3. Der Fahrgast

hein

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3. Der Fahrgast

Scheiße, scheiße, scheiße, jetzt sitze ich hier in diesem blöden, stinkenden, versifften Taxi und komme zu spät in die Bank. Diese blöde, undankbare, hässliche Kuh, deren Qualifikation aus Titten, Arsch und einer Saison als Brombeerblüten-Königin maximal für eine D-Prominenz als Moderatoren-Matratze auf Sylt oder als Erst-Ausscheidende beim Djungelcamp gereicht hätte: Ich hole sie aus dem Nichts in meine Penthouse-Wohnung, überhäufe sie mit goldenem Klimbim, schenke ihr das neueste Smartphone und meine Zuneigung, führe sie in die besseren Kreise der Bankenwelt ein, und was macht die gestern Abend nach der harmlosen Frage „kannst Du nicht mal ein bisschen nett zu meinem Chef sein?“: haut mitten in der Nacht mit meinem Porsche ab und lässt mich im Taxi fahren.

Wenn meine Kollegen das sehen denken die doch gleich das meine Performance nicht mehr stimmt, und mein Chef wird sich für meine laufenden Geschäfte interessieren. Das muss mit allen Mitteln verhindert werden. Wenn er den Verlust bei diesem großen Posten in China sieht kann ich meine Karriere und den Bonus für dieses Jahr vergessen. Die Tussi wäre da genau richtig gewesen, dass hätte ihn für die nächsten Wochen beschäftigt, auf so etwas steht er.

In nur 6 Wochen wäre alles gelaufen! Mit dem Bonus auf dem Konto kann ich nach New York verschwinden, wo mein Freund John mir den Job als Leiter eines eigenen Teams versprochen hat. Da würde ich wirklich ein großes Rad drehen! Die Chinesen-Pleite muss dann mein ehemaliger Chef ausbaden, schließlich hat er nichts bemerkt.

„Was mache ich jetzt?“

1. Mich einen Block vor der Bank entfernt absetzen lassen und das
Gebäude durch die Tiefgarage betreten. Wenn ich dort in den
Lift steige sieht es so aus als wenn ich mit dem Porsche da
bin.
2. Meinen Chef auf die aktuell besonderen Chancen in Argentinien
aufmerksam machen. Dann hat er erst mal etwas womit er sich
beschäftigen kann und muss nicht in meinen Sachen
herumschnüffeln.
3. Die Tussi finden und ihr für ein wenig Entgegenkommen den
Porsche anbieten. Sie weiß ja nicht, dass der nur für ein Jahr
geleast ist. In Anbetracht der Höhe des Bonus wären die Kosten
Peanuts.
4. Die nächsten 6 Wochen überstehen.

Eine halbe Stunde später wird er an seinem Schreibtisch vom Sicherheitsdienst empfangen. Unter den mehr oder weniger mitfühlenden Blicken seiner jetzt ehemaligen Kollegen kann er noch seine wenigen persönlichen Habseligkeiten in einen bereitgestellten Karton verstauen, bevor er mit einiger Vehemenz zum Ausgang geleitet wird. Dort steht er eine Weile, völlig geschockt, frierend, mit dem Karton unter dem Arm, und steuert dann die nächste Bar an.


Einige Tage später trifft er zufällig einen früheren Kollegen, der ihn über den – soweit bekannten – Hintergrund informiert: Die Brombeerblüten-Königin hatte wohl aus seinen Angebereien im Bett einiges aufgeschnappt und sich noch in der Nacht ihres Verschwindens mit seinem Chef in Verbindung gesetzt. Als Eintrittspreis für die höheren gesellschaftlichen Schichten konnte sie daher neben ihren körperlichen Reizen auch einige Informationen zu dem prekären Geschäft anbieten.
 



 
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