Der Tag war ereignislos verlaufen. Sie waren gut voran gekommen und hatten sich gegen Abend einen Lagerplatz unweit eines kleinen Sees gesucht. Während Loran die Krills versorgte, hatte Markam beschlossen, sich mit Mickel um das Abendessen zu kümmern. Von einem Weidenbusch hatte er zwei Ruten geschnitten und nun saßen er und der Junge im schwindenden Tageslicht am See und angelten.
„Fisch wäre doch eine nette Abwechslung“, hatte der Zauberer gemeint und Ariste verschmitzt angelächelt.
„Männer“, seufzte die Seherin, lachte aber dann. „Geht schon und bringt uns ein paar fette Fische mit.“
Eine Stunde später war es dunkel und über einem fröhlich knisternden Feuer brieten an Holzspießen vier Fische. Mickel saß auf einem Stein und blickte fasziniert in die Flammen, während Loran und Markam sich leise unterhielten.
„Wenn wir weiter so gut voran kommen, sollten wir morgen Abend bei Renkar sein“, meinte der Zauberer und zog an seiner Pfeife.
Loran grinste.
„Fein, ich freue mich darauf, Saltana wiederzusehen.“
Markam schüttelte den Kopf und blies eine Rauchwolke aus.
„Ich bin sicher, das Mädchen hat einen besseren Männergeschmack.“
Loran verzog das Gesicht.
„Aha, du meinst also, du würdest ihr besser gefallen, Zauberer?“
Markam lachte.
„Wer weiß?“ Er hielt einen Kienspan ins Feuer und entzündete seine Pfeife von neuem. „Ob sie allerdings mir gefällt ...“
Der jüngere Mann lachte lauthals.
„Ja, deinen Ansprüchen muss man erst einmal genügen.“
Ariste hatte das Gespräch mit einem Lächeln verfolgt.
„Wir können gleich essen. Habt ihr Hunger?“
„Klar!“ Mickel strahlte. „Mal sehen, wie der Fisch schmeckt.“
Wenig später hatte jeder einen Blechteller auf den Knien, und Ariste sah mit Freude, dass ihrem kleinen Schützling das Essen ganz offensichtlich schmeckte. Auch die beiden Männer hatten nach dem langen Tag im Sattel der Echsen Hunger. Nach dem Essen holte Markam zwei Flaschen Bier aus den Satteltaschen und Mickel bekam eine Flasche Kräuterlimonade. Ariste hatte dankend abgelehnt. Sie zog sich ein wenig zurück, um über das Apaethon mit Harbon und Sundasch zu kommunizieren. Das Feuer brannte langsam herunter und Dunkelheit senkte sich über die vier Reisenden.
„Es wird langsam Zeit zum Schlafen“, meinte Markam und stellte die leere Bierflasche zur Seite. „Wir müssen morgen wieder ...“
Weiter kam er nicht.
Über dem kleinen See entstand wie aus dem Nichts ein feuriger Ball von gelb-roter Farbe. Die Erscheinung näherte sich und schwoll dabei an, bis sie einen Durchmesser von sicherlich vier oder fünf Metern hatte. Markam sprang auf.
„Hinter mich!“ er winkte in Richtung der Seherin, die gerade zurück zum Feuer kam. „Kümmere dich um Mickel!“
„Was, bei allen Höllenschlünden, ist das?“ Loran schaute Markam an.
Der Zauberer hob die Hand, um die Augen gegen das grelle Licht abzuschirmen, das von der Erscheinung ausstrahlte. Ein merkwürdiges, ständig anschwellendes Rauschen ging von ihr aus und als sie näher schwebte, spürten die Gefährten die Hitze.
„Ganz sicher bin ich nicht, aber ich denke, das ist ein Apolyt, eine Art Feuerdämon. Ein Diener des großen Schattens. Ich wette, Verline steckt hinter dieser Teufelei.“
Plötzlich erstarb das Rauschen. Dafür ertönte eine donnernde Stimme.
