A tragical visit to my love

yza

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Guten Morgen!

Das war der Gedanke als ich aus meinem Fenster guckte. Es war ein Frühsommertag, aber noch im Mai. Sonntag und blauer Himmel. Im eigentlichen Sinne, war noch nichts vom Sommer zu spüren, es war Mitte Mai und die Tage waren eher kälter als warm. In den letzten Tagen war jedoch immer wieder dieser klare hellblaue Himmel ohne jede Wolke über der Stadt und man konnte den baldigen Sommerbeginn schon schmecken.



Vor kurzem hatte ich eine junge Frau kennen gelernt, Jacinta…, was für ein Name…?

Ich war total verliebt und schwebte auch heute schon 2 cm über dem Erdboden, denn mir war bewusst, dass ich sie heute wiedersehen werde. Ich hatte Jessy über eine Annonce in einer Zeitung kennen gelernt. Sie schrieb, kurz und knapp, aber total lieb und ich musste laut loslachen, als ich ihren Text erst richtig verstanden hatte. Da stand: "Ich bin eine Osterafrikanerin…." Hahaha… Witz verstanden? Hä…?

Jedenfalls hatte ich herzlich darüber lachen müssen.

Eigentlich war sie vielleicht zu jung für mich und viel zu hübsch. Ich hatte schon reichlich Speck angesetzt, den ich aber noch bewegen konnte. Unsere erste Begegnung lag erst zwei Wochen her und sie war wunderschön. Eine Nacht mit einer (Oster ))Afrikanerin, das war völlig neu für mich und ich war sofort verliebt.

Inzwischen hatten wir uns 3-4-mal gesehen.

An diesem Sonntag war ich echt sehr entspannt drauf und freute mich sowohl auf Jessy, als auch auf die Fahrt mit meinem Motorrad dorthin. Anstatt den direktesten Weg zu ihr zu nehmen, wollte ich an diesem sommerlichen Morgen lieber einen Umweg nehmen. Entlang der Havel, dem größten Fluss in meiner Stadt, Berlin, hier ließ es sich gut mit dem Motorrad entlangfahren. Zuerst musste ich über die Autobahn. Voll Speed, so gut der Verkehr es zuließ. Dann rüber auf die Havelchaussee. Es ist eine kurvige Straße mit viel viel auf und ab Stücken und insgesamt sehr wenigen Verkehr, vor allem an Sonntagen am Morgen.

Ich fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit, so ca. 60km/h und genoss diese entspannte Fahrt mit viel Freude im Bauch, denn ich war verliebt. Vor mir sah ich 4 hintereinanderfahrende Rennradfahrer auf der Straße, die ein Stück der Straße bergab fuhren. Bis zur nächsten Kurve nach rechts, in der Senke, hatten sie noch ca. 600m vor sich.

Ich rechnete mir schnell aus, dass ich bei bestimmter Beschleunigung noch vor der Kurve an ihnen vorbeifahren könnte und dann noch genug Spielraum zum Abbremsen haben würde. Mir war auch aufgefallen, dass genau in der Mitte der Fahrspur ein dicker Streifen von schwarzem Streugut entlang der Kurve gezogen war. Für einen Motorradfahrer ist solch ein Material auf der Straße reines Gift. Nicht für die Reifen, Nein, sondern für dein Leben. Solch Rollsplit aus den Wintertagen muss jeder Motorradfahrer mit größter Vorsicht über, oder besser umfahren. Ich weiß, dass mich ärgerte, dass dieser Mist im Mai noch Mitten auf der Fahrbahn lag und nicht längst entsorgt worden war.

Beim Motorradfahrer wird oft alles in kaum einer Sekunde in deinem Kopf entschieden. AB jetzt – volle Beschleunigung im dritten Gang, auf den Gegenverkehr achten, der mir ja aus der Kurve beim Überholen entgegenkommen könnte. Dann beim Überholen der Radfahrer kurz bevor die Kurve in ca. 90 Grad nach rechts einbiegt, entschleunigen. Auf dem Split achten. Nun im Ausrollen an den Radfahrern auf der Überholspur links vorbei, ohne sie zu erschrecken. Unbedingt vor dem Knick in der Kurve, musste ich dann diesen dicken 5 cm hohen und ca. 20 cm breiten schwarzen Rollsplit Streifen überqueren, um wieder zurück in die Spur zu kommen, direkt vor den Radfahrern.

Alles lief elegant wie vorberechnet. "Tja… man ist ja halt ein sportlich erfahrener Motorradfahrer und hat alles im Blick."

