Der Tross der Gardesoldaten bewegte sich mit Genton an der Spitze langsam auf die Brücke zu. Die Gefangenen hatte man wie am Vortag bäuchlings über zwei der Packpferde gebunden.
Genton spürte ein Kribbeln im Nacken und schaute misstrauisch in die Runde. Etwas stimmte nicht, auch wenn er nicht hätte benennen können, was es war. Aber er war durch so viele Schlachten gegangen, hatte so viele Hinterhalte gelegt, dass er fast einen siebten Sinn für Gefahren entwickelt hatte.
Er bedeutete seinen Männern anzuhalten und ritt langsam zur Brücke vor. Hier stoppte er sein Pferd und schaute sich um. Etwas störte ihn, aber was es war ...
Er wandte sich im Sattel um.
„Laront, Sarmar!“
Die beiden Gardisten preschten nach vorn und hielten neben ihrem Anführer.
„Etwas stimmt nicht!“ Genton fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel. Laront grinste.
„Was soll denn hier nicht stimmen, Hauptmann? Es ist ruhig wie in einem Kloster der Schweigenden Brüder!“
Gentons gesundes Auge funkelte zornig.
„Eben! Wenn es jemals irgendwo zu ruhig war, dann hier und jetzt!“
Laronts Grinsen fror ein. Er kannte Genton schon lange und der alte Haudegen hatte sich noch nie geirrt. Er war nicht umsonst seit so vielen Jahren Hauptmann der Garde.
Genton fasste einen Entschluss.
„Ihr beide reitet langsam über die Brücke und seht euch auf der anderen Seite um. Aber seid auf alles gefasst!“
Laront nickte, zog sein Schwert und ritt langsam auf die Brücke zu. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Sarmar seine Lanze mit beiden Händen packte. Die Gardisten schauten sich misstrauisch nach allen Seiten um. Es war so still, dass das Klappern der Pferdehufe auf der hölzernen Brücke wie Trommelschläge klang.
Genton wies seine Männer an, auf die Umgebung zu achten und beobachtete gespannt, wie Laront und Sarmar langsam weiter ritten.
Im selben Moment kam von der anderen Seite des Flusses ein Karren, von einem Banta gezogen und von einer alten Frau gelenkt. Die Alte steuerte ihr Banta ebenfalls auf die Brücke und erkannte offenbar nicht, dass sie für Verkehr in beide Richtungen zu schmal war.
Laront und Sarmar hielten verblüfft an und drehten sich nach ihrem Hauptmann um. Genton verzog zornig das Gesicht.
„Bist du blind, Alte?“, rief er erbost. „Fahr zurück und lass uns passieren!“
„Warum kehrt ihr nicht um, Junge?“, krächzte sie. „Du hast noch mehr Zeit in deinem Leben!“ Sie lachte gackernd.
„Leg es nicht darauf an!“, warnte Genton. „Weiche zurück, sonst werden wir dich Respekt lehren!“
Zu Gentons Erstaunen brach die Alte in lautes Gelächter aus.
„Ich würde eher dir raten, Respekt zu zeigen, Genton Schädelspalter“, meinte sie und richtete sich mühsam auf dem Kutschbock auf. Sie machte mit ihrem Stock ein Zeichen und plötzlich erschienen aus den Büschen am Flussufer und von den niedrigen Bäumen herunter springend eine größere Anzahl Männer, die allesamt gespannte Bögen auf die Gardisten gerichtet hielten. Genton fluchte, sondierte aber bereits die Lage.
„Seid ihr wahnsinnig?“, fragte er, um Zeit zu gewinnen. „Ihr wisst nicht, mit wem ihr euch anlegt!“
„Das wissen wir sehr gut!“
Ein groß gewachsener, schlanker Mann war vorgetreten. Seine Stimme klang ruhig.
„Gib die Gefangenen heraus, dann wird kein Blut fließen!“, forderte er selbstbewusst.
Genton musterte den Mann, der offensichtlich der Anführer war und überlegte. Es ging also um die beiden Fremden. Worum sollte es auch sonst gehen? Niemand griff einfach so einen Gardezug an. Am gegenüber liegenden Flussufer konnte Genton nur drei oder vier Angreifer entdecken – und diese merkwürdige alte Frau, die immer noch auf dem Kutschbock ihres kleinen Karrens stand. Im Rücken der Gardisten waren mindestens fünfzehn Bogenschützen zu sehen. Er fixierte Laront. Fast unmerklich bewegte er den Kopf in Richtung der Alten und nickte. Dieser bestätigte, dass er verstanden hatte.
