Absolut verschüttet

Johnson

Mitglied
Er bewahrte seine
Gedichte im
Spülkasten der
Toilette auf,

und eines Tages,
nachdem er wankend ins
Waschbecken pinkelte,
nahm er die Dinger
endlich wieder aus dem
versifften Spülkasten

Er setzte
sich auf
seinen Sessel, dabei
fiel etwas Asche
auf sein Hemd und
seine Unterlippe und

beim Summen des
schrottreifen
Ventilators an der Decke
zerfielen die Seiten sofort in
seinen Händen
zu einem einzigen
Haufen Papierbrei.

Sein Hund lief
winselnd zu ihm und
schleckte das auf, was
einmal so etwas
wie seine Gedichte
waren.
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Johnson,
der Text gefällt mir. Ich mag, dass du dich hier auf eine einzige, bizarre Sache konzentrierst: Auf die durchnässten Gedichte. Am Ende frisst sie der Hund, wie vergesse Hausaufgaben. Das ist ein stimmiger Schluss.

Sprachlich finde ich es an einigen Stellen etwas ungehobelt. Ich schreib mal ausführlicher, weil ich grad Zeit und Lust habe. Pick dir raus, was du hilfreich findest. Ich lese den Text eher als Kurzprosa. Das trifft sich gut, weil ich von Gedichten wenig Ahnung habe ;-)

Allgemein hat der Text für meinen Geschmack zu viele Adjektive. In der Gesamtmenge tragen die zu dick auf. Auch könnte man Einiges kompakter formulieren.

endlich wieder aus dem
versifften Spülkasten
In einem Bad, wo wankend ins Waschbecken gepinkelt wird, versteht sich der Siff von selbst. Das Adjektiv finde ich an der Stelle zu plakativ. Es stört mich auch, dass der Spülkasten zwei mal so kurz nacheinander genannt wird. Das zweite Mal ist mir zu viel. Es ist ja bekannt, wo die Gedichte lagern. Den Platz könnte man für andere, anschaulichere Beschreibungen verwenden.

beim Summen des
schrottreifen
Ventilators an der Decke
Das Schrottreif finde ich etwas ungeschickt. Den Zustand des Gerätes könnte man stattdessen zb durch das Verb ausdrücken. Statt generischen Summen könnte er knarren, quietschen, rütteln.

zerfielen die Seiten sofort in
seinen Händen
zu einem einzigen
Haufen Papierbrei.
Das Bild finde ich nicht ganz stimmig. Brei bildet eigentlich keinen Haufen, sondern fließt auseinander. Auch dass etwas zu einem einzigen Haufen zerfällt, finde ich nicht griffig formuliert. Dinge zerfallen doch eher in Teile.

einmal so etwas
wie seine Gedichte
Das "so etwas wie" finde ich umständlich. Es widerspricht auch der ersten Strophe. Nach der waren sie nicht nur so etwas wie seine Gedichte. Sie wurden ohne Abstriche als seine Gedichte benannt.

Zuletzt noch eine Frage, worauf bezieht sich der Titel?

Viele Grüße
lietzensee
 



 
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