Aplomb der Dame

Walther

Mitglied
Aplomb der Dame


Der Wind hat seinen Atem aufgespart,
Um ihn in einer Bö durchs Haar zu blasen.
Die Rosen wackeln in kristallnen Vasen,
Und Türen fallen laut, metallen, hart

Ins Schloss; man hört die offnen Fenster knallen.
Dein Auftritt ist es, weil mit Stil, schon wert:
Denn du erscheinst, man wird durch dich beehrt.
Da dürfen sogar Gläser splitternd fallen,

Da dürfen Blitze schlagen, Donner rollen:
Du hebst das stolze Kinn, weil du gebietest.
Die Träne dort im Winkel blieb vom Schmollen,

Nicht dass du eine Schwäche hier verrietest!
Man muss der Wirkung seine Achtung zollen,
Sonst würde man dir wirklich grollen wollen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Walter,
das Sonett hat mich beeindruckt, es schildert in der ersten Ebene den Auftritt einer Dame, wahrscheinlich gegenüber ihrem Freund oder Ehemann, sie lebt "auf hohem Ross" und hat das Heft fest in der Hand, der Mann erwartet eine Gardinenpredigt.
Vielleicht ist es eine Göttin, Rosen deuten Erotik an.

Das Wort "Aplomb" kenne ich nicht. Das Wörterbuch sagt: "Selbstbewusstsein".

Eine eiskalte Schönheit?
 

Walther

Mitglied
lb bernd,

der aplomb wird hier http://de.wikipedia.org/wiki/Aplomb sehr gut beschrieben. er bezeichnet das auftreten einer person. sie ist in der tat umgeben mit einer aura von selbstbewußtsein.

das sonett entzieht sich bewußt einer klaren aussage, weil es die zwischenebenen mitschwingen lassen will. man kann eine solche weibliche protagonistin mit vielen treffenden begriffen kennzeichnen - richtig beschreiben aber können sie sie eigentlich nur alle.

es ist nicht klar, und soll nicht klar werden, ob es sich um eine liebeserklärung, eine philippika oder das levitenlesen an die geliebte oder gar ein wenig von alledem handelt. jedenfalls wird alles mit einem augenzwinkern vorgetragen. :)

danke für deinen eintrag. es ist schade, daß diese sonette untergehen. vielleicht hat sich der dichter oder die form in der lupe einfach abgenutzt, und es wird zeit, über eine längere auszeit nachzudenken.

lg w.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Haalo, Walther,
die Sonette gehen durchaus nicht unter, sondern sie werden gelesen. Es ist nur schwieriger, sie dann zu beschreiben.
Leicht ist es, wenn man Fehler findet.
Hier ist es aber gut gelungen, auch die vage Mehrdeutigkeit.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

eine Dame wie diese mit großem Aplomb
ist so selten geworden in unserer Zeit
es regieren Kokette ganz ohne Salon
oder nüchterne Managerinnen unweit

Verzweifle nicht, gute Sonette finden immer ihre Leser.

Liebe Grüße

Herbert
 

Walther

Mitglied
lb bernd, hi herbert,

die frage ist, ob man mit solchen texten noch einen blumentopf gewinnen kann. sie dümpeln unkommentiert und bewertet für sich hin. und dann erbarmen sich bernd und herbert (und ein paar wenige) sich des texts. das ist traurig.

danke fürs reinlesen und besprechen!

lg w.
 



 
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