Am Meer

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Kapitano

Mitglied
Strandspaziergang
Wie ein glänzender Teppich überrollt das Meerwasser mit großem Schwung die mich umgebenden Sandflächen. Bis zu meinen Füßen und weiter dehnt sich das Wasser zum Ufer hin aus, um an den mit Kies, Tang und Steinen versehene Rändern des Sandufers kräuselnd sein Ende zu finden. Das Wasser zerstört die Sandburgen der spielenden Kinder und für Sekunden funkeln die feuchten kristallinen Sandkörner wie ein unendlicher Lichtteppich. Schon verschwindet das Wasser wieder und der eben noch glänzende Sand wird zu einer mattbraunen Fläche, in der sich Rinnsale und kleine Tümpel bilden, die schließlich auch versiegen.

Ihr Anblick erinnert an die Millionen Jahre dauernde Formung der Erde, in der sich tausende Meter hohe Eismassen durch Mitteleuropa einen Weg durch das Land bahnten, und bis an das Massiv der Alpen rückten um im Rückzug zu den Polen auf ihren nächsten Einsatz zu warten. Zurück ließen diese Bewegungen die heutigen Landschaften, die Hügel und Niederungen, mit ihren Flüssen, Seen und den Findlingen, die dies alles bezeugen.

Der Grundton des Meeresrauschens, eine menschenunmögliche Komposition aus unendlichen Wellenschlägen mischt sich mit dem Kreischen der Möwen
So entsteht ein Naturkonzert, ein universeller Naturklang, der archaisch die Welt an ihren Küsten vereint.
Meine Gedanken sind gerade verklungen, da umspült die nächste Welle die Füße, die wie die Spaziergänger vor und hinter mir für kurze Zeit einen Abdruck im feuchten Sand hinterlassen. Ich erinnere mich an die Spaziergänge am Ostseestrand mit meiner ersten Liebe und werde traurig.

Stelle mir vor, einmal zu Fuß den europäischen Kontinent am Ufer entlang zu spazieren. Immer an der Küste, in Travemünde startend, über Polen nach Weißrussland , weiter an den baltischen Staaten vorbei nach Russland, eine Pause in St. Peterburg dann rüber zu den skandinavischen Ländern. Von dort mit der Fähre nach Großbritannien, dann zurück nach Deutschland an die Nordsee. Schließlich weiter durch die Niederlande, Belgien und über die Normandie in die Bretagne.
Am Atlantik runter die iberische Halbinsel umrundend gegenüber ignorierend Gibraltar wieder nach Frankreich,rüber nach Ligurien den italienischen Stiefel runter und wieder rauf, in Venedig mit der Fähre rüber zum Balkan dann nach Griechenland zum Beginn der europäischen Kultur.
Von hier aus spaziere ich am Goldstrand entlang die europäusche Grenze überschreitend bis zum Bosporus! Überall das Wasser, die Wellen, die Möwen und die scheinbare unendliche Weite.
Auf dem Weg begleiten mich überall die Dinge, die das Meer ausspuckt, Muscheln, Tang, Nussschalen, Bambusstücke, Gräten, Algen und das, was die Menschen hinterließen.
Vom ewigen Wellengang abgeschliffene Holzstücke, Ziegel und Glasscherben, schließlich Plastikstücke in allen Farben und Größen. Verwaschene farblose Kanister, die ausgefransten Seilenden von Seglern und Fischern in rot, gelb und blau. Alte Badelatschen, über Bord geworfene Wasserflaschen und die verwaisten Henkel von Kindersandeimern.
Es ist der Kunststoff, der vieles überdauern wird. Ich denke an Pierre Bourdieu und seine Aufsätze zu Plastik und Fleisch.
Denke daran, wie manches gefundene Strandgut Leben rettete! Bei Schiffbrüchigen wie Robinson Crusoe oder Tom Hanks im Film Castaway!
Diese Geschichten könnten wahr oder Strandspaziergängen entsprungen sein.
Die Sonne brennt auf meinen Schultern und ich befeuchte sie mit meiner Zunge, schmecke das Salz.
Vor noch nicht einmal hundert Jahren fand das Strandgut als Objets trouvé den Weg in die Kunst, in die Assemblagen mancher Künstler bis in die zeitgenössische Objektunst.Wir sehen sie in Ausstellungen und sie erinnern uns an die eigenen Fundstücke unserer Strandspaziergänge.