„Gebt den Jungen heraus, dann verschone ich euer Leben!“
Ariste wurde blass.
„Niemals!“, rief sie und stellte sich vor Mickel.
Markam hob die Arme.
„Zurück, du Ausgeburt der sieben Höllen!“, rief er. „Sonst werde ich dich vernichten!“
Loran sprang mit langen Schritten zu seinem Lager hinüber und zog sein Langschwert aus der Scheide. Dann stellte er sich breitbeinig neben den Zauberer.
Donnerndes Gelächter erscholl aus der Feuerkugel.
„Du überschätzt deine Kräfte, Zauberer. Wie gefällt dir das?“
Aus der Kugel schoss ein Feuerstrahl auf Markam zu. Im letzten Moment hob der Zauberer die Arme und der Strahl prallte etwa zwei Meter vor seinem Körper gegen ein unsichtbares Hindernis.
„Bleib hinter mir!“, ächzte Markam und Loran trat einen Schritt zurück.
Die Flammen wurden seitlich abgelenkt und setzten einen der am Seeufer stehenden Bäume in Brand. Die Kugel glitt näher, änderte ihre Form, bis eine sicherlich drei Meter hohe, menschenähnliche Gestalt vor ihnen stand, die aber nur aus Feuer zu bestehen schien. Dort, wo der Kopf der Gestalt war, klafften zwei nachtschwarze Augen. Auf Markams Gesicht hatten sich dicke Schweißperlen gebildet und der Zauberer ächzte vor Anstrengung. Hilflos sahen die Gefährten zu, wie der Dämon die Abwehrwand des Zauberers immer weiter verschob. Ariste wich mit Mickel zurück. Es war inzwischen fast unerträglich heiß. Büsche und Bäume, die in den Bereich der abgleitenden Flammen gerieten, fingen Feuer und bald standen alle Pflanzen, die sich auf der Seeseite befanden, in hellen Flammen.
Die riesige Gestalt näherte sich dem Zauberer immer weiter, dessen Kräfte zu erlahmen schienen.
„Flieht!“, ächzte Markam. „Nehmt die Krills und flieht! Ich halte ihn auf, solange ich kann!“
Loran schüttelte den Kopf.
„Niemals!“, brüllte er. „Zurück, Ariste, flieh mit dem Jungen!“
Die Seherin packte Mickel am Arm und zerrte ihn in Richtung der Krills, die unruhig das Geschehen beobachteten.
Loran machte einige Schritte nach rechts, um der direkten Auswirkung der Flammen zu entgehen. Dann hechtete er mit dem Schwert in der Hand unter der Flammenwand hindurch. Undeutlich konnte Ariste durch die Flammen hindurch sehen, wie er den Feuerdämon umrundete und mit dem Schwert ausholte. Markam war inzwischen auf die Knie gefallen. Seine Kleidung begann zu dampfen. In diesem Moment führte der riesige Loran mit seinem Schwert von hinten einen gewaltigen Hieb gegen den flammenden Körper des Apolyten. Jedes Wesen aus Fleisch und Blut wäre durch diesen Streich in zwei Teile gespalten worden. Von dem Dämon prallte das mächtige Schwert ab, wurde dem Krieger aus den Händen geschlagen, der mit einem Schmerzensschrei zu Boden fiel.
Der Dämon brüllte auf und verlor für einen Moment die Konzentration auf den Zauberer. Er drehte den feurigen Kopf und schaute in Richtung des am Boden liegenden Loran. Diesen Moment nutzte Markam. Der Zauberer mobilisierte seine letzten Kraftreserven, sprang auf die Füße und stürzte sich direkt auf den Dämon.
