Abendprobe

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Tom Horseman

Mitglied
Während der Pause fragte ich sie, ob sie Lust hätte, nachher noch ein Bier trinken zu gehen. Sie hatte sich zurückgezogen und etwas schien sie zu bedrücken. Sie strahlte etwas aus, dass sagte: umarme mich und lass mich in ruhe. Ich hätte sie gern umarmt. Vielleicht hätte ich es mehr gebraucht als sie.

Sie sagte, sie würde sich noch mit einer Freundin treffen und das ich gern mitkommen könne. Ich bestätigte. Ich freute mich darauf, war hungrig und dachte darüber nach, wo wir wohl hingehen würden und was ich so spät noch zu essen bestellen könnte. Burger? Wer weiß? Nachos und salsa oder Käse dip? Vielleicht. Nach der Probe war sie so schnell weg, dass wir uns nicht von einander verabschieden konnten. Ich schrieb ihr eine Nachricht und sie antwortete schnell. Die Probe sei sehr anstrengend gewesen und sie treffe sich mit einer „Nich-Theater-Freundin“.

Ich nahm den Bus nach Hause und dachte darüber nach noch eine Zigarette zu rauchen. Ich rauchte üblicher weise nicht aber diese Stadt hatte etwas an sich, dass mich meine Gewohnheit ändern ließ. Meine Lunge brannte bereits während ich nur daran dachte aber ich wollte den Feierabend irgendwie genießen. Außerdem dachte ich an mein fast leeres Fach im Kühlschrank in der WG in der ich eigentlich gar nicht wohnte. Nichts als ein fast leeres Glas jalapeños. Geschnitten. Eine halbe Tüte grober Haferflocken gab es auch noch. Klingt nicht nach einer Mahlzeit. Tobi schrieb mir bereits vor Wochen, dass in seinem Zimmer eine Tüte mit Süßigkeiten steht, die von Weihnachten übrig waren. Sein Vater hätte es übertrieben meinte er. Ich will ihm nichts wegessen. Naja. Vielleicht liegt ja noch der ein oder andere Lindt Schoko Ball darin. Das muss bis morgen reichen.
Ob sie wissen konnte, wie neidisch ich auf sie war? Sie ist jung, hübsch und eine talentierte Schauspielerin. Zwei der drei Eigenschaften treffen definitiv nicht auf mich zu und die letzte konnte ich bei mir auch nicht fühlen. Ich war neu am Theater und fühlte mich fehl am Platz, sah mich selbst als „Nicht-Theater-Menschen“.

Der Bus erreichte die Endhaltestelle. Ich musste überhaupt nicht zur Endhaltestelle. Ich war irgendwie im falschen Stadtteil gelandet, obwohl ich im richtigen Bus saß, hatte mich aber nicht getraut nachzufragen. Ich stieg aus und schaute auf meinem Handy nach der Uhrzeit. Es zeigte mir eine Info über den niedrigen Akkustand. Ich konnte noch nach dem Weg schauen, entschied mich zu laufen und würde eine Stunde brauchen.

Nicht der Feierabend den ich erwartet hatte. Die Zigarette hat sich letztendlich doch gut angefühlt.
 
Zuletzt bearbeitet:

rainer Genuss

Mitglied
Hallo T.H
zuerst das Störende: du hast es mit "hat-hatte (zwei letzten Sätze, sowie zu Beginn und im Verlauf der Erzählung)...Haferflocken hatte ich auch noch, sorry dass ich da so pingelig bin.
Das verkorkst die ansonsten sehr interessanten Gedankengänge deines Akteurs, die Beschreibung der Orte, der Situationen
Beim Lesen dachte ich, wenn es flüssiger liefe und nicht so viel Bauschaum da wäre, hätte es was von Camus "der Fremde"
Ich grüß dich mit: >Die Zigarette fühlte sich letztendlich richtig gut an<
LG Rainer
 

Tom Horseman

Mitglied
Danke für eure Kritik und die netten Worte.

@Rainer: ich hab mich dem angenommen. Vielen Dank

@Heinrich: Danke auch dir. Ich mag solche kleinen Szenen. Solche riesigen Fließtexte in einem Internetforum zu lesen macht nach einer Weile ziemlich müde. So gibt es mal eine nette Abwechslung. ;)
 



 
Oben Unten