Als er vom Parkplatz fuhr

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Johnson,

wir haben in einem anderen Gedicht von dir schon einmal von der Magie des Alltäglichen gesprochen.
Diese Magie taucht auch in diesem Gedicht wieder auf, vor allem auch, weil du dem Leser die Freiheit lässt, was denn das nun für Papiere sind.

Einen Kritikpunkt habe ich:
Das doppelte "Dann" liest nicht sich schön und könnte einfach vermieden werden.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Hi Johnson,

um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was das Gedicht will. Der Stil wirkt auf mich völlig emotionslos und beschreibt, wenn ich es richtig sehe, Banalitäten. Wenn ich es deuten müsste, bliebe mir, dass das LI resigniert ist und unklare Reaktionen zeigt. Er geht hin, unterschreibt das Ding und geht. Eine Regung bleibt aus, vielleicht fühlt sich das LI entfremdet. Das „beste Hemd“ allerdings enthebelt diese Vermutung, da es eine selektive Bewertung enthält. Das lässt auf eine Routine schließen, die, wie Manfred es sagte, sehr alltäglich wirkt. Eine Magie oder lyrische Qualität hingegen sehe ich nicht. Aber vielleicht ist das so gewollt.

Lg EV
 

Johnson

Mitglied
Hi Johnson,

um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was das Gedicht will. Der Stil wirkt auf mich völlig emotionslos und beschreibt, wenn ich es richtig sehe, Banalitäten. Wenn ich es deuten müsste, bliebe mir, dass das LI resigniert ist und unklare Reaktionen zeigt. Er geht hin, unterschreibt das Ding und geht. Eine Regung bleibt aus, vielleicht fühlt sich das LI entfremdet. Das „beste Hemd“ allerdings enthebelt diese Vermutung, da es eine selektive Bewertung enthält. Das lässt auf eine Routine schließen, die, wie Manfred es sagte, sehr alltäglich wirkt. Eine Magie oder lyrische Qualität hingegen sehe ich nicht. Aber vielleicht ist das so gewollt.

Lg EV
Hallo EV,

das Gedicht ist als Gegenentwurf zu verstehen. Ich bin mir meinen eigenen lyrischen Unzulänglichkeiten bewusst und versuche auch nicht mir einen höheren Stil anzueignen. Ein Punk lernt auch keine Noten um ein paar Powerchords zu spielen…..
Vielleicht lässt es sich schon als Beschäftigung mit der Sprache selbst interpretieren….
Gruß
J
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Ich bin mir meinen eigenen lyrischen Unzulänglichkeiten bewusst
Hey Johnson,

so streng würde ich das nicht sehen. Das Gedicht hat schon etwas und entspricht dem Naturell der zeitgenössischen Lyrik. Sonst würde ja niemand kommentieren, wenn es Unfug wäre, findest du nicht auch?

Hier sei aber erwähnt, dass ich die zeitgenössische Lyrik oft als eine Art Falle betrachte, Werke, die auf dem ersten Blick fehlleiten und nach längerer Beschäftigung erst ihre Blüte zeigen. Denn eigentlich sind sie hochlyrisch und bringen für ordinäre Empfindungen neue Metaphern hervor.

Was erwartest du für ein Feedback von den Lesern? Interessieren dich literarische Quellen? Andere Werke?
Willst du generell dazu lernen oder ist das für dich gänzlich irrelevant? Letzteres wäre ein legitimer Standpunkt, das wäre völlig in Ordnung.
Wenn ich weiß, was dich interessiert, kann ich genauer darauf eingehen und dir eventuell nützliches Feedback liefern.

Was ich noch hinzufügen möchte: Ich finde, alle deine Werke haben große Potential Dinge beiläufig zu erzählen, anstatt sie zu benennen. Da wären wir sehr schnell bei "Show it" anstatt "tell". Um dahin zu kommen, fehlen deinen Werken nur kleine Details, die der Leser verarbeiten muss.

Mal als Beispiel, was ich meine!