Ariste schrie auf, sah für einen Moment noch die kleine Gestalt des alten Zauberers, die regelrecht mit derjenigen des Dämons verschmolz. Dann wurden die Flammen plötzlich heller, gleißend hell. Die menschenähnliche Gestalt des Feuerdämons blähte sich auf, der Apolyt stieß ein donnerndes Brüllen aus bevor er mit einem trockenen, berstenden Geräusch zerstob. Eine Welle heißer Luft warf die Seherin von den Beinen und versengte ihr Gesicht und Haare. Sie warf sich schützend über den Jungen und wartete, dass der Hitzesturm abflaute. Nach einer Zeitspanne, die ihr wie Stunden vorkam, wurde es endlich kühler. Ihre Ohren waren nahezu taub von der Explosion. Sie sah die Krills, die völlig verängstigt an ihren Zügeln zerrten.
„Mickel!“ Sie hörte sich selbst wie ganz von fern und durch mehrere Wände. „Geht es dir gut?“
Der Junge hatte Tränen in den Augen und wirkte verstört, sein Gesicht war gerötet. Aber er nickte. Ariste rappelte sich auf und half Mickel auf die Beine. Dann drehte sie sich um. Die kleine Lichtung bot ein Bild der Verwüstung. Büsche und Bäume brannten. Dort, wo der Feuerdämon gewesen war, gab es einen schwarzen Krater von fast einem Meter Tiefe und am Ufer des Sees konnte sie die Gestalt von Loran erkennen, der gerade versuchte, auf die Beine zu kommen. Von Markam war nichts zu sehen.
„Markam!“ Ariste schaute sich verzweifelt um „Markam, wo bist du?“ Sie wankte auf Loran zu, der sich mühsam aufrecht hielt. Mit der linken Hand hielt er die Schwerthand umklammert, die bis hinauf zum Ellbogen verbrannt war. Er musste fürchterliche Schmerzen haben. Am Boden lagen die Überreste des Schwertes. Es war nur noch ein Klumpen geschmolzenen und verbogenen Metalls, kaum noch als Schwert zu erkennen.
„Markam?“, krächzte Loran mühsam.
Ariste las den Namen des Zauberers mehr von Lorans Lippen ab, als dass sie ihn gehört hätte. Sie schüttelte den Kopf.
„Ich weiß es nicht“, sagte sie matt. „Er sprang den Dämon an, dann gab es diese Explosion. Ich fürchte ...“
Loran nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Er hat sich geopfert, dieser verdammte ...“ Er schluchzte und brach in die Knie.
Ariste ging in die Hocke.
„Zeig mir deinen Arm“, forderte sie den Krieger auf. Ihr Gehör normalisierte sich langsam wieder. Sie biss sich auf die Lippen, als sie die schweren Verbrennungen in Augenschein nahm. „Komm herüber. Das muss ich behandeln. Du wirst eine Weile kein Schwert halten können.“
Sie führte den großgewachsenen Mann zu ihrem Lager hinüber. Zum Glück hatten sie die Sachen etwas abseits gelagert, sodass sie von den Flammen verschont geblieben waren.
„Mickel, hol mir meinen Beutel. Dann nimm den Topf und hole Wasser vom See.“ Es war jetzt wichtig, ihn zu beschäftigen. Nachdenken würde er noch früh genug.
Der Junge nickte tapfer und tat, wie ihm geheißen. Ariste holte aus ihrem Beutel einen Tiegel. Als Mickel mit dem Wasser zurück kam, begann sie vorsichtig, die Wunde zu säubern. Anschließend strich sie eine Salbe auf Lorans Arm, verband ihn mit sauberen Tüchern und verabreichte dem Krieger einen Trank, der die Schmerzen etwas lindern sollte. Die kühlende Wirkung der Salbe machte sich bemerkbar und Loran entspannte sich nach einer Weile etwas.
Ariste setzte sich neben ihn und nahm Mickel in den Arm. Ihre Gesichtshaut spannte und ihr Haar war an mehreren Stellen angesengt. Erst jetzt begann sie zu begreifen, was eben geschehen war und Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatte Markam noch nicht lange gekannt, aber sie hatte den Zauberer lieb gewonnen. So hing sie eine Weile ihren Gedanken nach und stellte dann fest, dass Loran das Bewusstsein verloren hatte. Mickel weinte leise. Sie strich über sein Haar und fragte sich, wie viele gute Menschen noch ihr Leben verlieren würden, bis dies alles zu einem Ende kam.