Im nächsten Moment drückte Laront seinem Pferd die Fersen in die Flanke und preschte – einen durchdringenden Schrei ausstoßend – auf den Karren der alten Frau zu. Was dann geschah, konnte er im Nachhinein selbst nicht mehr so genau sagen. Er sah nur noch, dass die Alte ein paar seltsame Armbewegungen machte und irgendetwas Unverständliches murmelte, dann schien es so, als habe sich die Luft vor dem Gardisten verfestigt! Er prallte gegen ein unsichtbares Hindernis und wurde mitsamt seinem Pferd von der Brücke ins Wasser geschleudert, wobei er das niedrige Brückengeländer durchbrach. Weiter hinten wurden die vier Gardisten, die den Gefangenen am nächsten waren, von Pfeilen durchbohrt und stürzten aufschreiend aus dem Sattel.
Genton riss sein Schwert nach oben und machte Anstalten, sich auf den Anführer der Angreifer zu stürzen. Aber sein Pferd, ganz offensichtlich durch die Ereignisse verängstigt, bäumte sich auf und so trafen die beiden Pfeile, die eigentlich dem Gardehauptmann galten, die Brust seines Reittiers, das daraufhin laut wiehernd und sich in Panik und Schmerz aufbäumend davon preschte. Genton wurde aus dem Sattel geschleudert, prallte hart auf und blieb benommen liegen. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er nicht sein altgedientes Schlachtross, sondern das jüngere und schnellere Pferd gewählt hatte. Der alte Rorn war nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen und hätte sicherlich nicht gescheut. Er drehte den Kopf. Sein Reittier raste an den Packpferden vorbei flussabwärts. Diese, von der Panik ihres Artgenossen angesteckt, wieherten laut, tänzelten einen Moment nervös auf der Stelle und folgten dann Gentons Pferd, die Gefangenen nach wie vor auf dem Rücken.
Elden erkannte die Gefahr als erster. Er fluchte, rannte dann auf eines der verwaisten Gardepferde zu, schwang sich in den Sattel und nahm die Verfolgung auf. Harbons angstvolle Blicke folgten ihm.
„Der Landbruch“, murmelte er.
Genton spürte ein Kribbeln im Nacken und schaute misstrauisch in die Runde. Etwas stimmte nicht, auch wenn er nicht hätte benennen können, was es war. Aber er war durch so viele Schlachten gegangen, hatte so viele Hinterhalte gelegt, dass er fast einen siebten Sinn für Gefahren entwickelt hatte.
Er bedeutete seinen Männern anzuhalten und ritt langsam zur Brücke vor. Hier stoppte er sein Pferd und schaute sich um. Etwas störte ihn, aber was es war ...
Er wandte sich im Sattel um.
„Laront, Sarmar!“
Die beiden Gardisten preschten nach vorn und hielten neben ihrem Anführer.
„Etwas stimmt nicht!“ Genton fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel. Laront grinste.
„Was soll denn hier nicht stimmen, Hauptmann? Es ist ruhig wie in einem Kloster der Schweigenden Brüder!“
Gentons gesundes Auge funkelte zornig.
„Eben! Wenn es jemals irgendwo zu ruhig war, dann hier und jetzt!“
Laronts Grinsen fror ein. Er kannte Genton schon lange und der alte Haudegen hatte sich noch nie geirrt. Er war nicht umsonst seit so vielen Jahren Hauptmann der Garde.
Genton fasste einen Entschluss.
„Ihr beide reitet langsam über die Brücke und seht euch auf der anderen Seite um. Aber seid auf alles gefasst!“
Laront nickte, zog sein Schwert und ritt langsam auf die Brücke zu. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Sarmar seine Lanze mit beiden Händen packte. Die Gardisten schauten sich misstrauisch nach allen Seiten um. Es war so still, dass das Klappern der Pferdehufe auf der hölzernen Brücke wie Trommelschläge klang.
Genton wies seine Männer an, auf die Umgebung zu achten und beobachtete gespannt, wie Laront und Sarmar langsam weiter ritten.
Im selben Moment kam von der anderen Seite des Flusses ein Karren, von einem Banta gezogen und von einer alten Frau gelenkt. Die Alte steuerte ihr Banta ebenfalls auf die Brücke und erkannte offenbar nicht, dass sie für Verkehr in beide Richtungen zu schmal war.