Ich trug mein bestes
Hemd
völlig ohne Falten.
Die Frauen begleiteten mich (Wer? Die Mitarbeiter? Wer ist "Sie"?)
in einen kleinen Meetingraum.
Ich ging am Fenster hin und her
und blickte immer wieder
durch die Jalousien.
Dann gab man mir
vier Verträge zum ("Papiere" ist zu schwach, verwende ruhig "Verträge", andererseits funktioniert das Papier als Wert- und Emotionsreduktion ziemlich gut!)
durchblättern und
ich unterschrieb
langsam mit
trockenen Händen.
Ein Telefon lag
wie die Ruhe des Raumes
auf dem Tisch. (Wenn es auf dem Tisch liegt, ohne etwas zu tun, dann ist es stumm (Bezugsimmanenz))

Draußen mähte ein Gärtner (Mit was mähte er? Ein geiles ungewöhnlicheres Bild wäre eines mit einer Sense)
den Rasen.
Jemand schloss ein Fenster,
ein anderer öffnete eins.
Ich ging raus und
setzte mich
in das Nappa
meines Wagens
legte den Rückwärtsgang
ein und fuhr. (Partplatz ist überflüssig, lässt du es weg, erzeugst du mehr Konsequenz, was gut zum Rest der Kurzatmigkeit des Textes passen würde)

Das sind keine Vorschläge, eher, wie kleine Details andere oder tiefere Perspektiven liefern können und etwas mehr (für mich) Spannung erzeugen.


LG EV
 

Johnson

Mitglied
Hey Johnson,

so streng würde ich das nicht sehen. Das Gedicht hat schon etwas und entspricht dem Naturell der zeitgenössischen Lyrik. Sonst würde ja niemand kommentieren, wenn es Unfug wäre, findest du nicht auch?

Hier sei aber erwähnt, dass ich die zeitgenössische Lyrik oft als eine Art Falle betrachte, Werke, die auf dem ersten Blick fehlleiten und nach längerer Beschäftigung erst ihre Blüte zeigen. Denn eigentlich sind sie hochlyrisch und bringen für ordinäre Empfindungen neue Metaphern hervor.

Was erwartest du für ein Feedback von den Lesern? Interessieren dich literarische Quellen? Andere Werke?
Willst du generell dazu lernen oder ist das für dich gänzlich irrelevant? Letzteres wäre ein legitimer Standpunkt, das wäre völlig in Ordnung.
Wenn ich weiß, was dich interessiert, kann ich genauer darauf eingehen und dir eventuell nützliches Feedback liefern.

Was ich noch hinzufügen möchte: Ich finde, alle deine Werke haben große Potential Dinge beiläufig zu erzählen, anstatt sie zu benennen. Da wären wir sehr schnell bei "Show it" anstatt "tell". Um dahin zu kommen, fehlen deinen Werken nur kleine Details, die der Leser verarbeiten muss.

Mal als Beispiel, was ich meine!



Ich trug mein bestes
Hemd
völlig ohne Falten.
Die Frauen begleiteten mich (Wer? Die Mitarbeiter? Wer ist "Sie"?)
in einen kleinen Meetingraum.
Ich ging am Fenster hin und her
und blickte immer wieder
durch die Jalousien.
Dann gab man mir
vier Verträge zum ("Papiere" ist zu schwach, verwende ruhig "Verträge", andererseits funktioniert das Papier als Wert- und Emotionsreduktion ziemlich gut!)
durchblättern und
ich unterschrieb
langsam mit
trockenen Händen.
Ein Telefon lag
wie die Ruhe des Raumes
auf dem Tisch. (Wenn es auf dem Tisch liegt, ohne etwas zu tun, dann ist es stumm (Bezugsimmanenz))

Draußen mähte ein Gärtner (Mit was mähte er? Ein geiles ungewöhnlicheres Bild wäre eines mit einer Sense)
den Rasen.
Jemand schloss ein Fenster,
ein anderer öffnete eins.
Ich ging raus und
setzte mich
in das Nappa
meines Wagens
legte den Rückwärtsgang
ein und fuhr. (Partplatz ist überflüssig, lässt du es weg, erzeugst du mehr Konsequenz, was gut zum Rest der Kurzatmigkeit des Textes passen würde)

Das sind keine Vorschläge, eher, wie kleine Details andere oder tiefere Perspektiven liefern können und etwas mehr (für mich) Spannung erzeugen.


LG EV
Danke dir EV. danke für die Beschäftigung mit dem Text. Ich werde es als Inspiration für mich aufnehmen
 



 
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