Plötzlich reißt mich eine große Welle in Hüfthöhe um und zieht mich unter Wasser. Meine unvorbereitete Lunge scheint sich mit Wasser zu füllen, der Sand, grober wie feiner Kies aber auch scharfkantige Steine scheinen mich zu schmirgeln , mein Rücken schmerzt, meine Badehose rutscht runter.
Trotz der Angst vor dem Brennen des Salzes in den Augen, üöffne ich sie und sehe weißen Schaum, rotes Wasser , farbige Gegenstände und kleine Menschenkörper! Alles wird durchgewirbelt wie in einer Waschmaschine.
Über mir durch das aufgewühlte Wasser ahne ich den blauen Himmel. Die Sonne scheint grell durch das grobgekörnte Wasser, Mein Herz rast, dann liege ich ohne Badehose mit zerschürftem Rücken im aufgewühlten Sand, schaue zum Ufer und versuche mich im rücklaufenden Wasser mit Mühe aufzusetzen, stütze mich mit den Händen ab, die sofort im Sand einsinken.
Das zurückziehende Wasser spült mich jedoch ein weiteres Mal im Sitzen durch, ich falle zur Seite, huste, spucke wieder aus und bekomme ein weiteres Mal das salzige Wasser in den Mund. Benommen versuche ich hustend aufzustehen und suche vergeblich meine Badehose. Schließlich torkele ich nackt ans trockene Ufer.
Dort stehen schreiende Mütter. Die Väter tauchen nach den verschluckten Kindern. Am Ufer liegen die Fundstücke der letzten Sekunden, Plastikeimer, Schippen und meine Badehose.
 

Kapitano

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Strandspaziergang
Wie ein glänzender Teppich überrollt das Meerwasser mit großem Schwung die mich umgebenden Sandflächen. Bis zu meinen Füßen und weiter dehnt sich das Wasser zum Ufer hin aus, um an den mit Kies, Tang und Steinen versehene Rändern des Sandufers kräuselnd sein Ende zu finden. Das Wasser zerstört die Sandburgen der spielenden Kinder und für Sekunden funkeln die feuchten kristallinen Sandkörner wie ein unendlicher Lichtteppich. Schon verschwindet das Wasser wieder und der eben noch glänzende Sand wird zu einer mattbraunen Fläche, in der sich Rinnsale und kleine Tümpel bilden, die schließlich auch versiegen.

Ihr Anblick erinnert an die Millionen Jahre dauernde Formung der Erde, in der sich tausende Meter hohe Eismassen durch Mitteleuropa einen Weg durch das Land bahnten, und bis an das Massiv der Alpen rückten um im Rückzug zu den Polen auf ihren nächsten Einsatz zu warten. Zurück ließen diese Bewegungen die heutigen Landschaften, die Hügel und Niederungen, mit ihren Flüssen, Seen und den Findlingen, die dies alles bezeugen.

Der Grundton des Meeresrauschens, eine menschenunmögliche Komposition aus unendlichen Wellenschlägen mischt sich mit dem Kreischen der Möwen
So entsteht ein Naturkonzert, ein universeller Naturklang, der archaisch die Welt an ihren Küsten vereint.
Meine Gedanken sind gerade verklungen, da umspült die nächste Welle die Füße, die wie die Spaziergänger vor und hinter mir für kurze Zeit einen Abdruck im feuchten Sand hinterlassen. Ich erinnere mich an die Spaziergänge am Ostseestrand mit meiner ersten Liebe und werde traurig.

