3 Wünsche

Whatever

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Wie immer in meiner Mittagspause ging ich im nahegelegenen Park spazieren. Es war Herbst geworden und die Blätter fielen von den Bäumen. Sie lagen bereits auf dem Weg und auf der großen Wiese, inmitten des Parks. Ich ging den Weg entlang auf eine Bank zu und setzte mich. Der Park war für diese Uhrzeit ungewöhnlich leer. Ich ließ meinen Blick umherschweifen. Dabei fiel mir ein alter Mann auf, der irgendwie nicht ins Bild passte. Er trug einen Anzug, der sehr teuer aussah und eine karierte Krawatte. Mein Blick fiel auf seine Schuhe. Auch sie sahen sehr teuer aus. Dann trafen sich unsere Blicke. Jedoch gefiel mir der Ausdruck in seinen blauen Augen gar nicht. Sie sahen irgendwie leer aus. Ich wollte gerade wegschauen und mein Salamibrot auspacken, als der Mann auf mich zukam und mich ansprach. „Entschuldigen Sie, junge Frau...Ich glaube, ich habe mich verlaufen.“ sagte er etwas zögerlich. Ich schaute ihn erstaunt an und fragte: „Wo möchten Sie denn hin?“ Er räusperte sich und nannte mir eine Adresse, die ganz in der Nähe war. Umso verwunderter war ich, dass er sich verlaufen hatte. Er kam aus einer vornehmen Gegend und die genannte Adresse passte zu seinem Erscheinungsbild. „Ja, ich weiß wo das ist.“ antwortete ich. Er bat mich daraufhin ihn nach Hause zu bringen. Ich schaute kurz auf die Uhr. Mir blieb noch eine halbe Stunde. Das würde reichen. Ich brachte den alten Mann also kurzerhand zu der Adresse. Wie ich vermutet hatte, handelte es sich um eine große Villa. Er bat mich hinein und bot mir einen Sessel in dem riesigen Wohnzimmer an. Zwar hatte ich eigentlich keine Zeit mehr, aber irgend etwas sagte mir, dass ich bleiben sollte. Also nahm ich Platz. Es dauerte nicht lange und der alte Mann begann zu erzählen. Ich erfuhr sehr viel über ihn. Unter anderem, dass er sein Leben lang bei der Bank gearbeitet und Karriere gemacht hatte. Nebenbei hatte er an der Börse spekuliert und sich mit dieser Strategie ein Vermögen angehäuft. Er erzählte mir außerdem von seiner Frau, die ihm immer den Rücken freigehalten und sich um alles gekümmert hatte. Seine Augen fingen an zu leuchten als er von ihr sprach. Sie war vor kurzem gestorben und er vermisste sie sehr. Seitdem sei er verwirrt, gestand er mir und dass er eigentlich Hilfe brauchte. Jedoch hatte er Niemanden. Die Ehe war kinderlos geblieben und auch sonst konnte er von Niemandem Hilfe erwarten. Seine engen Freunde waren bereits alle verstorben. Ich weiß nicht warum, aber ich hörte mich plötzlich sagen: „Ich würde Ihnen gerne helfen.“ Der alte man sah mich überrascht an. Doch dann änderte sich sein Gesichtsausdruck und er lächelte. „Das ist eine wunderbare Idee.“ sagte er und fügte nach einer kurzen pause hinzu: „Wissen Sie... Es ist kein Zufall, dass wir uns heute getroffen haben. Wenn Sie mich fragen, ist das Schicksal. Glauben Sie an so etwas?“ Er sah mich erwartungsvoll an. Ich dachte kurz nach und nickte dann. Der Mann sprach daraufhin weiter und meinte: „Gut, dann will ich Ihnen einen Vorschlag machen. In diesem Haus ist ausreichend Platz. Es gibt drei Gästezimmer. Sie könnte sich eines aussuchen und bei mir einziehen. Sie wären für den Haushalt zuständig und für das zubereiten der Mahlzeiten. Einkaufen müssten Sie auch. Pflege brauche ich keine, jedenfalls noch nicht. Sollte sich dies ändern, würde meine Pflege ebenfalls in Ihren Aufgabenbereich fallen. Natürlich würde ich Sie für all diese Aufgaben angemessen entlohnen. Was halten Sie davon?