Als Azuro einmal nicht einschlafen konnte

molly

Mitglied
Als Azuro einmal nicht einschlafen konnte

Der Inspektor hatte den Pfeffermännchen versprochen, die Räuber zu suchen. So setzte er sich früh am Morgen auf seinen Motorroller und fuhr los.
Kunibert rieb sich in seinem Baumhaus die Hände. Er beobachtete den Polizeiinspektor, der langsam den Wald durchstreifte, öfters mal vom Roller stieg und unter ein Gebüsch kroch.
„Der findet uns nie", sagte Kunibert leise zu seiner Kunigunde.

Langsam wurde es dämmerig und ganz in der Nähe von Kuniberts Baumhaus hob der Inspektor zornig seine Faust in die Höhe. „Eines Tages erwischen wir dich, Kunibert", schrie er. Der Räuber grinste nur und schob sich ein Gummibärchen in den Mund. Während der Inspektor viele Tage den Wald durchkämmte, planten die beiden Räuber flüsternd ihre nächste Untat. Sie mussten nur warten bis der Inspektor wieder abzog.

Längst schon war die Sonne untergegangen. Die Pfeffermännchen lagen in ihren Betten und beinahe alle schliefen, nur Azuro nicht. Ruhelos wälzte er sich von der einen auf die andere Seite. Er seufzte leise und fing an zu zählen, vielleicht wurde er davon müde. Azuro begann mit der Eins. Dabei fiel ihm ein, dass er zum ersten Mal nicht einschlafen konnte. Dann zählte er weiter. „Zwei!“ Das war eine gute Zahl, denn zwei Jahre lebte er nun bei Roto. Doch bei der Drei dachte er daran, dass er in letzter Zeit drei Menschen kennen gelernt hat: Riese Willibald, Kunibert und Kunigunde. Azuro flüsterte die Vier in sein Kopfkissen. „Vier Pfeffermännchen lagen hier im Zimmer. Danach überlegte er, wo wohl das fünfte Pfeffermännchen steckte. Als Azuro merkte, dass er beim Zählen gewiss nicht einschlafen konnte, beschloss er, in der Küche ein Tasse Milch zu trinken. Bauer Merten tat das jeden Abend und schlief stets gut ein. Er schlug die Bettdecke zurück und schwang die Beine über den Bettrand. Er schlüpfte in seine Hausschuhe und stieg leise die Wendeltreppe hinunter. Zuerst öffnete er das Fenster und schaute in die Nacht hinaus. Azuro sah nichts, nicht einmal ein Stern leuchtete am Himmel.
Gerade wollte er das Fenster wieder schließen, als er in Bauer Mertens Wohnstube ein kleines Licht entdeckte. Ein seltsames, geheimnisvolles Licht war das, es tanzte auf und ab, huschte hin und her und Azuro wurde immer neugieriger. Er vergaß sich anzuziehen und in seinem blauen Nachthemd verließ er das Häuschen. Auf Zehenspitzen schlich Azuro zum Bauernhaus. Er versteckte sich hinter einem Strauch und spähte zum Wohnzimmerfenster. Und da entdeckte er den Räuber Kunibert, der mit einer Taschenlampe in der Hand, an das offene Fenster trat und ein Kästchen hinaus warf. Azuro rieb sich vergnügt die Hände. "Na, warte, du Schurke, das Kästchen hole ich mir", murmelte er leise. Er trat hinter dem Strauch hervor und blieb wie angewurzelt stehen. Kunigunde kauerte unter dem Fenster und alles, was der Räuber hinaus warf, verstaute sie in einem Korb.

„Hilfe, Hilfe, da sind Räuber“, schrie Azuro in die stille Nacht hinein. Davon erwachten die Bauersleute und die anderen Pfeffermännchen. Bauer Merten knipste das Licht in der Schlafkammer an und eilte barfuß die Treppe hinunter. Inzwischen war Kunibert vor Schreck über einen Stuhl gestolpert und klettert hastig aus dem Fenster. Er packte Kunigunde am Arm und lief mit ihr davon. Azuro jagte hinterher, nicht, um die beiden zu fangen, sondern um zu sehen, wohin sie flüchteten.