Stelle mir vor, einmal zu Fuß den europäischen Kontinent am Ufer entlang zu spazieren. Immer an der Küste, in Travemünde startend, über Polen nach Weißrussland , weiter an den baltischen Staaten vorbei nach Russland, eine Pause in St. Peterburg dann rüber zu den skandinavischen Ländern. Von dort mit der Fähre nach Großbritannien, dann zurück nach Deutschland an die Nordsee. Schließlich weiter durch die Niederlande, Belgien und über die Normandie in die Bretagne.
Am Atlantik runter die iberische Halbinsel umrundend gegenüber ignorierend Gibraltar wieder nach Frankreich,rüber nach Ligurien den italienischen Stiefel runter und wieder rauf, in Venedig mit der Fähre rüber zum Balkan dann nach Griechenland zum Beginn der europäischen Kultur.
Von hier aus spaziere ich am Goldstrand entlang die europäusche Grenze überschreitend bis zum Bosporus! Überall das Wasser, die Wellen, die Möwen und die scheinbare unendliche Weite.
Auf dem Weg begleiten mich überall die Dinge, die das Meer ausspuckt, Muscheln, Tang, Nussschalen, Bambusstücke, Gräten, Algen und das, was die Menschen hinterließen.
Vom ewigen Wellengang abgeschliffene Holzstücke, Ziegel und Glasscherben, schließlich Plastikstücke in allen Farben und Größen. Verwaschene farblose Kanister, die ausgefransten Seilenden von Seglern und Fischern in rot, gelb und blau. Alte Badelatschen, über Bord geworfene Wasserflaschen und die verwaisten Henkel von Kindersandeimern.
Es ist der Kunststoff, der vieles überdauern wird. Ich denke an Pierre Bourdieu und seine Aufsätze zu Plastik und Fleisch.
Denke daran, wie manches gefundene Strandgut Leben rettete! Bei Schiffbrüchigen wie Robinson Crusoe oder Tom Hanks im Film Castaway!
Diese Geschichten könnten wahr oder Strandspaziergängen entsprungen sein.
Die Sonne brennt auf meinen Schultern und ich befeuchte sie mit meiner Zunge, schmecke das Salz.
Vor noch nicht einmal hundert Jahren fand das Strandgut als Objets trouvé den Weg in die Kunst, in die Assemblagen mancher Künstler bis in die zeitgenössische Objektunst.Wir sehen sie in Ausstellungen und sie erinnern uns an die eigenen Fundstücke unserer Strandspaziergänge.

Plötzlich reißt mich eine große Welle in Hüfthöhe um und zieht mich unter Wasser. Meine unvorbereitete Lunge scheint sich mit Wasser zu füllen, der Sand, grober wie feiner Kies aber auch scharfkantige Steine scheinen mich zu schmirgeln , mein Rücken schmerzt, meine Badehose rutscht runter.
Trotz der Angst vor dem Brennen des Salzes in den Augen, üöffne ich sie und sehe weißen Schaum, rotes Wasser , farbige Gegenstände und kleine Menschenkörper! Alles wird durchgewirbelt wie in einer Waschmaschine.
Über mir durch das aufgewühlte Wasser ahne ich den blauen Himmel. Die Sonne scheint grell durch das grobgekörnte Wasser, Mein Herz rast, dann liege ich ohne Badehose mit zerschürftem Rücken im aufgewühlten Sand, schaue zum Ufer und versuche mich im rücklaufenden Wasser mit Mühe aufzusetzen, stütze mich mit den Händen ab, die sofort im Sand einsinken.
Das zurückziehende Wasser spült mich jedoch ein weiteres Mal im Sitzen durch, ich falle zur Seite, huste, spucke wieder aus und bekomme ein weiteres Mal das salzige Wasser in den Mund. Benommen versuche ich hustend aufzustehen und suche vergeblich meine Badehose. Schließlich torkele ich nackt ans trockene Ufer.
Dort stehen schreiende Mütter. Die Väter tauchen nach den verschluckten Kindern. Am Ufer liegen die Fundstücke der letzten Sekunden, Plastikeimer, Schippen und meine Badehose.
 