“ Er schaute mich wieder erwartungsvoll an. Jedoch war ich erst einmal total geplättet und brauchte einen Moment, bevor ich antworten konnte. Es reizte mich ja irgendwie schon, da ich in meinem Job eigentlich schon lange unglücklich war und nur aus Angst vor der Ungewissheit noch nicht gekündigt hatte. Das Angebot des alten Mannes kam also im Prinzip wie gerufen. So könnte ich endlich etwas sinnvolles tun. Ich beschloss mich darauf einzulassen und fragte kurz und knapp: „Wann kann ich anfangen?“ Der Mann lächelte wieder und ich sah ihm richtig an, dass er sich freute. „Von mir aus sofort!“ antwortete er und fügte noch schnell hinzu: „Aber ich habe da noch eine andere Idee. So als kleines Dankeschön, dass Sie mir helfen möchten.“ Das klang ziemlich geheimnisvoll und ich fragte mich, was nun wohl kommen würde. Doch bevor ich ihn fragen konnte, sprach er weiter: „Ich möchte Ihnen 3 Wünsche erfüllen. Suchen Sie sich aus, was immer Sie möchten. Geld spielt keine Rolle.“ Nun war ich völlig perplex. Klar hatte ich Träume, aber ich hätte nicht ansatzweise daran gedacht, dass sie jemals in greifbare Nähe rücken würden. Und nun bekam ich solch eine Chance. Ich beschloss einfach mit der Sprache heraus zu rücken und sagte: „Okay, also ich wünsche mir auf Weltreise zu gehen, eine eigene Yacht und ein Haus am Strand. Kaum hatte ich diese Wünsche geäußert kam ich mir irgendwie schäbig vor. Ich wollte den alten Mann auf keinen Fall ausnutzen. Deshalb und auch weil mein Gefühl es mir sagte fügte ich hinzu: „Aber das möchte ich alles nur mit Ihnen zusammen erleben!“ Als ich das sagte begannen die Augen des Mannes wieder an zu leuchten. „Das ist eine fabelhafte Idee! Das machen wir so!“ rief er begeistert. Und so geschah es dann auch. Zuerst unternahmen wir die Weltreise und waren lange unterwegs, bevor wir uns eine Yacht kauften. Mit ihr gingen wir in Monaco vor Anker. Dort blieben wir dann ebenfalls eine ganze Zeit lang, wobei wir immer mal wieder mit der Yacht raus fuhren. Danach suchten wir das Strandhaus und entschieden uns für einen netten Bungalow auf Hawaii. Auch hier verbrachten wir einige Zeit, bevor wir wieder in die Villa zurück kehrten. Ich lebte mich schnell ein und erledigte meine Aufgaben sehr gerne. Der alte Mann behandelte mich stets freundlich und die gemeinsamen Erlebnisse hatten uns zusammen merklich geschweißt. Wir pflegten eine Generationen übergreifende tiefe Freundschaft. So vergingen die Jahre. Dann wurde der alte Man krank und ich musste ihn pflegen. Auch das tat ich gerne und mit Herzblut, denn so war die Abmachung. Schließlich verstarb er im Alter von 92 Jahren. Erst jetzt erfuhr ich, dass er mich als Alleinerbin eingesetzt hatte. Ich erbte sein gesamtes Vermögen und die Villa. Von diesem Zeitpunkt an, musste ich mich nie wieder um Geld sorgen. Mein Leben hatte sich durch diese eine Begegnung im Park von Grund auf verändert.
 



 
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