Wie jetzt. Die 4 Radfahrer waren überholt und aus dem linken Augenwinkel, noch immer im Rollen mit meiner schweren Maschine, überquerte ich den Mittelstreifen und achtete genau meinen dicken fetten Hinterreifen, dass dieser sicher über den Streifen aus winterlichem Streugut rollt, ohne dabei wegzurutschen. Währenddessen saß ich schon bei meiner Freundin gemütlich am Wohnzimmertisch und schlürfte einen Kaffee und freute mich wie ein kleines Kind über diesen wundervoll verheißungsvoll beginnenden sommerlichen Sonntag und dachte mich irgendwie weg.

Dabei war mein linkes Auge in dieser Millisekunde immer noch auf mein Hinterrad gerichtet und meldete meinem Gehirn: "Hey, alles klar, du bist rüber…!"

"Aha..." dachte ich, war wieder bei Jessy und am Gashebel. Ich war im zweiten Gang und beschleunigte voll, denn ich wollte schnell zu Jessy und vor allem jetzt nochmal so richtig aufdrehen. Mein Blick geradeaus und voll am Gashebel gedreht….

Und dann…. in einer weiteren Millisekunde…. Zooooooommmm Woooosch Zoooooooommmmm

Plötzlich war ich unter meinem Motorrad und habe mich zweimal überschlagen. Das war ein sogenannter "Downsider". Ich hatte leider doch übersehen, dass mein Hinterrad immer noch auf dem Rollsplit gewesen war und wenn auch nur 1- 2 cm. Bei dieser krassen Beschleunigung ist das Hinterrad sofort total durchgedreht und hat die schwere Maschine unter mir sofort herumgewirbelt und mich dabei selbst vom Sattel geholt und direkt auf die Fahrbahn gedrückt. Ich hatte Glück und konnte danach gleich wieder aufstehen.

Ich hatte Schürfwunden und einen fetten Schock. Die Maschine lag quer auf der Fahrbahn. Die 4 Radfahrer waren nur knapp 50 Meter entfernt, haben aber nicht einmal das leiseste von dem Crash mit meinem Motorrad gemerkt und fuhren seelenruhig weiter.

Kein Auto war weit und breit zu sehen. In mir Schockstarre!!!

Ich sammelte mich mit aller Gewalt und hob meine Maschine auf und schob sie von der Fahrbahn. Der Schaden schien nicht so groß, wie man solch einem heftigen hyperschnellen Crash vermuten müsste. Auf den ersten Blick jedenfalls, doch das war nebensächlich, zum Glück schien ich völlig gesund, bis auf die leichten Schürfwunden und den Schock.

Und dann kam auch gleich noch der zweite Schock, der fast noch heftiger war. NICHTS wird heute aus meinem gemütlichen Date mit Jessy….



Ich musste mich jetzt erstmal um meine Maschine kümmern und um mich selbst. Vor allem war die Frage, ob die Kiste überhaupt noch fahren würde und wie ich sonst noch von hier nach Hause kommen würde.



Und genau ab dieser Stelle wird diese Unfallgeschichte zu einem Mysterium!



Ich weiß nur noch, dass ich danach irgendwie mein Leben weitergemacht habe, aber kann mich an nichts mehr erinnern, was eigentlich direkt nach diesem Unfall passiert ist. Kurz danach schien mein Leben einen ganz neuen Lauf zu nehmen. Ich kann es nicht anders erklären.



Ich will damit nur sagen, dass man als Motorradfahrer unter anderem Kräften ausgesetzt ist, die man überhaupt nicht richtig begreifen kann und außerdem unterschätzt.

Ich hatte schon so einige heftige Motorradunfälle und in der Betrachtung im Nachhinein, weiß ich heute, dass ich ihre Auswirkungen sehr unterschätzt habe. Vor allem die Schockzustände.



Ich kann jedem Motorradfahrer nur raten, nach einem Unfall, sich auf jeden Fall Zeit zu nehmen, um diesen komplett zu verarbeiten. Nicht zu schnell darüber hinweggehen und denken, "Ach, macht ja nichts, schnell weiter mit dem Leben…"



Man sollte so einen Crash immer erstmal sacken lassen und in sich gehen, ob man diesen Schreck und Schock auch wirklich verarbeitet hat.



Leider ist danach auch meine so frische Verliebtheit zu Jessy kaputt gegangen, ohne dass ich je verstanden habe warum das so war. Erst Jahre später ist mir klar geworden, dass es mit diesem krassen Unfall an dem besagten wunderschönen Sonntagmorgen zutun hatte, dessen Schock Auswirkungen so heftig waren, dass sie mich in einen traumatischen Zustand versetzt hatten und mein Leben an diesem tag komplett unterbrochen, wenn nicht zerrissen wurde.



BUT è "Ride on, Ride on…." …but take of you…!!!!
 



 
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