3. Die Reise mit dem Zug
Zugfahren bedeutete für Christian nichts Neues. Erst im letzten Herbst war er mit der Oma an den Bodensee gefahren und einmal hatten sie sogar eine Reise in die Schweiz unternommen. Nun reiste er zum ersten Mal allein. Als der Zug im nächsten Bahnhof hielt, setzten sich ein Mann mit einer dunklen Hornbrille und eine Frau mit silbergrauen Haaren zu ihm. Der Mann lehnte sich erschöpft ins Polster und schloss die Augen, die Frau schlug eine Zeitschrift auf und versteckte sich dahinter. Christian holte sich einen Apfel aus dem Rucksack und biss hinein. Wie das knirschte und knackte beim Essen! Am liebsten hätte er den Apfel wieder eingepackt. Er schaute zu dem Mann in der Ecke, doch der schlief ruhig weiter. Von Nun an biss Christian sehr vorsichtig ab und kaute ganz langsam. Nach einer Weile blickte die Frau über den Zeitungsrand und fragte: „Wo fährst du denn so ganz alleine hin?"
Während Christian noch auf einem Stück Apfel kaute, fiel ihm ein, dass Tante Lioba auf dem Weg zum Bahnhof ihm eingeschärft hatte, mit keinem Menschen über seine Reise zu reden. Aber sie hatte auch gesagt, er solle brav sein. Doch mussten brave Jungen jede Frage freundlich beantworten? Christian fand, dass er nichts sagen musste. Er schluckte den Apfelbissen hinunter, zuckte mit den Schultern und die Frau vertiefte sich wieder in ihre Zeitung. Christian schaute weiter aus dem Fenster und erinnerte sich, dass die Oma auf ihren gemeinsamen Reisen mit den Leuten geplaudert hatte. Der Mann mit der Hornbrille riss Christian mit tiefer, brummiger Stimme aus seinen Gedanken als er fragte: „Was denn, bis du noch so klein, dass du nicht weißt, wohin du fährst?"
Christian aber beachtete ihn nicht. Er schaute die Frau mit der Zeitung an und sagte: "Ich fahre zu meinem Papa".
Dann kniete er sich auf seinen Sitz und zog das Fenster einen Spalt breit hinunter.
Der Hornbrillenmann donnerte: "Es zieht!" und schob das Fenster wieder hoch.
Nun drückte sich Christian so eng wie möglich in seine Ecke und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass seine Oma bei ihm wäre. An der nächsten Station stiegen zwei Mädchen mit großen Rucksäcken ein. Der Mann half den beiden, die schweren Rucksäcke zu verstauen. Das dunkelhaarige Mädchen wischte sich den Schweiß von der Stirn und das Mädchen mit dem blonden Pferdeschwanz stöhnte laut über die Hitze.
Der Mann sagte tröstend: „Auf der Fahrt wird es besser, wir lassen das Fenster auf!“
„Aber nur wenn es nicht zieht“, sagte die Frau mit der Zeitung
und zwinkerte Christian zu. Das blonde Mädchen hatte sich neben Christian gesetzt und stellte sich vor: "Ich heiße Lili und wer bist du?
Christian nannte seinen Namen und wollte nun wissen, wohin sie denn mit ihren Rucksäcken reisten. Lili deutete auf das andere Mädchen und sagte: "Ich fahre mit Katja auf die Insel Sylt. Wir werden dort in der Jugendherberge übernachten und jeden Tag in der Nordsee baden, im Sand laufen und Muscheln suchen. Und wohin fährst du?“
Christian seufzte leise und antwortete: „Nach Norddeutschland, zum Großvater!“
Der Mann blickte ihn verwundert an und sagte: "Ich dachte, du fährst zu deinem Papa, jedenfalls hast du uns das erzählt.“
Christian nickte: „Stimmt, mein Papa holt mich in Frankfurt ab, dann bringt er mich mit dem Auto zum Großvater.“
Nun erkundigte sich Katja: "Freust du dich, dass du den Opa besuchen darfst?"
"Ja, doch", erwiderte Christian lahm.
Er hätte den Mädchen gerne von seiner kranken Oma und dem fremden Großvater erzählt. Aber der Mann mit der Brille brauchte nichts davon zu wissen, der sollte nicht noch einmal sagen, dass Christian klein sei. Lili zog ein Kartenspiel aus der Tasche, und sie spielte mit Katja und Christian Mau-Mau bis der Schaffner kam.
"So, mein Junge, du musst gleich aussteigen“, sagte er und nahm den Koffer aus dem Gepäcknetz. Christian streifte rasch seinen Rucksack über, am liebsten wäre er mit Lili und Katja weiter gereist.
„Adieu“, sagte er leise.
Die beiden Mädchen wünschten ihm schöne Ferien, die Frau nickte ihm aufmunternd zu und der Mann mit der Hornbrille warf ihm ein brummiges "Tschüs" nach.
Der Schaffner stellte den Koffer auf den Bahnsteig neben eine Bank und eilte davon. Schon fuhr der Zug weiter. Lili und Katja standen am Fenster und Christan winkte ihnen nach, bis der Zug im Dunst der Mittagshitze verschwunden war.
