petrasmiles
Mitglied
Das ist das wunderbare am Internet - und insbesondere Youtube - man findet eigentlich immer etwas Interessantes. Da folgte ich einem youtube link von mondnein zu der Szene, in der Peter Ustinov Nero spielt, klicke ein bisschen rum, höre mir dies an und das, und dann sehe ich im Frame eine Ausgabe der Talkshow 'Je später der Abend' von Dietmar Schönherr mit Peter Ustinov. Eine Zeitreise.
Fängt ein bisschen schräg an, sie suchen sich Stühle aus einem neben der Bühne aufgebauten Fundus an Stühlen. Ustinov nimmt sich einen lehnenlosen Empirestuhl (Gondola-Stil, wie ich lese) und Schönherr nimmt sich einen tieferen Barocksessel. Da hockt der beleibte Ustinov wie ein schwitzender Sandsack aufgehäuft und der große und schlanke Schönherr versucht während des Gesprächs ständig, eine bequeme Position zu finden für seine langen Beine - und der arme Kameramann sucht nach einer Einstellung, in der beide nicht wie die letzten Honks aussehen. Manche Ideen sind nur in der Theorie schön ;-)
Aber das nur am Rande. Es beginnt mit Belanglosigkeiten - und Schönherr ist nie auf der Höhe des Witzes von Ustinov. Die Fragen grottig, aber immer fällt Ustinov etwas ein, was die Leute zum Lachen bringt. Und dann stellt Schönherr DIE deutsche Frage: Wie Ustinov heute die Deutschen sehen würde. Die Antwort ist erst einmal umschreibend; anhand der Darstellung der Engländer wie sie gesehen würden, was aber Klischée sei, und bei den Deutschen würde halt dieses Preußische, laut Schreiende unterstellt - und Hitler habe diesem Bild geholfen, aber vor Napoleon seien die Deutschen ganz anders gewesen - und dann kommt dieser Satz: Er würde Napoleon nicht viel besser finden als Hitler.
Unvorstellbar in heutigen Zeiten, dass jemand (irgendjemand, und sei es der Papst) soetwas sagt, und nicht ein Shitstorm die sofortige Ausweisung der Person aus den Landesgrenzen fordert.
Das ist fünfzig Jahre her; das damalige Publikum - warum gieren sie so danach, dass man sie nett findet? - lachte fast erleichtert auf. Eine Unterhaltungssendung, eine persönliche Meinung eines Kosmopoliten, kann man drüber nachdenken, kann man denken, ja, aber der Holocaust, kann man den Mann trotzdem toll finden und ihn nicht verdammen wegen öffentlichen Äußerungen, die man mit ein bisschen bösem Willen zur Holocaust-Leugnung hochstilisieren könnte.
Solche Rückblicke machen unglaublich deutlich, wie engstirnig und intolerant und heuchlerisch diese öffentliche Landschaft geworden ist.
www.youtube.com
Fängt ein bisschen schräg an, sie suchen sich Stühle aus einem neben der Bühne aufgebauten Fundus an Stühlen. Ustinov nimmt sich einen lehnenlosen Empirestuhl (Gondola-Stil, wie ich lese) und Schönherr nimmt sich einen tieferen Barocksessel. Da hockt der beleibte Ustinov wie ein schwitzender Sandsack aufgehäuft und der große und schlanke Schönherr versucht während des Gesprächs ständig, eine bequeme Position zu finden für seine langen Beine - und der arme Kameramann sucht nach einer Einstellung, in der beide nicht wie die letzten Honks aussehen. Manche Ideen sind nur in der Theorie schön ;-)
Aber das nur am Rande. Es beginnt mit Belanglosigkeiten - und Schönherr ist nie auf der Höhe des Witzes von Ustinov. Die Fragen grottig, aber immer fällt Ustinov etwas ein, was die Leute zum Lachen bringt. Und dann stellt Schönherr DIE deutsche Frage: Wie Ustinov heute die Deutschen sehen würde. Die Antwort ist erst einmal umschreibend; anhand der Darstellung der Engländer wie sie gesehen würden, was aber Klischée sei, und bei den Deutschen würde halt dieses Preußische, laut Schreiende unterstellt - und Hitler habe diesem Bild geholfen, aber vor Napoleon seien die Deutschen ganz anders gewesen - und dann kommt dieser Satz: Er würde Napoleon nicht viel besser finden als Hitler.
Unvorstellbar in heutigen Zeiten, dass jemand (irgendjemand, und sei es der Papst) soetwas sagt, und nicht ein Shitstorm die sofortige Ausweisung der Person aus den Landesgrenzen fordert.
Das ist fünfzig Jahre her; das damalige Publikum - warum gieren sie so danach, dass man sie nett findet? - lachte fast erleichtert auf. Eine Unterhaltungssendung, eine persönliche Meinung eines Kosmopoliten, kann man drüber nachdenken, kann man denken, ja, aber der Holocaust, kann man den Mann trotzdem toll finden und ihn nicht verdammen wegen öffentlichen Äußerungen, die man mit ein bisschen bösem Willen zur Holocaust-Leugnung hochstilisieren könnte.
Solche Rückblicke machen unglaublich deutlich, wie engstirnig und intolerant und heuchlerisch diese öffentliche Landschaft geworden ist.