Kapitano

Mitglied
Strandspaziergang
Wie ein glänzender Teppich überrollt das Meerwasser mit großem Schwung die mich umgebenden Sandflächen. Bis zu meinen Füßen und weiter dehnt sich das Wasser zum Ufer hin aus, um an den mit Kies, Tang und Steinen versehene Rändern des Sandufers kräuselnd sein Ende zu finden. Das Wasser zerstört die Sandburgen der spielenden Kinder und für Sekunden funkeln die feuchten kristallinen Sandkörner wie ein unendlicher Lichtteppich. Schon verschwindet das Wasser wieder und der eben noch glänzende Sand wird zu einer mattbraunen Fläche, in der sich Rinnsale und kleine Tümpel bilden, die schließlich auch versiegen.

Ihr Anblick erinnert an die Millionen Jahre dauernde Formung der Erde, in der sich tausende Meter hohe Eismassen durch Mitteleuropa einen Weg durch das Land bahnten, und bis an das Massiv der Alpen rückten um im Rückzug zu den Polen auf ihren nächsten Einsatz zu warten. Zurück ließen diese Bewegungen die heutigen Landschaften, die Hügel und Niederungen, mit ihren Flüssen, Seen und den Findlingen, die dies alles bezeugen.

Der Grundton des Meeresrauschens, eine menschenunmögliche Komposition aus unendlichen Wellenschlägen mischt sich mit dem Kreischen der Möwen
So entsteht eine kakofonie, ein universeller Naturklang, der archaisch alle Küsten der Welt vereint.
Meine Gedanken sind gerade verklungen, da umspült die nächste Welle die Füße, die wie die Spaziergänger vor und hinter mir für kurze Zeit einen Abdruck im feuchten Sand hinterlassen. Ich erinnere mich an die Spaziergänge am Ostseestrand mit meiner ersten Liebe und werde traurig.

Stelle mir vor, einmal zu Fuß den europäischen Kontinent am Ufer entlang zu spazieren. Immer an der Küste, in Travemünde startend, über Polen nach Weißrussland , weiter an den baltischen Staaten vorbei nach Russland, eine Pause in St. Peterburg dann rüber zu den skandinavischen Ländern. Von dort mit der Fähre nach Großbritannien, dann zurück nach Deutschland an die Nordsee. Schließlich weiter durch die Niederlande, Belgien und über die Normandie in die Bretagne.
Am Atlantik runter die iberische Halbinsel umrundend gegenüber ignorierend Gibraltar wieder nach Frankreich,rüber nach Ligurien den italienischen Stiefel runter und wieder rauf, in Venedig mit der Fähre rüber zum Balkan dann nach Griechenland zum Beginn der europäischen Kultur.
Von hier aus spaziere ich am Goldstrand entlang die europäusche Grenze überschreitend bis zum Bosporus! Überall das Wasser, die Wellen, die Möwen und die scheinbare unendliche Weite.
Auf dem Weg begleiten mich überall die Dinge, die das Meer ausspuckt, Muscheln, Tang, Nussschalen, Bambusstücke, Gräten, Algen und das, was die Menschen hinterließen.
Vom ewigen Wellengang abgeschliffene Holzstücke, Ziegel und Glasscherben, schließlich Plastikstücke in allen Farben und Größen. Verwaschene farblose Kanister, die ausgefransten Seilenden von Seglern und Fischern in rot, gelb und blau. Alte Badelatschen, über Bord geworfene Wasserflaschen und die verwaisten Henkel von Kindersandeimern.
Es ist der Kunststoff, der vieles überdauern wird. Ich denke an Pierre Bourdieu und seine Aufsätze zu Plastik und Fleisch.
Denke daran, wie manches gefundene Strandgut Leben rettete! Bei Schiffbrüchigen wie Robinson Crusoe oder Tom Hanks im Film Castaway!
Diese Geschichten könnten wahr oder Strandspaziergängen entsprungen sein.
Die Sonne brennt auf meinen Schultern und ich befeuchte sie mit meiner Zunge, schmecke das Salz.
Vor noch nicht einmal hundert Jahren fand das Strandgut als Objets trouvé den Weg in die Kunst, in die Assemblagen mancher Künstler bis in die zeitgenössische Objektunst.Wir sehen sie in Ausstellungen und sie erinnern uns an die eigenen Fundstücke unserer Strandspaziergänge.