„Fisch wäre doch eine nette Abwechslung“, hatte der Zauberer gemeint und Ariste verschmitzt angelächelt.
„Männer“, seufzte die Seherin, lachte aber dann. „Geht schon und bringt uns ein paar fette Fische mit.“
Eine Stunde später war es dunkel und über einem fröhlich knisternden Feuer brieten an Holzspießen vier Fische. Mickel saß auf einem Stein und blickte fasziniert in die Flammen, während Loran und Markam sich leise unterhielten.
„Wenn wir weiter so gut voran kommen, sollten wir morgen Abend bei Renkar sein“, meinte der Zauberer und zog an seiner Pfeife.
Loran grinste.
„Fein, ich freue mich darauf, Saltana wiederzusehen.“
Markam schüttelte den Kopf und blies eine Rauchwolke aus.
„Ich bin sicher, das Mädchen hat einen besseren Männergeschmack.“
Loran verzog das Gesicht.
„Aha, du meinst also, du würdest ihr besser gefallen, Zauberer?“
Markam lachte.
„Wer weiß?“ Er hielt einen Kienspan ins Feuer und entzündete seine Pfeife von neuem. „Ob sie allerdings mir gefällt ...“
Der jüngere Mann lachte lauthals.
„Ja, deinen Ansprüchen muss man erst einmal genügen.“
Ariste hatte das Gespräch mit einem Lächeln verfolgt.
„Wir können gleich essen. Habt ihr Hunger?“
„Klar!“ Mickel strahlte. „Mal sehen, wie der Fisch schmeckt.“
Wenig später hatte jeder einen Blechteller auf den Knien, und Ariste sah mit Freude, dass ihrem kleinen Schützling das Essen ganz offensichtlich schmeckte. Auch die beiden Männer hatten nach dem langen Tag im Sattel der Echsen Hunger. Nach dem Essen holte Markam zwei Flaschen Bier aus den Satteltaschen und Mickel bekam eine Flasche Kräuterlimonade. Ariste hatte dankend abgelehnt. Sie zog sich ein wenig zurück, um über das Apaethon mit Harbon und Sundasch zu kommunizieren. Das Feuer brannte langsam herunter und Dunkelheit senkte sich über die vier Reisenden.
„Es wird langsam Zeit zum Schlafen“, meinte Markam und stellte die leere Bierflasche zur Seite. „Wir müssen morgen wieder ...“
Weiter kam er nicht.
Über dem kleinen See entstand wie aus dem Nichts ein feuriger Ball von gelb-roter Farbe. Die Erscheinung näherte sich und schwoll dabei an, bis sie einen Durchmesser von sicherlich vier oder fünf Metern hatte. Markam sprang auf.
„Hinter mich!“ er winkte in Richtung der Seherin, die gerade zurück zum Feuer kam. „Kümmere dich um Mickel!“
„Was, bei allen Höllenschlünden, ist das?“ Loran schaute Markam an.
Der Zauberer hob die Hand, um die Augen gegen das grelle Licht abzuschirmen, das von der Erscheinung ausstrahlte. Ein merkwürdiges, ständig anschwellendes Rauschen ging von ihr aus und als sie näher schwebte, spürten die Gefährten die Hitze.
„Ganz sicher bin ich nicht, aber ich denke, das ist ein Apolyt, eine Art Feuerdämon. Ein Diener des großen Schattens. Ich wette, Verline steckt hinter dieser Teufelei.“
Plötzlich erstarb das Rauschen. Dafür ertönte eine donnernde Stimme.
„Gebt den Jungen heraus, dann verschone ich euer Leben!“
Ariste wurde blass.
„Niemals!“, rief sie und stellte sich vor Mickel.
Markam hob die Arme.