Laront und Sarmar hielten verblüfft an und drehten sich nach ihrem Hauptmann um. Genton verzog zornig das Gesicht.
„Bist du blind, Alte?“, rief er erbost. „Fahr zurück und lass uns passieren!“
„Warum kehrt ihr nicht um, Junge?“, krächzte sie. „Du hast noch mehr Zeit in deinem Leben!“ Sie lachte gackernd.
„Leg es nicht darauf an!“, warnte Genton. „Weiche zurück, sonst werden wir dich Respekt lehren!“
Zu Gentons Erstaunen brach die Alte in lautes Gelächter aus.
„Ich würde eher dir raten, Respekt zu zeigen, Genton Schädelspalter“, meinte sie und richtete sich mühsam auf dem Kutschbock auf. Sie machte mit ihrem Stock ein Zeichen und plötzlich erschienen aus den Büschen am Flussufer und von den niedrigen Bäumen herunter springend eine größere Anzahl Männer, die allesamt gespannte Bögen auf die Gardisten gerichtet hielten. Genton fluchte, sondierte aber bereits die Lage.
„Seid ihr wahnsinnig?“, fragte er, um Zeit zu gewinnen. „Ihr wisst nicht, mit wem ihr euch anlegt!“
„Das wissen wir sehr gut!“
Ein groß gewachsener, schlanker Mann war vorgetreten. Seine Stimme klang ruhig.
„Gib die Gefangenen heraus, dann wird kein Blut fließen!“, forderte er selbstbewusst.
Genton musterte den Mann, der offensichtlich der Anführer war und überlegte. Es ging also um die beiden Fremden. Worum sollte es auch sonst gehen? Niemand griff einfach so einen Gardezug an. Am gegenüber liegenden Flussufer konnte Genton nur drei oder vier Angreifer entdecken – und diese merkwürdige alte Frau, die immer noch auf dem Kutschbock ihres kleinen Karrens stand. Im Rücken der Gardisten waren mindestens fünfzehn Bogenschützen zu sehen. Er fixierte Laront. Fast unmerklich bewegte er den Kopf in Richtung der Alten und nickte. Dieser bestätigte, dass er verstanden hatte.
Im nächsten Moment drückte Laront seinem Pferd die Fersen in die Flanke und preschte – einen durchdringenden Schrei ausstoßend – auf den Karren der alten Frau zu. Was dann geschah, konnte er im Nachhinein selbst nicht mehr so genau sagen. Er sah nur noch, dass die Alte ein paar seltsame Armbewegungen machte und irgendetwas Unverständliches murmelte, dann schien es so, als habe sich die Luft vor dem Gardisten verfestigt! Er prallte gegen ein unsichtbares Hindernis und wurde mitsamt seinem Pferd von der Brücke ins Wasser geschleudert, wobei er das niedrige Brückengeländer durchbrach. Weiter hinten wurden die vier Gardisten, die den Gefangenen am nächsten waren, von Pfeilen durchbohrt und stürzten aufschreiend aus dem Sattel.
Genton riss sein Schwert nach oben und machte Anstalten, sich auf den Anführer der Angreifer zu stürzen. Aber sein Pferd, ganz offensichtlich durch die Ereignisse verängstigt, bäumte sich auf und so trafen die beiden Pfeile, die eigentlich dem Gardehauptmann galten, die Brust seines Reittiers, das daraufhin laut wiehernd und sich in Panik und Schmerz aufbäumend davon preschte. Genton wurde aus dem Sattel geschleudert, prallte hart auf und blieb benommen liegen. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er nicht sein altgedientes Schlachtross, sondern das jüngere und schnellere Pferd gewählt hatte. Der alte Rorn war nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen und hätte sicherlich nicht gescheut. Er drehte den Kopf. Sein Reittier raste an den Packpferden vorbei flussabwärts. Diese, von der Panik ihres Artgenossen angesteckt, wieherten laut, tänzelten einen Moment nervös auf der Stelle und folgten dann Gentons Pferd, die Gefangenen nach wie vor auf dem Rücken.
Elden erkannte die Gefahr als erster. Er fluchte, rannte dann auf eines der verwaisten Gardepferde zu, schwang sich in den Sattel und nahm die Verfolgung auf. Harbons angstvolle Blicke folgten ihm.
„Der Landbruch“, murmelte er.