Plötzlich reißt mich eine große Welle in Hüfthöhe um und zieht mich unter Wasser. Meine unvorbereitete Lunge scheint sich mit Wasser zu füllen, der Sand, grober wie feiner Kies aber auch scharfkantige Steine scheinen mich zu schmirgeln , mein Rücken schmerzt, meine Badehose rutscht runter.
Trotz der Angst vor dem Brennen des Salzes in den Augen, üöffne ich sie und sehe weißen Schaum, rotes Wasser , farbige Gegenstände und kleine Menschenkörper! Alles wird durchgewirbelt wie in einer Waschmaschine.
Über mir durch das aufgewühlte Wasser ahne ich den blauen Himmel. Die Sonne scheint grell durch das grobgekörnte Wasser, Mein Herz rast, dann liege ich ohne Badehose mit zerschürftem Rücken im aufgewühlten Sand, schaue zum Ufer und versuche mich im rücklaufenden Wasser mit Mühe aufzusetzen, stütze mich mit den Händen ab, die sofort im Sand einsinken.
Das zurückziehende Wasser spült mich jedoch ein weiteres Mal im Sitzen durch, ich falle zur Seite, huste, spucke wieder aus und bekomme ein weiteres Mal das salzige Wasser in den Mund. Benommen versuche ich hustend aufzustehen und suche vergeblich meine Badehose. Schließlich torkele ich nackt ans trockene Ufer.
Dort stehen schreiende Mütter. Die Väter tauchen nach den verschluckten Kindern. Am Ufer liegen die Fundstücke der letzten Sekunden, Plastikeimer, Schippen und meine Badehose.
 

Kapitano

Mitglied
Strandspaziergang
Wie ein glänzender Teppich legt sich das Meerwasser mit großem Schwung über die mich umgebenden Sandflächen. Bis zu meinen Füßen und weiter dehnt sich das Wasser aus, um an den aus Tang und Steinen bestehenden Rändern des Ufers sein Ende zu finden. Das Wasser zerstört die Sandburgen der spielenden Kinder und für Sekunden funkeln die feuchten Sandkristalle wie ein unendliches Lichtermeer. Schon verschwindet das Wasser wieder und der eben noch glänzende Sand wird zu einer mattbraunen Fläche, in der sich Rinnsale und kleine Tümpel bilden, die schließlich auch versiegen.

Ihr Anblick erinnert an die Millionen Jahre dauernde Formung der Erde, in der sich tausende Meter hohe Eismassen durch Mitteleuropa einen Weg durch das Land bahnten, und bis an das Massiv der Alpen rückten um im Rückzug zu den Polen auf ihren nächsten Einsatz zu warten. Zurück ließen diese Bewegungen die heutigen Landschaften, die Hügel und Niederungen, mit ihren Flüssen, Seen und den Findlingen, die dies alles bezeugen.

Der Grundton des Meeresrauschens, eine menschenunmögliche Komposition aus unendlichen Wellenschlägen mischt sich mit dem Kreischen der Möwen.
So entsteht eine Sinfonie, ein universeller Naturklang, der archaisch alle Küsten der Welt vereint.
Meine Gedanken sind gerade verweht, da umspült die nächste Welle die Füße, die wie die Spaziergänger vor und hinter mir für kurze Zeit einen Abdruck im feuchten Sand hinterlassen. Ich erinnere mich an die Spaziergänge am Ostseestrand mit meiner ersten Liebe und werde traurig.

