Hey SD!
Als reines Pamphlet gegen eine ganze Gruppe von Mitmenschen lesen ich das Gedicht auch keineswegs und wenn ich über Deine Deutung nachdenke, stelle ich gar keinen so großen Unterschied in der inhaltlichen Lesart fest, allenfalls sehe ich zwischen mir und Dir anders gesetzte Akzente im - sozusagen - Vektor, der von diesem Gedicht ausgehend ins Weiterführende weist.
Insofern: Auch für mich ist evident, dass hier der Einzelfall eines lyrDu geschildert wird: "Persönliche Perspektive", wie Du schreibst, triffts natürlich genau. Und demzufolge enthält das Gedicht auch keine
explizite Anklage gegen bestimmte
Gruppen von Menschen, unabhängig davon ob man sie nun (Ver-)Leugner oder Ignorierer des Klimawandels nennen möchte oder - find ich gut! - etwas empathischer als klimaresignierte Zeitgenossen betrachtet.
Auch sind wir offensichtlich bei der positiven Bewertung des Schlussbildes einer Ansicht.
Insgesamt geht das also nach meinem Eindruck nicht so sehr weit auseinander.
Der wesentliche Unterschied ist dann halt (nur), dass Dich die erste Strophe nicht stört, während ich sie als zu "Cartoon-haft" gestaltet ansehe. Tatsächlich gibt es ja unzählige Cartoons, in denen jemand inmitten einer epischen Überflutung auf dem Hausdach sitzt oder in einer dampfenden Hitzehölle und mit kontrafaktischer Sprechblase verkündet, dass alles nicht so schlimm sei oder der Klimawandel bekanntlich ein Gerücht sei o. ä. Und ich finde, diese "Pointe" ist so grob gesetzt, dass sie mich auch dann nicht für einen Text oder einen Cartoon einnimmt (oder eingenommen haben wird), wenn - wie in diesem Gedicht - im Anschluss ein differenzierteres Bild des Protagonisten (in dem Fall des lyrDus) gezeichnet wird.
Aber gerade
weil hier der Text nach Strophe 1 in ein graustufigeres Betrachten abbiegt (das uns ja beiden gut gefalllen hat), verstehe ich vollkommen, wenn Du (und andere Leser*innen) mit dem Intro kein Problem haben.
In dem Zusammenhang würde mich noch interessieren, ob mein Eindruck, dass Strophe 1 eigentlich noch nicht wirklich ein Gedicht ist, sondern eher zeilenumbrüchige Prosa und mit Strophe 2 dann erst das Gedicht-Momentum einsetzt, noch von anderen geteilt wird oder ob hier außer mir niemand einen sonderlichen Gattungswechsel wahrnimmt.
LG!
S.