4. Die Rentnerin
Sie hielt sich ein wenig abseits der Masse und bekam so von dem Vorfall außer ein wenig Rangelei nichts mit. Als die Ampel auf Grün springt und die anderen Passanten längst unterwegs sind bemerkt sie erst den stocksteifen, etwas verdattert erscheinenden, Mann auf der Straße. Sie beachtet ihn aber nicht weiter und muss sich beeilen, um mit ihren kurzen, humpelnden, auf dem Gehstock abgestützten Schritten die andere Seite zu erreichen. Als sie dort ankommt ist die Ampel bereits wieder auf Rot, und ein Auto schiebt sich mit Zentimeterabstand hinter ihr vorbei.
Zielstrebig eilt sie zum Bus, der sie nach dem morgentlichen Arzttermin schnell wieder zurück ins Seniorenheim bringen soll. Mit einem Lächeln bedankt sie sich bei einem jungen dunkelhäutigen Mann, der ihr überraschender Weise seinen Sitzplatz freimacht. Dann schließt sie die Augen und denkt an ihren Heinrich, der sie erwartet.
Heinrich ist seit einiger Zeit Wittwer, und seine Kinder sahen sich nicht in der Lage, ihn aufzunehmen oder ihn in seiner eigenen Wohnung zu unterstützen. Eine Polin kann er sich nicht leisten. Daher ist er vor zwei Monaten mehr oder weniger willig ins Altenheim gezogen. Mit seiner immer noch imponierenden Gestalt und dem freundlichen Wesen wurde er bereits am zweiten Tag von etlichen mehr oder weniger aufdringlichen Hausgenossinnen umschwärmt. Sie selbst hatte sich im Getümmel des Speisesaals zurückgehalten und sich ihm nur bei den, rein zufällig sich ergebenden, gemeinsamen Fahrten im Lift als zurückhaltend und warmherzig vorgestellt. Als es Heinrich dann doch zu bunt wurde mit dem immer heftiger werdenden Getöse, Anbiederungen, Angrabschen, ja offenen Angeboten hatte er sich an ihre Zurückhaltung erinnert und sie in ein Cafe´ eingeladen.
Nun waren sie seit 29 Tagen fest zusammen, sie umsorgte und beschützte ihn und er zeigte ihr Dinge, die sie nur aus mehr oder weniger freizügigen Romanen kannte und die weit über die stümperhaften Bemühungen einiger Jugendfreunde und den regelmäßigen, später weniger werdenden Vereinigungen mit ihrem Mann hinausgingen.
Jetzt ist sie in Eile um rechtzeitig wieder zurück zu sein. Das Frühstück konnte sie ihm noch aus Resten vom Vortag auf dem Zimmer bereiten, aber beim Mittagessen muss sie wieder die geifernde Meute im Speisesaal in Schach halten.
Sie hielt sich ein wenig abseits der Masse und bekam so von dem Vorfall außer ein wenig Rangelei nichts mit. Als die Ampel auf Grün springt und die anderen Passanten längst unterwegs sind bemerkt sie erst den stocksteifen, etwas verdattert erscheinenden, Mann auf der Straße. Sie beachtet ihn aber nicht weiter und muss sich beeilen, um mit ihren kurzen, humpelnden, auf dem Gehstock abgestützten Schritten die andere Seite zu erreichen. Als sie dort ankommt ist die Ampel bereits wieder auf Rot, und ein Auto schiebt sich mit Zentimeterabstand hinter ihr vorbei.
Zielstrebig eilt sie zum Bus, der sie nach dem morgentlichen Arzttermin schnell wieder zurück ins Seniorenheim bringen soll. Mit einem Lächeln bedankt sie sich bei einem jungen dunkelhäutigen Mann, der ihr überraschender Weise seinen Sitzplatz freimacht. Dann schließt sie die Augen und denkt an ihren Heinrich, der sie erwartet.
Heinrich ist seit einiger Zeit Wittwer, und seine Kinder sahen sich nicht in der Lage, ihn aufzunehmen oder ihn in seiner eigenen Wohnung zu unterstützen. Eine Polin kann er sich nicht leisten. Daher ist er vor zwei Monaten mehr oder weniger willig ins Altenheim gezogen. Mit seiner immer noch imponierenden Gestalt und dem freundlichen Wesen wurde er bereits am zweiten Tag von etlichen mehr oder weniger aufdringlichen Hausgenossinnen umschwärmt. Sie selbst hatte sich im Getümmel des Speisesaals zurückgehalten und sich ihm nur bei den, rein zufällig sich ergebenden, gemeinsamen Fahrten im Lift als zurückhaltend und warmherzig vorgestellt. Als es Heinrich dann doch zu bunt wurde mit dem immer heftiger werdenden Getöse, Anbiederungen, Angrabschen, ja offenen Angeboten hatte er sich an ihre Zurückhaltung erinnert und sie in ein Cafe´ eingeladen.
Nun waren sie seit 29 Tagen fest zusammen, sie umsorgte und beschützte ihn und er zeigte ihr Dinge, die sie nur aus mehr oder weniger freizügigen Romanen kannte und die weit über die stümperhaften Bemühungen einiger Jugendfreunde und den regelmäßigen, später weniger werdenden Vereinigungen mit ihrem Mann hinausgingen.
Jetzt ist sie in Eile um rechtzeitig wieder zurück zu sein. Das Frühstück konnte sie ihm noch aus Resten vom Vortag auf dem Zimmer bereiten, aber beim Mittagessen muss sie wieder die geifernde Meute im Speisesaal in Schach halten.