„Zurück, du Ausgeburt der sieben Höllen!“, rief er. „Sonst werde ich dich vernichten!“
Loran sprang mit langen Schritten zu seinem Lager hinüber und zog sein Langschwert aus der Scheide. Dann stellte er sich breitbeinig neben den Zauberer.
Donnerndes Gelächter erscholl aus der Feuerkugel.
„Du überschätzt deine Kräfte, Zauberer. Wie gefällt dir das?“
Aus der Kugel schoss ein Feuerstrahl auf Markam zu. Im letzten Moment hob der Zauberer die Arme und der Strahl prallte etwa zwei Meter vor seinem Körper gegen ein unsichtbares Hindernis.
„Bleib hinter mir!“, ächzte Markam und Loran trat einen Schritt zurück.
Die Flammen wurden seitlich abgelenkt und setzten einen der am Seeufer stehenden Bäume in Brand. Die Kugel glitt näher, änderte ihre Form, bis eine sicherlich drei Meter hohe, menschenähnliche Gestalt vor ihnen stand, die aber nur aus Feuer zu bestehen schien. Dort, wo der Kopf der Gestalt war, klafften zwei nachtschwarze Augen. Auf Markams Gesicht hatten sich dicke Schweißperlen gebildet und der Zauberer ächzte vor Anstrengung. Hilflos sahen die Gefährten zu, wie der Dämon die Abwehrwand des Zauberers immer weiter verschob. Ariste wich mit Mickel zurück. Es war inzwischen fast unerträglich heiß. Büsche und Bäume, die in den Bereich der abgleitenden Flammen gerieten, fingen Feuer und bald standen alle Pflanzen, die sich auf der Seeseite befanden, in hellen Flammen.
Die riesige Gestalt näherte sich dem Zauberer immer weiter, dessen Kräfte zu erlahmen schienen.
„Flieht!“, ächzte Markam. „Nehmt die Krills und flieht! Ich halte ihn auf, solange ich kann!“
Loran schüttelte den Kopf.
„Niemals!“, brüllte er. „Zurück, Ariste, flieh mit dem Jungen!“
Die Seherin packte Mickel am Arm und zerrte ihn in Richtung der Krills, die unruhig das Geschehen beobachteten.
Loran machte einige Schritte nach rechts, um der direkten Auswirkung der Flammen zu entgehen. Dann hechtete er mit dem Schwert in der Hand unter der Flammenwand hindurch. Undeutlich konnte Ariste durch die Flammen hindurch sehen, wie er den Feuerdämon umrundete und mit dem Schwert ausholte. Markam war inzwischen auf die Knie gefallen. Seine Kleidung begann zu dampfen. In diesem Moment führte der riesige Loran mit seinem Schwert von hinten einen gewaltigen Hieb gegen den flammenden Körper des Apolyten. Jedes Wesen aus Fleisch und Blut wäre durch diesen Streich in zwei Teile gespalten worden. Von dem Dämon prallte das mächtige Schwert ab, wurde dem Krieger aus den Händen geschlagen, der mit einem Schmerzensschrei zu Boden fiel.
Der Dämon brüllte auf und verlor für einen Moment die Konzentration auf den Zauberer. Er drehte den feurigen Kopf und schaute in Richtung des am Boden liegenden Loran. Diesen Moment nutzte Markam. Der Zauberer mobilisierte seine letzten Kraftreserven, sprang auf die Füße und stürzte sich direkt auf den Dämon.
Ariste schrie auf, sah für einen Moment noch die kleine Gestalt des alten Zauberers, die regelrecht mit derjenigen des Dämons verschmolz. Dann wurden die Flammen plötzlich heller, gleißend hell. Die menschenähnliche Gestalt des Feuerdämons blähte sich auf, der Apolyt stieß ein donnerndes Brüllen aus bevor er mit einem trockenen, berstenden Geräusch zerstob. Eine Welle heißer Luft warf die Seherin von den Beinen und versengte ihr Gesicht und Haare. Sie warf sich schützend über den Jungen und wartete, dass der Hitzesturm abflaute. Nach einer Zeitspanne, die ihr wie Stunden vorkam, wurde es endlich kühler. Ihre Ohren waren nahezu taub von der Explosion. Sie sah die Krills, die völlig verängstigt an ihren Zügeln zerrten.
