunkelsten Ecke hinter ihnen am Tisch gestanden und es geschafft, unbemerkt zu bleiben. Etwas verriet unmerklich einen Soldaten in ihm. Ob diese Art, unsichtbar zu bleiben und gleichzeitig in der Sichtbarkeit aller anderen Menschen zu halten. Oder ein militärisches Haltung. Oder Grenadierwachstum. Oder die Uniform eines Brigadiers der königlichen Garde mit goldenen Zöpfen und einer Pistole, die mit einem massiven gebogenen Griff an seinem Gürtel hängt und in der Größe einer guten Keule ähnelt. Er deutete auf einen Platz auf der Bank am Tisch, zog langsam seine weißen Samthandschuhe von den Händen und setzte sich vorsichtig hin, ohne die Haltung zu verlieren. Alle warteten geduldig, während er seinen aufgerichteten Schnurrbart zwirbelte und seine Handschuhe auf dem Tisch glatt strich. Er verstand es, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ohne ein Wort zu sagen.

Schließlich wurden alle Zeremonien durchgeführt, und der begann ebenso langsam und genau mit seiner Geschichte...

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(Fortsetzung folgt )
 
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