A Streetcar Named Desire

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James Blond

Mitglied
Die Sehnsucht blüht an Endstationen
der Straßenbahn im Kreisverkehr;
die Weichen spenden Trostrationen,
das Warten fällt selbst Schienen schwer.

Die Wehmut naht auf leisen Gleisen,
der Fahrplan suggeriert Betrieb;
das Glück ist immerzu auf Reisen,
seitdem die Zeit am Ort verblieb.

Die Hoffnung richtet sich ins Weite,
der Blick sucht einen Conducteur;
die Fenster gehen nach der Seite,
der nächste Halt heißt Grand Malheur.
 

Aniella

Mitglied
Hallo James,

ich schleiche nun schon eine Weile drumherum - ich bin fasziniert von den "Unmöglichkeiten", die Du hier aufgreifst und in Worte kleidest, um Wunschgefühle zu erzeugen.
Die Sehnsucht blüht an Endstationen
der Straßenbahn im Kreisverkehr;
Passend zum November die Traurigkeit:
Die Wehmut naht auf leisen Gleisen,
der Fahrplan suggeriert Betrieb;
Ich kann es nicht ernsthaft fassen, lasse mich aber gerne an den Worten festkleben.
Wobei ich am nächsten Halt lieber durchfahren würde. ;-)

das Glück ist immerzu auf Reisen,
Diesen Eindruck kann man bisweilen bekommen.

Ich mag es gerade wegen seiner Widersprüchlichkeiten.

LG Aniella
 

James Blond

Mitglied
Liebe Aniella,

zuweilen sind fremdsprachliche Titel inspirierender und aussagekräftiger als ihre deutsche Übersetzung. "Endstation Sehnsucht" klingt (für mich) eindimensional und abschließend. Dass aber eine Straßenbahn(linie) statt "Linie 15" auch "Desire" heißen kann, verdanken wir Tennessee Williams, der ihren Namen auch außerhalb von New Orleans bekannt gemacht hat.

Mich hat die Metapher eines Schienenwegs als erhoffte Glücksspur einfach nicht losgelassen und so ist es zu diesem Gedicht gekommen.

Danke, dass du mich an deinen Eindrücken hast teilnehmen lassen.
:)

Liebe Grüße
JB
 

Aniella

Mitglied
Lieber James,

ich bin ja eher der Typ, deutscher Inhalt, deutscher Titel, aber ich kann Dich nach Deiner Erklärung durchaus verstehen und es beinhaltet ja auch sozusagen einen "Namen", was es für mich ebenfalls plausibel macht. Die Suche nach dem Glück ist auch eher eine Reise, als ein Ankommen, denn wenn man es gefunden hat, kann man selten verweilen. Darum immer genießen, wenn es einem begegnet.
Danke für Deinen Ausflug nach New Orleans.

LG Aniella
 



 
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