„Mickel!“ Sie hörte sich selbst wie ganz von fern und durch mehrere Wände. „Geht es dir gut?“
Der Junge hatte Tränen in den Augen und wirkte verstört, sein Gesicht war gerötet. Aber er nickte. Ariste rappelte sich auf und half Mickel auf die Beine. Dann drehte sie sich um. Die kleine Lichtung bot ein Bild der Verwüstung. Büsche und Bäume brannten. Dort, wo der Feuerdämon gewesen war, gab es einen schwarzen Krater von fast einem Meter Tiefe und am Ufer des Sees konnte sie die Gestalt von Loran erkennen, der gerade versuchte, auf die Beine zu kommen. Von Markam war nichts zu sehen.
„Markam!“ Ariste schaute sich verzweifelt um „Markam, wo bist du?“ Sie wankte auf Loran zu, der sich mühsam aufrecht hielt. Mit der linken Hand hielt er die Schwerthand umklammert, die bis hinauf zum Ellbogen verbrannt war. Er musste fürchterliche Schmerzen haben. Am Boden lagen die Überreste des Schwertes. Es war nur noch ein Klumpen geschmolzenen und verbogenen Metalls, kaum noch als Schwert zu erkennen.
„Markam?“, krächzte Loran mühsam.
Ariste las den Namen des Zauberers mehr von Lorans Lippen ab, als dass sie ihn gehört hätte. Sie schüttelte den Kopf.
„Ich weiß es nicht“, sagte sie matt. „Er sprang den Dämon an, dann gab es diese Explosion. Ich fürchte ...“
Loran nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Er hat sich geopfert, dieser verdammte ...“ Er schluchzte und brach in die Knie.
Ariste ging in die Hocke.
„Zeig mir deinen Arm“, forderte sie den Krieger auf. Ihr Gehör normalisierte sich langsam wieder. Sie biss sich auf die Lippen, als sie die schweren Verbrennungen in Augenschein nahm. „Komm herüber. Das muss ich behandeln. Du wirst eine Weile kein Schwert halten können.“
Sie führte den großgewachsenen Mann zu ihrem Lager hinüber. Zum Glück hatten sie die Sachen etwas abseits gelagert, sodass sie von den Flammen verschont geblieben waren.
„Mickel, hol mir meinen Beutel. Dann nimm den Topf und hole Wasser vom See.“ Es war jetzt wichtig, ihn zu beschäftigen. Nachdenken würde er noch früh genug.
Der Junge nickte tapfer und tat, wie ihm geheißen. Ariste holte aus ihrem Beutel einen Tiegel. Als Mickel mit dem Wasser zurück kam, begann sie vorsichtig, die Wunde zu säubern. Anschließend strich sie eine Salbe auf Lorans Arm, verband ihn mit sauberen Tüchern und verabreichte dem Krieger einen Trank, der die Schmerzen etwas lindern sollte. Die kühlende Wirkung der Salbe machte sich bemerkbar und Loran entspannte sich nach einer Weile etwas.
Ariste setzte sich neben ihn und nahm Mickel in den Arm. Ihre Gesichtshaut spannte und ihr Haar war an mehreren Stellen angesengt. Erst jetzt begann sie zu begreifen, was eben geschehen war und Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatte Markam noch nicht lange gekannt, aber sie hatte den Zauberer lieb gewonnen. So hing sie eine Weile ihren Gedanken nach und stellte dann fest, dass Loran das Bewusstsein verloren hatte. Mickel weinte leise. Sie strich über sein Haar und fragte sich, wie viele gute Menschen noch ihr Leben verlieren würden, bis dies alles zu einem Ende kam.