Als Bauer Merten in die Stube kam, sah er gerade noch, wie die Räuber in der Dunkelheit verschwanden. Er griff zum Telefon, rief den Polizeiinspektor Stutzhuber an und meldete den Überfall. Der Inspektor brummte: „"Bin sofort da", und warf den Hörer auf die Gabel. Er setzte seine Baskenmütze auf, holte den Motorroller aus der Garage und brauste zum Bauernhof. Auch Roto, Gelbert und Grünter hatten den Schrei gehört und standen auf. Sie zogen sich an, gingen zu den Bauersleuten und warteten mit ihnen auf den Inspektor. Es dauerte nicht lange, bis der in den Hof fuhr. Die Pfeffermännchen und die Bauersleute standen unter der Haustür und winkten ihm aufgeregt zu. Der Inspektor drehte eine Runde um den Bauernhof. Dann schloss er sein Vehikel sorgfältig ab und ging mit den Pfeffermännchen, dem Bauer und der Bäuerin in die gute Stube. Er setzte seine Brille auf, holte das Notizbuch aus der Hosentasche und schrieb alles auf, was Bauer Merten ihm über den Einbruch erzählte. Dann räusperte er sich und fragte: "Wie sind die Diebe ins Haus gekommen?" „Sie haben kein Fenster eingeschlagen, also müssen sie durch die Hintertür ins Haus geschlichen sein, wir vergessen manchmal, diese Türe zu verriegeln“, antwortete die Bäuerin kleinlaut. „Das ist aber sehr leichtsinnig", sagte der Inspektor und schüttelte den Kopf. „Was wurde gestohlen?“
„Nichts, die Banditen haben die Beute zurück gelassen, als sie sich aus dem Staub machten", berichtete Bauer Merten. "Sehr vernünftig", brummelte Stutzhuber und fragte weiter. "Habt ihr keinen Hofhund, der euch vor Räubern warnt und beschützt?" „Doch, aber die Diebe gaben unserem Bello eine dicke Bockwurst, an der frisst er immer noch und so hat er das Bellen vergessen", antwortete der Bauer. "Interessant, interessant", bemerkte Inspektor Stutzhuber, „Wer hat denn die Einbrecher entdeckt?" wollte er nun wissen. "Azuro natürlich“, sagte die Bäuerin. "Aha, aha", machte der Inspektor, "und wo steckt der?" „ „Das wissen wir leider auch nicht“, antwortete Roto. "Hoffentlich ist ihm nichts passiert“! sagte Grünter und Gelbert knabberte an seinen Fingernägeln.
Inspektor Stutzhuber klappte sein Notizbuch zu. "So, so sagte er und setzte sich auf einmal kerzengerade hin. Er legte den Zeigefinger auf den Mund und flüsterte: "Seid ganz still, ich höre Schritte, vielleicht sind die Räuber zurückgekommen, um die Beute zu holen!“ Er winkte den Bauer zu sich und gemeinsam schlichen sie zur Haustür. Mit einem Ruck riss der Inspektor die Tür auf und vor ihm stand Azuro. Der wich erschrocken zurück. "Oh, Herr Inspektor, mir klottern die Schnie, ich meine, mir schlottern die Knie“, stammelte Azuro. "Du hast doch keine Angst vor mir, deine Knie schlottern, weil du mitten in der kühlen Nacht in einem dünnen Hemd durch die Gegend läufst. Komm herein und sag uns, was du von dem Überfall weißt.“ Azuro setzte sich auf einen Stuhl. Nun erzählte er, dass er nicht einschlafen konnte und das geheimnisvolle Licht gesehen hatte. Er berichtete, wie er Kunibert und Kunigunde entdeckt und erschreckt hatte und ihnen heimlich gefolgt war. "Bist du ganz sicher, dass die beiden Räuber Kunibert und Kunigunde waren?“, fragte der Inspektor. "Oh, ja", strahlte Azuro. „Die Räuberin blieb auf der Flucht an einem Strauch hängen und hat dabei dieses Teil verloren", lachte er. Er öffnete seine Faust und ein Haarnetz mit feinen Perlen fiel auf den Tisch. „Das gehört Kunigunde! Ich habe es vom Strauch gepflückt!“ „Meisterhaft, ganz meisterhaft! Weiß Kunigunde, dass du ihr Haarnetz hast?" fragte er. Azuro schüttelte den Kopf. "Nein, nein", sagte er, „Kunigunde wollte zurücklaufen, um das Netz zu holen, aber Kunibert hat sie weiter in den Wald gezerrt." Polizeiinspektor Stutzhuber wiegte den Kopf nachdenklich hin und her. "Höchste Zeit, dass ich die Banditen fasse. Mit Kunigundes Haarnetz stellen wir dem Räuberpaar eine Falle, helft ihr mir dabei?" fragte er. "Ja“, riefen alle begeistert. Sie rückten mit ihren Stühlen nahe an den Tisch und steckten die Köpfe zusammen. Polizeiinspektor Stutzhuber erklärte ihnen flüsternd, wie er Kunibert und Kunigunde in die Falle locken wollte. Sie tuschelten, wisperten und besprachen den Plan noch eine Weile. Dann begleiteten sie den Inspektor hinaus. Beim Abschied sagte er: „ Der Plan ist unser Geheimnis, nichts verraten!“ Er setzte sich auf seinen Motorroller und fuhr zufrieden nach Hause. Der Bauer und die Bäuerin schlossen ihr Haus sorgfältig zu und legten sich ins Bett. Die Pfeffermännchen machten sich auf den Heimweg. Azuro gähnte laut und vergaß, dass er noch Milch trinken wollte. Er kroch unter seine Decke und schlief schon, als die anderen erst wieder ihre Nachthemden anzogen. Roto sagte“ Was für eine Nacht. Schlaft gut!“ „Ja, du auch“, flüsterte Grünter und Gelbert brummelte leise.
__________________________________________________________
©M.Rieger
Welches Licht, mit kleinem Schein,
passt in Hosentaschen hinein?
┴ɐsɔɥǝulɐɯdǝ
 



 
Oben Unten