Stelle mir vor, einmal zu Fuß den europäischen Kontinent am Ufer entlang spazierend zu erobern. Immer an der Küsteentlang, in Travemünde startend, über Polen weiter an den baltischen Staaten vorbei nach Russland, eine Pause in St. Peterburg dann hinüber zu den skandinavischen Ländern. Von dort mit der Fähre nach Großbritannien, dann zurück nach Deutschland an die Nordsee. Schließlich weiter durch die Niederlande, Belgien und über die Normandie in die Bretagne.
Am Atlantik runter die iberische Halbinsel umrundend, gegenüber von Gibraltar das nahe Afrika ignorierend an den Costas mit ihren berühmten Badeorten und Barcelona vorbei wieder nach Frankreich. Eine nicht mehr vorhandene Grenze überschreitend rüber nach Ligurien den italienischen Stiefel runter und wieder rauf, in Venedig mit der Fähre hinüber zum Balkan dann nach Griechenland zur Wiege der europäischen Kultur.
Von hier aus spaziere ich am Goldstrand entlang die europäische Grenze überschreitend bis zum Bosporus! Überall das Wasser, die Wellen, die Möwen und immer dieser Horizont.
Auf dem Weg begleiten mich überall die Dinge, die das Meer ausspuckt, Muscheln, Tang, Nussschalen, Bambusstücke, Gräten, Algen und das, was die Menschen hinterließen.
Vom Wellengang abgeschliffene Holzstücke, Ziegel und Glasscherben, schließlich Plastikstücke in allen Farben und Größen. Verwaschene farblose Kanister, die ausgefransten Seilenden von Seglern und Fischern in rot, gelb und blau. Alte Badelatschen, über Bord geworfene Wasserflaschen und die verwaisten Henkel von Kindersandeimern.
Es ist der Kunststoff, der vieles überdauern wird. Ich denke an Pierre Bourdieu und seine Aufsätze zu Plastik und Fleisch.
Denke daran, wie manches gefundene Strandgut Leben rettete! Bei Schiffbrüchigen wie Robinson Crusoe oder Tom Hanks im Film Castaway!
Diese Geschichten könnten wahr oder Strandspaziergängen entsprungen sein.

Die Sonne brennt auf meine roten Schultern, ich befeuchte und kühle sie mit meiner Zunge, schmecke das Salz.
Vor noch nicht einmal hundert Jahren haben die ersten französischen Künstler den Fundstücken, den „Objets trouvé“ den Weg in die Kunst gebahnt. In Assemblagen und Collagen finden wir die Stücke wieder. Wir sehen sie in Ausstellungen und sie erinnern uns an die eigenen Fundstücke unserer Strandspaziergänge.

Plötzlich reißt mich eine große Welle in Hüfthöhe um und zieht mich unter Wasser. Meine unvorbereitete Lunge scheint sich mit Wasser zu füllen, der Sand, grober wie feiner Kies aber auch scharfkantige Steine schmirgeln über meine Haut, mein Rücken schmerzt, meine Badehose rutscht runter.
Obwohl ich Angst vor dem Brennen des Salzes habe, öffne ich panisch geworden die Augen, sehe weißen Schaum, rotgefärbtes Wasser, farbige Gegenstände und kleine Menschenkörper! Alles wird durcheinander gewirbelt wie in einer Waschmaschine.
Über mir lässt sich durch das tosende Wasser hindurch der Himmel erahnen. Die Sonne scheint grell durch das mit grobem Sand vermischte Wasser. Mein Herz rast, dann liege ich ohne Badehose mit zerkratztem Rücken im aufgewühlten Sand, schaue zum Ufer und versuche mich im rücklaufenden Wasser mit Mühe aufzurichten, stütze mich mit den Händen ab, die sofort im Sand einsinken.
Das zurückweichende Wasser spült mich jedoch ein weiteres Mal im Sitzen durch, ich falle zur Seite, huste, spucke nach Luft schnappend das Wasser aus und bekomme ein weiteres Mal das salzige Wasser ins Gesicht geschossen. Benommen versuche ich aufzustehen und suche meine Badehose. Schließlich torkele ich nackt ans trockene Ufer.
Dort stehen schreiende Mütter zwischen ihren vom Wasser überfluteten Decken und Schirmen. Die Väter tauchen nach den verschluckten Kindern. Um mich herum liegen die Fundstücke der letzten Sekunden, leere Kühltaschen, Melonenstücke, Plastikflaschen, Plastikeimer, Schippen und meine Badehose.
 

Kapitano

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Liebe Kritiker und Schriftsteller,
für die vielen Tipps, Korrekturen und Verbesserungsvorschläge möchte ich mich bei allen ganz herzlich bedanken. Ohne Eure wertvollen Ratschläge wäre die Geschichte nicht die geworden, die sie jetzt ist.
DAnke
Andreas
 



 
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