*
Zugfahren bedeutete für Christian nichts Neues. Erst im letzten Herbst war er mit der Oma an den Bodensee gefahren und einmal hatten sie sogar eine Reise in die Schweiz unternommen. Nun reiste er zum ersten Mal allein. Als der Zug im nächsten Bahnhof hielt, setzten sich ein Mann mit einer dunklen Hornbrille und eine Frau mit silbergrauen Haaren zu ihm. Der Mann lehnte sich erschöpft ins Polster und schloss die Augen, die Frau schlug eine Zeitschrift auf und versteckte sich dahinter. Christian holte sich einen Apfel aus dem Rucksack und biss hinein. Wie das knirschte und knackte beim Essen! Am liebsten hätte er den Apfel wieder eingepackt. Er schaute zu dem Mann in der Ecke, doch der schlief ruhig weiter. Von Nun an biss Christian sehr vorsichtig ab und kaute ganz langsam. Nach einer Weile blickte die Frau über den Zeitungsrand und fragte: „Wo fährst du denn so ganz alleine hin?"
Während Christian noch auf einem Stück Apfel kaute, fiel ihm ein, dass Tante Lioba auf dem Weg zum Bahnhof ihm eingeschärft hatte, mit keinem Menschen über seine Reise zu reden. Aber sie hatte auch gesagt, er solle brav sein. Doch mussten brave Jungen jede Frage freundlich beantworten? Christian fand, dass er nichts sagen musste. Er schluckte den Apfelbissen hinunter, zuckte mit den Schultern und die Frau vertiefte sich wieder in ihre Zeitung. Christian schaute weiter aus dem Fenster und erinnerte sich, dass die Oma auf ihren gemeinsamen Reisen mit den Leuten geplaudert hatte. Der Mann mit der Hornbrille riss Christian mit tiefer, brummiger Stimme aus seinen Gedanken als er fragte: „Was denn, bis du noch so klein, dass du nicht weißt, wohin du fährst?"
Christian aber beachtete ihn nicht. Er schaute die Frau mit der Zeitung an und sagte: "Ich fahre zu meinem Papa".
Dann kniete er sich auf seinen Sitz und zog das Fenster einen Spalt breit hinunter.
Der Hornbrillenmann donnerte: "Es zieht!" und schob das Fenster wieder hoch.
Nun drückte sich Christian so eng wie möglich in seine Ecke und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass seine Oma bei ihm wäre. An der nächsten Station stiegen zwei Mädchen mit großen Rucksäcken ein. Der Mann half den beiden, die schweren Rucksäcke zu verstauen. Das dunkelhaarige Mädchen wischte sich den Schweiß von der Stirn und das Mädchen mit dem blonden Pferdeschwanz stöhnte laut über die Hitze.
Der Mann sagte tröstend: „Auf der Fahrt wird es besser, wir lassen das Fenster auf!“
„Aber nur wenn es nicht zieht“, sagte die Frau mit der Zeitung
und zwinkerte Christian zu. Das blonde Mädchen hatte sich neben Christian gesetzt und stellte sich vor: "Ich heiße Lili und wer bist du?
Christian nannte seinen Namen und wollte nun wissen, wohin sie denn mit ihren Rucksäcken reisten. Lili deutete auf das andere Mädchen und sagte: "Ich fahre mit Katja auf die Insel Sylt. Wir werden dort in der Jugendherberge übernachten und jeden Tag in der Nordsee baden, im Sand laufen und Muscheln suchen. Und wohin fährst du?“
Christian seufzte leise und antwortete: „Nach Norddeutschland, zum Großvater!“
Der Mann blickte ihn verwundert an und sagte: "Ich dachte, du fährst zu deinem Papa, jedenfalls hast du uns das erzählt.“
Christian nickte: „Stimmt, mein Papa holt mich in Frankfurt ab, dann bringt er mich mit dem Auto zum Großvater.“
Nun erkundigte sich Katja: "Freust du dich, dass du den Opa besuchen darfst?"
"Ja, doch", erwiderte Christian lahm.
Er hätte den Mädchen gerne von seiner kranken Oma und dem fremden Großvater erzählt. Aber der Mann mit der Brille brauchte nichts davon zu wissen, der sollte nicht noch einmal sagen, dass Christian klein sei. Lili zog ein Kartenspiel aus der Tasche, und sie spielte mit Katja und Christian Mau-Mau bis der Schaffner kam.
"So, mein Junge, du musst gleich aussteigen“, sagte er und nahm den Koffer aus dem Gepäcknetz. Christian streifte rasch seinen Rucksack über, am liebsten wäre er mit Lili und Katja weiter gereist.
„Adieu“, sagte er leise.
Die beiden Mädchen wünschten ihm schöne Ferien, die Frau nickte ihm aufmunternd zu und der Mann mit der Hornbrille warf ihm ein brummiges "Tschüs" nach.
Der Schaffner stellte den Koffer auf den Bahnsteig neben eine Bank und eilte davon. Schon fuhr der Zug weiter. Lili und Katja standen am Fenster und Christan winkte ihnen nach, bis der Zug im Dunst der Mittagshitze verschwunden war.
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