25. Der Plan

molly

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Der Plan

Die Mutter arbeitete im Garten, als die Kinder zurückkamen. Sie fragte erstaunt: „Ist euer Ausflug schon beendet oder habt ihr etwas vergessen?" Michael und Nele schüttelten den Kopf und begannen gleichzeitig zu erzählen. Doch die Mutter unterbrach sie sofort.
„Bitte, Kinder, ich verstehe kein Wort, wenn ihr beide zusammen sprecht, teilt euch doch die Geschichte."

Michael berichtete kurz von Davids Streich, die Mutter seufzte. „Schlimm, schlimm, vor allem für Sabinchen, aber auch für euch war das kein schönes Erlebnis. Ich werde doch einmal mit Davids Mutter sprechen."
Michael widersprach heftig: „Weißt du, Mama, wir haben beschlossen, diese Sache alleine in Ordnung zu bringen. Frau Weber ist damit einverstanden“.
„Habt ihr schon einen Plan“, erkundigte sie sich.
„Eigentlich noch nicht“, antwortete Michael. Sie pflückte Himbeeren und er half ihr dabei. Beim Kochen und im Garten hatte seine Mutter die besten Ideen. Michael fragte so gleichgültig wie möglich, wie sie jemand zum Bach locken würde und zupfte emsig weiter. Sie unterbrach ihre Arbeit nicht, wiegte nur den Kopf hin und her. Dann meinte die Mutter, sie würde etwas Interessantes ans Ufer oder in den Bach stellen, vielleicht ein Wasserrad oder eine Windmühle! Oder ganz einfach den Bach stauen.
Ihre Vorschläge klangen nicht schlecht, doch eine Windmühle stand bei Rudi im Garten und ein gestauter Bach interessierte David sicher nicht, das hatten sie früher oft zusammen gemacht. Blieb nur noch das Wasserrad.
„Könnten wir selber so ein Wasserrad bauen?" fragte Michael. "Natürlich, ihr habt doch lange Ferien, bis die Schule wieder beginnt, ist das Wasserrad sicher fertig." Doch das dauerte ihm zu lange.
"Was könnte es denn sonst noch Interessantes an einem Bach geben?" fragte Nele.
„Nun, euer Papa zum Beispiel würde sogar die Nachrichten im Fernsehen vergessen, wenn er ein Boot anschauen könnte, aber das passt leider nicht in unseren Bach!“
Das stimmte, selbst ein kleines Boot wäre noch zu groß, Luftmatratzen und Schlauchboot fielen ebenso aus, die spitzen Steine im Bach würden sie beschädigen.
„Wir legen einfach ein Brett ins Wasser und das ist unser Schiff. Wir binden eine Schnur daran und befestigen diese an der Weide auf unserer Uferseite“, sagte Nele. Michael fand das eine gute Idee, vielleicht könnten sie mehrere Bretter nehmen und daraus ein Floß bauen, ein kleines natürlich. Das würde auch in ihrem Bach schwimmen. Nele klatschte begeistert und die Mutter meinte, ein Floß sei leicht zu bauen, Holzlatten lägen genug im Schuppen.
„Wie aber erfahren andere Kinder von unserem Floß?" erkundigte sich Nele.
„Nichts leichter als das“, lachte die Mutter, „erzählt davon Frau Meier im Laden, wenn noch viele Leute dabei zuhören. Noch wichtiger ist Frau Böhler im Milchhäuschen. Wenn sie erst einmal weiß, dass ihr ein Floß gebaut habt, erfährt das ganze Dorf davon!"

Die Prinzessin kam mit Florian und Klaus zu Michael und Nele in den Hof und erklärte, dass sie mit der Beratung nicht bis morgen warten wollten.
„Wir setzen uns jetzt gleich an den Bach. Ich habe mir auch schon etwas ausgedacht“, sagte sie.
Neugierig folgten die Kinder der Prinzessin. Sie liefen die Treppen zum Bach hinunter und setzten sich auf die letzten beiden Stufen. Ihre Rotkäppchen hatten sie aufgesetzt. Erwartungsvoll sahen sie die Prinzessin an.
„David geht jeden Tag einkaufen, meist kurz vor elf Uhr, das hat unsere Mama gesagt. Gleich morgen lauern wir ihm auf. Wenn er aus dem Laden kommt, drängen wir ihn an die Hausmauer. Nach hinten kann er nicht mehr weglaufen. Wir stellen uns dicht vor ihn hin und dann kann jeder das machen, was er sich vorgenommen hat. Von mir bekommt er ja eine geknallt! Na, wie findet ihr das?"
Sie schaute uns erwartungsvoll an.
„Ich glaube nicht, dass wir David alleine im Dorf treffen werden, jetzt noch weniger als früher. Ein Kerl aus seiner Bande wird immer dabei sein. Wir wollten ihn doch zum Bach locken“, meinte Michael.
„Wie denn?" brauste die Prinzessin auf, „glaubst du, er würde sich alleine hierher wagen?"
Michael erzählte seinen Freuden von dem Floß.
„Wir müssten nur noch überlegen, wie wir Rolf, Heiner und Rudi von uns fernhalten."
„Prima Idee mit dem Floß!" sagte Florian.
„Wenn wir genau wissen, dass nur David zum Floß kommt, bin ich einverstanden“, teilte die Prinzessin mit, „sonst müssen wir eben solange warten, bis er einmal allein zum Einkaufen geht. Immer wird die Bande ihn nicht begleiten können." Klaus nickte, Florian runzelte die Stirn. Ihm hatte der Plan mit dem Floß besser gefallen.

Eine tiefe Stimme fragte: „Wie wäre es, wenn ihr die drei Burschen an einen anderen Ort lockt?" Die Prinzessin stieß einen spitzen Schrei aus, die Kinder drehten sich erschrocken um. Der Vater stand auf der obersten Treppe.
„Du hast gelauscht“, sagte Nele vorwurfsvoll.
„Ich gebe euch das Rotkäppchenehrenwort und werde nichts verraten“, meinte ihr Vater. Er lieh sich von Nele die Mütze und setzte sie schräg auf den Kopf. Sie glaubten ihm, er versprach nur, was er halten konnte. „Nun, wollt ihr mir euer Problem anvertrauen?"
„Wir haben schon Pläne“, sagte Nele. Aber so schnell ließ er sich nicht abschütteln.
„Gut", nickte er „darf ich euch dann wenigstens einige neue Dorfnachrichten erzählen?" Da stimmten sie gerne zu, das hatte mit ihrem David Problem nichts zu tun. Neuigkeiten, vom Vater erzählt, hörten Michael und Nele jeden Tag gern.
*
In der nächsten Geschichte erfahren die Kinder die neusten Nachrichten aus dem Dorf
 



 
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